30. September 2014

"Buddha hat Aua!" von Jörg von Rohland

Eine bayerisch-vietnamesische Hochzeit mit Hindernissen. Zum Lachen und manchmal auch zum Weinen ist die tragisch-komische Liebesgeschichte „Buddha hat Aua!“ von Jörg von Rohland. Seinen Schritt vom alten, eintönigen Leben in Deutschland in ein völlig neues in Vietnam beschreibt er in dem mit zahlreichen Fotos garnierten biographischen Roman schonungslos. Unterhaltsam sind seine naiven Beobachtungen in einem fremden Land, das er bis dahin nur als Rucksacktourist kannte. Kurzweilig und selbstironisch berichtet der Autor auch von den Reisen davor, die ihn durch mehrere Länder Südostasiens führten. Mit einem Kumpel schlitterte er auf diesen von einer Katastrophe in die nächste.

In Vietnam lernt Jörg durch einen unglaublichen Zufall seine spätere Frau kennen. Die Gefühle fahren Achterbahn, wenn er sie verlassen muss und wieder zu ihr zurückkehrt. Bis zur Hochzeit bei Ho Chi Minhs Erben ist es ein langer, steiniger Weg. Vier Monate dauert es, bis die Behörden grünes Licht geben: nach einer satten Schmiergeldzahlung an das zuständige Volkskomitee. Aus dem frisch vermählten Paar wird in kürzester Zeit eine Großfamilie, mit der es von Deutschland aus wieder und wieder nach Vietnam geht. Vom Wunderheiler bis zur Wahrsagerin probiert die Familie dort alles aus. Wie sich letztlich zeigt: mit Erfolg.

Nebenbei erzählt der Autor, was in Vietnam alles im Argen liegt: Armut und Korruption an erster Stelle. Einen erhobenen Zeigefinger werden die Leser dabei aber vergeblich suchen. Dafür finden sie liebenswerte Protagonisten, die in Vietnam leben und leiden.

Gleich lesen: Buddha hat Aua! - Bayerisch-Vietnamesische Hochzeit mit Hindernissen

Leseprobe:
Fünf Jahre, bevor meine Tochter uns im ganzen Dorf bekannt machen sollte, war noch nicht abzusehen, dass ich einmal eine Familie haben werde. Der Gedanke lag in weiter Ferne. Mein Leben war zu dieser Zeit entsetzlich langweilig. Vor allem das Privatleben. Sechs Jahre hing ich nun schon in einer Beziehung mit einer Gutachterin, die meinen Hund mehr mochte als mich. Das Liebesleben war schon am Anfang der Beziehung mau. Sie hatte einfach keinen Spaß daran. Irgendwann ließen wir es ganz sein. Meine Abende verbrachte ich jahrelang mit den Sexy Sportclips vor dem Fernseher. Wir lebten nebeneinander her und empfanden es mit der Zeit als völlig normal.
Bewegung sollte in mein Sexualleben kommen, als ich zusammen mit meinem Kumpel Olli einen Kurztrip unternahm – wir wollten irgendwohin, wo es warm ist. „Raus aus Deutschland, und zwar möglichst schnell“, sagten wir uns. „Last Minute“ war das Naheliegendste: Am Flughafen in München fragten sie uns, was wir wollen. „Meer und Strand“, war unsere klare Ansage. „Und Nachtleben, wollen Sie auch Nachtleben?“ „Na klar wollen wir Nachtleben.“ Der freundliche junge Mann am Schalter legte uns das thailändische Pattaya nahe: „Da haben Sie alles!“ Zwölf Stunden später saßen wir im Flugzeug Richtung Thailand. Etwas erstaunt waren wir schon von den vielen alleinreisenden Männer im Flugzeug, aber letztlich war uns egal, wer mit uns flog. Wir freuten uns, endlich dem eintönigen Leben in Deutschland zu entkommen – sei es nur für eine Woche. Im Hotel in Pattaya angekommen, fielen uns als erstes die Kondome, die in unserem Zimmer auf dem Kühlschrank lagen, ins Auge. Langsam dämmerte uns, was der Mann am Flughafen unter „Nachtleben“ verstand. Es kam mir gerade recht: Nach den enthaltsamen Jahren, die hinter mir lagen, war Pattaya für mich eine Erlösung. Ich ging aus dem Hotel und betrat das Paradies. Nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl, begehrt zu werden. Dass die Begierde der jungen Frauen, die mir in den Bars und Nachtclubs um den Hals fielen, vor allem meinem Geldbeutel galt, war mir gleichgültig. Ich geriet in Trance, fühlte mich endlich wie ein echter Mann und lebte all meine Phantasien aus, die ich bis dahin nur aus dem Fernsehen kannte. Und ich schämte mich noch nicht einmal dabei.
Die Woche war kurz. Viel zu kurz, um zu begreifen, was geschehen war. Zurück in Deutschland, schämte ich mich dann doch, obwohl es keinen Grund dafür gab. Dass mein zufälliger Ausflug ins Reich der Sinne reine Notwehr war, wurde mir erst viel später klar. Ich lebte das langweilige Leben weiter. Die Gutachterin war wieder da, und die Erotik kam wieder aus dem Fernseher.

Wir überließen es dem Zufall und ließen den Finger auf die Karte Südostasiens fallen. So kam es, dass Olli und ich ein Jahr darauf nach Kambodscha flogen. 14 Tage hatten wir Zeit. Wir genossen die zwei Wochen mit allem, was dazugehört, ließen Angkor Wat links liegen und berauschten uns an den abgelegenen Tempeln jenseits der Touristensammelstellen. Dieses Mal waren wir keine langweiligen Pauschaltouristen, die sich in Pattaya an den Strand oder (wie ich) in fremde Betten legten. Wir schnallten unsere Rucksäcke um und stürzten uns in ein Abenteuer, ohne den blassesten Schimmer zu haben, was uns erwartet.
Wir wählten eine Reiseroute, die nur wenige Touristen einschlagen. Von Bangkok ging es mit dem Sammeltaxi zur südwestlichen Grenze von Kambodscha. In dem Örtchen Hat Lek gingen wir zu Fuß über die Grenze – wir waren die einzigen. Den Grenzbeamten mussten wir dabei hoch und heilig versprechen, dass wir kein SARS haben und auch sonst nichts Böses im Schilde führen. Dann standen wir in der Region Koh Kong, eine als gesetzlos geltende Provinz, die vom Rest des Landes weitgehend abgeschnitten ist und als Paradies für Schmuggler gilt. So stand es zumindest in unserem Reiseführer, der ausdrücklich vor der Region warnte. Noch viel gefährlicher als die Schmuggler sollen die Malaria-Mücken von Koh Kong sein, gegen die laut Reiseführer keine Pille der Welt mehr etwas hilft. Die Keime, die die Viecher übertragen, sind „resistent“, stand da geschrieben.
Vielleicht war es ein Schmuggler, der nicht wusste, wohin mit seinem Geld, oder ein Wahnsinniger: Irgendjemand war auf die phantastische Idee gekommen, in genau dieses Gebiet ein riesiges Grandhotel namens "Koh Kong International Ressort Club" mit 300 Betten zu bauen. Wir waren die einzigen Gäste und der Swimmingpool war leer. Trotzdem betrachteten wir jede Mücke mit großem Misstrauen und reisten so schnell weiter, wie es nur ging.
Ein besonderes Erlebnis in Kambodscha war auch die Bootsfahrt auf dem Tonle Sap – ein Fluss, der sich in der Monsun-Zeit auch gerne in eine endlose Seenlandschaft verwandelt. Das Speed-Boot, innen mit Einheimischen vollgestopft und einer Reihe von extrem coolen Travellern an Deck, legte in der Hauptstadt Phnom Penh ab. Sein Ziel: Siem Reap, die Stadt vor dem berühmten Angkor, das heutzutage auch ein beliebtes Ziel von Pauschaltouristen ist. Der Kapitän hatte offensichtlich kräftig einen über den Durst getrunken: Kurz nach dem Ablegen steuerte er seinen Kahn auf das linke Ufer des Tonle Sap zu, das bedenklich näher kam. Statt den Rückwärtsgang einzulegen oder gegenzusteuern, gab er Vollgas. Was den Bootsführer dazu bewogen hatte, blieb sein Geheimnis. Wahrscheinlich war er nicht nur besoffen, sondern auch bekifft. Der vollbesetzte Touri-Dampfer rauschte ungebremst in die Böschung und blieb in bedrohlicher Schieflage hängen. Die Traveller hatten einiges ihrer Coolness eingebüßt und schrien um ihr Leben. Wer letztendlich den Rückwärtsgang einlegte und den Kahn unfallfrei nach Siem Reap steuerte, war nicht mehr herauszubekommen. Es war auch egal: Wir waren um ein Abenteuer reicher.
Das Schöne an der Reise durch Kambodscha war das Unvorhersehbare. Davon hatte sie jede Menge zu bieten: Nach dem Genuss einer selbstgedrehten Zigarette und einer Moped-Fahrt zu einem abgelegenen Angkor-Tempel fühlte ich mich mitten im Film „Tomb Raider“. Zu meinem Glück fehlte nur noch Angelina Jolie. Aber der Anblick war auch so umwerfend genug: Die Baumriesen, deren Wurzeln wie Krakengebilde über die alten Gemäuer wuchern, wirken schon auf Bildern beeindruckend. Wer selbst davorsteht, versinkt in Demut.

Im Kindle-Shop: Buddha hat Aua! - Bayerisch-Vietnamesische Hochzeit mit Hindernissen

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26. September 2014

'Liebe, Macht und rote Rosen' von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Als Sybille Hold-Meixner, Kabinettschefin des Sozialministers, nach dessen Unfalltod zu seiner Nachfolgerin gekürt wird zögert sie kurz, ehe sie das Amt annimmt - unter anderem auch, weil ihr Kanzler Elmar Reifenstein einmal sehr nahe gestanden ist. Kaum hat sie ihr neues Büro bezogen fallen ihr Unterlagen in die Hände, die Gewerkschaftsboss Meller in arge Bedrängnis bringen. Aber ist es politisch klug sich mit der Gewerkschaft anzulegen?

Sybille überlegt nicht lange und nimmt den Kampf auf – schließlich soll Recht auch Recht bleiben. Doch sie hat nicht nur mit dem politischen Gegner zu kämpfen, auch Elmar bringt sie in eine höchst unangenehme Lage und mit ihrer halbwüchsigen Tochter Kerstin hat sie es auch nicht immer leicht.

Gut, dass wenigstens der Chefredakteur des Tagblattes immer öfter ihre Partei ergreift, er erweist sich auch sonst als höchst angenehme Gesellschaft, aber darf sich eine Ministerin in einen Journalisten verlieben?

Gleich lesen: Liebe, Macht und rote Rosen

Leseprobe:
Als Sybille schlaftrunken die Jalousien hochzog, war es draußen dunkel und nebelig. Ihre Tochter Kerstin wollte auch nicht aus den Federn. Das konnte sie ja verstehen, aber dass sie dann auch noch das Bad stundenlang blockierte, zerrte schon ziemlich an ihren Nerven, und als sie beim Frühstück mit einem ihrer Igitt-igitt-Blicke sagte: „Wie siehst du denn heute aus?“, schien das Maß voll.
Wie immer zählte Sybille erst heimlich bis zehn, ehe sie, schon etwas weniger gereizt, antwortete: „Lass mich raten: schwarz und traurig? Genauso fühle ich mich, heute ist doch das Begräbnis von Doktor Winter.“
„Okay, aber du bist seine Kabinettschefin, nicht seine Witwe“, antwortete Kerstin gelangweilt, trank ihren Orangensaft, schnappte sich einen Apfel und ging.
„Du sollst doch …“, den Rest konnte sie sich sparen, die Tür war bereits hinter Kerstin ins Schloss gefallen.
Lustlos aß sie ein paar Löffel von ihrem Müsli, verstaute die restlichen Lebensmittel wieder im Eiskasten und betrachtete sich im Vorzimmerspiegel. Vielleicht war die schwarze Bluse zusammen mit dem schwarzen Kostüm und ihrem schwarzen Haar doch etwas zu viel. Seufzend ging sie zurück ins Schlafzimmer.
Weiß? Rosa? Ach, hier war noch diese silbergraue Schleifenbluse. Die hatte sie schon eine Ewigkeit nicht getragen, aber zusammen mit der Blutsteinkette und den dazu passenden Ohrgehängen sah sie gar nicht so übel aus. Noch ein wenig Lippenstift, dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Vater.
Sie konnte zwar nicht verstehen, warum er sich diese Tortur freiwillig antat, aber er behauptete, als alter Parteifreund wäre es seine Pflicht, an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen. Sie vermutete eher, dass er Langeweile hatte, jetzt, wo die Golfsaison endgültig vorbei zu sein schien.
Obwohl sie fünf Minuten vor der Zeit da war, stand er schon vor dem Haus. Gut sah er aus, mit seinem schwarzen Mantel und dem schlohweißen Haar.
Er bedeutete ihr einzuparken, doch sie öffnete nur das Fenster: „Komm, steig ein, mit deinem Schlitten bekommen wir doch nie einen Parkplatz.“
„Irrtum Kind, mit meinem Schlitten brauchen wir keinen Parkplatz.“
Dieser Logik konnte sie zwar nicht folgen, aber sie wollte nicht schon jetzt mit ihm diskutieren. Also sagte sie nur: „Okay, aber ich fahre.“
„Meinetwegen.“
Sie parkte seufzend ein und nahm in seinem großen, alten Mercedes Platz. Schön war er ja, mit seinen weinroten Ledersitzen und den Rosenholzeinlagen auf dem Armaturenbrett, aber verdammt unpraktisch.
Während sie den Wagen vorsichtig durch den dichten Morgenverkehr lenkte, fragte er: „Wie geht’s meiner Enkelin?“
„Im Moment vermutlich gar nicht gut, sie hat heute Literatur-Test und bestimmt zu wenig gelernt.“
„Das arme Kind, muss sich mit toten Dichtern herumschlagen, wo es doch so viel Spannenderes gibt.“
„Ich kann mich nicht erinnern, dass du mir gegenüber jemals auch nur halb so viel Bedauern ausgedrückt hättest.“
„Du warst sowieso immer eine Streberin. Deswegen hast du heute so wenig Verständnis für deine Tochter. Kerstin ist halt mehr der praktische Typ.“
Da sie sich bereits dem Friedhof näherten, enthielt sie sich einer Antwort, obwohl es sie schon längere Zeit wurmte, dass ihr Vater, wie auch ihr Exmann, immer die Verständnisvollen spielten und es ihr überließen, sich um den nervigen Alltag zu kümmern.
„Hier gleich rechts“, dirigierte er sie eben auf den Parkplatz der Ehrengäste.
„Ich weiß nicht, ich bin doch kein Ehrengast.“
„Ich schon“, antwortete er mit Würde und kletterte aus dem Auto. Der Parkwächter grüßte respektvoll und steckte eine Nummer hinter die Windschutzscheibe.
„Na bitte, geht doch“, lächelte er und reichte ihr seinen Arm.

*

Die Trauerfeier für Doktor Winter zog sich endlos dahin.
Auf dem Sarg stand ein Gesteck aus roten Rosen, davor der Kranz der Witwe, ebenfalls aus roten Rosen, flankiert von einer Vielzahl anderer Kränze mit schwarzen, roten und goldenen Schleifen.

Im Kindle-Shop: Liebe, Macht und rote Rosen

Mehr über und von Brigitte Teufl-Heimhilcher auf ihrer Website.

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25. September 2014

"Echt übrig: Ein (fast) wahres Abenteuer im Dschungel der Internet-Singlebörsen" von Martina Jansen

Anfang 50, Single und ECHT ÜBRIG! Begleiten Sie Luna, wie sie sich aus der Enge ihrer Kleinstadt in das große Abenteuer Internet stürzt, um per Singlebörse einen attraktiven Mann zu finden.

Von rheinischem Humor getragen, kämpft sie sich tapfer durch die Kuriositäten der Registrierung. Spätestens beim Chat quer durch Deutschlands Dialekte und nach den ersten Missverständnissen durch kryptische Abkürzungen kommen Ihre Lachmuskeln nicht mehr zur Ruhe. Bevor die Rede dann auf die Kamerapositionen der Chatpartner kommt, sollten Sie dann definitiv alles aus der Hand legen, was überschwappen könnte.

Lachen ist ansteckend? Chatten auch! Probieren Sie es doch einmal selbst - die wichtigsten Abkürzungen verrät Ihnen Luna am Ende des Buches!

Warnung: Dieses Buch kann Spuren von Emoticons und Rächtschraibschweche enthalten ;-)

Gleich lesen: Echt übrig: Ein (fast) wahres Abenteuer im Dschungel der Internet-Singlebörsen

Leseprobe:
Ich fahre den Rechner hoch und nachdem ich Google bemüht und 127.000 Ergebnisse zum Thema Singlebörse angezeigt bekommen habe, steigt meine Zuversicht und ich weiß, ich bin auf dem richtigen Weg. Ich klicke also auf den ersten Link und prompt gelange ich auf die Seite, auf der ich mich registrieren sollte. Wenn’s weiter nichts ist …

Bitte wählen Sie einen Benutzernamen
Okaaaaaaaay

Suche_Mann
Neee

Suche_dich
genauso einfallslos

Sonnenschein
passt doch eher zur süßen Enkeltochter des Nachbarn

Herzblatt
Dieser Name ist bereits vergeben.

Alt-aber-trotzdem-fit
Dieser Name ist zu lang, bitte wählen Sie einen anderen Benutzernamen

Ich starre auf die Eingabemaske. Ich hab’n black out und mir fällt absolut kein einziger Name ein. Ich starre weiter und weiter und komme dann auf den Gedanken, mal zu sehen, auf welche Namen meine Mitbewerberinnen gekommen sind. Maus in sämtlichen Verniedlichungen, mit fast allen mir bekannten Adjektiven, Zusammensetzungen und Schreibweisen:

graue Maus, dein_Mäuschen, Quitschemaus, Kuschelmaus, Liebesmaus
473 x vorhanden

Schmusekatze oder -kätzchen
398 x vorhanden
Hexe, Biene, Engel, Queen, Lady, Blümchen, Hase, Wolke
1.745388 x

Na super, das hilft mir ja echt weiter. Komm streng dich an, dir wird doch wohl noch ein Username einfallen. Ich versuche es in dem Bereich Mystik und Esoterik:
Elfe
aber nicht bei meiner Größe und meinem Gewicht

Zauberin, dein_Karma, Seelengold, die-Mondfrau, Tantra Lichtwesen, Magierin, Göttin, Schutzengel, Sternenglück

mit Begriffen aus dem Alltag:
Romantikerin, Gartenfreundin, Sommerfee, Optimistin, Realistin, Pessimistin, Leseratte, grandma

aus dem Sport:
Huerdenläuferin, Walking-Fan, no_sports

aus Funk und Fernsehen:
supernanny, die_Gräfin
Aber keiner der Namen wird angenommen und jetzt ist er mir auch mittlerweile schon so egal, dass ich es selbst mit Begriffen aus dem Tierreich versuche: Hase ( ja ich weiß, siehe oben … ), alte-Eule, Scheues-Reh, Hamsterbacke, Schlaufuchs, Steinbock Kann ich noch tiefer sinken? Ja ich kann:

Zicke, Biest, alter_Besen ja und auch Hexe235
Und dann geht ohne Vorwarnung eine Stunde später ein neues Feld auf:
Bitte wählen Sie ein Passwort
Ich fasse es nicht, ich bin drin.
ICH BIN DRIN!
Ab jetzt bin ich also Old_Lady.
Ein Passwort zu finden gelingt mir dann echt schnell, nur noch ein Bestätigungslink an meine Mailadresse …
HALT, an meine offizielle Mailadresse mit vollem Vor- und Zunamen? Never ever, nachher ist sie für alle im Netz sichtbar.
Also geht noch mal eben eine halbe Stunde drauf, bis ich eine zweite Mailadresse gefunden und alles zur Zufriedenheit des Programms aufgefüllt habe. „So bekomme ich den Freitagabend auch herum“ ist mein erster Gedanke, gehe aber nicht näher darauf ein, denn jetzt stehe ich unmittelbar vor dem Durchbruch:
Bitte füllen Sie ihr Profil aus.

Im Kindle-Shop: Echt übrig: Ein (fast) wahres Abenteuer im Dschungel der Internet-Singlebörsen

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24. September 2014

"Zwei Wochen Halbpension" von Rainer Bauer

Eine Urlaubskomödie.

Friedrich Karl Katzenbuckel und seine Frau machen Urlaub. In ihrer Beziehung läuft es nicht gut. Zeit für einen Tapetenwechsel! Keine Termine. Keine Kollegen. Keine Kunden. Alles hinter sich lassen. Zeit haben. Weit muss es nicht sein, nur schön. Vorne Strand und Meer, hinten Palmen und Vulkane. Darüber blauer Himmel und Sonne. Mildes Klima. Ein schönes Hotel. Gutes Essen. Nettes Personal. Es könnte so schön sein - doch dauernd kommt etwas dazwischen …

Zwei Wochen Halbpension ist der 2. Teil der Roman-Reihe Ein garstiges Kind. Wie alle Romane der Serie ist er in sich abgeschlossen und kann einzeln gelesen werden.

Gleich lesen: Zwei Wochen Halbpension

Leseprobe:
"Wollen Sie saufen?”
Elektrisiert fahre ich von meiner Liege hoch und glaube, ich hätte nicht richtig gehört.
“Was!?”
Ein Wesen steht an unserem Tisch, das nur aus Haaren und Beinen zu bestehen scheint. Seine Haare sind sehr blond und seine Beine sehr lang.
“Trinken”, erklärt Susanne geduldig. “Sie fragt, ob du etwas trinken möchtest. Sie lernt Deutsch.”
“Ach was? Ihr kennt euch? Seit wann lernt sie denn Deutsch?”
Ich lächele zurück. Zurücklächeln ist das Einzige, was ein Mann tun kann.
Ihre Haare sind gefärbt und ihre Beine stark be- haart, was mir vorher nicht aufgefallen war. “Ich nehme einen Eimer Sangria und einen Sack Hafer. Und als Vorspeise einen Latte Matschiato. Und du?”
“Einen Eiskaffee mit viel Vanille-Eis.”
“Sie sieht aus wie ein Schaf, findest du nicht? S wie Schaf? Meinst du, sie kennt das Wort? Nein, bis S ist sie nicht vorgedrungen. Ich schätze, sie ist bei A.”
“Danke!” Susanne tauscht mit der Bedienung ei- nen Blick. “Ja, ganz klar”, flüstert sie, “sie sieht aus wie ein Schaf und sie ist bei A. Liest du immer noch dieses Buch von Dawkins?”
“Was hat Dawkins damit zu tun? Glaubst du, ich erkenne ohne Dawkins kein Schaf, wenn ich es sehe?”
“Nichts, ich dachte nur ... Schimpansen. Schwei- ne. Bergziegen. Schafe. Dawkins.”
“Um zu wissen, dass Darwin recht hat, muss man bloß in Urlaub fahren.”
Ich fange einen neuen Krimi an.
“Die Luft tut gut. So langsam fange ich an, mich zu erholen.”
Für den Rest des Tages betrachte ich die Welt mit den Augen eines Frauenmörders.

Im Kindle-Shop: Zwei Wochen Halbpension

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23. September 2014

"Hudson & Lowrey: Detective Stories" von Kathi Unterberg

Vier Geschichten im Stil von Sherlock Holmes, verfeinert mit einer kleinen Prise Fantasy. Wir schreiben die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Schottland zu Zeiten Queen Victorias. Gemeinsam mit ihrem Partner Arthur Lowrey ermittelt die ehemalige Journalistin Hazel "Hudson" Cabbie als Detektiv in Edinburgh. Doch die Dinge sind nicht immer so wie sie zu sein scheinen. Arthur Lowrey selbst ist dafür das beste Beispiel: Lowrey weilt nämlich bereits seit einer ganzen Weile nicht mehr unter den Lebenden, und so sind auch die Fälle, die das ungleiche Ermittlergespann zu lösen hat, nicht immer konventioneller Natur.

Machen sie sich in einem Fall auf die simple Suche nach einer gestohlenen Brieftasche, bekommen sie es in einem anderen mit einem unheimlichen Kult zu tun und müssen sich gar einem Rudel Werwölfe stellen. Zumindest falls die beiden sich nicht gerade in endlosen Streitgesprächen ergehen. Oder leider geradezu triviale Diebstähle zu klären haben.

Gleich lesen: Hudson & Lowrey: Detective Stories

Leseprobe:
Sir Esmonds Leiche war unmittelbar in der Nähe der Victoria Grundschule gefunden worden. Einem dreistöckigen, erst vor wenigen Jahren aus dunklem Stein errichtetem Gebäude in Newhaven, einige Meilen vor Edinburgh. Glücklicherweise war der Verstorbene so gütig gewesen, sich diesen Platz an einem Sonntag und nicht etwa mitten in der Woche als seine letzte Ruhestätte zu erwählen.
Sie hatte gerade ihren kleinen Rundgang beendet, da winkte Lowrey Hudson heftig zu sich. Neben ihm stand einen breiten Mann, der in seiner Gegenwart nur noch breiter und geradezu unbedeutend wirkte.
"Wir fanden Sir Esmond im Peacock Court, gleich hier.", sagte dieser, schmallippig und mit kalter Stimme. Dabei deutete er auf eine schmale, gepflasterte Gasse direkt zwischen der Schule und einem grau verputzten Fischerhäuschen mit Treppe. "Wenn Sie mich fragen, hätten Sie gar nicht erst herkommen brauchen, Mr Lowrey. Wahrscheinlich ist er einfach betrunken auf den nassen Pflastersteinen ausgerutscht und hat sich den Schädel aufgeschlagen." Mürrisch zuckte der Mann mit den Achseln und schlug den Kragen seines Regenmantels höher. Es war unschwer zu erkennen, dass er lieber in seinem Büro gesessen und einen Tee getrunken hätte, was Hudson ihm durchaus nicht verübeln konnte.
"Können wir den Leichnam sehen, Constable?", beinahe aufgeregt nestelte Lowrey an seinen feinen Lederhandschuhen, den Blick auf die mit einem weißen Tuch abgedeckte Leiche geheftet. Der Polizist wedelte nur genervt mit der Hand.
"Was immer Ihnen Freude bereitet, Sir."
Sofort trat Lowrey in die Gasse, warf einen kurzen, prüfenden Blick auf die Umgebung und zog dann das durchnässte Tuch vom Körper des Toten. Sir Esmonds Haar klebte diesem feucht am Kopf und eine kleine Platzwunde zierte seine Stirn, das Blut längst fortgespült. Fasziniert ließ Lowrey sich neben der Leiche nieder, zog einen Füllfederhalter aus seiner Tasche und schob ein paar der Haare des unglücklichen Sir Esmonds zur Seite.
"Was meinen Sie, Hudson?", konzentriert beäugte er die klaffende Verletzung.
Hudson beugte sich näher zu ihm herab. Feuchte Tropfen rannen ihr den Nacken hinunter und in den Mantel hinein. "Es ist kalt und er ist tot", murrte sie widerwillig.
"Wirklich treffend, aber nicht ganz das, worauf ich hinaus wollte."
Seufzend kniete Hudson sich neben Lowrey, betrachtete die Wunde am Kopf der Leiche genauer und erhob sich dann wieder.
"Er ist nach wie vor tot, allerdings war das definitiv kein Unfall."
"Das ist Ihre fachkundige Meinung?" Rasch durchsuchte er die Taschen des Toten.
"Aye, das ist sie."
Zufrieden nickte Lowrey und stand ebenfalls auf. In der Hand einen bröseligen, pergamentartigen Rest.
"Was ist das?", neugierig betrachtete Hudson die Überbleibsel.
"Das, meine Liebe, ist die Signatur des Täters."

Im Kindle-Shop: Hudson & Lowrey: Detective Stories

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22. September 2014

"Rabenblut: In dunkelster Nacht erwacht (Raben-Saga 1)" von Marcel Weyers

Die siebzehnjährige Abigail Willows – amtlich zugelassener Freak und Außenseiterin – hat keine Begleitung zum Abschlussball, kaum Freunde und zu allem Übel will Julie sie auch noch verkuppeln. Aber Abigails Gedanken sind bei ihren verstorbenen Eltern; am liebsten verbringt sie Zeit auf dem Friedhof. Noch weiß sie nicht, dass sie die seltene Gabe besitzt, durch die Zeit zu reisen. Als sie plötzlich auf den mysteriösen Corvus Raven trifft, ahnt sie nicht, was sie in Gang gesetzt hat.

Eine unvergessliche Romanze mit einem übernatürlichen Wesen? Fehlanzeige! Hexen, Zeitreisende und eine düstere Rabengestalt – worauf hat sich Abigail da nur eingelassen?

Gleich lesen: Rabenblut: In dunkelster Nacht erwacht (Raben-Saga 1)

Leseprobe:
Salem, Massachusetts
Die Zeiten haben sich ziemlich geändert. Das 21. Jahrhundert wird sicherlich nicht mein liebstes Zeitalter werden, wobei die technischen Errungenschaften sehr wohl ihre Annehmlichkeiten haben. In dieser Nacht ist es vergleichsweise ruhig. Gelegentlich fährt ein Auto unter mir die Straßen entlang. Hier oben auf dem Dach der alten Kirche hat man zwar nicht den perfekten Überblick, aber es genügt. Das Licht des Mondes mischt sich mit dem der Straßenlaternen zu einem giftigen Gelb. Im 17. Jahrhundert gefiel mir diese Stadt besser, aber besser ich finde mich schnell damit ab. Schließlich werde ich wohl noch ein paar Jährchen hier verbringen müssen.
Ein Vorteil der Unsterblichkeit? Man lernt unglaublich viele Menschen aus jeder Epoche kennen. Der Nachteil? Irgendwann sind alle tot.
Daher habe ich es mir abgewöhnt, Kontakte zu Menschen zu pflegen. So amüsant sie auch sein mögen, sie alle sind vergänglich. Schmunzelnd breite ich mein schwarzes Gefieder aus und lasse mich vom Dach in die Tiefe fallen.
Heute Nacht jedoch ändert sich alles. Ich habe die Suche fast aufgegeben. Man hätte ahnen können, dass ich eines Tages hier in Salem auf eine treffe – diese Stadt ist fürwahr verflucht. Winzig sehe ich den schwarzen Haarschopf unter mir.
Ein geschultes Auge erkennt es sofort, und ich, der ich mein ganzes menschliches Leben mit diesen Geschöpfen zu tun hatte, habe keinen Zweifel. Ja, das ist sie wahrhaftig. Die erste Hexe seit über dreihundert Jahren.

Ein paar Wochen später.
»Achtung, der Freak kommt.« Das ist die übliche Begrüßungsformel, wenn ich durch die Gänge der Schule laufe. Ich ignoriere meine Mitschüler wie immer und schlage wütend meinen Spind zu, während mir meine beste Freundin noch immer hinterherläuft.
»Komm schon, Abi«, fleht sie, »du musst ihn doch nicht gleich küssen.« Julie kann so stur sein, aber dieses Mal werde ich nicht nachgeben.
»Kommt nicht infrage. Ich kenne ihn doch nicht mal«, verteidige ich meinen Standpunkt.
»Was nicht ist, kann ja noch werden«, singt sie in einer ungewollt lächerlichen Stimme. Julie hat mich gebeten, mit ihrem Cousin auf den Abschlussball zu gehen. Ich habe ihn bloß ein paarmal getroffen, obwohl ich mit Julie schon ewig befreundet bin. Für gewöhnlich würde ich ihr diesen Gefallen tun, aber wenn es um Jungs geht, schlagen bei mir alle Alarmglocken.
»Hör mal, Julie. Ich bin sicher, Eric ist ein toller Typ, aber …«
»Marc. Sein Name ist Marc.« Sie zieht beide Augenbrauen nach oben und ich verdrehe übertrieben die Augen.
»Siehst du, ich kenne nicht mal seinen Namen.« Das allein sollte Grund genug sein, nicht mit ihm auf den Abschlussball zu gehen.
»Abigail, ich denke doch da nur an dich! Ich will nicht, dass du allein zum Ball auftauchen musst.«
Ich seufze melodramatisch und mache mich auf den Weg zum Schulausgang, ohne ihr weiter Beachtung zu schenken.
»Außerdem würdet ihr euch super verstehen! Er steht auch auf Videospiele, genau wie du!« Na dann sind wir ja wie vom Schicksal füreinander auserkoren. Während sie mir mit ihren kurzen Beinen schnell hinterherhastet, drehe ich mich zu ihr um und ziehe eine Grimasse.
»Ach wirklich? Ich wette, er ist auch noch Vorsitzender des Mathevereins und trägt eine übergroße Nerdbrille, habe ich recht?« Julie reißt entsetzt den Mund auf.
»Er ist mein Cousin, Abi!«
»Noch ein Grund mehr, nicht mit ihm auszugehen«, erwidere ich und kann ein Grinsen nicht unterdrücken.
»Okay, der Punkt geht an dich. Aber denk bitte wirklich mal drüber nach. Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals einen festen Freund hattest. Und komm jetzt nicht mit der Tour, dass du „auf den Richtigen wartest“.« Sie verschränkt die Arme und wir verlassen das Gebäude.

Im Kindle-Shop: Rabenblut: In dunkelster Nacht erwacht (Raben-Saga 1)

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19. September 2014

"Lichtblicke (Stillstand 1)" von David Theis

Der STILLSTAND hatte alles verändert. Ohne Vorwarnung senkte sich die Dunkelheit vor über 200 Jahren auf die Welt. Und mit ihr kamen die Monster. Die Überlebenden flüchteten in die Lichtkreise, die geblieben waren und ihnen ein Leben in den Ruinen ihrer Vorfahren ermöglichten. Malak und Sorscha, zwei junge Leute aus dem Lichtkreis Karu, wollen ein besseres Leben und heuern bei dem mysteriösen Archivmeister an. Doch die scheinbare Bequemlichkeit und Sicherheit des Archivs trügt. Zum allerersten Mal ist etwas aus der ewigen Dunkelheit nach Karu gekommen. Und es hat Hunger...

Gleich lesen: Lichtblicke (Stillstand 1)






Leseprobe:
Heute war Annas Geburtstag. Zur Feier des Tages hatte sie es sich mit einem kleinen Gläschen von Doc Schmitts Selbstgebranntem auf ihrer Terrasse gemütlich gemacht. Eingewickelt in ihre Lieblingskuscheldecke und mit ihrer Rockstar-Sonnenbrille auf der Nase saß sie nun auf ihrem Schaukelstuhl und nippte an dem Gebräu. Während eine leichte Brise ihr krauses, silbernes Haar wie eine kleine Wolke um ihren Schädel ziehen ließ, schweiften ihre Blicke und Gedanken ab. Sie hatte in letzter Zeit immer mehr Schwierigkeiten, fokussiert zu bleiben. Doc Schmitt hatte sie gewarnt: "Ein Aussetzen der Lazarus Behandlung kann… nein, wird ab einem gewissen Alter zu Demenz, Amnesie und Wahnsinn führen." Nicht, dass sie eine Wahl gehabt hätte. Nach dem Stillstand gab es keine Möglichkeit mehr, die für die Behandlung nötigen Medikamente zu besorgen. Der Doc hatte sogar einige Sammler bezahlt und losgeschickt. Beim ersten Mal hatten sie Erfolg gehabt und eine Kiste der Medikamente zurückgebracht. Beim zweiten Mal… war keiner mehr zurückgekehrt.
Das war vor ungefähr 50 Jahren gewesen. Den Doc hatte es zuerst erwischt. Oder vielleicht hatte er auch einfach aufgegeben. Obwohl er eigentlich nicht die Sorte Mann war, die einfach aufgab. Vor einigen Jahren war er in die Dunkelheit gegangen. Die Dunkelheit. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, ihr Blick wanderte wie fremdgesteuert zum Ende des kleinen Gartens hinter ihrem Haus. Dort begann die Dunkelheit. Wie hypnotisiert starrte sie in die absolute Schwärze. Und die alptraumhaften Erinnerungen kehrten unerwünscht wieder. Sie war damals sieben Jahre alt und mit ihrem Kindermädchen Svetlana und dem Leibwächter Boris im Wald spazieren gewesen. Boris war ihr Lieblingsleibwächter, seitdem er ihr zu Weihnachten einen übergroßen Teddy geschenkt hatte. Ihr Vater war mal wieder für einige Tage mit seinen Geschäftsfreunden verschwunden. Svetlana hatte sie überredet, aus dem Hotelzimmer zu kommen und ein wenig die frische Luft zu genießen. Und so waren sie in dem Wald hinter dem Schloss spazieren gewesen. Boris hatte gerade erzählt, dass es hier Einhörner gäbe und sie schauten hinter jedem Baum nach, ob sie Spuren fänden. Die kleine Anna war begeistert von dem Gedanken, ein echtes Einhorn zu sehen. Sie waren an einer lichteren Stelle des Waldes angelangt und in der Ferne konnte man die Geräusche der Stadt hören. Eigentlich war es auch kein richtiger Wald, sondern eher ein Park. Aber das störte sie nicht. Sie hatte so viel Spaß gehabt damals.
Als Erstes kam das Geräusch. Es war wie ein Summen von tausend wütenden Insekten, gerade noch hörbar, aber trotzdem unendlich erdrückend. Verängstigt hatte sie Svetlanas Hand ergriffen. Sie wollte gerade fragen, was denn los sei, als Boris erschreckter Ausruf sie und Svetlana herumfahren ließ. Als Zweites kam das Licht. Sie hatte den Eindruck, jemand hätte einen riesigen Scheinwerfer auf die Stadt hinter dem Schloss gerichtet. Die Art von Scheinwerfer, wie sie auch im Theater - ihr Vater hatte sie ein paarmal mit ins Theater genommen - benutzt wurden. Nur unendlich viel größer. Verängstigt hatte sie sich an Svetlana geklammert als das Licht heller und heller wurde. Und dann kam die Dunkelheit. Es war ein milder Herbsttag gewesen mit nur wenigen Wolken. Aber es wurde immer dunkler. Als ob jemand einen Dämmschalter, wie es ihn in dem Hotel gegeben hatte, immer weiter runter drehte. Boris hatte ziemlich wüst geflucht. Anna hatte nie wieder in ihrem Leben jemanden so fluchen gehört. Boris nahm sie bestimmt aber sanft huckepack und sie spurteten los Richtung Schloss. Mit jedem Schritt wurde es dunkler und dunkler. Und schließlich wurden sie vollkommen von der Finsternis verschluckt. Sie spürte, wie Boris stehen blieb und in seinem Mantel herumsuchte. Hinter sich hörte sie Svetlana panisch nach ihr und Boris rufen. Boris hatte endlich gefunden, was er gesucht hatte, und der mickrige Strahl einer kleinen Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit. Er drehte sich um und leuchtete in Richtung Svetlanas. Anna konnte ihre Gestalt vage aus der Dunkelheit auf sie zustolpern sehen. Gemeinsam machten sie sich vorsichtig auf den Weg zurück zum Schloss. Sie waren natürlich nicht die einzigen Besucher des Parks gewesen und so hörte man immer wieder Leute rufen, die auf der Suche nach Familienmitgliedern oder Freunden waren oder einfach nur Hilfe benötigten. Einmal hörte sie sogar jemanden hysterisch lachen. Sie waren nicht besonders weit gekommen, als ein seltsamer Schrei alle anderen Geräusche übertönte. Anna hatte bis dahin noch nie einen solchen Schrei gehört und sie wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was er bedeutetet. Heute wusste sie es leider um so besser. Es war der panische Schrei eines Menschen, der schreckliche Schmerzen litt und wusste, dass er bald sterben musste.
Dem Schrei folgte bald ein zweiter und dann ein dritter. Boris beschleunigte seine Schritte bis er fast rannte. Anna wurde ordentlich durchgeschüttelt und konnte kaum mehr etwas erkennen. Die Schreie jedoch erklangen immer und immer wieder. Plötzlich hielt Boris abrupt an und Svetlana prallte gegen ihn. Anna, die zwischen den beiden eingequetscht wurde, quiekte erschreckt auf. Vor ihnen kam eine Gestalt auf den Weg gestolpert. Ein junger Mann, der Stimme nach. "Gott sei Dank. Sie haben Li…" Etwas riss ihn seitlich weg. Gerade konnte Anna fast sein Gesicht erkennen und plötzlich war er verschwunden. Boris leuchtete ihm nach. Dort war etwas. Etwas Großes. Etwas schleimig Feuchtes. Es pulsierte in der Dunkelheit. Und es gab ekelhaft schmatzende, pumpenhafte Geräusche von sich. Boris und Svetlana schrien wild durcheinander und rannten los. Anna war zu sehr damit beschäftigt, sich an Boris festzuhalten, als dass sie hätte schreien können.
Annas Erinnerungen an das, was danach geschah, waren vernebelte Fetzen, wie Bruchstücke aus einem Alptraum, aus dem man gerade erwacht war, an den man sich aber nicht wirklich erinnern wollte. Es war eine wilde Hatz durch den Wald des Parks; nur der kleine, fahle Schein der Taschenlampe, der kaleidoskopartig den Weg und die Bäume beleuchtete. Und Schreie. Überall Schreie und dazwischen widerliche Geräusche, die eigentlich nicht außerhalb eines Horrorfilms existieren durften. Dieser Wahnsinn fand schlagartig ein Ende, als Boris plötzlich stolperte und sie für einen Moment zu schweben schienen. Um dann, kopfüber, ins Wasser zu stürzen. Während Anna dachte, das wäre nun das Ende, stand Boris neben ihr auf und hievte sie zurück an das Ufer. Sie hatten den kleinen See erreicht, der, wenn sie sich recht erinnerte, hinter der großen Wiese lag, welche direkt hinter dem Schloss begann. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Von Svetlana fehlte jede Spur. Während Boris, wieder fluchend, aus dem See kletterte, konnte sie einen grauen Schimmer in der Dunkelheit ausmachen. Das Licht war zum Greifen nah. Boris nahm sie bei der Hand und zog sie auf das Licht zu. Langsam konnte man Formen ausmachen. Andere Menschen, die in die gleiche Richtung rannten wie sie. Man konnte eine Stimme hören, die durch ein Megafon den Leuten zurief, zügig ins Licht zu kommen. Und Polizisten oder Soldaten in Körperpanzern und mit starken Taschenlampen und großen Waffen, welche die Leute zur Ordnung riefen und durch die Tore vor das Schloss schleusten.
Und so hatte Anna Kerborsky, Tochter von Ivan Kerborsky, dem berühmt-berüchtigten Diplomaten und Geschäftsmann, den Stillstand überlebt. Mit einer fast körperlichen Anstrengung drängte sie die Erinnerungen an diesen Tag wieder zurück. Oh, sie würden wiederkommen. Aber heute nicht mehr. Schließlich war heute ihr Geburtstag. Sie gönnte sich einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und genoss für einen Moment, wie die brennende Wärme sich langsam in ihr ausbreitet.
Stillstand. Wie absurd perfekt diese Bezeichnung für das Ereignis war, konnte nur jemand erahnen, der das Davor erlebt hatte. Und das waren, zumindest in der kleinen Stadt Karu, außer ihr und Doc Schmitt, niemand mehr. Und Doc Schmitt war in die Dunkelheit gegangen.

Im Kindle-Shop: Lichtblicke (Stillstand 1)

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18. September 2014

"Die Jägerin - Blutrausch" von Nadja Losbohm

Der zweite Teil der Fantasy-Romance-Reihe, der sich mit dem Verlieren und Wiederfinden, dem Schmerz und der Heilung, mit Liebe und Trauer und Verständnis beschäftigt. Die mystisch-verrückte Welt der Jägerin, mit all ihren schrecklichen Geschöpfen der Nacht, ist nicht der richtige Ort für ein Kind, um darin sicher und behütet aufzuwachsen. Doch Ada will nur eines: ihre Tochter, die ihr nach der Geburt aus den Armen gerissen wurde.

Kann sie den Verlust, der sie an den Rand der Verzweiflung bringt, überwinden und ihre Aufgabe als Beschützerin der Menschen weiterhin erfüllen?

Gleich lesen: Die Jägerin - Blutrausch




Leseprobe:
Ich wusste nicht, wie ich zurück in mein Bett gelangt oder wie viel Zeit vergangen war, seitdem ich versucht hatte, aus meinem Zimmer zu gelangen. Ich hatte das Gefühl für alles verloren und an nichts Interesse. Trauernd lag ich in den Kissen und starrte vor mich hin. Pater Michael hatte mir etwas zu essen auf den Nachttisch gestellt. Auch daran konnte ich mich nicht erinnern, wann er zuletzt hier gewesen war. Doch die Ränder des Käses waren bereits angetrocknet, was mir sagte, dass das Sandwich schon eine ganze Weile dort stehen musste. Mir war aber nicht nach essen. Und auch nicht nach trinken. Alles, wonach ich verlangte, war, mein Kind zu sehen. Stattdessen öffnete sich die Tür zu meinem Schlafzimmer, und der Pater trat ein. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, sodass ich nur seine Füße sah und wie sie sich mir näherten. Neben dem Bett blieb er stehen. „Du hast nichts gegessen, Ada”, bemerkte er. Am Klang seiner Stimme hörte ich, dass er besorgt war. „Du musst etwas essen, Ada”, sagte er fürsorglich.
Ich konnte es nicht ertragen, wie er jetzt zu mir war. Für mich klang es wie Heuchelei, dass er sich nun um mich Sorgen machte. „Ich will zu meinem Baby!”, forderte ich, ohne ihn dabei anzusehen. Ich hörte, wie er tief durchatmete. Verlor er die Geduld mit mir? Gut! Denn dann würde er mich vielleicht doch schon bald zu ihr lassen.
„Es geht nicht, Ada. Du weißt das. Wir haben es so oft besprochen”, sagte er. Meine Augen fingen an zu brennen, als die Tränen aufstiegen. „Es tut mir leid, Ada. Es tut mir so unendlich leid”, säuselte er, als er sah, dass ich anfing zu weinen.
Alles in mir zog sich zusammen, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt, und mein Herz fühlte sich an, als würde es von einer kalten Faust umschlossen. Vor Trauer und Wut verzog sich mein Gesicht. „Lass mich allein!”, brachte ich mit rauer Stimme hervor und schloss die Augen. Ich wollte ihn nicht sehen. Sein Anblick war für mich unerträglich. Er flüsterte meinen Namen und berührte mich an der Schulter. „Fass mich nicht an! Geh weg von mir! Lass mich einfach in Ruhe!”, fuhr ich ihn an. Seine Berührung war für mich entsetzlich. Seine Gegenwart zuwider. Als er sich nicht rührte, drehte ich mich auf meine andere Seite und kehrte ihm den Rücken zu. Irgendwie wusste ich aber, dass er mich ansah. Ich spürte seine Blicke so deutlich auf mir, als wären es seine Hände.
„Wieso weist du mich zurück? Ich will dir nichts Böses tun, Ada. Schick mich nicht weg. Nimm doch meine Hand. Sie bietet dir Hilfe und kann dir etwas von meiner Kraft abgeben. Lass mich dir doch helf…”, begann er zu sagen, hielt dann allerdings inne, weil er sah, wie ich mir eine Hand aufs Ohr legte, damit ich seine falschen Worte nicht hören musste. Sie waren bedeutungslos für mich. Wie Staub. Man holt Luft, stößt sie wieder aus, und der Staub wurde mit ihr weggeweht. Und es war, als hätte es ihn nie gegeben.
Es verging noch ein Moment, dann spürte ich, wie sich unter mir die Matratze bewegte. Er war gegangen.
….
Hastig lief ich zu meiner Zimmertür. Ich riss sie auf und wollte auf den Gang hinaustreten, als plötzlich Pater Michael vor mir stand und mir den Weg versperrte. Ich war so fassungslos, dass ich ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte. Hatte er tatsächlich vor meiner Tür Wache gehalten? Hatte er gewusst, dass ich versuchen würde zu fliehen? War ich wirklich so leicht durchschaubar?
Als ich den ersten Schock verdaut hatte, verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn trotzig an. „Lass mich gehen, Michael!”, verlangte ich und versuchte mich an ihm vorbei zu drängen. Er reagierte schnell und stellte sich mir in den Weg. „Geh beiseite!”, forderte ich ihn auf. Er schüttelte nur den Kopf.
Also schön! Wenn er es so haben will! Dieses Mal gab ich mir keine Mühe, um ihn herumzulaufen. Dieses Mal wagte ich einen Frontalangriff. Ich kratzte all meine Kraft zusammen und lief genau in ihn hinein. Unsanft prallte ich von ihm ab und wurde wie ein Gummiball zurückgeworfen. Pater Michael fasste mich an den Schultern und schob mich durch die Tür zurück in mein Zimmer. Schnell packte er die Türklinke und wollte die Tür verschließen. Als ich das sah, lief ich sofort los. Aber ich war zu spät. Ich rüttelte an der Klinke, schlug gegen das Holz und schrie. „Lass mich raus, Michael!” Verzweifelt hämmerte ich gegen die Tür. Ich trat mit den Füßen dagegen. Meine Finger versuchten in den Spalt zwischen Tür und Rahmen zu gelangen, als könnte ich sie dadurch aufhebeln. Aber das Holz blieb unnachgiebig. Kraftlos lehnte ich mich dagegen und begann zu weinen. „Du elender Mistkerl! Lass mich gehen!”, rief ich aus und schlug ein letztes Mal mit der flachen Hand gegen die Tür. Dann rutschte ich erschöpft an ihr hinunter und blieb auf dem Boden davor sitzen. Ich wusste, dass er immer noch da war. Sein Schatten fiel deutlich unter dem Spalt der Tür in mein Zimmer. Er konnte mich also hören. „Wie kannst du mir das antun?”, fragte ich ihn. Er gab mir keine Antwort.
Ich weinte noch mehr. Meine Finger kratzten weiter über das Holz und tasteten erneut an der Klinke herum. „Bitte, lass mich raus. Ich möchte doch nur zu meinem Baby”, flehte ich Pater Michael ein letztes Mal an.
Aber er ignorierte mein Betteln. „Es tut mir leid, Ada”, hörte ich seine Stimme durch die Tür hindurch flüstern. Dann entfernten sich seine Schritte von meinem Zimmer, und ich war wieder allein und eingesperrt.

Im Kindle-Shop: Die Jägerin - Blutrausch

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15. September 2014

'Das Geheimnis von Barton Hall' von L.C. Frey

Ein horrormäßiger Gruselgenuss.

Port, New Hampshire, am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Der Tod seines vermögenden Vaters zieht den jungen Robert Barton zurück nach Barton Hall, dem Stammsitz seiner Familie. Aus einer Laune heraus beginnt er sich mit den merkwürdigen Umständen zu beschäftigen, die zum Tod seines Vaters führten und gerät bald selbst in einen Strudel aus üblen Ahnungen und uralten Geheimnissen. Rasch ist er am Ende seiner ermittlerischen Fähigkeiten angelangt und zieht den Gelehrten von Meyrinck zu Rate. Während Barton sich mehr und mehr in die Welt verbotener Bücher und uralter Geheimnisse zurückzieht, verfolgt dieser ganz eigene Pläne ...

Wer oder was hat John Barton tatsächlich umgebracht und wie hängt das alles mit dem finsteren, halbverfallenen Haus auf dem Hügel über der Stadt Port zusammen?

Gleich lesen: Das Geheimnis von Barton Hall

Leseprobe:
Periwinkle, der Buchhalter, hatte mit meinem Vater in dessen letzten Jahren fast ausschließlich über ihre briefliche Korrespondenz kommuniziert und traf ihn daher erst wenige Tage vor dessen Tod erneut persönlich, als schon beinahe zwei Jahrzehnte zwischen diesem und ihrem letzten Treffen lagen. Dabei hatte mein Vater ihn nicht etwa zu sich bestellt, weil er in dem Glauben war, seine irdische Zeit neige sich dem Ende zu. Vielmehr hatte er ihm geschrieben, er habe größere Geldgeschäfte zu tätigen und wünsche, Periwinkle in persona zu sehen, da ihm das Schreiben lästig sei. Er wollte wohl gewisse Dinge lieber von Angesicht zu Angesicht unter Ehrenmännern regeln – was durchaus Sinn ergab, wenn man um die Art und Weise wusste, auf die mein Vater seine Geldgeschäfte zu versehen pflegte.
Periwinkle war unverzüglich nach Barton Hall aufgebrochen, das in den Jahren seiner Abwesenheit von einem prächtigen Anwesen zu einem heruntergekommenen, finsteren und sehr einsamen Ort verfallen war – das Dach im Nordflügel wies etliche Löcher auf und der einst so blühende Garten war nun verwildert, Gräser und wilde Ranken überwucherten die Wege bis hinauf zu dem düsteren, schwarzen Koloss auf dem Hügel. Auch schien mein Vater sämtliches Personal bis auf Jarvis, seinen alten, stets etwas mürrischen Butler, entlassen zu haben. Der Buchhalter wunderte sich bei seinem Eintreffen ganz gewaltig ob dieser Absonderlichkeiten, konnten Geldsorgen doch nicht der Grund für diese seltsame Wandlung des Anwesens sein, wie er wohl wusste.
Doch nichts hätte den Buchhalter auf jenen Anblick vorbereiten können, der sich seinen Augen im Inneren von Barton Hall bot.
Mein Vater empfing den Buchhalter in seinem alten Studierzimmer, und sobald Jarvis dessen Türen öffnete, drangen farbig schimmernde und barbarisch stinkende Nebel daraus hervor, sodass der Buchhalter sich ein Taschentuch vor Mund und Nase halten musste und kaum die Hand vor Augen sah, während er sich blind, aber tapfer auf die Mitte des Zimmers zubewegte. Nachdem sich seine Augen an die schlechten Sichtverhältnisse durch die Nebel und Dämpfe gewöhnt hatten, gewahrte er eine Menge ausnehmend merkwürdiger Gestalten, welche ein längliches Gerät umstanden und leise murmelnd in den Seiten riesiger, alter Folianten raschelten, die sie auf mehrere Stehpulte in dem Raum verteilt hatten. Unter ihnen waren recht exotische Charaktere in wallenden schwarzen Gewändern und spitzen Hüten, andere in orangefarbenen Kitteln.
Periwinkle kämpfte sich hustend durch den Rauch bis zu einer länglichen Metallröhre, an der unzählige Schläuche, kleinere Röhren, Gerätschaften sowie ein großer Blasebalg angeschlossen waren. Die Orientalen, die das Zimmer mit dem Tubus übrigens nie verließen, erhitzten ölig glänzende Gemische in den kleineren Zylindern, bis ekle Schwaden giftiger Luft aus den blasigen Flüssigkeiten hervorbrachen, die sie mittels verschiedener Kolben in das Innere der Röhre einleiteten. Das gesamte Zirkulationssystem wurde von einem gewaltigen Blasebalg in Gang gehalten, den ein einzelner Mann nahezu ununterbrochen und ohne die geringsten Zeichen von Erschöpfung bediente. Diese Gestalt war komplett in ein schwarzes, mit aufgestickten Symbolen bedecktes Gewand gehüllt, sodass ihr Gesicht nicht zu erkennen war. Periwinkle meinte jedoch, sie sei auffallend dünn gewesen und die weiten Gewänder hätten von diesem Manne herabgehangen wie das Leichentuch von einem Totengerippe.
Währenddessen hielten die anderen verschiedene Kristalle und andere seltsame Fetische in die Luft und führten gewisse Tänze um den Tubus auf. Dies geschah scheinbar nach streng vorgeschriebenen Regeln und in bestimmten zeitlichen Zyklen, denn immer wieder unterbrachen die Tänzer ihre Bewegungen und hockten sich auf den Boden, so wie es unzivilisierte Wilde zu tun pflegen.
Aus dem Inneren der Röhre entwichen währenddessen in regelmäßigen Abständen eben jene zischenden Nebelschleier, die das gesamte Studierzimmer erfüllten.
Als er den Tubus in der Mitte des Zimmers schließlich erreicht hatte, vernahm der Buchhalter eine Stimme, die er nach einiger Zeit als die meines Vaters identifizierte, auch wenn sie nur verzerrt und seltsam leise an sein Ohr drang – es war kaum mehr als ein kraftloses Rascheln, das den Buchhalter auf ekelerregende Weise an das Zirpen von Insekten erinnerte, wie er mir später gestand.
»Hier unten, Periwinkle!«, wisperte diese Stimme.
Und dann machte der entsetzte Buchhalter die Quelle des Geräuschs aus: Es war tatsächlich mein Vater, dessen Körper zur Gänze in jenem seltsamen, Nebel produzierenden Glastubus steckte, und sein Gesicht war hinter einem dichten Schleier aus schwarzer Gaze nur in Umrissen zu erkennen. Als sich der Buchhalter hinabbeugte, um mit dem alten Barton zu sprechen, hielten die Fremden für kurze Zeit in ihrem Treiben inne und beobachteten den Buchhalter mit scheelen und vom Nebel geröteten Augen aus allen Ecken des Raumes. Sie schienen etwas ungeduldig und wollten ihr Werk an dem Tubus offenbar so schnell wie möglich fortsetzen.
»Heilsame Dämpfe«, erläuterte mein Vater dem Buchhalter und meinte damit scheinbar die bunten, schlierigen Nebel, die den Raum erfüllten. Und damit schien das Thema für ihn auch erledigt zu sein, denn fortan drehte sich ihre Unterhaltung ausschließlich um finanzielle Dinge. Das Sprechen bereitete meinem Vater erhebliche Mühe, und so stieß er seine Anweisungen weiterhin in jenem dünnen, insektenhaften Wispern hervor, das dem Buchhalter schon beim Nähertreten einen solchen Ekel bereitet hatte. Und dennoch hatten seine Worte nichts von ihrem üblichen Scharfsinn verloren, ja sie waren erfüllt von einer meinem Vater eigenen Genialität, wenn es um Finanzdinge ging. Dies führte dazu, dass Periwinkle seine erste These, mein Vater habe schlichtweg den Verstand verloren, bald wieder verwarf. Doch bald sollte sich ein viel schlimmerer Verdacht in seine Seele schleichen, und dieser, wie sich herausstellte, würde ihn nie wieder in Frieden lassen.

Im Kindle-Shop: Das Geheimnis von Barton Hall

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14. September 2014

"AIRLINES - Reklamation bei Flugreisen, Fluggastrechte und Spartipps: Entschädigung bei Verspätung, Annullierung und Nichtbeförderung" von Chriss Falkner

Ob Geschäftsreise, Urlaubs- oder Zubringerflug, viele Flüge haben eines gemeinsam. Abflug oder Ankunft verspäten sich, der Flug wird gecancelt, manchmal sogar gestrichen. Wussten Sie, dass Ihnen in den meisten dieser Fälle eine Ausgleichszahlung von der Airline zusteht? Dieser Ratgeber bündelt alles, was es bei Entschädigungszahlungen für Verspätung, Annullierung und Nichtbeförderung zu wissen gilt. Rechtliche Hinweise, Musterschreiben, Fallbeispiele uvm., sind leicht verständlich für den Fluggast zusammengestellt.

Mit diesem Buch gelingt es, Ausgleichszahlungen von bis zu 600 Euro einzufordern, und das ganz ohne juristische Hilfe oder Unterstützung von außerhalb. Nutzen Sie Ihre Chance auch für Flüge, die maximal drei Jahre zurückliegen. Wichtige Anlaufstellen und Spartipps machen dieses Buch zum unverzichtbaren Reisebegleiter an Ihrer Seite.

Außerdem:
- Was kann ich von einer Fluggesellschaft erwarten?
- Worauf sollte ich bei der Buchung achten?
- Wie kann ich am Ticketpreis sparen?
- Welche versteckten Kosten lauern hier?
- Wo besteht generell Sparpotential?
- Welche Flugkategorien und Unterschiede gibt es?
- Worin bestehen die Komfortunterschiede je Flugklasse?
- Welche Fluggastrechte habe ich?
- Wie bekomme ich die Ticketkosten für einen stornierten Flug zurück?
- Welche Ausnahmen sind dabei zu beachten?
- Wie stelle ich meine Forderungen?
- Wie sieht ein Beschwerdeschreiben aus?
- Gibt es einen Vordruck?
- Wie lege ich einen Widerspruch bei der Airline ein?
- Gibt es Beispielfälle?
- Was sollte ich im Wiederholungsfalle am besten tun?
- An wen könnte ich mich zusätzlich wenden?

Gleich lesen: AIRLINES - Reklamation bei Flugreisen, Fluggastrechte und Spartipps: Entschädigung bei Verspätung, Annullierung und Nichtbeförderung

Leseprobe:
Dieses Buch richtet sich generell an alle Urlauber, Vielflieger und Geschäftsreisende, die sich einen Überblick über die bestehenden Fluggastrechte verschaffen und die nebenbei noch Wissenswertes rund um das Fliegen erfahren wollen. Daneben richtet sich dieses Buch gezielt auch an alle, die in der Vergangenheit von Flugstörungen betroffen waren und denen eine Airline innerhalb der letzten drei Jahre auf die eine oder andere Weise einen Strich durch die Reisepläne gemacht hat.
Speziell an jene, …
• denen wertvolle Urlaubs-, Arbeits- oder Freizeit verloren ging, durch Verspätungen oder das Verpassen eines Anschlussfluges.
• die aufgrund von Überbuchung gezwungen waren, am Boden zu bleiben, um auf einen Ersatzflug zu warten, oder gar am Airport strandeten.
• die aufgrund von kurzfristiger Annullierung einen Flug erst gar nicht antreten konnten.
• die in einer höheren oder niedrigeren Klasse befördert wurden, als eigentlich gebucht.

Haben auch Sie sich erst kürzlich in einer der oben genannten Situationen befunden? Dann sind sie hier genau richtig und es steht Ihnen möglicherweise eine Entschädigungszahlung seitens der Fluggesellschaft zu. Diese Entschädigung leisten die Flugunternehmen jedoch nicht unaufgefordert. Sie mögen sich fragen, wie sieht es denn in meinem speziellen Falle aus und was muss ich tun? Sie wissen nicht, an wen Sie sich wenden sollen und welche Rechte Sie haben? Wie sollen Sie sich verhalten, sollte die Airline ihr Gesuch ablehnen? Diesen Fragen wenden wir uns später im Detail zu, zuerst möchte ich eine gute Nachricht vorweg nehmen:
Ihr möglicher Anspruch bleibt mindestens drei Jahre lang bestehen, so zumindest in Deutschland. Entschädigungen zwischen 125 Euro bis 600 Euro sind dabei möglich. Die Verjährungsfrist beginnt dabei erst mit Ablauf des Jahres, in dem das Flugereignis stattgefunden hat und läuft von da an noch exakt drei Jahre.
Damit Sie erlittene Verluste und Strapazen einer Reise verschmerzen können, werde ich Ihnen hier Schritt für Schritt erklären, wie Sie um Ausgleichszahlung bitten, sofern diese Ihnen zusteht. Mit der richtigen Strategie für Ihren speziellen Einzelfall. Es braucht keinen kostspieligen rechtlichen Beistand oder Unterstützung anderer. Sie allein können sich gezielt für Ihre eigenen Forderungen einsetzen.

Im Kindle-Shop: AIRLINES - Reklamation bei Flugreisen, Fluggastrechte und Spartipps: Entschädigung bei Verspätung, Annullierung und Nichtbeförderung

Mehr über und von Chriss Falkner auf ihrer Website.

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12. September 2014

"Die Clique - Schicksalsspiele" von Lisa Auer

Jody ist eigentlich ein unscheinbares Mädchen und fällt nicht weiter auf. Ohne zu verstehen, warum, wird sie für die neuen Jugendlichen an ihrer Schule interessant und sie wollen sie sogar in ihre Clique aufnehmen. Erst viel zu spät kommt Jody dahinter, was sich in der Clique wirklich abspielt. Plötzlich ist sie mittendrin im Spiel ums Leben, doch es geht schon lange nicht mehr nur um ihr eigenes. Sie muss sich entscheiden …

Lisa Auer ist eine junge österreichische Autorin und lebt in der Nähe von Innsbruck. Ihr größtes Hobby ist das Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen. Am liebsten schreibt sie Fantasy, Thriller und Dystopien kommen aber auch immer wieder dazwischen. Außer dem Schreiben liebt sie die Musik. Selbst spielt sie Harfe und Klarinette und während der Schreibzeit hört sie meist noch moderne Musik. Natürlich schreibt Lisa auch sehr gerne Kurzgeschichten, Gedichte und manchmal auch einfach nur Gedanken.

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Leseprobe:
„Jody. Was für ein Zufall, du bist schon wieder dran.“ Verwirrt hob ich den Kopf und starrte den Jungen an. Schon wieder ich? Das konnte doch nicht wahr sein! Zitternd humpelte ich vor und stellte mich neben ihn. Verdammt, warum musste ich nur immer so viel Pech haben?
„Wow. Du hast heute Nacht die schwerste Aufgabe.“ Der Anführer begann mit seinen Fingern auf die Lostrommeln zu schlagen und erzeugte dadurch gruselige Töne. „Du musst Stella zur Strecke bringen. Ich wünsche dir viel Glück!“
Angst kam in mir hoch, Verzweiflung dazu. In meinen Ohren hörte ich mein Blut rauschen und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Gleich würde ich umkippen, ich war mir so gut wie sicher, doch kräftige Hände hielten mich von hinten fest.
„Ich will das nicht tun. Warum schon wieder ich? Ich musste doch schon zweimal“, flehte ich und spürte, wie mir ein eiskalter Schauer den Nacken herab lief. Zitternd schüttelte ich mich durch, blickte dem Jungen mir gegenüber tief in die Augen. Nur kurz blinzelte er, dann schüttelte er entschieden den Kopf.
„Keine Chance, ausgelost ist ausgelost. Find dich damit ab oder …“, begann er, fuhr allerdings nicht fort. Schließlich wusste ich selbst genau, was passieren würde, wenn ich mich nicht damit abfand und es jagte mir größere Angst ein, als alles andere.
„Wann“, krächzte ich leise und konnte selbst nicht fassen, was ich da gerade sagte. Wahrscheinlich unterschrieb ich da gerade mein Todesurteil oder sonst was. Auf jeden Fall konnte es nichts Gutes für mich bedeuten.
„Das darfst du dir natürlich aussuchen“, lächelte er, sein Lächeln verblasste allerdings sofort wieder. „Aber ich sag dir eines. Die Regeln gelten trotzdem, du hast eine Woche. Nicht mehr. Aber am besten, du erledigst es gleich, schließlich kannst du es ohnehin nicht vor dir hinschieben.“
Der Rest meiner Clique - der Clique - ich selbst zählte mich schon lange nicht mehr dazu, klatschte begeistert, ignorierte mich aber nach ein paar Augenblicken wieder. Er wandte sich ebenfalls ab und scheuchte mich zurück zur Wand. Ich brach zitternd zusammen und hasste mich dafür, jemals damit angefangen zu haben.

"Die Clique - Schicksalsspiele" im Kindle-Shop

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11. September 2014

'Das Mondmalheur' von Anette Kannenberg

Das Leben von Cornelius Wichgreve, Gravitationsexperte und Erfinder der hochgejubelten Skylevitys, wird komplett durcheinandergeworfen, als der weltweit führende Mineralölkonzern CosmOre Industries ihm einen Job auf dem Mond anbietet. Zusammen mit dem soziophoben Bakteriologen Murray und dem selbsternannten Lunalogen Vladimir soll er dort den Abbau des neu entdeckten Superelementes Tuttofarium vereinfachen. Doch als Murray plötzlich nach Peru versetzt wird und ein Praktikant dessen Aufgaben übernimmt, passiert das Unglaubliche, und Cornelius wird in eine Verschwörung hineingezogen, die in eine weltumspannende Katastrophe mündet.

Der sowohl auf dem Mond, in Irland als auch im zukünftigen Berlin (2035 und 2061) spielende Roman DAS MONDMALHEUR ist eine kurzweilige und nicht ganz ernstzunehmende Geschichte über übermütige Dodos, Raumzeitegalisierer, Mondstein kackende Bakterien und die ganz große, kleingeredete Katastrophe. Er handelt von Verschwörung, Politik und Freundschaft, ist mal satirisch, mal dramatisch, aber zum Glück skurril genug, um sich das, um Himmels willen, nicht anmerken zu lassen. Humorvolle Einfälle und charmante Protagonisten bilden zusammen eine absurde Story, deren höchster Zweck es ist, den Leser zum Schmunzeln zu bringen, ihn irritiert mit dem Kopf schütteln und dabei den eigenen Geisteszustand – oder zumindest den der Autorin – anzweifeln zu lassen.

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Leseprobe:
Im Bus roch es nach nassem Hund und Hustendrops.
Murray O’Connor, Dozent für Genetik an der NUI Galway, durchsah auf dem Weg von seiner Arbeit nach Hause gerade einige Aufsätze seiner Studenten und ekelte sich nebenbei ausgiebig vor der Umgebung. Um ihn herum ließen blasse Menschen gedankenlos ihre leeren Blicke durch die stickige Luft des öffentlichen Verkehrsmittels umhergeistern; draußen indes spie der graue, mit prallen Wolken bedeckte Himmel winzige Tropfen aus, die nahezu waagerecht durch die Stadt sprühten und die, wie Murray nüchtern befand, nicht einmal ansatzweise den Begriff Regen verdient hatten.
Er rümpfte die Nase.
Murray hasste dieses Wetter, hasste den klammen Geruch, den es verursachte und die trübe Stimmung, die es verbreitete. In einem vergeblichen Versuch, Geruch und Stimmung zu neutralisieren und gegebenenfalls die eine oder andere Bazille abzuwehren, hielt er sich ein kariertes Taschentuch vor die Nase. Das so entstandene Odeur aus Frühlingsfrische und Herbstausdünstung verwirrte sein olfaktorisches System und brachte ihn auf wunderliche Weise einen kurzen Moment lang sogar zum Lächeln.
Als der Endvierziger hinter ihm ungehalten in seinen Nacken nieste, vibrierte das Claptop auf seinem Schoß, und ein kleines Fenster öffnete sich über der Arbeit eines Studenten. Er tippte sich ans Ohrläppchen und wartete. Kurz darauf meldete sich zögerlich eine Stimme: „Doktor O’Connor?“
Ohne hinzuschauen, erkannte Murray sofort die grelle Stimme seiner Nachbarin, Mrs Brunswick.
„Hm?“
„Doktor O’Connor, ich möchte Sie wirklich nicht stören, wirklich nicht.“
Er war sich dessen nicht ganz sicher, entgegnete dennoch höflich: „Hmn?“
„Wissen Sie, wir, also mein Mann und ich, wir machen uns Sorgen um, na. Also, es klappert ganz furchtbar in Ihrer Wohnung. Als würde ein Einbrecher …“
„Hm.“
„Wir wollen, weiß der Himmel, ja nicht neugierig erscheinen, aber wir könnten ja mal nachschauen, ob …“
„Nein, nein!“ Murray überlegte, wie er die lästige Nachbarin beruhigen könnte. Mit Unwohlsein erinnerte er sich daran, ihr vor einigen Monaten den Tür-Code für seine Wohnung gegeben zu haben, als er für zwei Tage die Handwerker im Haus gehabt hatte. Warum nur hatte er ihn noch nicht wieder geändert? Er machte eine Notiz an sich selbst, die er innerhalb der nächsten siebenundzwanzig Sekunden wieder vergessen haben würde. „Ich bin auf dem Weg, machen Sie sich bitte keine Sorgen.“ Und bevor sie noch etwas erwidern konnte, hatte er bereits aufgelegt.

War es soweit? Hatte er es wirklich geschafft? Ein fröhlicher Funke blitzte in seinen grünen Augen auf, verschwand aber sogleich wieder, als sein Blick zurück auf die Arbeit seines Studenten fiel und ihn von seinem vermeintlichen Erfolg ablenkte. „Epigenetische Retrosynapsen? Wirklich?“ grunzte er verächtlich. Dann wischte er den Aufsatz mit dem Finger in den Später-lesen-Ordner; für einen solch pseudowissenschaftlichen Unfug hatte er wahrlich keine Zeit. Überhaupt wunderte er sich, mit welchem Humbug er sich als Dozent beschäftigen musste und was die Studenten, die oft nicht viel jünger waren als er selbst, ihm zumuteten. Da wurden ohne mit der Wimper zu zucken die absurdesten, wissenschaftlichen Theorien zu Rate gezogen und mit unwissenschaftlichen Thesen vermengt, egal, wie stimmig sie waren – der tägliche Konsum des vor wenigen Wochen mit dem Stephen-Hawking-Preis ausgezeichneten Science-X-Channels™ machte allem Anschein nach aus jedem Volltrottel einen Wissenschaftler. Erbost öffnete er die nächste Hausarbeit. Als er ihren Titel las, beschloss er ungewohnt spontan, sich nicht weiter zu ärgern und schob sie in denselben Ordner wie die erste.

Der Bus hielt an und entlud mit einem erschöpften Seufzer einige der farblosen Passagiere. Murray spürte den zaghaften Luftzug, der hereinströmte und schloss für einen flüchtigen Augenblick die Augen. Das Lüftlein allerdings schaute sich nur kurz um und verschwand, vom Mief der Umgebung eingeschüchtert, noch bevor die Türen sich wieder schließen konnten. Seufzend klappte er das multifunktionale Claptop auf Handtellergröße zusammen und verstaute es in der Brusttasche seines cremeweißen Hemdes. Dann lehnte er sich zurück. Für heute hatte er sich genug geärgert. Es war Zeit, dass er sich auf das, was ihm sogleich begegnen würde, mental vorbereitete. Ob es wohl, dachte er, wirklich so aussah, wie auf Mansurs Abbildungen? Oder vielleicht doch ganz anders: schlanker, kleiner, farbenfroher?

"Das Mondmalheur" im Kindle-Shop

Mehr über und von Anette Kannenberg auf ihrer Website zum Buch.

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10. September 2014

'Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen' von Ruth M. Fuchs

Es geht mal wieder darum, die Welt zu retten ... oder so ähnlich.

Eigentlich wollten Lumiggl und sein Freund, der Elf Floritzl nur einfach wieder nach Hause. Doch dann werden sie in den Kampf um Tharsya verwickelt. Einst wäre es den roten Drachen beinahe gelungen, die Herrschaft über Tharsya zu erlangen. Damals wurden sie von dem Zauberer Yorick und den vereinten Völkern Tharsyas zurückgeschlagen. Nun aber sind die roten Drachen zurück und haben gefährliche Verstärkung mitgebracht. Und von Yorick fehlt jede Spur.

Ein spannender, humorvoller Fantasy-Roman für Leser von 12 bis 120 um die Rettung einer Welt voller skurriler Wesen, gewürzt mit spritzigen Dialogen und haarsträubenden Einfällen. Es geht um Freundschaft, um Zauberei, um Religion, um einen Traum - und um zickige Feen.

Gleich lesen: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Leseprobe:
In der Höhle herrschte absolute Stille. Selbst Andrak schien um eine Antwort verlegen. Da hörte Lumiggl sich sa­gen: „Wir müssen den großen Zauberer rufen!“, und wunder­te sich selbst sehr darüber.
Andrak musste trotz der angespannten Situation lächeln.
„Aber Lumiggl“, sagte er sanft, „niemand weiß, wo der große Zauberer lebt. Er wurde schon seit vielen Jahren nicht mehr gese­hen. Vielleicht ist er schon wieder fortgezogen. Er ist ja auch ganz unvorhergesehen aufgetaucht.“
„Aber er sagte doch: Von nun an und für alle Zeiten wer­de ich Tharsya schützen und schirmen. Vor jeglicher Gefahr, ob von au­ßen oder innen“, zitierte Lumiggl aus dem großen Epos mit dem Titel 'Über die große Schlacht unter der Füh­rung des großen Zauberers auf dem großen Feld der langen Gräser'.
„Was heißt hier 'schützen vor jeder Gefahr'“, mischte sich Derringel ein, der Moosmann, der schon vorher aufmüpfig gewe­sen war. „Die roten Drachen sind schon da! Wo war denn dein großer Zauberer, als sie kamen?“
„Diese Worte des Zauberers stammen aus der Feder eines Dichters“, wandte sich Andrak an Lumiggl, Derringels Ein­wurf ignorierend. „Die Geschichte wurde von Generation zu Genera­tion mündlich weitergegeben, bis sie der große Dich­ter Herphand aufgriff und zu einem großen Epos formte1. Da wusste schon keiner mehr so genau, was ursprünglich geschehen und was so nach und nach an Ausschmückung hin­zugekommen war. Wer weiß, ob der Zauberer überhaupt et­was sagte.“
„Wenn es ihn überhaupt gibt“, schrie Derringel dazwi­schen. „Wenn ihr mich fragt, sind das alles nur Ammenmär­chen! Aber die roten Drachen sind echt und diese komischen Menschen, die sie dabei haben, auch. Sie werden uns alle um­bringen! Wir müs­sen weg von hier!“
Von einigen wenigen Moosleuten kam beifälliges Gemur­mel.
„Weg? Wohin?“, wollte Andrak wissen.
„Irgendwohin, wo uns keiner findet“, antwortete der Ge­fragte und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Aber wo soll das sein?“ beharrte Andrak.
„Irgendwo, jedenfalls nicht hier. Hier suchen sie doch als Ers­tes!“
„Aber wieso sollten sie? Damals bei dem großen Krieg war diese Höhle doch noch gar nicht bewohnt. Und woher weißt du, dass sie es auf uns abgesehen haben?“
„Wir sind hier nicht mehr sicher!“
„Warum nicht?“
„Sie werden uns alle umbringen, wie es schon in der alten Le­gende heißt!“, schrie Derringel und schüttelte die Fäuste.
„Hast du nicht eben selbst die Legenden als Ammenmär­chen bezeichnet?“, fragte Andrak. Derringel funkelte ihn wütend an, aber der Drache fuhr fort: „Möglich, dass die Drachen damals um diese Höhle wussten. Es weist allerdings nichts darauf hin. Die roten Dra­chen, die jetzt aufgetaucht sind, können nicht dieselben wie damals sein. Sie sind wohl langlebig, aber doch sterblich wie wir alle. Und ob diese neue Generation die Kenntnisse ihrer längst vergangenen Vor­fahren hat, ist zumindest unwahr­scheinlich. Sie sind zum ers­ten Mal hier. Also selbst wenn sie uns alle vernichten wollen, wer­den sie sich in dieser versteck­ten Höhle schwer tun – noch dazu, weil der Eingang so eng und klein und damit gut zu verteidigen ist. Glaubt mir, hier sind wir am sichersten.“
„Ich habe durchschaut, was sie vorhaben!“, brauste Der­ringel auf. „Sie wollen sich an uns rächen, weil wir mit einem Drachen zusammenleben und ihn pflegen. Wer klug ist, flieht mit mir!“
Atemlose Stille folgte. Derringel hatte Andrak gerade indi­rekt vorgeworfen, dass er sich von den Dorfbewohnern durchfüttern lasse und sie jetzt auch noch alle in Gefahr brin­ge. Wie würde der Drache auf so eine Beleidigung reagieren?

"Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen" im Kindle-Shop

Mehr über und von Ruth M. Fuchs auf ihrer Website.

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7. September 2014

"Auf den Flügeln der Angst" von Catherine Shepherd

Auch der vierte Roman von Catherine Shepherd verknüpft Vergangenheit und Gegenwart zu einem atemberaubenden Thriller. Zons 1497: Bastian Mühlenberg von der Zonser Stadtwache steht vor einem Rätsel. Am Morgen nach dem Geburtstagsfest von Pfarrer Johannes schwimmt eine tote Frau im Burggraben. Vom Täter fehlt jede Spur. Als kurz darauf vor den Stadttoren von Zons ein Bote brutal ermordet wird, beginnt eine atemlose Jagd. Bastian entdeckt ein Geheimnis hinter den Steinen der Stadtmauer. Eine geheimnisvolle dunkle Flüssigkeit führt ihn auf eine gefährliche Reise, denn auch der Mörder ist auf der Jagd nach dem teuflischen Elixier ...

Gegenwart: Die alleinerziehende junge Mutter Saskia nimmt an einer klinischen Studie teil. Doch statt der erhofften Befreiung von ihren Ängsten fühlt sie sich von Tag zu Tag schlechter und kann am Ende nicht mehr zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Während Saskia von unerklärlichen, grausamen Bildern verfolgt wird, ermittelt Kommissar Oliver Bergmann in einer neuen Mordserie. Ein Stadtrat wird in seiner Zonser Wohnung ertränkt, wenig später führt ein Anruf die Polizei zu einer weiteren Leiche. Die einzige Verbindung zwischen den Opfern ist eine seltene Droge in ihrem Blut. Obwohl alles auf ein männliches Täterprofil hindeutet, hat Oliver starke Zweifel. Erst im letzten Moment erkennt er den wahren Zusammenhang, der ihn zurück ins Mittelalter führt ...

Gleich lesen: Auf den Flügeln der Angst

Leseprobe:
Saskia genoss das Gefühl der Dominanz. Sie senkte den Blick und betrachte das Gesicht des Mannes, der mit geschlossenen Augen unter ihr lag. Er stöhnte leise durch den halboffenen Mund, als sie ihre Bewegungen verstärkte. Ihr Tag war ein Albtraum gewesen und sie brauchte dringend Ablenkung. Allen Bemühungen zum Trotz wuchsen die finanziellen Probleme ihr allmählich über den Kopf. Saskia wusste nicht mehr, wie sie die Miete für den nächsten Monat zusammenkratzen sollte.

Sie dachte an ihren kleinen Sohn, der jetzt ganz alleine in ihrer schäbigen Wohnung schlief und ihre Abwesenheit hoffentlich nicht bemerkte. Das schlechte Gewissen stach plötzlich wie ein Hornissenschwarm in ihre Eingeweide. Schnell fokussierte sie den Blick wieder auf das Gesicht unter ihr. Sie hatte ihn erst heute Abend kennengelernt und eine verächtliche Stimme in ihrem Inneren beschimpfte sie dafür, dass sie diesem Typen nach ein paar Drinks in seine Wohnung gefolgt war. Doch er sah gut aus und hatte ihr ein großzügiges Trinkgeld spendiert. Eigentlich sogar das großzügigste, dass sie je in der Kneipe, in der sie regelmäßig kellnerte, ergattert hatte.
Saskia fühlte sich leicht benebelt, während sie sich unablässig auf ihrer neuen Eroberung hin- und herbewegte. Ihre schwarz lackierten Fingernägel gruben sich tief in die weiche Haut seines Halses ein und hinterließen ein Muster aus feinen roten Linien. Ein perfekter Kontrast zu ihrem Tattoo, das von schillerndem Grün dominiert wurde. Das Tattoo befand sich seit drei Jahren auf ihrer Haut und Saskia fand es immer noch so schön wie am ersten Tag. Sie erinnerte sich genau an die Schmerzen, die sie beim Aufbringen ertragen hatte. Die Nadeln drangen in kurzen Zeitabständen stechend in ihren Unterarm ein, aber am Ende krönte eine wunderschöne Meerjungfrau ihre fahle blasse Haut und Saskia konnte kaum die Augen von diesem Bild lösen.
Sie hielt kurz inne und blinzelte. Ihr Blick haftete auf dem intensiven Grün des Meerjungfrauenschwanzes. Die einzelnen Schuppen waren ganz klar zu erkennen. Durch die Bewegungen ihres Unterarmes wirkte der Schwanz nahezu lebendig. Ganz sanft bewegte er sich hin und her und die vielen Schuppen schoben sich intervallartig ineinander, um sich kurz darauf wieder auszudehnen. Saskia fühlte sich leicht und ekstatisch. Sie schloss die Augen ein wenig. Gerade soweit, dass sie die Meerjungfrau weiter im Blick hatte. Die rhythmischen Bewegungen des schillernden Wasserwesens wurden immer heftiger und mit einem Mal kam es Saskia so vor, als würde es tatsächlich im Wasser schwimmen. Schon schob sich der Schwanz klatschend durch die Wellen, die von Sekunde zu Sekunde größer wurden und plötzlich über ihren Unterarm schwappten. Saskia grinste. Sie hatte wohl etwas zu tief ins Glas geschaut. Ohne mit ihren Bewegungen aufzuhören, zählte sie im Geist die Anzahl der Weingläser nach, die sie an diesen Abend getrunken hatte. Komisch, mehr als drei Gläser konnten es nicht gewesen sein. Instinktiv schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf, um das Trugbild loszuwerden. Betont langsam atmete sie ein und öffnete dann die Augen.
Ihr Puls beschleunigte sich bei dem Anblick, der sich ihr plötzlich bot. Erschrocken blinzelte sie. Was war nur mit ihr los? Die Meerjungfrau war verschwunden. Stattdessen hatte sich das Wasser auf dem ganzen Bett ausgebreitet und die Wellen schlugen mit einem gehässigen Schmatzen über dem Kopf ihrer Eroberung zusammen. Der Mann unter ihr hatte aufgehört zu stöhnen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an und schrie. Plötzlich sah er gar nicht mehr so attraktiv aus, mit seinem verzerrten Mund und dem panischen Ausdruck auf dem Gesicht. Er riss an ihrer Schulter und versuchte sie ins Wasser zu zerren. Saskia spürte das kalte Nass und wehrte sich gegen seine festen Hände. Keinesfalls wollte sie sich unter Wasser ziehen lassen. Der Mann unter ihr schrie, doch sie konnte seine Worte nicht verstehen. Alles, was sie hörte, war das Rauschen des Wassers, welches sich mittlerweile im ganzen Zimmer ausgebreitet hatte. Sie spürte die Kälte und wusste instinktiv, dass sie auf ihm sitzenbleiben musste, wenn sie nicht ertrinken wollte.
Hektisch drückte sie seine Arme nach unten und entwand sich seinen flehenden Griffen. Das Wasser schwappte in großen Wellen über sein Gesicht und nahm ihm die Luft zum Atmen. Saskias Herz raste panisch. Doch sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte. Sein Kopf war mittlerweile vollständig unter Wasser. Blubbernde Luftblasen bahnten sich den Weg an die Oberfläche und der Körper unter ihr begann, unkontrolliert zu zucken. Saskia spürte, wie ihr Herz gegen die Rippen hämmerte. Blut schoss in gewaltigen Mengen in ihren Kopf und brachte ihre Augäpfel fast zum Platzen. Der Druck wurde unerträglich und gleißende Blitze zuckten durch ihr Blickfeld, an dessen Rand sie plötzlich eine riesige alte Mauer wahrnahm. Das grelle Bild brannte sich in ihr Gehirn und Saskias Sehzentrum versagte. Blind und orientierungslos presste sie die Oberschenkel an den Mann und blieb rittlings auf ihm sitzen. Die Luft blieb ihr weg und sie fühlte, wie sie in der nassen Kälte nach unten sackte. Dann wurde alles schwarz.
Im Kindle-Shop: Auf den Flügeln der Angst

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4. September 2014

"Feuertaifun: Glut des Herzens" (Fabel 3) von Andrea Spreitzer und Ludwig Sinzinger

Diese Fabel setzt sich mit dem kompetenzbezogenen Subjektivismus, als eine nicht seltene Erscheinungsform unserer Zeit auseinander, sowie der Tatsache, dass seitens vieler Personen für ihr individuelles Versagen häufig systembezogene Rahmenbedingungen verantwortlich gemacht und strapaziert werden. Die individuelle Inkompetenz wird dann sehr schnell als Ausdruck der Behinderung auf dem Gebiet der eigenen Entwicklung und der sozialen Ungerechtigkeit deklariert.

Darüber hinaus erfährt der Leser, wie Wissen gehandhabt werden muss und welche Interessen der humanen Entwicklung den Weg versperren. Letztendlich beleuchtet dieses E-Book den Aspekt der Souveränität und der effizienten Interaktion.

Gleich lesen: "Feuertaifun: Glut des Herzens"


Leseprobe:
Mich, Flieger, erfasste ein schrecklicher Gedanke. Obwohl ich mich sehr wohl fühlte, sagte mir meine „innere Stimme“, dass ich vor dem Tor zur Hölle stand und meine Arme, wie automatisch, bereits dieses Tor öffnen wollten. Obwohl mein Körper strebsam agierte, signalisierte mir mein Unterbewusstsein, dass, wenn ich dieses Tor öffnen würde, dann …
In Bergonien scheint alles in Ordnung zu sein. Die Wünschlinge gehen ihren Interessen nach, was in einer regsamen Art und Weise vonstatten geht, obwohl sie nicht von Hektik getrieben sind. Es ist der Fluss der Kontinuität, welcher die Wünschlinge weder unter- noch überfordert. Sie haben im Laufe der Zeit ihren Rhythmus gefunden, weshalb sie bei immer gleichbleibender Lust und Laune ihr jeweiliges Lebenswerk meistern. Ihr Lebensrhythmus gleicht einem präzise funktionierenden Uhrwerk. Rhythmus und ein ausgeprägtes Taktgefühl assoziieren keinesfalls das Gefühl der Gleichförmigkeit, wie man eventuell denken mag. Nein! Dieses harmonische Gleichmaß garantiert allzeit ein Mindestmaß an Effizienz und Pünktlichkeit. Die Wünschlinge haben es verstanden, ihr Verhältnis zur Zeit zu optimieren, im Ergebnis dessen sie nicht mehr von der Zeit beherrscht werden und eine neue Art der Kompetenz erzeugen konnten. Vor diesem Stadium ihres Zeitmanagements waren sie förmlich unfrei und Sklaven der Zeit. Innerhalb des zurückliegenden Lebensabschnittes, wo die Wünschlinge die Zeit nicht zu beherrschen vermochten, beherrschte die Zeit sie. Aufgrund der uferlosen Zeitverstöße in Bergonien gab es zahlreiche Konflikte, welche das Zusammenleben erheblich erschwerten.
Professor Zeitler, ein anerkannter Fabelloge, hatte die Ambivalenz zwischen Erfolg und Zeitlosigkeit erkannt und empirisch untersucht. Zu dieser wissenschaftlichen Herausforderung wurde Prof. Zeitler von den Menschen inspiriert, einer Spezies, welche auf der Erde in einer anderen Galaxie lebte. Diese experimentierten ebenfalls mit der Zeit, wenngleich wesentlich erfolgloser. Die Menschen, so wusste Prof. Zeitler zu berichten, versuchten die Zeit auszutricksen, indem sie die Uhr zweimal im Jahr vor und zurückstellten. Die Menschen gingen davon aus, dass die Verlängerung des Tageslichts ökonomisch wertvolle Konsequenzen hätte. Prof. Zeitler vertritt jedoch den Standpunkt wonach Zeitverschiebungen keinerlei ökonomischen Einfluss besitzen und lediglich Zeitökonomie das lösungsorientierte Schlüsselwort sein könnte.
Dieser wissenschaftliche Ansatz und das darauffolgende Engagement erbrachten schließlich ein bahnbrechendes Forschungsergebnis. Dieses Forschungsresultat beinhaltet folgende Erkenntnis: Wenn die Zeit nicht nur pünktlicher genützt werden würde, sondern zusätzlich auch in einer bestmöglichen Synchronie, dann wäre ein zeitlich stimmiger Prozessablauf denkbar, welcher absolut störungsfrei auszurichten wäre. Wenn obendrein noch umfassend alle Prozessabläufe horizontal und vertikal synchronisiert würden, wäre ein perfektes Zeitmanagement das Resultat.
Somit erkannte Professor Zeitler das Prinzip der Zeit-Synchronisation. Die Wünschlinge wären stressfrei, weil sie die Zeit, ohne jeglichen Zeitdruck, beherrschen könnten. Des Weiteren würde ein willkommener Nebeneffekt eintreten, denn es entstünde ein Zeitzuwachs, welcher das Resultat der intrinsischen Pünktlichkeit wäre. Aufgrund des hohen Entspannungspegels wären die Wünschlinge auch nicht mehr wie früher gezwungen die verfügbare Zeit für ihren psychischen Ausgleich zu nutzen – beispielsweise durch die Schlummertaste am Wecker.
Die Wünschlinge könnten sich die Zeit endlich zunutze machen und die zeitliche Gängelei beenden. Die Zeit würde endlich zum Verbündeten der Wünschlinge und eine neue Erfolgs- und Glücksdimension könnte Wirklichkeit werden.
Professor Zeitler – der die Zeit auf den Punkt brachte und pünktlich macht– konnte sich gegen Dr. Losering – der die Zeit dehnen wollte – durchsetzen, in Folge dessen seine Theorie Einzug in den Alltag fand. Ohne Widerstand verlief dieser Prozess nicht. Auch gegenwärtig versucht Dr. Losering alles, um seine Theorie nachträglich zu etablieren.
Der Gegenspieler, Zeitforscher Dr. Losering, vertritt die Ansicht, wonach Zeit keinerlei leistungsspezifische Relevanz besitzt, da Zeit der größte Stressfaktor sei. Der Zeitdruck würde, seiner Meinung nach, für vielerlei Krankheiten ursächlich sein, welche vor allem im Bereich der Psyche angesiedelt sind. Damit die Wünschlinge die Möglichkeit erhalten dem Zeitdruck auch entfliehen zu können, arbeitet Dr. Losering an vollkommen neuartigen Prozessabläufen. Im Mittelpunkt steht hierbei die Absicht, die bisherigen Zeiteinheiten des Kalenders und die zeitliche Orientierung mittels der Uhren neu zu kalibrieren. Im Ergebnis dessen sollen neue und ausgedehntere Zeiteinheiten zum Maßstab erhoben werden. Termine würden in ihrer Verbindlichkeit sozusagen gestreckt und als größere Zeitfenster allgemeinverbindlich deklariert.

"Feuertaifun: Glut des Herzens" im Kindle-Shop

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