18. Februar 2015

"Fragen Sie Erkül Bwaroo!" von Ruth M. Fuchs

Erkül Bwaroo hat einen für einen Elfen ziemlich ungewöhnlichen Beruf – er ist Privatdetektiv. Der Elf mit dem stattlichen Schnurrbart und dem belgischen Akzent löst seine Fälle stets mit Hilfe seiner kleinen grauen Zellen und je größer das Rätsel, desto mehr ist er bestrebt, die Wahrheit zu finden. Meist geht es dabei um Mord, aber nicht immer.
Sieben Rätsel – sieben Fälle für Erkül Bwaroo.

Die einzelnen Geschichten:

Fragen Sie Erkül Bwaroo
Ein Wolf bittet Bwaroo um Hilfe. Er wird beschuldigt, eine alte Frau in ihrem Haus im Wald brutal ermordet zu haben. Und auch ihre Enkelin kam nur knapp mit dem Leben davon.

Mann über Bord!
Ein Mann zündet sich in einer stürmischen Nacht auf einem Kreuzfahrtschiff eine Pfeife an – und fällt über Bord. Bwaroo glaubt, gesehen zu haben, wie dabei nachgeholfen wurde. Aber niemand glaubt ihm und er hat keinerlei Beweise.

Ein unmöglicher Mord
Ein erfolgreicher Industrieller wird in seinem Arbeitszimmer ermordet. Aber es war niemand bei ihm. Tür und Fenster waren von innen verriegelt und einen anderen Zugang gibt es nicht. Wie also konnte das Verbrechen überhaupt geschehen?

Gemeinsame Sache
Erkül Bwaroo besucht Köln gerade zu der Zeit, als die Heinzelmännchen den Kölnern den Rücken gekehrt haben. Angeblich ist eine Bäckerin daran Schuld, aber das kann Bwaroo nicht glauben und macht sich auf die Suche nach dem wahren Grund.

Der Fall des weißen Kaninchens
Ein kleiner Junge bittet den Elfendetektiv, nach seinem verschwundenen Kaninchen zu suchen. Obwohl Bwaroo sich sonst eigentlich nicht mit solchen Kleinigkeiten abgibt, willigt er ein, sich auf die Suche zu machen. Und er macht eine erstaunliche Entdeckung.

Die Nase des Oberon
Alles deutet auf einen Unfall, als ein Mann von einer Klippe in den Tod stürzt. Doch Erkül Bwaroo zweifelt daran und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Die verschwundene Nymphe
Eine Premiere: Erstmals erzählt Artur Heystings, ein alter Freund Bwaroos. Der Elf erhält den Auftrag, eine Nymphe wieder zu finden, die scheinbar spurlos verschwunden ist. Und Heystings ist in mancherlei Hinsicht ganz anderer Meinung, als der große Detektiv.

Gleich lesen: Fragen Sie Erkül Bwaroo! (Erkül Bwaroo ermittelt 3)

Leseprobe:
In der Nacht frischte der Wind auf und am nächsten Tag hingen dunkle Wolken tief und bedrohlich über dem Meer. Alles war in ein ungewisses Zwielicht getaucht. Das Schiff schaukelte heftig auf der rauen See. Bwaroo hangelte sich mit etwas Mühe an den überall gespannten Halteseilen zu der Kabine seines Freundes. Der war nicht zum Tee erschienen und nun machte sich der kleine Elf allmählich Sorgen.
Er fand Paul Lester kreidebleich im Bett liegend.
„Mein lieber Lester“, rief er erschrocken, „Ich hole besser den Schiffsarzt!“
„Nein, das wird nicht nötig sein“, ächzte Paul.
Doch da war Bwaroo schon losgestürmt und kehrte nur kurze Zeit später mit dem Arzt im Schlepptau zurück.
„Ah ja“, sagte dieser mit einem Blick auf das inzwischen grünlich verfärbte Gesicht von Paul Lester. „Bei diesem Seegang werden viele krank. Ich denke, Ingwertee wird helfen. Ich lasse gleich eine Kanne voll vorbeischicken.“
„C’est très gentil, Monsieur le Docteur. Das ist sehr freundlich von Ihnen“, versicherte der kleine Elf.
Kurz nachdem der Arzt wieder gegangen war, kam auch wirklich einer der Stewards und brachte eine große Kanne dampfenden Tees. Und während Bwaroo noch darüber sinnierte, wie dieser junge Mann die Kanne unbeschadet über das schwankende Deck hatte tragen können, schenkte er seinem Freund schon einen Becher des Getränks ein. Doch Lester versicherte, im Moment nichts trinken zu können, und bat stattdessen darum, allein gelassen zu werden.

Kaum hatte Bwaroo einen Schritt auf das Deck hinaus getan, als ihm eine Böe auch schon den Hut vom Kopf riss.
„Zut alors“, schimpfte der kleine Elf und setzte noch ein inniges „merde“ dazu. Aber da war nichts zu machen, der Hut flog bereits aufs Meer hinaus und Bwaroo konnte ihm nur noch nachschauen.
Inzwischen hatte es auch noch zu regnen angefangen und der Wind peitschte die Tropfen wie eisige Nadeln gegen das Schiff. Dazu kam die Gischt der immer höher schlagenden Wellen. Schaudernd zog der Elfendetektiv den Kopf ein, schlug den Mantelkragen hoch und schickte sich an, in das Innere des Schiffes zurück zu flüchten. Da bemerkte er einen Mann, der seinen Hut noch fest auf dem Kopf hatte. Verwundert fragte sich Bwaroo, wie er das wohl geschafft hatte. Er stand einige Meter entfernt an der Reling und beugte sich zusammengekrümmt nach vorn, mit beiden Händen auf Mundhöhe. Leider war das Licht zu schlecht, um genaueres zu erkennen, aber zweifellos wollte er rauchen und versuchte nun, die Flamme zu schützen, bis der Tabak Feuer gefangen hatte. Es schien ein schwieriges Unterfangen, aber schließlich richtete der Mann sich wieder auf. Und dann stürzte er über die Reling hinab ins Meer.
„Zu Hilfe! Mann über Bord!“, schrie Bwaroo geistesgegenwärtig und schleuderte auch schon einen der Rettungsringe, die an den Seiten des Schiffes hingen in die Richtung, in der er den Mann vermutete – sehen konnte er ihn nicht.
Seine Rufe waren offenbar gehört worden, denn gleich danach wurde auch schon die Sturmglocke geläutet. Fast sofort stoppte der Schiffsmotor und ein Boot wurde zu Wasser gelassen, um nach dem Passagier zu suchen.
Aufmerksam sah Bwaroo den Männern im Boot zu. Dass er völlig durchnässt wurde, störte ihn jetzt überhaupt nicht mehr. Bei dem schlechten Licht schien es ziemlich aussichtslos, den Körper eines einzelnen Mannes zu finden. Und doch konnte Bwaroo schließlich erkennen, wie etwas Schweres von zwei Männern in das Beiboot gehievt wurde, das sich daraufhin auf den Weg zurück zum Schiff machte.
„Bei dem Wind musste es ja mal passieren, dass jemand über Bord fällt.“ Ein Matrose trat neben Bwaroo und sah zu, wie der Mann, der aus dem Meer geborgen worden war, hinunter in die Krankenstation getragen wurde.
Der Elfendetektiv sagte nichts dazu. Es war dunkel gewesen, doch er war sich sicher, eine Gestalt gesehen zu haben, die sich gebückt an den Mann herangeschlichen und ihn über Bord geworfen hatte.

„Monsieur le Capitaine, habe ich gesagt! Ich sage Ihnen, es war kein Unglück. Es war ein Mordversuch. Und was macht dieser Mensch? Er lacht mich aus!“ Erkül Bwaroo saß am Bett seines Freundes. Sein enormer Schnurrbart bebte vor Empörung über die Behandlung, die ihm der Kapitän des Schiffes hatte zuteil werden lassen. „Ich sage ihm: Ich bin Erkül Bwaroo. Und er sagt: Wer? Und dann wendet er sich an seinen Angestellten, äh, ich meine an so einen Offizier und flüstert ‚Schaffen Sie mir diesen alten Kauz von der Brücke.’ Alter Kauz, moi! Und er hält mich anscheinend nicht nur für dumm, sondern auch noch für taub.“ Paul Lester, noch immer leichenblass, versuchte sich aufzusetzen, sank aber stöhnend in die Kissen zurück.
„Oh mein Freund!“ rief Bwaroo bestürzt. „Wie herzlos von mir. C'est impardonnable. Sie sind krank und ich behellige Sie mit meinen Sorgen!“ Sehr verlegen stand er auf und deckte Lester fürsorglich wieder zu. „Nur weil ich aufs Äußerste beleidigt wurde ... wie unverantwortlich von mir. Non, mon Ami“, er hob die Hand, als der Kranke etwas erwidern wollte. „Kein Wort mehr. Es tut mir leid, Sie belästigt zu haben. Werden Sie gesund. Das ist das Allerwichtigste. Alles andere kann warten.“
Erkül Bwaroo lächelte seinem Freund aufmunternd zu, schenkte ihm einen Becher Ingwertee ein und achtete mit Argusaugen darauf, dass der auch ausgetrunken wurde. Erst dann verabschiedete er sich.

Im Kindle-Shop: Fragen Sie Erkül Bwaroo! (Erkül Bwaroo ermittelt 3)

Mehr über und von Ruth M. Fuchs auf ihrer Website.

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