20. August 2018

Sandra Hausser

Sandra Hausser wurde 1969 in Rüsselsheim geboren und schreibt seit ihrem 14. Lebensjahr mehr oder weniger regelmäßig. Aus ihrer Leidenschaft für Kurzgeschichten entwickelte sich im Laufe der letzten Jahre die Herausforderung ganze Romane zu schreiben.

Sandra Hausser über sich: "Seit 1985 arbeite ich als Arzthelferin, habe mich an Literaturwettbewerben beteiligt und dabei zwei Preise gewinnen können. Ab diesem Zeitpunkt war mein Ehrgeiz geweckt und ich begann ganze Romane zu schreiben."

Weblink: www.sandra-hausser.de


Bücher im eBook-Sonar:




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17. August 2018

'Die Magie der Glanzlichter (Lichtertanz 1)' von Isabella Mey

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Wenn das Herz nicht will, wie es soll
und der Verstand von Gefühlen überrollt wird
dann wird es Zeit, in sich zu gehen, um das zu sehen, was wahr ist.


1912, Atlatica wird vom grausamen Lord Sorbat beherrscht. Abseits der großen Straßen, am Rande der Zone der Monster, kämpft sich Leanah als Tochter eines Schafbauern durch ihren harten Alltag. Sorbats Magier sind bei der einfachen Bevölkerung verhasst, nicht nur deshalb versucht Leanah, ihre magische Begabung, vor allen zu verbergen. Ihr Leben gerät jedoch vollkommen aus den Fugen, als sie auf die Burg des Lords gebracht wird, um dort zu dienen.

In Frankfurt am Main ahnt Silas, der Sohn eines Arztes, nichts von den Lords oder Atlatica. Erst nachdem seine Eltern entführt werden und er selbst ins Visier der Verfolger gerät, muss er sich nicht nur den Gefahren einer fremden Welt voller Magie stellen, sondern auch seinen Gefühlen für eine Frau, die nicht für ihn bestimmt ist. Wird das Schicksal die beiden letztendlich zusammenführen?

"Die Magie der Glanzlichter" ist der erste Teil der Lichtertanz-Trilogie. Die Geschichte spielt in der Welt des Flammentanzes, kann aber unabhängig davon gelesen werden.

Leseprobe:
Schweigen. Lediglich unsere Atemgeräusche durchdringen die Stille.
»Was muss ich tun?«, fragt er tonlos.
»Lass mich frei!«
»Wirst du mich lieben, wenn ich dich freilasse?«
»Nein, aber dann würdest du aus Liebe handeln und hättest meinen Respekt und meine Achtung. Liebe knüpft keine Bedingungen, sie ist oder sie ist nicht, ganz gleich, ob der andere sie erwidert.«
Abermals Schweigen.
»Ich kann nicht …«, sagt er.
Jetzt höre ich, wie er aufsteht. Zwei Schritte, dann folgt ein metallenes Geräusch, als ob ein Gitter geschlossen und ein Schlüssel umgedreht wird. Die Schritte verhallen, bis ich von absoluter Stille und Finsternis umgeben bin. Es ist kalt. Ich fröstele. Sowohl mein Geist als mein Körper fühlen sich taub an. Immerhin haben sich meine Fesseln mit der Zeit ein wenig gelockert. Vielleicht kann ich mich davon befreien ...

Im Kindle-Shop: Die Magie der Glanzlichter (Lichtertanz 1)

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16. August 2018

'Dead Mountain' von Stefan Barth

Kindle (unlimited)
Du bist fünfzehn.
Doch statt Partys und erster Liebe kämpfst du ums Überleben.


Die Toten haben begonnen, die Lebenden zu fressen. Der einzige Mensch, den du noch hast, ist dein jüngerer Bruder.

Ihr habt den Winter in der Sicherheit der Alpen verbracht. Aber jetzt kommt der Frühling, und mit der Schneeschmelze erscheinen die Toten in den Bergen. Wie lange könnt ihr hier oben allein noch durchhalten?

Dann trefft ihr Ralf. Ein Mann. Einer, der wie ihr miterleben musste, wie die Welt in Blut und Eingeweiden versank. Endlich wieder ein Erwachsener in eurem Leben.

Jetzt wird alles besser.
Oder?


Leseprobe:
Sie hören ihn, bevor sie ihn sehen.
Oder riechen.
Henni bleibt stehen und blickt zu Fabio.
Die Hand des Jungen umklammert den mattschwarzen Sportbogen so fest, dass die Knöchel weiß hervortreten. Seine braunen Augen sind weit aufgerissen.
Sie lauschen.
Der Wind rauscht in den Bäumen, an deren Ästen die Blätter erst vor wenigen Tagen in voller Pracht zu sprießen begonnen haben.
Da ist es wieder.
Das Klingeln.
Ein Glöckchen.
Fabio runzelt die Stirn und Henni sieht, dass er etwas sagen will. Sie hebt eine Hand und schüttelt den Kopf.
Er schluckt die unausgesprochenen Worte wieder runter.
Das Klingeln wird lauter.
Für einen kurzen Moment schlägt ihr Herz nicht nur aus Angst, sondern auch aus Hoffnung schneller. Doch dann hört sie die schweren, schlurfenden Schritte, die das klingelnde Glöckchen begleiten.
Das Fünkchen Hoffnung verglüht.
Sie überlegt, ob sie nicht einfach abhauen sollen, aber sie verwirft den Gedanken gleich wieder. Wenn sich einer von denen hier oben rumtreibt, nützt es nichts, dem Problem aus dem Weg zu gehen.
Henni zeigt nach rechts.
Zwischen den Bäumen, etwa zwanzig Meter weiter, ist der Wanderpfad zu erkennen.
Fabio nickt. Er zieht einen der zwölf Fiberglas-Pfeile aus dem Köcher auf seinem Rücken und legt ihn auf den Bogen. Er hat täglich mit dem Ding geübt, seit sie den Bogen, mitsamt Pfeilen, Köcher und einer Strohzielscheibe, vor einem halben Jahr in der Graudingerhütte gefunden haben.
Sieht aus, als wird sich gleich zeigen, ob sich das Üben gelohnt hat.
Henni umklammert den Griff der langstieligen Axt fester und blickt noch einmal zu Fabio.
Er nickt.
Henni setzt sich in Bewegung. Pirscht sich Schritt für Schritt durchs Unterholz, darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Aus den Augenwinkeln registriert sie Fabio, der sich, ein Stück versetzt, neben ihr bewegt.
Ein Ast bricht unter den Sohlen ihrer ausgelatschten Converse und das Geräusch kommt ihr vor wie eine Explosion. Sie bleibt abrupt stehen. Dreht den Kopf, sieht zu Fabio.
Er beißt sich auf die Lippen.
Weiter.
Das, was Henni durch die Bäume hindurch vom Wanderpfad erkennen kann, ist leer. Bis auf die Gräser und blühenden Wildblumen, die sich ihren Weg durch das Erdreich bahnen. So muss es jetzt überall sein. Die Natur holt sich zurück, was der Mensch ihr genommen hat. Noch ein oder zwei Jahre, dann wird der Pfad nicht mehr zu erkennen sein.
Das Klingeln des Glöckchens wird lauter.
Die schlurfenden Schritte auch.
Die Kinder bleiben wieder abrupt stehen.
Denn jetzt sehen sie den Wanderer.
Er kommt um eine Biegung, seine Schritte abgehackt und ungelenk, die Arme baumeln leblos hin und her. Er schlurft und wankt wie ein Betrunkener, aber das vollkommen geräuschlos, kein Atmen oder Schnaufen ist zu hören. Die Lederschuhe sind ausgelatscht und schmutzig, genau wie die fast schwarzen Socken und die verwesende, faulige Haut der Waden und Oberschenkel.
Das wettergegerbte Leder der Trachtenhose, an deren Brusttasche das kleine Glöckchen hängt, ist von hellen Rissen durchzogen. Das Hemd darunter war wohl mal weiß, jetzt ist es schmutzig grau. Vorne und oben am Kragen ist der Stoff noch dunkler: getrocknetes, schwarz verkrustetes Blut, das aus einem grässlichen Loch im Hals gelaufen ist.
Aber Blut kommt schon lange nicht mehr aus der Wunde, stattdessen scheint das faulige Fleisch des Loches in seiner Kehle in ständiger Bewegung. Doch das sind nur Fliegen und Maden, die sich darin tummeln. Leblose weiße Augen starren aus einem eingefallenen Gesicht, dessen Mund halb offen steht, drinnen die verrotteten Reste eines Gebisses.
Henni und Fabio starren den Wanderer an. Er ist nicht der erste seiner Art, den sie sehen, aber der letzte ist lange her und der Anblick fast genauso schockierend wie beim allerersten Mal.
Henni spürt ein kaltes Kribbeln, das in ihrem Nacken startet und sich dann über ihren ganzen Körper ausbreitet. Sie tauscht einen Blick mit Fabio und in diesem Moment verstummt das Glöckchen.

Im Kindle-Shop: Dead Mountain.
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15. August 2018

'Amarylion: Zauber der Liebe' von Andrea Selina Hilken

Kindle | Twentysix | Taschenbuch
Im Amarylion, einem spirituellen Heilungszentrum ticken die Uhren anders. Emily Edwards und Stephanie Cunningham, zwei ungewöhnliche Frauen, gehen ihren ureigenen Weg von Leben, Lieben und Leidenschaft.

Emily Edwards, eine junge Frau aus Prairie Village, führt gemeinsam mit ihrer besten Freundin Stephanie Cunningham das Heilungszentrum Amarylion in der Vorstadt von Kansas City. Ihr Herz schlägt für alternative Heilweisen, Kartenlegen, Jenseitskontakte und die bedingungslose Freude daran, anderen Menschen helfen zu dürfen. Mit der Liebe in ihrem Leben hat Emily bisher kein Glück gehabt. Sie glaubt nicht mehr daran, den einzigen und wahren Mr. Right zu treffen. Unerwartet tritt der junge Herzchirurg Jayden Coleman in Emilys Leben und bring ihr den Glauben an die große Liebe zurück.

Die Amarylion Saga ist ein großes Lexikon der Spiritualität. Eingebunden in eine wundervolle Geschichte, erfährt man hier, was ein Geistführer ist, wie Jenseitskontakte funktionieren, was eine Seele ist, wie man Wünsche real werden lässt und noch einiges mehr an spirituellen Themen. Durch die Vorträge, die Emily in dem Buch hält, werden dem Leser Techniken an die Hand gegeben, um Ängste zu besiegen, das Selbstbewusstsein zu stärken und noch einiges mehr an Selbsthilfe-Tipps. Der Zauber dieses Buches offenbart sich jedem Leser, der mit offenen Herzen seine Botschaft empfängt.

Leseprobe:
Das Kerzenlicht flackert und taucht die Küche in ein warmes angenehmes Licht, es wirkt urgemütlich hier mit Steph zu sitzen und meine Neugierde wächst. Was mich wohl gleich erwartet, frage ich mich immer wieder. Doch Steph denkt gar nicht daran, sofort loszulegen, sondern nimmt sich erst einmal ein Brot und streicht voller Hingabe den Dip darauf, um dann genüsslich und mit einem herzhaften Seufzer hineinzubeißen.
»Ein Traum … ! Lecker! Ich könnte diesen Dip jeden Tag essen und bräuchte nichts anderes mehr dazu.«, als sie das sagt, beißt sie noch einmal demonstrativ in ihr Brot.
Gedankenverloren nehme ich eine Scheibe Baguette und streiche mir den Dip darauf.
Steph sieht mir dabei zu und lacht plötzlich herzhaft los.
»Was habe ich denn nun gemacht?«, frage ich sie: »Warum lachst du?«
Sie schaut mich an: »Ach nur so.«
»Wie … ? Ach nur so?«, ich sehe sie an und beiße dabei von meinem Brot ab.
»Wie hingebungsvoll du dein Brot gerade bestrichen hast, hat meine Fantasie etwas beflügelt. Das Brot stellt dich als weiblichen Teil dar und sobald du es mit dem Dip bestrichen hast, was den männlichen Teil darstellt, ergibt es eine Einheit. Ein wahrer Genuss für die Sinne, oder? Die Mischung von beiden führt zur Explosion der Geschmacksnerven«, sagt sie lachend und wischt sich ihre Tränen aus den Augenwinkeln, die ihr vor Lachen schon die Wangen herunterlaufen.
»Ich verstehe dich nicht! Was meinst du? Das ist doch schon wieder eines deiner Rätsel für mich, oder?«, dabei sehe ich sie vorwurfsvoll an.
Lachend wischt sie sich mit der Serviette die Tränen aus dem Gesicht: »Das Brot steht als Symbol für dich! Ohne Belag völlig neutral, oder? Der Dip steht für einen Mann, er bringt das Feuer in dir zum Glühen. Die Vereinigung Brot und Dip, du und Mr. Right, sorgen dann für eine Explosion deiner Sinne. Jetzt müssen wir nur noch einen Mann kreieren, der wie der Dip, die Würze in dein Leben bringt und dich gleichzeitig zum Glühen.«, während sie das sagt, sehe ich sie völlig entgeistert an.
»Du kannst doch nicht einen Mann mit einem Dip vergleichen!«, sage ich kopfschüttelnd und sehe mein Brot mit dem Dip darauf an, als könnte es mir eine Antwort geben.
Steph kann sich vor Lachen kaum auf dem Stuhl halten, die Tränen laufen ihr über das Gesicht als sie mich ansieht: »Warum nicht? Es geht hier um die Würze, die deinem Leben fehlt und nun werden wir gemeinsam die Zutaten dafür zusammenstellen.
Die Hexenküche ist eröffnet!«, während sie das sagt, sehe ich sie noch immer völlig entgeistert an.
»Ok! Wenn du es meinst, dann leg mal los und erzähle mir etwas über die Zutaten, die ich dafür brauche.« Ich sehe sie lachend an und beiße demonstrativ in mein Brot mit dem Dip darauf: »Aber vergiss nicht, dass ich seit ein paar Jahren keine Würze mehr gewohnt bin, also schön sinnig dosieren in deiner Hexenküche«, sage ich und zwinkere ihr zu.
Steph nimmt sich eine Peperoni, betrachtet sie ganz genau, ich schaue ihr dabei zu und frage mich, was jetzt wohl gleich über ihre Lippen kommt.
»Diese Peperoni zum Beispiel«, sagt sie und dreht die Peperoni dabei zwischen ihren Fingern: »Man sieht es ihr nicht an, dass sie innen feurig ist. Von außen wirkt sie völlig harmlos, aber von innen glüht sie!«
Ich verstehe immer weniger von dem, was Steph mir damit sagen will. »Nun mach das doch nicht so spannend!«, sage ich zu ihr und greife zu meinem Glas Wasser, während ich sie dabei nicht aus den Augen lasse.
»Du sollst verstehen worauf du achten sollst, also hör zu, was ich dir sage und unterbrich mich nicht immer!«, dabei zwinkert sie mir zu.
Ich verspreche ihr jetzt still zu sein.
»Wenn du einen Mann triffst, sinnbildlich die Peperoni, dann weißt du noch nicht, was in ihm drinnen schlummert. Es kann sogar sein, dass du diesen Menschen langweilig findest oder ihn gar nicht erst beachtest und somit an deinem Glück sogar vorbeiläufst. Wir Menschen haben verlernt, auf die inneren Werte eines Menschen unseren Blick auszurichten. Wir achten nur auf das, was wir mit den Augen wahrnehmen. Dabei müssen wir lernen mit unserem Herzen zu sehen, zu fühlen, ob dieser Mensch etwas in uns berührt. Denn, dass er plötzlich da ist, in unser Leben getreten ist, dafür haben wir selbst gesorgt. Wir haben uns diesen Menschen mit unseren Gedanken in unser Leben geholt. Jeden Tag erschaffen wir uns unsere Realität, nichts von allem was geschieht, ist Zufall. Alles kommt zur richtigen Zeit in unser Leben, auch der optimale Partner. Dass du erst auf Maik gestoßen bist, ist kein Zufall, er hat dir gezeigt, dass du an dir arbeiten musst, dass du noch unsicher bist, dass du noch gar keine genaue Vorstellung davon hast, was für einen Partner du möchtest. Durch ihn solltest du lernen nicht immer »Ja« zu sagen, sondern auch mal ein klares »Nein« auszusprechen, was du aber erst bei der Trennung getan hast. Du hast bis jetzt noch nicht mit diesen Energien abgeschlossen. Folglich wirst du wieder einen Partner in dein Leben ziehen, der dir gnadenlos aufzeigen wird, woran du noch an dir arbeiten solltest. Was dir hilft, ist eine klare Vorstellung von deinem Traummann, so als wäre er schon Realität. So holst du ihn dir in DEINE Realität.«, zufrieden schaut sie mich an.
»Was muss ich tun, um diesen Kreis zu durchbrechen? Noch so einen Mann, wie Maik, will ich nicht ein zweites Mal ertragen müssen!«, ich sehe Steph dabei hilflos an.
»Dann werden wir jetzt erst einmal daran arbeiten, Mr. Right zu basteln, um ihn dann später real werden zu lassen, einverstanden?«, sie sieht mich liebevoll an, während sie das sagt und spielt mit den Krümeln auf ihrem Teller herum.

Im Kindle-Shop: Amarylion: Zauber der Liebe (Amarylion Saga).
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14. August 2018

'Hovokk' von Giuseppe Alfé

Kindle | Tolino | Taschenbuch
So lange Brent Carpico zurückdenken kann, plagt ihn eine undefinierbare Furcht, die tief in seinem Bewusstsein verankert ist. Selbst als kampferprobter Lieutenant der Astrotroops, der Bodenarmee der Streitkräfte des interstellaren Völkerbundes „Hexagon“, erschüttern ihn wiederkehrende Albträume, die aus seiner Jugend zu rühren scheinen.

Was der Grund hierfür sein könnte, schwant ihm erst, als er bei einer Mission zum ersten Mal paranormale Fertigkeiten entdeckt, über die er verfügt. Woher stammen die Kräfte, die das starke Interesse seiner Vorgesetzten wecken? Und was ist ihm als Waisenkind in den Wirren der Maschinenkriege widerfahren?

Von seinem Oberkommando in dieser Frage bedrängt, sieht Brent sich gezwungen, nach einem chaotisch ablaufenden Kampfeinsatz zu desertieren. Bei diesem Vorhaben unterstützt ihn die Truppenärztin Polianna Reed. Begleitet werden sie von dem Mädchen Rona, deren Eltern auf dem Planeten Markkis I, der Heimatwelt der kriegerischen „Markkya“, als Siedler lebten und bei dem Kampfeinsatz ums Leben kamen. Ihre gemeinsame Flucht verschlägt sie in die Wildnis von Markkis I, wo sie von den Einheimischen aufgenommen werden und eine völlig neue Welt kennenlernen. Die Idylle ihres neuen Zuhauses gerät in Gefahr, als Brents Vergangenheit ihn wieder einholt …

Leseprobe:
November im Jahr 2201, auf der Aidon–Markkis–Achse
7506 Tage ohne Zwischenfall. Diese Zeitspanne entsprach knapp 21 Standard-Jahren. Diese Information war den Randnotizen der Hyperflow-Meldung zu entnehmen, die vor wenigen Stunden an Bord der Eco eingetroffen war. Noch einen Tag zuvor, am 7505. Tag seit der letzten kriegerischen Handlung auf der Aidon-Markkis-Achse, war vieles einfacher für Major Felix Ilomavis gewesen. Er hatte lediglich die Aufgabe verantwortet, von seiner intrastellaren Militärbasis aus Patrouillen zu koordinieren, die Sektoren zwischen dem Planeten Tarvia und der Sternenbasis Nativia zu überwachen und die meiste Zeit bloß mit dankbar stimmender Routine auszufüllen. Dies war nun vorbei.
Lock 1701, der Stützpunkt von Ilomavis‘ Bataillon, lag auf halber Strecke zwischen Tarvia und der Basis Nativia. Auf eben jener Basis war ein Zwischenfall eingetreten, der die makellose Friedensbilanz dieses Gebiets mit einem Schlag wieder zunichte gemacht hatte. Nativia war von einem Aggressor überfallen worden. Die Kunde von dem Überfall auf die Sternenbasis verfehlte nicht ihre Wirkung und sorgte für großes Entsetzen im Territorium des Hexagons.
Die anwesenden Soldaten, denen Major Ilomavis in einer eilig einberufenen Einsatzbesprechung jene Kunde vortrug, waren hartgesottene Zeitgenossen. Entsprechend gefasst verarbeiteten sie das soeben Gehörte. Die Angreifer waren bei ihrem schnellen Angriff rücksichtslos und gewaltsam vorgegangen. Die Verteidigung des wichtigsten Außenpostens im Terranischen Gürtel hatte viele Opfer gefordert. Am Ende hatten sie nicht verhindern können, dass die Basis fiel.
Der Verdacht, dass Aufständische von Markkis I etwas mit dem Angriff zu tun hatten, hatte sich weiter erhärtet. Späher der Astroflotte und der Geheimdienste hatten in den Sektoren des Roten Gürtels drei Kriegsschiffe der markkisianischen Republik Temarkk gesichtet. Des Weiteren erreichte eine Notmeldung des Frachters Sibawan den Flottenstützpunkt der interplanetaren Raumstation Nova, die besagte, dass ein Schiff des Temarkk–Geschwaders das Feuer auf sie eröffnet hatte. Was dort weiter geschehen war, wusste man nicht. Von der Sibawan gingen seitdem weder weitere Meldungen ein, noch reagierte sie auf Funksprüche von Nova.
In der jüngsten Meldung aus Nova hieß es, dass die Botschaften von Temarkk auf den Planeten Tarvia und Markkis V geschlossen worden waren. Die Botschafter waren in der vorherigen Nacht nach Markkis I aufgebrochen. Offiziell hieß es, dass sie zwecks dringender Konsultationen in die Heimat bestellt worden waren. Doch inoffiziell galt dieses Vorgehen als eindeutiger Beleg für die schon länger gehegte Vermutung des Hexagon-Oberkommandos, dass die markkisianische Teilrepublik einen offenen Krieg zu führen gedachte. Ihre Bewohner waren eine radikale Gruppierung, die sich von den Bashkerr, der markkisianischen Kriegerkaste, abgespaltet hatte. Bereits vor Jahrzehnten hatte Temarkk endgültig mit seinem restlichen Volk gebrochen und im Nordosten des Südkontinents auf Markkis I eine eigene Republik gegründet. Seitdem war es immer wieder zu Konflikten zwischen Temarkk und der markkisianischen Republik gekommen. Seit jeher hatte sich Temarkk durch die Präsenz der Menschen auf ihrem Heimatplaneten bedroht und bevormundet gefühlt. Die von der traditionellen Kriegerkaste der Bashkerr losgelöste Gruppe erkannte die Menschen als Verbündete nicht an, vielmehr waren sie davon überzeugt, die einzigen, echten Krieger ihrer Spezies zu sein. Sie bezeichneten sich selbst als Kertekk. In die Sprache der Menschen übersetzt bedeutete das Wort „Todesverächter“. Allmählich wurde klar, dass die Kertekk das Hexagon und somit das Bündnis herauszufordern gedachten, dem eigentlich auch ganz Markkis I angehörte.

All das war den anwesenden Soldaten bekannt. Jeder Bürger der Sechs Welten kannte die Geschichten aus der goldenen Ära der Planetenbesiedlung durch das Menschengeschlecht. In jener Epoche waren die ersten Vertreter der Menschen auf die markkisianische Spezies und ihre Heimatwelt gestoßen.
In dem abgedunkelten Besprechungsraum trug Major Felix Ilomavis seinem Bataillon der Tarvia–Division weiteres Hintergrundwissen vor, das wichtig für den bevorstehenden Einsatz war: „Wie Sie alle wissen, geht der aktuelle Konflikt mit Temarkk auf das Ende der Maschinenkriege zurück. Damals äußerten die Kertekk erstmals ihren Herrschaftsanspruch über ganz Markkis I. Am Anfang waren sie zuversichtlich, dieses Ziel ohne große Hürden zu verwirklichen, da sie im Verlauf des Krieges enorm an Ansehen in der Bevölkerung gewonnen hatten. Aber es kam anders. Markkis I trat nach Kriegsende dem neugegründeten Hexagon bei und wollte die Kertekk-Bewegung nicht länger dulden. Und so kam es seitdem immer wieder zu politischen Debatten mit den Anführern der Kertekk. Dies sorgte für Unruhe im Grenzgebiet zu den übrigen Staaten der Markkisianer. Eines Tages erklärten die Kertekk ihr Herrschaftsgebiet zur freien Republik. Daraufhin kam es vermehrt zu Übergriffen auf die in den Bashkerr-Kolonien lebenden Menschen seitens von Anhängern der Kertekk-Bewegung. Ihrer Ansicht nach haben die Maschinen die Markkya nur wegen ihrer unglückseligen Verbindung zu den Menschen angegriffen. Eine Schulddebatte, die seit Ende dieses Krieges immer hitziger geführt wurde, eskalierte. Die meisten Bashkerr, die Seite an Seite mit den Menschen gekämpft haben, lehnen diese Haltung bis zum heutigen Tage ab. Die fanatischen Kertekk verleumden ihre Artgenossen seit diesen Tagen als Verräter.“
Major Ilomavis ließ seinen Blick durch die Reihen der anwesenden Soldaten schweifen. Im ernsten Ton fuhr er fort: „Die Zahl der Übergriffe auf menschliche Siedler nimmt auf Markkis I stetig zu. Ich muss Sie wohl nicht an die Lynchmorde erinnern, die dort an Menschen begangen wurden. Danach reagierte unsere Regierung endlich. Tarvia entsandte zwei Kriegsschiffe nach Markkis I; auch, um Druck auf die markkisianische Staatsmacht auszuüben. Die Initiatoren der aufständischen Bewegung wurden daraufhin verhaftet. Es kam zu Prozessen und Verurteilungen. Allein vierundzwanzig Kertekk-Führer verbüßen mittlerweile ihre Haftstrafen auf Douis. Die Lage hat sich seitdem schon etwas beruhigt. Doch im Untergrund hat der Schwelbrand offenkundig nie gänzlich aufgehört. Der vorübergehende Rückzug der Kertekk hat darüber hinweggetäuscht, dass die Bewegung allem Anschein nach heimlich wiedererstarkt ist. Aus der neuesten Meldung unserer Nachrichtendienste geht eindeutig hervor, dass die Kertekk den Angriff auf Nativia verantworten. Aus diesem Grund sind Sie hier, ehrenwerte Soldaten und Offiziere: Wir werden uns Nativia zurückholen.“

Major Felix Ilomavis beendete seinen Vortrag. Im nur schwach beleuchteten Saal hatten alle Anwesenden seinen Ausführungen aufmerksam zugehört. Nun schwoll in der versammelten Menge das obligatorische Gemurmel an, das nach einer solch geballten Fülle an Informationen zu erwarten gewesen war. Der Major ließ sie geduldig gewähren. Nachdenklich betrachtete er sein Bataillon. Es bestand aus rund fünfhundert Mann. Hone-Krieger bildeten das Gros der einfachen Soldaten. Der Rang eines Sergeant war das Höchste, was man einem Hone zu gewähren bereit war. Sie ähnelten nur entfernt einem Menschen: Im Durchschnitt zwei Meter groß, bullig und mit ausgeprägter Muskulatur versehen. Die gänzlich haarlose Haut war schneeweiß und verstärkte die Andersartigkeit dieser künstlich erschaffenen Supersoldaten. Die blassblauen Augäpfel, stets ausdruckslos und unergründlich, schimmerten schwach im Zwielicht des dämmrigen Raums. Hones wurden zu einem einzigen Zweck gezüchtet: Um im Dienste der Menschen in den Krieg zu ziehen und selbstlos bis zum Tode zu kämpfen.

Wegen der Vorfälle auf Nativia war die Truppe des Majors von Lock 1701 abgezogen worden und an Bord des Troop Carriers Eco unterwegs zur überrannten Sternenbasis. Dieser Schiffstyp war wie geschaffen dafür. Wie der Begriff es schon andeutete, bestand der Hauptzweck der Troop Carrier im Transport großer Astrotroop–Verbände durch den Weltraum. Ihr Aufbau war daher vorrangig darauf ausgerichtet, möglichst viele Soldaten befördern zu können. Aus diesem Grund waren die Quartiere an Bord möglichst klein gehalten, das Interieur und sonstiger Komfort waren recht spartanisch. Scherzhaft bezeichneten Soldaten das Innenleben eines Carriers als „Bienenstock“. All die möglichen Vorzüge und Anlagen, die den Passagieren beispielsweise auf Kriegsschiffen zur Verfügung standen, ordneten sich auf einem Troop Carrier dem Ziel des Massentransports unter.

Im Kindle-Shop: Hovokk.
Für Tolino: Buch bei Thalia
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13. August 2018

'Flammentanz I - Funken' von Isabella Mey

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Inea sieht Dinge, die andere nicht sehen können, und hält sich deshalb für verrückt. Alles ändert sich jedoch, als zwei rätselhafte Männer auftauchen und ihr bisheriges Leben damit komplett auf den Kopf stellen.

Gefühlvoller Fantasy-Liebesroman von Isabella Mey.

Leseprobe:
Starke Finger packen meine Handgelenke und ziehen mich mit übermenschlicher Kraft und einem solchen Schwung in die Höhe, dass ich regelrecht auf meinen Retter zu fliege. Er fängt mich auf, hält mich fest. Ich liege in seinen Armen, spüre seinen Körper dicht an meinem und sofort durchflutet mich eine Wärme, wie ich sie nie zuvor gefühlt habe. Meine Knie verwandeln sich in Wackelpudding, was mich unwillkürlich dazu bringt, mich an ihm festzuklammern, meine Arme um ihn zu schlingen. Verwirrt und benebelt von diesem unbekannten Gefühl, verharre ich in völliger Unfähigkeit, mich zu bewegen. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, im Gleichklang zu seinem, dessen Wummern ich ebenfalls spüren kann.
Weshalb nur fühlt sich die Umarmung eines völlig Fremden dermaßen himmlisch an?
Im nächsten Augenblick jedoch löst sich der Mann von mir, hält mich an den Armen fest und mustert kritisch mein Gesicht. In seinen Pupillen lodert das dunkle Feuer eines schwarzen Turmalins.
Oh Gott, es ist der gruselige Typ, der mich vor dem Schiff angestarrt hatte!
Mir wird schwindelig.
«Wer bist du?», will er wissen.
Seine Stimme vibriert in meinem Inneren, der Ton seiner Worte bringt eine Melodie in mir zum Klingen.
Was ist das? Um Gottes Willen, wer ist dieser Mensch und was macht er mit mir?
Seine Erscheinung sollte mich ängstigen, aber da ist keinerlei Furcht, im Gegenteil, noch nie habe ich mich so geborgen gefühlt, wie in seiner Nähe. Völlig überwältigt von diesen Emotionen, versagt meine Stimme. Ich starre ihn nur an, wie einen Alien. Der Fremde mustert meinen Hals, schüttelt dann ungläubig den Kopf.
«Verdammt, wer bist du?»

Im Kindle-Shop: Flammentanz I - Funken

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'Erbin der Zeit: Die Tochter des Himmels' von Xenia Blake

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Der Vasilias hat sein Gesicht gezeigt. Die Meeresgötter sind in den Krieg eingetreten. Die letzte Schlacht naht.

Xaenym und ihre Freunde stehen vor mehr Problemen als je zuvor: Aras scheint plötzlich gegen sie zu arbeiten, sie müssen die letzten beiden Königsblüter finden und eine Armee aufstellen. Titansvillage droht ein Zweifrontenkrieg gegen den Olymp und Tsagios, aus dem es nur einen Ausweg gibt: Die Tochter des Himmels zu finden, die als Retterin der Titanen prophezeit wurde. Eine Gruppe Goldblüter macht sich auf die Suche nach ihr, während die anderen in Titansvillage zurückbleiben, Krieger rekrutieren und versuchen, Aras' Geheimnis aufzudecken.

Dritter Teil der Fantasy-Trilogie "Erbin der Zeit".

Leseprobe:
Ramy
Wir hatten aus Versehen den Krieg losgetreten. Statt Tantalos aus dem Tartaros zu befreien, wie wir es dem Monster, das für Tsagios arbeitete, versprochen hatten, hatten wir es vergessen und waren einfach zurück nach Titansvillage gegangen. Und jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Tsagios‘ Truppen hier auftauchen würden.
Aus verschiedenen Gründen fand ich Tsagios viel schlimmer als den Olymp.
Erstens wussten wir kaum etwas über diese Stadt. Sie war einfach so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht.
Zweitens hatten sie eine enorm große Armee.
Und drittens mussten sie nicht nach den Königsblütern suchen, weil sie niemanden erwecken wollten. Die Meeresgötter wollten lediglich alle umbringen. Sie brauchten nur das Skia, das in einer Truhe im Hauptgebäude aufbewahrt wurde. Noch ein Grund mehr, schnellstmöglich hier einzumarschieren.
Ich saß zusammen mit ein paar anderen an einem Tisch in der Mensa und gähnte. Mein Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft und ich zitterte vor Kälte. Nae hatte uns morgens um vier aus unseren Hütten gezerrt. Warum auch immer hatte sie alle ihre großen Erkenntnisse mitten in der Nacht.
Müde blickte ich in die Runde.
Heige hatte die Beine auf den Tisch gelegt und rauchte, was Jannes neben ihr ziemlich zu stören schien. Aber jedes Mal, wenn Jannes die Nase rümpfte, blies Heige ihr nur absichtlich den Rauch ins Gesicht und lachte. Das Mädchen kostete wirklich aus, dass sie keine gesundheitlichen Probleme kriegen konnte.
Roove versuchte, Jannes zu beruhigen, was ihm kein bisschen gelang. Raphael starrte zu Boden und schlang eine dicke Wolldecke um sich. Ich hätte auch gern eine gehabt, es aber natürlich nie zugegeben. Auch wenn es eine eiskalte Oktobernacht war.
In den letzten zwei Wochen war Raph irgendwie Teil unserer Gruppe geworden. Durch seinen Streit mit Kaden und der Funkstille, die jetzt zwischen den beiden herrschte, wusste er nicht so genau, wo er hingehörte und Nae versuchte nun, ihn bei uns aufzunehmen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht mochte, auch wenn ich nicht nachvollziehen konnte, wie man jemanden wie mich nicht fantastisch finden kann.
Nae brachte uns gerade eine Kanne Kaffee, damit wir nicht einschliefen, und schenkte sich eine extra große Tasse ein.
„Also, jetzt sind wir ja vollzählig.“
Für den Bruchteil einer Sekunde wunderte ich mich, doch dann fiel mir auf, dass sie Recht hatte. Xaenym, Lex und Jakir waren noch immer irgendwo in Georgia, um Kayth Haring zu suchen. Theoretisch hätte Heige sie im Handumdrehen per Portal hinbringen können, aber sie weigerte sich, ihre Kräfte zu benutzen. Sie sagte, die Hexenmagie hätte sie einfach zu viel gekostet.
Ich nahm es ihr nicht übel. Wir alle wussten, dass man sich nicht auf Heige verlassen konnte und hatten gelernt, nicht auf sie zu zählen. Aber trotzdem würde sie uns nicht verraten. Sie war zwar eigensinnig und egoistisch, doch es gab nichts, was der Vasilias ihr anbieten konnte. Und außerdem hasste sie ihn zu sehr.
Ich hätte gern gesagt, dass ich ihn auch hasste. Aber im Gegensatz zu den anderen hatte ich etwa einmal mit Paver Cane gesprochen. Ich fühlte mich nicht von ihm verraten. Der Vasilias war für mich immer noch ein Phantom, ein Mann ohne Gesicht.
„Rück endlich mit der Sprache raus, Nae“, stöhnte Jannes genervt und verdrehte die Augen.
„Ähm … Ich weiß, wer der Königsblüter von Athen ist.“
Sofort war ich hellwach. Alle sahen Nae fragend an, bis auf Heige, die zu beschäftigt damit war, sich eine Haarsträhne zu flechten.
„Denkt doch mal nach. Die Prophezeiung sagt, wir kennen den dritten Goldblüter schon. Also wer könnte es sein? Wir kennen niemanden aus dem Olymp oder Tsagios und es ist auch keiner aus Titansvillage. Und wir wissen nur von einen Goldblüter, der in der Welt der Sterblichen lebt.“
„Arabelle“, platze Roove hervor.
„Genau.“
Raphael hob eine Hand, als würde er sich im Unterricht melden. „Äh, wer ist Arabelle?“
„Ihre Mom, eine verdammt reiche Goldblüterin aus London, hat uns vor zwei Jahren kontaktiert, damit wir ihre Tochter ausbilden. Roove, Ayslynn und ich sind also nach London gefahren und haben das Anwesen leer vorgefunden. Niemand weiß, wo das Mädchen heute ist“, erklärte Nae.
„Warte mal, du hast gesagt, die Familie war stinkreich und kommt aus London. Habt ihr den vollen Namen für mich?“, fragte Raphael.
„Arabelle Chloe Kingsley, wieso?“ Roove runzelte die Stirn.
„Wenn ihr ‚verdammt reich‘ sagt, von wie viel Geld sprechen wir dann?“
„Ganz London hat den Kingsleys gehört. Sie waren Milliardäre, wenn nicht Billionäre.“
„Bringt mir einen Laptop“, forderte Raphael.
„Willst du Arabelle Kingsley googeln?“, fragte Heige. „Das hilft dir bestimmt weiter.“
Raphael seufzte. „Ich trage Star Wars T-Shirts und bin ein ziemlicher Nerd. Ich google nicht. Ich hacke mich ins britische Bankensystem, rufe die Top zehn Konten unter dem Namen Kingsley auf und schaue, wo sie zuletzt aktiv waren.“
„Ich hab keine Lust auf die Rotblüterpolizei“, meinte Nae.
„Wieso? Letztes Mal war’s verdammt lustig mit denen“, warf Heige ein.
„Ich kann durchaus meine Spuren verwischen. Und jetzt bringt mir einen Laptop“, wiederholte Raphael.
Roove zuckte mit den Achseln, stand auf und holte einen alten, nervtötend langsamen Rechner aus seiner Hütte.
„Du musst die IP-Adresse …“, setzte ich an, doch Raphael hob die Hand und brachte mich zum Verstummen. „Ich hab die IP-Adresse für das ganze Lager schon vor Jahren umgeleitet. Wir können ins Internet, ohne dass jemand erfährt, wo wir sind.“
„Na dann“, erwiderte ich und nahm einen kräftigen Schluck Kaffee.
Schon nach zwei Minuten ging mir das ständige Klicken der Tastatur auf die Nerven.
„Während Sanchez arbeitet, können wir ja auch weiter über den Krieg diskutieren“, schlug Jannes vor.
Heige seufzte. „Nicht schon wieder.“
Jannes funkelte sie wütend an.
„Hör zu, Prinzesschen von Troja: Wir stecken ziemlich tief in der Scheiße. Unser Lagerleiter ist ein unrasierter Typ im Unterhemd, die Göttin, die uns eigentlich helfen sollte, läuft in ihrer sterblichen Gestalt herum und hat nur Augen für ihn, die Titanen lassen sich nie blicken. Tsagios könnte jeden Moment mit einem Heer vor unserer Tür stehen und wir brauchen das Blut vom Vasilias, wenn wir eine Chance haben wollen. Wir müssen was tun. Kriegsvorbereitungen treffen. Ein Heer aufbauen. Pläne schmieden. Jetzt.“
„Jannes hat Recht. Und außerdem müssen wir die anderen Goldblüter hier trainieren. Aras hat damit aufgehört“, meinte Nae.
Roove seufzte. „Das sind definitiv zu viele Probleme auf einmal. Wie wäre es, wenn wir erst einmal Arabelle finden und warten, bis Kayth hier ist? Xae kann dann das Training leiten. Wir haben noch ein, vielleicht zwei Wochen Zeit. Es dauert eine Weile, bis Tsagios seine Truppen mobilisieren kann. Wenn wir drei Königsblüter haben, machen wir uns Gedanken um den letzten. Und währenddessen treiben wir dann irgendwie Truppen auf, ja?“
„Das klingt nach einem Plan“, sagte ich.
„Nach einem schlechten“, fügte Jannes zuckersüß hinzu.
„90 Prozent unserer Pläne sind schlecht, aber irgendwie funktionieren sie immer“, erwiderte ich.
Jannes seufzte.

Im Kindle-Shop: Erbin der Zeit: Die Tochter des Himmels.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Xenia Blake auf ihrer Website.

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12. August 2018

'Hör mir auf mit Glück' von Helena Baum

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Portland/Oregon
Dr. David Tenner, 58, renommierter Psychotherapeut, ist auf allen Ebenen über dem Zenit. Beruflich, privat, energetisch. Die Luft ist raus. Sein Frau Kathy sieht er nur noch selten im gemeinsamen Leben. Wenn sie zu Hause ist, senden ihm ihre weißen Kopfhörer die unmissverständliche Botschaft: Lass mich in Ruhe!

Emily und Cooper dagegen sind jung, voller Lebenslust und strotzen vor Energie. Der Zenit ist noch nicht mal in Sicht. Alles ist möglich. Alles ist lösbar. Zwischen Surfen, VW Bus, Job und ihrer Liebe findet das Leben statt. Emilys ungewollte Schwangerschaft stellt alles auf den Kopf. Sie will das Kind auf keinen Fall, Cooper will es unbedingt. Sie stecken fest. Drehen sich im Kreis und kommen keinen Millimeter weiter.

Cooper besteht auf einer gemeinsamen Beratung. Sie landen in der Praxis von Dr. David Tenner, der ihnen einen unkonventionellen Vorschlag unterbreitet. Danach ist nichts mehr, wie es war. Weder bei den Tenners, noch bei Cooper und Emily.

Leseprobe:
David lüftete den Praxisraum in seinem Haus. Es müffelte. Zu viele Alltagsdramen, Ängste und Frustrationen stanken hier zum Himmel. Um seinen Lungenflügeln eine Prise Frischluft zu gönnen, floh er in den Garten, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Batman, sein schwarzer Mischlingshund, folgte ihm freudig. Manchmal rief David ihn Batty und hoffte, dass der Rüde ihm das Weibliche im Namen nicht übel nahm.
Er verbrachte den ganzen Vormittag mit Einzelsitzungen in seiner Praxis und empfing ein paar Klienten, die ihn inzwischen mehr langweilten, als er zugab.
Zuerst kam Mrs. Dullington, neunundfünfzig Jahre alt. Sie litt seit Ewigkeiten an wiederkehrenden depressiven Schüben und sah auch in den Phasen dazwischen todtraurig aus. Danach war die zweiundsechzigjährige Mrs. Bramidge dran. Sie versuchte seit Jahren, ihre totgelaufene Ehe zu retten, und schleppte dann und wann ihren völlig desinteressierten Ehemann mit in die Therapie. Wie zwei graue Nilpferde, die nicht mehr im selben Sumpf spielen wollten, saßen sie in den für ihr Volumen zu engen Sesseln und schmollten sich an. Keiner wollte zuerst den stinkenden Sumpf verlassen. Zuletzt kam Ken Brandon, ein dünner Mittvierziger, der zwar jünger war als der Durchschnitt von Davids Klienten, jedoch aussah wie Anfang sechzig. Er saß stets nur mit einer halben Arschbacke auf der Vorderkante des bequemen Sessels, als müsse er jederzeit fliehen. Die ausgefransten Lippen, abgekauten Fingernägel und nervös hin und her huschenden Augen sprachen Bände über das Drama seiner Hypernervosität. David machte drei Kreuze, als er endlich dieTür hinter ihm schließen konnte. Kens Angespanntheit war in der letzten Stunde auf David übergegangen und er spürte, wie er die Hände zu Fäusten ballte, was er sonst nie tat. Er schüttelte sich, ging schnurstracks zum Fenster und riss es erneut auf.
»Zu viele Dramen«, murmelte er, »zu viele Dramen.«
Im Garten rannte Batman direkt zum Zaun, wedelte hektisch mit seinem Schwanz und bellte den Nachbarsjungen herbei. Der Kleine rannte flugs Richtung Batman, stellte sich auf die andere Seite des Zaunes und bellte in seiner Kindersprache zurück. Hörte der eine auf, fing der andere an. Sofort lugte auch das kleine Mädchen um die Ecke und wollte ebenfalls bellen. Sam, der Vater der beiden Knirpse, hatte alle Hände voll zu tun, sie in Richtung Auto zu bugsieren.
»Batty, komm! Fuß! Komm hierher!« Der Hund hörte kein bisschen. Erst beim fünften Rufen, als David seine Stimme bedrohlich senkte, trottete er provokant langsam heran und setzte sich neben sein Herrchen.
»Hi, Sam. Wie geht‛s?« Er winkte dem freundlichen Nachbarn zu. »Ich bring den Hund mal lieber rein, sonst kommt ihr nicht weg.«
»Danke, David. Sie lieben Batman und würden wahrscheinlich ewig hier stehen und sich gegenseitig anbellen. Bis später.«
»Bis später.«
Die junge Familie wohnte erst ein paar Monate im Nachbar- haus und David freute sich, dass das Haus nicht mehr leer stand.
»Komm, Mittagspause, Batty.« Batman ließ sich ohne das übliche Gerangel an die Leine nehmen. Bevor sie loszogen, warf David einen Blick in den Nachbargarten. Jetzt saß Klara, die Mutter der beiden Kleinen, mit einem Kaffee am Tisch und hielt ihr jugendliches Gesicht in die Sonne. Ihre Augen waren geschlossen und die langen Haare noch nass vom Duschen. Sicher lag eine Nachtschicht im Krankenhaus hinter ihr. Er wollte sie nicht stören und ging leise vorüber.
Ganz gemütlich spazierte er zur Division Street und legte, wie jeden Mittag, einen Stopp bei den Foodtrucks ein. Er liebte den Platz voller junger Leute, die in ihren bunten Wagen Essen verkauften. Jeder Wagen war ein kleines individuelles Meisterwerk. Bemalt, besprüht oder mit selbst gebastelten Vordächern und kleinen Sitzgelegenheiten versehen.
An manchen Tagen hatte David das Gefühl, das sein Leben aus diesen zwei Welten bestand. Parallelwelten. Die eine sein stilles Haus, die dumpfen, passiven, manchmal schon halbtoten Klienten, die kaum Schritte in die Veränderung wagten, jeden Vorschlag Davids negierten und sich von ihren Ängsten leiten ließen. Dazu seine mehr abwesende als anwesende Frau Kathy. Die andere der Food Market an der Division Street, nur fünfzehn Gehminuten von seinem Haus entfernt: Ein Ort voller Musik und Geräusche, dem Duft von frisch zubereiteten Mahlzeiten, gesunden Drinks in allen Farben und Menschen, die lebendig waren. Sie lachten, redeten, gestikulierten, stritten oder saßen einfach so in der Sonne. Ein dynamischer Platz.
Schon von Weitem lächelte ihn die junge Frau mit den langen braunen Haaren an. Sie hatte sich heute ein knallgelbes Tuch in ihre wilden Locken gebunden, sodass ihr Gesicht frei lag. Dadurch wirkte sie noch frischer als sonst. Noch jünger. Ihre braunen Augen strahlten ihn an. »Hi, Mister David. Hi, Bat- man. Mittagspause?«
»Ja, wohlverdiente Mittagspause.« Um sein Hungergefühl zu untermalen, rieb sich David den Bauch. Batman zog an der Lei- ne. Er wusste genau, dass es für ihn hier ein Leckerchen gab. David gab sich endlich einen Ruck und fragte: »Darf ich nach deinem Namen fragen? Du kennst meinen und die Vornamen fast all deiner Kunden und ich würde dich auch gern irgendwie ansprechen. Immerhin komme ich seit Monaten täglich an deinen Stand.«
»Klar, Mister David. Ich heiße Emily. Meine Freunde sagen auch Emmi zu mir. Einen Bangkok-Crêpe, wie immer?« Ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, unterhielt sie sich mit ihm.
Geschäftstüchtig, notierte David in Gedanken. Kundenbindung mittels Ansprache per Vornamen. Sie wird es mal zu was bringen.
»Wie bitte?«, fragte Emily.
Oh, hatte er die Gedanken ausgesprochen? »Einen Bangkok, süßsauer, wie immer«, schob er schnell hinterher.
»Also, wie immer«, wiederholte sie. »Alles klar.«
Er setzte sich auf die kleine Holzbank gegenüber von Emilys Wagen und wartete, bis er aufgerufen wurde. So schief, wie die Bank zusammengezimmert war, hoffte er, dass sie sein nicht allzu großes Übergewicht mit Fassung tragen würde. Batman hatte sich bereits gemütlich zu seinen Füßen niedergelassen und den Kopf mit den zu großen Ohren auf die Pfoten gelegt.
»Mister David, Ihr Bangkok, bitte. Guten Appetit.« »Sag ruhig David zu mir, ohne Mister.« »Ich mag dich gerne Mister David nennen. Das passt zu dir.« »Wie du magst, gerne auch Mister David.« Etwas umständlich stand er auf, verfing sich in der Leine, sodass Batman sichtlich glaubte, es gehe los, und seinem Herrchen vor die Füße sprang. Mit einem galanten Hopser hüpfte David unfreiwillig komisch zum Wagen. Emily amüsierte sich und war mit ihrer Aufmerksamkeit schon bei der nächsten Kundin.
Zurück in seiner Praxis lüftete er zum wiederholten Male an diesem Tag und ärgerte sich, dass er den Gestank nicht vertreiben konnte. Manchmal dachte er, er selbst würde zu riechen anfangen. Kurz entschlossen nahm er eine Dusche und sparte nicht mit Duschgel, Shampoo, Rasierwasser und Deodorant. Als er aus der Dusche kam, stand ihm plötzlich Kathy gegenüber. Keck wanderten ihre Augen über seinen Körper.
»Hi Schatz, das ist ja mal eine nackte Überraschung. Lange nicht gesehen.«
Ihre Zweideutigkeit brachte ihn kurz aus dem Konzept. Wen meinte sie mit ›lange nicht gesehen‹? Ihn oder seinen kleinen Freund unterhalb des Bauches? Er musste sogar kurz überlegen, ob sie es zweideutig meinte oder ob sein Wunsch der Vater des Gedankens war.
Kathy küsste ihn flüchtig und schlug mit der flachen Hand auf seinen Hintern. »Guck an. Er federt noch zurück«, sagte seine Frau frech und kam ihm so nahe, als würde sie ihn küssen wollen. Ihr Atem roch nach Zigarette, was er verabscheute. »Das wollte ich schon lange mal wieder machen!« Kathy lachte und der Moment der greifbar möglichen Nähe war vorbei.
Überrascht und etwas beschämt hielt David sein großes Badehandtuch vor den Bauch. Das sehr große Badehandtuch, das sie ihm letztes Weihnachten geschenkt hatte. Er wunderte sich, dass sie so gut gelaunt war. Kathy war oft neutral, falls es das gab. Weder gut noch schlecht gelaunt. Neutral gelaunt. Ein ewig vor sich hin plätscherndes Klavierstück, was die Höhen und Tiefen konsequent negierte.
»Kathy ... äh, du bist ja schon zurück? Ich hatte erst morgen mit dir gerechnet.« Er rubbelte sich vor ihren Augen trocken, ließ das übergroße Badehandtuch fallen und drehte sich von ihr weg zum Waschbecken, um die Zähne zu putzen. Nackt. Wennschon, denn schon. Sein Hintern war in Ordnung, sein Rücken sowieso.
»Ja, Schatz. Ich bin zurück.«
Er sah sie im Spiegel, seine schöne Frau mit der Ausstrahlung eines Eiswürfels. Kühl, schön, glatt. Er schaffte es schon länger nicht mehr, sie zum Schmelzen zu bringen. Sie lehnte gelassen, mit verschränkten Armen an der Tür und machte keine Anstalten wegzugehen. Irgendetwas war anders. Er kam nicht drauf.
»David, verheimlichst du mir etwas? Duschen, Zähne putzen und Nacktheit mitten am Tag. Welche Klientin hat dich verführt. Die Sechzigjährige oder die Siebzigjährige?«
»Mach dich nur lustig. Manch Sechzigjährige hat noch Feuer im Hintern! Und vergiss nicht, in zwei Jahren bin ich auch sechzig und du in fünf Jahren! Wer im Glashaus sitzt ... du weißt ja. Keine Steine schmeißen.« Er grinste.
»Schon gut, schon gut. Es riecht übrigens lecker im ganzen Haus. Oder warte ... du, du bist das. Du riechst lecker. So männlich-herb. Frisch. Hast du ein neues Duschgel?« Sie folgte ihrem Mann ins Schlafzimmer. Ihre Präsenz irritierte ihn, dennoch erfreute ihn Kathys Lob.
»Schatz, ich dufte immer so. Du bist nur viel zu oft weg, um es riechen zu können. Dich zieht es offensichtlich mehr zu deiner Schwester aufs Land oder sonst wohin. Aber hier ist unser Leben. Hier bin ich.« Nackt, wie er war, wendete er sich mit geöffneten Armen zu ihr um. Erinnerte sich, dass er diese Geste noch nie gemocht hatte, und nahm die Arme wieder runter.
Kathy verdrehte die Augen und verschwand schnurstracks in ihrem Zimmer. Er hätte es besser wissen müssen. Der Vorwurf, Gesprächskiller Nummer eins, er hatte ihn aus Versehen punktgenau eingesetzt. David ärgerte sich.

Im Kindle-Shop: Hör mir auf mit Glück.
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11. August 2018

Xenia Blake

Xenia Blake wurde im Jahr 2000 geboren und lebt in einer Kleinstadt in Rheinland-Pfalz. Sie liebt Bücher und Kaffee über alles und kann sich kaum an eine Zeit erinnern, in der sie nicht geschrieben hätte. Schon sehr früh begann sie, an ihrem Debütroman „Erbin der Zeit: Die Schlacht von Pyrinas“ zu schreiben.

Inzwischen ist auch der dritte Band ihrer Fantasy-Trilogie „Erbin der Zeit“ erschienen. Das nächste Projekt ist bereits in Arbeit.

Weblink: xeniablake.com


Bücher im eBook-Sonar:




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10. August 2018

'Dickhäuter' von Oliver Koch

Kindle Edition | Tolino
Markus ist Anfang 30, hat einen Job - doch etwas stimmt in seinem Leben nicht: Seine künstlerischen Ambitionen als Maler lassen sich nicht mit seinem Berufsleben und den Vortellungen eines gemeinhin "normalen" Lebens vereinbaren.

Hin- und hergerissen zwischen Enthusiasmus, Verzweiflung und Trotz lernt er mit Patrick seine große Liebe kennen. Von Patrick fühlt er sich erstmals verstanden und begibt sich auf Spurensuche: Was stimmt in seinem Leben nicht - oder ist die Welt um ihn herum falsch?

Markus geht durch eine ihm fremde Welt der Oberflächlichkeiten und Kaufimpulse, der Parolen sowie der Fremdbestimmung und zieht daraus seine eigenen Schlüsse. Er wird nach und nach zu einem Dickhäuter, wie er sich später selbst nennt: Ein Mensch, dem so oft gesagt wurde, er müsse sich "ein dickes Fell" aneignen, um bestehen zu können, bis er kaum noch etwas spürt.

Markus findet einen besonderen, ganz eigenen Weg, sich zu behaupten und seinen Weg zu finden, um selbstbestimmt und frei zu sein ...

Leseprobe:
Im Meer des Lebens sind die Menschen Inseln – irgendwann steigen Sie aus den Fluten empor, geben so auf ihre Weise der Welt eine Zeitlang Gesicht und gehen eines Tages unter. Das ist immer so.
Auf einigen scheint meist die Sonne, sie bergen brodelndes Leben, Fülle und Reichtum; während auf anderen kein Gras, kein Moos und keine Flechte gedeihen möchte, weil sie in der Sonne verdorren.
Manche liegen platt da, geschleift und geschliffen von Wind und Legionen Gieriger, andere bergen Täler und Gräben, Falten und Furchen.
Viele dieser Inseln werden entdeckt, andere harren abseits bekannter Routen und Zweckmäßigkeiten lang oder gar ewig auf ihre Entdeckung.
Während auf den einen Leben tobt, schmiegen sich auf den anderen die Geschwister Schweigen und Stille in die Schatten.
Sie sind verschieden groß, manche sind hübsch, manche hässlich. Was die Menschen von den Inseln unterscheidet, ist die Hoffnung und die Trauer. Die Trauer deswegen, weil man noch nicht entdeckt und erkannt worden ist. Die Hoffnung darauf, dass alles besser werden möge als es ist, oder dass es immer so schön bleiben möge, wie es jetzt ist.
Im Strom der Menschen ist der Einzelne ganz klein, ein Partikel nur. Man rempelt aneinander, man rauscht vorbei, man kommt manchmal aus dem Tritt, der Gang wird hin und wieder unterbrochen, doch dann, nach kurzer Zeit schon, geht es weiter.
Umströmt von den vielen, unterschiedlichen Menschenpartikeln, lärmend, schwatzend, telefonierend, ging Markus seines Weges. Niemand nahm Notiz von ihm, man wich ihm automatisch aus, ohne ihn anzusehen. Er war eher Hindernis. Markus wusste nicht, ob er traurig war, die anderen wussten es auch nicht. Ziellos ging er umher. Sein Smartphone klingelte nicht, vibrierte nicht, wohingegen um ihn herum jeder stumm Nachrichten eingab, chattete, eincheckte, Posts in soziale Netze eintrug, kommentiere, Likes verteile, Statusnachrichten teilte, ein Foto machte oder gleich ein Video, als gäbe es Geld für jedes Zeichen. Wie fremd kam ihm das vor!
Er war neu in der Stadt. Er hatte eine Wohnung, einen Job, ja gar das, was man Bekannte nannte. Es waren diese Bekannten, mit denen man sich nach der Arbeit in einer Kneipe auf ein Bier traf, eine Kollegin knusperte an ihrem Salat, er sprach in einer Weise über sich, als hörte er jemandem, der aussah wie er, dabei zu, wie er über jemanden sprach, der zufällig er war.
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte auch sein Smartohone stets vibriert und bei neu eingegangenen Nachrichten gepiept. Wessen Smartphone stumm ist, ist ausgespien. Oder gar nicht erst verschluckt.
Markus zog von Kaufhaus zu Kaufhaus, von Geschäft zu Geschäft, die Wohnung, die er hübsch eingerichtet hatte, ist ihm an diesem Tag zu eng vorgekommen, und so er mied das Einkehren in ihre hübschen Kerkerwände. Deren Fußfesseln waren Fernseher und Internet.
Neu zu sein in einer Stadt bedeutet anfangs Einsamkeit. Man arbeitet, man spricht mit Menschen und wartet auf Einladungen, kehrt jedoch heim und liest ein Buch. Viele Bücher hatte Markus schon gelesen, nun mochte er nicht mehr. Auch auf Kino hatte er nun keine Lust. Die Kassiererin dort, zumindest eine von denen, kannte ihn mittlerweile und hatte kürzlich gelächelt und gefragt: „Na, auch wieder hier?“ Schließlich hatte sie von dem Film abgeraten, was ihn nicht hinderte, und als er wieder herauskam, war sie schon fort. Dabei hatte er ihr sagen wollen, wie recht sie gehabt hatte.
Heute Abend würde er an Freunde mailen. Sie trieben sich noch dort herum, wo man ihn kannte, in vertrauten Straßen, bekannten Kneipen. Sein Smartphone war stumm.
Dass an diesem Abend etwas geschehen sollte, womit er nicht gerechnet hatte, war noch nicht abzusehen. Sein Konzept sah vor, konzeptlos umherzugehen, eine Zeitschrift zu kaufen und dann irgendwann, wenn die Geschäfte schlossen, wenn nur noch vereinzelte Menschen durch die Innenstadt träufelten, nach Hause zu fahren. Nicht, um fernzusehen. Das hatte er schon oft genug getan. Er wollte Hörspiele hören. Die von früher, die er immer noch besaß.
Der Lärm um ihn war beispiellos. Er, der kein Ziel hatte, wunderte sich über die ihn umgebende Hektik. War die wirklich nötig? Nun, da sein Smartphone meistens stumm blieb, musste er über all die anderen, die telefonierenden oder mailenden Hundertschaften um ihn herum lächeln. Was gab es denn immer so Wichtiges, das es wert war, permanent und ohne Unterlass vermittelt zu werden?
Er fand sich vor einem Plakat wieder. Ein Mann, ein traumhafter Mann warb für einen Duft. Er war fast nackt. Die Figur war makellos, Markus beneidete ihn. Das Fremde an diesem Model, die fetischistische Lackhose und die merkwürdigen Stiefel, beeindruckten ihn. Dieser Mensch war nicht von dieser Welt. Und so lautete auch der Slogan: „Welcome in a new world!“
Markus wendete sich ab. Wohin hetzten diese Menschen nur? Der einzige Ruhepol war ein Bettler, der seinen Hut vor sich auf den Boden gelegt hatte und auf Almosen wartete. Ein Plakat neben ihm warb für innere Erneuerung durch eine Schule der Ganzheitlichkeit.
Verloren im Strom spielte ein Straßenmusikant Violine. Er konnte es gut. Warum, fragte sich Markus instinktiv, musste jemand mit so viel Talent in der Fußgängerzone spielen?
Langsam wurde er melancholisch. Er ging an Schaufenstern vorbei, in denen bunte und aufdringliche Ware lag. Alles, um das Ich zu fördern, alles, um Individualität auszudrücken, erzeugt, verpackt, genormt warteten die sogenannten eigenen Wünsche darauf, gekauft zu werden, um dann wenig später lediglich praktisch oder nutzlos zu werden. Keine Spur von Erträumtem, keinen Deut von Erwünschtem.
Er ging langsam. Man schoss an ihm vorbei. Das Licht des frühen Abends spiegelte sich in unzähligen Einkaufstüten. Er war eine langsame Insel, und er erkannte noch andere. Verträumt, regelrecht ausgeschaltet schritten sie durch die Brandung des bunten, jagenden, redenden Konsums.
Er fühlte sich unwohl. Niemand nahm ihn wahr, und er hatte Durst. In einer Buchhandlung nahm er sich Prospekte und Kataloge mit und beschloss, in einem Café eine Kleinigkeit zu trinken und vielleicht auch etwas zu essen.
Im Café schenkte die Bedienung ihm höfliche Beachtung. Kaum war sie verschwunden, da geschah etwas Seltsames: Sein Smartphone vibrierte. Er bekam mittlerweile so wenig Anrufe, dass er es nicht für nötig befunden hatte, es überhaupt auszustellen. Verstört nahm er es zur Hand und meldete sich.
„Markus?“ fragte da eine weibliche Stimme, „ich verstehe dich schlecht. Hier ist Karin.“
Karin war eine Arbeitskollegin. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden, und sie war auch die erste gewesen, die mit ihm eine Verabredung hatte. Ihr unbeschwertes Wesen war erfrischend für ihn, er benötigte so etwas wie die Luft zum Atmen. Und Karin fand seinen Schwermut interessant.
Sie sagte ihm, dass sie sich mit ihm treffen wolle, sie sei ohnehin schon auf dem Weg. Sie habe eine Verabredung mit einem Freund namens „Patrick, er wird dir gefallen. Er ist dir ähnlich.“
„Ach ja? Wie kommst du darauf?“
„Das wirst du sehen. Er ist künstlerisch veranlagt, weißt du. Außerdem ist er solo.“
„Na und?“
„Du doch auch! Vielleicht passt ihr ja gut zueinander.“
„Bitte, keine Verkupplungen!“
„Hör mal, ich treffe ihn ja auch nicht wegen dir. Ich dachte ja nur, dass es gut für dich wäre, jemanden von deiner Fraktion kennenzulernen. Dein Leben ist doch eindeutig zu hetero.“
Das stimmte allerdings. Er sagte ihr, er würde auf sie warten.
Unmerklich begann sein Herz, schneller zu schlagen.
Als Karin das Lokal betrat, hatte er schon sein zweites Getränk getrunken, schneller als sonst. Er winkte ihr, als sie ihn nicht sofort fand. Lächelnd kam sie und setzte sich. „Hallo.“ Sie hatte sich umgezogen. Im Büro trug sie meist Bequemes, auch die Haare waren anders. Mit Make-up hielt sie sich zurück. Wenn es um die Arbeit ging, war sie praktisch orientiert. Sie wollte keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Sie sah an ihm ab. „Bist du direkt nach der Firma in die Stadt gefahren?“
„Ja.“
„Schon wieder!? Wird dir das nicht langweilig?“
Anstelle einer Antwort lächelte er. Zuhause gab es außer Ruhe nichts.
Sie merkte es. „Vielleicht wird ja alles anders.“

Im Kindle-Shop: Dickhäuter.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Oliver Koch auf seiner Website.



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9. August 2018

'Die Raben-Saga' von Marcel Weyers

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Als die siebzehnjährige Abigail Willows auf den mysteriösen Corvus Raven trifft, ahnt sie noch nichts von dem Chaos, in das er sie und ihre Welt stürzen wird. Hexen, Zeitreisende und eine düstere Rabengestalt sind da die geringsten Probleme. Auf ihren Reisen durch die Zeit erfährt Abigail mehr über den Ursprung der Familie Willows und von einem fürchterlichen Fluch, der schon bald das Salem des 21. Jahrhunderts bedrohen wird.

Alle fünf Bände der Raben Saga zusammengefasst in einer Ausgabe. Erlebe die komplette Geschichte von Abigail und Corvus mit exklusivem Bonusinhalt und einem erweiterten Epilog. Was hat es nur mit den „Stimmen aus dem Nichts“ auf sich? Erstmals könnt ihr die gesamte Handlung in einem Buch lesen und mehr Hintergrundinformationen zur Entstehung der Serie erfahren. Die ultimative Ausgabe für alle Raben Fans!

Dieses Buch enthält alle fünf Bände der Raben-Saga:
1. Rabenblut – In dunkelster Nacht erwacht
2. Rabentränen – Bis Mitternacht verloren
3. Rabengift – Auf ewig verdammt
4. Rabentod – Im Mondlicht gestorben
5. Rabenparadox – Wem die Stunde schlägt

Leseprobe:
PROLOG
Salem, Massachusetts
Die Zeiten haben sich ziemlich geändert. Das 21. Jahrhundert wird sicherlich nicht mein liebstes Zeitalter werden, wobei die technischen Errungenschaften sehr wohl ihre Annehmlichkeiten haben. In dieser Nacht ist es vergleichsweise ruhig. Gelegentlich fährt ein Auto unter mir die Straßen entlang. Hier oben auf dem Dach der alten Kirche hat man zwar nicht den perfekten Überblick, aber es genügt. Das Licht des Mondes mischt sich mit dem der Straßenlaternen zu einem giftigen Gelb. Im 17. Jahrhundert gefiel mir diese Stadt besser, aber besser ich finde mich schnell damit ab. Schließlich werde ich wohl noch ein paar Jährchen hier verbringen müssen.
Ein Vorteil der Unsterblichkeit? Man lernt unglaublich viele Menschen aus jeder Epoche kennen. Der Nachteil? Irgendwann sind alle tot.
Daher habe ich es mir abgewöhnt, Kontakte zu Menschen zu pflegen. So amüsant sie auch sein mögen, sie alle sind vergänglich. Schmunzelnd breite ich mein schwarzes Gefieder aus und lasse mich vom Dach in die Tiefe fallen.
Heute Nacht jedoch ändert sich alles. Ich habe die Suche fast aufgegeben. Man hätte ahnen können, dass ich eines Tages hier in Salem auf eine treffe – diese Stadt ist fürwahr verflucht. Winzig sehe ich den schwarzen Haarschopf unter mir.
Ein geschultes Auge erkennt es sofort, und ich, der ich mein ganzes menschliches Leben mit diesen Geschöpfen zu tun hatte, habe keinen Zweifel. Ja, das ist sie wahrhaftig. Die erste Hexe seit über dreihundert Jahren.

KAPITEL 1: DER TOD STEHT IHR GUT
Ein paar Wochen später.
»Achtung, der Freak kommt.« Das ist die übliche Begrüßungsformel, wenn ich durch die Gänge der Schule laufe. Ich ignoriere meine Mitschüler wie immer und schlage wütend meinen Spind zu, während mir meine beste Freundin noch immer hinterherläuft.
»Komm schon, Abi«, fleht sie, »du musst ihn doch nicht gleich küssen.« Julie kann so stur sein, aber dieses Mal werde ich nicht nachgeben.
»Kommt nicht infrage. Ich kenne ihn doch nicht mal«, verteidige ich meinen Standpunkt.
»Was nicht ist, kann ja noch werden«, singt sie in einer ungewollt lächerlichen Stimme. Julie hat mich gebeten, mit ihrem Cousin auf den Abschlussball zu gehen. Ich habe ihn bloß ein paarmal getroffen, obwohl ich mit Julie schon ewig befreundet bin. Für gewöhnlich würde ich ihr diesen Gefallen tun, aber wenn es um Jungs geht, schlagen bei mir alle Alarmglocken.
»Hör mal, Julie. Ich bin sicher, Eric ist ein toller Typ, aber …«
»Marc. Sein Name ist Marc.« Sie zieht beide Augenbrauen nach oben und ich verdrehe übertrieben die Augen.
»Siehst du, ich kenne nicht mal seinen Namen.« Das allein sollte Grund genug sein, nicht mit ihm auf den Abschlussball zu gehen.
»Abigail, ich denke doch da nur an dich! Ich will nicht, dass du allein zum Ball auftauchen musst.«
Ich seufze melodramatisch und mache mich auf den Weg zum Schulausgang, ohne ihr weiter Beachtung zu schenken.
»Außerdem würdet ihr euch super verstehen! Er steht auch auf Videospiele, genau wie du!« Na dann sind wir ja wie vom Schicksal füreinander auserkoren. Während sie mir mit ihren kurzen Beinen schnell hinterherhastet, drehe ich mich zu ihr um und ziehe eine Grimasse.
»Ach wirklich? Ich wette, er ist auch noch Vorsitzender des Mathevereins und trägt eine übergroße Nerdbrille, habe ich recht?« Julie reißt entsetzt den Mund auf.
»Er ist mein Cousin, Abi!«
»Noch ein Grund mehr, nicht mit ihm auszugehen«, erwidere ich und kann ein Grinsen nicht unterdrücken.
»Okay, der Punkt geht an dich. Aber denk bitte wirklich mal drüber nach. Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals einen festen Freund hattest. Und komm jetzt nicht mit der Tour, dass du „auf den Richtigen wartest“.« Sie verschränkt die Arme und wir verlassen das Gebäude.
Die Frühlingssonne ist an dem Nachmittag schon unnatürlich heiß, sodass mir der Schweiß ausbricht.
»Ich hatte schon mal einen Freund.«
»Oh, na klar, ich vergaß. Daniel. Wie lang wart ihr in der fünften Klasse zusammen, zwei Wochen?« Wieder verdrehe ich die Augen. Ich mag Julie wirklich, aber wenn sie mit diesem Thema kommt, könnte ich ihr manchmal den Hals umdrehen. Als wir an der Straßenkreuzung ankommen, bin ich erleichtert, dass sich hier unsere Wege trennen.
»Okay, ich denke drüber nach. Bist du jetzt zufrieden?« Sie grinst bis über beide Ohren und umarmt mich zum Abschied.
»Sehr zufrieden! Wir sehen uns dann am Montag, ich bin über das Wochenende bei meinem Dad.« Ich nicke und wir gehen in unterschiedliche Richtungen.
Endlich ein bisschen Ruhe. Ich konnte mich in der Schule heute sowieso kaum konzentrieren. Es ist der 23. Mai und das bedeutet, dass heute der sechste Todestag meiner Eltern ist. Auf dem Weg zum Friedhof versuche ich, mir ihre Gesichter in Erinnerung zu rufen.
Es sind erst sechs Jahre vergangen, aber ich merke, wie es mir mit jedem Jahr schwerer fällt. Das schlechte Gewissen trägt nicht gerade zu meiner Laune bei. Als ich an dem hohen Gittertor des Friedhofs stehe, wird mir plötzlich kalt. Die Sonne scheint noch immer unbarmherzig auf mich nieder, aber dennoch friert es mich.
Ich wollte nicht, dass meine Tante Sarah mitkommt; ich gehe immer allein hierher. Die Stille genießen und an Mom und Dad denken, das ist genau das, was ich jetzt brauche. Um mich herum zieht urplötzlich ein Wind auf und wirbelt etwas Laub auf. Das passiert oft, wenn ich hier bin, und zu Beginn fand ich es gruselig, aber mittlerweile stelle ich mir vor, dass meine Eltern mir antworten, wenn die Erinnerungen an sie wieder stark sind.
Ich erreiche das Grab. Hier liegen Mary und Samuel Willows. Ich lasse mich vor dem Grab auf den Boden nieder und schließe die Augen. Während ich an all die schönen Zeiten zurückdenke, muss ich lächeln und eine einzelne Träne läuft über meine Wange.

Im Kindle-Shop: Die Raben-Saga.
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8. August 2018

'WandelTräume' von Isabella Mey

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Niemand hat mich gefragt, ob ich, Lia Schiller, die Heldin dieses Romans werden will. Genauso wenig wurde ich gefragt, ob ich von meinem geliebten Frankfurt am Main nach Waldshut am Hochrhein ziehen möchte. Dennoch muss ich hier seit einem halben Jahr mein Dasein in einer Patchworkfamilie fristen, mit einer Stiefschwester, die ihren Ödipus-Komplex an meinem Vater auslebt und einem selbstverliebten Stiefbruder in meinem Alter.

Ja, ich weiß genau, was Ihr denkt: Es ist doch immer dasselbe in diesen Romanen, erst können sie sich nicht ausstehen und am Ende verlieben sie sich doch! Aber auf so etwas habe ich überhaupt keine Lust. Dumm nur, dass man sich schlecht aus dem Weg gehen kann, wenn man zusammen lebt. Und nachdem mein Vater während einer archäologischen Grabung ins Koma gefallen ist, kommt mein Stiefbruder durch Zufall hinter das Geheimnis der WandelTräume.

So bleibt mir nichts anderes übrig, als mit ihm zusammenzuarbeiten ...

Ein gefühlvoller Liebesroman, der aus der realen Welt in die Fantasie abtaucht.

Leseprobe:
Seit einem halben Jahr wohne ich jetzt schon in diesem Reihenhaus mit dieser ›Familie‹ in dieser Kleinstadt! Und noch immer fühle ich mich wie eine Fremde in einer fernen Galaxie unter Außerirdischen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht meinem alten Leben in Frankfurt am Main nachtrauere. Dort fühlte ich mich frei, hatte Spaß mit meiner Clique und jetzt sitze ich in einem Kaff am Hochrhein fest, viel zu weit weg, um meine Freunde regelmäßig zu sehen. Am Anfang haben wir noch oft telefoniert, geskypt oder gechattet, aber mit der Zeit verebbte der Kontakt. In einem schleichenden Prozess geriet ich immer mehr in Vergessenheit, einfach deshalb, weil ich kein Teil des Alltags meiner Freunde mehr war.
Hier ist alles anders als in der Großstadt: Bestehende Freundschaften wurden bereits im Sandkasten besiegelt, für Neuankömmlinge bleibt kein Platz – bestenfalls! Wenn sie nicht gar als Eindringlinge angefeindet werden. Na gut, da übertriebe ich vielleicht ein wenig.
Ich sitze am Schreibtisch und brüte über einer Kurvendiskussion für Mathe, als die Tür meines Zimmers schwungvoll auffliegt. Uneingeladen stürmt mein Stiefbruder Nino herein und wedelt mit einem grünen Heft.
»Hey Lia, kannst du mir mit Mathe helfen?«
»Nein! Und jetzt verschwinde!«, blaffe ich ihn an.
Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn jemand ohne anzuklopfen in mein Zimmer stürmt. Dummerweise fehlt der Schlüssel, sonst hätte ich abgesperrt. Statt mein Zimmer zu verlassen, schlendert Nino zu meinem grasgrünen Sessel, der den Platz zwischen Bett und Schreibtisch ausfüllt, und fläzt sich hinein. Aufgebracht rolle ich mit dem Schreibtischstuhl rückwärts und drehe mich zu ihm hin. Mit Sicherheit zucken gerade wütende Blitze aus meinen Augen. Allerdings schlagen sie überall im Zimmer ein, nur nicht bei meinem Stiefbruder, denn das breite Grinsen in seinem leicht gebräunten Gesicht will partout nicht verschwinden.
»Sag mal, welchen Teil von ›Verzieh! Dich!‹ hast du nicht verstanden?«, fahre ich ihn an.
»Bitte, Lia! Dafür leihʼ ich dir auch mein BMX!«
Jetzt gerate ich doch ins Stocken. Nino weiß ganz genau, womit er mich locken kann, denn sein Fahrrad reizt mich. Ich habe es zwei Mal ausprobiert – heimlich – und es fühlte sich an, als ob ich nie was anderes gemacht hätte, als den Bordstein rauf und runterzuspringen. Sogar mit erhobenem Vorderrad konnte ich nach ein wenig Übung ein Stückchen fahren. Leider hat mich Nino dabei erwischt. Er wollte wissen, wo ich denn einen ›Wheelie‹ gelernt hätte und meinte, ich müsse ein Naturtalent sein, aber da ich weder mit ihm, noch mit dem Rest seiner Familie etwas zu tun haben will, habe ich das Rad einfach in die Ecke gestellt und bin wortlos weggegangen.
»Dein BMX interessiert mich nicht!«, antworte ich schweren Herzens, versuche meiner Stimme aber die notwendige Kraft zu verleihen, um ihn endlich zu vertreiben.
»Werʼs glaubt …«, murmelt Nino, rutscht tiefer in meinen Sessel und schlägt die Beine übereinander, um es sich so richtig gemütlich zu machen.
Mit dem tiefschwarzen Haar und den dunklen Augen sieht er wie ein typischer Italiener aus, was wohl daran liegt, dass seine Eltern ursprünglich aus Italien stammen. Dummerweise ist sein Vater vor fünf Jahren gestorben und noch dummererweise hat seine Mutter vor fast einem Jahr meinen Vater geheiratet. Und das allerdümmste an der Sache ist, dass Nino auch noch eine dreizehnjährige, überaus zickige Schwester namens Nicole hat, die meinen Vater vergöttert und mir als ihre Konkurrentin um seine Zuneigung den Kampf angesagt hat. Das Schlimmste an der ganzen Geschichte aber ist, dass ich nach der Vereinigung unserer Eltern mein geliebtes Frankfurt verlassen musste, um in einem kleinstädtischen Reiheneckhaus in Waldshut am Hochrhein zu versauern.

Im Kindle-Shop: WandelTräume

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7. August 2018

'Kein Horizont ohne Licht' von Michelle Schrenk

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Hanna ist glücklich. Meistens. Außer wenn sie sich Erinnerungen an Josh erlaubt – ausgelöst durch den Klang einer Gitarre, den Geruch von Leder oder wenn Lichter die Dunkelheit erhellen. Doch von Josh will sie nicht mehr träumen. Fast zwanzig Jahre ist es her, dass der Junge, der damals die Welt für sie bedeutete, sie in den Scherben ihres jungen Lebens zurückgelassen hat.

Ihm zu verzeihen, kommt also überhaupt nicht für sie infrage. Wäre da nicht Mo, der Mann, der wie ein Vater für Hanna und Josh war und der die beiden auf eine Reise in ihre Vergangenheit mitnimmt – bis sie erkennen, wie wichtig es ist, das Licht am Horizont nicht zu verlieren.

Emotional und warmherzig. Eine berührende Geschichte über den Wert der Erinnerungen und der Suche nach dem Glück.

Kein Horizont ohne Licht ist ein in sich abgeschlossener Roman. Fans von „Kein Himmel ohne Sterne" dürfen sich jedoch auf ein Wiedersehen mit den vorherigen Protagonisten freuen.

Leseprobe:
Jeder Mensch besitzt seinen ganz persönlichen Erinnerungsschatz, diese Momente, die man nicht verlieren möchte. Die Augenblicke, die einem aus der Dunkelheit helfen, wenn alles um einen herum darin zu versinken droht. Das dachte ich zumindest immer, und so habe ich in den letzten Jahren viele davon gesammelt.
Während ich am Boden sitze, scheinen sie überall in diesem Raum zu kleben. An meiner Kleidung, die noch ein bisschen nach seiner riecht, nach Leder und frischer Wäsche. An dem Sweater, der über dem Stuhl hängt und den er vergessen hat. Sie starren mich von der Pinnwand an, von der Landkarte, die dort hängt und auf die wir mit kleinen Nadeln unsere Wünsche geheftet haben. Sie sind in dem kleinen Herz, das er draußen auf dem Dach zusammen mit den Anfangsbuchstaben unserer Vornamen in einen Ziegel geritzt hat, während wir dem Sonnenuntergang zusahen und die letzten Strahlen uns wärmten.
Ich betrachte das Foto in meiner Hand, meine Augen haften darauf. Es ist am See entstanden. Wir haben herumgealbert und uns geküsst. Ein Mann, der zufällig vorbeikam, hat das Bild für uns geknipst. Es sollte für die Ewigkeit sein.
Sofort spüre ich wieder seine Lippen auf meiner Wange und streiche mit den Fingerspitzen darüber, als könnte ich so den Augenblick festhalten. Doch dann schlucke ich. Denn die Gedanken daran tun weh, und irgendwann weiß ich, dass ich das alles nur noch vergessen will. Den Duft seiner Lederjacke in meiner Nase, das Gefühl von Wärme in seinen Armen, den Geschmack der Küsse. Niemals wieder will ich daran denken müssen.
Denn das, was war, ist nicht mehr. Das Foto ist nichts als eine flüchtige Aufnahme. Ich streiche über das Glas des Rahmens, doch es ist kalt und der Moment dahinter, der einst so sehr geleuchtet hat, erfroren.
Tränen brennen in meinen Augen, während ich die fremden Menschen darauf ansehe, die einst wir waren. Josh und Hanna. Ein Paar, das so viele Träume hatte, so viel Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
All das ist vergangen. Erloschen in dem Moment, als wir in das Auto gestiegen sind. Zersprungen wie das Glas der Fensterscheiben, als der Aufprall alles mit sich gerissen hat. Verloren gegangen, als er mir sagte, dass er gehen und nicht wiederkommen würde.
Ich streiche erneut über die kühle Glasfläche und spüre die Traurigkeit. Sie vermischt sich mit seinen Worten: »Du hast etwas Besseres verdient, Han, einen Mann, der stark ist und dich liebt. Einen Mann, der dir alles schenken kann, was du dir wünschst. In mir ist zu viel Dunkelheit, aber ich will, dass du strahlst …«
Zum wiederholten Male rauschen die Worte durch meinen Kopf, aber ich verstehe sie noch immer nicht. Wie auch – wenn doch alles, was mich zum Leuchten brachte, er war.
Hat ihm das alles nichts bedeutet?
Während ich noch immer auf das Bild starre, suche ich nach Antworten auf die vielen Fragen. Doch dann nimmt die Wut in mir überhand. Die Wut darüber, wie feige er ist, dass er einfach aufgibt.
Ich schleudere das Bild gegen die Wand. Augenblicklich zerspringt das Glas, der Rahmen bricht, und die Erinnerung an uns liegt in Scherben am Boden. Zerbrochen – wie alles, was wir erlebt haben.
Ja, es gibt diese Momente, die man nie vergisst. Doch was bedeuten sie noch, wenn man den Menschen, mit dem man sie verbindet, verloren hat?
Gerade jetzt bedeuten sie nichts. Nichts als Dunkelheit.

Im Kindle-Shop: Kein Horizont ohne Licht (Himmelslichter 2).
Mehr über und von Michelle Schrenk auf ihrer Website.



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6. August 2018

'Die Sternenvogelreisen' von Lenny Löwenstern

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Die Galaxis ist kein Ponyhof. Der jugendliche Außerirdische Imi wird auf der Suche nach Lebensunterhalt immer wieder ausgenutzt und gerät in schwierigste Umstände. Mit Glück und Geschick setzt er sich immer wieder durch und schlägt zurück ...

Der gefiederter Held des in sich abgeschlossenen Romans steckt in einem hellgelben Overall. Zwischen Gasplaneten und Kugelsternhaufen erlebt Imi auf seinen nicht immer freiwilligen Reisen Abenteuer in Raumschiffen und macht Bekanntschaft mit bizarren Wesen. Anfangs noch naiv und unbedarft lernt Imi, sich durchzusetzen und sein Geschick in die eigenen Hände – oder besser die eigenen zarten Krallen – zu nehmen.

Eine klassische Space Opera mit viel Humor, Fantasie und Spannung, aber auch einem Hauch Tragik und einer Portion Poesie. Und mit einem liebenswert-skurrilen Helden, den man einfach gern haben muss.

Leseprobe:
Imi als Raumschiffhüllenreiniger
Was hatte er nicht schon versucht. Fliegender Ersatzteilbote hatte er werden wollen, schnittiger Astrotaxler in Lederkluft zwischen den Monden. Auch als Gärtner hätte er sich gern probiert, in den überaus grünen Anlagen der huldvollen Präferenz auf einem saftigen Planeten nicht weit entfernt. Doch er hatte kein Händchen dafür, Leute wie er schätzen die Trockenheit. Als Liebhaber war er aufgetreten und glorios gescheitert in seiner fiebrigen Jugendlichkeit. Die herrschaftliche Schönheit mit dem flatterigen Herzen hatte ihn nicht einmal angesehen.
Imi war ein leichtgewichtiges dürres Bürschchen, dessen spärliches Federkleid unter einem hellgelben Overall Unterschlupf gefunden hatte. Er konnte einen kernigen Schnabel aufbieten und blickte aus runden schwarzen Augen in eine Welt, die ihn staunen machte. Während Imi übermütig ausschritt, versuchte er ein Bein höher als das andere zu heben. Auf diesen Stelzen ruhte seine Welt. Ans Fliegen war nicht zu denken. Er hätte auch Insekten aus Mauerritzen schnappen können, da wäre man nicht überrascht gewesen. Wenn es an diesem Ort Mauern gegeben hätte… Denn Imi hatte das Angebot erhalten, auf dem Raumhafen des Planeten Kubaba in einer subplanetaren Waschanlage als Raumschiffhüllenreiniger anzuheuern. Er hatte eingewilligt und arbeitete seitdem für einen kargen Lohn in der Tag- und Nachtschicht. Er nahm es mit Vehikeln aller Größenklassen auf. Die einen bürstete er, die anderen polierte er.
»Raumschiffe, was gibt es denn da schon groß sauberzumachen?«, hatte der Agent im Vorzimmer des Einstellungsbüros im Ton eines Kumpels gefragt.
»Ach weißt du«, hatte Imi erwidert, »dreckig sind sie alle. Der Weltraum ist ein schmutziger Ort.«
Natürlich gibt es Waschplätze und Maschinen, die Robotertechnik ist hier durchaus fortgeschritten. Doch die ausladenden Anlagen taugen nur fürs Grobe. Den Blechkollegen fehlt hingegen etwas Entscheidendes: die Lebendigkeit. Richtig zu reinigen ist nämlich eine Frage der Leidenschaft. Eine Kombination aus Gefühl und Erfahrung ist nötig, die man nicht programmieren kann.
Imi besaß das Gefühl. Er hatte darüber hinaus ein natürliches Gespür für den Glanz. Diese Gabe ermöglichte es ihm, den Zustand der Metalle zu lesen. Raumschiffe waren aus unterschiedlichen spezifischen Legierungen gefertigt. Schiffshäute bestanden niemals aus einem Stück, und sie besaßen keine Fenster. Nicht wenige von ihnen waren kostspielig. Wer hätte etwas anderes erwartet? Pflege tat also not. Eine Schweißnaht, an der selbst der gewissenhafteste Blick nichts auszusetzen fand, entpuppte sich dank Imis Talent als inwendig rissig. Flächen, an denen niemand etwas zu bemängeln hatte, empfahl er in die Werkstätte. Die Korrosion hatte keine Chance mehr. Ohne es zu ahnen, rettete Imi das Leben von Raumfahrern und auch so manchen Profit. Darüber hinaus erhöhte der Glanz einer professionellen Reinigung den Wert der Schiffe und sorgte nebenbei für selige Besatzungen. Ohne ein Finish von Hand ist noch nie eine Crew zufrieden ins All gestartet. Unpoliert zwischen den Sternen, das ging gar nicht.
Nachdem das gigantische Gestell der Waschanlage zurückgefahren war, huschte er flink auf einem balancierenden Aggregat hinauf. Imi war mit seinem Mindergewicht bestens dafür geeignet. Blitzschnell wich er pendelnden Schläuchen aus, mied versiegende Fontänen ätzender Reinigungslösung und manövrierte sich auf diese Weise durch den metallenen Wald aus gewaltigen Trägern.
Kein Schiff glich dem anderen. Konstruiert worden waren sie von verschiedenen Völkern zu unterschiedlichen Zwecken. Das wirkte sich auch auf den letzten Belag aus, jene Schicht, die Schiff und kosmische Leere voneinander trennte. Es gab energieabsorbierende Überzüge, weltraumfeste Speziallacke zur Erhöhung der Abriebfestigkeit, pompöse Kompositmaterialien, mit denen Eindruck geschunden wurde oder komplexe Tarnbeschichtungen, die bei Schmugglern beliebt waren. Man hatte es mit den persönlichen Vorlieben der Besitzer und Reeder zu tun. Das betraf Farben, Muster, Beschriftungen und sogar künstlerische Motive, auf die Rücksicht bei der Reinigung genommen werden musste. Die empfindlichsten Oberflächen wurden unter einer eigens konstruierten, hochenergetischen Abschirmung auf Vordermann gebracht.
Imi bearbeitete die Stellen, an die Maschinen nicht herankamen oder wo sich hartnäckig etwas festgesetzt hatte. Er verwendete einen Hightechmopp ebenso wie eine Vielzahl spezieller Reinigungstücher, -lappen und -feudel. Und wenn er sicher war, dass niemand hinsah und die raumhafeninterne Personal- und Gastüberwachung mit etwas anderem beschäftigt war, nutzte er das Material und setzte seinem Schnabel damit zu. So viel Glanz musste sein!
Winzige unentdeckte Meteoriteneinschläge dichtete er ab, größere rapportierte er. Wo es nötig war, ging er mit der Hochdruckspritze drüber und rieb alles blank. Fremdartige Materie entfernte er mit einer Spezialschere und deponierte sie in Sicherheitsbeuteln. Kosmische Strahlung hatte an dafür nicht vorgesehenen Stellen für radioaktive Belastung gesorgt. Dagegen hatte er mit Spezialreinigern vorzugehen. Mitunter kam es sogar vor, dass er Reste organischen Materials fand. Woher es stammte und wie es auf die Schiffshaut gelangt war, das mochte er sich lieber nicht vorstellen.
Imi hatte sich einer speziellen Ecke der Waschanlage eingerichtet, und zwar in einer halbwegs geräumigen Aussparung innerhalb eines beweglichen Auslegers. Von dort aus konnte die Vorrichtung im Notfall manuell bedient werden, doch der Fall war nie eingetreten. So hauste er ungestört oberhalb des Reinigungsdecks und sah die meisten Schiffe aus seiner bevorzugten Position, nämlich von oben. Den Rest der lautstarken Welt der professionellen Sauberkeit nahm er aus der Höhe kaum wahr.
»Wo soll ich anfangen?«, ließ sich eines Tages der Manager, der ein fieser Tintenfisch war, herab. Genmanipulationen seiner Vorfahren hatten ihn landtauglich und sauerstoffatmend gemacht. Eine schadhaft aufgebrachte Gefiederung bedeckte ihm die Arme wie ein Ausschlag. Kunstfedern galten als der letzte Schrei unter seinesgleichen. Der Tintenfisch hatte sich in die Behaglichkeit einer engen grünen Glasflasche zurückgezogen, die auf seinem Schreibtisch stand. Die beiden Tentakel ragten so eben noch zuckend heraus. Eine externe Schallmembran an der Decke des Verwaltungscontainers gab die Worte des Vielarmigen wieder ...

Im Kindle-Shop: Die Sternenvogelreisen: #SVR1.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Lenny Löwenstern auf seiner Website.



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