28. März 2013

'Die Fähre nach Magadino (Teil 1)' von Enzio Abaeterno

Der erste Teil des Romans mit dem Untertitel "Feuer und Erde" in der deutschen Übersetzung von Heinrich Bergmann. Eine reizende Happy-End-Geschichte aus dem Tessin, voller Liebe und Leidenschaft. Hart wie Gotthard-Granit kann das Leben in dieser paradiesischen Landschaft sein. Aber in der Brust ihrer Bewohnerinnen und Bewohner schlägt ein anmutig empfindsames Herz. Die Story ist gradlinig erzählt und eignet sich ideal als Ferienlektüre auch für Zerstreuung suchende Wenigleser.

Das eBook nutzt die Möglichkeiten dieses Mediums. Viele Hinweise auf Landschaft, Sehenswürdigkeiten und reale Handlungsorte ergänzen das Buch ebenso, wie zahlreiche interne und externe Links. Mit ihnen erhält der Leser Zugriff auf Landschaftsbilder, Videos und Tonaufnahmen, die die Lektüre bereichern und in Ferienstimmung versetzen.

Gleich lesen: Die Fähre nach Magadino, , Teil 1, Feuer und Erde

Leseprobe:
Junge Frauen schätzen die flachen Granitquader ganz besonders, wenn sie Schuhe mit hohen Absätzen tragen; Cecilia 6a beispielsweise, wenn sie morgens vor halb acht – von ihrem Elternhaus am Waldrand her kommend – auf ihren Stilettoabsätzen zur Bushaltestelle bei der Kirche hinunterstöckelt; nicht unelegant, im Gegenteil.
Zur Abschüssigkeit des Gässchens kommt dann noch die Schräge der Fußauflagen. So geht Cecilia ähnlich einer Zirkuskünstlerin, die sich am Scheitelpunkt einer Kugel balancierend fortbewegt, kerzengerade einher, mit vorgebeugten Knien, Schritt für Schritt die Füße vorsichtig auf den Zehen absetzend. Das Geklapper ihrer Absätze widerhallt dann im schnellen Rhythmus, zwei Menschen sehr zum Nutzen. Zuerst Sergio Bultoni, der um diese Zeit im oberen Stock seines Hauses bei offenem Fensterflügel vor dem Badezimmerspiegel steht und sich rasiert. So bald er die vertrauten Schritte hört, schlägt er den Schaum vom Schaber, geht – die eine Gesichtshälfte noch mit weißem Jupiterbart – ans Fenster und ruft Cecilia ein fröhliches »Ciao bella!« zu.
Ja, bella, nämlich schön ist sie, Cecilia. Schlank, mit Rundungen an den richtigen Stellen: der Inbegriff der Weiblichkeit. Würden ihr bezüglich Körperlänge nicht die paar Zentimeter fehlen, die sie mit ihren hohen Absätzen auszugleichen sucht, könnte sie auf einem Catwalk im nahen Mailand Karriere machen. Bei ihrem Anblick erinnert man sich der italienischen Schauspielerinnen der Nachkriegszeit, ja sie ist gar eine Spur graziler.
Nicht nur bei den Schuhen beweist Cecilia einen vollendeten Geschmack. Ihre Kleider mag sie, vom Halsausschnitt zu den Hüften, eher anliegend. Von da an bis zum Saum, wo ihre hübschen Beine sichtbar werden, meist etwas glockig abstehend, weil so der Stoff Schritt für Schritt die Schenkel und die Knie umspielt, in einer Weise, die Männerblicke magisch anzieht. Jene der Frauen auch, denen beim ersten Hinsehen klar wird, dass Cecilia nicht aus ästhetischen Gründen auf Minis verzichten muss. Farben und Muster bevorzugt sie ein Geringes plakativ, dennoch eher Piet Mondrian oder Paul Klee als Andy Warhol.
Dezent ihr Make-up. Damals, als viele ihrer Altersgenossinnen sich blond färben ließen, hat sie ihr naturschwarzes Haar so belassen. Es umrahmt ihr freundliches, ovales Gesicht, in dem das leicht Mandelförmige ihrer großen dunkeln Augen in den Lippen ihre Entsprechung findet, verbunden durch eine klassische, gerade Nase.
Wenn sie zu ihrem täglichen Bewunderer hinaufschaut und ihm zusammen mit einem muntern »Ciao Sergio!« ein breites Lächeln schenkt, wiederholt sich – diesmal ganz für ihn persönlich – etwas von jenem Naturschauspiel, das er sich je nach Jahreszeit und Wetter auch nicht entgehen lässt: Die Sonne geht auf.
Cecilias Nachbar, Sergio Bultoni, ist für sie eine Art größerer Bruder. Drei Jahre älter als sie, hat ihr einstiger Spielkamerad nie aufgehört, für sie zu schwärmen. Ihm ist die Entwicklung des kleinen Mädchens zur jungen Frau sehr wohl aufgefallen, und an Versuchen seinerseits, aus der einstigen kindlichen Kameradschaft eine weitergehende Beziehung entstehen zu lassen, hat es nie gefehlt. Allein, aus welchen Gründen auch immer, sein Bestreben wurde von Cecilia nicht im geringsten ermutigt, von seiner Mutter gänzlich abgelehnt.
Sergio ist Handwerker geworden, Fliesenleger, wie sein verstorbener Vater. Doch daneben hat er sich zeitlebens für sehr verschiedene Dinge interessiert. Er besitzt eine umfangreiche Bibliothek, lebt mit seiner Mutter zusammen, ist – hilfsbereit und zuvorkommend – bei allen beliebt. Die andere Person, die sich Cecilias Unterwegssein auch nicht entgehen lassen mag, ist Zia Dorotea 7a, Cecilias Tante mütterlicherseits, die sie aufgezogen hat. Um diese Zeit hält sie sich meistens in ihrem Gärtchen hinter der hohen Mauer auf, das zu pflegen ihr ein wichtiges Anliegen ist.
Während Cecilia hörbar am Haus ihrer Tante vorbeistakst, grüßen sich die beiden Frauen über das Gemäuer hinweg, ohne dass sie sich sehen:
»Buon giorno, cara zia!« (Guten Tag, liebe Tante!)
»Ciao Cecilia! – Un chilo di patate e un pane fresco!« (Ein Kilo Kartoffeln und ein frisches Brot!) Einkäufe, die Cecilia für ihre Tante besorgen und abends mitbringen soll.
»Va bene, zia! – Buona giornata!« (Geht in Ordnung, Tante! Schönen Tag!)
»Che Dio ti protegga, cara ragazza!« (Beschütz dich Gott, liebes Mädchen!)
Zia Dorotea würde ja gerne ein ausführlicheres Morgengespräch mit ihrer Nichte führen, bloß fehlt dieser die Zeit dazu. Fällt die Einkaufsliste länger aus, erhält sie Cecilia schriftlich, in Form eines Zettels, der zwischen den zentralen Ornamenten des schmiedeeisernen Gartentors steckt. Wenn die Tante ihn ihr selbst aushändigt, dauert es etwas, weil sie zu jedem Punkt noch einen Kommentar abgeben will.
Cecilia verliert dann viel Zeit und muss – um den Bus nicht zu verpassen – die restlichen paar Dutzend Meter bis zur Haltestelle im Laufschritt zurücklegen. Mit ihrer Fußbekleidung auf dem steil abfallenden Gässchen kein leichtes Unterfangen.

"Die Fähre nach Magadino, Teil 1: Feuer und Erde" im Kindle-Shop

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26. März 2013

'Nadelprobe' von Lutz Schafstädt

Die Sammlung vereint 18 Geschichten erstmals in einem Band. Entstanden ist ein abwechslungsreiches Lesebuch, das sich nicht von erzählerischen Genres, sondern dem Spaß am Fabulieren leiten lässt. Die Seiten sind gefüllt mit dramatischen Wendungen, heiteren Überraschungen und gefühlvollen Ereignissen. Da vermischen sich Ängste und Aberglaube, muss ein Jüngling Drachen vertreiben, gerät eine Wanne in den Orbit oder setzen mysteriöse Begriffe Kinder in Erstaunen.

Gleich lesen: "Nadelprobe" von Lutz Schafstädt

Leseprobe

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Mehr über und von Lutz Schafstädt auf seiner Autoren-Website.

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25. März 2013

'Oh, wie hässlich!' von Evelyn Sperber-Hummel

Eine Geschichte vom Anderssein für Kinder.

Die Krokodilseltern Krokelia und Krokus warten ungeduldig darauf, dass auch ihr letztes Kind aus dem Ei schlüpft. Doch als es dann endlich aus dem Ei krabbelt, sind sie entsetzt, denn dieses Krokodilsbaby sieht ganz anders aus als ihre anderen Kinder. Es ist nicht grün, sondern schwarz, es hat einen roten Borstenbüschel auf dem Kopf und eine breite Schnauze.

Die anderen Krokodilskinder finden ihr neues Geschwisterchen potthässlich. Vater Krokus verbietet ihnen sogar, mit diesem „Ungeheuer“ zu spielen. Nur Krokelia kümmert sich um ihre seltsame Tochter, und weil sie so glänzend schwarz ist, nennt sie sie Lackschuh. Lackschuh ist anders und Vater Krokus will, dass sie nicht bei den Krokodilen wohnt. Doch auch sie möchte geliebt und geknuddelt werden. Krokelias Herz gewinnt das kleine pfiffige Persönchen schnell. Lackschuh hat viele Fragen, Krokelia beantwortet sie alle. Nur auf eine Frage weiß sie keine Antwort. Lackschuh möchte wissen, wer sie ist. Denn eines steht fest: Ein Krokodil ist sie nicht. Wird sie deshalb immer allein sein müssen? Die Antwort darauf gibt diese Geschichte und sie endet glücklich.

Gleich lesen: Oh, wie hässlich! - Eine Geschichte vom Anderssein

Leseprobe:
"Immer noch nichts?" Krokodilsvater Krokus runzelte die Stirn.
Mutter Krokelia schüttelte den Kopf und starrte auf das Ei, das in der Sandkuhle vor ihr lag. Alle anderen Babys waren inzwischen geschlüpft, dieses Ei rührte sich nicht. Ein paar Mal hatte sie es vorsichtig mit ihrer großen Schnauze hochgehoben in der Hoffnung, das kleine Krokodil im Innern aufzuwecken. Vergebens. "Ich mache mir langsam Sorgen", sagte sie.
Vater Krokus klopfte vorsichtig gegen die schwarz gepunktete dunkelgrüne Eierschale. "Soll ich ein bisschen nachhelfen?", fragte er.
"Ja, vielleicht." Krokelia seufzte. Noch nie hatte ein Kind so lange auf sich warten lassen.
Krokus schlug vorsichtig gegen die Schale. Er legte sein Ohr ans Ei und horchte. "Du, da drin bewegt sich was", sagte er.
In dem Moment knackte es, ein feiner Riss zog sich über die Eierschale, und kurz darauf wurde ein großes Stück herausgebrochen. Ein Köpfchen kam zum Vorschein, schmal, glänzend und mit winzigen Knopfaugen, die neugierig umherspähten.
"Das ist ja entsetzlich!" Krokus sprach aus, was Krokelia zur gleichen Zeit wie er dachte. "Das ist ja entsetzlich", wiederholte er und starrte auf das schwarz glänzende Figürchen, das aus dem Ei kroch.
Das Figürchen stellte sich auf die kurzen Hinterläufe, reckte sich und ließ ein wohliges "Aaaaaah!" ertönen. "Hallo", sagte es.
Als niemand antwortete, fügte es hinzu: "War ganz schön eng in dem Ding da." Dabei zeigte es auf die zerbrochene Eierschale. "Sagt mal, hat es euch die Sprache verschlagen? Ihr habt doch sonst pausenlos gequasselt, manchmal konnte ich kaum schlafen, und jetzt schweigt ihr und tut so, als sei euch ein Ungeheuer begegnet."
Bei diesen Worten zuckten Krokus und Krokelia zusammen. Ein Ungeheuer! Das war es. Ein schwarzes Ungeheuer. Abwehrend streckten beide ihre Vorderpranken aus.
"Hey, was soll das denn? Wollt ihr mich nicht umarmen? Ich bin ein Baby, und Babys wollen gekuschelt werden." Das kleine Ding trippelte auf die Krokodilseltern zu.
Krokus und Krokelia wichen zurück, erst langsam, dann immer schneller und schließlich rannten sie davon, so schnell ihre Beine sie tragen konnten.
Erstaunt schaute das schwarze Wesen ihnen nach.
Die anderen Krokodilskinder hatten alles aus der Ferne beobachtet. "Guckt mal, wie der aussieht, der ist ja ganz schwarz", sagte eins und alle riefen: "Igitt! Der ist ja gar nicht so grün wie wir."
Ja, das kleine Wesen, das da jetzt ganz allein stand, war im Gegensatz zu den anderen Krokodilen pechschwarz. Sein Körper glänzte wie ein frisch polierter schwarzer Lackschuh.
"Und guckt mal, was der auf dem Kopf hat", schrie ein anderes Krokodilchen.
Auf dem Kopf des "Lackschuhs" wippten knallrote Borsten.
"Und seine Schnauze ist ganz platt, nicht so schmal und lang wie unsere. Der ist ja potthässlich." Die Krokodile entdeckten immer mehr, was das neue Geschwisterchen von ihnen unterschied.
"Kommt, Kinder", sagte Vater Krokus, "haltet euch von diesem Ungeheuer fern." Sie gingen zum Fluss und legten sich in ihre Schilfbehausung.
Nur Mutter Krokelia blieb zurück. Traurig betrachtete sie von weitem ihr jüngstes Kind, das so ganz aus der krokodilischen Art schlug. Was sollte sie jetzt tun? Sie konnte das Kleine doch nicht schutzlos sich selbst überlassen. Aber wenn es wirklich ein Ungeheuer war? Wenn es vielleicht Unglück über die ganze Familie brachte? Ihr war elend zu Mute.
"Hey du, was ist denn los? Wollt ihr mich alle im Stich lassen?", rief das kleine Wesen ihr zu und ein Schatten flog über das Gesichtchen und ließ es noch dunkler scheinen.
"Ach, das verstehst du nicht, aber du bist so ganz anders als wir. Schau dich doch einmal an. Dein schwarz glänzender Körper, das platt gedrückte Maul, das rote Borstenbüschel auf deinem Kopf, das alles schlägt aus unserer Art. Deshalb haben wir Angst vor dir."
"Angst vor mir?" Das schwarze Wesen kicherte. "Vor mir braucht niemand Angst zu haben, ich tu euch nichts."
"Ja, möglich, aber vor Krokodilen, die anders sind als wir, haben wir nun einmal Angst. Das ist ganz normal", sagte Krokelia.
"Und was jetzt? Soll ich etwa immer allein bleiben? Ich will mit anderen Krokodilskindern spielen. Außerdem habe ich Hunger."
Krokelia überlegte. Verhungern lassen wollte sie das Kleine nicht, auf keinen Fall, aber mit ihren anderen Kindern spielen, durfte es auch nicht. "Gut", sagte sie, ich werde dir etwas zu essen bringen, mehr kann ich nicht für dich tun." Sie ging ins Schilf und holte einen Arm voller Zwiebelalgen vom Grund des Flusses. Die waren für jedes Krokodil ein Leckerbissen.
Das schwarze Wesen schaute die Zwiebelalgen misstrauisch an. "Riechen komisch", sagte es, "ich glaube, ich bin mehr für trockenes Gemüse." Es riss ein paar Blätter von einem Haselnussstrauch und steckte sie in den Mund.
Krokelia sah für ein paar Sekunden die spitzen scharfen Zähne. "Dann kannst du dich ja allein ernähren", sagte sie und ihre Stimme klang erleichtert.

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22. März 2013

'Infinity2' von Barbara Stifter

Erwartungen an herkömmliche Krimis werden hier garantiert nicht erfüllt. infinity2 ist eine skurrile Kurzgeschichte, die einige Überraschungen für den Leser bereithält.

Die Story ist kein Remake des ersten Teiles sondern eine eigenständige Geschichte - doch genauso ironisch, humorvoll und fesselnd.

Gleich lesen: infinity2

Leseprobe:
… plötzlich gab es einen furchtbaren Knall und ich bekam nichts mehr mit von allem, was geschah …
… als ich in der Intensivstation des Krankenhauses erwachte, wusste ich nicht, wo ich war, wer ich war und schon gar nicht mehr, was ich war … ich wusste von nichts … von rein gar nichts …
Eine Krankenschwester war bei mir. Sie hatte bemerkt, dass ich erwachte und versuchte, mit mir zu reden. Aber ich brachte kein Wort heraus, es war zu …
… was war geschehen? Gott im Himmel, was war geschehen?
…oh mein Gott, nein! Nein! Es konnte doch nicht … nein …nein … nein …
„Dominic! Dominic! Wo bist du?“, hörte ich mich plötzlich schreien.
An ihn konnte ich mich jetzt erinnern. Er war der letzte, den ich sah, bevor … was geschehen war?
Die Schwester redete weiter mit mir und versuchte, mich zu beruhigen …
Aber dazu gab es keinen Grund, denn sie konnte mir nur sagen, dass Dominic … tot war. Sie musste es mir sagen, denn ich hörte nicht auf, nach ihm zu rufen.
Wirklich registrierte ich es nicht, dass er nicht mehr da war, aber ich hörte es so irgendwie im Unterbewusstsein.
Einige Minuten später kam ein Arzt zu mir, den die Krankenschwester gerufen hatte, als sie bemerkt hatte, dass ich erwacht war.
Er versuchte ebenfalls mit mir zu reden. Aber es blieb vorläufig einmal beim Versuch, denn ich konnte weder klar denken noch irgendwelche vernünftige Antworten geben.
… Ich hörte nur noch, dass er mir etwas zur Beruhigung geben wollte und dann war ich auch schon wieder weg. Es war sicher das Beste, das er in diesem Moment für mich tun konnte …
Als ich wieder erwachte, war ich alleine und spürte außer den körperlichen Schmerzen nur eine riesengroße Leere in mir.
Dass mir echt jeder Körperteil weh tat war aber nicht so schlimm, denn das war ich ja schon gewohnt … mir fiel plötzlich so Vieles ein, was sich so in der letzten Zeit abgespielt hatte.
Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir allerdings nicht, denn es dauerte nicht lange und da kam auch schon der Arzt wieder.
Er fragte mich, wie es mir so ginge und ob ich mich so gut fühlen würde, um Besuch auszuhalten. Ich sagte, dass es schon gehen würde und fragte gar nicht, wer mich denn besuchen wollte.
Also ließ er die Besucher zu mir rein. Es waren meine Kollegen von der Polizeistation, die sich rührend um mein Befinden erkundigten. Eigentlich hätte ich sie am liebsten zum Teufel geschickt, aber sie konnten ja nichts für das, was geschehen war.
Ach ja, was war eigentlich geschehen?
Als ich sie danach fragte, stutzten sie erst einmal, denn sie wussten ja nicht, dass ich nicht wusste, was zuletzt geschehen war. Ich wusste ja nur, dass Dominic tot war und ich aus irgendeinem Grund noch lebte. Als ich ihnen das sagte, stutzten sie nicht weniger, denn keiner wollte so richtig mit der Sprache rausrücken. Sie waren ja nicht nur Polizisten, sondern auch Menschen und eigentlich auch gute Freunde von mir und irgendwie wartete einer auf den anderen, es mir zu erzählen.
Dann nahm sich der Chef, der natürlich auch mitgekommen war, ein Herz und sagte mir, dass Dominic und ich heute mittags in mein Auto eingestiegen waren und dieses beim Starten explodiert war. Warum das geschehen war, wussten sie noch nicht genau. Dass es sich dabei um eine Autobombe handelte, das war sicher. Aber wie es genau hergegangen war, musste erst noch herausgefunden werden. Das Auto, beziehungsweise das, was davon noch übrig geblieben war, müsste dazu erst mal genauer untersucht werden und das würde noch dauern.
Über das Warum und Weshalb und Wer befragte ich ihn erst gar nicht, denn das wusste er sicher genauso wenig wie ich.
Eine Sekunde später bestätigte sich meine Ahnung, da er es mir von sich aus sagte.
Er wusste wohl, was ich mir dachte.
Das nützte mir aber wenig, denn in meinem Kopf rumorte es wie verrückt. Ich konnte ab jetzt an nichts anderes mehr denken, als herauszufinden, wer uns das angetan hatte …
Und alle, die mich kannten, wussten das auch.
Und mein Chef kannte mich.
Und meine Kollegen auch. Sogar die, die nicht gerade anwesend waren, weil sie Dienst hatten.
Daher konnte ich mir vorstellen, was in deren Köpfen jetzt vorging und was sie sich dachten, was ich wohl vorhatte, sobald ich aus dem Krankenhaus raus war.
Mein Chef meinte, dass sie alles daran setzen würden, die oder den Täter zu finden und die Sache aufzuklären.
Wohl wissend, dass ich ab dem Zeitpunkt, an dem er und meine Kollegen das Zimmer verlassen haben würden, meine eigenen, derzeit zwar eingeschränkten, Nachforschungen anstellen werde und keine Ruhe geben würde.
Er kannte mich gut …
Denn das erste, was ich machte, als sie draußen waren, war … was wohl? Mein Handy suchen! War das eventuell irgendwo hier?
Ich brauche Kontakt zur Außenwelt! Und das alleine! Ohne, dass mir wer sagte, was ich zu tun habe oder was nicht! Und das jetzt gleich!
Ja, da ist es!
Es lag auf dem Tisch in meinem Zimmer.
Wie sollte ich da hin kommen?

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11. März 2013

'Die Chroniken von Mondoria - Das Artefakt' von Claudia und Urs Muther

Ein High-Fantasy-Roman für Erwachsene mit vielen Kampfszenen.

„Lebt er noch?“ Bei der Frage hob Nogg die Axt etwas höher. „Ja. Aber vielleicht hätte ich ihn nicht am Leben lassen sollen.“ Snip spielte für einen kurzen Moment mit dem Gedanken umzukehren und genau das nachzuholen. „Ich laufe gern zurück“, bot Nogg sich an. „Nein, dafür ist jetzt keine Zeit. Wir bleiben zusammen.“ Ein lautes Seufzen folgte auf Snips Entscheidung. „Ist nur ein Mensch. Davon gibt es doch genug“, murmelte der Ork vor sich hin.

Diese Helden wollen die Welt nicht retten. Sie verlieben sich nicht. Sie suchen magische Artefakte, Abenteuer und anständige Gegner - Monster bevorzugt.

Gleich lesen: Das Artefakt (Die Chroniken von Mondoria 1)

Leseprobe:
Alle Bandenmitglieder versammelten sich in der Mitte des Lagers. Essen und Trinken wurde gebracht, doch keiner rührte etwas an. Vielmehr schauten alle gebannt auf den Turm, als würden sie auf etwas warten. Schließlich öffnete sich die Tür und ein Hobgoblin trat heraus.
Augenblicklich brandete frenetischer Jubel auf. Das konnte nur Yan Tu sein, schoss es Snip durch den Kopf. Mit einem breiten Grinsen näherte sich der Bandenchef seiner Meute. Zwischen seinen Zähnen funkelte es golden. Quer über sein Gesicht, haarscharf am rechten Auge vorbei, verlief eine gezackte Narbe. Auf dem Kopf trug er ein rotes Tuch, das in Piratenmanier gebunden war. Im linken Ohr glitzerte ein goldener Ohrring, der einen Totenkopf darstellte. Seinen muskulösen Körper hatte er ganz in dunkles Leder gekleidet. Zwei lange Messer steckten über Kreuz in seinem Gürtel. Begleitet wurde Yan Tu von vier kräftigen Orks, die sich im Viereck um ihn herum gruppiert hatten. Als er näher kam, teilte sich die Menge vor ihm. Leichtfüßig sprang er auf eine herumliegende Kiste.
Mit einem Mal wurde es mucksmäuschenstill. Dann begann er zu sprechen und zog damit augenblicklich alle in seinen Bann. Er besaß eine sehr angenehme Stimme. Und mit ihr entfaltete sich ein Charisma, das man dem Hobgoblin auf den ersten Blick niemals zugetraut hätte. Die Worte, die aus Yan Tus Mund flossen, legten sich wie ein sanfter Hauch um und auf die Zuhörer und lullten sie vollkommen ein. Es fühlte sich einfach gut an – und richtig. Die Grünhäute gaben sich ganz der Geborgenheit hin. Alles Negative verschwand. Kein Zweifel, keine Angst blieb zurück. Sie waren stark, sie waren groß, sie waren mächtig. Und Yan Tu war ihr Anführer. Der beste, den es geben konnte. Sie riefen jetzt seinen Namen. Erst vereinzelt, dann stimmte die ganze Menge ein: „Yan Tu, Yan Tu…!“
Auch Snip konnte sich dem Einfluss der Stimme kaum entziehen. Nogg hatte bereits in die Jubelschreie mit eingestimmt. Snip überlegte unterdessen, was das Geheimnis des Anführers sein mochte. Spielte da vielleicht Magie eine Rolle? Vorsichtig zog er sein Monokel aus der Tasche und schaute kurz hindurch. Einige magische Gegenstände trug der Hobgoblin bei sich: die Dolche, sein Totenkopf-Ohrring. Doch ob einer davon für dieses Phänomen Verantwortung trug? Snip war sich da nicht sicher. Vielleicht saß diese Art von Magie viel tiefer, wurzelte im Wesen des Hobgoblins selbst. Eins stand aber fest: Diesen Yan Tu durften sie auf gar keinen Fall unterschätzen. Er konnte zu einem wirklich gefährlichen Gegner werden.
Während der nächsten Tage studierten sie die Abläufe im Lager sehr genau. Insbesondere dem Turm schenkten sie viel Aufmerksamkeit. Schnell zeigte sich, dass es durchaus geregelte Abläufe gab. Insbesondere die Wachwechsel beim Turm erfolgten nach einem exakten Plan. Der Turm selbst wurde rund um die Uhr von mindestens einem halben Dutzend Orks bewacht wurde. Dazu kamen die Wächter vor den drei Gebäuden rund um den Turm. Zugang zum Turm hatten nur sehr wenige Krieger. Vermutlich die hochrangigen Truppführer. Alle anderen, die sonst dem Turm zu nahe kamen, wurden von den Wächtern unsanft fortgejagt.

Jeden Abend kam Yan Tu aus seinem Turm, hielt eine Ansprache und mischte sich unter seine Leute, um mit ihnen zu feiern. Doch auch während dieser Zeit blieb der Turm bewacht. Offensichtlich brauchte es eine kleine Armee, um in den Turm hineinzugelangen. Und die hatte Snip gerade nicht zur Verfügung. Immer wieder diskutierte er mit Nogg in der Hoffnung, dass sie irgendetwas übersehen hatten. Aber so sehr sie sich auch mühten – sie fanden einfach keinen gangbaren Weg.
Da kam ihnen der Zufall zur Hilfe. Yan Tu stand gerade wieder vor den Kriegern seiner Bande und hielt eine seiner inspirierenden Ansprachen. Alle schauten wie gebannt auf den Hobgoblin, hingen förmlich an seinen Lippen. Unvermittelt ertönte ein Schrei. Ein weiterer folgte. Die Meute schreckte aus ihrer Trance hoch und schaute sich irritiert um. Aber sie konnten nirgends etwas entdecken. Wieder ertönten Rufe. Die Wächter oben auf dem Grat des Talkessels gestikulierten wild mit den Armen. Alle schauten nach oben. Und da plötzlich zeichnete sich ein dunkler Umriss gegen den dunkelblauen Abendhimmel ab. Er bewegte sich schnell und kam immer näher. Offenbar steuerte er direkt auf das Lager zu. Die Wächter schossen einige Pfeile auf das Wesen ab – aber ohne Erfolg. Jetzt befand es sich bereits im Landeanflug auf das Lager. Seine Schwingen hatten eine gewaltige Spannbreite. Und auch das Wesen selbst besaß riesige Ausmaße.
Was konnte das nur sein? Die Grünhäute stoben auseinander. Nur wenige Sekunden später landete das Monstrum mit einem lauten Krachen auf dem Felsboden. Ein unglücklicher Goblin, der nicht mehr schnell genug wegkam, wurde wie eine Mücke zerquetscht. Der Boden bebte beim Aufprall. Einige Grünhäute gingen zu Boden. Langsam richtete sich das Wesen auf.
Es sah aus wie ein riesiger schwarzer Löwe mit fledermausartigen Schwingen. Die Struktur seiner Haut wirkte wie Marmor. Trotzdem war es beweglich und vor allem schnell. Snip schluckte. Dieses Wesen erinnerte ihn auffallend an die Statuen, die so zahlreich in Quandala herumstanden. Das Gefühl, das er beim Eingang der Bibliothek angesichts der steinernen Wächter verspürt hatte, kehrte zu ihm zurück, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
Das Monster blickte sich mit seinen unnatürlich leuchtenden Augen um, legte den majestätischen Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Brüllen aus. Zu viel für einige der Grünhäute. Panisch rannten sie davon. Die Leibwachen von Yan Tu hingegen traten vor und stellten sich zwischen ihn und das Monstrum, die Hellebarden zum Schlag bereit. Da griff das Monster auch schon an. Mit einem geschmeidigen Satz hatte es den ersten Wächter erreicht und hieb ihm mit der Pranke den Kopf vom Leib, bevor dieser auch nur die Chance hatte zuzuschlagen. Von allen Seiten drangen nun die Orks auf das Wesen ein.
Yan Tu hatte instinktiv seine Dolche gezückt. Hilfesuchend schaute er zu den Wächtern beim Turm und gab ihnen ein Zeichen. Augenblicklich schnappten sie sich ihre Waffen und stürzten sich ebenfalls in den Kampf. Fast zeitgleich wurde die Tür des Turms von innen aufgestoßen und weitere Orks kamen herausgelaufen. Bei all der Hektik vergaßen sie, die Tür hinter sich wieder zu schließen.

Das war die Chance, auf die Snip gewartet hatte.

"Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt" im Kindle-Shop

Mehr von und über Claudia und Urs Muther auf ihrer Website www.wortbaukasten.de.

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7. März 2013

'Jamaica - Nicht alles ist Reggae' von Irene Maier

Die wahre Geschichte einer gescheiterten Auswanderung nach Jamaika. Irene ist nach einem Urlaub von der Insel fasziniert, lebt mit ihrem Freund im Ghetto von Montego Bay, lässt sich mit einem Drogenkartell ein und landet im einzigen Frauengefängnis Jamaikas. Sie erzählt über Ihre bizarren Erlebnisse vom Leben in Montego Bays Ghetto, von Korruption, seltsamen Freundschaften und viel Reggaemusik.

Gleich lesen: JAMAICA - NICHT ALLES IST REGGAE!

Leseprobe:
Am Flughafen. Der Check-in-Schalter nach Montego Bay via Düsseldorf hat gerade geöffnet. Mit gierigen Augen sauge ich alle Eindrücke ein. Da gibt es einen langhaarigen Mann mit Stirnband, der ein Fahrrad mitbringt. Es wird ihm gesagt, er müsse es in alle Bestandteile zerlegen. Er ist verärgert. Die anderen Leute lachen belustigt. Dann sehe ich noch ein paar Touristen, die von Kopf bis Fuß tätowiert sind. Sie sind total laut und übermütig.
Noch immer kann ich nicht glauben, dass ich tatsächlich in die Karibik fliege. Es ist mein erster Transatlantikflug. Ich trage einen modischen indischen Zweiteiler. Koffer und Handtasche sind auch neu. Mit dem Auto bin ich von meiner Heimatstadt St. Pölten nach München gefahren. Weil der Flug sehr früh am Morgen geht, habe ich in einem Hotel in Flughafennähe übernachtet. Im Preis für eine Nacht ist auch ein Hotelparkplatz für zwei Wochen inbegriffen. Nun stehe ich also erwartungsvoll beim Check-in. Alles ist so aufregend, ich bin noch nie alleine verreist. Ich bin vierunddreißig Jahre alt und Mitarbeiterin eines Autohauses.

Rosa. Der Flug nach Düsseldorf startet pünktlich. Wir landen kurz vor acht Uhr und müssen zwei Stunden auf den Anschlussflug warten. Ich setze mich auf einen Sessel, neben mir nimmt eine Frau Platz. Sie spricht mich an, will wissen, ob ich auch nach Jamaika fliege. Sie erzählt mir, sie hatte letzte Nacht Streit mit ihrem Mann. Er wollte partout nicht, dass sie alleine nach Jamaika fliegt. Sie stellt sich als Rosa vor: „Mein Mann hat mir sogar meine Kreditkarte weggenommen, jetzt habe ich nur mehr 50 Mark für den ganzen Urlaub. Zum Glück habe ich für ein All-inclusive-Hotel bezahlt. Ich wollte aber auch andere Teile von Jamaika sehen, das kann ich jetzt nicht mehr. Ja, der hat tatsächlich meine Gold Card weggenommen.“
Ich teile ihr mein Bedauern mit. Rosa erzählt mir auch noch, dass sie ihren Mann sowieso nicht liebt und hier in Deutschland einen arabischen Freund hätte. Sie selber stamme aus Exjugoslawien, wohne aber schon seit zwanzig Jahren in München.
Oh nein, denke ich, schon wieder jemand, der mir seine Lebensgeschichte aufdrängt. Rosa fragt bereits nach meinem Hotel und ob wir uns treffen könnten in Montego Bay. Ich bin nicht so begeistert angesichts der Tatsache, dass sie praktisch pleite ist.

Im Flugzeug. Endlich können wir an Bord gehen. Das erste Mal befinde ich mich in einem Jumbojet. Alles fasziniert mich. Rosa sitzt zufällig genau vor mir, gleich neben den drei tätowierten Männern. Sie redet ununterbrochen. Sie erzählt mir von ihrem Urlaub in Kenia im Vorjahr. Sie meint, dort wäre alles viel billiger als in Jamaika, die Männer wären auch ehrlicher. Vielleicht könnten wir ja im nächsten Jahr gemeinsam hinfahren?
Ich versuche, ihr klarzumachen: „Schau, ich habe keinen Partner zu Hause, aber ich will dennoch keine Affäre im Urlaub. Bringt nur Probleme und dann der ganze Abschiedsschmerz. Außerdem fahre ich nur wegen der Musik und dem Lebensgefühl hin.“
Rosa erzählt mir, dass viele Frauen wegen der jamaikanischen Männer hinfahren. Das ist absolut neu für mich, damit habe ich mich nie beschäftigt.
Da lacht Rosa und deutet auf ein Pärchen: „Sieh mal, glaubst du, der Mann hätte jemals das Geld für einen Urlaub in Deutschland? Nein, seine Begleiterin zahlt alles.“
Ich sehe mich nach den beiden um. Der Mann ist schwarz, offensichtlich Jamaikaner. Er ist jung, attraktiv und gut gekleidet. Seine Begleiterin ist mindestens zehn Jahre älter, ca. 120 Kilo schwer.
Ich sehe Rosa zweifelnd an: „Aber du kennst die beiden doch überhaupt gar nicht, du weißt nichts über sie.“
Rosa lächelt nachsichtig: „Aber das ist doch gang und gäbe. Das ist das Spiel. Ich selber würde niemals einem Mann etwas zahlen, die müssen mir etwas kaufen.“
Ich fühle mich nicht wohl in dieser Unterhaltung, sie zerstört mein Urlaubsfeeling. Ich setze die Kopfhörer auf und träume. Endlich ist es so weit, wir starten. Ich fühle mich so lebendig, so abenteuerlustig. Fasziniert schaue ich auf den Bildschirm. Er zeigt ganz genau an, wo wir uns befinden, wie lange wir schon unterwegs sind und noch unterwegs sein werden. Während des ganzen Fluges bin ich vor Vorfreude unfähig, etwas zu lesen, geschweige denn zu schlafen.
In der Zwischenzeit betrinken sich die tätowierten Deutschen vor mir kräftig. Sie erzählen, dass sie schon einige Male auf Jamaika waren. Es ist großartig, das Gras ist sehr stark und man raucht es dort ohne Tabak. Die Stewardess verweigert ihnen nach ein paar Stunden neue Drinks. Rosa betrinkt sich auch etwas und knutscht mit einem der Männer rum. Ich selber trinke Fruchtsaft und genieße jede Minute des Fluges. Ich weiß, hätte ich auch nur einen Drink, würde ich mich auch betrinken. Seit Jahren schon bekämpfe ich diese periodischen Besäufnisse.

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5. März 2013

'Lizzy und der Feuris' von Nadja Schuhmacher

Eine Fantasy-Geschichte für junge und junggebliebene Leser.

Lizzy kann sich kaum darüber hinwegtrösten, dass ihr Lieblingshaustier, ein Grashüpfer, verschwunden ist, da kündigt sich schon das nächste Übel an – eine jener verhassten Prüfungen, bei denen sich wieder einmal herausstellen wird, dass sie, anders als ihr Bruder Jan, keinerlei magische Fähigkeiten besitzt.

Doch als sie missmutig die Tür öffnet, steht kein verschrumpelter Professor, sondern ein attraktiver junger Mann vor ihr – und es beginnt eine Prüfung, die für Lizzy tödlich enden könnte ... Ein neues spannendes, humorvolles Abenteuer aus dem grünen Land. Es ist inhaltlich eigenständig und kann vor oder nach "Marwin der Faule" gelesen werden.

Gleich lesen: Lizzy und der Feuris (Das grüne Land)

Leseprobe:
Mit einem Mal begannen Lizzys Finger zu schmerzen, als würden ihr die Nägel einzeln herausgerissen. Sie schlüpfte mit schmerzerfülltem Gesicht aus den weißen Handschuhen, die sie immer trug, und es bot sich ihr ein Bild des Grauens. Mit rasender Geschwindigkeit wuchsen ihre Fingernägel. Gleichzeitig verformten sich ihre zierlichen Hände zu wuchtigen Tatzen. Das Kreischen wiederholte sich in schneller Abfolge dreimal. Was geschieht mit mir, wollte sie schreien, aber nur ein tiefes Knurren entrang sich ihrer Kehle. Dann hatte sie das Gefühl, zwei scharfe Messer würden sich ihr in den Rücken bohren. Ihr Körper konnte diesen Schmerz nicht mehr ertragen. Sie schlüpfte aus ihrem Sommerkleid, warf sich von ihrem Stuhl und wälzte sich am Boden. Wieder dieses Kreischen. Es klang nach einem Vogel. Jetzt brachen Lizzy dicke Schuppen überall aus der Haut. Es fühlte sich an, als würde sie zerfleischt. Sie spürte, wie ihr an der Stirn ein Horn wuchs und wie sich ihr Steißbein unter unerträglichen Qualen zu einem Schwanz verlängerte, der mit einem Mal die ganze Küche ausfüllte. Ein siebtes Mal hörte sie das Kreischen. Möwen, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Gesicht verwandelte sich als Letztes. Lizzys Augen weiteten sich, zusätzliche Zähne brachen aus ihrem Gaumen, ihre Nase wurde zur Schnauze. Als Jan die Küche wieder betrat, war die Verwandlung abgeschlossen.

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