30. Januar 2020

'Weil du es bist' von Sabine Nagel

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Sabine Nagel
Eine Liebe, so groß wie ein ganzer blauer Sommerhimmel.
Zwei junge Menschen, wie füreinander bestimmt.
Aber für einen von ihnen ist es zu früh.


Als Fredi Sascha zum ersten Mal begegnet, ist es ein Anfang, der eigentlich keiner sein sollte. Denn für Sascha ist eineinhalb Jahre nach seinem Unfall nichts mehr so, wie es war. Aber in Wahrheit gibt es vom ersten Moment an kein Zurück. Da ist dieser Zauber. Diese unmittelbare Verbindung. Dieses Glück. Das zwischen ihnen, das ist Liebe.

Und so lassen sie sich aufeinander ein, mit Haut und Haaren und ohne Wenn und Aber - trotz allem. Zusammen fliegen sie wie Schmetterlinge durch den Himmel und zugleich sind sie auf einer wunderbaren Entdeckungsreise zueinander. Es scheint, als könnte es ihnen gelingen, die dunklen Momente zu überwinden und das Glück festzuhalten.

Doch dann trifft Fredi eine Entscheidung, deren Tragweite sie völlig unterschätzt ...

Eine atmosphärische und dichte Geschichte über eine große Liebe, von überwältigendem Glück und stillem Schmerz, ein Roman über Verlust und Trauer - und einen vorsichtigen Neuanfang.

Anleser:
„Du kannst wirklich gut zeichnen“, sage ich nach dem letzten Bild. „Wie du die Dynamik eingefangen hast ...“
Sascha schweigt. Er wirkt verlegen, sein Blick ist irgendwie unruhig.
„Du interessierst dich wohl sehr für Leichtathletik?“, will ich wissen.
„Das war mal. Die Bilder sind schon drei oder vier Jahre alt.“
„Von vor deinem Unfall also.“
„Du kannst gut rechnen.“ Es klingt ironisch und überhaupt nicht freundlich. Sascha legt die geöffnete Sammelmappe auf den Tisch und rückt anschließend etwas von mir ab.
„Warum so unfreundlich?“ Ich bin irritiert über den plötzlichen Stimmungswechsel und auch etwas verärgert.
„’Tschuldigung“, sagt er leise. „Früher habe ich diese Disziplinen alle betrieben – ziemlich gut sogar.“
„Das wusste ich nicht.“
„Woher auch.“
Ich würde ihm gern etwas Tröstendes sagen, aber mir fällt nichts ein, was nicht lächerlich klingen würde angesichts seiner Situation.
Neben mir packt Sascha langsam die Bilder zurück in die Mappe. Er tut es, als erfordere dies seine volle Konzentration. Als er fertig ist, sagt er leise und ohne mich anzusehen: „So steckt in allem und jedem ein Stück Erinnerung, und jedes Mal ist es wie eine Ohrfeige.“
Wieder weiß ich nicht, was ich darauf sagen soll. Mitfühlend lege ich ihm meine Hand auf den Arm. In meiner Brust fühle ich einen heftigen Schmerz, seinen Schmerz, so direkt, als wäre es mein eigener.
Einen klitzekleinen Moment lang sieht er mich an. Seine Augen schimmern. Die Intensität dieses Augenblicks ist so stark wie der Schmerz, der jetzt in meinen gesamten Körper ausstrahlt.
Dann gibt Sascha sich merklich einen Ruck, verlädt sich in seinen Rollstuhl zurück und sagt: „Das Wetter ist schön. Hast du Lust, ein bisschen spazieren zu gehen?“
Einfach so schiebt er den Schmerz ein Stück beiseite, er lächelt sogar ein bisschen. Ich bin fasziniert davon, wie er das hinkriegt. Und davon, was das mit mir macht. Wie auch in mir der Schmerz nachlässt und ein anderes Gefühl die Oberhand gewinnt. Ein schönes. Ein aufregendes. Ein mächtiges.
„Klar.“ Auch ich lächele. Natürlich habe ich Lust dazu.
Ich mag ihn nämlich.
Sehr.

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27. Januar 2020

'Schröders Verdacht: Italien-Thriller' von Lutz Kreutzer

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Website zum Buch | Autorenseite im Blog
Ein Mann wird gejagt, nachdem er ein heimtückisches Verbrechen entdeckt. Eine ganze Stadt ist bedroht.

In Aachen leiden Menschen an einer heimtückischen Vergiftung. Der Wissenschaftler Reinhard Schröder kommt ihrer Ursache auf die Spur und gerät schlagartig in den Strudel einer Verschwörung. Was er als Urlaubsreise nach Italien geplant hatte, wird zum Alptraum und zur Flucht vor dem organisierten Verbrechen. Mit der Jagd auf Schröder beginnt eine kaltblütige Mordserie, die auf dem Gipfel des Strombolis ihren Anfang nimmt und ihn bis nach Wien führt. Doch Schröder gibt nicht auf. Und er hegt einen Verdacht. Im Hochgebirge an der italienisch-österreichischen Grenze kommt es zwischen Schröder und seinen Verfolgern zu einem gnadenlosen Kampf auf Leben und Tod. Und Schröders Chancen sinken von Stunde zu Stunde ...

Auf seiner Flucht lernt Schröder eine Italienerin kennen. Maria und er verlieben sich ineinander. Sie hilft ihm bei der Flucht, die ihn durch ganz Italien führt. Gelingt es Schröder, die Machenschaften der Mafia aufzudecken? Welches Verbrechen verbergen seine Gegenspieler? Auf wen kann sich Schröder wirklich verlassen?

Ein atemberaubender Thriller, akribisch recherchiert und spannend bis zum Ende.

Anleser:
Nun lag es an Dumwalder. Alle Blicke lagen auf dem Mann aus Südtirol. Kurz erfasste er jedes Gesicht in der Runde. Sein kräftiges Kinn schob sich nach vorn. Er konzentrierte seinen Blick auf den Kugelschreiber zwischen seinen Fingern. Jeder im Raum spürte, wie er in sich hineinhorchte.
Sie hatten die Entscheidung an ihm aufgehängt, an dem Mann, der dieselbe Muttersprache hatte wie Schröder. Dumwalder wirkte fahl. Er räusperte sich und wand seinen Hals aus dem Hemdkragen hervor. Er hob den markanten Kopf und sah Saltini direkt in die Augen. Seine Gesichtshaut straffte sich. Dann streckte er zögernd die rechte Hand in die Höhe. Sein Gewissen unterlag: Das war die Entscheidung für Schröders Tod.

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24. Januar 2020

'HAI NOON am Pool' von Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Herzgeschichten | Autorenseite im Blog
Puderweißer Sandstrand, sanft im Wind wiegende Palmen, atemberaubende Sonnenuntergänge und kreolische Küche – die Seychellen. Endlich starten die beiden Studentinnen Annike und Luana in ihren Traumurlaub, auf den sie so lange gespart haben.

Noch während des Fluges lernen sie eine Gruppe junger Männer kennen. Die Chemie stimmt auf Anhieb, man hat das gleiche Hotel gebucht und schnell sind gemeinsame Urlaubstage beschlossen. Annike verliebt sich in den sportlichen Phil und auch Luana hat beste Flirtchancen.

Es könnte paradiesisch sein, doch leider hängt sich der alleinreisende Tiziano wie eine Klette an sie und entpuppt sich als fiese Plage.

Anleser:
»Erst sagst du mir, wo du so viel Geld her hast. Nachher werde ich verhaftet und meine Fingerabdrücke sind da mit drauf. Das wäre die Arschkarte. Raus mit der Sprache, wo kommt die Knete her? Sag, sonst rühre ich – keinen – einzigen – Schein – an!«
»Du Schissbuxe!« Luana gab Annike einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Als wenn ich irgendwo klauen würde! Da bist du deiner Mutter ziemlich ähnlich. Die sieht in mir ebenfalls immer kriminelle Anlagen gepaart mit Faulheit. Könnte sie mir zusätzlich Dummheit unterstellen, täte sie das auch noch. Da ich allerdings studiere, bleibt ihr dieses Argument verwehrt.«
Annike drehte den Kopf ruckartig zu ihr und starrte sie betroffen an. »Das war jetzt echt gemein.«
»Warum vertraust du mir nicht einfach? Ich habe es uns erarbeitet.«
»So viel Trinkgeld hast du niemals als Kellnerin in diesem Nobelrestaurant in den letzten Monaten bekommen!«, brach es aus Annike heraus. »Das kannst du mir nicht verklickern.«
Sie selbst konnte mit Trinkgeld nicht glänzen. Neben dem Studium arbeitete sie bei einer Fast-Food-Kette. Dort verdiente sie als Studentin gar nicht übel, bekam auch noch Schichtzulagen an Feiertagen und Wochenenden. Die nahm sie so gut wie immer mit, da die hauptamtlichen Angestellten an diesen Tagen gerne frei hatten.
Die gute Laune von Luana verschwand. »Und ob das Trinkgeld ist! Du hast an den Wochenenden Nachtschicht gemacht, ich genauso! Ich bin nämlich nach dem Restaurant zum nächsten Job gefahren.«
»Wie? Du hattest eine zweite Stelle? Davon hast du mir ja gar nichts gesagt!«
»Du hast es eh nicht gemerkt, weil du nicht da warst.«
»Aber sagen hättest du es doch können!«, beschwerte sich Annike.
»Und dann wärst du mir mit deinen Moralvorstellungen gekommen. Nee, ich habe das Geld verdient und wir geben es gemeinsam aus.«
»Wo war denn dieser Job?«
»Auf der Reeperbahn.«
Annike entglitten die Gesichtszüge. »Was hast du gemacht? Sag bitte nicht, du ...«

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'DER SCHMERZ BLEIBT' von H.C. Scherf

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
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Nichts ist vergessen – Die Zeit der Vergeltung ist gekommen

Die Frauen besitzen alle das gleiche Äußere. Doch das ist nicht das einzig Gemeinsame – sie sterben alle einen grausamen Tod.

Der Serienmörder foltert seine Opfer bestialisch, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Er macht den ersten Fehler, als einem Opfer die Flucht aus dem schrecklichen Kerker gelingt. Doch die Ermittler Rita Momsen und Peter Liebig erleben eine tiefe Enttäuschung, als sie auf die Hilfe des Opfers und erste Spuren setzen. Der geheimnisvolle Mörder bleibt nicht nur weiter ein Phantom, sondern wird selbst für sie zur tödlichen Bedrohung.

Der 5. Teil der Thriller-Reihe um das Ermittlerduo Liebig und Momsen.

Anleser:
Bitte, lieber Gott, lass mich endlich sterben.
Sie formte diese Gedanken mit ihren Lippen, während sie den Blick zur Decke dieses modrig riechenden Raumes gerichtet hatte. Über ihr, an der feuchten, von Moos bewachsenen Decke, klebten Armeen von widerlichen Spinnentieren, die nur darauf zu warten schienen, dass sie endlich über Maras totes Fleisch herfallen konnten. Maras irre Gedanken stellten sich bereits vor, wie ihr Körper mit Seide eingehüllt und ihr Blut aus dem Körper gesaugt würde. Einige der kleinen Monster hatten nicht abwarten können, saßen bereits in den tiefen Wunden, die ihr die Bestie in den letzten Wochen zugefügt hatte.
Sie spürte die breiten Sisalgurte an den Armen schon längst nicht mehr, die in ihr Fleisch schnitten und die Blutzirkulation unterbrachen. Mara hatte diesem Umstand sogar etwas Positives abgewinnen können, denn sie ertrug dadurch die Schmerzen besser, die ihr etliche Rattenbisse in den Füßen verursachten. Auch die Kälte, die vor allem nachts tief in ihren fast nackten Körper eindrang, empfand sie längst nicht mehr. Immer und immer wieder richtete sie ihren Blick auf den schmalen Eingang, hinter dem sie wildes Gestrüpp und vergammelnden Müll erkennen konnte, den Anwohner schon vor langer Zeit dort entsorgt hatten. Diese Ruine, unweit des Fulerumer Südwestfriedhofs, war längst in Vergessenheit geraten und für Besucher durch ein Gitter abgesperrt. Ihr Peiniger hatte sich das zunutze gemacht und sie hierher verschleppt. Die Schreie, mit denen sie auf ihr unvorstellbares Leid aufmerksam machen wollte, endeten schon am schmuddeligen Knebel, den ihr dieses Tier in den Mund gestopft hatte. Doch selbst wenn sie hätte frei schreien können, wäre es mehr als fraglich gewesen, ob sie überhaupt von jemandem gehört worden wäre. Bald würde sie genauso tot sein wie dieses Haus. Sie wäre nur noch Geschichte, ein Akteneintrag mehr in einem Polizeibericht. Dabei setzte sie voraus, dass dieser Wahnsinnige jemals gefasst würde. Schließlich trieb er sein Unwesen schon recht lange, was die vielen Körperteile bewiesen, die er schon zuvor geschändet hatte. Mindestens vier bereits mumifizierte Leichen konnte Mara in den Ecken des zumeist dunklen Raumes ausmachen. Dieses Grauen war für sie ein Blick in die eigene Zukunft.

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23. Januar 2020

'Never Ending Story' von J. Vellguth

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website J. Vellguth | Autorenseite im Blog
Eine romantisch moderne Liebesgeschichte über alte Familiengeheimnisse, neue Verbindungen und die Frage, ob Geschichten überhaupt jemals richtig enden.

Jane hatte alles - bis heute. Jetzt weiß sie nicht mal, wo sie schlafen soll. Da käme ihr die Wohnung im Haus ihrer Großmutter gerade recht, wenn da nicht dieser attraktive, aber mysteriöse Engländer wäre, der auch ausgerechnet dort einziehen möchte.

Kann sie es schaffen, ihm die Wohnung abzujagen? Wobei die viel dringlichere Frage vielleicht lautet: Möchte sie das überhaupt?

Und warum will er eigentlich eine Wohnung mieten, wenn er offensichtlich nur für kurze Zeit in New York ist? Wer ist der Kerl, den er sucht? Was hat das alles mit Jane und ihrer Großmutter zu tun?

"Never ending story" ist der dritte Teil der "New York Lovestorys".

Anleser:
Sonne, Blätterrauschen und das übliche Summen des New Yorker Stadtverkehrs hüllten Jane in warme Zuversicht, die sie fast vergessen ließ, dass sie heute Abend keinen Platz zum Schlafen hatte.
Der Wind frischte auf, strich um ihre Beine und zupfte an ihrem cremefarbenen, maßgeschneiderten Kostüm, während sie auf die andere Straßenseite schaute.
Natürlich könnte sie zurück in ihr Apartment gehen.
Große Räume, hohe Fenster, elegante Möbel und ein Ausblick über den Central Park warteten auf sie.
Doch die Miete dort zahlte Elias Woods – ihr Vater, Tycoon und Leiter einer der größten Modezeitschriften überhaupt. Nach dem Vortrag, den sie ihm gerade gehalten hatte, würde sie lieber Reißnägel kauen.
Allerdings vermisste sie ihren Kleiderschrank jetzt schon.
Da bemerkte sie, dass sie den Artikelvorschlag, mit dem sie eigentlich zu ihrem Vater gekommen war, immer noch in der Hand hielt.
So ein Blödsinn.
In einem Punkt hatte er recht gehabt, wen interessierte schon, ob irgendein englischer Lord seine Hochzeit absagte oder nicht.
Sie knüllte den Zettel zusammen, schob ihn in ihre Handtasche und seufzte.
Ihr Blick wanderte über die schmalen Stadthäuser am gegenüberliegenden Bürgersteig. Sie wirkten im Vergleich zu ihrer modernen Wohnung alt und staubig. Vielleicht sogar ein bisschen heruntergekommen und der Laden neben dem kleinen Modegeschäft schien sogar zum Verkauf zu stehen.
Trotzdem hatte gerade das Gebäude, vor dem sie stand, seinen ganz eigenen Charme und war richtig hübsch anzusehen. Mit seinem roten Backstein und der schwarzen Feuerleiter, die sich im Zickzack über die Fassade schlängelte. Gemeinsam bildeten die Farben einen interessanten Kontrast zu dem grün goldenen Ahornbaum, der seine Äste in den Himmel reckte.
An so einen Anblick könnte sie sich gewöhnen.
Außerdem wohnten ihre beiden Brüder bereits in zwei der kleinen Apartments.
Was war also schon dabei?

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21. Januar 2020

'Samael Rising' von Nici Hope

Kindle | Taschenbuch
Blutwut-Verlag
Sie begegnen sich im Flur.
Sie begegnen einander im Traum.
Sie begegnen Satan.


Privatermittler Matteo Martin und Gothicgirl Luna Schmidt sind eigentlich nur Nachbarn, aber zwischen den beiden scheint es eine besondere Verbindung zu geben. Während Matteo bei einer Ermittlung zum Spielball wahnsinniger Okkultisten wird, spielt Luna unwissend mit ihren magischen Fähigkeiten und geht zu weit.

Moderner Satanismus, ein ordentlicher Schuss Urban-Fantasy sowie jede Menge Blut und Sex. Abgedreht und doch bloß ein Auftakt ...

Leseprobe:
Luna - Beten
Meine Mutter war streng katholisch, bestand vehement auf ihre Religion und wirkte stets verbittert. Ihr Leben war ein Zyklus aus Beten, Beichten und Biederkeit. Wegen jeder Kleinigkeit schleifte sie mich in die Kirche. Einmal hatte ich draußen beim Spielen mein Kleid zerrissen, sodass man meine Knie und Oberschenkel sehen konnte. Es war so ein toller Sommertag gewesen. Mit den Kindern in der Nachbarschaft war ich auf Bäume und Dächer geklettert. Ein Tag mit Lakritz vom Kiosk und kindlicher Leichtigkeit. Aber als ich nach Hause kam, beschimpfte meine Mutter mich als dreckiges Luder und schleifte mich in die kalte dunkle Kirche zur Beichtbank. Ihre Worte hallten zeternd durch das Kirchenschiff: »Wie eine Hure zeigst du deine Beine. Du solltest dich schämen! Wenn du so weitermachst, holt dich der Teufel in sein Höllenfeuer!« Wie ich sie für ihren Glauben verabscheute.

Es war Anfang der Neunziger und alle Eltern kamen mir hip und cool vor, nur meine Mutter nicht. Sie klammerte sich an die Bibel und an die Kutte des Gemeindepriesters.
Sie würde verrückt werden, wenn sie wüsste, dass ich mir gerade einen neuen Vibrator gekauft habe oder das Zucken meines Beckenbodens genieße, wenn ich meinen heißen Nachbarn sehe.
Als Teenager fing ich an, mich für andere Religionen und Weltanschauungen zu interessieren, weil sich der Glauben meiner Mutter einfach nicht richtig anfühlte. Buddhismus, Hinduismus, Wicca, Esoterik und New-Age-Philosophien. Ich las diverse Bücher über Götter und Pantheons, landete später aber beim Hexentum, bei Kräuterkunde und Energien. Da bin ich bis jetzt hängen geblieben. Ich bin eine Jägerin nach altem Wissen und alten Büchern. Heute ist wieder ein Antik- und Trödelmarkt in der Stadt. Noch zwei S-Bahn-Stationen, dann bin ich da. Zwischen Krimskrams und vergilbten Bücherstapeln suche ich jedes Mal das Gleiche: Informationen über Magie, Heilkunde und Übernatürliches.
Ketzerei und Teufelszeug, würde meine Mutter sagen. Sie hat eine regelrechte Phobie, was diese Themen angeht, so wie ich beim Klang von Kirchenglocken eine gewisse Übelkeit verspüre. Der Klang von Zwang. Damals versteckte ich die Bücher gut, las sie heimlich mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke. Heute ist das nicht mehr nötig. Zu meiner Mutter habe ich den Kontakt abgebrochen. Sie war einfach zu negativ und zog mich mit ihrem christlichen Geschwafel nur runter. Ich bin mit neunzehn zu meinem damaligen Freund gezogen und habe neben dem Studium viel gejobbt, um auf eigenen Beinen zu stehen. Es hat funktioniert. Ich verdiene mittlerweile ganz gut mit dem Job in der Werbeagentur. Aber um ehrlich zu sein, langweilt mich dieses alltägliche Leben. Es passiert nichts. Jeder Tag ist gleich. Und genau deswegen verliere ich mich gern in Büchern, in Musik und in meinem Kopfkino. Nur dort geht es richtig ab.
An der nächsten Station muss ich aussteigen, also stehe ich auf und stelle mich neben die Tür, greife widerwillig in die Schlaufe über mir, um bei dem Gerüttel der Bahn nicht zu stolpern. Ich finde diese Schlaufen ekelhaft. Und nicht nur die. Natürlich starren mich wieder Leute an. Ich trage eine Mütze, lange offene Haare darunter, knackig kurze Shorts mit Netzstrümpfen, Chucks und einen weiten Mantel mit riesiger Kapuze. Alles in schwarz. Helles Make-up, kohleschwarz umrandete Augen und sündhaft teuren Lippenstift von Lime Crime in einem dunklen Violett. Auch wenn ich mich in keine Schublade stecken will, so sagen die Leute, ich bin ein Gothicgirl. Der Begriff stört mich nicht, aber ich frage mich, wie lange die Bezeichnung ›Girl‹ noch passt? Ich bin neunundzwanzig.
Die Blicke ignoriere ich und schiebe meine Ohrstöpsel so weit wie möglich in den Gehörgang. Auf dem Handy öffne ich eine Musik-App mit meiner Lieblingsplaylist. Die Zufallswiedergabe spielt Magic Dance von David Bowie. Das Lied zum Film Das Labyrinth, auch so etwas, das ich dank meiner fanatischen Mutter heimlich gucken musste. Wie recht Bowie doch mit dem Songtext hat. Mit Tanzen kann man sich heilen und glücklich machen.
Ich meine damit nicht Party, Saufen, Menschen. Ich meine damit, mich allein in einen Underground Club zu begeben und die ganze Nacht durchzutanzen, zu schwitzen wie bei einem Workout. Alles vergessen. Nur Tanzen, um zu tanzen. Für mich. Kein Interesse an sozialen Kontakten und Gesprächen. Betäubung und Trance durch Musik und Bewegung.
Gabrielle Roth, so eine New-Age-Tante, die mit einer Tanzmeditation bekannt geworden ist, sagt, dass Schwitzen eine Opfergabe an dein inneres Selbst sei. Sie bezeichnet Schweiß als heiliges Wasser, als Gebetsperlen, als flüssige Perlen der Befreiung und behauptet, wenn man tanzt, würde man beten. Aber nicht das Beten im Sinne meiner Mutter, sondern beten zu sich selbst, zur Ekstase. Ihre Empfehlung ist so hart, so tief, so erfüllt vom Beat zu tanzen, bis da nichts mehr ist außer eben Schweiß und Hitze. Und genauso halte ich es.

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20. Januar 2020

Siegfried Langer

Siegfried Langer wurde 1966 in Memmingen geboren und ist 2014 - nach 18 Jahren in Berlin - wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt.

In dieser Zeit machte er zwei kaufmännische Ausbildungen, holte das Abitur nach, war Außendienstverkäufer, Bankangestellter, Schauspieler - und wurde schließlich Schriftsteller. Von den ersten Fantasy-Kurzgeschichten in der Jugendzeit dauert es viele Jahre, bis er zum Schreiben zurück fand und eine weitere Durststrecke als Autor bis zur Veröffentlichung seines ersten Romans "Alles bleibt anders" im Jahr 2008.

Seitdem veröffentlicht Siegfried Langer regelmäßig Kriminalromane und Thriller, darunter die Reihe um die Privatdetektivin Sabrina Lampe, in der bisher drei Bände erschienen sind.

Weblink: www.siegfriedlanger.de/


Bücher im eBook-Sonar:




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'Warrington - Geheimnis des Herzens' von Patricia Carlyle

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Lady Elaine findet einen verwundeten Mann im Schnee – und ist schockiert! Es ist der Mann, den sie insgeheim liebt!

Als Lady Elaine während eines Schneesturms einen verwundeten und bewusstlosen Mann im Schnee findet, ist sie entsetzt, denn sie kennt ihn. Aber der junge Offizier, für den sie insgeheim eine Schwäche hat, kann sich weder an sie noch an sein bisheriges Leben erinnern. Während Elaine seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen versucht, unterstützt er sie bei der Suche nach ihrem verschollenen Vater, dem Earl of Warrington. Doch als sie gemeinsam einer Spur über den Verbleib des Earls nachgehen, geraten sie in Gefahr. Steckt Sir Frederic dahinter, ein alter Feind der Familie? Oder gibt es weitere Feinde, von denen sie noch nichts ahnen? Zusammen mit Garreth versucht Elaine es herauszufinden - und verliert dabei unwiederbringlich ihr Herz!

"Warrington- Geheimnis des Herzens" – wie schon Band eins eine Mischung aus romantischer Liebesgeschichte und spannendem Krimi im England der Regency-Ära!

Anleser:
Sorgenvoll blinzelte Lady Elaine Lockwood aus dem Fenster ihrer komfortablen Reisekutsche und verwünschte zum wiederholten Mal den heftigen Schneesturm, der innerhalb der letzten Stunden aufgezogen war. Dichte Flocken, so groß wie Münzen, wirbelten gegen die Scheibe und machten es nahezu unmöglich, irgendetwas von der Landschaft zu erkennen. Weder war aus dem einen Fenster heraus das Meer zu sehen, obwohl sie direkt oberhalb der Klippen die schmale Küstenstraße nach Dover entlangfuhren. Noch brachte es etwas, zur anderen Seite hin aus dem Fenster zu blicken, wo sich die hügelige Landschaft der nördlichen Downs erstreckte. Selbst die Straße war unter den Schneemassen kaum noch zu erkennen, und die Temperatur war drastisch gesunken. Zwar schützten die junge Frau der pelzbesetzte schwere Samtmantel und der dazugehörige Pelzmuff zusammen mit mehreren Decken und den wärmenden Ziegelsteinen unter ihren Füßen zumindest ausreichend vor der beißenden Kälte. Doch allmählich begann Elaine sich zu fragen, ob ihr Wagen nicht irgendwann im Schnee steckenbleiben würde, falls der Schneefall nicht bald nachließ.
Ihre dunklen Brauen waren über ihren ausdrucksvollen tiefblauen Augen finster zusammengezogen, während sie sich tadelnd vorwarf, wie leichtsinnig es gewesen war, an einem wolkenverhangenen Januarmorgen wie diesem nach Dover aufzubrechen. Sie hätte auf ihren Kutscher hören sollen, der sie vergeblich davor gewarnt hatte, dass ein Unwetter drohte. Aber nachdem ein Bediensteter von Warrington Manor in einer Schenke in Dover mitangehört hatte, wie ein Fischer damit prahlte, etwas über das Schicksal des verschollenen Earls of Warrington zu wissen, hatten sie nicht einmal Lady Albinias flehentliche Bitten von einer Fahrt nach Dover abhalten können.
Gewiss, wäre ihr Bruder Anthony da gewesen, dann wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, sich eigenständig, nur in Begleitung des Kutschers und eines jungen Dieners, auf den Weg zu einer Fischerkneipe zu machen. Aber Anthony war auf der anderen Seite des Ärmelkanals, irgendwo in Frankreich, wegen der Gerüchte, dass Edward Lockwood Lord Warrington, Elaines und Anthonys Vater, möglicherweise dorthin verschleppt worden war. Als ihr Bruder sich vor zwei Wochen auf den Weg nach Frankreich gemacht hatte, hätte Elaine ihn am liebsten begleitet. Denn obwohl ihr Vater von den örtlichen Behörden offiziell für tot erklärt worden war, klammerte sich Elaine, genau wie Anthony, an die vage Hoffnung, dass der Earl of Warrington seinen Sprung über die Klippen ins offene Meer überlebt hatte. Aber Anthony, augenblicklich offiziell der neue Earl of Warrington, war in Begleitung seiner frisch angetrauten Ehefrau gereist. Die beiden waren so verliebt, dass Elaine sich wie ein fünftes Rad am Wagen vorgekommen wäre. Und obendrein hatte Anthony gemeint, es wäre vielleicht besser, wenn sie in England bliebe, falls es neue Informationen gäbe. Dass das nun ausgerechnet dann der Fall war, wenn ein Schneesturm aufzog und Elaines weitere Nachforschungen behinderte, indem er sie zum Umkehren zwang, war allerdings so frustrierend, dass Elaine am liebsten laut geflucht hätte, wie ihr Bruder es manchmal tat.

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19. Januar 2020

'Heißes Sterben' von Lutz Kreutzer

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website zum Buch | Autorenseite im Blog
Es zerstört Deine Seele. Es macht Dich zur Bestie.

Eine bizarr entstellte Frau liegt tot im Eisbärengehege des Tierparks Hellabrunn. Schnell wird klar, dass Crystal Meth im Spiel ist. Die Spuren führen Benno Völz in die tiefe Provinz und in die dunklen Wälder Tschechiens. Was er dort findet, bringt ihn fast um den Verstand.

Weitere Tote konfrontieren die Münchner Kripo mit zügellos und brutal agierenden Schulkindern. Als sogar ein Ermittler in den Sumpf aus Verführung und Sucht verwickelt wird, scheint alles aus dem Ruder zu laufen. Wer steckt hinter der Drogenflut? Kann Völz größeres Unheil abwenden? Kann er die Mordserie stoppen?

»Heißes Sterben« ist nach »Eiskalter Schlummer« der 2. Fall für Hauptkommissar Benno Völz: spannend, top aktuell und brisant. Und am Ende erwartet die Leser – wie so oft bei Kreutzers Romanen – eine unerwartete Wende.

Anleser:
Kommissar Sebastian Kowalski blieb neben der nackten Frauenleiche stehen, schaltete die Taschenlampe ein und sah ihr fast ehrfürchtig in die starren Augen. Er hatte die andere Hand in die Hüfte gestützt, so als wollte er nicht glauben, was er sah.
Völz fröstelte. Er hatte die Wollmütze tief ins Gesicht gezogen und seinen Kragen hochgeschlagen. Es dämmerte, und der Reif lag auf den Gräsern.
»Die sieht aus, als hätte sie grad ՚ne Nummer hinter sich«, flüsterte Kowalski. »Also, ich meine, wenn …«, fügte er kopfschüttelnd hinzu und richtete den Strahl der Lampe auf ihr Schultergelenk, aus dem ein Arm herausgerissen war. Am anderen Arm fehlte die Hand, und der Unterarm war ziemlich zerfetzt.
»Hart im Nehmen!«, sagte Völz leise und pustete zitternd die Luft aus.
Kowalski warf ihm einen fragenden Blick zu. »Was is ՚n los mit dir, du Mimose? Erkältet?«
»Wettersturz«, rechtfertige Völz seinen Zustand und schnalzte. »Ungewöhnlich für Mitte März«, fügte er hinzu, schniefte und sah blinzelnd in den Himmel, aus dem noch ein paar Sterne kalt herab funkelten.
»Vielleicht ist sie erfroren«, bemerkte Kowalski.

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18. Januar 2020

'FITNESS: Der Auftrag. Eine Story mit Fitnessübungen' von Holger Meier

Kindle (unlimited)
Website Holger Meier (Moving-for-Life)
Story & Training: Eine muskulär interaktive Geschichte - ein Fitnessbuch mit Story - eine Story mit Fitnessübungen.

Erleben Sie die neue Art des Lesens. Tauchen Sie ein in die schweißtreibende Welt einer muskulär interaktiven Geschichte, entwickelt vom Fitness Master Trainer Holger Meier.

Sie lesen gerne? Prima! Dann kommen Sie mit diesem Buch voll auf Ihre Kosten! Aber etwas anders, als Sie es bisher gewohnt waren. Denn hier heißt es, die Story körperlich muskulär interaktiv zu durchleben und zu bestreiten, dank eines Fitness-Trainingsplanes, welcher perfekt in das Abenteuer eingewoben ist. Diesmal bleibt die Geschichte nicht nur ausschließlich Ihrem geistigen Auge vorbehalten, sondern Ihre Muskeln werden das Abenteuer interaktiv miterleben und Ihre Fitness von Kapitel zu Kapitel steigern und verbessern. Am Ende des Buches sind Sie vermutlich in der Lage ein Fitness-Trainingsprogramm, wie sie es bei einer Spezialeinheit üblich ist, zu genießen.

Das Buch ist so aufgebaut, dass ein kleiner Fitness-Test (Klassifizierung) der Geschichte vorausgeht, indem Sie selbst erfahren können, wie fit Sie sind. Damit können Sie sich in die Kategorien Rookie (Anfänger), Agent (Mittel Fit) und Special Agent (Top Fit) einreihen. Keine Sorge, jede Kategorie kommt voll auf Ihre Kosten. Versprochen!

Danach können Sie in die spannende Geschichte eintauchen. Diese Geschichte ist in 30 Kapiteln aufgebaut, welche für Sie 30 Trainingstage bedeuten. In jedem Kapitel finden Sie interaktive Eingriffe, bei denen Sie Ihre Lesung unterbrechen müssen, um angegebene sportliche Aktionen zu absolvieren. Am Ende eines jeden Kapitels ergibt sich ein Tages-Belastungs-Training, in dem Sie die Tagesbelastung unseres Helden Rookie John Craig nachtrainieren und nachempfinden. Erst, wenn Sie dieses genossen und beendet haben, dürfen Sie am nächsten Tag weiterlesen und trainieren, ansonsten wird der „gescheiterte Tag“ nach einem Tag Pause wiederholt.

Erleben Sie nicht nur in Ihrem Kopfkino die Action, sondern trainieren Sie diese interaktiv mit. So „intensiv“ war kein Roman, den Sie bisher gelesen haben. Da bin ich mir sicher. Mit diesem Buch können Sie überall trainieren. Ob zuhause, im Sportstudio, auf Reisen, im Park.

Sind Sie für dieses Buch stark genug? - Falls nein, dann werden Sie es mit diesem Buch!

Anleser:
Ein heller Blitz und dann nur Schlaf. Schlaf? Vielmehr eine Dunkelheit, die durch ein hektisches Piepsen durchzogen war. Hinzu kam ein grollendes Geräusch, welches immer lauter wurde. Die Dunkelheit wurde zu einem verschwommenen Punkt voller grellen Lichts, als Rookie John Craig die Augen öffnete. Schmerzen durchzogen seinen Körper.
Craig versuchte sich zu orientieren aber sein Blick erfasste nur ein verschwommenes Etwas, seine Augen brannten wie Feuer. Feuer? durchzuckte es Craig. Reiß Dich zusammen! Du musst wach werden ... und zwar schnell! Das Grollen wurde immer lauter und übertönte das hektische Piepsen. Ein Motor durchfuhr es John. Der Motor! Werde jetzt endlich wach, zwang er sich. Der Blick wurde langsam klarer. Seine Augen tränten. Etwas Schwarzes waberte um ihm herum. Nun erkannte es Jack mit Schrecken, das Cockpit der Cessna war voller Rauch, welcher von den zerstörten Armaturen herrührte.
„Scheiße!“, fluchte der Rookie entsetzt. "Steuer, Höhenruder, Funkgerät, alles Schrott."
Ich muss hier raus, und zwar pronto!, alarmierte sein Kopf. Die Nase des Flugzeugs senkte sich langsam und es fing zu schlingern an.
Seine Augen, sein Gesicht und Kehle brannten fürchterlich von dem Rauch, der immer intensiver wurde. Eine starke Hustenattacke durchfuhr seinen Körper und setzte ihm zusätzlich zu. John tastete nach dem Druckknopf und löste seinen Gurt, welcher zum Glück tadellos funktionierte. Er beugte sich nach vorne und versuchte sicherheitshalber das Steuer zu bewegen, leider ohne Erfolg. Funkgerät ebenfalls ohne Funktion! „Dann gibt es nur einen Weg. Raus hier!“, fluchte er, tastete mit dem Arm unter den Sitz und ergriff den Fallschirm. Zum Glück war ihm der Umgang mit dem Schirm vertraut.
John legte den Fallschirm an, zurrte dessen Gurtzeug vor der Brust und an den Schenkel fest. Seine Hand suchte den Griff der Tür und war in Begriff diese zu öffnen, als er im hinteren Teil der Cessna, welcher mit etwas weniger Rauch gefüllt war, die Tasche ins Auge fiel. Die Tasche! Das Dokument!
John streckte sich in den hinteren Bereich des Flugzeugs und stützte sich mit den Unterarmen auf den Polstern ab. Dabei musste er kräftig den Bauch anspannen, um diese Position stabil zu halten.

Aufgabe: Absolvieren Sie 30 Sekunden die Planke

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17. Januar 2020

'Mordsblues: Nordseekrimi' von Ulrike Busch

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Ulrike Busch | Autorenseite im Blog
St. Peter-Ording im Herbst-Blues: Zum Abschluss der Saison veranstaltet Björn Rock, Inhaber einer Musikkneipe, das erste nordfriesische Blues-Festival an der Seebrücke des beliebten Nordseebades. Hark Nansen, der Star des Abends, legt einen furiosen Auftritt hin. Wenig später ist er tot – ermordet.

Der Kreis der Verdächtigen ist schnell definiert, doch die Indizienlage gestaltet sich kompliziert, denn der Fund einer weiteren Leiche gibt Rätsel auf. War Hark Nansen Täter und Opfer zugleich? Wurde ihm eine Dreiecksgeschichte zum Verhängnis? Und welche Rolle spielen die maritimen Szene-Drinks, die den Ermittlern auf Schritt und Tritt begegnen?

Die Öffentlichkeit erwartet eine baldige Lösung des Falls. Und auch Frido, der schrullige Onkel des Kommissars, macht Druck. Er war ein Fan von Hark Nansen.

Leseprobe:
Atemlos stand Hark Nansen auf der Außenbühne vom Dünen-Hus. Was für ein Auftritt! Es gab die üblichen Pfiffe und Buhrufe. Wie immer saßen Freunde und Feinde unter dem Publikum. Doch die Fans flippten aus. Sankt Peter-Ording war ein Heimspiel für ihn.
Er verneigte sich tief, und Gänsehaut überzog seinen Körper, als der Applaus zum Orkan wurde. Zwei Songs hatten seine Band und er noch auf der Setlist. Dann hatten sie es wieder einmal geschafft. Sie waren und blieben die Stars jedes norddeutschen Blues-Festivals.
Hark bückte sich und langte nach der Flasche ›Neptune’s Breeze‹, die er zu Beginn des Konzertes neben einer Verstärkerbox auf dem Boden abgestellt hatte.
»Auf euer Wohl«, raunte er mit seiner rauchigen Stimme ins Mikrofon und prostete dem Publikum zu. Aus einer Ecke gellten scharfe Pfiffe.
Er wusste, warum. Doch er ließ sich nicht einschüchtern. Bedächtig trank er einen Schluck. Seine Blicke glitten dabei langsam über die Tribüne. In der Dämmerung, die während seines Auftritts eingebrochen war, konnte er nur noch Konturen erkennen, keine Gesichter.
Er leckte sich über die Lippen und stellte das Getränk auf den Boden zurück.
Plötzlich flog eine Flasche auf die Bühne. Sie schlidderte an seinen Füßen vorbei. Sekunden später zerschellte nochmals Glas vor der Bühne.
Das Blut gefror Hark in den Adern. Die Bühne war kaum hüfthoch. Sie zu stürmen wäre ein Kinderspiel.
Er wandte sich nach Dora um. Ihr Blick suchte seinen.
Hark nickte ihr im stillen Einverständnis zu. Nur nicht beirren, nicht einschüchtern lassen!
Er kündigte dem Publikum den nächsten Song an. Der verhaltene Beifall signalisierte ihm, dass in diesem Moment nicht nur er verunsichert war.
Dora trat an seine Seite. Dora, die Frau mit der Bassgitarre. Die einzige Musikerin am heutigen Abend, die dieses Instrument beherrschte. Feuerzeuge wurden entflammt. Rufe nach Dora hallten durch die Dunkelheit.
Dann eine schrille Stimme, die rief: »Verräter!«
Hark blickte dorthin, wo er die Frau vermutete, der die Stimme gehörte. Er wusste, es war sinnlos, und doch suchte er die Reihen nach Sina ab. Unmöglich, dass sie unter den Zuschauern saß. An diesem Wochenende besuchte sie ihren Bruder in Dänemark.
Er sang die ersten Zeilen des Songs. Dora stimmte mit ein. Die Fans summten mit, die Lichter glühten. Es war ein Titel voller Leidenschaft. Am Ende lagen Dora und er sich für einen kurzen Moment in den Armen. Sie gaben das Bild ab, auf das das Publikum gewartet hatte.

[…]

Über den nur schwach beleuchteten Wall marschierte Hark Nansen in Richtung der Seebrücke. Mit gesenktem Blick hastete er am Rand des Vorplatzes entlang, passierte das Fischrestaurant und betrat die ersten Bohlen der Brücke.
Nach einigen Metern guckte er über die Schulter zurück. Niemand hatte ihn erkannt, niemand folgte ihm.
Er lief weiter, hob den Kopf und atmete tief ein. An einer der geschwungenen Holzbänke, die in größeren Abständen aufgestellt waren, machte er halt und setzte sich. Mit durchgedrücktem Rücken, die Hände auf den Knien, blickte er auf das Deichvorland.
In der Dunkelheit erschien ihm die sonst so vertraute Landschaft gespenstisch. Doch die würzige nachtfeuchte Luft legte sich wie ein schützender Nebel um seine Schultern und hüllte ihn ein.
Musikfetzen drangen an seine Ohren.
Eine Melodie fiel ihm ein, die Idee zu einem neuen Titel. Nachher, wenn er zu Hause war, würde er sie auf der Gitarre nachspielen und zu Papier bringen.
Unruhe überfiel ihn. Nach einem Konzert war sein Körper voller Adrenalin. Einsamkeit, frische Luft und Bewegung brauchte er dann. All das fand er am Strand.
Er erhob sich von der Bank. Aus dem Augenwinkel erblickte er einen hochgewachsenen Mann, der mit eiligen Schritten die Brücke betrat.
Noch einer, der dem Rummel des Festivals entfloh? Oder ein Fan, der mit ihm über Musik sprechen wollte? Das hoffentlich nicht. Hark war nicht zum Plaudern zumute.
Morgen war auch noch ein Tag. Am Sonntag konnte man mit ihm bei einem Drink über all seine Songs reden und darüber, dass die Musik früher viel ehrlicher war. Und Autogramme gab es dann auch.
Er wandte sich der See zu und marschierte weiter die Brücke entlang. Bald würde er die Plattform erreichen, die die halbe Strecke zwischen dem Seebrückenvorplatz und dem Strand markierte.
Etwas machte Hark nervös. Er wusste auch, was: Es waren die Schritte hinter ihm.
Der Mann lief zu schnell für einen nächtlichen Spaziergänger, der am Strand Ruhe und Erholung suchte. Seine Füße donnerten über die Bohlen wie Pferdehufe.
Unsicher geworden, drehte Hark sich im Gehen um.
Der Mann hob einen Arm. Er winkte ihm zu. Winkte mit einer Flasche.
Hark erstarrte innerlich.
Es war ein verdammter Fehler gewesen, sich in die Einsamkeit der Seebrücke bei Nacht zu begeben.

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'Dru & Detective - Mordsfreunde' von Nikola-Marie Grims

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein tierischer Regional-Krimi aus Österreich

WER riecht, was niemand sieht?
WER versteht, was keiner hört?
WER kommt an Orte, die kein Mensch betritt?
DRU & DETECTIVE.
Zwei wie Hund und Katz.

Menschlich-moralische Abgründe im tiefverschneiten Mühlviertel: Als Detective, die Hündin eines eigenbrötlerischen, pensionierten Kriminalbeamten, vorübergehend bei der Schriftstellerin Selma Weingart einzieht, ist es mit dem bewährten Lebensrhythmus von Kater Dru vorbei. Kurz darauf wird im Eisstockteich ihrer kleinen Gemeinde Au die Leiche einer Frau gefunden. Jung, bildhübsch, nur mit einem dünnen Baumwollhemd bekleidet. Auf dem Weg in ein tschechisches Beautystudio war sie. Vor mehr als 14 Monaten. Seitdem galt sie als vermisst.

In fulminantem Tempo verlieren sich die Ermittlungen in einem Netz aus Eifersucht, Gier und Skrupellosigkeit. Dru & Detective, das Duo wider Willen, sieht sich gezwungen, einzugreifen. Denn: »DAS GEFÄHRLICHSTE TIER IST DER MENSCH.«

Der brandneue Mühlviertel-Krimi von Nikola-Marie Grims: spannend - humorvoll - fesselnd - winterlich.

Anleser:
Es ist dunkel.
Es stinkt.
Sein Kopf ist unter einer halbvollen Milchpackung begraben.
Er schreit, doch keiner hört ihn.
Er hat Angst, unbeschreibliche Angst.

Mit rasendem Herzen öffnet Dru die Augen. Finster. Aber, bei Garfields Bart!, alles in Ordnung. Auf ihm liegt nur sein rotsamtenes Schmuseherz. Er schüttelt es ab, schiebt es mit der Nase ein Stück von sich, um Platz für ein ausgiebiges Streckritual zu schaffen. Vorne, hinten. Nochmals, jedes Bein einzeln. Nach einem Kurzputzprogramm will Dru seinen Fensterplatz - auf dem er offensichtlich bei der Observierung der darunter liegenden Gasse eingeschlafen ist - verlassen und den schalen Nachgeschmack des Traumes mit etwas Knusprigem vertreiben, als sein Blick nach draußen fällt.
Vor dem Häuschen schräg vis-à-vis parkt ein blinkender Rettungswagen, die Türen stehen offen. Zwei junge Männer zwängen sich mit einer beladenen Bahre aus der engen Haustür. Die Köpfe eingezogen, stapfen sie durch die ungeräumte Einfahrt zurück zu ihrem Einsatzfahrzeug. Ihre Fracht ist Karl Wagner, das kann Dru trotz Sturm und dichtem Schneefall zweifelsfrei erkennen.
»Ojee, der alte Herr Wagner!«, stellt Selma, die sich ebenfalls am Küchenfenster eingefunden hat, leise fest. Zärtlich streicht sie dabei über Drus seidig schwarzen Kopf.
»Der Alte, der immer rumschnüffelt ... So nennst du ihn zumindest sonst«, antwortet Dru sarkastisch.
»Du hast leicht gurren, mein Großer. Ich gäbe wahrlich einiges dafür, wenn ich wüsste, was ihr Fellnasen so alles versteht.«
»Spar dir das besser. Du wärst schockiert, glaub mir!«
»Sieh nur! Dort am Fenster sitzt sein Hund. Armer Kleiner. Wer wird ihn jetzt betreuen?«
»Was kümmert uns das? Es ist ein Hund. Soll er sich den Riechkolben an der Scheibe platt drücken, bis sein Fell von den Knochen rieselt.«
»Hoffentlich ist es nichts Ernstes beim Wagner, obwohl in dem Alter – er kann vom Neunziger nicht weit entfernt sein«, murmelt Selma, während der Rettungswagen unter ihrem Fenster vorbeifährt. Kurz tippt sie mit dem Zeigefinger auf Drus Nase, dann wendet sie sich Richtung Kühlschrank. »Und Dru? Nach der Aufregung etwas Katzensaft gefällig?«
»Immer! Ich steh auf dieses Vitaminzeug, es schmeckt nach Schoko. Nein, nein, nicht den Messbecher! 30 Milliliter sind der reine Magenpflanzer!«
»Aber geh! Nicht so ungestüm. Gehört alles dir«, reagiert Selma auf Drus forsches Miauen und stellt ihm ein Schälchen hin.
»Alles? Du hast Nerven! Dreimal schlappern, weg ist die Chose.«
»Ich schreibe jetzt weiter, sonst wird dieses verflixte Kapitel nie fertig. Kuschel dich doch auf die Couch! Ist das Beste, was man bei so einem Wetter anfangen kann.«
»Schlafen? Nicht unbedingt. Ich schmeiß mich ein wenig vor die Glotze. Das Lokalprogramm, das heute im Vogelhaus vor dem Dielenfenster läuft, dürfte nicht übel sein.«

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15. Januar 2020

'Winterzorn' von Livia Pipes

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Livia Pipes | Autorenseite im Blog
Überlege Dir genau, welches Päckchen Du öffnest. Du weißt nie, was sich darin befindet!

Warum? Warum haben sie dir dieses Leid zugefügt? Warum haben sie jahrzehntelang deine Seele gequält? Hätten wir eine Chance gehabt, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten? Hätte ich dich retten können? Vielleicht nicht. Aber rächen kann ich dich.

An einem verschneiten Winterabend werden Kati Lindberg und ihre Kollegen zu dem Bungalow der Immobilienmaklerin Marie von Beesten gerufen. Sie ist nicht aufzufinden, doch in der Küche finden sie eine weiße Schachtel und der blutige Inhalt schockiert. In der Box befindet sich eine abgehackte Hand und darin liegt eine mysteriöse Schneekugel, die ihnen Rätsel aufgibt.

Ein Tag später steht fest: Die Hand gehört zu einer vermissten Frau, die seit dem Nikolaustag vor einem Jahr verschwunden ist. Es ist derselbe Tag an dem auch Marie von Beestens Ehemann Tibor bei einem Autounfall verbrannte … Die Ereignisse eskalieren, doch Marie von Beesten bleibt verschwunden. Kati muss sich wieder einmal ungeahnten Herausforderungen stellen, um sich dem skrupellosen Täter zu nähern. Doch die Zeit rennt ihr davon …

Ohne eine Atempause entführt Sie Livia Pipes‘ neuer Thriller in eine Welt, in der der Gedanke an Rache, alles andere in den Hintergrund rücken lässt.

Anleser:
»Tim? Ich bin mal kurz bei Frau Waldmann.«
Tim lag im Bett, spielte ein Spiel auf seinem Nintendo und war gerade dabei, einem Monster den Garaus zu machen. »Okay«, antwortete er gedehnt und nieste laut.
»Bin gleich zurück. Ich lasse die Tür offen.«
»Hm«, murmelte der Junge und spielte weiter.
Drei Minuten später klingelte es an der Haustür. Tim sah auf und stöhnte laut. »Die Tür ist doch offen, Oma!«, rief er und spielte weiter.
Es klingelte erneut. »Oh Mann! Kann man nicht einmal seine Ruhe haben, wenn man krank ist!«, ahmte er seine Oma nach und legte genervt seine Nintendo DS auf den Nachttisch.
Langsam trottete er zur Tür, nur mit einem Schlafanzug bekleidet. Sie stand offen. Tim runzelte die Stirn, als er sich dem Türspalt näherte. Es stand dort niemand, aber er entdeckte auf dem Abtreter eine weiße Schachtel mit einem roten Geschenkband. Er öffnete die Tür weiter und sah auf die Box. Seine Augen weiteten sich. »Wow! Ein Geschenk!«, sagte er und kniete sich auf den Boden.
»Das ist für dich«, sagte plötzlich eine tiefe Stimme aus einiger Entfernung. Tim sah auf und entdeckte den Nikolaus auf dem Treppenabsatz nach unten.
Tim strahlte über das ganze Gesicht. »Für mich? Echt? Aber Nikolaustag ist doch erst morgen. Du bist einen Tag zu früh!«
Der Nikolaus lachte. »Ich weiß, ich habe so wahnsinnig viel zu tun und muss dieses Jahr früher mit dem Verteilen anfangen. Mach es ruhig auf. Es ist für dich und deine Oma, eine Überraschung.«
Tim kaute mit seinen Zähnen auf der Unterlippe, dann winkte er dem Nikolaus zu, der die Stufen hinunterging und langsam aus seinem Sichtfeld verschwand. »Danke, lieber Nikolaus!«
Zwanzig Sekunden später durchbrach ein markerschütternder Schrei die Mauern des Hauses.

Eine dreiviertel Stunde später parkten Kati und Lenny hinter einem Polizeifahrzeug. Kati schloss die Tür des BMW und sah hinauf zum vierten Stock. Ein eisiger Wind fuhr durch ihre blonden Haare und auf dem Weg zur Haustür schützte sie ihren Kopf mit ihrem Schal.
Sie wiesen sich bei der Polizistin aus, die den Eingang im Auge behielt, und liefen im Treppenhaus nach oben.
Ein widerlich säuerlicher Geruch drang an Katis Nase, bevor sie den obersten Absatz erreicht hatte. Jemand hatte sich erbrochen.
Sie zeigten ihre Ausweise noch einmal vor. Der ältere Polizist mit Schnauzer war blass um die Nase und nickte ihnen stumm zu.
Kati und Lenny näherten sich der Eingangstür von Frau Müller und ihrem Enkel. Neben der Schachtel, die nur halb von dem Deckel bedeckt war, sahen sie den Grund für den ekelhaften Geruch, der in der Luft lag. Zwei Flecken mit Erbrochenem, einer links und einer rechts der Box, zierten den schwarz-weiß gesprenkelten Boden und einen Teil des Abtreters.
Kati sah sich zu Lenny um und wies mit dem Kinn in Richtung Geschenkbox. »Willst du?«
Er zuckte mit den Schultern. »Also, ich reiß mich nicht drum.«
Kati seufzte und zog ein paar Einmalhandschuhe aus ihrer Manteltasche. »Ich mach schon.«
Sie ging vor der Schachtel in die Hocke. Der Gestank des Erbrochenen wurde stärker. Kati schloss die Augen, als sie merkte, dass gleich ein dritter Flatschen dazukommen würde, wenn sie sich nicht zusammenriss. Was unangenehme Gerüche betraf, war sie sehr empfindlich.
Sie nahm den linken Arm hoch und bedeckte damit ihre Nase, dann tippte sie vorsichtig mit dem rechten Zeigefinger den Deckel zur Seite.
»Uaah«, entfuhr es ihr. Sie nahm abrupt den Arm vom Gesicht, stützte sich damit auf dem Boden ab, stand torkelnd auf und taumelte einen Schritt zurück, direkt in Lennys Arme. »Oh Gott«, rief sie und hielt sich die Hand vor den Mund.
Man hatte ihnen zwar am Telefon von dem Inhalt des Geschenks berichtet, aber den Kopf und eine weitere Hand von Tanja Müller direkt vor sich in dem Karton zu sehen, war grausam. Auf so einen Anblick konnte man sich mental nicht wirklich vorbereiten. Kati gelang es jedenfalls nicht.
Aus einem Meter Entfernung sahen Kati und Lenny zu dem Schädel im Karton. Mehrere circa einen Zentimeter lange weiße Maden krochen über das Gesicht, das eine weißgelbe Farbe aufwies und erste Zersetzungszeichen zeigte. Aus der Nase kroch eine weitere Made ans Tageslicht.
Um den Kopf herum lagen außer der Hand sechs gelbe Wunderbäume, die den süßlichen Leichengeruch noch verstärkten.
»Der Mund wurde zugenäht und es liegt auch wieder eine Schneekugel dabei«, keuchte Kati, kaum fähig, den Blick aufrecht zu halten. »Wieder mit diesem Glitzergel! Man erkennt gar nichts!«
»Hm«, brachte Lenny hervor, der sich wegdrehte und trocken würgte.
Kati gab ihm eine halbe Minute, dann trat sie zu ihm. »Geht's wieder?«
Lenny nickte. »Mein Magen ist gerade nicht so stabil. Und bei dir?«
Kati wehrte die Entschuldigung ab. »Ja … ja, es geht. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich einen abgetrennten Kopf sehe, aber trotzdem … Es ist einfach furchtbar.«
Lenny nickte. »Wenn es uns schon so mitnimmt, was hat dann erst der Junge empfunden.«
Kati schloss für eine Sekunde die Augen. Tim würde diesen Anblick wohl sein Leben lang nicht vergessen. Selbst wenn es ihm mit Hilfe von Therapeuten gelingen sollte, die Bilder im täglichen Leben zu verdrängen, in seinen Albträumen würden sie ihn verfolgen. Genau wie ihre Albträume sie verfolgten.
Lenny nahm eine kleine Flasche mit japanischem Pfefferminzöl aus der Innentasche seiner Daunenjacke und hielt es Kati hin. »Hier, streich dir davon etwas drauf.«
Kati strich sich das Öl direkt unter die Nase und atmete tief ein. »Danke. Das ist gut.«
Lenny nickte, tat es ihr gleich und reichte das Fläschchen an den Polizisten weiter, der das Öl dankbar entgegennahm.
»Zweiter Versuch«, sagte Kati, deutete ein schwaches Lächeln an und ging neben der Schachtel in die Hocke …

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'Too good to be true: Woodland Academy I' von Marcella Fracchiolla

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Seitdem sie denken kann, ist das Internat Allies Zuhause. Und mindestens genauso lange steht sie auch schon im Schatten ihrer selbstbewussten Zwillingsschwester Leah. Doch jetzt, zu Beginn ihres letzten High-School-Jahres, wird sich alles verändern. Allie muss lernen, für das zu kämpfen, was sie will. Auch wenn das genau das Gegenteil von dem ist, was gut für sie wäre ...

Ethan ist ein typischer Bad Boy. Er ist in einem Trailer Park auf der falschen Seite der Stadt aufgewachsen und erhält nun eine einmalige Chance: ein Stipendium an einer der renommiertesten Eliteschulen der Staaten. Er muss sich nur ein Jahr lang voll und ganz auf den Unterrichtsstoff konzentrieren, und sein Leben wird sich zum Besseren wenden ...

Ethan und Allie: zwei Welten, die kollidieren. Alles steht plötzlich Kopf. Und dann ist da noch Ethans dunkle Vergangenheit, die droht, ans Licht zu kommen und alles zu zerstören, wofür er so hart gearbeitet hat. Die Karten werden neu gemischt, und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Anleser:
Wieder stehe ich vor dem großen, schweren Eingangstor des Internates. Wieder in zerrissenen Jeans und meiner alten Lederjacke, die mich über die Jahre hinweg durch dick und dünn begleitet hat. Hinter diesem Tor verbirgt sich meine Zukunft. Sie ist zum Greifen nah. Die Dämmerung bricht an und es regnet. Alles wie am ersten Tag. Die Regentropfen perlen von meinen kurzrasierten Haaren ab und rollen kühl mein Gesicht hinunter. Ein paar besonders dicke nehmen mir die Sicht. Ich stecke meine Hände tief in die Hosentaschen und atme die klare Luft ein. Ich blicke zum großen, gewölbten Fenster des herrschaftlichen Hauptgebäudes hinauf, durch das ein warmes Licht sickert. Da steht sie, wie am ersten Tag. Schon damals hat ihr Anblick mir die Sprache verschlagen, auch wenn sie mich neben all den Neuankömmlingen noch nicht bemerkt hatte. Dieses Mädchen bedeutet mir einfach alles. Und diesmal schaut sie nur mich an. Doch trotz der beschlagenen Fensterscheiben kann ich sehen, dass ihre Augen nicht mehr leuchten, wie sie es sonst immer bei meinem Anblick getan haben. Kein Lächeln umspielt ihre Lippen. Ich weiß, mit diesem Mädchen an meiner Seite könnte ich einfach alles schaffen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es noch Hoffnung für uns gibt, oder ob ich sie für immer verloren habe.

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14. Januar 2020

'Reinigungsaufgaben' von Aileen O'Grian

Kindle
Blog Aileen O'Grian
Die Meere sind längst zu Klärgruben verkommen. In Müllklärwerken werden Gefangene gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen die Ozeane zu reinigen. Erst als sie die lebensbedrohlichen Folgen dieser Reinigungsarbeiten erkennen, wehren sie sich und kämpfen ums nackte Überleben.

Gegen den Widerstand der Erwachsenen setzen sich das weiße Mädchen Jessica und die Farbige Amal dafür ein, Afrika wieder bewohnbar zu machen. Sie wollen nicht länger die moderne Sklaverei in Europa dulden.

Helen entdeckt gefährliche Viren, die so virulent sind, dass sie sich im gesamten Weltraum ausbreiten und alles Leben vernichten würden. Verzweifelt versucht sie, das Schlimmste zu verhindern.

Cathy lebt in einem Turmbau, wie sie überall in der Nordsee entstanden sind, nachdem große Teile Europas vom Meer verschlungen wurden. Die Menschen wohnen dicht gedrängt, Nahrungsmittel sind knapp und müssen mühsam gewonnen werden. Oft bedrohen schwere Hurrikans die Bewohner der Siedlung, unter denen sich auch viele afrikanische und asiatische Flüchtlinge befinden. Hinzu kommen die Altlasten des 20. Jahrhunderts: Giftige Schadstoffe, gefährliche Munitionsreste und atomarer Müll verseuchen die Meere.

Diese und sechs weitere spannende Geschichten handeln von Zukunftsvisionen, die hoffentlich nie eintreten werden.

Leseprobe:
Mörderische Reinigungsaufgaben

Der Richter schaute mich streng an. Selbst mein Geständnis schien ihn nicht milder zu stimmen. Dabei: Was war schon groß daran, etwas schmutziges Wasser ins Meer zu leiten? Bei der großen Menge im Ozean fielen doch so ein paar Kubikmeter gar nicht auf. Unruhig knetete ich meine Hände unter seinem Blick.
„Im Namen des Gesetzes verurteile ich Sie hiermit zu fünf Jahren Zwangsarbeit im Meeresklärwerk“, verkündete er.
Meine Beine gaben nach, vor meinen Augen verschwamm der Gerichtssaal, haltsuchend griff ich an den Tisch. Die Höchststrafe! Er hatte mich zur Höchststrafe verurteilt! Wegen so einer Bagatelle!

„Herr Burow, verstehen Sie mich?“, fragte mein Anwalt.
Wie durch Watte hörte ich ihn. Benommen nickte ich.
„Geht es Ihnen nicht gut?“
„Bei so einer Strafe …?“, flüsterte ich fassungslos.
„Wir gehen in Berufung. Beim nächsten Gericht haben Sie einen anderen Richter, einen milderen. Herr Lautbeißer ist für seine Strenge bekannt.“

Leider riet mir mein Anwalt eine Woche später davon ab. Inzwischen war ein neues Gesetz erlassen worden und Umweltvergehen wurden noch strenger als vorher bestraft.
„Herr Burow, sobald Sie entlassen werden, melden Sie sich bei mir. Ich helfe Ihnen bei der Resozialisierung und Arbeitssuche“, versprach er mir. Dann ging er, und ich blieb zurück - im Gefängnis. Morgen sollte ich in das Klärwerk Nord-Atlantik gebracht werden. Es liegt auf dem 10. Längen- und dem 70. Breitengrad im Atlantik und ist nur mit einem Schiff zu erreichen. Meine Frau und meine Kinder würde ich fünf Jahre lang nicht mehr sehen. Dabei hatte ich nur ihretwegen das Bilgewasser ins Meer abgepumpt! Hätte ich es nicht getan, hätte mein Reeder mich entlassen. Bei jungen Offizieren duldeten sie das kostenintensive Abpumpen im Hafen in Reinigungstanks, aber die älteren Kapitäne, die nicht mehr als so leistungsfähig gelten, müssen die Kosten auf ihren Schiffen ins Unmögliche senken, um nicht arbeitslos zu werden.

Von der Zelle des Transportschiffes wurde ich durch eine Gangway in das mehrstöckige Gebäude des Klärwerks gebracht. Von dort ging es, begleitet von zwei Gefängniswärtern, mit dem Aufzug abwärts. Immer weiter, immer tiefer. Als die Aufzugtür aufging, stießen mich die beiden wortlos hinaus und weiter durch endlos lange, dunkle Gänge.
In einem Waschraum musste ich duschen, dann schor ein Gefangener in einem blauen Kittel und gleichfarbiger Hose meinen Kopf und gesamten Körper kahl. Noch nie hatte ich mich so erniedrigt und gedemütigt gefühlt. Ein anderer drückte mir blaue Gefängniskleidung und Badelatschen in die Hand.
„Na, wird’s bald. Dalli, dalli“, trieb der eine Wärter an.
Sobald ich angezogen war, stieß er mich weiter bis in eine Kajüte. Pardon!, eine Zelle. An jeder Wand befanden sich zwei Pritschen hintereinander, je drei übereinander.
„Dort hinten“, sagte ein Aufseher und zeigte auf die linke Ecke. Die Koje war also für mich bestimmt. Eine dünne Wolldecke lag auf ihr.
Handtuch, Seife und Zahnbürste legte ich auf das Brett über dem Bett, dann musste ich meinen Arbeitstrupp aufsuchen.
„Kalle, dein Neuzugang, Kapitän Burow“, rief ein Wärter in den Raum und zu mir gewandt: „Kalle leitet den Trupp. Er kennt sich bestens aus, er ist seit zwanzig Jahren hier.“ Damit übergaben mich die Wärter jenem Kalle und verschwanden.
„Was soll ich mit so einem Alten hier? Immer schicken sie uns die ollen Knacker“, meckerte Kalle laut hinter den Wärtern her.
„Kalle war Leichtmatrose und musste auf Geheiß seines Kapitäns die Tanks auf See reinigen“, raunte mir ein Uralter zu.
„Hast du wenigstens Muckis?“ Kalle griff prüfend an meine Oberarme. Ich versuchte, die Muskeln so locker wie möglich zu halten. Sollte mich Kalle ruhig unterschätzen.
„Wieder so ein Schlappschwanz“, war sein Kommentar. „Peter, nimm den Käpten mit“, befahl er gleich darauf.
Peter hieß also der Uralte. Ich folgte ihm kriechend durch einen schmalen Schacht.
„Die Reißanlage ist verstopft, wir müssen wie bei einem Rasenmäher die Verstopfung beseitigen“, erklärte er mir.
Am Ende des Schachtes öffnete er eine Klappe und kroch hindurch. Wir befanden uns zwischen rasiermesserscharfen Messern. Voller Sorge schob ich mich hinter Peter her. Meine Anspannung wuchs mit jedem Zentimeter.
„Verletz dich bloß nicht“, warnte er mich.
Wir krochen vorbei an den Häckselmessern, bis wir die Ursache des Staus fanden. Mit Harken lösten wir den Müll. Schließlich griff Peter, durch Lederhandschuhe geschützt, in die Klingen und bewegte sie hin und her, bis sie leichtgängig waren.
„Schnell zurück“, rief er und beeilte sich, die Luke zu erreichen. Ich hetzte auf allen vieren hinterher.
Wir hatten die Tür noch nicht verriegelt, als die Maschinen wieder zu rotieren begannen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Hier fünf Jahre heil zu überstehen, würde schwierig werden.
„Du musst sehr aufpassen und ganz schnell zurück sein, sonst zerhacken die dich. Die warten nicht, ob die Arbeitskräfte wieder in Sicherheit sind. Es gibt genug Gefangene, ein paar mehr oder weniger machen nichts aus, Käpten.“
„Ich heiße Robert. Hier habe ich keinen Rang“, stellte ich klar.
Peter grinste mich an. „Die Offiziere sind bei uns in der Überzahl.“
„Kein Wunder, die tragen auch die Verantwortung und werden zur Rechenschaft gezogen.“
„Ich bin Peter Christiansen, war früher leitender Ingenieur auf einem Handelsschiff und bin seit drei Jahren hier.“
„Warum ist Kalle schon so lange gefangen?“
„Na ja, zu den Umweltsünden kam noch eine Schlägerei mit Todesfolge und hier hat er auch schon einen Aufstand angezettelt und einen Aufseher umgebracht.“
„Oh nein“, entfuhr es mir.
„Doch, und Offiziere mag er nicht, die schindet er besonders.“
Das waren schöne Aussichten. Später erfuhr ich, dass Peter erst Ende vierzig war, sechs Jahre jünger als ich. Dabei sah er aus wie siebzig. Alterten hier alle so schnell?

Wenn wir nicht Stillstände der Maschinen beseitigten, sortierten wir den Müll mit der Hand vor. Peter vertraute mir an, dass das gar nicht nötig wäre, aber irgendwie mussten die Gefangenen beschäftigt werden. Mir wurde der Tag lang und die Glieder schwer. Immer wieder dachte ich an meine Frau Kaja und meine Kinder und sehnte mich nach ihnen. Ihretwegen musste ich überleben!
Nach einer Woche durften wir endlich duschen. Natürlich nur lauwarm. Hinterher wuschen wir noch unsere Anzüge mit der Hand und hängten sie für den nächsten Tag auf. Wir besaßen zwei Sträflingsanzüge zum Wechseln.
Abends gab es für jeden zwei Schwarzbrote mit Fett, dazu schales Wasser. Danach saßen wir noch etwas zusammen und unterhielten uns. Einige Männer sangen. Ich war zu müde zum Sprechen und versuchte zuzuhören. Aber mir fielen fast die Augen zu.
Peter klopfte mir auf die Schulter.
„Schließstunde, wir müssen in unsere Zelle.“ Er merkte, wie müde ich war. „Mit der Zeit wird es einfacher, du bekommst eine bessere Kondition.“
„Bei dem Essen?“
„Pst.“ Er nickte kaum sichtbar zur Ecke, in der zwei Wärter standen und uns beobachteten.

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12. Januar 2020

'Love Servant: Gegen den Strom' von Zenobia Volcatio

Kindle (unlimited) | BoD Buchshop | Taschenbuch
Website Zenobia Volcatio | Die 'Love Servant'-Reihe
Ein Staat in dem die Frauen herrschen.
Ein Staat in dem die Männer dienen.


Valentin sieht aus wie ein Engel und ist bei den Ladys begehrt. Doch im Nordamerika der Frauen leidet er unter dieser Aufmerksamkeit. Wie alle Männer des Landes ist er ein Diener der Damenwelt. Nachdem er die schreckliche Zeit in einem Nachtclub überstanden hat, traut er sich kaum noch in die Öffentlichkeit.

Mit einem Urlaub in Los Angeles will seine Herrin Alexandra ihn wieder auf andere Gedanken bringen. Die beiden genießen ihr junges Liebesglück in einem Hotel speziell für Hosts und ihre Herrinnen. Durch Zufall treffen sie auf Mitglieder des Untergrunds, die sich für die Rechte der unterdrückten Männer einsetzen. Alex teilt deren Ansichten und möchte mit Valentin ebenfalls eine gleichberechtigte Partnerschaft führen.

So wird aus dem Strandurlaub in Santa Monica ein Trip quer durch mehrere Staaten, um die Kolonie der Rebellen zu finden. Dort soll ein freies Leben möglich sein.

Was sind die beiden bereit für ihre große Liebe zu opfern?

Leseprobe:
Alex berichtete, wie sie im Internet in einem Forum auf Frauen gestoßen war, die so dachten wie sie. Dass Liebesdiener in der Öffentlichkeit akzeptiert werden und mehr Rechte bekommen sollten. Das überraschte Valentin nicht. Er wusste, dass Alex anders war als die meisten Herrinnen, und nun hatte sie sogar Kontakt zu gleichgesinnten Damen.
»Weißt du, keine gibt es offen zu, wenn sie sich in ihren Diener verliebt. Das wird belächelt und nicht ernst genommen oder gilt als verpönt. Deswegen weiß ich oft nicht, wie eine andere dazu steht. Jetzt bei Sharon war es klar. Sie ist voll für das Regime. Vivian ist fast wie ich, aber ihr macht es nichts aus, dass sie Rick nur daheim wie einen Partner behandeln kann.«
Valentin dachte an Christine. Sollte er Alex verraten, was er auf seiner letzten Party erfahren hatte? Konnte sie es für sich behalten? Er wollte auf keinen Fall entlarvt werden. Daher tastete er sich behutsam vor.
»Auf meiner letzten Party, da habe ich zufällig etwas belauscht. Aber ich hatte Angst, dass es rauskommt, und habe es komplett für mich behalten.« Er sah Alex skeptisch an. »Würdest du dichthalten? Auch gegenüber Vivian?«
Sie hörte ihm aufmerksam zu. »Du machst es spannend.«
»Ich weiß, wer den geflüchteten Männern hilft.«
Alex riss verwundert die Augen auf. »Echt? War diejenige auf dieser Party, wo du das letzte Mal dabei warst?«
Valentin nickte. »Ja, und sie hat bestimmt viel Einfluss. Sie könnte mir sicher schaden, wenn sie es erfährt.«
»Darling, du kannst es mir sagen. Ich würde nicht riskieren, dass dir erneut ein Leid geschieht. Du hast schon genug durchgemacht.« Sie strich über seine Wange. »Du vertraust mir doch?!«
Er bejahte und rückte raus mit der Sprache. »Ich habe mitbekommen, wie Christine mit einer anderen über die toten Diener in diesem Lkw geredet hat. Was wohl schiefgelaufen sei und dass es nicht wieder vorkommen darf.«
Alex reagierte ungläubig. »Christine? Bist du dir sicher? Das kann ich mir kaum vorstellen. Sie leitet das Breeding-Center und hat mehrere Hosts. Sie macht nicht den Eindruck, als unterstütze sie den Untergrund.«
Valentin rieb sich unsicher die Hände. »Ja, es war eindeutig sie. Mich hat es auch sehr gewundert.« Dann überlegte er, ob er Sandros Flucht ansprechen sollte. »Als ich das mit dem Transport in den Nachrichten gesehen habe, musste ich an meinen Vorgänger denken. Ob er so geflohen war und ob er dort angekommen ist. Wo leben die Rebellen? Alle sagen nur im Norden, in den Wäldern.«
Alex nahm seine Hand in ihre. »Ich muss ihm im Nachhinein sogar dankbar dafür sein, denn sonst wärst du nie zu mir gekommen. Das war Schicksal! Mit ihm wäre es nie so geworden wie mit dir. Mit Norden sind die Wälder im Staat Kanada gemeint. Früher war das ein eigenes Land. Ich war noch nie da, aber wie ich im Fernsehen gesehen habe, gibt es riesige Waldgebiete. Da sind auch regelmäßig Suchtrupps unterwegs, um die Entflohenen wieder einzufangen.«

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11. Januar 2020

'Beziehungsglücklich: 27 Tipps für eine erfüllende Partnerschaft' von Wieland Stolzenburg

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Wieland Stolzenburg
Ein Beziehungsratgeber eines Paartherapeuten: Beziehung führen, verbessern oder retten

»Dieses Beziehungs-Buch ist für alle, die sich von wertvollen Tipps und Übungen für eine glückliche Partnerschaft oder Ehe inspirieren lassen möchten. Kompakt und leicht verständlich von Paartherapeut Wieland Stolzenburg zusammengefasst.«

Wir alle möchten eine glückliche und harmonische Partnerschaft führen. Doch in jeder Beziehung gibt es Krisen und herausfordernde Phasen, die anstrengen und frustrieren. In diesen Momenten wissen wir oft nicht, was wir tun sollen. Zudem verstehen wir häufig nicht, warum es dazu gekommen ist.

Dieser Beziehungsratgeber hilft, diese Herausforderungen zu verstehen und Lösungen zu finden. Mit 27 Aspekten einer glücklichen Beziehung nimmt dich der Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg an die Hand und begleitet dich zurück in eine glückliche, zugewandte und harmonische Beziehung. Mit psychologischem Hintergrundwissen, wertvollen Frage- und Hilfestellungen, Erkenntnissen aus der Wissenschaft und bewährten Übungen aus der Praxis.

Anhand von Beispielen seiner Klienten zeigt er auf, wie Paarkonflikte gelöst werden und Paare wieder zueinander finden können.

Leseprobe:
Wir verlieben uns in einen Menschen, und zu Beginn ist er nahezu perfekt. Er hat keine großen Macken – und noch viel wichtiger: Er nimmt uns so an, wie wir sind. Keine Kritik, keine Ablehnung, keine Verletzungen. Ein wahrer Traum. Doch dann sinkt nach einigen Monaten der Hormonspiegel und die Verliebtheit tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Langsam, aber unaufhaltsam zeigen sich neue Seiten an unserem Partner: Er hat Eigenschaften und Verhaltensweisen, die wir nicht mögen. Auch bewundert, akzeptiert und wertschätzt er uns selbst nicht mehr so sehr wie zu Beginn. Folglich werden unsere Vorstellungen, Träume und Erwartungen auch nicht mehr so umfassend erfüllt.
»Wir haben meist eine genaue Vorstellung, was wir uns von einer Partnerschaft wünschen. Viel seltener machen wir uns dagegen Gedanken, was wir bereit sind zu geben.«
Was ansteigt, sind Veränderungswünsche und Erwartungen an den anderen. In vielen Beziehungen überfrachten sich beide Partner im Laufe der Zeit mit Forderungen und Wünschen. Die Erfüllung liegt jedoch nicht in der Verantwortung des anderen. Bei der einen Beziehung beginnt das früher, bei der anderen später, bei einer ist es ausgeprägter, bei der anderen weniger. Jedenfalls erwarten wir, dass uns unser Partner glücklich macht und er für unsere Zufriedenheit verantwortlich ist. Diese unbewusste Haltung haben wir alle – in unterschiedlicher Ausprägung.
Unbewusst läuft es meist so ab: Bereits Mama und Papa haben mir nicht das gegeben, was ich gebraucht hätte, der Ex-Freund oder die Ex-Freundin ebenso, und jetzt bin ich endlich mal dran, das zu bekommen, was mir zusteht. Wir alle haben Dinge in unserem Leben erfahren, die uns verletzt haben und die wir uns anders gewünscht hätten. Doch jetzt ist ja ein Mensch da – unser Partner, der uns freiwillig gewählt hat. Wenn er uns schon freiwillig gewählt hat, wird er uns lieben, wie wir sind, und für uns sorgen.
So rutschen wir in einer Liebesbeziehung unbewusst in eine andere Haltung – eine Anspruchshaltung. Obwohl wir in der Theorie alle wissen, dass in einer Beziehung jeder Einzelne für sein eigenes Glück verantwortlich ist, geschieht automatisch oftmals etwas anderes.

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10. Januar 2020

'Vereinte Welten: Fremde Macht' von Anke Becker

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Der Auserwählte ist gefangen im silbernen Netz, welches das Schicksal um ihn gesponnen hat. Sein eigener Wille, beharrlich verteidigt, zählt nicht mehr.

Janaija benutzt ihn im Spiel um die Macht. Konsequent greift sie nach der Regentschaft und alte Privilegien brechen auf. In der Ferne, dort wo Shiran um ihre neu gewonnene Heimat kämpft, bahnt sich eine gewaltige Macht ihren Weg. Ungezügelt bricht sie über die vereinten Welten herein.

Band 2 der SciFi-Fantasy-Reihe 'Vereinte Welten' mit deutlich gesellschaftskritischen Spitzen. Für Leser ab 18.

Die Geschichte geht mit mehr Magie, mehr Action, mehr Gefühl und mehr Intrigen in die zweite Runde. Die Wendungen werden euch überraschen und die Charaktere mitreißen. Alle drei Hauptprotagonisten müssen harte Entscheidungen treffen, die ihnen und euch als Leser einiges abverlangen. Zur Info: Hier regieren Frauen. Vorsicht! Der Inhalt könnte kontrovers wirken.

Leseprobe:
[…]
„Nicht nur das. Kadân, du bist und bleibst meine Legitimation. Es steht und fällt mit dir. Ich brauche dich hier, um sie an den Willen der großen Mutter zu erinnern. Ich verspreche nicht, dass es klappt. Aber du bist meine einzige Hoffnung.“
Er sprang auf, verschwand erneut aus dem Einzugsbereich der Kamera. Janaija hörte seine dumpfen Schritte auf dem Boden. „Ich kann nicht! Shiran braucht mich hier.“
Die schon wieder, dachte die Priesterin. Es ärgerte sie, dass sie ihre Dienerin in einem Anflug dümmlichen Stolzes und Eifersucht gehen ließ. Als Gardistin war sie gehorsam, schlau und hervorragend ausgebildet gewesen.
Trotzdem fragte sich die Whaea, was den außergewöhnlich schönen Mann an diese Frau band. Ihn, um den sich nach dem Ritual ein wahrer Fankult gebildet hatte. Ihn, der jede haben könnte. Selbst ich, die Mächtigste der vereinten Welten bittet ihn um einen Gefallen, anstatt ihm einen Befehl zu erteilen. Der Säugling regte sich auf ihren Armen, sie spürte die Wärme auf der Haut.
„Nein!“, rief er mit Nachdruck.
Aufsässigkeit ertrug die Priesterin nur in einem stark begrenzten Maße. „Ich gebe dir einen Befehl, den du zu befolgen hast“, donnerte sie. Ihr Verhalten tat ihr leid. Der Auserwählte stellte einen größeren Wert dar, wenn er auf ihrer Seite stand.
„Janaija, bitte“, flehte er erneut.
„Es reicht!“, antwortete sie unerbittlich, „In den kommenden Tagen wird das schnellste Raumschiff eintreffen, das zur Verfügung stand. Mir wäre es lieber, du gehst freiwillig mit.“
„Ihr würdet mich wie einen Gefangenen behandeln?“
„Ja! Wenn du weiterhin starrsinnig bist“, brach es aus der Whaea heraus. „Die Zukunft der vereinten Welten steht auf dem Spiel. Die Zukunft all dessen, wofür meine Familie seit Jahrzehnten schuftet. Ich scheiß auf deine Gefühle oder auf Shirans Befindlichkeiten. Du wirst in drei Standardwochen hier sein! Und wenn ich dich gefesselt herschleifen lassen muss.“ Der namenlose Säugling in ihren Arm wachte auf.
Der junge Mann zeigte sich im Hologramm, seine Augen funkelten sie an. Die Zähne aufeinandergebissen, arbeitete sein Kiefer voller Zorn.
Um Fassung bemüht, redete Janaija weiter: „Kadân, ich weiß du liebst die Einöde auf diesem abgeschiedenen Mond. Erinnerst du dich an unsere erste Nacht? Der Grund, warum du dich damals für mich entschieden hast, ist immer noch der Gleiche. Wir müssen etwas verändern, wir stehen kurz davor, den letzten Schritt abzuschließen. Ich setze meine Hoffnung auf dich.“ Sie hielt sich selbst vom Reden ab. Zu viel hatte sie schon ausgesprochen.
Der Säugling auf ihrem Arm weinte leise. „Scht, scht“, säuselte die Whaea hingebungsvoll.
Kadâns angespannte Miene wurde weicher.
„Es geht auch um seine Zukunft. Ist dir das egal?“
[…]

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9. Januar 2020

'Ambrosial Vibes: Max & Jasmin' von Monica Bellini

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Monica Bellini | Autorenseite im Blog
Düfte berauschen, beflügeln die Fantasie. Doch manche sind trügerisch ...

Jahrelang hat Jasmin sich für ihre Brüder aufgeopfert. Jetzt könnte sie endlich an sich selbst denken. Aber nur wenn sie morgens im Stadtpark dem attraktiven Läufer begegnet und er ihr zulächelt, ist sie glücklich. Wochenlang, bis sie ihm im wahrsten Sinn des Wortes vor die Füße fällt ...

Max hat alles. Er sieht gut aus, es mangelt ihm nicht an Geld und er ist erfolgreich. Das Millionenprojekt mit dem saudischen Königshaus katapultiert ihn und das Familienunternehmen in den Olymp der Wiener Baubranche. Wären da nicht das schreckliche Erlebnis, das ihn seit Monaten verfolgt, und die Tatsache, dass seine besten Freunde plötzlich vom Liebesvirus befallen sind, könnte er glücklich sein. Doch er ist es nur, wenn er morgens der gazellengleichen Läuferin begegnet. Wochenlang wartet er auf den Tag, an dem er sie ansprechen und um ein Date bitten kann – aber dann kommt alles anders ...

Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.
„Ambrosial Vibes: Max & Jasmin“ ist der dritte Roman der „LoveVibes“-Reihe. Alle Bücher können ohne Vorkenntnisse gelesen werden.


Leseprobe:
MAX
Sie kommt näher. Bei jedem Schritt zeichnen sich die Muskeln unter dem engen Laufdress ab. Noch zwanzig Meter. Sie ist perfekt, wunderschön, scheint aus einem Stück gegossen. Einer Statue gleich, dem Meisterwerk eines Künstlers, der nie zuvor und nie danach etwas Ähnliches geschaffen hat. Noch zehn Meter. Endlich erkenne ich im Licht der Lampions auf der Promenade auch ihr Gesicht. Ein breites Stirnband fasst es ein, unterstreicht die Konturen, die hohen Wangenknochen, die schwarzen Augenbrauen, die wie gemalt wirken. Der sanfte Blick aus ihren von dichten, langen Wimpern umrahmten Augen trifft mich, raubt mir den Atem. Noch drei Meter. Die schmale Nase mit dem leichten Höcker, der einzigen Imperfektion in diesem schönen Gesicht, nimmt ihr das Unnahbare. Noch zwei Meter. Ihr Mund, herzförmig und an den Winkeln etwas hochgezogen und von senkrechten Grübchen begrenzt, sobald sie lächelt, lässt mich abrupt anhalten. Anstatt ihr auszuweichen wie an jedem anderen Morgen bisher, mache ich einen Schritt zur Seite, strecke die Arme aus – und sie fliegt an meine Brust.
»Endlich«, haucht sie atemlos.
Ihr warmer Atem vereint sich mit meinem, bildet kleine Wölkchen, die zwischen uns in der eiskalten Luft des frühen Wintermorgens aufsteigen.
»Endlich!«, wiederhole ich einem Echo gleich.
Sie lächelt. Ihre sinnlichen Lippen öffnen sich. Das lange Warten hat ein Ende. Ich überwinde die letzten Zentimeter, die uns trennen. Atme ihren Geruch ein, löse mit einer Hand das Band, das ihre dichten rotbraunen Haare zusammenhält, lege die andere zwischen ihre Schulterblätter und ziehe sie näher. Hauche sanfte Küsse auf ihren Mund. Sie seufzt tief, schlingt ihre Arme um meinen Nacken, presst ihren Oberkörper an meinen. Dann ihr Becken. Heiß, perfekt, gefährlich. Egal! Ich drücke meine Mitte gegen ihre, lasse sie spüren, was sie mit mir macht. Aus mir macht. Und endlich ...
Das schreckliche Geräusch setzt schlagartig ein. Der Handywecker! Ich reiße die Augen auf und ziehe ruckartig die Hand weg, die mein bestes Stück umfasst. Nicht ihre. Meine.
Verdammt! Schon wieder dieser Traum, der mich jede Nacht verfolgt!

Seit dem Tag vor sieben Wochen, als ich mich wie immer nach meiner Rückkehr aus Riad schlaflos hin und her warf, bis ich aus dem Bett sprang und noch in der Dunkelheit meine Laufklamotten anzog und die Wohnung verließ. Ohne einen Blick in den Fitnessraum zu werfen, den Benjamin und ich uns auf unserer Etage teilen, stieg ich in den Lift. Ich brauchte frische Luft.
Fünf Minuten später lief ich an der Albertina vorbei, bog kurz darauf bei der Staatsoper nach links ab und nahm eine der beiden Alleen, die beidseitig der Ringstraße verlaufen und die Nebenfahrbahnen von den Gleisen der Straßenbahn und den drei Fahrspuren der Prachtstraße trennen. War ich planlos von daheim losgelaufen, so hatte ich plötzlich mein Ziel vor Augen. Sobald ich nach dem Kursalon die Treppe des prunkvollen Wienflussportals erreichte, wählte ich die linke. Ebenso gut hätte ich die andere nehmen können. Aber das Schicksal ist unvorhersehbar – und so ist sie mir vor die Füße gelaufen. An mir vorbei, um genau zu sein.
Das war vor neunundvierzig Tagen, und es vergeht keine Nacht, in der ich nicht an sie denke. Sie nicht vor mir sehe. Nicht, nachdem ich ihr morgens noch vor dem Sonnenaufgang auf der Promenade im Stadtpark begegnet bin, nicht wenn ich Tausende von Kilometern von ihr entfernt in Riad bin. War. Denn damit ist endlich Schluss. Wir haben genug Mitarbeiter, die weitere Einladungen unserer saudischen Geschäftspartner an meiner Stelle annehmen werden. Der Vertrag ist seit Monaten unterschrieben, die Planungsphase abgeschlossen. Ich will weder Prinz Khalid noch sonst einen seiner katzbuckelnden Scheichs wiedersehen. Schon gar nicht in dem reichsten Land der arabischen Welt, in dem ich vor meiner ersten Reise das ultimative goldglitzernde Paradies vermutete. Mittlerweile ist mir Saudi-Arabien derart zuwider, dass ich nach jedem Aufenthalt dort Tage brauche, bis ich den widerlichen Geschmack aus meinem Mund und den abstoßenden Geruch aus meiner Nase bekomme. Sobald auf dem Display ein Anruf aus Riad angezeigt wird, überkommt mich der Ekel bei dem Gedanken an das, was ich gesehen und erlebt habe.
Mir ist sogar die Lust auf Sex vergangen, was jedoch nicht daran liegt, dass alle um mich herum plötzlich verliebt sind und vom Singlestatus direkt in die Beziehungskiste gehüpft sind. Na ja, auch. Vielleicht. Ein bisschen. Doch begonnen hat es bei meinem ersten offiziellen Aufenthalt als Vertragspartner für das Projekt in Riad. Ohne mich in irgendeiner Hinsicht darüber zu informieren, ließ mich Prinz Khalid, der zu Hause drei Ehefrauen hat, am Abend nach meiner Ankunft vom Hotel abholen. Der Fahrer der Limousine hüllte sich in Schweigen, bis wir vor einem Palast hielten. Nicht vor Khalids, dem des Königs oder eines anderen Familienmitglieds des saudischen Königshauses, von denen ich in all der Zeit nicht einen von innen gesehen habe, sondern einem Gebäude, das mit all dem Glanz und Glitzer wie ein Märchenpalast wirkt. Nur ist das, was sich dort abspielt, absolut nicht jugendfrei. Selbst für jemanden wie mich, der Sex aus Vernunftgründen lieber weit weg von Wien hat, während der unzähligen Wochenenden, die Benjamin und ich stets gemeinsam in Paris, Amsterdam, London oder sonst wo verbringen (verbrachten, berichtige ich mich, denn er hat ja nun Leonie ...), sind Bordellbesuche ein Tabu. Zu den Gepflogenheiten beim Abschluss von Projekten in Millionenhöhe gehört es jedoch einfach dazu, dass man den Geschäftspartnern die schönsten Frauen oder Männer, ganz nach Geschmack, auf dem Silbertablett präsentiert. Aber doch keine Kinder! In Saudi-Arabien gibt es offenbar keine Altersgrenze nach unten, was die Prostitution anbelangt. In dem Empfangsraum, dem einzigen, den ich in diesem einem goldenen Käfig ähnlichen Bordell betreten habe und wo natürlich auch der sonst im Land verbotene Alkohol ausgeschenkt wird, habe ich Jungen und Mädchen gesehen, die sicher nicht älter als vierzehn waren. Kinder, die kaum bekleidet den geilen Säcken zur Wahl stehen, die dann mit ihnen irgendwo in den Tiefen des Gebäudes verschwinden. Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen, und bin geflohen. Khalid ist mir nachgelaufen und hat mich gefragt, was denn mit mir nicht stimme. Alle anderen europäischen und amerikanischen Geschäftspartner kämen so oft wie möglich nach Riad, um die tabulosen Annehmlichkeiten zu genießen, meinte er. Ich habe ihn stehen lassen und bin in die Limousine gestiegen und ins Hotel zurückgefahren. Die restliche Zeit war ich entweder dort oder bei den Meetings – bis zum Tag, an dem wir den Vertrag unterzeichnet haben und ich endlich wieder heimfliegen konnte. Damals habe ich gehofft, alle weiteren Gespräche in Wien führen zu können. Immerhin wird hier das Luxushotel mit der angeschlossenen Privatklinik errichtet, die ausschließlich auf Schönheitschirurgie und sonstige Behandlungen spezialisiert ist, die keiner braucht – und die hingegen für die Reichen und Mächtigen der Welt zum Leben gehören wie für Durchschnittsmenschen Brot und Butter. Aber nein, Khalid und die unzähligen Scheichs um ihn herum, die jeweils nur für einen klitzekleinen Aspekt des großen Ganzen zuständig sind, beorderten mich für jeden Fliegenscheiß nach Riad. Wieder und wieder. So oft im heurigen Jahr, dass ich die letzten Male schon beim Anflug auf die saudische Hauptstadt im Flugzeug nicht nur den Spuckbeutel aus der Sitztasche vor mir ziehen musste, sondern auch nutzte. Bis ich Khalid endlich die Stirn bot und ihm klarmachte, dass ich in Wien ein großes Unternehmen leite, und zwar mit Beginn des neuen Jahres allein, weil sich mein Vater frühzeitig aus den Geschäften zurückzieht und mir das Ruder übergibt. Ich bin Papa für seine überraschende Entscheidung unendlich dankbar, habe ich doch endlich einen stichhaltigen Grund, an meiner Stelle Mitarbeiter nach Riad zu schicken, die sich dort mit Details wie goldene Wasserhähne, mit Edelsteinen besetztes Besteck und Sofadecken aus der Wolle der Kaschmirziegen auseinandersetzen werden.
Doch ich kann einfach nicht vergessen, was mich krank macht.
Nicht öffentlich machen zu können, dass ich diese Sexsklaven mit ihren schmalen Körpern und oft noch kindlichen Gesichtern gesehen habe, hat mir monatelang Albträume beschert. Bis ich Benjamin und Jason davon erzählte und ihnen sagte, was ich vorhatte. Beide haben entsetzt die Hände gehoben, weil ich mich mit meinem Wissen an eine Menschenrechtsorganisation wenden wollte. Auch meine Absicht, alternativ den amerikanischen Journalisten zu kontaktieren, den ich vor etlichen Jahren kennengelernt habe und der mit seinen bestens recherchierten Enthüllungsberichten weltweit Aufsehen erregt, haben sie mir vehement ausgeredet.
»Hier geht es nicht darum, dass Khalid nicht einmal seinen Geheimdienst einsetzen müsste, um sicher zu sein, dass du hinter der Sache steckst.« Benjamin hat mit todernstem Gesichtsausdruck nach meinen Händen gegriffen und sie so fest gehalten, dass es schmerzte. »Deine Reaktion damals, als er dich in dieses Bordell einlud, war doch eindeutig!«
»Ich verzichte lieber auf das Projekt, als zu wissen, was diese Drecksäcke den Kindern antun – und ich werde einen Weg finden, dich für den Verlust des Auftrags abzufinden, Benjamin, selbst wenn ich den Rest meines Lebens Raten bei dir abstottere.«
»Himmel, Arsch und Zwirn, Max!« Benjamin hatte derart geschrien, dass sogar Jason blass geworden ist – was ich bei seiner karamellfarbenen Haut nicht für möglich gehalten habe. »Scheiß auf das Projekt. Ich würde mich sofort mit meiner Firma daraus zurückziehen, um diese Sache ans Licht zu bringen und zu beenden. Aber wir wissen doch alle, was passiert, wenn sich jemand gegen das saudische Königshaus stellt. Oder hast du den Mord an ihrem eigenen Landsmann in der Botschaft in Istanbul vergessen?«
»Kashoggi war Journalist«, erwiderte ich. »Er wollte nur ...«
Ich unterbrach mich, als mir plötzlich die Tragweite meiner Gedanken und die daraus resultierenden möglichen Konsequenzen klar wurden. Seither habe ich das Thema nicht mehr angeschnitten – bei niemandem. Am Morgen nach dem Gespräch mit Benjamin und Jason, als ich aus einer schrecklichen Nacht aufschreckte, bin ich einfach drauflosgelaufen – und landete im Stadtpark.

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