27. Februar 2018

'Die Macht der Tulpenkönigin' von Martina Sahler und Hendrik Gruner

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Holland im Tulpenfieber – eine Katastrophe von ungeahntem Ausmaß!

Holland im Jahr 1637. Das Unglück bricht über die berühmte Tulpenkönigin und ihre Familie herein, als ihr Haus im beschaulichen Bruikelaar mit allen Besitztümern bis auf die Grundmauern niederbrennt. Mareikje und Wim Straaten stehen vor dem Nichts und entscheiden sich notgedrungen dafür, über den Tulpenhandel wieder zu Geld zu kommen. Seit drei Jahren investieren Holländer aus allen Schichten in die wertvollen Zwiebeln, die Preise sind ins Unermessliche geschnellt.

Auf ihrer Reise nach Amsterdam begegnen die Straatens professionellen Händlern, die genau wie Mareikje spüren, dass Eile und äußerste Vorsicht geboten ist. Der gesamte Tulpenmarkt droht wie eine Seifenblase zu platzen und zum größten Handelsdesaster in der Geschichte der Niederlande zu werden. Von der blinden Habgier besessenen Glücksrittern drohen der Verlust von Haus und Hof und der völlige Ruin.

Doch Mareikjes Sorge gilt nicht nur dem Spekulationsfieber, sondern auch ihrem Freund Konrad, dem Blumenzüchter. Er scheint allen Lebensmut verloren zu haben, seit seine Liebste bei dem Hausbrand in den Flammen umgekommen ist …

Historischer Hintergrund:
In den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts nahm der Handel mit Tulpen gigantische Ausmaße an. Die Sucht wurde zur Besessenheit. Wer auch immer die Möglichkeit hatte, versuchte sich durch die Spekulation zu bereichern. Stadträte versuchten ohne Erfolg, diesen Wahnsinn zu stoppen. Zum abrupten Fall des Tulpenfiebers kam es, als das Angebot größer wurde als die Nachfrage. Im Februar 1637 platzte der Traum vom schnellen Geld und tausende Holländer mit „Zockermentalität“, die sich hoch verschuldet hatten, standen vor dem Ruin. Die Tulpomanie gilt als der erste Börsencrash in der Geschichte.

Leseprobe:
Amsterdam im Februar 1637
In der Schlafkammer packte Wim Kleidung aus dem Schrank in die Reisetruhe. Ganz unten lagen schon sein guter Ausgehanzug, die Malerkluft und ein paar warme Jacken. Auf dem Bett hatte er drei Haufen mit ordentlich zusammengefalteten Kleidern gestapelt. Einen für Mareikje und ihn, einen für Adrian und einen für Marie. Gerade legte er die Strümpfe seiner Tochter ab.
„Wim, was machst du da?“ Mareikje trat an ihn heran und nahm ihn in den Arm.
Zwischen Wims Brauen stand eine Zornesfalte. „Keinen Tag länger werde ich es hier aushalten. Wir fahren mit den Kindern zurück nach Bruikelaar und warten ab, bis dieser Wahnsinn ein Ende hat.“ Er sah sie mit glasigen Augen an. Um seinen Mund lag ein bitterer Zug. „Mir ist das zu gefährlich hier. Vor allem für dich und die Kinder. Wir müssen hier weg. Sofort.“
„Was ist denn passiert?“ Mareikje hob hilflos die Schultern.
Endlich brach es aus Wim heraus. „Der Verrückte. Der Schmied, er war hier und hat … Er hat gegen die Tür getreten, bis sie beinahe aus den Angeln geflogen wäre. Dann ist er durch den Hof getrampelt, hat dabei eines der Hühner mit dem Fuß erwischt und gegen die Wand geschleudert. Das arme Tier liegt tot in der Ecke.“ Wim ballte die Hände zu Fäusten.
„Welcher Schmied? Und was wollte der Kerl denn von dir?“
„Von mir? Gar nichts.“ Wim sprang auf. „Die Tulpenkönigin wollte er sich vorknöpfen, hat er geschrien. Er wollte sein Geld zurück. Und wenn nicht, würde er die ganze Saubande ausrotten, hat er gebrüllt.“ Wim zitterte vor Zorn. „Glaub mir, Mareikje, die Leute sind von allen guten Geistern verlassen! Lass uns fertig packen und nach Bruikelaar fahren. Und wenn es nur für ein paar Monate ist.“
Hinter Mareikjes Stirn rasten die Gedanken. „Wer um Himmels willen war das? Hierherkommen und mich und meine Familie bedrohen, das geht nicht. Kanntest du ihn? Ich werde mit Cornelius darüber reden und ihm die Wache auf den Hals schicken.“
Wim setzte sich wieder. „Du kennst ihn. Den Meister von Rickert.“
Mareikje ließ sich auf das Bett plumpsen. Mit offenem Mund starrte sie ihren Mann an.
Magnus van der Berge.
Sie hatte ihn eindringlich gewarnt. Sie hatte sich geweigert, ihm eine ihrer Tulpen zu verkaufen. Der Mann war nicht Herr seiner Sinne.
Sie erinnerte sich, dass sie ihn auf einer Auktion bei einem riskanten Geschäft beobachtet hatte. In längst vergangener Zeit. In einer Zeit, da die Tulpen wie Gold gehandelt wurden. Das schien ihr eine Ewigkeit her zu sein.
„Wim, ich verstehe ja, dass du aufgebracht bist. Und es geht nicht, dass der Kerl uns und die Kinder bedroht. Aber wegzulaufen ist keine Lösung, oder?“
„Dann sag mir, was wir machen sollen! Hierbleiben und abwarten, bis der Kerl unser Haus in Brand setzt?“
„Ich werde sofort mit Cornelius reden. Ich zahle ordentlich in Amsterdam meine Steuern, genau wie du. Wir haben ein Recht darauf, dass der Rat uns in einer solchen Sache zur Seite steht und uns beschützt.“ Sie sprang auf. „Jetzt komm bitte zu dir, pack die Sachen zurück in den Schrank und schau nach, ob die Tür einen Handwerker braucht.“ Sie nahm ihren dicken Mantel vom Haken. „Außerdem sollten wir überlegen, ob wir auch am Tag wieder eine Wache vor dem Haus brauchen.“ Sie schob den wollenen Schal in den Ausschnitt und schloss die oberen Knöpfe. „Aber das können wir nach meinem Gespräch mit Cornelius entscheiden.“
Als sie zwei Stunden später vor der Tür stand, passten zwei Burschen das schwere Blatt in die Zarge ein. Mareikje wartete einen Moment, bis der Durchgang frei war, und drängte sich schließlich an ihnen vorbei ins Innere des Hauses.
Wim saß in seinem Arbeitszimmer. Er hatte sich ein bisschen beruhigt.
Mareikje setzte sich neben ihn auf die mit Farben bekleckerte Bank. „Morgen früh wird Cornelius mich abholen, gemeinsam mit einem Kommandanten der Stadtwache und zwei Wachleuten. Er wird ein Schreiben des Rates mitbringen, der es Magnus van der Berge verbietet, sich unserem Haus oder unserer Familie zu nähern. Der Schmied ist übrigens beim Stadtrat gut bekannt. Er ist ein Meister seines Fachs und hat schon mehrere Aufträge von ganz oben ausgeführt. Trotzdem wird man ihm sein Verhalten nicht durchgehen lassen. Hält er sich nicht an die Verfügung, geht es für ihn ab in den Kerker.“ Sie musterte ihren Mann von der Seite. „Meinst du nicht, dass das sinnvoller ist, als wegzulaufen?“
Wim drehte den Kopf zur Seite. „Ich weiß nicht. Ich halte es immer noch für besser, ein paar Monate zu verschwinden. Wer weiß, wer dir noch alles die Schuld für sein Elend geben wird und dir deshalb ans Leder will?“
Mareikje biss sich auf die Unterlippe. „Wenn uns jemand etwas Böses will, wird er uns überall finden. Auch in Bruikelaar.“

Im Kindle-Shop: Die Macht der Tulpenkönigin.
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'Neetokar: Der Weg in eine andere Welt. Die Rettung' von Reinhard Kratzl

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Sarah und ihre treuen Gefährten sind auf der dunklen Seite von Neetokar angekommen. Ihr neuestes Abenteuer führt sie in eine finstere Welt, die ihnen einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Mit aller Kraft kämpfen sie gegen die bedrohliche Fauna und Flora, um schließlich die restlichen Steine der Macht in ihren Besitz zu bekommen.

Tauchen Sie ein in diese fantastische Welt. Begleiten Sie Sarah und ihre Freunde, auf der letzten und schwersten Strecke ihres Weges.

Dieser letzte Band der Trilogie, schließt nahtlos an Band 2 an.

Leseprobe:
Als Sarah erwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Sie fühlte sich, in keiner Weise erholt und zitterte leicht. Ein ungewöhnlicher Traum hatte die junge Frau geplagt und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was er zu bedeuten hatte. Normalerweise hätte sie es einfach als Albtraum abgetan, aber es war so real. Fast wie ein Blick in die Zukunft.
Sarah versuchte, die Bruchstücke zusammenzusetzen, doch sie verschwammen schnell. »Verdammt«, schimpfte sie laut und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Dariusz schreckte hoch. »Wa ... Was ist los?«, fragte er mit verschlafener Stimme, während er sich die Augen rieb. »Tut mir leid mein Schatz. Ich wollte dich nicht so unsanft wecken«, erklärte sie ihm, zog ihn zu sich und küsste ihn. Der Kuss ließ sie wieder ruhiger werden und sie erzählte ihrem Freund, warum sie eben noch so wütend war.
»Mach dich doch nicht verrückt Schatz, Es war nur ein Traum ... nichts weiter als ein Traum. Lenke deine Gedanken lieber auf das, was vor uns liegt. Du wirst bald deine Mutter in der anderen Welt sehen«, sprach er beruhigend auf sie ein und drückte sie dabei ganz fest an sich.
»Ja ... du hast ja recht. Ich sollte mich freuen und nicht wirren Träumen hinterher jagen.«
Noch ehe sie länger darüber nachdenken konnte, hörte Sarah plötzlich die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf. »Hallo meine Tochter. Es war nicht einfach, aber es ist mir gelungen. Heute um zwölf Uhr wird sich in deiner Nähe ein Spalt bilden, durch den du und deine Freunde in die andere Welt reisen könnt. Ihr habt exakt drei Tage Zeit. Eine Stunde bevor sich das Portal schliesst, wird deine Halskette aufblinken. Wenn du dieses Zeichen siehst, dann solltet ihr euch beeilen. Jeder von euch, der nicht rechtzeitig durch die Pforte geht, wird für immer in der anderen Welt gefangen sein. Dann ... wäre Neetokar verloren«, hallten die Worte durch Sarahs Kopf. Sie strahlte und stieß einen Jubelschrei aus. »Ich danke dir von ganzem Herzen Mutter. Du ahnst nicht, wie glücklich du mich damit machst. Bitte mach dir keine Sorgen. Wir werden rechtzeitig zurückkehren. Neetokar wird gerettet werden, das schwöre ich«, übermittelte die junge Frau in Gedanken und wollte am liebsten tanzen, vor lauter Freude.
»Ich wünsche dir das Allerbeste mein Kind. Nun muss ich diese Kommunikation leider beenden, da die Vorbereitungen für euren Transport in die andere Welt, meiner ganzen Aufmerksamkeit bedürfen. Vergiss niemals, ich liebe Dich!«
Sarah hatte nicht mal mehr die Gelegenheit sich richtig zu verabschieden, die geistige Verbindung zu ihrer Mutter endete abrupt. Aber es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass sie mit ihrer Mutter in Kontakt treten konnte. Sarah machte einen Luftsprung und schrie ihre Freude in die Welt hinaus. Dieser Ausbruch von Fröhlichkeit weckte auch den Zwerg. Was niemanden wirklich störte, da damit sein Schnarchen endlich aufhörte.
»Wir haben drei Tage ... ganze drei Tage! Packt eure Sachen zusammen Freunde, wir brechen mittags auf«, erklärte sie ihren Freunden und strahlte über das ganze Gesicht. Dariusz starrte sie an. Noch nie zuvor hatten ihre blauen Augen so wunderbar geleuchtet, wie in diesem Moment. Er hatte das Gefühl, einen Engel vor sich zu haben und war überglücklich, dass diese junge Frau, seine Freundin war.
»Was ist los?«, wollte Gadlyn wissen, während er sich mühsam aus seiner Schlafstätte erhob.
»Ah, der Herr Zwerg ist auch schon aufgestanden«, sagte Sarah und lächelte ihn an.
»Und ... was gibt es nun so Wichtiges, dass ihr mich so früh weckt?«, hakte Gadlyn nach und blickte fragend in die Runde.
»Ich hatte Kontakt zur Prinzessin. Wir werden für ganze drei Tage in die andere Welt reisen. Und ... es geht heute Mittag los«, erzählte sie und trieb ihn an, endlich seine Sachen zu packen. Sarah konnte es kaum noch abwarten, endlich durch diesen Spalt zu treten und ihre Mutter in die Arme zu nehmen.
»Ja ... schon gut. Ich mach ja schon«, erwiderte der Zwerg und schüttete sich etwas Wasser ins Gesicht. Während das Wasser seinen Bart hinunter lief, dachte er: »Hoffentlich haben die dort auch etwas Anständiges zum Essen und Ale. Bei meinem Barte. Was mache ich, wenn die nicht mal köstlichen Gerstensaft haben?« Seine Stirn legte sich in Falten und er wirkte verzweifelt.
Der Rest der Gefährten machte sich indessen daran, die Sachen zusammen zu packen, was nicht sehr lange dauerte. »Und nun? Was machen wir jetzt, alle sind fertig, wir haben nichts im Magen und es dauert noch eine Weile bis zur Mittagszeit. Irgendjemand eine Idee?«, fragte Dariusz in die Runde und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
»Gute Frage. Wir sollten losziehen und wer weiß, vielleicht finden wir ja etwas Essbares unterwegs«, sagte die junge Frau, streichelte Ajax durch sein weiches Fell und ging los. Ihre Freunde folgten ihr, obwohl keiner so genau wusste, wohin sie eigentlich ging.
Egal wie weit sie auch gingen, die Gegend wirkte wie ausgestorben. Kein einziger Vogel zwitscherte und es war auch sonst kein Tier zu sehen. Es war eine gespenstische Stille. Einzig und alleine die leisen Schritte der Gruppe, waren zu hören. Gadlyn umklammerte den Griff seiner Axt. Er wollte bereit sein, wenn etwas Ungewöhnliches passieren sollte. Auch Dariusz fühlte sich nicht wirklich wohl. Noch nie zuvor war er durch die Natur gelaufen, ohne auch nur ein einziges Tier zu hören oder zu sehen. Alles wirkte so unwirklich. Nicht einmal das Rauschen des Windes war zu hören, obwohl sich die Baumkronen bewegten.
»Es ist unheimlich«, erklärte Ajax, während er seine Schnauze in die Luft hielt. Er versuchte, etwas zu wittern, irgendetwas. Doch da war nichts. Gar nichts, außer den Gefährten.

Im Kindle-Shop: Neetokar: Der Weg in eine andere Welt (Die Rettung 3).
Mehr über und von Reinhard Kratzl auf seiner Website.

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26. Februar 2018

'Eine Frau kämpft für ihren Traum' von Verena Dahms

Kindle Edition | Tolino | Taschenbuch
1956 flüchtet Anna Horvath zusammen mit ihren Eltern vor den sowjetischen Truppen aus Ungarn in ein Bergdorf in der Schweiz. Sie wächst in zwei Welten auf. Ein Zwiespalt entwickelt sich in ihr. Wo gehört sie hin? Ist Ungarn ihre Heimat oder die Schweiz, ihr neues Zuhause? Anton, ein Nachbarjunge, hilft ihr, im Dorf Fuß zu fassen, im Laufe der Zeit entwickelt sich Zuneigung, ja Liebe.

Doch Anna bleibt getrieben, rastlos, schafft es nicht anzukommen. In ihrer Not entdeckt sie zunächst das Zeichnen, dann das Malen. Damit findet sie ihre Bestimmung, ihr Glück - eine andere Art von Heimat. Ein Kunstagent wird ihr Mentor, sie verlässt das Bergdorf, und später erlangt Anna durch die internationale Anerkennung als Kunstmalerin endlich Akzeptanz. Aus dem Flüchtlingskind von einst wird eine gefeierte Persönlichkeit.

Besessen malt Anna bis zur Selbstaufgabe, verkraftet dadurch Schicksalsschläge, in die sie sich hinein manövriert hat, und obwohl sie immer wieder an Anton, ihre Jugendliebe denkt, schiebt sie ihn und das Leben selbst beiseite.

Ob sie jemals erkennt, dass die Liebe zu einem Menschen wertvoller ist als die Leidenschaft zur Kunst?

Leseprobe:
Die kommenden Tage verbrachte Anna wie in Trance. Einmal war sie himmelhochjauchzend, dann wieder am Boden zerstört. Sie sehnte sich nach Lazio, zugleich ergriff sie Furcht, ein Schuldgefühl, ihre Malerei mit einem Mann zu betrügen. Wollte sie das? Die Liebe über die Kunst stellen? Konnte sie beides haben, würde eines neben dem anderen bestehen können? War ihr Herz so groß, beide Leidenschaften vereinen zu können? So viele Fragen! Als sie es nicht mehr aushielt, fuhr sie in die Leander Road. Am Morgen war Ellien meist zu Hause anzutreffen. Verschlafen öffnete sie die Tür, doch als sie Annas Gesichtsausdruck sah, war die Müdigkeit wie weggewischt.
„Komm herein“, sie zog sie am Ärmel ins Zimmer, drückte sie auf den Sessel und machte sich an ihrem Teekessel zu schaffen. „So, und nun erzähl.“
Ohne Umschweife begann Anna zu erzählen. Über die Aktmalerei, über ihre Liebesstunden danach, und dass sie Lazio mit nach Budapest mitgehen würde, sobald sie die Prüfung absolviert und er seine Papiere für die Übernahme des Restaurants zusammen hätte. Sie sprach auch über sein aufbrausendes Wesen, aus heiterem Himmel, eines Satzes von Anna wegen konnte er zornig werden.
Ellien hörte ihr schweigend zu, stand nur auf, um Tee in die Becher zu gießen, setzte sich wieder hin und betrachtete Annas Gesicht.
Als sie geendet hatte, strich Ellien ihr beruhigend über die Hand. „Er ist eben ein leidenschaftlicher Ungar, mit Paprika im Blut.“ Sie lachte. „Nun, du musst tun, was dein Herz sagt und nicht dein Kopf. Und dein Herz sagt dir doch, dass du mitgehen sollst. Erstens wegen deiner Heimat und zweitens ... liebst du ihn?
Anna hob die Schultern. „Ich, ja ... ich sehne mich unentwegt nach ihm, ob das aber Liebe ist ... „, sie nippte an ihrem Tee, „und wie frei werde ich sein?“
„Du wirst immer frei sein, Anna, glaub mir. Ich kenne dich gut genug, um das zu beurteilen.“
„Ich wollte mich nie binden, weißt du, ich glaube, dass man als Künstlerin frei sein muss, und nun kommt Lazio, und ich werfe alle Vorsätze über den Haufen.“

Im Kindle-Shop: Eine Frau kämpft für ihren Traum
Für Tolino: Buch bei Thalia

Mehr über und von Verena Dahms auf ihrer Website.



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'Hüterin der Steine: Die graue Stadt' von Tassina Daniels

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Die ersten Sonnenstrahlen stiegen über die Bäume, als Kiara sich wie eine Diebin aus dem Haus ihrer Großmutter stahl. Sie wollte sich unter den wartenden Schatten der großen Bäume verbergen, um unter ihrem Mantel die Heimat zu verlassen und ihre Mutter zu finden.

Die achtjährige Kiara macht sich, mithilfe eines magischen Steins, auf die Suche nach ihrer Mutter. Sie begegnet einen alten Händler, der sie zur nächsten Stadt bringt. Dort hofft sie, ihre Mutter zu finden. Doch auf der Stadt Myrandil liegt ein Fluch, der ihr alle Farben geraubt hat und niemanden mehr frei gibt. Die graue Stadt!

Eine märchenhafte Geschichte über die Suche eines Mädchens nach der eigenen Mutter und ihrem Mut, sich allen Gefahren zu stellen.

Leseprobe:
Die ersten Sonnenstrahlen stiegen über die Bäume, als Kiara sich wie eine Diebin aus dem Haus ihrer Großmutter stahl. Sie wollte sich unter den wartenden Schatten der großen Bäume verbergen, um unter ihrem Mantel die Heimat zu verlassen und ihre Mutter zu finden.
Großmutter Anre war still eingeschlafen und hatte nicht gemerkt, wie die weißen Frauen ihren Atem stahlen und ihre Seele aus dem Körper zogen. Sie hatte einfach aufgehört zu atmen. Doch Kiara hatte es gespürt, als die weißen Frauen kamen. Kalt war ihr geworden. Als sie nach ihrer Großmutter sah, lag diese friedlich und tot da. Kiara war nun ganz allein.
Die Haustür schloss sich ein letztes Mal hinter Kiara, die ihr bestes Leinenkleid angezogen hatte. Den Überwurfmantel von Großmutter hatte sie sich genommen, weil sie wusste, dass ihre Großmutter es so gewollt hätte. Der Findestein lag in dem kleinen Beutel, in dem sie ihre Habseligkeiten gesteckt hatte. Sie hatte sich schon lange vorbereiten können, denn das Leben ihrer einzigen Verwandten war immer schwächer geworden.
Sie straffte die Schultern und ging mit festen Schritten voran. Sie musste weit weg sein, bevor man bemerkte, dass die alte Enra tot war. Man wird die kleine Hütte durchwühlen und der Dorfmann wird vor Wut brüllen. Denn der Findestein war nicht mehr da. Das Einzige, was von Wert war, hatte Kiara mitgenommen. Der Stein gehörte ihr, wie er ihrer Großmutter gehört hatte.
Doch Kiara beschloss, sich nicht damit aufzuhalten, was gewesen war oder was andere dachten. Sollten sie sie doch eine Diebin nennen. Der Stein war seit Generationen in der Familie. Außerdem war er der einzige Weg, um ihre Mutter zu finden. Sie versuchte, sich das lächelnde Gesicht vorzustellen, doch ihre Erinnerung war wie ein dünner Vorhang, der nur ein blasses und durchscheinendes Bild lieferte. Trotzdem hielt sie sich daran fest, als sie in den Wald trat, dessen nächtliche Kühle sie umschloss und seine Schatten ihre Gestalt verschluckten.
»Kiara?« Eine dünne Stimme erreichte sie, kaum dass sie sich in den Schatten sicher fühlte. Sie blieb stehen, doch sie wandte sich nicht um. Es war schon so schwer genug. Da konnte sie keinen großen Abschied gebrauchen. Auch wenn Timmo ihr nicht glauben wollte, konnte sie nicht bleiben.
»Du gehst?« Er kam näher und Kiara hoffte, das er allein war und seine Stimme niemanden weckte. »Ohne dich zu verabschieden?«
Jetzt wandte sie sich doch um, dumm wie sie war und sah dem Jungen in die Augen, die in dem wenigen Licht leuchteten. Als wäre er ein Schatten mit Augen, dachte sie. Doch sie musste auf ihn genauso wirken.
»Es geht nicht anders, Timmo. Der Dorfmann wird mich sonst verkaufen, damit wenigstens ein paar Schulden beglichen wären.« Außerdem würde der große Mann, der ihr schon immer Angst eingeflößt hatte, den Findestein an sich nehmen. Ohne diesen konnte sie ihre Mutter niemals finden.
»Mein Vater würde das nicht erlauben. Ich rede mit ihm. Du weißt doch, wie gern ihn die Leute haben.« Er grinste. »Vielleicht kannst du bei uns leben. Wir könnten immer zusammen spielen.«
Timmos Vater war der Holzmacher, der die wundersamsten Dinge herstellen konnte. Einmal hatte Kiara gesehen, wie er ein Gestell aus dünnen Holzstäben gebaut hatte und es mit Stoff bespannte. Das hatten sie an einen langen Faden gebunden und es ist geflogen. Stundenlang hatte Kiara dieses merkwürdige Ding im Himmel über dem Dorf bewundert. Es war Zauberei gewesen.

Im Kindle-Shop: Hüterin der Steine: Die graue Stadt. Mehr über und von Tassina Daniels auf ihrer Website.



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23. Februar 2018

'Verloren in Dubai - City of Money' von Gaby Barton

Kindle (unlimited) | Tolino | Taschenbuch
"Nein nein! Verdammt ... du bist doch nicht tot!"
Nur des Geldes wegen quält sich die labile Detektivin Hekate Schmidt mit ihrem ersten Auftrag in Dubai. Schnell scheint der Fall klar. Die gesuchte junge Nora würde sie bei einem vermögenden Liebhaber finden. So hat Schmidt keine Eile mehr, denn mit jedem zusätzlichen Tag in der City of Money, kommt sie mehr aus ihren Geldschwierigkeiten heraus.

Eine tote Person im Luxusapartment ändert alles. Schmidt stürzt in ein tiefes Loch. Und gerät in große Schwierigkeiten. Für Dubai Police sind die Fakten eindeutig. Sie darf das Emirat nicht mehr verlassen. Der Einzige, der helfen könnte, ist ein exzentrischer Engländer. Ein Privatier auf der Suche nach Geschäften und einem kleinen Abenteuer. Doch sie hat Erwartungen und Hoffnungen enttäuscht, hat mit falschen Karten gespielt und einem Vorurteil recht gegeben. Was kann sie nun erwarten? Die Zeit läuft gegen sie.

Die Kriminalgeschichte greift wahre Vorfälle im exotischen Milieu dieser sehr beliebten Urlaubsregion auf. Wo viel Geld ist, sind Gier und Betrug nicht weit. Haben Gerechtigkeit und Freundschaft überhaupt einen Stellenwert in der City of Money? Von einer Dubai-Insiderin geschrieben.

Leseprobe:
[...]
»Red nicht, liefere! Genau. Viel Geld schnell ... ich muss bezahlen ... jetzt nicht genügend Kapital zusammen bekomme, dann ist’s ein für alle Mal aus und vorbei mit der Bay ... und mit dir! Dass dir das klar ist. In vier Tagen sind ...«
Der Rest des Satzes war unverständlich leise für Kate und auch die Erwiderung konnte Kate nicht mehr verstehen. Nur das Fluchen des Holländers schwoll wieder an: »Merk dir dat, ohne mich gar nix – Krijg de pest, godverdomme ...«
Kates Intuition sagte ihr, dass diese Auseinandersetzung nun zu einem Ende kam und dass ihre Anwesenheit hier im Vorzimmer für sie ungünstig war. Gerry kannte sie als Deutsche, und die Vermutung, dass sie alles mitgehört hätte, würde ihm überhaupt nicht gefallen. Mit einem Satz sprang sie auf, warf der Assistentin, die gerade mit einem Tee kommen wollte, noch eine Erklärung zu. »Ich habe was vergessen, bin gleich wieder zurück« und war auch schon zur Tür raus, zog bewusst fest an der Tür, damit die sich auf jeden Fall schloss. Schnell ging sie vor zur Rezeption und tat so, als wenn sie sich vertiefte in die aufgestellte Speisekarte des Cafés. War nicht der Name … Simon gefallen? Ja genau! Vielleicht war es ja Simon Berger. Die Gelegenheit. Und so schnell wie sie gekommen war, wandte sie sich wieder um in Richtung Gerrys Zimmernummer.
Da sah sie ihn schon mit energischen Schritten den Flur herunterkommen. Oh, in Begleitung. Kate scannte die Situation: ein bulliger Glatzkopf, der vor Simon lief, klar, Bodyguard.
»Simon Berger?« Kate sprach ihn auf Deutsch an. Der Glatzkopf schritt sofort auf sie zu und streckte automatisch den Arm aus, um sie zurückzuhalten. Simon, der gerade dabei war, Schweiß von seinem geröteten Gesicht zu tupfen, schaute sie nun mit erstaunlich hellblauen Augen an, Verwunderung wie Ablehnung las sie darin. Er hatte nicht bestätigt.
»Entschuldigung, dass ich Sie hier einfach anspreche und aufhalte. Mein Name ist Kate Schmidt. Ich möchte Sie gern sprechen, hatte bisher aber keinen Erfolg, eine Kontaktadresse ausfindig zu machen.«
»Woher kennen Sie mich?«
»Ich kenne Sie von einem …« Was soll’s, Flucht nach vorn. »Von diesem Foto.« Der Glatzkopf schnappte sie am Arm und hinderte sie mit hartem Griff, nah auf ihn zuzugehen.
»Äeih! Finger weg!«
Instinktiv drehte sie sich ihm zu und schlug mit der freien Handfläche flach von unten gegen sein Kinn, die Finger gingen suchend zu seinen Augen. Reflexartig riss er den Kopf weiter nach hinten, grunzte und ließ sie los.
Geht doch noch! Trotz engem Kostüm.
Sie lächelte zufrieden und sprang einen Schritt weg. Gleichzeitig streckte sie das Foto von Simon und Nora in Simons Richtung.
»Ich suche den Kontakt zu Nora Berthold und ich dachte, Sie könnten mir sagen, wo ich sie antreffen kann.« Der Angesprochene stand unbeweglich vor der Fahrstuhltür, mit leichtem Erstaunen im Gesicht und gab ein Handzeichen nach hinten. Kates Blick folgte dem und sah, dass sich ein Hotelbediensteter am Ende des Flurs zurückzog. Der Gorilla hatte sich von der Überraschung gefangen und riss sie kraftvoll an ihrem Oberarm zurück. Simon hinderte ihn nicht und seine Stimme verriet deutliche Verärgerung, als er ohne Blick auf das Foto leise erwiderte: »Ich weiß nicht, wer Sie sind und warum Sie uns hier attackieren ... Ich kenne die junge Dame nicht und weiß von daher nicht, wo sie ist.«
So schnell wollte sich Kate aber nicht geschlagen geben mit dieser Spur. »Sie ist vor gut einem halben Jahr nach Dubai gekommen, ihr Bruder Manfred Berthold hat mich …«
»Pah! Dr. Manfred Berthold, hätte ich mir doch denken können! Richten Sie ihm einen schönen Gruß aus, ich will mit ihm und Nora nie mehr was zu tun haben. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
Der Glatzkopf stellte sich breit zwischen Kate und die Fahrstuhltür. »Herr Berger, ich weiß nicht, warum Sie verärgert sind auf diese Familie. Ich weiß gar nichts. Mir geht es nur um Nora. Ich will nur wissen, wo sie wohnt, und dass es ihr gut geht.« Und bevor sich die Tür wieder schließen konnte, rief sie noch hinterher: »Also, wenn Sie irgendeine Idee haben, wo Nora sein …«
Da drückte sich Simon aus dem Fahrstuhl heraus. »Sie bringen mich auf eine Idee, Mrs …«
»Kate Schmidt.«
»Sie setzen sich durch und geben nicht schnell auf. Das gefällt mir, Mrs Schmidt. Vielleicht gar nicht schlecht, wenn noch mehr wissen, warum ich so verärgert bin über diese Familie. Dass diese Bertholds nicht ganz dicht sind ... Wenn Sie mehr erfahren wollen, dann kommen Sie …«
Er überlegte und zog dann eine Visitenkarte aus der Innentasche des Jacketts: »Kommen Sie zu dieser Adresse. Morgen Nachmittag drei Uhr. Wenn Sie nicht erscheinen, dann ist auch gut. Aber ich bin sicher nicht ein zweites Mal bereit ...«
Okay, der junge Mann wusste, was er wollte. Und war ganz offensichtlich ziemlich sauer. Nicht nur von der Auseinandersetzung gerade eben mit Gerry.
»Bin da, Herr Berger. Morgen drei Uhr! Danke, dass Sie sich Zeit nehmen.« Simon nickte nur und verschwand mit seinem Begleiter. Sie rieb sich den heftig schmerzenden Oberarm. Das wird ein blauer Fleck.
Super! Sie wandte sich zur Rezeption und fragte den argwöhnischen Mitarbeiter nach einer Toilette. Ich muss Gerry frisch gegenübertreten.

Zurück an der Apartmenttür 3311 eröffnete ihr die Asiatin: »Oh Madame, es tut mir leid, aber Mister Gerry will jetzt keinen Besuch mehr haben.«
»War ich zu lange weg?«
»Nein, nein, Madame.« Sie lächelte verlegen.
Kate fühlte sich eigentlich auch nicht enttäuscht, denn sie war in Sachen Nora einen Schritt weitergekommen.
»Okay, ich mache dann einen neuen Termin aus, sagen Sie Mister Gerry einen schönen Gruß von mir.« Die Assistentin lächelte wieder, nickte und schloss dann mit einem heftigen Druck die Tür. Kate fuhr nun auch hinunter, meldete sich beim Rezeptionisten ab und tauschte ihre goldene Karte gegen ihren Führerschein.

Im Kindle-Shop: Verloren in Dubai - City of Money (Dubai Krimi 1).
Für Tolino: Buch bei Thalia
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'Fotomord' von Patrick Worsch

Kindle (unlimited)
Missbrauch oder Elternliebe? – Der erste Roman über Kinderbilder im Netz.

Geknipst, gefilmt und täglich gepostet: Das Leben der kleinen Luna wird rücksichtslos im Internet zur Schau gestellt. Seit ihrer Geburt dient sie ihren Eltern als Mittel für Lob und Likes. Trommler erkennt, wie das Mädchen darunter leidet. Soll er nichts tun und auf das Schicksal hoffen? Sich einmischen und den Eltern ein paar Takte sagen? Oder muss er Luna entführen, um die Privatsphäre aller Kinder durch ein "gutes Verbrechen" zu beschützen?

Der junge Mann entscheidet sich. Die Konsequenzen könnten schlimmer nicht sein.

Leseprobe:
Trommler kontrollierte die Adresse am Zettel. Da die Hausnummer eine gerade Zahl war, ging er die Gasse aufseiten der ungeraden hoch. Er versuchte, langsam und ziellos zu spazieren, vor allem wenn ihm Leute entgegenkamen, die hinab zum Kirtag marschierten. Als ihm aber eine Frauengruppe begegnete, begann er zu pfeifen und grinste ihnen im Vorbeigehen zu.
Bestimmt drehen sich die um und besprechen dich. Lass den Stumpfsinn!, befahl er sich.
Schon einmal war er in dieser Gasse gewesen, vermutlich bei einem Schulausflug. Viele Häuser glichen aber kaum noch jenen aus seiner Erinnerung. Früher gab es in ihnen ein oder zwei große Fenster, nun bestand jedes dritte bloß noch aus Glas. Hinter einer dieser Fronten verrenkte sich eine Frau auf einer Yogamatte, während sie nach draußen blickte.
Wie lang ist das her? – Zehn bis fünfzehn Jahre, schloss er. Da haben sie begonnen, ihre Privatsphäre für die Anerkennung zu opfern. Damals hat es ihnen genügt, die Villa zu besitzen. Heute verlangen sie, dass die anderen zusehen, wie sie sich darin wohlfühlen.
Nach der Nummer Fünfzig machte die Gasse eine Kurve, und dahinter erschien eine Schranke. ›Nur für Anrainer und Besucher‹, stand am Schild neben dem leeren Wärterhäuschen. Er umging den Balken und sah zu einem Glashaus in Würfelform. Als er aber glaubte, am Ziel zu sein, bemerkte er die Hausnummer, die nicht zu seiner Notiz passte.
Das Nurschel-Haus war das letzte in der Gasse. Es war auf einem Hang errichtet. Damit es nicht abrutschte, hatte man wohl tonnenweise Erde aufgeschüttet und starke Pfeiler verwendet. Der Baustil war weder modern noch durchsichtig: spitzes Dach, Betonmauern, kleine Fenster mit herabgezogenen Rouleaus. Entlang der Vorderseite des Grundstücks verlief ein Holzzaun, der von hohen Hecken überragt wurde. Bis auf eine wuchsen sie kerzengerade.
Auf den Fotos im Internet hatte er nie das Gebäude, sondern nur den Zaun und die Hausnummer am Briefkasten gesehen. Umso mehr überraschte ihn die Bauart. Dieses Gebäude widersprach dem Verhalten und dem Lebensstil seiner Bewohner. Online veröffentlichten sie ihre Freunde, ihre Lebensläufe, ihre Aktivitäten und ihr Kind, offline bemühten sie sich aber scheinbar, ihr Leben im Haus zu verstecken. Erdgeschoss, erster Stock, Dachboden, Seitengebäude – die gesamte Vorderfront offenbarte keinen Quadratmeter aus dem Inneren.
Er ging weiter. Ein kleines Waldstück grenzte an. Zwischen den Bäumen und dem Grundstück lief ein schmaler Trampelpfad aufwärts. Die Hecken waren hier niedriger und wuchsen nicht mehr gerade, der Holzzaun wurde von Maschendraht abgelöst. Er hielt vor einer Nische, in der man eine Hecke ausgerissen hatte; die Wurzeln ragten noch wie Gedärme aus der Erde. Durch diese Nische überblickte er den Garten. Der Rasen war kurz gemäht, nicht ungepflegt, aber lang nicht so englisch wie die meisten anderen in der Gasse. Es gedieh Unkraut, einige Blumen waren von der Hitze verdorrt und geknickt; auf dem Tisch und den vier Stühlen lagen Blätter und Äste des alten Apfelbaums. Im Zentrum des Gartens war ein kleines Biotop angelegt, trotz des Sonnenscheins glitzerte das Wasser aber nicht.
Dann spähte er zur Hinterseite des Hauses. Im ersten Stock erstreckte sich ein langer Balkon, auf dem drei Sonnenliegen standen; ein Schaukelstuhl wippte dahinter im Wind. Durch zwei Türen gelangte man vom Balkon ins Haus: Eine führte in einen großen Raum, der von einem dicken Vorhang verdeckt wurde; durch die zweite betrat man wohl einen Gang, der zu den Räumen neben dem Balkon leitete. Das erste und das dritte Fenster wiesen keine Besonderheiten auf, vom zweiten lächelte aber ein Mond mit blauen Augen. Es war die Art Fensterschmuck, die kleine Kinder basteln und sich an die Scheibe kleben.
Luna bedeutet Mond, schloss Trommler. Das ist ihr Zimmer.
Das Fensterbrett lag etwa in drei Meter Höhe, er entdeckte aber kein Hilfsmittel, worauf man steigen, oder woran man sich festkrallen konnte. In der Mauer war kein Hahn, nirgendwo lehnte eine Leiter, und die Stühle um den Gartentisch sahen instabil und niedrig aus.
Im Seitengebäude sind gar keine Türen oder Fenster, sagte er sich. Das würde nur über den Balkon funktionieren ... Vielleicht würde es aber auch mit … – Er sah zu dem kleinen Kellerfenster. – Das wäre knapp, aber die Entfernung lässt es wohl enger wirken. Wahrscheinlich braucht man nicht einmal einen Hammer. Einmal zutreten und ... Aber wie laut wäre der Bruch? Die Scherben würden fallen ... Wie tief runter? Und worauf landen sie? Auf Holz? Im Keller eher auf ...
Da erschallte eine Frauenstimme: »Was machst du?«, rief sie.
Trommler duckte sich.

Im Kindle-Shop: Fotomord: Roman

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22. Februar 2018

Cornelia Harz

Cornelia Harz wurde 1977 geboren und wohnt mit ihrem Mann und ihrer Hündin in Bayern. Das belletristische Schreiben hat sie an der „Schule des Schreibens“ gelernt (4. Förderpreis 2015 für „Vertraute Kirsche“). Sie selbst liest gerne Bücher, die sich mit dem Inneren der Menschen auseinandersetzen, und diese Leidenschaft zeigt sich auch in ihren Geschichten.

Bisher sind von ihr zwei Psychothriller und ein Spaßbüchlein mit einer Mischung aus Humor, Fantasy und Liebe erschienen.




Bücher im eBook-Sonar:




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'Die Katze im Park' von Axel Berger

Als eines Tages drei merkwürdige Gestalten im Büro des heruntergekommenen Bremer Privatdetektives Hermann Beck auftauchen und ihm das Foto einer grauenvoll ermordeten Frau unter die Nase halten, ahnt er noch nicht, wie sehr dieses Aufeinandertreffen sein bisheriges Leben binnen weniger Stunden komplett auf den Kopf stellen wird.

Ehe er sich versieht, wird er in einen Strudel von Gewalt gezogen und in die politischen Wirren einer norddeutschen Landeshauptstadt verstrickt. Der altgediente Ermittler muss tief in seine detektivische Trickkiste greifen, um der Lage Herr zu werden. Als er nur knapp einem Anschlag entgeht, wird es brenzlig.

Wird er den Mörder finden - und das alles überleben?

Gleich lesen: Die Katze im Park: Kurzkrimi - Bremen

Leseprobe:
Beck wurde durch ein leises, gleichmäßiges immer wiederkehrendes Geräusch aus seinen unerfreulichen Träumen gerissen. Durch die verdreckten Lamellen einer altersschwachen, eher braunen als grauen Jalousie, fielen vereinzelte Sonnenstrahlen einer untergehenden Herbstsonne, die den ganzen Tag wie ein wütend glühendes Stück Kohle am Himmel gebrannt hatte, in sein Büro, das sich im dritten Stock einer ehemaligen Kaffeerösterei befand und tauchten die Welt um ihn herum in ein dunkles, von unheimlichen Schatten durchzogenes Orangerot.
Benommen kauerte er auf einem unbequemen alten Holzstuhl hinter seinem Schreibtisch, der ihm in dieser Nacht als Schlafplatz gedient hatte. Vor ihm stand eine fast vollständig geleerte Flasche mit billigem Fusel, der roch als ob er alle gesammelten Schlechtigkeiten des Teufels Alkohol in sich vereinte.
Verschlafen rieb er sich die verquollenen Augen, blinzelte ein paar Mal angestrengt und versuchte vergebens irgendetwas in seinem direkten Umfeld erkennen zu können.
Er konnte sich nicht einmal mehr erinnern wo er sich befand. Sein Kopf schmerzte, seine Hände zitterten, klebriger kalter Schweiß rann ihm über die Stirn hinab in die Augen und ließ ihn frösteln. Mit einem alten Taschentuch, das eher den Begriff Putzlappen verdient gehabt hätte, wischte er sich das Gesicht ab und blickte sich erneut um. Sein Blick blieb an der Flasche hängen. Allein bei dem Gedanken daran, jemals wieder einen Schluck daraus zu nehmen, drehte sich ihm der Magen um.
Er musste würgen und übergab sich, da er nichts besseres fand, in seinen Papierkorb. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerplatzen, wie ein prall gefüllter Luftballon, in den jemand eine brennend heiße Nadel gestochen hatte. Er würgte und der Schmerz explodierte erneut hinter seiner Stirn.
Nachdem er sich einigermaßen wieder erholt hatte und einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, schaute er sich weiter um. Das Geräusch, das ihn aus seinen Albträumen geholt hatte war immer noch da. Ein gleichmäßiges Pochen drang an sein Ohr. Konstant. Immer und immer wieder. Absolut gleichmäßig und nervtötend. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er ins unbewegte Halbdunkel und versuchte etwas zu erkennen, doch noch immer versagten ihm seine Augen den Dienst. Lediglich die unscharfen Umrisse seines mittlerweile zur Bar degradierten Aktenschrankes waren zu erkennen.
Behutsam tastete er mit der linken Hand nach dem Schalter seiner Schreibtischlampe. Trotz seiner auf den Alkohol zurückzuführende Koordinationsschwäche, fand er ihn merkwürdigerweise bereits nach relativ kurzer Zeit und betätigte ihn. Der fahle Lichtschein, einer verzweifelt gegen die Dunkelheit ankämpfenden 40 Watt-Birne, ergoss sich träge über das kleine Büro. Er blinzelte. Etwas hatte sich in unmittelbarer Nähe direkt vor seinem Schreibtisch bewegt. Er erschrak und fuhr in seinem Stuhl zusammen. Keine fünf Schritte von ihm entfernt standen drei merkwürdige Gestalten wie Orgelpfeifen nebeneinander aufgereiht vor ihm und sahen ihn, mit einer Spur von Abscheu und Verachtung schweigend an.
Während er die drei Männer musterte und unterbewusst einzuschätzen versuchte, glitt seine rechte Hand instinktiv unter sein zerknautschtes Sakko und suchte nach seinem Revolver. Fehlanzeige. Dort, wo er das angenehm kühle Metall seiner 45er erwartet hatte, befand sich - nichts. Kein Schulterhalfter, kein Revolver. Beck drohte in Panik zu verfallen. Erneut begann ihm der Schweiß in Strömen von der Stirn zu rinnen.
Was war bloß mit ihm los? Er war bedeutend Schlimmeres gewohnt und auch sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Warum verunsicherten ihn die drei Gestalten so?
Möglicherweise lag es an ihrer merkwürdigen Ausstrahlung. Er rief sich innerlich zur Ruhe, zog seine Hand langsam wieder unter dem Sakko hervor und unterzog die drei Eindringlinge nun seinerseits einer eingehenderen Musterung. Die drei Gestalten standen noch immer völlig bewegungslos da und schauten ruhig auf ihn herab.
Der Größte von ihnen war wohl auch der Älteste, zu mindestens den tiefen Falten in seinem Gesicht und seiner fast steingrau anmutenden Hautfarbe nach zu urteilen. Er trug, genau wie die anderen beiden, einen schon vor geraumer Zeit aus der Mode gekommenen, schwarzen Anzug, der schon bessere Tage gesehen hatte, aber dennoch sehr gepflegt wirkte und tadellos saß. Mit seiner Rechten stützte er sich auf einen Gehstock aus dunkelbraunem Edelholz.
Das Gesicht des Mannes neben ihm erinnerte Beck an eine Bulldogge oder einen Pit Bull: Massig, sein Kiefer kraftvoll, und einer unterschwelligen Aggressivität in seinem Mienenspiel ragte er vor ihm auf. Und, obwohl er ebenfalls leicht gebückt stand, konnte man bei genauerer Betrachtung erkennen, dass er sich für sein Alter noch in einer sehr guten Verfassung befand und über eine beträchtliche Muskulatur verfügte. Er schien topfit zu sein. Blickte man ihm jedoch in die dunklen tiefliegenden Augen, verschwand dieser Eindruck sofort. Es waren müde Augen, Augen die von einem harten und bewegten Leben erzählten.
Der letzte des merkwürdigen Trios wirkte wie ein leibhaftiger, in die Jahre gekommener Dandy. Er war dezent, aber erkennbar geschminkt, hatte seine Frisur mit Pomade oder Gel sorgfältig in Form gebracht und einen roten Seidenschal um den Hals geschwungen. Das Auffälligste an ihm aber war seine Nase. Einem Schnabel gleich ragte sie ihm, mit ihrer beträchtlichen Größe, mitten aus dem arrogant dreinblickenden Gesicht. Unbewusst musste Beck schmunzeln. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren einem leibhaftigen Gockel in Menschengestalt gegenüber zu stehen. Als hätte er seine Gedanken erraten, richtete sein Gegenüber sich plötzlich zu seiner vollen Größe auf und stellte sich in Positur. Er musste gut und gerne zwei Meter groß sein.
Beck fühlte sich ertappt, schaute verlegen vor sich auf den Schreibtisch und versuchte verzweifelt seine Gedanken zu ordnen. Was war hier los? Was wollte dieses merkwürdige Trio von ihm? Wieso verunsicherte ihn die ganze Situation so dermaßen?
Eine unmittelbare Bedrohung schien von den dreien zumindest im Moment nicht auszugehen. Doch wie war es ihnen gelungen sich völlig unbemerkt in sein Büro zu schleichen? Er musste einfach zu betrunken gewesen sein, um sie zu bemerken. Anders war dieser Umstand nicht zu erklären. Er schalt sich innerlich, dass er, wie so oft in den letzten Wochen und Monaten, die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum verloren hatte.
Der Detektiv wollte gerade die Initiative ergreifen als der erste, der älteste der Drei, plötzlich das Wort ergriff: „Schön Sie wieder unter den Lebenden zu sehen, Mr. Beck. Suchen Sie die?“ Der Detektiv zuckte merklich zusammen. Sein eigener Revolver war plötzlich auf ihn gerichtet. Zögerlich und sehr vorsichtig hob er langsam die Hände über den Kopf.
„Was zum Teufel ist hier los?“, krächzte er. Erschrocken über den Klang seiner eigenen Stimme räusperte er sich und fragte dann: „Was wollen Sie von mir?“

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21. Februar 2018

'Tante Fritzi - forever clever' von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Ob Chorwettbewerb, Weihnachtsbazar oder Faschingsfest – in Tante Fritzis Pensionistenheim ist immer was los. Außerdem ist da noch Konstantin, der ehemalige Anwalt, mit dem sie sich ganz hervorragend versteht und dessen Sohn Michael. Der wäre genau der Richtige für ihre Nichte Babette, die dummer Weise diesen Stinkstiefel von einem Architekten heiraten will.

Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, denn der Architekt scheint Frieda – die von ihrer Nichte liebevoll „Tante Fritzi“ genannt wird - ganz und gar nicht vertrauenswürdig.

Mit Konstantins Hilfe heftet sie sich an seine Fersen …

Gleich lesen: Tante Fritzi - forever clever

Leseprobe:
Frieda nimmt Abschied
Die Herbstsonne tat ihr Möglichstes und ließ Friedas Haus im besten Licht erscheinen. Es war ein mächtiges Stockhaus im Stil der Sechzigerjahre, mit einem großen Blumenfenster und einer noch größeren Terrasse, und es war nicht zu übersehen, dass es schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hatte. Auch der Garten hatte schon bessere Zeiten gesehen.
Der Teich, in dem früher die Seerosen üppig geblüht hatten, war leer, und zwischen den Steinplatten wuchs Unkraut. Aber der Rasen war kurz geschnitten und die Äpfel auf den Bäumen leuchteten rot und gelb. Auf der südseitigen Terrasse war der Kaffeetisch gedeckt.
Frieda Engel hatte Mühe, die wenigen Stufen zur Terrasse emporzusteigen, ohne vor Schmerzen zu stöhnen. Doch das kam natürlich nicht in Frage. Mit einer eleganten Handbewegung bat sie die Maklerin Platz zu nehmen.
„Sie haben gesehen, was es zu sehen gibt. Wie hoch schätzen Sie den Verkaufspreis?“
Die Maklerin wiegte den Kopf und sah in ihre Notizen. Vermutlich, um Zeit zu gewinnen, dachte Frieda. Endlich antwortete sie: „Eine schöne Lage, aber am Haus ist natürlich einiges zu machen. Warum wollen Sie es verkaufen?“
„Eigentlich will ich es gar nicht verkaufen, aber mein Arzt meint, für meine alten Knochen hätte es zu viele Stufen. Also habe ich mich, schweren Herzens, für ein Seniorenheim entschieden, ganz in der Nähe. Darf ich Ihnen Kaffee einschenken?“
„Gerne, aber Sie hätten sich doch keine Mühe machen müssen.“
„Natürlich nicht, aber ich freue mich, wenn mir jemand beim Kaffeetrinken Gesellschaft leistet. Seit mein Mann tot ist, bin ich viel allein. Meine Haushaltshilfe hat übrigens einen Apfelkuchen gebacken. Ich kann ihn sehr empfehlen.“
Etwa eine Stunde später hatte man sich über Kaufpreis und Vermittlungsauftrag geeinigt.
„Wir werden Ihr Objekt umgehend anbieten“, versprach die Maklerin eifrig. „Möchten Sie bei den Besichtigungen anwesend sein?“
„Nein, das möchte ich keinesfalls und ich kann es auch gar nicht, denn ich werde mich in den nächsten Wochen einer Hüftoperation unterziehen. Danach muss ich zur Kur und nach der Kur werde ich mein Appartement im Seniorenheim beziehen. Lassen Sie mir noch zwei Wochen, um meine Sachen zu packen, dann haben Sie freie Bahn.“
Nachdem die Maklerin gegangen war, räumte Frieda langsam den Kaffeetisch ab, dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann, eine Liste jener Gegenstände aufzustellen, die sie ins Seniorenheim mitnehmen wollte.
Haus Sonnenschein – so ein Schwachsinn. Sonnenschein für den Winter des Lebens.
Nun, sie hatte in ihrem Leben Sonnenschein kennengelernt, mehr noch, sie hatte auf der Sonnenseite gelebt. Aber seit Gerds Tod war es aus mit dem Sonnenschein, seither herrschte hoffnungslose Kälte, zumindest in ihrem Inneren. Daran konnten weder Frau Fischer mit ihrem Apfelkuchen noch ihre Nichte Babette etwas ändern., auch nicht, wenn sie sie jetzt wieder Tante Fritzi nannte, so wie damals.
Nun gut, sie hatte ihren Teil gehabt, sie würde den Rest ertragen, so gut es eben ging.
Doktor Weiß hatte ja recht, das Haus war nicht nur viel zu groß für sie allein, es war vor allem viel zu unpraktisch. Fünfzehn Stufen mussten allein bis zum Eingang überwunden werden. Aber dafür hatte man einen herrlichen Ausblick auf die Weinberge. Oft würde sie ihn nicht mehr genießen können. Als sie das Haus gebaut hatten, war sie kaum dreißig gewesen, und zu Gerds vierzigstem Geburtstag hatten sie es eingeweiht. Ans Altsein hatten sie dabei nicht gedacht. Damals schien alles möglich und das Leben noch so unendlich lang. Und dann war alles viel zu schnell vergangen.
Das ist der Preis des glücklichen Lebens, hatte Doktor Weiß neulich gesagt. Nur dem Unglücklichen scheint die Zeit stillzustehen. Wie recht er doch hatte. Seit ihr Mann tot war, schienen Tage und Nächte oft kein Ende zu nehmen. Ächtzend erhob sie sich, um den Fernseher einzuschalten.

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'Der 14. Februar: Kurzkrimi' von Janette John

Kindle (unlimited)
»Wo die Liebe wohnt, ist auch das Glück nicht fern.«
Janette John

Wie würdest DU handeln,
wenn DIR dein Liebstes genommen wird
und DU daran fast zugrunde gehst?

Als am 14. Februar in Konstanz eine junge Frau unerwartet stirbt, geraten die Bewohner der Stadt in Panik, weil eine seltsame Nachricht in den sozialen Medien die Runde macht. Wenig später kündigt der Verfasser eine weitere Tote an, die vom süßen Duft seiner Rose gekostet hat. Anfangs hält man ihn noch für einen Spinner und die Zeilen für eine Fake News. Doch nachdem sich die Meldungen überschlagen, entwickelt sich der Tag der Liebe zum Fiasko. Hunderte von Blumensträußen wurden gekauft und unzählige Frauen haben daran gerochen.

Als dann in den Nachmittagsstunden eine weitere Tote beklagt wird, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Daniel Selzer, von der Konstanzer Kripo, hat ebenfalls eine Rose gekauft. Bei dem Gedanken an die merkwürdigen Ereignisse wird selbst ihm angst und bange. Gehört etwa auch seine Rose zu den todbringenden Blumen?

Der 7. Fall der Kripo Bodensee.

Leseprobe:
Bei Nadine fiel der Groschen.
»Dreht es sich um den Valentinstag?«, gab sie zweifelnd zurück. »Leute, das ist der Tag der Verliebten. Also wem habe ich den Strauß zu verdanken?«, setzte sie schmunzelnd nach. Blumen hatte ihr lange keiner mehr geschenkt. Und wenn sie nun schon einmal da waren, warum sollte sie sich daran nicht erfreuen? Zögerlich näherte sie sich der Vase, um am Grün zu riechen, als unerwartet Selzers Telefon klingelte. Doch die Neugier auf das Gespräch war größer als der Wunsch, den Duft der Blumen zu empfangen. Sie spitzte die Ohren.
»Interessant … Es gibt genügend Spinner, die alles Mögliche in den sozialen Netzwerken posten.« Jemand schien Selzer zu unterbrechen, bis er ihm das Wort abschnitt. »Vergiss die Nachricht. Ist bestimmt nur eine Fake News. Ein Wichtigtuer, der sich nach Anerkennung sehnt … Eine von den Falschmeldungen, die Tag für Tag über unsere Seiten tickern … Internetmeldungen, die keiner prüft. Leider glauben es die Leute.« Selzer verabschiedete sich und versprach, der Sache nachzugehen. Gleichfalls legte er auf und wirkte nachdenklich.
»Was ist los?«, wollte Nadine wissen.
»Warum tut jemand so etwas?« Er gab sich selbst eine Antwort. »Um Aufsehen zu erregen, sich der Öffentlichkeit preiszugeben. Nur wozu?«
»Du sprichst in Rätseln.« Nadine wirkte genervt und stocherte erneut nach. »Daniel, was ist los?«
Auch bei den anderen rief Selzers Heimlichtuerei Interesse hervor.
Selzer schien nachdenklich.
»Daniel, jetzt sag schon, was los ist! Oder ist es privat?« Nadine bohrte weiter, bis er zu reden begann: »Nichts Privates. Nur weiß ich nicht, was ich davon halten kann. Sollen wir dem nachgehen oder es dabei belassen?«
»Herr Selzer, wenn Sie weiter Ihr Ratespiel fortsetzen, können wir weder das eine noch das andere tun«, unterbrach ihn Rudolf Hufnagel, der mit der Andeutung ebenso wenig etwas anfangen konnte.
Selzer rieb sich den Mund. »Ein Bekannter rief mich soeben an und meinte, dass eine ungeheure Nachricht in den Medien kursiert. Jemand deutet darin den Tod einer Frau an und schreibt von vergifteten Blumen. Ausgerechnet heute.« Gleichzeitig starrte er auf die Blumenvase seiner Mitarbeiterin.

Im Kindle-Shop: Der 14. Februar: Kurzkrimi (Kripo Bodensee 7).
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20. Februar 2018

'Mexikanische Nacht: Ein Dorfkrimi' von Alexander Huberth

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Der dritte Fall für Leo und Samson

Caramba! Es ist gar nicht weihnachtlich, wie die mexikanische Mafia das beschauliche Freiburg mit Mord, Totschlag und schlotzigen Hasch-Brownies in Atem hält. Eigentlich eine Sache für die Polizei. Aber dann gerät Leo, gescheiterter Börsenmillionär und mäßig erfolgreicher Privatdetektiv, unversehens zwischen die Fronten. Eine Wurzelbehandlung, ein verführerischer Auftrag sowie die Sorge um die Beziehung zu seiner süßen Chica Marie bringen Leo zusätzlich in Not. Und als schließlich sogar Samson, der kalbsgroße Wunderhund, von Leos Seite weichen muss, gipfelt ein harmloser Fall in einem Kampf auf Leben und Tod.

Nach den Bestsellern »Bauernhochzeit« und »Das letzte Halleluja« legt Alexander Huberth den dritten Fall für Leo und Samson vor – wieder mit jeder Menge Spannung, Spaß und Sprücheklopfern.

Leseprobe:
Wer einmal in Freiburg lebt, will nicht mehr weg. Behaupten die Freiburger. Münster, Bächle, historische Gebäude, der Schwarzwald um die Ecke, die französische Lebensart in der DNA – so sehen die Freiburger sich und ihre Stadt.
Und schließlich, als Zuckerguss auf der mächtigen Torte des Bürgertums: Vauban. Das alternative Wohnviertel, in dem die Menschen besonders nachhaltig leben und Gutes tun. Es sind gute Menschen. Manche sagen auch: Gutmenschen. Doch das ist gewiss ungerecht.
Einer jener guten Menschen saß an diesem ungemütlichen Dezemberabend am Fenster, betrachtete die bunten Häuser auf der anderen Straßenseite und schwärmte noch immer vom veganen Gebäck, das ihm seine Lebensabschnittsgefährtin vor etwa einer Stunde serviert hatte. Je mehr Zeit verging, desto mehr geriet er ins Schwärmen.
»Louise, diese Brownies sind wirklich wundervoll«, sagte Rüdiger.
Louise gesellte sich zu ihrem Partner. »Das Geheimnis ist die Mandelmilch. Und die vegane Erdnussbutter. Die macht die Brownies so schön schlotzig.« Sie trank einen Schluck des teuren Bordeaux, den sie am Wochenende von ihrem jüngsten Ausflug ins benachbarte Frankreich mitgebracht hatten, und kuschelte sich in das synthetische Lammfell, das über den Rattansesseln am Fenster lag.
»Schläft die Kleine?«, fragte Louise.
Als moderner Vater ließ Rüdiger es sich nicht nehmen, die gemeinsame Tochter zu wickeln, zu füttern, ins Bett zu bringen, mit ihr den Spielplatz zu besuchen und ihr vorzulesen. Er bedauerte noch immer, dass er niemals die Gelegenheit gehabt hatte, Inga- Pippilotta zu stillen.
»Wie ein Engelchen«, sagte er und lächelte versonnen. Er nahm sich einen weiteren Brownie. »Erdnussbutter sagst du? Ich glaube, das ist nicht das einzige Geheimnis. Da schmeckte doch noch etwas anderes heraus.«
Louise schob sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Ehrlich, Rüdi, dir kann man nichts vormachen. Ich habe ein wenig Hasch hinzugegeben. Feinste Bio-Qualität.«
Rüdiger grinste. Er fühlte sich angenehm berauscht, herrlich entspannt. Nicht einmal die übertriebene Weihnachtsbeleuchtung von Georg und Annette konnte ihn aufregen. Seit Jahren diskutierten sie mit ihren Nachbarn über deren Lichterschmuck, der die gesamte Straße erhellte. Dass sie sich von Weihnachten, diesem widerwärtigen Fest des Konsums, blenden ließen – okay, kann passieren. Dass sie deshalb aber Unmengen an wertvollem Strom vergeudeten, verärgerte Rüdiger zutiefst. Sonnenenergie hin oder her.
Nun aber, betört von der Wirkung des astreinen Bio-Haschs, betrachtete Rüdiger die Welt gelassener – sogar die Glitzerwelt von gegenüber.
»Schön, nicht wahr?«, sagte er und deutete auf den leuchtend roten Weihnachtsmann, der die Fassade des Nachbarhauses erklomm.
»Mhm«, sagte Louise, mittlerweile selbst vom Brownie-Genuss benommen.
So saßen sie, guckten selig und wunderten sich, dass plötzlich zwei dicke Autos mit quietschenden Reifen in die Straße bogen. Es dauerte vielleicht ein oder zwei Sekunden länger als üblich, doch dann brach Rüdigers Empörung durch.
»Unerhört«, rief er und schlug mit der flachen Hand gegen die Fensterscheibe. »Hier herrscht Autoverbot. Autoverbot!«
Er sprang auf, griff dabei nach einem weiteren Brownie, eilte die Treppe hinab, ignorierte Louise, die ihn bat, ruhig zu bleiben, und stürzte in seinen Filzpantoffeln auf die regennasse Straße. Dort fuhr das eine dicke Auto mit voller Wucht in das andere dicke Auto. Blech kreischte, Scheiben klirrten, Menschen brüllten. Aus jedem der Wagen – beides SUVs, echte Dreckschleudern – sprangen vier Männer. Alle hielten Maschinenpistolen in der Hand, mit denen sie sofort versuchten, sich gegenseitig abzuknallen. Der Krach stellte jedes Silvesterfeuerwerk in den Schatten.
»Spinnt ihr?«, rief Rüdiger. Er fuchtelte mit den Armen. »Ihr dürft hier nicht mit Autos rein. Ich zeige euch an. Ich alarmiere die Polizei.« Einer der Männer warf Rüdiger einen Blick zu. Dann schwenkte er seine Waffe einen Hauch nach rechts und feuerte. Die Salve durchsiebte Rüdiger von oben bis unten und zurück. Er würde sich nie wieder über Weihnachtsbeleuchtung ärgern müssen.
Rüdiger stürzte zu Boden, ein angebissener Brownie rutschte aus seiner Hand. Flüssige Schokolade quoll in dicken Tropfen auf den Asphalt.
Es stimmte: Die Brownies waren wirklich ungewöhnlich schlotzig.

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19. Februar 2018

'Liebe und andere Köstlichkeiten' von Marit Bernson

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein feinköstlicher Liebesroman

Chrissys Feinkostgeschäft steht kurz vor der Pleite. Sie braucht dringend neue Geschäftsräume, in einer besseren Lage und groß genug, um sich ihren Traum von einem Catering-Service zu erfüllen. Ein passendes Objekt ist schnell gefunden. Jetzt muss sie nur noch Vermieter Vincent von Larsenstein von sich überzeugen.

Sie arrangiert ein zufälliges Aufeinandertreffen auf einem Ball. Doch Chrissys Erzrivalin scheint ihr zuvor gekommen zu sein. Jetzt muss Chrissy sich mächtig ins Zeug legen und hat auch kein Problem damit, sich mit dem gutaussehenden Vincent zu romantischen Dates zu verabreden, auch wenn ihr Interesse eigentlich nur seiner Immobilie gilt. Zumindest am Anfang.

Leseprobe:
„Ein Delikatessen-Laden?“ Vincent lächelte. „Ich liebe gutes Essen.“
„Ich auch“, erwiderte Chrissy und trank vor lauter Verlegenheit aus ihrem Glas.
Was hatte sie sich nur gedacht? Sie war nicht gut darin, Kontakte zu knüpfen. Eher trat sie in ein Fettnäpfchen und verdarb sich alles.
„Die Geschäfte in der Römerstraße haben es nicht leicht, seit das Center geöffnet hat“, erklärte die Frau vom Stadtmarketing. Wie hieß die eigentlich noch mal? „Vier haben im letzten Jahr dicht gemacht.“
Und ich will nicht Nummer fünf sein, dachte Chrissy. Sie musste sich zusammenreißen. Jahrelang hatte sie darauf hingearbeitet, diesen Laden zum Laufen zu bringen, und würde ihn auf keinen Fall einfach so schließen. Sie musste das Ladenlokal haben. Sich bei diesem Baron einschleimen. Und Ilka ausbooten, die es garantiert auch auf diesen Laden abgesehen hatte.
Inzwischen war eine Diskussion ausgebrochen zwischen dem Bürgermeister und der Dame vom Stadtmarketing. Offensichtlich waren sie unterschiedlicher Meinung in Bezug auf das Center und die Gestaltung der Innenstadt. Offenbar war der Bürgermeister gegen das Center gewesen.
Oh, die Diskussion hatte jetzt hoffentlich nicht Chrissy ausgelöst. Ihr war alles Recht, wenn sie nur den neuen Laden bekäme. Die Stimmen wurden lauter, andere mischten sich ein. Und Chrissy hatte keine Ahnung, was sie beitragen sollte.
„Dies ist ein Ball“, sagte der junge Baron gerade. „Nicht die Stadtratssitzung.“ Offensichtlich hatte man von ihm verlangt, Partei zu ergreifen. „Darf ich bitten?“
Chrissy brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass er sie gemeint hatte.
Sag nein, du kannst nicht tanzen, flüsterte eine fiese Stimme.
„Ja“, sagte ihre eigene.
Vincent reichte ihr seinen rechten Arm, und sie legte ihren darauf. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin, die vom Prinzen aufgefordert wurde. Oder besser Aschenputtel. Aber die konnte wenigstens tanzen.
„Ich tanze nicht oft“, sagte sie.
Vincent lachte. „Ich auch nicht. Ich hasse tanzen.“
Chrissy atmete auf. „Ich auch. Was machen wir jetzt?“
Vincent warf einen Blick zurück zu der Gruppe, die sie gerade verlassen hatten.
„So tun, als ob“, sagte er dann und blieb am Rand der Tanzfläche stehen. Chrissy stellte sich ihm gegenüber. Er verbeugte sich, und sie knickste tatsächlich. Das war der elegante Teil. Er umfasste ihre Hüfte mit seinem linken Arm und nahm ihre linke Hand hoch. Dann sah er ihr ins Gesicht.
„Und jetzt?“, fragte sie.
„Keine Ahnung. Wir drehen uns vorsichtig und versuchen, uns nicht auf die Füße zu treten?“
Chrissy lachte. „Versuchen wir es.“
Das Lied, das gerade gespielt wurde, war langsam. Und es klappte tatsächlich. Chrissy ließ sich von Vincent drehen, spürte zwar hin und wieder seine Schuhspitzen, aber kein Fuß wurde getreten. Nach einiger Zeit hatten sie einen Rhythmus gefunden, und Chrissy wagte es, ihm ins Gesicht zu sehen. Er erwiderte ihren Blick und sah sie forschend an. Er hatte graue Augen, ohne blau. Das hätte vielleicht langweilig ausgesehen, wenn er nicht lange dunkle Wimpern drumherum gehabt hätte. Seine Augenbrauen waren buschig, aber gepflegt. Eigentlich war er nicht wirklich schön, doch er hatte was. Jetzt lächelte er und hatte kleine Grübchen um den Mund. Ein Grübchen war sogar auf der Wange. Irgendwie charmant.

Im Kindle-Shop: 'Liebe und andere Köstlichkeiten' - romantische Liebeskomödie

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16. Februar 2018

'Die Reservefrau' von Karoline Gellauer

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Egal, ob 17 oder 70, was das Herz begehrt, wird der Verstand wohl nie begreifen.

Mit 17 verliebt sich Bärbel in Ihren Biologielehrer Bernd. Sie beginnen eine Affäre. Die dauert ein Schuljahr und endet schmerzhaft für Bärbel. Nach 40 langen Jahren begegnen sie sich erneut beim Klassentreffen. Bald sind die alten Gefühle wieder da; genauso verwirrend, so intensiv, so gefährlich. Allerdings sind ihre Motive unterschiedlich. Als Bärbel das erkennen muss, eskaliert die Situation ...

Leseprobe:
„Solche tiefgreifenden Emotionen hatte ich nie.“

Sie startet einen erneuten Versuch per Mail:

Lieber Bernd, seit 50 Jahren beeinflusst du mein Leben. Zunächst durch eine romantische Jugendliebe, die sehr schmerzhaft für mich endete. Interessiert es dich, was ich empfand, als mich Achim zu dir ins Bett trug? Willst du wissen, wie es mir danach ging? Ich glaube nicht! In den folgenden Jahren benutzte ICH die Männer. ICH beendete die Beziehungen, wenn es MIR passte. Stets war ich misstrauisch, voller Vorurteil – konnte mich einfach nicht mehr so bedingungslos verlieben – dein Verdienst! Bis ich meinen Mann kennen- und schätzenlernte. Ich kam zur Ruhe. Andere Probleme traten in den Vordergrund. Dann trittst du wieder in mein Leben, suchst meine Nähe und erfährst erneut, wie hilflos ich dir gegenüber bin – wie emotional ausgeliefert. Ich habe nicht bedacht: Wer Emotionen zeigt, macht sich verletzbar. WARUM bist du mir wieder so nahegekommen? Deine Entwicklung in dieser Zeit von „Ich mag dich.“ bis „Kein Kommentar!“ Du kannst jetzt nicht das Rad zurück drehen und erwarten, dass ich mit dir über das Wetter plaudere! Zeig endlich Charakter und stell dich einem Vier-Augen-Gespräch. Ich möchte endlich Klarheit zwischen uns und auch über das „Warum?“.
Es tut so weh, dass unsere ??? diese Entwicklung genommen hat! Vielleicht hast du ja noch eine Antwort für mich?

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15. Februar 2018

'Der Todesbote' von Axel Berger

Eine Leiche wird gefunden. Die Todesursache: ein Schuss in den Hinterkopf. Der einzige Hinweis auf den Täter: eine Tätowierung im Nacken des Opfers, mit einem Datum – dem Todesdatum. Erste Spuren führen die Ermittler in Oldenburgs Rotlichtmilieu und die Rockerszene, doch ansonsten fehlt jede Spur von dem Mörder.Dann erschüttert ein weiterer Mord an einem Anwalt die Stadt an der Hunte. Als Nächstes wird ein Steuerberater verschleppt – und mit einem tätowierten Datum im Nacken wieder freigelassen. Die Ermittler haben 24 Stunden, um ihn zu retten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

Werden sie den eiskalten Killer zur Strecke bringen und den Mann retten, oder wird der Todesbote ihnen auch diesmal zuvorkommen? Doch dies sind nicht die einzigen Probleme der drei Kommissare.

Wird Anke Frerichs endlich die Nachfolge ihres Vorgesetzten antreten?
Können Enno Melchert und Werner Vollmers ihr dunkles Geheimnis bewahren?
Und wer ist eigentlich die geheimnisvolle neue Frau an Ennos Seite?

Gleich lesen: Der Todesbote: Der vierte Fall für Werner Vollmers, Anke Frerichs & Enno Melchert

Leseprobe:
Die Leiche von Gerd Hennings lag direkt neben den verrosteten Eisenbahnschienen mit dem Gesicht nach unten im Dreck. Schwärme von Fliegen und anderem Ungeziefer flogen und krabbelten umher.
Torben Kuck von der kriminaltechnischen Abteilung Wilhelmshaven kniete neben dem etwa einsfünfundachtzig großen und lediglich siebzig Kilo schweren Leichnam und untersuchte seine sterblichen Überreste nach Spuren und eventuellen Hinweisen auf den Täter oder die Täterin.
Hauptkommissar Werner Vollmers und Enno Melchert vom Oldenburger Fachkommissariat 1 standen schweigend daneben und beobachteten den Kollegen von der Spurensicherung geduldig bei seiner Arbeit. Um sie herum herrschte hektisches Treiben, das von gelegentlich vorbeisausenden Zügen und dem Geklingel der sich noch von Hand hebenden und senkenden Schranken am Bahnübergang Ofenerdiek, Am Stadtrand, begleitet wurde. Über die Schienen hinweg streckte sich der Turm der Thomaskirche, unbeeindruckt vom Trubel auf dem gegenüberliegenden Edeka-Parkplatz, in die Höhe. Die Uhr an der Ofenerdieker Straße bei der großen Eiche zeigte kurz vor zehn Uhr morgens. Die Sonne stach bereits erbarmungslos vom Himmel, es war noch untypisch heiß für diese Jahreszeit.
Kuck wischte sich mit dem Handrücken ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er wandte seinen Blick von der kreisrunden Einschussstelle am Hinterkopf des Toten ab, ergriff behutsam das Handgelenk und drehte den Arm des Opfers vorsichtig etwas nach außen, um besser erkennen zu können, was dort stand.
Eine achtstellige, blutverkrustete, dunkelblaue Zahl, gelegentlich unterbrochen von einem Punkt, zierte seinen rechten Unterarm. Eine frische Tätowierung. Ein Datum. Er schaute zur Kontrolle auf seine Uhr. Es war das Datum von vorgestern – der vermutete Todestag. Dem Grad der Verwesung entsprechend und dem sonstigen Zustand der Leiche nach zu urteilen, hatte Torben Kuck den Todeszeitpunkt bereits grob auf diesen Zeitpunkt eingrenzen können, Genaueres würde die spätere Untersuchung im Rechtsmedizinischen Institut der Stadt Oldenburg in der Pappelstraße 4 ergeben. Er freute sich schon insgeheim, nachher dort noch vorbeischauen zu können, um dort seine neue Freundin Irena Barkemeyer zu treffen, die dort seit einigen Monaten in der Abteilung von Elena Braun als rechtsmedizinische Assistentin arbeitet.
Sie waren sich vor ein paar Monaten auf dem Gertrudenkirchhof an einem Tatort zum ersten Mal begegnet und nun, nach ein paar anfänglichen Startschwierigkeiten, ein Liebespaar geworden.
Für Kuck fühlte es sich an, als ob er in der studierten Rechtsmedizinerin seine Seelenverwandte gefunden hatte. Irena Barkemeyer empfand ähnlich. Es lief perfekt zwischen den beiden, auf allen Ebenen. Sie dachten bereits darüber nach, in absehbarer Zeit zusammenzuziehen, um mehr Zeit miteinander verbringen zu können, denn ihre Arbeit fraß sehr viel Zeit von ihrem Alltag, und nun stand auch schon wieder ein neuer Fall an. Er zog sein Smartphone aus der Tasche und schaute auf das Display, von dem aus ihm eine lächelnde Irena Barkemeyer entgegen blickte. Versunken in ihr Antlitz stahl er sich für ein paar Sekunden von diesem Ort des Todes fort – in eine heile Welt, voll Liebe und Geborgenheit, weit abseits des alltäglichen Grauens, das die beiden Beamten jeden Tag in ihrem Job zu erdulden hatten.
Ein vorbeirasender Güterzug, dessen Ziel mit Sicherheit der Jade-Weser-Port in seiner Heimatstadt Wilhelmshaven sein würde, riss ihn aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Er steckte sein Handy wieder ein und blickte sich um. Ein Kribbeln in der Magengegend machte sich unangenehm bemerkbar.
Irgendein unbestimmtes, in Torben Kuck gärendes Gefühl ließ ihn vermuten, dass hier irgendwas mächtig nach Ärger stank und der Tote, der hier vor ihm im Dreck lag, möglicherweise nicht der letzte bleiben würde ...

Im Kindle-Shop: Der Todesbote: Der vierte Fall für Werner Vollmers, Anke Frerichs & Enno Melchert

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14. Februar 2018

'Zissa: Psychothriller' von Cornelia Harz

Vertraue niemals blind, denn du könntest es bitter bereuen.

Zissa glaubt seit vielen Jahren, ihr Vater wäre ein herzensguter, sozial engagierter Mensch, der Arbeitslosen bei einem Neueinstieg ins Leben hilft. Doch in Wahrheit missbraucht er sie nur als Opfer für seine wirklichen Seminarteilnehmer, Führungskräfte, die ihre Beißhemmung verlieren sollen, indem sie lernen, ohne Skrupel zu foltern und zu töten. Zissas Vater ist eiskalt. Um die Kontrolle über seine Tochter nicht zu verlieren, steht für ihn fest: Auch ihr Freund Markus muss sterben.

Gleich lesen: Zissa: Psychothriller

Leseprobe:
»Und jetzt stichst du zu«, sagte Zissas Vater. »Es ist ganz leicht.«
Sein Schüler, ein Mann Anfang dreißig, saß dem Opfer am Tisch direkt gegenüber. Er sah Herrn von Waldschildt mit großen Augen an und zupfte an seinem Hemdkragen.
»Nur keine Hemmungen!« Zissas Vater lachte und umrundete die beiden mit ganz langsamen Schritten. »David, wenn du später Entscheidungen treffen sollst, kannst du es dir auch nicht leisten, ewig zu zögern.«
Die Lampe flackerte. Es drang nur ganz wenig Tageslicht durch die vergitterten Kellerfenster, aber auch die Sonne hätte den kühlen Raum nicht wärmer erscheinen lassen. In der Mitte stand dieser schwere, rustikale Holztisch. Eine Ecke des Raums war weiß gefliest, oben ein Duschkopf, direkt darunter ein Abflussgitter. Und über die kompletten Wände erstreckten sich große Regale, in denen die verschiedenen Folterutensilien einsortiert waren.
Das Opfer kauerte auf seinem Stuhl. Der Mann war hager, schien ohne jegliche Kraft. Seine zusammengefallenen Tattoos ließen es nur erahnen, was für ein muskulöser Kerl er mal gewesen sein musste. Er war an dem Stuhl festgebunden und seine Hände steckten in Lederriemen, die sie hilflos auf dem Tisch fixierten.
Herr von Waldschildt verdrehte seine Augen und seufzte. Jedes Mal wieder hatten die Neuen Probleme, diesen ersten Schritt zu tun. Kaum zu glauben, alle waren danach zu viel grausameren Taten fähig, aber dieser erste Schritt, er fraß von fast jedem Einzeltraining die meiste Zeit. »Du musst nur eine kleine Stecknadel nehmen und sie ihm in den Handrücken rammen«, sagte Zissas Vater. Er nahm eine Stecknadel aus dem Plastikkästchen, drehte sie in seinen Händen und stach sie dem Opfer ganz plötzlich unter die Haut.
Der Mann schrie, erst ganz laut, dann immer leiser werdend.
Herr von Waldschildt beobachtete ihn. »Siehst du?«, fragte er David. »Genau da wollen wir ihn haben, klein und wimmernd.« Er spuckte dem Opfer ins Gesicht.
Schweißperlen rannen an der Stirn seines Schülers hinunter. »Ich kann das nicht!«, protestierte er. »Ich kann niemanden verletzen.«
»Dann wirst du beruflich nicht viel Erfolg haben, schade. Das Studium, jahrelange Schinderei …« Herr von Waldschildt seufzte erneut. »Alles umsonst, weil du zu weich bist«, ergänzte er deutlich und laut.
David, er hätte das Spiegelbild seines Opfers sein können. Auch er saß nun zusammengesackt auf seinem Stuhl und starrte stumm auf die Tischplatte.
»Du kannst es dir aussuchen: Entweder du bist in diesem Leben Opfer oder Täter. Und ich denke nicht, dass du so eine armselige Kreatur werden willst wie unser Freund hier.« Zissas Vater blieb hinter dem Opfer stehen und machte eine Pause. »Aber vielleicht hast du ja auch nicht das Potenzial …« Er beobachtete sein imaginäres Messer, das sich ganz tief in das Ego seines Schülers gebohrt hatte. Mit diesem Spruch hatte er schon jeden dazu gekriegt, seine Hemmschwelle zu überwinden.
Und tatsächlich griff auch David in die kleine Plastikbox, nahm eine Stecknadel heraus und pikste damit seinem Opfer in den Handrücken.
»Oh mein Gott, welcher Schmerz«, spottete das Opfer und lachte.
»Siehst du, genau das passiert dir, wenn du nicht gradlinig deine Ziele verfolgst. Du wirst verspottet, die Rollen haben sich verschoben. Dieser kleine Wicht hier meint nun tatsächlich, er wäre stärker als du.« Zissas Vater nahm nun zwei Stecknadeln heraus und rammte sie noch stärker in die Handrücken des Opfers, eine links und eine rechts.
Das Opfer verzog das Gesicht und gab keinen weiteren Ton von sich.
»Dann hätten wir das ja geklärt«, sagte Herr von Waldschildt und wandte sich wieder an seinen Schüler. »Skrupel, Zögern, Mitgefühl, das alles bringt dich nicht weiter. Du entscheidest und handelst. Ohne Handeln sind Entscheidungen nur leere Worte.«
»Herr von Waldschildt, ich schätze Sie sehr, aber dennoch bin ich mit Ihren Methoden nicht einverstanden«, sagte David und sah ihn nun wieder direkt an.
»Und darf ich erfahren, warum?«
Der Schüler richtete sich auf. »Ich bin sehr gut ausgebildet und ein Teil meiner Ausbildung war die Vermittlung von Sozialkompetenz.«
Zissas Vater grinste. Jetzt kam ihm schon wieder einer mit dieser ausgelutschten Sozialkompetenz. »Ihr habt das alle nicht begriffen.« Er schüttelte den Kopf. »Das richtige Wort müsste heißen: Scheinsozialkompetenz. Oder glaubst du wirklich, dass man erfolgreich eine Abteilung oder gar ein Unternehmen führt, weil man ständig die sozialen Belange berücksichtigt? Du musst Gewinn erzielen. An der Breite des Lächelns deiner Mitarbeiter wirst du nicht gemessen, an deinen Zahlen schon.«
»Aber wir sind Menschen und keine Monster«, entgegnete David.
»Wenn du ein Mensch sein willst, steht es dir frei zu gehen«, sagte Herr von Waldschildt trocken. »Wenn du Erfolg haben willst, bleibe und lerne.«

Im Kindle-Shop: Zissa: Psychothriller

Mehr über und von Cornelia Harz auf ihrer Amazon-Autorenseite.

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'Mafia Sisters. Never kiss your enemy' von Monica Bellini

Candida kann es nicht fassen – Angelo Prizzi, der gefürchtete Mafioso aus New York, hat sie entführt! Doch dieser Mann, der seit Wochen in Sizilien sein Unwesen treibt, ist nicht nur ein schamloser Verbrecher, sondern unglaublich sexy, heiß und über alle Maßen attraktiv …

Und auch Angelo spürt, dass diese Begegnung etwas Besonderes ist. Candida Corsini, die älteste der drei Töchter des verstorbenen Mafiabosses Don Bartolo, ist die erste Frau, die ihn nicht fürchtet und seinem Blick nicht ausweicht. Sie ist eiskalt, verachtet ihn – und zugleich zieht sie ihn an wie noch nie eine Frau zuvor. Aber Angelo hat einen gefährlichen Auftrag zu erledigen, und Candida ist die Schlüsselfigur in dieser ganzen Geschichte. Er kann sich keine Komplikationen leisten. Sich auf sie einzulassen, und sei es nur für eine Nacht, steht absolut nicht zur Diskussion …

Gleich lesen:
Für Kindle: Mafia Sisters. Never kiss your enemy
Für Tolino: Buch bei Hugendubel

Leseprobe:
Verdammt soll ich sein! Sie hat Angst. Ihr Blick flackert, und doch presst sie die Lippen zu einer trotzigen Geste zusammen und senkt ihn nicht. Würde sie ahnen, in was für einen Aufruhr sie mich mit diesem Ausdruck versetzt und welchen meiner Instinkte sie damit anstachelt – sie würde aus dem Wagen springen und schreiend davonlaufen. Wenn sie könnte. Aber die Kindersicherung blockiert die rückwärtigen Türen, wie sie bemerkt, als sie die Hand ausstreckt und am Riegel zieht. Ich lache auf – sie faucht.
»Disgraziato!«
»Mistkerl? Das höre ich nicht zum ersten Mal.«
»Kein Wunder bei Ihrem Benehmen. Sie haben sich mir nicht einmal vorgestellt, Sie ungehobelter Neandertaler.«
Amüsiert ziehe ich die Augenbrauen nach oben und grinse sie an. »Wo Sie recht haben, haben Sie recht, Contessa.« Ich drehe mich auf dem Sitz herum, nehme die Smith & Wesson aus der Türablage und steige aus. Mit der Waffe in der linken Hand umrunde ich den Wagen, um ihr zu öffnen. Dass ich mich in den Augen anderer lächerlich mache, erkenne ich an Pasquales Grunzen, als ich mich mit einer ehrerbietigen Geste des Armes verbeuge wie ein mittelalterlicher Lehensherr.
»Angelo Prizzi, Signora Contessa. Zu Ihren Diensten.«
Ich strecke die Hand aus, um nach ihrer zu fassen, aber sie stößt sie weg. Candida Corsini schwingt ihre endlos langen gebräunten Beine aus dem Fond und richtet sich auf den hohen Absätzen ihrer eleganten Peeptoes auf.
»Sie benehmen sich wie ein Hofnarr, Prizzi.« Sie sticht mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger gegen meine Brust, und zwar genau in der Mitte. Der rot lackierte Fingernagel bohrt sich in meine Haut über meinem Brustbein und ich mache unweigerlich einen Schritt zurück.
»Mistkerl und Hofnarr, Contessa? Bedenken Sie all Ihre Mitmenschen, die nicht Ihrem Stand entsprechen, mit solchen Ausdrücken?«
Ihre Augen funkeln und zwischen den Augenbrauen bildet sich eine steile Falte, als sie sich zu Schlitzen zusammenpressen. »Nur solche, die mich mit einer Pistole bedrohen.« Ohne mir einen weiteren Blick zu gönnen, streicht sie ihren Rock glatt, zieht die tailliert geschnittene Jacke, deren Ärmel nur knapp über ihre Ellenbogen reichen, über ihren Brüsten zusammen und beugt sich in das Wageninnere, um nach ihrer Tasche zu greifen. Dabei spannt sich der Stoff wieder aufreizend um ihren perfekt geformten Arsch – und mein Schwanz nimmt Habt-Acht-Stellung ein. Ich stecke die Pistole in den rückwärtigen Hosenbund, lege die Hand an den Stoff zwischen meinen Beinen und ziehe ihn zurecht, als sie sich mit einem Ruck umdreht und diese absurd flache Tasche mit beiden Armen vor ihre Brust presst. Wie ertappt hebe ich den Arm und fahre mir mit gespreizten Fingern durch die Haare, schiebe sie aus der Stirn.
Ihre Augen verfolgen meine Geste. Sie hebt das Kinn an, drückt es vor, wie jemand, der zu allem bereit ist. Diese Frau ist absolut nicht mein Typ. Ich mag sie kleiner, handlicher, runder. Sie reicht mir trotz meiner eins neunzig bis zur Stirn, was natürlich an den Absätzen liegt – aber das ist es nicht, was sie ausmacht. Candida Corsini ist schlank und rank, ihre Brüste sind nicht größer als Äpfel, ihr bemerkenswerter Arsch wohlgeformt, aber alles an ihr ist eine Spur zu klein, zu fest, zu muskulös. Und doch zieht es in meinen Lenden, und ich danke dem Herrgott, dass sie ihren Blick nicht senkt, sondern mit meinem kreuzt.
»Also, was ist, Signor Prizzi? Ich bin Ihre Gefangene, Sie mein Entführer. Um dem Klischee zu entsprechen, sollten Sie nun wieder nach Ihrer Pistole greifen, Sie mir an die Schläfe halten und mich in meine Zelle führen.«
Pasquales grölendes Lachen unterbricht mein fassungsloses Starren. »She’s absolutely right, Angelo«, gluckst er mit dem ihm typischen Grunzen und wechselt damit zum ersten Mal seit Wochen wieder ins Amerikanische.
Wie gut, dass er mich ablenkt. Mit einem Ruck wende ich mich ihm zu. »Italiano, Pasquale. In Sizilien sprechen wir Italienisch, you remember?«
»Was nichts daran ändert, dass die Contessa recht hat«, meint er grinsend, die Arme lässig über der Brust verschränkt. »Du solltest sie in ihre Zelle führen.« Er malt Gänsefüßchen in die Luft. »Oder soll ich das tun?«
»Kümmere dich lieber um ihren Porsche«, schnaube ich ihn an. »Bring den Wagen hierher, bevor auffällt, dass sie verschwunden ist. Und nimm Carmen mit. Sie will ohnehin einkaufen gehen, und es ist besser, wenn sie in den nächsten Stunden nicht hier ist.«
Candida zuckt bei meinen Worten zusammen – und einen Augenblick lang genieße ich es, dass sie Furcht zeigt. Sie hat den Kopf gesenkt und ein paar Strähnen haben sich aus ihrem aufgesteckten Haarknoten gelöst, kringeln sich um ihren schwanengleichen Hals. Gott, diese Frau löst so viele Vorstellungen von Szenarien in mir aus, dass ich den Zustand ihrer Angst ausnutzen will, solange er anhält. Ich nicke Pasquale zu, packe Candida fest am Arm und dirigiere sie um das Haus herum an die Rückseite zu dem Stall. Sie möchte spielen? Gerne.

Ich stoße sie in den Raum, der mit Stroh ausgelegt ist, und die schwere Holztür fällt hinter uns zu. Sie stolpert und streckt haltsuchend die Arme vor. Ihre Tasche gleitet zu Boden. Ich strecke die Hand aus, erwische einen Zipfel ihrer Jacke und ziehe sie an mich. Schwer atmend lehnt sie mit dem Rücken an meiner Brust. Sie zittert am ganzen Körper, bebt, wimmert. Sanft streiche ich über ihre Schultern, gleite mit den Fingern über den Stoff. Ich kann ihren rasenden Herzschlag spüren und den Duft ihrer Haare. Sie riecht nach Pfirsich – und Angst. Und sie zieht mich an. So sehr, dass ich vergesse, dass ich der böse Entführer bin. Langsam senke ich mein Gesicht und küsse sie auf den Scheitel. Bebend wie ein Vögelchen, das aus dem Nest gefallen ist, verharrt sie bewegungslos. Nur unser Atem ist zu hören. Bis sie sich in meinen Armen umdreht, ohne den Kontakt zu lösen, den Kopf in den Nacken legt und mich mit tränenverhüllten Augen ansieht.
»Was wollen Sie von mir?«, fragt sie flüsternd.
Dich, nur dich. Die Antwort liegt mir auf der Zunge, aber ich spreche sie nicht aus. Stattdessen ziehe ich sie an mich, lege die Hand auf ihren Hinterkopf, bis sie ihr Gesicht an meiner Brust vergräbt. Langsam wird sie ruhiger und ihr Zittern lässt nach. Ich will sie einfach nur festhalten, ihr sagen, wie die Dinge liegen, nichts für mich behalten – aber ich kann nicht. So wie ich ihr nicht erklären kann, warum mein Schwanz hart wie Stahl ist und ich Mühe habe, mein Becken weiterhin von ihrem fernzuhalten und nicht vorzuschieben und sie spüren zu lassen, was sie mit mir anstellt.
Sie ist die Falsche.
Der Moment ist es.
Die Situation ist es.
Das, was seit unserem Zusammentreffen zwischen ihr und mir geschieht, ist unlogisch, absolut irrsinnig, vor allem aber nicht geplant. Und es gibt nichts, was mich hier und jetzt davon abbringen darf, das durchzuziehen, was ich mir vorgenommen habe. Nichts. Mit einem Ruck löse ich mich von ihr, trete einen Schritt zurück und sehe mich um.

Im Kindle-Shop: Mafia Sisters. Never kiss your enemy
Für Tolino: Buch bei Hugendubel

Mehr über und von Monica Bellini auf ihrer Website.

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