31. Januar 2014

'Das Haus an den Gleisen' von Rainer Bauer

Eine Geschichte vom Erwachsenwerden und der ersten Liebe. Sie beschwört die Illusionen unserer Kindheit und ihren Verlust. Deutschland in der Zeit zwischen Kennedy-Attentat und Mondlandung. In Berlin wird ein Student erschossen. Und Fritz geht's auch nicht gut. Bei der Wahl der Fußballmannschaften bleibt er übrig. Am Seil kommt er nicht hoch. Nicht mal den Hof kann er durchqueren aus Angst vor dem Gockel. Er kapiert die Schrittfolge beim Tanzen nicht und stolpert über eigene und fremde Füße. Schuld ist die Welt, weil sie ihm dauernd im Weg steht.

Da begegnet ihm Leo. Sie ist zwölf, so alt wie er. Sie sagt zu ihm, was noch niemand zu ihm gesagt hat: Du kannst es! Ich helfe dir. Leo wird sein Kompass. Sein weißes Kaninchen. Er wird sie nie mehr vergessen. Eines Tages ist sie verschwunden. Er steht vor seiner größten Herausforderung …

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Leseprobe:
Die Holztreppe ächzte und knarzte, wenn man seinen Fuß darauf setzte. Kam Hermann spätnachts in seinen schweren Stiefeln die gewachsten Stufen herauf, wusste ich genau, wo er war. Ich kannte jeden Laut in diesen Nächten der Angst.
Geht er weiter oder bleibt er stehen?
Die Schritte verstummten.
Jetzt stand er auf dem Treppenabsatz vor unserer verglasten Eingangstür. Ich lauschte seinem schweren Atem, hörte aber keinen Laut. Alles still. Wäre im Treppenhaus kein Licht gewesen, gedämpft durch das geriffelte Glas der Scheibe, hätte ich geglaubt, zu träumen.
Mir fielen die Augen zu.
Minutenlang muss er dort gestanden haben – dann, wie ein Paukenschlag in der nächtlichen Stille, fuhr es aus ihm heraus in diesem herrischen, schnarrenden Ton einer Amtsperson:
„Katzenpisse komm raus! Ich hab mit dir zu reden.“
Zwölf Jahre, fett wie ein Aal, erpicht auf erste Heldentaten, schlich ich geräuschlos zur Schlafzimmertür und linste durch den Spalt in den Flur.
„Nicht, bleib im Bett“, zischte Johanna hinter mir aus ihrer Bettengruft.
„Katzenpisse komm raus!“
Mit dem Licht im Rücken warf er einen übergroßen, schwankenden Schatten, aber ich war nicht beeindruckt: Selbst Ratten warfen große Schatten.
„Komm raus, stell dich! Wir kriegen dich, du Drecksau!“
„Sag nichts“, flüsterte Johanna meinem Vater zu. „Er geht auch wieder weg.“
Doch er ging nicht, sein Tagewerk war nicht getan. Im zweiten Stock öffnete sich die Tür und Hedwig kreischte herunter:
„Hermännle, so lass doch. Komm doch rauf, Hermännle. Ich bitte dich!“
„Halts Maul, Weib. Schaff dich ins Bett“, schrie Hermännle nach oben zu seiner Frau, seine Faust so heftig gegen unsere Türfüllung schmetternd, dass das Glas klirrte. „Bist du kein Mann, du Schlappschwanz? Komm raus, ich hab mit dir zu reden.“
„Hermännle! So hör doch auf, Hermännle!“ Die Stimme immer verzweifelter. Die grün leuchtenden Zeiger des Weckers zeigten Viertel vor zwei.
„He du, Katzenpisse. Liegst du da drin in deinem Bett? Träumst du was Schönes? Ich weiß genau, dass du mich hörst. Ich krieg dich, ich schwör`s dir. Ich krieg dich, du Drecksack, du. Du Drecksack, du dreckiger! Sei dir bloß nicht so sicher. Wir kommen und holen dich ab zum Verhör.“
In Filmen griffen sich die Leute an die Brust, kippten mit dem Gesicht in die Salatschlüssel und waren mausetot. Warum nicht Hermann? Warum ging Wendel nicht raus und warf ihn kopfüber die Treppe hinunter? Ein Unfall.
Er hatte einen sitzen und ist gestürzt. Ich hab’s genau gesehen. Ich kann es bezeugen, Herr Wachtmeister.
Was wollte er erreichen? Eindruck machen? War er hinter Johanna her? Hätte er sie gekannt, wie ich sie kannte, wäre er nicht hinter ihr her gewesen. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, einer von Wendelins Sprü- chen. Sprüche, keine Taten. Warum unternahm er nichts?
Ich hielt die Luft an.
Konnte er meine Gedanken lesen? Da draußen, keine drei Meter von meinem Bett, stand eine Amtsperson in grüner Uniform und schweren schwarzen, auf Hochglanz polierten Stiefeln: die Polizei!

Karriere machte Hermann freilich weniger als Gesetzeshüter, sondern mehr auf dem Gebiet der Medizin: Erst bekam er‘s auf die Brust, dann Bluthochdruck, dann einen Hörsturz, einen Herzinfarkt, Diabetes, erblichen Veitstanz oder irgendwas Degeneratives, von dem ich dachte, er hätte es schon immer gehabt. Wendelin, der Nichtraucher und Nichttrinker, ein stiller, in sich gekehrter Mann, war seit fünfundzwanzig Jahren tot.
Und wie geht‘s dem Gesetz?
Den Umständen entsprechend gut. Der ambulante Dienst pudert ihm zweimal am Tag den Arsch und wechselt die Windel.

"Das Haus an den Gleisen" im Kindle-Shop

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30. Januar 2014

'Ohne Hintern wär ich sexy' von Sandra Hausser

Hilfe, Klassentreffen! Auch Diana Frank bekommt eine Einladung zu einem Wiedersehen mit ihren früheren Mitschülern. Doch mit besagter Einladung flattern auch zwei große Probleme ins Haus, die es vorher zu lösen gilt: Denn während es an potenziellen Begleitern mangelt, herrscht an einer ganz anderen Stelle ein Überschuss: an Dianas Hinterteil. In den verbleibenden vier Wochen setzt Diana alles in Bewegung, um beide Herausforderungen zu bewältigen und vor den Augen der anderen bestehen zu können ... und tritt dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste.

»Ohne Hintern wär ich sexy« - Zum Schmunzeln und Mitfühlen!

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Leseprobe:
„Oh mein Gott! In vier Wochen schon?“, rief ich erschrocken in die leere Küche und hielt den Brief mit zittrigen Fingern umklammert. Seit Jahren wusste ich, dass ich diese Nachricht eines Tages in den Händen halten würde. Vor einiger Zeit hätte ich mich sogar sehr darüber gefreut, nun schien es der ungünstigste Zeitpunkt überhaupt. Ich starrte weiter auf das Papier. Das durfte nicht wahr sein.
Ich stand auf und holte mir eine Zigarette und ein Glas Wein aus der Küche, setzte mich an den Tisch und nahm den Brief ein weiteres Mal in die Hände. Sein Inhalt hatte sich nicht verändert, ich musste mich den Tatsachen stellen: Ich war zum Klassentreffen eingeladen. Meine Klassenkameraden versammelten sich, hatten mich seit fünfzehn Jahren nicht gesehen und keine Ahnung von meiner persönlichen Situation und meinem riesigen Hinterteil. Dieser, von mir sarkastisch als Fettsteiß betitelte Po war in den letzten sechs Jahren heimtückisch und gänzlich unbemerkt Teil meines Körpers geworden. Ich hatte seine Entwicklung zuerst nicht einmal bemerkt. Aus Jeansgröße siebenundzwanzig war eine neunundzwanzig geworden. Na und, dachte ich, du wirst eben älter, treibst weniger Sport und arbeitest im Sitzen. Jeans und andere Bekleidungsstücke der unteren Körperhälfte kaufte ich größer, dann noch größer.
Hajo, mein Exmann, sagte immer: „Sei froh, dass du nur an einer Stelle zunimmst. Andere werden rundum richtige kleine Fässer.“
„Und was ist mit den Proportionen?“, brüllte ich ihn irgendwann an. „Wie sieht das denn aus? Spindeldürre Arme und Beine, flacher Bauch, wenig Busen und ein fetter Hintern?“
Er lachte und erwiderte trocken, dass er gegen einen üppigeren Busen nichts einzuwenden habe.
Zeitgleich mit dem Wachstum meines Popos bröckelte unsere Beziehung. Hajo war immer öfter geschäftlich unterwegs. Auffällig oft. Das „Geschäftliche“ entpuppte sich später als Gabi Klein, wirklich klein war an ihr jedoch nur sehr wenig.
Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer. Aus meinem Nachtschränkchen kramte ich ein blaues Kästchen, in dem ich alle alten Bilder meiner Kindheit und Jugend aufbewahrte. Ich blickte ausschließlich auf mich selbst, als ich die Fotografien, eine nach der anderen, zutage förderte und mich sehnsüchtig in jene Zeit zurück wünschte. Drahtig, sportlich, dünn, keine Spur von Fettpolstern.
Ein Bild zeigte mich mit dem Rücken zur Kamera und mit einem Apfelärschlein, klein und rund, hübsch verpackt in einer ausgewaschenen Jeans. Keiner meiner Kameraden würde mich wiedererkennen, zumindest nicht von hinten. Ich gluckste belustigt. Dabei würde ich mich wirklich freuen, die alte Truppe einmal wiederzusehen. Den harten Kern zumindest, mit dem ich ständig Unfug angezettelt hatte. So mancher Lehrer kann sich sicher bis heute noch gut an uns erinnern. Auf den Rest konnte ich gern verzichten. Allerdings schlichen sich auch nachdenkliche Gedanken in meinen Kopf. Denn wenn wir die Schulzeit ein wenig ernster genommen hätten, so wie die Streberbank weit vor uns im Klassenzimmer, würde ich jetzt nicht hier sitzen, geschieden und mit Bratarsch. Die Lehrstelle im Reisebüro damals hatte mir zum Glück meine Mutter besorgt, nachdem sich all meine eigentlichen Berufswünsche wegen meines schlechten Abschlusszeugnisses von jetzt auf gleich in Luft aufgelöst hatten. Meine jetzige Anstellung verdankte ich dem puren Zufall.
Wie es wohl den anderen aus unserer Klassenclique ergangen ist, fragte ich mich und spürte Sehnsucht in mir aufkeimen. Doch ich konnte mir denken, wie es bei dem Klassentreffen werden würde. Ein Werbespruch aus den Neunzigern fiel mir dazu ein: Mein Haus – mein Auto – mein Boot. Fotos würden herumgereicht und als Grund zum Prahlen genutzt werden.
Ich konnte nur einen dicken Hintern und Bilder vom Ex anbieten.
Das durfte ich mir nicht antun, diese Schmach musste ich mir unter allen Umständen ersparen.
Morgen rufe ich Carola an und sage ihr, dass ich unmöglich zum Klassentreffen kommen könne. Ausgerechnet an diesem Wochenende fände die wichtigste Fortbildung der Reisebranche statt und Teilnahme wäre Pflicht. Aber sie solle bloß nicht vergessen, mich für das nächste Treffen wieder einzuladen. Da käme ich ganz bestimmt.
Zufrieden mit dem Beschluss und der wunderbaren, taktvollen Entschuldigung, ging ich zurück in die Küche, öffnete den Kühlschrank und schaute begierig auf die fett- und kalorienreich lächelnden Waren. Meine Finger tasteten sich zielorientiert vorbei an der Leberwurst und dem Butterkäse, der Stangensalami und dem Erdbeerquark. Schnell hatte ich mir den Topf Stracciatella-Pudding geschnappt und fingerte mit der freien Hand im Gemüsefach nach der Sprühsahne. Auf dem Sofa legte ich die Beine hoch, wickelte meine immer kalten Füße in die Mikrofaserdecke und sprühte eine wunderbar große Portion Sahne auf den Pudding.

Im Kindle-Shop: Ohne Hintern wäre ich sexy

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23. Januar 2014

'Zentauren küssen anders' von Elle Marc

Fantasy mit Humor, Action und Romantik.

Ein Unfall machte ihn zu dem, der er heute ist: verletzt, verbittert, einsam. Er hat nur noch einen Wunsch: ein Leben in Freiheit, in den Wäldern, fernab der Zivilisation. Als der Tierarzt Eric Ehrenthal die Fähigkeit erwirbt, sich in einen Zentauren zu verwandeln, sieht er sich am Ziel seiner Träume. Gäbe es da nicht das weibliche Geschlecht, das der impotente Mann plötzlich wie magisch anzieht ...


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Leseprobe:
Eric drehte den Wasserregler unerbittlich in die rote Richtung. Er brüllte wie ein Eisbär in den heißen Quellen Islands, fing aber an zu lachen, weil es ihm Spaß machte, seinen Körper nach einer durchwachten Nacht zu neuem Leben zu erwecken. Er nahm sich Shampoo aus dem Spender und massierte sein ausgedünntes helles Haar. Wohin auch immer sich seine Haare in den letzten Monaten verkrümelt hatten, sie sollten sich zum Teufel scheren. Er stellte das Wasser ab. Aus dem Duschgel, das in einem Körbchen an der Seite stand, drückte er mühsam eine haselnussgroße Menge heraus bis es ihm aus der Hand flutschte.
„Verflucht nochmal“, knurrte er. Mürrisch seifte er sich mit dem wenigen Waschmittel ein und scheuerte darum ausgiebiger mit einem brettharten Waschlappen über seine bleiche Haut als wäre sie durch den Hitzeschock nicht schon rot genug. Er bückte sich nach dem Duschgel und streckte dabei sein steifes rechtes Bein aus der Duschwanne. Als seine Finger den Plastikbehälter berührten, verlor er das Gleichgewicht, schlug mit der Wange gegen das Körbchen und mit dem Ellbogen an den Wasserhahn. Sofort prasselte ein eiskalter Schauer auf ihn nieder, der seinen Atem stocken und sein Herz stolpern ließ. „Dieses verflucht verfluchte Bein“, würgte er aus einem Zustand, den man als schockgefroren bezeichnen konnte.
Beim Aufstehen öffnete er die Augen, schrie ein „Scheiße“ in den Brausestrahl, und presste eine zehntel Sekunde später die Lider fest aufeinander. Das Shampoo brannte höllisch. Wütend warf er das Duschgel in die Duschwanne, traf aber nur seinen linken Fußrücken. Er stöhnte. Himmel, Arsch und Wolkenbruch! Jetzt ist es aber genug!
Blind tastete er nach dem Wasserhahn, um ihn ins Warme zu drehen. Nur zögernd erholten sich Herz und Lunge von dem Kälteschock und Eric keuchte ein „Was für ein Morgen“ an die nassen Fliesen, gegen die er seine Stirn gelehnt hatte.
Mit hochgezogenen Brauen betrachtete er sein Spiegelbild und überlegte beim Anblick der geröteten Augen und der aufgesprungenen Wange, ob es nicht besser wäre, gleich wieder ins Bett zu gehen. Schließlich zuckte er die Schultern und nuschelte: „Einem Krüppel kann das schon mal passieren.“

Eine Stunde später saß Eric in der Besprechungsrunde, die sein Vorgesetzter jeden Montagmorgen abhielt. Er gähnte verstohlen in seine Hand, während sich in seinem Gehirn nichts als leere Seifenblasen tummelten. Wieder einmal hatte er eine dieser schlaflosen Nächte hinter sich gebracht, die ihn seit einem Jahr aufsuchten und die sich nur dadurch von den anderen unterschied als sie im Bad ihren krönenden Abschluss gefunden hatte. Bleischwer war sein Wochenende an ihm vorbeigezogen genau wie die Regenwolken, die am Firmament festklebten. Seine Wange pochte unaufhörlich und er wusste, dass sich früher oder später im gleichen Takt pulsierend gnadenlose Kopfschmerzen einstellen würden. Es war nur eine Frage der Zeit. Aus weiter Ferne hörte er Dr. Huber wie er mit lauten Worten einen Artikel aus der Kronacher Tageszeitung vorlas.
„Jagdunfall oder Drohung? Bankdirektor endet im Rollstuhl. Als ihr Mann am Sonntagmorgen immer noch nicht von der Jagd zurückgekehrt war, verständigte die Ehefrau die Polizei. Nach mehrstündiger Suche wurde der Jäger unter einem zusammengebrochenen Hochsitz geborgen. Er war ansprechbar, aber reglos. Im Krankenhaus stellte man einen gebrochenen Halswirbel fest. Der Jäger wird nie mehr auf die Jagd gehen können. Weitere Ermittlungen der Polizei stehen noch aus.“
Stille. Beim Wort Rollstuhl spülte es Eric sein Frühstück den halben Weg vom Magen in die Speiseröhre hinauf. Er spürte wie die Säure die Schleimhaut verätzte, biss die Zähne zusammen und stemmte eine Faust gegen den Solarplexus.
Oh Gott. Nicht jetzt. Dieser Körper macht langsam was er will.
Die Mitarbeiter des Veterinäramtes standen in einer ausgedienten Küche beim Kaffee zusammen.
„Da ist doch was faul. Das schreit doch zum Himmel“, entfuhr es Dr. Huber. Eric würde es nie verstehen wieso sein Chef sich so künstlich aufregte. Was kümmerte ihn der Fischer? Es lag doch auf der Hand. Der Mann war alt und hatte im Wald nichts mehr zu suchen.
„Ist schon seltsam“, murmelte er nachdem er einen tiefen Atemzug genommen hatte, darauf bedacht, die richtigen Worte zu finden, „aber wer so alt ist wie der Fischer sollte nicht mehr auf die Jagd gehen.“
„Ein Jäger ist nie zu alt für seine Leidenschaft.“ Der empörte Ausruf des Veterinärdirektors ließ Eric einen Schritt zurücktaumeln.
„Herr Kollege, ein Amtstierarzt sollte immer auch etwas von der Jagd verstehen, begreifen Sie das endlich. Übrigens, es beginnt ein neuer Kurs. Werden Sie uns beehren?“
Das hämische Grinsen seines Vorgesetzten brachte ihn normalerweise immer auf die Palme, doch heute hatte ihn die Magensäure fest im Griff. Das einzige, was ihm einfiel war: „Sie wissen doch, mir fehlt die Leidenschaft.“
Er kann es einfach nicht lassen.
Unterdrücktes Lachen machte sich unter den anderen Männern breit, die Dr. Hubers Sticheleien gegen ihn gewohnt waren.
„Liegt noch etwas an?“, fragte Eric mit starrem Gesicht und geballten Fäusten, die er hinter seinem Allerwertesten verbarg. Seine Laune befand sich sowieso schon zwischen den Karteileichen eines Begräbnisinstituts.
„Haben Sie es heute eilig?“ Dr. Huber taxierte ihn und schmunzelte. „Auf meinem Schreibtisch liegt eine Beschwerde. Da müssten wir heute noch hin.“
Eric drehte sich missmutig um. Wenn der Chef von „wir“ sprach, meinte er im Allgemeinen, dass er die unliebsamen Arbeiten an ihn delegierte. Seine ungleichmäßigen Schritte hallten den Gang entlang, doch nicht laut genug, um die Sätze, die er nicht hören sollte, zu übertönen: „Finden Sie es richtig, ihn allein dort hinzuschicken?“ und „Er sagt doch immer, wir sollen ihn nicht behandeln wie ein rohes Ei.“ Es war nicht neu, dass die Kollegen in seiner Abwesenheit über ihn redeten und eigentlich war es ihm auch egal. Und dennoch, heute verhärteten sich seine Lippen unwillkürlich zu einem schmalen Strich. Es war erschütternd, festzustellen, dass sie noch nicht einmal den Anstand besaßen, zu warten bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

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14. Januar 2014

'William und Die blutende Quelle im Wald' von Marita Sydow Hamann

Ein spannendes Krimi-Abenteuer für Kinder ab 10.

Die drei Freunde William, Albin und Ida machen eine unglaubliche Entdeckung: Die Quelle am Wichtelpfad blutet! Aus einem gespaltenen Fels läuft blutrotes Wasser heraus, sie sehen es mit eigenen Augen. Doch niemand glaubt ihnen ...

Es gibt eine uralte Legende im Ort, von einem verschwundenen Pastor, der ermordet worden sein soll. Laut dieser Überlieferung, soll sich das Wasser der Quelle auch damals rot gefärbt haben ...

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Leseprobe:
»Bist du sicher?«, fragte Albin mit skeptischem Blick.
»Absolut!«, antwortete Ida und warf ihren dicken, blonden Zopf nach hinten. Entschlossen zog sie das kleine Kellerfenster auf. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe hinein, da sie keine der praktischen Stirnlampen hatte wie William und Albin.
»Das Haus soll abgerissen werden, genau, wie William vermutet hat«, erklärte Ida. »Der alte Larsson ist vor einem Monat ins Heim umgezogen. Morgen kommt die Abrissfirma. Also ist das unsere letzte Chance.«
»Ich gehe vor«, entschied William und schob Ida beiseite.
Ida verdrehte die Augen und schnaufte abfällig. Sie drückte William unsanft zurück. »Da wartet schon kein Geist auf mich!«, spöttelte sie.
Albin grinste breit. »Da hast du’ s. Den Geist des Pastors gibt‘ s ja auch nicht!«
William zog eine Grimasse und fuhr sich mit der Hand durch seine strubbeligen, blonden Haare.
Im Ort wurde erzählt, der Geist des Pastors spuke in dem Haus hinter dem Friedhof. William, Albin und Ida wussten es besser, denn vor ein paar Jahren waren sie der Geschichte auf den Grund gegangen. Gefunden hatten sie Williams großen Bruder Anders und dessen Freundin Sophie. Jugendliche benutzten das Spukhaus nämlich als heimlichen Treffpunkt. Und, um ungebetene Gäste fernzuhalten, hielten sie die Spukhausgeschichte mit einem angeblich unheimlichen Licht am Leben. William erinnerte sich gut daran, dass sie alle drei schreckliche Angst gehabt hatten. Denn der einzige Weg zum Spukhaus führte über den Friedhof, und der war nachts richtig gruselig.
»Sei bloß still, Albin! Du hast dir doch fast in die Hosen gemacht!«, konterte William und grinste zufrieden, als er sah, wie Albin sich nervös umsah, als Ida in den dunklen Keller kletterte.
Die Taschenlampe störte sie.
»Ich brauch dringend eine neue Stirnlampe«, murmelte sie vor sich hin. Der Lichtschein fuhr umher wie ein Irrlicht auf der Flucht.
»Du wolltest doch nur vor Ida den Mutigen spielen«, zischte Albin William zu. »Nur deshalb wolltest du zuerst gehen!«
»So ein Quatsch«, giftete William zurück, obwohl Albin genau ins Schwarze getroffen hatte. Er kannte ihn wirklich gut, was nicht verwunderlich war.
William, Albin und Ida waren Freunde, seit sie denken konnten. Es gab sogar Fotos von ihnen, wie sie mit zwei Jahren nackt am Strand spielten. Williams Mama holte diese Fotos oft hervor und zeigte sie Menschen, die William oft nicht einmal kannte.
Peinlich, fand William. Warum machte sie das nur? Als ob er, Albin und Ida das heute noch machen würden!
»Kommt ihr?« Idas aufgeregtes Gesicht erschien im Kellerfenster. Sie leuchtete mit der Taschenlampe direkt in Williams Augen.
»He, lass das!«, schimpfte er und sah sich aufgebracht um. »Willst du den ganzen Ort herlocken?«
Albin wurde immer nervöser.
»Los, zur Seite!«, drängelte er Ida rückwärts. Sie machte Platz, und Albin kletterte in den Keller.

Im Kindle-Shop: William und Die blutende Quelle im Wald: Kinder Krimi

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10. Januar 2014

'Gestatten, Erkül Bwaroo, Elfendetektiv' von Ruth M. Fuchs

Ein humorvoller Fantasy-Krimi. Erkül Bwaroo hat einen für einen Elfen ziemlich ungewöhnlichen Beruf – er ist Privatdetektiv. Als der Elf mit dem stattlichen Schnurrbart und dem französischen Akzent eines Tages von sieben Zwergen zu der Leiche einer wunderschönen Prinzessin gerufen wird, scheint jeder außer diesen Zwergen von einem Unfall auszugehen. Doch auch Bwaroo wittert ein Verbrechen. Allerdings kann er nicht die Meinung der Zwerge teilen, nur die Stiefmutter der Prinzessin könne die Mörderin sein.

Vielmehr gibt es für ihn eine ganze Reihe von Verdächtigen, einschließlich der sieben Zwerge. Der Detektiv macht sich also daran, mit seinen ‚kleinen grauen Zellen’ den Fall zu lösen. Dabei schreckt er auch nicht davor zurück, seine eleganten Lackschuhe dem feuchten Waldboden auszusetzen. Mit Hilfe seines unerschütterlichen Dieners Orges kommt er bei der Aufklärung auch scheinbar gut voran – da geschieht ein zweiter Mord.

Dieses Buch ist eine humorvolle Hommage an die Kriminalautorin Agatha Christie und ihren berühmten belgischen Detektiv.

Gleich lesen: Gestatten, Erkül Bwaroo, Elfendetektiv (Erkül Bwaroo ermittelt 1)

Leseprobe:
„Also dann“, redete Bilmo sich selber gut zu, „reiß dich zusammen. Die Leiche kann schließlich nicht ewig so rumliegen.“
Er holte noch einmal tief Luft und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, an den Klingelzug erreichen zu können. Noch einmal zögerte er kurz, dann zog er kräftig daran. Nervös drehte er seine Zipfelmütze in den Händen und ertappte sich dabei, wie er hoffte, es sei niemand zu Hause. Doch da öffnete sich auch schon die Tür und ein distinguierter Butler blickte mit undurchdringlicher Miene auf ihn herab: „Sie wünschen?“
„Ich möchte zu Erkül Bwaroo.“ Bilmo schluckte, fügte dann aber noch rasch hinzu, „in einer geschäftlichen Angelegenheit.“
„Natürlich“, der Butler verzog immer noch keine Miene, machte jedoch einen Schritt zur Seite und gleichzeitig eine Geste ins Innere des Hauses. „Wenn Sie die Güte hätten, einen Moment im Vestibül Platz zu nehmen ...“
Bilmo hatte keine Ahnung, was das sein sollte, trat jedoch ein. Gehorsam nahm er auf dem Stuhl Platz, auf den der Butler wies, allerdings nur vorsichtig auf dem Sitzrand. Denn er war überzeugt, dass es nicht sehr geschäftlich aussah, wenn er die Füße baumeln ließ.
„Wen darf ich melden?“, fragte der Butler mit ausdruckslosem Gesicht.
„Äh... mein Name ist Bilmo Taschler“, stotterte Bilmo.
„Sehr wohl.“ Der Butler verschwand durch eine Tür auf der rechten Seite und alleingelassen wagte es Bilmo, sich verstohlen umzusehen, wobei er weiter seine Mütze umklammert hielt.
Er befand sich in einer Eingangshalle, von der zwei Türen abgingen, eine rechts, durch die der Butler verschwunden war und eine identisch aussehende links. Überhaupt kam man sich vor, als wäre in der Mitte des Raumes ein Spiegel, denn alles war absolut spiegelbildlich. Der Stuhl, auf dem Bilmo saß, hatte ein genau gleich aussehendes Gegenstück auf der anderen Seite des Raumes. Nur war der eben leer, und Bilmo hatte bald das Gefühl, einen Frevel zu begehen, weil er die Symmetrie durch seine bloße Anwesenheit störte.

„Draußen wartet ein Herr Bilmo Taschler“, meldete der Butler seinem Herrn. „Er bittet um eine geschäftliche Unterredung.“
Erkül Bwaroo blickte von seinem Pollentörtchen auf, das er gerade mit Genuss verspeiste: „Bilmo? Bilmo Taschler? Nie gehört. Will da mal wieder einer eine Versicherung gegen Hexenflüche verkaufen?“
„Das glaube ich nicht. Es handelt sich um einen, äh, rustikalen Zwerg. Wegen eines Versicherungsvertreters hätte ich Sie nie gestört.“
„Natürlich nicht, Orges. Ein rustikaler Zwerg? Interessant. Es muss etwas Außergewöhnliches dahinter stecken, wenn ein Zwerg vom Land sich aus freien Stücken an einen Elf aus der Stadt wendet.“
„In der Tat“, Orges, der Butler, machte nach wie vor ein ausdrucksloses Gesicht.
Bwaroo strich sich gedankenvoll seinen üppigen Schnurrbart: „Très intéressant. Vielleicht ein neuer Fall. Nun gut, bitten Sie ihn in mein Büro. Ich komme gleich.“
Mit einer knappen Verbeugung verließ der Butler das Zimmer wieder. Erkül Bwaroo blickte ihm lächelnd nach. Ja, es war bestimmt ein neuer Fall. In letzter Zeit war nicht viel los gewesen und Bwaroo hatte bereits angefangen, sich zu langweilen. Selbst der brillanteste Verstand des Elfenreichs – und er zweifelte keine Sekunde daran, dass das der seine war – brauchte doch Anregung von außen. Philosophische Erwägungen oder theoretische Denkspielchen waren nichts für ihn. Nun, vielleicht bekamen seine grauen Zellen ja bald wieder etwas zu tun.
Gut gelaunt verzehrte Erkül Bwaroo den Rest des Törtchens, seiner Lieblingsspeise zu einem späten Frühstück wie heute, und trank genüsslich seine Tasse Würzmilch leer. Dann tupfte er sich sorgfältig die Mundwinkel mit der Serviette ab und erhob sich.
„Dann wollen wir doch mal sehen ...“, murmelte er vergnügt.

Im Kindle-Shop: Gestatten, Erkül Bwaroo, Elfendetektiv (Erkül Bwaroo ermittelt 1)

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8. Januar 2014

'Ehre sei dem Vater' von Elisa May

Krimispannung in einem heiteren bis nachdenklichen Roman über zwischenmenschliche Beziehungen. Franz Seidl kommt nicht darüber hinweg, dass ihm nach einem Unfall ein Bein abgenommen werden musste. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum der mürrische Alte seiner Familie das Leben zur Hölle macht.

Als er eines Tages spurlos verschwindet, macht sich ausgerechnet sein ungeliebter Sohn Julian, gemeinsam mit zwei Freundinnen, auf die Suche nach ihm. Während sich die persönlichen Schicksale der drei Freunde zuspitzen, kommen sie einem lang gehüteten Geheimnis auf die Spur.

Gleich lesen: Ehre sei dem Vater



Leseprobe:
Die nächtlichen Saufgelage der Besatzer hatten sich längst überall herumgesprochen. Niemand im Dorf hätte gewagt, abends die Haustüren zu verschließen, viel zu groß war die Angst, dass die Russen aus Zorn über verriegelte Türen ganze Häuser in Brand steckten. „Hoffentlich haben sie es diesmal nur auf Lebensmittel und Wertgegenstände abgesehen, sonst sollen sie mir lieber gleich das Leben nehmen.“ Diese Worte hallten in den Ohren des kleinen Jungen nach, als er auf seinem Strohsack im hintersten Winkel des kalten Zimmers kauerte und erfolglos versuchte, die düstere Stimmung des Tages zu verdrängen. Er hatte seine Mutter im Gespräch mit der Nachbarin belauscht und konnte sich nicht erklären, was noch schrecklicher sein könnte als der Verlust des Lebens. Von Weitem hörte er den spitzen Schrei einer Frau. Seine klammen Finger krallten sich in den rauen, unnachgiebigen Stoff, bis seine Mutter endlich ins Zimmer schlich und ihn still in die Arme nahm. Er konnte ihren heftigen Herzschlag spüren, und der Rosenkranz, den sie um ihre Hände gewickelt hatte, bohrte sich schmerzvoll in seine zarte Haut. „Gott behütet uns!“, murmelte sie leise in sein Ohr. „Niemand kann uns etwas anhaben.“
„Warum ist Vater denn nicht da, um uns vor diesen Männern zu beschützen?“, jammerte der Junge, obwohl er diese Frage schon oft genug gestellt hatte und die Antwort darauf nur zu gut kannte. Ehe seine Mutter antworten konnte, ließ sie ein dumpfes Geräusch zusammenzucken.
Die massive Eingangstür knarrte, als sich schwere Stiefel den Weg ins Innere des alten Bauernhauses bahnten. Die Mutter presste dem Jungen die Hand auf den Mund. „Pssst, keinen Laut, ganz egal was passiert, ich bin gleich wieder bei dir!“, flüsterte sie heiser, während sie beinahe lautlos den Raum verließ.
Er rührte sich nicht vom Fleck und hielt sich die Ohren zu, um die verhaltenen Aufschreie seiner Mutter nicht mehr zu hören. „Vater, Vater, Hilfe!“ stöhnte er, während er sich, mit den Beinen wild um sich schlagend, von einer Seite auf die andere wälzte.
Als Franz Seidl die Augen öffnete, saß seine Frau aufrecht neben ihm im Bett und strich mit den Fingerspitzen sanft die ergrauten Haare aus seinem schweißnassen Gesicht.
Schwer atmend setzte er sich auf. „Ist ja gut mein Schatz, du hast nur wieder geträumt!“, versuchte sie ihn zu trösten, doch es dauerte noch ein paar Minuten, bis Franz wieder vollends zu sich gekommen war. „Nur wieder so ein Traum ….“, stieß er erleichtert und zugleich verlegen aus. Solche Bloßstellungen seiner Verletzlichkeit beschämten ihn zutiefst. Seit seiner Kindheit wiederholten sich diese unheilvollen Träume immer wieder und in letzter Zeit immer häufiger. Man sollte meinen, dass die Erinnerungen mit den Jahren an Gewicht verlieren, doch ihn schienen sie mit der Zeit immer mehr zu erdrücken.
Das gedämpfte Licht der Nachttischlampe erhellte nur die dem Licht zugewandte Hälfte seines hageren Gesichtes. Die spärliche Beleuchtung vermochte nicht über den ängstlichen Ausdruck seiner Züge hinwegzutäuschen. Seine tagsüber zu einem exakten Seitenscheitel frisierten Haare klebten wirr an seiner Stirn. Franz fühlte sich unwohl unter Annas wachsamen Augen und er drehte sich zur Seite. Doch sie hatte den Blick bereits wieder von ihm abgewandt. Flink wie ein junges Mädchen drehte sie sich zur Seite, um gleich darauf mit beiden Beinen auf dem knarrenden Holzboden des Schlafzimmers zu stehen. „Ich mach dir einen Pfefferminztee mit Milch und Honig. Das tut dir ganz bestimmt gut!“, sagte sie aufmunternd und verschwand im selben Moment in ihrem geblümten Rüschennachthemd und den warmen Fellpantoffeln durch die Zimmertüre, ohne einen möglichen Widerspruch von ihm abzuwarten. Der Hund, der vor der Türe gelegen hatte, nutzte die Gelegenheit und schlüpfte durch den schmalen Türspalt, um sich wie selbstverständlich ans Bett seines Herrchens zu legen. Franz beugte sich ungeschickt seitlich aus dem Bett und streichelte dem treuen Tier liebevoll über das weiche Fell. „Willst mich wohl vor bösen Träumen beschützen, was Ronny? Dagegen werden wir wohl beide nicht ankommen!“

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