31. März 2015

"Schwarzes Licht" von Jan Viebahn

Eben noch als normaler Mensch im Hier und Jetzt, findet Johann sich plötzlich in einer ihm völlig fremden Welt wieder und er hat sich verändert: In der Welt Yrangir ist er ein Dämon. Schon bald stellt sich seine neue Situation als noch komplizierter heraus. Das Kaiserreich ist in Gefahr. Kjulan Schwarzklinge, der Herrscher des dunklen Reiches hat einen diabolischen Plan ausgeheckt um es endgültig zu unterwerfen - und das mit Johanns Hilfe!

Johann gerät zwischen die Fronten. Nun muss er den Häschern Kjulans entkommen. Doch die Menschen treten ihm mit Misstrauen gegenüber. Nur Farkar, ein Paladin des Lichtordens, steht ihm zur Seite. Aber auch dieser verfolgt seine eigenen Pläne. Johann muss es schaffen einen Ausweg zu finden, jedoch stellen sich ihm viele Gefahren entgegen. Nicht zuletzt er selbst, denn er muss erkennen, er ist sein größter Feind! Kann sich Johann dem Zwang der dunklen Mächte widersetzen?

Gleich lesen: Schwarzes Licht: Ein Yrangir-Fantasy-Roman

Leseprobe:
Kniend kauerten vier Männer in dem runden, dunklen Raum, der vom Schein unzähliger züngelnder Kerzen erhellt wurde. Sie hatten sich im Kreis um eine mehrere Meter große Chaossonne gruppiert, die mit Blut in der Mitte des Raumes auf den Boden gemalt war. Viele kleinere Runen standen an den Rändern des inneren Kreises der Sonne geschrieben. Das Licht flackerte und es schien, als brächte es nicht Licht, sondern noch mehr Düsternis in den steinernen Raum.
Die Männer sahen hart und furchtlos aus. Ihre Gesichter und Hände waren ebenfalls mit dunklen Runen bedeckt, die sich von der weißen Haut abhoben. Sie trugen lange, schwarze Roben und ihre Umrisse verschwammen in dieser schummrigen Finsternis. Dann begann einer von ihnen einen Singsang aus kehligen Lauten. Die anderen fielen ein und der finstere Chor erfüllte den Raum. Immer und immer wieder setzten sie ihren Gesang neu an, immer lauter und mit ihrer gesamten Energie.
Plötzlich flammte das Blutzeichen auf, der Boden im Kreis senkte sich und eine tiefe, feurige Schlucht tat sich auf, aus der die Hitze emporschoss.
Die Männer verstärkten ihren Gesang und berührten in einer geheimnisvollen Reihenfolge die Runen außerhalb des Kreises. Sofort bildete sich eine Glocke aus violetter, wabernder Materie über dem Schlund und dämpfte das Licht der Flammen, die daraus emporschossen.
Ein markerschütternder Ton erklang aus den Tiefen des Schachtes. Ohrenbetäubend laut und so grausam war der Laut, dass die Männer am ganzen Körper zuckten und die Gesichter schmerzerfüllt zusammenzogen. Doch sie brachen ihren Singsang nicht ab, sondern verstärkten die Lautstärke noch einmal, als ihr Anführer die Hand hob. Das unheimliche Gebrüll aus dem Schacht wurde noch lauter und die Flammen schienen sich zu verdichten.
Kurz darauf schoss ein über und über flammendes Wesen im Schacht empor. Es wurde aufgehalten von der violetten Haube, die als Halbkugel über dem Loch entstanden war. Der Raum erbebte. Zwei gelbrote Hitzepunkte bewegten sich aufgeregt darin und schienen die Männer gierig anzustarren. Ein glühendes Augenpaar. Und darunter züngelte eine lodernde Feuerzunge gefräßig und wie von Durst getrieben gegen die Barriere.
Der Anführer erhob sich und machte ein Zeichen in die Luft, worauf sich der Schacht unter dem Monster schloss. Die Flammen fraßen an der durchsichtigen Halbkugel. Das Wesen tobte unter dem Schirm, sodass sich feine Risse im Steinboden bildeten.
Schweißperlen standen auf der Stirn des Anführers, als er ein langes Brandeisen mit einer glühenden Sonne am Ende zur Hand nahm und tief durchatmete.
Schneller, als man es dem alten Mann zugetraut hätte, stach er mit dem langen Eisen durch die Barriere in die Mitte der Flammen, bis er einen Widerstand spürte. Die Antwort war ein Ruf wie aus Wut und Hass. Die Gesichter der anderen Männer wurden aschfahl.
Dann nahm der Anführer einen Topf mit Pulver in die Hände und rief laute Beschwörungsformeln, er warf den Inhalt auf die Materie.
Plötzlich gab es einen so grellen Lichtblitz, dass alle die Köpfe wegdrehten und mit den Gesichtern am Boden liegen blieben. Ein Entsetzen durchzuckte sie.
Geblendet krabbelten alle außer dem Anführer an den Rand des Raumes, jeder so weit wie möglich weg von dem Beschwörungskreis. Der Anführer aber stand an seinem Platz, mit hoch erhobenen Armen hielt er einen runenverzierten Totenschädel schräg über sich in Richtung des Ritualkreises. »Aaaah!«, brüllte er mit angsterfülltem Gesicht und sein ganzer Körper zitterte vor Anstrengung.
Dann drehte er sich zu den anderen, die voller Angst immer noch am Boden kauerten. »Bei Beron, dem Gott der Schatten, wie konnte das geschehen!?«, schrie er.
Die anderen starrten ihn an.

Im Kindle-Shop: Schwarzes Licht: Ein Yrangir-Fantasy-Roman

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30. März 2015

"Thumelicus" von Ulla Schmid

Thumelicus, der Sohn des Arminius, lebt mit seinem Adoptivvater Gaius Flaminius und seiner Mutter Thusnelda ruhig und friedlich in den Albaner Bergen. Doch Rachegelüste sind es, die ihn nach Rom treiben. Livilla, die Schwiegertochter des Kaisers Tiberius, hatte einst nahe Verwandte seines Adoptivvaters unter einem Vorwand verhaftet und zwei Jahre lang eingekerkert. Thumelicus verlässt schließlich die Berge, um in die Armee einzutreten. Bevor er sich versieht, wird er jedoch in zwei Morde verwickelt ...

Gleich lesen: Thumelicus







Leseprobe:
Etwa zu der Zeit als Lucia nach Stapie gezogen war, war Thumelicus mit seinen Kameraden in Apollonia angekommen und sie hatten sich in ein Standlager begeben, in dem schon vor vielen Jahrzehnten Markus Antonius und Octavian stationiert waren. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, war von Cäsar selbst, seinem Großonkel und Adoptivvater, hierher geschickt worden, nicht nur um das Kriegshandwerk zu erlernen. Zu einem guten Soldaten gehörte mehr. Das römische Militär konnte keine Dummköpfe gebrauchen, auch wenn hin und wieder solche beim Militär landeten. Diese machten aber wenigstens keine Karriere. Wie schon Gaius und Thusnelda richtig vorausgesehen hatten, war es ruhig im Reich. Es gab keine Kämpfe, nicht mal Scharmützel und auch keine Grenzstreitigkeiten, aber Thumelicus hatte inzwischen sehr viel gelernt, und er und seine Kameraden wussten, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war. Sicherlich würde es nicht gleich in den nächsten Tagen losgehen, denn so etwas kündigte sich schon vorher an. Es konnte Monate oder gar Jahre dauern, bis sie zu ihren ersten Kampfhandlungen ausrücken mussten und viele von ihnen dachten, dass sie nie zum Kämpfen kommen würden und die meisten von ihnen waren es zufrieden. Es waren die gemischten Gefühle der Legionäre. Und ausgerechnet Thumelicus sollte ungewollt der Auslöser sein für die in Kürze anstehenden Unruhen. Noch schlimmer wurde es für ihn, als er sich bewusst wurde, dass er der Auslöser für die sich zu blutigen Aufständen ausweitenden Unruhen war.
Thumelicus und seine Kameraden lebten auf sehr beengtem Raum, aber auch hier wurde den Wünschen der Männer nachgegeben und sie durften sich aussuchen mit wem sie eine Baracke teilen wollten. Nichts ist schädlicher für eine Legion, wenn sich ihre Mitglieder untereinander nicht mochten und ständige Streitereien untergruben schließlich die Kampfmoral. Die Männer waren tagsüber ziemlich eingespannt, denn sie konnten sich im Lager nicht einfach ausruhen. Sie mussten für den Ernstfall gerüstet sein und wenn es zu Kriegshandlungen kam, konnte man nicht erst anfangen, dafür zu üben. Thumelicus war am Abend zumeist so müde, dass er mit seinen Kameraden das Lager kaum verließ, um sich zu amüsieren. Viele blieben in der Canabä, der Vorstadt hängen, um sich mit den dort lebenden Frauen einzulassen, und so lebten die Männer im Lager, das wie eine Stadt für sich war, zufrieden. Thumelicus ließen sie in Ruhe, er ging nicht zu den Frauen der Canabä und heimlich, hinter seinem Rücken, wurde wie vor Jahren bei Petronius, gemunkelt, er sei homosexuell, aber mit Männern hatte er auch nichts am Hut.
Manches Mal erkundete er allein die nächste Umgebung und er suchte immer wieder Pella, den Geburtsort seines großen Vorbildes Alexanders des Großen, auf. Hier entdeckt er jedes Mal etwas Neues und hier lag der Ursprung für die beginnenden Unruhen.

Im Kindle-Shop: Thumelicus

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27. März 2015

"Nacht im Herzen" von Alissa Sterne

Sie ist auf der Suche nach der wahren Liebe.

Er sieht in ihr ein schnelles Abenteuer für eine Nacht.

Beide verbindet ein tragisches Unglück und eine mitreißende Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt.

Gleich lesen: Nacht im Herzen









Leseprobe:
»Krieg ich noch ein Bier, oder ist es dafür schon zu spät?«
Ein besonders primitiver Teil meines Gehirns sortierte Männer bei ihrer ersten Begegnung mit mir binnen Sekunden in drei Schubladen. Süß & schwul. Geht gar nicht. Leider vergeben. Als inkonsequenteste Person, die ich kenne, war es mir durchaus möglich, Männer nach näherer Betrachtung doch nochmal von einer Schublade in die andere zu verfrachten. Ich bin flexibel. Allerdings wurde aus einem „Geht gar nicht“ noch nie ein „Leider vergeben“. Sooo tolerant bin ich dann doch wieder nicht. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja! Beim größten Arsch der Nation.
Als sich unsere Blicke trafen, stand die Welt einen Moment still. Er wollte verdammt nochmal in keine Schublade passen.
Mit seinen dunkelbraunen, perfekt geschnittenen Haaren schrammte er haarscharf an der offenen Schublade „Süß & schwul“ vorbei, weil er zu gut aussah, um süß zu sein. Für „Geht gar nicht“ hatte er ein zu schönes Lächeln und für „Leider vergeben“ fehlte mir das Besondere, die Ecken und Kanten, die mein Herz höher schlagen ließen. Er war einfach zu glatt.
Als Antwort holte ich aus dem Kühlschrank hinter mir eine Bierflasche und stellte sie vor ihm auf den Tresen. »Macht 2 Euro.« Zugegeben, sonst bin ich freundlicher, aber ich hatte so kurz vor Schluss keine Lust auf jemanden, der eine Symbiose mit seinem Barhocker einging, nur weil er noch nicht nach Hause wollte, sondern lieber einer unbekannten Person eine Frikadelle ans Ohr dichtete. Und genau so sah er aus. Et voilà, da war sie geboren: meine vierte Schublade. Nicht-nach-Hause-wollende-Frikadelle-ans-Ohr-Dichter.
»Wann macht ihr denn hier zu?«
»Gleich«, log ich, und schaute schuldbewusst zu Tommy, der sich zum Glück nicht in Hörweite befand, sondern mit zwei Freunden in der hintersten Ecke des Chill Outs saß. Ihretwegen würde ich nicht länger bleiben müssen, das bekam Tommy alleine hin, seinetwegen aber schon. Mein geübter Mitleid-erhaschender-Müdigkeitsblick traf sein Opfer, was bedauerlicherweise nicht die geringste Wirkung zeigte.
»War das heute nicht dein Tag oder warum schaust du mich so miesepetrig an?«
Das saß. Das war eine Beleidigung und Unterstellung zugleich. Er näherte sich mit schnellen Schritten der „Geht gar nicht“-Schublade.

Im Kindle-Shop: Nacht im Herzen

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26. März 2015

'Der Schüchterne Hase' von Sybille B. Lindt

Der kleine Hase ist schüchtern. Sein großer Bruder ist Papas Liebling, sein kleiner Bruder Mamas Liebling. Und er ...? Der kleine Hase ist in der Familie schüchtern, in der Vorschule und in der Schule. Er weiß so vieles, aber traut es sich nicht zu sagen. Dann lachen die anderen Kinder. Doch eines Tages zeigt er allen anderen, was in ihm steckt.

Der kleine Hase muss so manche Niederlage einstecken, ehe er einen Weg findet, seine Schüchternheit zu überwinden und er endlich das nach außen bringen kann, was wirklich in ihm steckt. Einfühlsam, problemorientiert, liebenswert und witzig wird ein selten behandeltes Thema aufgegriffen und wenig selbstbewussten Kindern Mut gemacht. Begleitet von emotionalen und humorvollen Zeichnungen von Birgit Schreyer.

Der Band endet mit Seiten zum Selbermalen und Selberschreiben. Für Kinder ab 5 Jahre, besonders auch für Leseanfänger, aber auch für Eltern und Erzieher sowie für Erwachsene, die auch einmal schüchtern waren.

Gleich lesen: Der Schüchterne Hase: Eine Geschichte für kleine und große Leute

Leseprobe:
Auf einer großen Wiese am Rande der kleinen Stadt lebte einmal ein Hase. Der war schüchtern. Deshalb nannten ihn alle Schüchterner Hase.
Schüchterner Hase hatte einen großen Bruder, der Großer Hase hieß. Und er hatte einen kleinen Bruder, den alle Kleiner Hase nannten. Großer Hase war Papas großer Liebling, weil er schon so wahnsinnig gut Fußball spielte. Kleiner Hase war Mamas kleiner Liebling, weil er noch so wahnsinnig süß aussah.
Schüchterner Hase war Niemandes Liebling. ‘Ich bin übrig geblieben’, dachte Schüchterner Hase, ‘und ich bin auch nichts Besonderes. Sonst hätte es mir ja einer gesagt’.

Im Kindle-Shop: Der Schüchterne Hase: Eine Geschichte für kleine und große Leute

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25. März 2015

'Aber schön müssen sie sein' von Harald Schmidt

Die beschauliche Idylle des Sauerlandes nutzt der aus Kanada stammende Schriftsteller Patrick Schreiber, um Depression, Schreibblockaden und Alkoholprobleme wieder in den Griff zu bekommen. Der beschauliche Herbstwald offenbart ihm allerdings ein schreckliches Geheimnis und einen Gegner, der ihm weit überlegen scheint. Um ungewöhnlich brutale Frauenmorde aufzuklären, schaltet sich der bärbeißige LKA-Mann Franz Kalkove ein.

Fehlende Spuren lassen die Ermittlungen lange ins Leere laufen. Die Dorfgemeinschaft entpuppt sich als trügerische Fassade. Erst als sich diese beiden eigenwilligen Typen solidarisieren, scheint eine Lösung dieses Falles möglich. Dazu müssen aber Schreiber und eine alte Liebe erst durch die Hölle gehen.

Gleich lesen: Aber schön müssen sie sein

Leseprobe:
Ein Licht! Mehrere Lichter, tatsächlich. Ganz langsam und suchend näherten sich zwei Fahrzeuge meiner Position. Gott sei Dank besaß mein Handy eine Licht-App, die ich nun mit zittriger Hand aktivierte und ein erstaunlich starker Lichtstrahl zuckte durch den dämmrigen Wald. Zögernd bogen die beiden Fahrzeuge von der Strasse in den Feldweg ab und blieben in einer Entfernung stehen, die mir äußerst unpassend erschien. Einige Personen verteilten sich seitwärts im Wald, ständig nach Deckung suchend. War ich hier in einem schlechten Film als Hauptdarsteller? Was taten die denn da? Minuten vergingen. „Bleiben Sie genau da stehen, nehmen Sie langsam die Hände über den Kopf und bewegen keinen Finger!“
Das konnte ich nicht gehört haben. Das war eine Sinnestäuschung.
„Legen Sie nun beide Hände an den Baum und spreizen Sie ganz langsam die Beine!“ klang es jetzt von anderer Stelle.
„Einen Scheißdreck werde ich tun! Ich habe Angst. Helfen Sie mir!“ hörte ich mich trotzig sagen. War ich das, der da gerade noch verkatert durch den Wald stolperte und nun mit dem Mut eines in die Enge getriebenen Rattenweibchens den Aufstand gegen die Polizei probte? Zugegeben, es musste schon etwas seltsam anmuten, wenn ein Mann, nur mit Unterwäsche bekleidet, mitten im Wald stand ..... bei gefühlten zwölf Grad. Doch was vermuteten die da noch unter meiner Wäsche? Eine versteckte 44er Magnum? Ein kurzes Rascheln hinter mir, bevor sich zwei Hände um meine Handgelenke legten und versuchten, mir diese nach hinten zu drehen. Mit einem Ruck befreite ich mich aus diesem Griff, drehte mich um und sah in die zwei ängstlichsten Augen, die ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. Ein Polizist, tatsächlich ein Polizist.
„Ralf, der lässt sich nicht festnehmen, was soll ich machen?“ schrie dieses Männchen in Uniform panisch zu einem Kollegen hinüber, bevor er vorsichtshalber einen Schritt zurück stolperte.
„Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“
Wieder diese unangenehme Stimme vom Telefon.
„Da drüben liegt eine Leiche, verdammt noch mal, oder glauben Sie, dass nur ich so stinke?“ rutschte mir heraus.
Irritiert wandte sich nun der Angesprochene wieder an den Kollegen, der hinter mir stand und beorderte ihn zum beschriebenen Fundort, obwohl er selbst nur wenige Schritte bis dahin zu gehen gehabt hätte.
„Was siehst du? Hat der da Recht?“ Er ruckte mit der gezogenen Waffe in meine Richtung und erzeugte dadurch bei mir ein starkes Gefühl der Unsicherheit. War die Waffe bereits entsichert?
„Da liegt tatsächlich eine Leiche, zumindest Teile davon. Soll ich die Kripo rufen?“ Stolz präsentierte der Wicht in Uniform ein Ergebnis seiner Sichtkontrolle und lieferte gleichzeitig brauchbare Vorschläge. Das war präzise deutsche Polizeiarbeit.
„Haben S i e diese Person getötet?“ Mit eisigem Blick richtete Ralf Pieper, so hieß der Uniformierte, wie ich später erfuhr, diese Frage wie einen Pistolenschuss an mich. Diese Vorgehensweise musste er wohl aus einem Til Schweiger-Tatort übernommen haben.
„Was ist hier los mit euch? Ich habe die Leiche nur zufällig gefunden.“ stellte ich nochmals sachlich fest.
„Ruf die Kollegen von der Spurensicherung, wir warten hier.“ Er wandte sich ab und ließ mich in meiner Unterwäsche einfach an Ort und Stelle stehen.

Im Kindle-Shop: Aber schön müssen sie sein

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24. März 2015

'Auf die Plätze, Kuss - und Tor!' von Regina Wall

Sein bester Freund aus Kindheitstagen und ehemaliger Kollege seines Mannheimer Eishockey-Teams ist tot. Ben Kowalczyk kann es immer noch nicht fassen. Während er noch seine Trauer zu bewältigen versucht, meldet sich eine aufdringliche Stimme in seinem Hinterkopf zu Wort: „Jetzt ist sie endlich frei!“ Seit Jahren schon steckt Ben in einer tückischen Zwickmühle, da er die Frau seines besten Freundes Julian liebt. Selbst seine mehrjährige berufliche Flucht nach Kanada hat nichts an seinen Gefühlen für die schöne und warmherzige Fiona ändern können, die nichts von seiner tiefen Liebe zu ihr ahnt.

Deshalb quält Ben nach seiner Rückkehr in sein Heimatdorf die Frage: Wird er sich Jahre nach Julians Tod endlich aus der unliebsamen Freundezone befreien können? Oder sollte er sich doch lieber mit dieser Rolle zufriedengeben? Während er mit seinem immer zu Späßen aufgelegten Eishockey-Team noch Jagd auf entscheidende Punkte für den Meistertitel macht, hofft er auf die Erfüllung seiner geheimsten Wünsche.

Eine romantische Liebesgeschichte, deren Figuren man sofort ins Herz schließt. Sinnlich und tiefgründig – einfach unwiderstehlich!

Gleich lesen: Auf die Plätze, Kuss - und Tor! (Die Pitbulls - heiß auf Eis! 1)

Leseprobe:
Als Ben zwei Wochen später abends in seine Wohnung trat und das Licht im kleinen Flur anschaltete, merkte er, dass sein Anrufbeantworter blinkte. […] Nachdem er seinen Schlüssel wieder eingesteckt hatte, griff er zum Telefon, um die Nachricht abzuhören. Er gab es ganz offen und ehrlich zu. Er hoffte auf eine bestimmte Person, die ihn fröhlich lachend begrüßen würde. Und tatsächlich meldete sich Fionas warme Stimme, die seinen dunklen, grauen Winterabend erhellte. Sie habe vor, heute Abend seit Langem mal wieder gefüllte Cannelloni zu backen – und er wisse, davon könne sie keine kleine Portion machen. Ob er nicht Lust hätte, zum Abendessen vorbeizukommen? Um sieben? Dann könnten sie zu dritt essen und Emmy noch rechtzeitig ins Bett bringen. Wie auf Kommando krähte Emma bei der Nennung ihres Namens freudig auf, was Fiona zum Lachen brachte – und postwendend Ben ein wohliges Prickeln über den Rücken jagte.
Als er auf seine Armbanduhr schaute, fluchte er. Schon nach halb acht. Er ließ einfach alles stehen und liegen und machte sich schleunigst zu Fuß durch den leichten Nieselregen auf den Weg zu Fiona. Keine fünf Minuten später klingelte er leicht außer Atem an ihrer Haustür – und sein Herz, der hinterhältige Verräter, zog sich vor sehnsüchtiger Erwartung nach ihr zusammen. Er musste sich beruhigen, Herrgott nochmal. Das war einfach ein Abendessen unter Freunden. Fiona war nur eine Freundin – eine vertraute zwar – aber wirklich nur eine Freundin.
Ja, klar, das kannst du deiner Großmutter erzählen .
Er war für sie auch nur ein Freund, versuchte er sich zu überzeugen. Der beste Freund ihres Mannes und der Patenonkel ihrer Tochter.
Doch selbst nach fünfmaliger Benutzung des Wortes 'Freund' hatte die unsinnige Hoffnung sein Herz immer noch fest im Griff. Während der ersten beiden Wochen nach seinem langjährigen Auslandsaufenthalt hatte er jeden Abend dem Drang widerstehen müssen, an ihrer Tür zu klingeln, nur um sich davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich in Fleisch und Blut vor ihm stand – und eben nicht nur per Skype auf dem Computerbildschirm zu sehen war.
Andererseits war es die Hölle für ihn, sie wirklich und wahrhaftig vor sich stehen zu sehen, sie aber nicht so berühren zu dürfen, wie es sein sehnlichster Wunsch war.
Und das Schlimmste war, dass sie vermutlich dachte, er würde sie lieben wie eine Schwester. Es war doch wirklich zum Heulen!
Trotz all seiner geheimsten Fantasien war ihm nämlich eines klar: Sie würde ihn nie mit einem solchen Blick ansehen, den sie nur für Julian reserviert hatte: mit bedingungsloser Liebe – und flammender Leidenschaft in den dunklen, glühenden Augen, wenn sie meinte, es würde niemand bemerken. Ein Blick, der Bens Leben in seinen Grundfesten erzittern lassen würde.
Und deshalb würde er sich, in Gottes Namen, zusammenreißen wie ein erwachsener Mann, der er war.
Aber als Fiona dann strahlend wie die aufgehende Sonne die Tür öffnete und meinte, sie habe ihn schon durch das Küchenfenster kommen sehen, waren bei ihrem Anblick all seine guten Vorsätze wie weggewischt. Ihr langes glattes Haar fiel ihr dunkel über den weinroten Strickpulli, den sie zu blauen Jeans trug, und ihre vergnügt funkelnden Augen glichen zwei Töpfen schwarzer Tinte. Zu allem Überfluss waren ihre Wangen auch noch leicht gerötet, als habe sie zu nah am Kaminfeuer gesessen. Und ihre vollen ungeschminkten Lippen entblößten ein strahlendes Lächeln, das nur ihm galt und seine Sinne bezauberte. Sie sah zum Anbeißen aus.
Bens Herz geriet ins Stolpern.
Fiona breitete ihre Arme aus und zog ihn zur Begrüßung an sich, wobei er ihr wie gewohnt einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte, der in ihm alle Saiten zum Schwingen brachte. Gott, er musste wirklich etwas an seiner Einstellung ändern! Aber es war verdammt schwer, wenn sie so perfekt in seine Arme passte und er sich ihrer unbewusst wie einen fehlenden Teil seines Selbst bemächtigte. Er wusste, diese Umarmung bei jeder Begrüßung war eigentlich eine masochistische Angewohnheit seinerseits, aber er brauchte diese homöopathisch dosierten Zärtlichkeiten wie die Luft zum Atmen.

Im Kindle-Shop: Auf die Plätze, Kuss - und Tor! (Die Pitbulls - heiß auf Eis! 1)

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23. März 2015

"Bretagne: Mit dem Wohnmobil ..." von A+K Weltenbummler

Das Buch berichtet von einer Rundreise im Wohnmobil (VW Bully) durch die Bretagne im Nordwesten Frankreichs. Die Bretagne - das Land der Kelten und Menhire, der Jakobsmuschel und des Salzes sowie der gepflegten und bunten Gärten. Die Landschaften sind vom rauen Meeresklima geprägt und üben eine große Faszination auf ihre Besucher aus. Überraschend, was in dieser Landschaft alles wächst: dreieinhalb Meter hohe Yucca-Palmen als Büsche oder als fünf Meter hohe Stämme, Feigenbäume, voll mit Früchten, Mimosen und Eukalyptusbäume. Unglaublich, dank des Golfstromes ist so etwas möglich.

Erquy ist die Hauptstadt der Jakobsmuschel. Der Ort liegt an einer sandigen Bucht, oberhalb befindet sich ein Plateau mit einer weiten Sicht auf das Meer. Weitere sehenswerte Küstenstädte im Norden sind Binic, Paimpol, Tréguier und Ploumanac´h. Die Rosa-Granit-Küste ist durch ihre, meist in einem rosa Farbton gehaltenen, Stein- und Felsformationen einmalig. Menhire und Dolmen stehen z.B. in Penvenan, St. Uzec und vor allem in Carnac. Von Morlaix aus, die Stadt wird von einem großen Viadukt beherrscht, erreicht man die Arrée-Berge und kommt etwas später nach Camaret an der Westküste. Auf der Halbinsel von Camaret sind mehrere sehr schöne Caps zu besichtigen, bevor die Reise über Quimper nach Tronöen, wo der älteste Calvaire (Pfarrbezirk) der Bretagne zu finden ist, weitergeht. Die Halbinsel Guérande ist berühmt für ihre Salinen. Dort gewinnt man hautnah einen interessanten Einblick in die Meersalzgewinnung. Der Schatz dieser Gegend heißt Fleur de Sel, auch die Blume des Salzes genannt.

Am Ende der Reise führte die Fahrt entlang der Loire, wo sie noch ursprünglich, seicht und von vielen Sandbänken durchsetzt ist. Neben diesen Aufzählungen sind bei der Rundfahrt durch die Bretagne viele weitere Orte und Landschaften besucht worden, die nicht minder interessant sind. Das Wohnmobil versah nicht immer seinen Dienst, was für eine aufregende Reise sorgte.

Gleich lesen: Bretagne: Mit dem Wohnmobil durch den Nordwesten Frankreichs

Leseprobe:
Unser nächster Besuch galt dem weltgrößten, öffentlich zugänglichen Atom-U-Boot, der „Le Redoutable“.
Wir waren positiv überrascht, als wir ein Tonband erhielten, mit dessen Hilfe wir in deutscher Sprache durch das Boot geführt wurden. Dadurch erfuhren wir, dass dieses U-Boot einhundertsiebenundzwanzig Mann Besatzung hatte, wovon fünfzehn Offiziere waren. Arzt, Koch, Bäcker, eben alles, was man so braucht, wenn man lange Zeit von der Welt abgeschnitten ist. Der Betrieb lief in drei Schichten: acht Stunden Schlafen, acht Stunden Dienst und acht Stunden Weiterbildung, Waffenpflege usw. Auf die Freizeitgestaltung wurde viel Wert gelegt, denn in der Enge und Abgeschiedenheit des Bootes blieben Rangeleien nicht aus.
Bestückt war die „Le Redoutable“ mit sechzehn Atomraketen, wovon zwei zusammen die Kraft der Hiroshima-Bombe hatten. Im Falle eines Falles und dem Befehl des Präsidenten wären alle sechzehn Raketen auf ein Ziel abgefeuert worden. Man stelle sich das einmal vor, die achtfache Kraft der Hiroshima-Bombe auf einem Fleck. Dabei fliegen die Raketen mit einer Geschwindigkeit von fünfzehntausend Kilometern in der Stunde.
Damit der Kapitän, aus welchen Gründen auch immer, nicht Amok läuft, hat er einen Code für den Abschuss der Raketen, ein zweiter Offizier einen anderen und beide Codes müssen vom Präsidenten freigegeben werden. Erst dann war es möglich eine Rakete abzufeuern.
Nach diesem Abstecher fuhren wir nach Dol weiter. Dort hatten wir uns im letzten Jahr den Klosterberg angesehen und erfahren, dass es einen Menhir geben soll. Doch den hatten wir nicht gefunden. Diesmal hatte ich eine genauere Beschreibung über den Standort und wollte noch einmal versuchen, ihn zu finden. Nach meinen Angaben steht der Menhir zwei Kilometer südlich des Ortes Dol und der befindet sich etwas südlich des Berges Dol. Das war neu für uns. Als wir in den Ort kamen, war der Menhir du Champ-Dolent dann ausgeschildert. Es war zwar trotzdem noch eine knifflige Sache, aber wir fanden ihn.
Er ist riesig, mindestens 8 Meter hoch und noch vollkommen unbeschädigt. Wie haben die Leute damals diesen Stein hierher bekommen, aufgestellt und eingebuddelt?
Unser nächstes Ziel war Carnac, wo man das größte Megalithenfeld der Erde findet, mit dreitausend Menhiren und Dolmen. Die Megalithen sind bis zu acht Metern hoch und fünf- bis sechstausend Jahre alt. Sie bilden sogenannte Alignements, Steinalleen. Das Gebiet ist so groß, das es nicht überschaubar ist.
Im Prähistorischen Museum in Carnac kann man sich über die rätselhaften Steine nähere Informationen holen, wobei niemand den Sinn dieser Anlagen erklären kann.
Ein Stück weiter bei Kermario steht eine alte Mühle, auf deren Resten sich eine Aussichtsplattform befindet, von wo aus man die Möglichkeit hat, wenigstens einen kleinen Überblick über die gigantischen Steinfelder zu bekommen.
Wir parkten unseren Bus zwischen Carnac und Kermario und ließen die Megalithen auf uns wirken. Zum großen Teil stehen die Steine in parallelen Reihen. Die Menschen hatten damals wirklich nichts zu tun, um sich mit diesen Gewichten abzuplagen. Wofür nur? Das will einfach nicht in meinen Kopf.
Wir erfuhren, dass die Salzgärten im Süden von Guérande liegen und fuhren in Richtung le Pouliguen weiter. Unterwegs wies uns ein Schild den Weg nach rechts zum „Terre de Sel“. Dem fuhren wir nach und kamen an ein Gebäude, welches Museum, Besucherzentrum und Shop in einem ist. Hier werden Führungen durch die Salzgärten angeboten. Da wir jedoch eh nichts verstehen, ließen wir es bleiben. Es ergibt sich bestimmt noch eine Möglichkeit, sich das Ganze ohne Eintritt zahlen zu müssen anzusehen.
Deshalb fuhren wir weiter und hielten dort an, wo ein Mann gerade das Salz erntete. Die Salzgärten der Guérande sind riesig und überall findet man jemanden, der gerade bei der Arbeit ist.

Im Kindle-Shop: Bretagne: Mit dem Wohnmobil durch den Nordwesten Frankreichs

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19. März 2015

"Das dunkle Ritual: Fletchers Alptraum" von R.O. Schäfer

Geh nicht in den Wald ...

Eine mysteriöse unbekannte Macht hält das Dörfchen Clapham in Atem. Geheimnisvolle Lichter, unheimliche Geräusche und Menschen, die im Wald tot aufgefunden werden, oder dort für immer verschwinden verängstigen die Einwohner. Die Alten sagen: Der Wald ist verhext. Die Jungen sagen: Ein Mörder geht um. Plötzlich geschieht das Unfassbare: Ein kleiner Junge verschwindet. Die abenteuerlustige Alison überredet Fletcher das Kind zu suchen. Gemeinsam mit dem Geist Tom machen sie sich auf den Weg, um dem Geheimnis von Clapham Wood auf die Spur zu kommen.

Die drei Freunde müssen das Rätsel lösen, denn sonst ist der Junge verloren. Eine (fast) authentische Geschichte.

Gleich lesen: Das dunkle Ritual: Fletchers Alptraum>

Leseprobe:
Nur mühsam konnte ich mich auf den Verkehr konzentrieren. Immer wieder musste ich an die vergangenen Tage denken, die mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hatten. Bis vor Kurzem hatte ich mit übersinnlichen Vorkommnissen so viel am Hut wie ein Bauer mit Statik.
Nun aber fuhr ich mit der geisterhaften Gestalt eines verstorbenen Jungen auf dem Rücksitz und einer Esoterik Laden Besitzerin auf dem Beifahrersitz Richtung Clapham Wood, um unheimlichen Geschehnissen auf den Grund zu gehen. Auslöser war die dämonische Erscheinung eines Richters, der mit Hilfe eines mysteriösen Richterhammers die Kraft hatte, Seelen Verstorbener zu bannen und sie in seine Dienste zu stellen. Auch Tom, der Geist des Jungen der sich nun bei mir im Auto befand, gehörte zu seinen Sklaven.
Am Anfang dachte ich noch, dass mir meine Nerven einen Streich gespielt hätten und ich langsam aber zweifellos verrückt würde, aber durch Alison´s Hilfe und Ratschläge konnten wir dem Richter gemeinsam die Stirn bieten und mit ein wenig Glück seine Machenschaften beenden. Bis dahin mussten wir allerdings einige Hindernisse aus dem Weg räumen. Nur durch einen puren Glücksfall kamen wir in den Besitz des Richterhammers und setzten ihn gegen seinen Besitzer ein. Nun, wo die Bedrohung gebannt war, dachte ich, würde mein bis dahin so ereignisloses Leben ohne Gefahr weiterlaufen. Aber durch Alison´s Neugier und ihre ausgesprochene Lust auf Abenteuer saßen wir stattdessen zusammen in meinem betagten Auto und riskierten mal wieder Kopf und Kragen.
Ich schaute kurz in den Rückspiegel und sah Tom immer noch auf meinen Laptop starren.
Mittlerweile war mir die kleine Nervensäge richtiggehend ans Herz gewachsen. Wegen seiner chronischen Langeweile hatte ich ihm den Laptop so präpariert, dass er dort wenigstens etwas lesen konnte. Er war total fasziniert davon und holte gerade die letzten Jahre nach in denen er nur vor sich hin spuken konnte.
Er musste mitbekommen haben, dass ich ihn anstarrte, denn er zwinkerte mir zu.
Ich grinste ihn an. Das einzig Problematische an unserer Freundschaft war, dass nur ich ihn sehen und hören konnte. Man musste verdammt aufpassen wer uns gerade beobachtete, denn in der Regel ist es ja so, dass Menschen, die mit imaginären Personen sprechen, früher oder später in der Psychiatrie landen. Außerdem war es ab und an ein wenig anstrengend alles was Tom sagt erst an Alison weiterzugeben, weil sie leider nicht in der Lage war Tom wahrzunehmen. Ach ja Alison. Sie lag wie ein Igel mit angezogenen Beinen auf dem Sitz, hatte sich mit ihrer Jacke zugedeckt und schlief. Ihr langes dunkles Haar lag offen über der Brust, die sich langsam hob und senkte. Was für eine Frau. Ich muss gestehen, dass ich mich unheimlich in sie verknallt habe, aber bis auf einen kurzen Kuss auf meine Wange, hat sie nicht unbedingt signalisiert, dass das eventuell auf Gegenseitigkeit beruht. Nun ja, noch war ja nicht aller Tage Abend.
Ich packte das Lenkrad wieder ein wenig fester und versuchte den Weg nach Clapham zu finden. Ich wusste eigentlich so gut wie nichts über diesen Ort und Alison hatte nicht viel verraten, außer das dort ein kleiner Junge unter mysteriösen Umständen verschwunden war. Ich konnte mir momentan überhaupt keinen Reim darauf machen, was um Himmels willen wir dort zu schaffen hatten. Bestenfalls, so wünschte ich mir, war der Junge, bis wir dort ankamen wieder aufgetaucht. Vielleicht war er ja nur beim Spielen vom Weg abgekommen oder hatte sich verlaufen.
»Wo sind wir Fletcher?« Alison war aufgewacht und räkelte sich genüsslich. Mit müden Augen sah sie aus dem Fenster und warf einen Blick auf ihre selbstgeschriebene Wegbeschreibung. »Sind wir schon an Peterborough vorbei?«
Ich schnaufte leicht verächtlich. »Du hast etwa zwei Stunden geschlafen. Wir haben schon Bedford hinter uns gelassen und kommen gleich nach St. Albans und dann in den wahrscheinlich dichten Verkehr um London herum. Am besten schaust du gleich mit, wo ich abfahren muss, denn ich habe nicht die geringste Lust mich zu verfahren.«
Ich kann dir auch sagen, wo du lang musst, kam es vom Rücksitz.
Im Rückspiegel konnte ich erkennen, dass Tom sich aufgesetzt hatte und angestrengt den Verkehr vor mir beobachtete. »Bist du schon mal in dieser Gegend gewesen?«, fragte ich. »Nö, dass nicht, aber ich kann verdammt gut und weit sehen. Weiter als du bestimmt. Wo müssen wir denn abfahren?«
Alison war noch immer in ihre Unterlagen vertieft. »Tom fragt, wo wir abfahren müssen.« Sie schaute auf. »Schade das ich ihn selber nicht sehen und hören kann, es würde einiges bequemer machen, meinst du nicht?« Oh ja, das wäre um einiges einfacher. Das ständige Wiederholen von Sätzen, machte mich ganz wuschig im Kopf, dachte ich, sagte aber nichts und nickte nur.
»Sag ihm doch bitte, dass wir nach St. Albans weiter Richtung Horsham fahren müssen.«
»Sag ihr ich bin nicht blöd und kann sehr gut hören was sie gesagt hat«, kam es wieder von Tom.
»Warum sagst du denn nichts Fletcher?«, fragte Alison. »Ja warum sagst du denn nichts?«, kam es von Tom.
»Ahhhhhh! Stopp!«, knurrte ich. »Alison, er kann dich hören. Ich muss nicht immer alles weitergeben, verstehst du?«
Alison warf ihre Haare schnippisch nach hinten und schaute aus dem Seitenfenster. »Ist ja schon gut, ich hatte es einen Moment lang vergessen. Hast du eine Laune.«
Ich seufzte. »Tut mir leid. Aber der Verkehr hier, die letzten Tage und einfach alles. Verstehst du? Meine Nerven sind momentan nicht die Besten. Und nun, anstatt ein wenig Ruhe zu haben, fahren wir in so ein Kaff um ... ja um was denn eigentlich? Du verhältst dich so geheimnisvoll und sprichst nicht mit mir. Das macht mich fertig.«

Im Kindle-Shop: Das dunkle Ritual: Fletchers Alptraum

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13. März 2015

"Engelslügen" von Samantha O. Collins

Das Mauerblümchen Olivia lebt zurückgezogen als Waisenkind bei ihrer Tante. Als sie einem Jungen mit giftgrünen Augen begegnet, erfährt sie von ihrer Engelsherkunft. Während die Welt, wie sie sie kannte, im Chaos versinkt, flieht sie in die anderen Welten, die sich verborgen um sie herum befinden - eine glänzend, die andere finster. Wird sie dort mehr über ihre Eltern erfahren?

Sie ist ein Nephilim, auserkoren die Lügen der glänzenden Engelswelt zu entlarven. Aber wird Luzifer, in der Hölle schmorend, ihr Feind oder ihr Freund?

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Leseprobe:
Der Regen ergoss sich über der Stadt. Das Wasser sammelte sich in den Rinnsälen der Straßen, und die Konturen der Gebäude versanken im dichten Nebel zu unscheinbaren Strukturen. Das Licht des Mondes war gedämpft, aber dennoch schwach als Glimmen erkennbar. Selbst die Laternen, in ihrem gelblichen Licht, erschienen schwach und diffus. Niemand, der nicht gerade wichtiges zu erledigen hatte, befand sich auf der Straße.
Schwingen, gleißend hell, so dass keinerlei Umrisse erkennbar waren, breiteten sich über der Straße aus. Olivia, die junge Frau, die sich unter den Schwingen befand, bemerkte in ihrer Eile nicht einmal, dass schlagartig das Prasseln des Regens aufhörte. Olivia hielt ihren dünnen Mantel fest vor der Brust geschlossen und eilte in der späten Abenddämmerung die Straße entlang. Sie konzentrierte sich vollends darauf, nicht in einen der Hundehaufen, die sich durch das Wasser, welches beständig auf sie herabfiel und sich in alle Himmelsrichtungen zu verteilen drohte, zu treten. Sie nahm nichts aus Ihrer Umgebung war, da sie es eilig hatte aus diesem Nass zu kommen. Ihr war kalt und das Wetter drückte ihre Stimmung gewaltig.
Sie freute sich schon sehnlichst auf die trockene Wohnung, die sie zusammen mit ihrer Tante Heather bewohnte. Olivia war trotz ihrer Jugend ziemlich schüchtern und lebte sehr zurückgezogen. An ihrem College war niemand mit ihr befreundet. Sie gehörte nicht zu den angesagten Mädchen ihrer Schule, da ihr das Geld für modische Sachen fehlte und nun auch Ihre Brille kaputt war. Der Einzige, dem sie seit Kindertagen vertrauen und einen echten Freund nennen konnte, war Gino. Er war etwas älter als Olivia und wie sie kein auffälliger Typ, sondern einfach der nette Junge von neben an. Öfters trat er als ihr persönlicher Ritter in Erscheinung, wenn sie wie so oft von einer Gruppe Mädchen bedrängt und für ihr Aussehen ausgelacht wurde. Bei ihrem letzten Zusammentreffen mit den Mädchen und ihrer Anführerin Page, war ihre Brille zu Bruch gegangen. Weshalb nun an der rechten Seite ein Klebeband den Bügel mit den Gläsern verband und für einigermaßen ausreichende Stabilität sorgte. Wieder wurde sie gedemütigt, doch sie ertrug ihr Schicksal stillschweigend.
Die Feuchtigkeit des Regens löste den Kleber langsam auf und drohte die Brille erneut in zwei Teile zerfallen zu lassen. Noch bevor sie den Windhauch spüren konnte, welchen der Engel mit seinen Schwingen verursachte oder aber das plötzliche Aufhören des Regens wahrnehmen konnte, hatte sie die Stufen, die zu dem Haus führten, in dem sie wohnte erreicht. Vor der Haustür angekommen, wühlte sie in ihrer Umhängetasche nach dem Schlüssel. Ihre kalten und verfrorenen Hände fanden ihn nach wenigen Minuten. Sie schloss die Tür zum Treppenhaus auf und ließ die Tür ins Schloss fallen, so als könnte sie die Nässe und Kälte aussperren. Eilig erklomm sie die Stufen zur Wohnung. Das Treppenhaus war schäbig und roch übel. Die Farbe blätterte von den Wänden und die Stufen waren ausgetreten. In diesem Teil der Stadt kümmerte sich niemand um die Häuser oder ihrer Bewohner. So zerfielen sie mit der Zeit immer mehr. Da Olivia noch zur Schule ging, mussten sie mit dem Geld ihrer Tante überleben.
Von ihrem Vater wusste sie nicht viel, er starb vor ihrer Geburt. Ihre Mutter erzählte ihr, dass er strohblondes Haar hatte und sein Lächeln verzaubern konnte. Gebildet und herzlich soll er gewesen sein. Sie nannte ihn immer ihren Engel. Sie hatte kein Bild von ihm und ihre Tante mied es, über ihn zu sprechen, als wäre er ein Krimineller gewesen.
Ihre Tante Heather war streng aber gütig. Sie pflegte ihr Haar in einem streng geflochtenen Zopf zu tragen. An den Händen hatte sie Schwielen, die Arbeit in der Wäscherei war hart, dennoch bekam sie nie mehr als einen Hungerlohn. Es war nicht einfach für Ihre Tante sie beide über Wasser zu halten. Manchmal fiel Olivia auf, dass sie ihretwegen weniger aß. Sie hatte immer so getan, als würde sie es nicht bemerken und ebenfalls weniger gegessen, als ihr aufgefallen war, dass ihre Tante mit der Zeit immer dünner wurde. Sie sprachen nie darüber, aber Olivia war dankbar und liebte sie wie ihre Mutter, da ihre Tante jeden Tag für Ihr Schulgeld schuftete ohne sich zu beklagen.
Wenn sie ihre Tante ansah, konnte sie direkt in die Augen ihrer Mutter blicken, obwohl sie acht Jahre zuvor an Herzversagen gestorben war. Das ihre Tante Heather und ihre Mutter Zwillinge waren erleichterte ihr den Abschied nicht. Vom Wesen unterschieden sie sich deutlicher. Während ihre Mutter mehr in den Tag hinein lebte, war ihre Tante Heather zurückgezogen, und verbrachte ihre Zeit mit harter Arbeit.
Die schmalen Räume waren kalt, viele Möbel gab es nicht und damit auch kaum Möglichkeiten, wie die Räume Wärme speichern konnten. Selbst die wenigen Regale waren aus dünnen Sperrholz gefertigt und man konnte ihnen ihr fortgeschrittenes Alter ansehen. Auch mit Deko Elementen hatte es ihre Tante nicht so. Nur ein paar kleine gehäkelte Deckchen und wenige Habseligkeiten, sorgten für eine schwache persönliche Note.
Olivia legte ihre Tasche ab und schlüpfte aus ihrem nassen Mantel, um ihn zum Trocknen aufzuhängen. Sie drehte das Thermostat nach oben, damit es schneller warm werden würde. Ihre Tante Heather drehte es immer ab, wenn beide das Haus verließen um Geld zu sparen.
Ihre Tante hatte, wie sie am Morgen das Haus verlassen, und war bislang noch nicht von ihrer Arbeit zurückgekehrt. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie bis spät in die Nacht hinein in der Wäscherei stand.
Normalerweise erledigte Olivia am Abend die Hausarbeit bis ihre Tante aus der Wäscherei kam. Heute jedoch war Olivia noch müder als sonst. In letzter Zeit wurde sie von schlimmen Träumen geplagt, die sie nicht richtig einordnen konnte. Aus diesem Grund war sie auch mit den Mädchen in ihrer Schule aneinandergeraten, da diese sie aufgrund ihrer Übermüdung als Freak bezeichneten. Olivia schaute in den Spiegel, der neben der Wohnungstür hing. Ein Mädchen mit dunklen Augenringen, einer kaputten Brille, nassen Haaren und einer an Unterernährung grenzenden Figur, schaute ihr entgegen. Resigniert ging sie in ihr Zimmer und ließ sich auf ein kleines Sofa fallen, welches man zu einem Bett ausklappen konnte. Es war nicht gerade bequem und der Stoff schon ziemlich abgenutzt. Doch außer Gino kam sowieso niemand, um sie zu besuchen - und er wusste wie sie lebte.
Ihre Augen fielen zu, doch an ein entfliehen des Alltags, war nicht zu denken. Noch weniger bekam sie erholsamen Schlaf. In ihr flammten die grausigen Bilder auf, die sie seit Wochen zu verfolgen schienen. Feuer. Wohin sie auch blickte.
Der hundertjährige Baum aus dem Park gleich nebenan, brannte lichterloh und wurde von den Flammen aufgezehrt. Während sie sich auf den einst prächtigen Baum zubewegte, glitten ihre Füße über menschliche Schädel, welche unter ihrem Gewicht zerbarsten. Sie hatte das Gefühl schreien zu müssen, doch sie konnte nicht. Schockiert schaute sie sich um, doch es war keine Rettung in Sicht. Ihr Körper schrie förmlich nach Flucht. Der Drang entkommen zu wollen, war stärker als die zunehmende Hitze um sie herum. Panik machte sich in ihr breit. Der sengend heiße Wind kam ihr so realistisch vor, dass sich auf ihrem Nacken bereits Schweißperlen bildeten. Angewidert von den Bildern in ihrem Kopf, riss sie den Kopf nach oben und seufzte. Bald schon, raunte es in ihren Gedanken, ohne dass dieser Gedanke von ihr selbst ausging, die raue männliche Stimme klang drohend und wirkte befremdlich. »Super, jetzt höre ich schon Stimmen, das kann ja nur besser werden«, flüsterte sie ihrer Stoffschildkröte zu, die sie sich griff, als sie sich auf das Bett warf.
Während Olivia ihren Kopf in das Plüschreptil vergrub, hangelte sich an der Feuerleiter vor ihrem Fenster Gino zu ihr herauf. Die Wohnungstür nutzte er die letzten Jahre immer seltener. Mit kräftigem Klopfen an das Fensterglas machte er auf sich aufmerksam. Seine beste Freundin erhob sich und er konnte schnell erkennen, dass sie wieder völlig verstört war. Ihm war es in den letzten Wochen immer deutlicher aufgefallen, dass ihre passive Haltung täglich zunahm.
»Hey, alles klar?«, begrüßte er sie, als Olivia das Fenster für ihn hochschob, um ihn herein zu lassen.
Mit glasig, geröteten Augen blickte sie ihn an. Gino rechnete damit, dass sie ihm erzählen würde, was los war. Stattdessen stand sie einfach nur da. Kein Wort kam über ihre Lippen. Einen Moment lang, erwiderte er ihren Blick und hoffte, dass sie etwas sagen würde. Da sie weiter schwieg, ergriff er das Wort.
»Oliv, was hast du denn? Hat dich die dumme Page wieder geärgert?«, durchbrach er die unheimliche Stille.
Sie seufzte und formte mit ihren Lippen die Worte, die sie nicht laut aussprechen wollte. Kurz überlegte sie, schüttelte dann den Kopf.
»Nein, diesmal nicht. Ach ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Es ist einfach … keine Ahnung«, fluchte sie.
»Du kannst sicher etwas Ablenkung vertragen! Ich habe eine Überraschung für dich! Aber wir müssen uns beeilen.«
Ehe sie widersprechen konnte, packte Gino sie am Arm und eilte mit ihr zur Wohnungstür. Während sie fragte, wo es hingehen sollte, zog sie sich eilig Jacke und Schuhe über.

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12. März 2015

"Kaiserreich der Puppen (Teil 1)" von Thomas Feil

Im Labyrinth der Stadt Tokyo operieren die 4A, eine Untergrundeinheit aus zwölf jungen Kriegerinnen, die auf das Geheiß ihres Meisters hin sühnen, was ungesühnt geblieben ist. Bald stoßen sie auf etwas Unfassbares: Im Herzen Tokyos, so scheint es, hält sich ein satanischer Feind verborgen, der auf den Zusammenbruch der gesamten Metropole sinnt.

Die Vorzeichen des Unheils tragen rätselhafte Züge, und niemand vermag sie zu deuten, bis ein Akt des Terrors dem Frieden in der Hauptstadt des Ostens ein Ende bereitet. Der Kampf, in den die 4A nun ausziehen, gilt einem Gegner ohne Gesicht, dessen Macht unerklärlich ist.

Dieser erste von drei Bänden führt seine Leser in ein Drama um Loyalität, Schuld und Vertrauen, in ein Märchen ohne Zeit in einem urbanen Universum, das seinesgleichen sucht.

Gleich lesen: Kaiserreich der Puppen: Teil 1

Leseprobe:
Selbst in Tokyo gab es Gebäude, die leerstanden und ein bisschen ab vom Schuss lagen. Hiroto Suzuki schlich gerade in einem solchen Gebäude herum. Es befand sich in Hafennähe, war verlassen und musste früher einmal einer Exportfirma gehört haben. Suzuki war Polizist.
"Mochida?", sprach er leise in sein Funkgerät.
Neueste Entwicklung, nicht mehr als Handygröße. Eine Antwort blieb trotzdem aus. Mochida war sein Streifenkollege. Sie hatten entschieden, das Haus von verschiedenen Seiten her zu betreten, um eine eventuelle Flucht zu verhindern. Möglicherweise waren sie auf etwas gestoßen, vielleicht würden sie auch nur über ein paar Obdachlose stolpern, die sich hier für den Winter einquartiert hatten.
Dem Foyer, durch welches Suzuki mit Bedacht einen Schritt nach dem anderen setzte, eignete etwas Gespenstisches. Die Nacht war mondhell, Licht schien durch die großen Fenster und erzeugte bizarre Schattenmuster. Man konnte nicht sicher sein, ob nicht irgendwo jemand auf der Lauer lag. Warum antwortete Mochida nicht?
Suzuki langte an einer breiten Treppe an, und da meinte er, von oben etwas zu hören. Noch einmal sah er sich im Foyer um, dann stieg er vorsichtig hinauf ins nächsthöhere Stockwerk. Oben angekommen, fand er sich in einem Flur wieder, dessen Ende er nicht deutlich sehen konnte. Vielleicht waren die Geräusche aus einem der anliegenden Räume gekommen. Er schlich weiter, und irgendwie hatte er auf einmal den Eindruck, als bekäme er immer weniger Luft, bis ihm auffiel, dass er kaum noch atmete und den Bauch so sehr eingezogen hielt, dass es ihm auf den Magen schlug. Er war zum ersten Mal in eine Situation wie diese geraten, seit er die Polizeiakademie abgeschlossen hatte, gerade vor einem halben Jahr. Doch tat das nichts zur Sache. Sechs Monate oder sechs Jahre – er hatte seiner Pflicht nachzukommen.
Eben hatte er sich etwas beruhigt, als er mit dem Fuß gegen etwas Weiches stieß und um ein Haar gestolpert wäre. Erkennen konnte er so gut wie nichts, und er riskierte es, seine Taschenlampe zu benutzen. Wieder hielt er die Luft an. Vor ihm lag ein Mann, wie zu einem Paket geschnürt, über seinem Mund ein Streifen Klebeband. Augenscheinlich war er bewusstlos.
War es das etwa? Ihm und seinen Kollegen waren Gerüchte zu Ohren gekommen, und wenn an ihnen etwas war, dann hatte es in der letzten Zeit schon einige solcher "Pakete" gegeben. Jemand schien sich in die Arbeit der Polizei einzumischen.
Suzuki machte die Taschenlampe wieder aus. So leise es nur ging, funkte er Mochida noch einmal an, ohne Erfolg. Dabei war es kaum zehn Minuten her, seit sie sich getrennt hatten. Suzuki überlegte und beschloss, Verstärkung anzufordern. Ein paar Schritte weiter fand er eine unverschlossene Tür. Er vergewisserte sich, dass der Raum dahinter leer war. Von dort einen Hilferuf abzusetzen, erschien ihm sicher genug.
Zu seiner Überraschung erfuhr er, dass bereits eine Einheit auf dem Weg war. Hatte Mochida darum ersucht? Suzuki kam nicht mehr dazu nachzufragen, denn er hörte wieder etwas und brach hastig die Verbindung ab. Eine Weile lang lauschte er konzentriert. Jemand war noch in diesem Haus. Der Mann auf dem Boden hatte sich nicht selbst gefesselt und dort hingelegt.
Suzuki wollte nicht feige sein, aber er fragte sich, ob es überhaupt etwas brachte, weiter allein vorzugehen, bevor die Verstärkung eintraf. So etwas wie ein Überraschungsmoment hatte er gewiss nicht mehr auf seiner Seite. Andererseits konnte er sich nicht einfach in diesem Zimmer verkriechen. Mochida brauchte womöglich seine Hilfe.
Augenblicke später war er wieder im Flur. Tastend bewegte er sich im Dunkel vor, als er auf einmal meinte, dass direkt neben ihm jemand aufgetaucht war. Er führte einen gut einstudierten Block aus, mit dem man einen Angriff parierte. Doch nichts passierte, niemand griff ihn an. Das Gefühl, nicht allein in dem Gang zu sein, löste sich trotzdem nicht auf. War er in einen Hinterhalt gelaufen? Warum schlug dann niemand zu? Und Mochida?
Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an das mangelhafte Licht, und einige Meter vor ihm lag schon wieder etwas, den Umrissen nach ein weiterer menschlicher Körper. Er überlegte, ob er die Taschenlampe noch einmal benutzen sollte, als plötzlich zu seiner Linken eine Tür aufschwang und er von rechts einen Stoß erhielt. Er stolperte in den dahinterliegenden Raum, wo er unsanft auf allen Vieren landete. Normalerweise hätte er sofort versucht, wieder auf die Beine zu kommen, wäre er nicht vor Schreck starr geblieben, denn sein Gesicht befand sich knapp vor dem Gesicht eines anderen, der so reglos dalag wie die Personen im Flur. Es war das Gesicht seines Kollegen. Mochida – man hatte ihn also ausgeschaltet. Mochida war Nahkampfexperte. Den schaltete man nicht so leicht aus.
Suzuki verharrte einen Moment in seiner Stellung, dann hob er langsam den Kopf. Das Zimmer besaß eine breite Fensterfront, und das Mondlicht, das hereinschien, war im Vergleich zur Finsternis im Gang so gleißend, dass es ihn blendete. Das Licht allein aber war nicht der Grund, weshalb er angestrengt die Augen zusammenkniff, vielmehr war es eine riesige Silhouette, die sich vor den Fenstern abzeichnete. Suzuki hob sich auf die Beine, ohne zu wissen, was er überhaupt tat. Wenn er es recht beurteilte, hatte er eine menschliche Gestalt vor sich, ungewöhnlich groß und zur Unkenntlichkeit verborgen in dunklem Umhang und Kapuze. Ausgesprochen groß sogar, denn Suzuki musste selbst stehend den Kopf in den Nacken legen, während er vergeblich versuchte, im Schatten der Kapuze ein Gesicht zu erkennen. Drehten die hier einen Horrorfilm? Vielleicht waren er und Mochida unfreiwillig zu Komparsen geworden.

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11. März 2015

"Wie Phoenix aus der Asche" von Carlos Cairo

Als Henrik von Horn erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist, bricht eine Welt für ihn zusammen. In seiner Verzweiflung flüchtet er in den Alkohol und schließlich versucht er sich das Leben zu nehmen. Aber das Schicksal ist stärker als der menschliche Wille und hält für Henrik noch einen langen und überraschenden Weg bereit. Auf das Leben eines Bettlers zurückgeworfen, verbringt er nun, der einmal ein angesehener Direktor einer Universitätsbibliothek war, seine Tage am Eingang einer Metrostation, um sich mit seinen selbstkomponierten Liedern sein karges Leben zu verdienen.

Nur mit Schmerzen kann er an seine Vergangenheit denken. Eine gescheiterte Ehe mit einer bösartigen und egoistischen Frau, die einmal seine leidenschaftlichste Liebe war, aber auch sein größter Irrtum. Eine Frau, die ihn in den Ruin getrieben hat, und beinahe bis zum Ende. Aber eines Tages entdeckt ihn per Zufall ein Musikpromoter. Diese Begegnung sollte für Henrik eine radikale Wendung seines Lebens bringen.

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Leseprobe:
„POSITIV“. Professor Claudio Messina gab sich keine Mühe mir falsche Hoffnungen zu machen. Mit der professionellen Sachlichkeit des Spezialisten erklärte er mir das Resultat seiner Untersuchung. Lungenkrebs. Schon einmal in meinem Leben, als meine erste Frau an Pankreaskrebs erkrankte und nach kurzem schweren Leiden starb, war ich mit einer solchen Diagnose konfrontiert worden. Nun hat es also mich erwischt. Neben Verzweiflung erfasste mich Wut. Dieses wunderbare Wort „positiv“, mit dem im allgemeinen Erfolg und Lebenslust verbunden sind, wird in keinem anderen Bereich, wie in der Medizin, auf so zynische Weise pervertiert. Mir kam der Weltbestseller „Die Kraft des positiven Denkens“ von Norman Vincent Peal in den Sinn. Aber angesichts meiner Perspektive ein unerfüllbares Versprechen. Mit einem Rest an Hoffnung sah ich auf den schmallippigen Mund des Unheilverkünders in Erwartung, dass er das Urteil wieder schlucken oder zumindest mildern würde. Aber es kam nur die Bestätigung:
„Mit einer Chemo- und Strahlentherapie könnte man Zeit gewinnen, aber wir müssen untersuchen, wie weit andere Organe von Metastasen befallen sind.“ Hiobsbotschaften gefasst zu ertragen war noch nie meine Stärke gewesen.
Fassungslos starrte ich ihn an. Er war mein Feind. Nichts wie weg von hier. Ein andermal werde ich mit ihm reden. Aber nicht jetzt. Nicht heute. Im Aufzug, der mich in die Tiefgarage des „Ospedale San Carlo di Nancy“ brachte, sah ich mein verängstigtes Gesicht in einem kleinen Spiegel und kämpfte mühsam um Selbstbeherrschung. Unten suchte ich orientierungslos nach meinem Fahrzeug. Es war dunkel und nur vereinzelt war das Geräusch eines Wagens zu hören. Endlich fand ich mein Auto. Nachdem ich eingestiegen war, versuchte ich meine Fassung wieder zu gewinnen. Es war erst 10 Uhr morgens. Ich sollte Gilda anrufen. So waren wir verblieben. Nach ein paar Minuten hatte ich mich soweit unter Kontrolle, dass ich mich auf den Heimweg machen konnte. Als ich aus der Garage ins Freie kam, blendete mich die Augustsonne. Es herrschte, wie schon während der letzten Monate ein unbeschreiblich schönes Wetter, das im brutalen Kontrast zu meiner verzweifelten Lage stand. Auf dem Weg nach Hause hielt ich an der „Bar Blue“ an der Aurelia und bestellte eine Flasche Weißwein. Bevor ich Gilda sehe, musste ich mich darauf vorbereiten, wie ich ihr diese deprimierende Nachricht sagen werde. In meiner Hilflosigkeit war ich sogar bereit, ihr die Kränkungen und Schmähungen des letzten Tages, obwohl sie mich bis ins Mark getroffen hatten, zu verzeihen. Wenn der Besuch bei Professor Messina anders verlaufen wäre, hätte ich nun vielleicht die Kraft, mich von ihr zu trennen. Schon längst wäre es an der Zeit gewesen, sie zum Teufel zu schicken. Das Fatale an meiner Beziehung zu ihr ist, dass ich nicht mit ihr, aber auch nicht ohne sie leben kann. Nun hoffe ich auf ihr Mitleid. Die Flasche war leer und ich bestellte eine Neue. Langsam wirkte der Alkohol und betäubte meine Ängste. Meine treulose Frau tauchte vor meinem geistigen Auge auf und entführte mich in die Vergangenheit.
Mein Drama hatte seinen Anfang mit der verhängnisvollen Begegnung mit ihr vor sieben Jahren auf Bali. Meine grenzenlose Liebe zu dieser wunderschönen faszinierenden Frau stand unter einem schlechten Stern und brachte mich schließlich so weit, dass mir die Kontrolle über mein Leben aus den Händen glitt. Was für uns beide so verheißungsvoll begonnen hatte, wurde für mich der totale Abstieg. Ich verlor nicht nur meinen bescheidenen Wohlstand, sondern auch, was viel schmerzlicher war, meine Selbstachtung. Aber es war wohl von vorher so bestimmt, dass ich in das Netz dieser Spinne, aus dem ich mich nicht mehr befreien konnte, geriet.
Ich bestellte eine weitere Flasche und versetzte mich sieben Jahre zurück.

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9. März 2015

'Nicht mein Märchen' von E.M. Tippetts

Stellt euch vor, Robert Pattinson taucht an eurer Haustür auf und will euch mit Eiscreme füttern, aber ihr hattet nie Interesse daran, die Twilight-Filme zu sehen. Eure Mitbewohnerin und jede andere Frau in der Nachbarschaft werden fast ohnmächtig, aber irgendwie fühlt ihr euch zu dem Typen einfach nicht hingezogen. So ähnlich ergeht es auch Chloe Winters. Gezeichnet von einer schweren Kindheit war sie gezwungen ihr Leben sehr pragmatisch anzugehen, sie schlägt sich als Studentin in Albuquerque durch und gehört nicht zu den Leuten, die an Märchen glauben.

Eines Tages aber kommt Hollywood-Superstar Jason Vanderholt zurück in seine Heimatstadt Albuquerque um dort einen Film zu drehen. Er entschließt sich, bei den Statisten vorbeizuschauen, zu denen auch Chloe gehört. Die sieht in dem Schauspieler, der bei jeder anderen Frau die Knie weich werden lässt, aber nicht gerade ihren Traummann. Sie nimmt nur einen Typen mit einem seltsamen Job und eigener Entourage wahr, der sie zweifellos in fünf Minuten wieder vergessen haben wird.

Aber Jason sieht in ihr mehr als nur ein weiteres hübsches Gesicht. Chloe kommt ihm bekannt vor und er hat eine Menge Fragen an sie, die sie lieber nicht beantworten möchte. Diese ganze Geschichte ist einfach nicht ihr Märchen.

Buch 1 der "Nicht mein Märchen"-Reihe von E.M. Tippetts.

Gleich lesen: Nicht mein Märchen

Leseprobe:
Normalerweise lief ich zu Fuß zur Arbeit, aber an diesem Tag war ich gefahren. Ein großer Fehler. Als ich am Ende meiner Schicht auf den Parkplatz kam, fand ich mein Auto mit zwei aufgeschlitzten Reifen vor. Es hatte Schlagseite wie ein sinkendes Schiff. Ich rief meine Versicherungsgesellschaft an und danach die Polizei, allerdings nicht den Notruf. „Ich will eine Anzeige machen“, sagte ich der Frau am anderen Ende. „Jemand hat mein Auto mutwillig beschädigt.“
„Wissen Sie wer?“
„Nein.“
„Haben Sie irgendwelche Feinde, oder–“
„Wissen Sie, das ist echt eine blöde Geschichte, aber ich habe kürzlich Bekanntschaft mit Jason Vanderholt gemacht. Wir haben heute Morgen Kaffee zusammen getrunken und, also vielleicht bin ich ja paranoid, aber–“
„Einer seiner Fans hat Ihr Auto beschädigt?“
„Ist das ‘ne blöde Theorie?“
„Nein. Ein Streifenwagen sollte jeden Moment bei Ihnen vorbeikommen.“
„Danke.“
„Sie kennen also wirklich Jason Vanderholt?“
„Nicht gut.“
„Wie ist der denn so?“
Ich schloss die Augen und wandte mein Gesicht gen Himmel. Die Sonne schien immer noch brüllend heiß auf mich hinunter. Ich hatte eine detailierte Ansicht der Blutgefäße in meinen Augenlidern. „Er ist nett. Wann sagten Sie noch gleich, wäre der Wagen hier?“
„Sollte jeden Moment da sein.“
Zu meiner Erleichterung bog genau dann ein glänzendes Polizeiauto um die Ecke. „Ach, da ist es ja. Danke!“ Ich legte auf.
„Also, Sie haben Verbindung zu berühmten Persönlichkeiten?“, fragte einer der Polizisten noch während er ausstieg.
Ich deutete auf mein Auto. „Ich muss eine Anzeige machen. Ich habe selber nichts gesehen und weiß auch nichts von irgendwelchen Augenzeugen.“
„Name?“
„Chloe Winters.“
„Chloe Winters?“
„Ja.“
Der Polizist nahm seine Sonnenbrille ab und musterte mich. Er war mittleren Alters, mit angegrautem, schwarzem Haar, faltiger Haut und freundlichen, braunen Augen. „Ich bin Officer Baca. Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht an mich.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich war damals noch ein Anfänger bei der Polizei. Hab ihnen bei deinem Lufttransport geholfen.“
„Oh. Hi.“
„Wie geht’s dir?“
„Mir geht’s gut.“
Er sah auf mein Bein herab. Ich trug einen Rock, also konnte er deutlich die kleine silberne Narbe an meinem Unterschenkel sehen. „Schön zu hören, ich habe ein Tochter in deinem Alter.“
„Oh, Mmhm.“
„Wie lang ist der weggesperrt worden? Der Typ der dir das angetan hat?“
„Maximal fünfundzwanzig Jahre oder so? Da hingen ja mehrere Straftaten dran, aber ich weiß nicht wie lange das im Endeffekt mit guter Führung und so war.“
„Auf jeden Fall nicht lange genug.“ Er fing an, auf seinem Notizblock rumzukritzeln. „Okay, bist du die Halterin des Autos?“
Ich nickte.
„Hast du ‘ne Versicherung?“
„Ja, der Abschlepper ist schon unterwegs.“
„Ok, gib mir nur ‘ne Sekunde um das aufzuschreiben.“ Er sah mich abermals an. „Wirklich gut, dich wiederzusehen. Ich hatte jahrelang Alpträume über diesen Vorfall, aber du siehst klasse aus.“

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6. März 2015

"Vampire Expert Guide: Der Liebe auf den Zahn gefühlt" von Kay Noa

Der dritte Band der erfolgreichen Vampir-Serie aus München. Drei Monate sind vergangen, seit Lexa mit ihren Freunden ein tödliches Komplott in der Schattenwelt aufgeklärt hat. Nun möchte sie ihre Beziehung mit Dave genießen und freut sich auf ein paar schöne Tage mit Dave und den Munich Werewolves in den Alpen. Doch Lexa ist einfach keine Ruhe vergönnt: Während ihr Ex-Freund Christian plötzlich beginnt, ihr schöne Augen zu machen und damit Dave ziemlich aus der Fassung bringt, zeigt sich ihre beste Freundin Maya ganz ungewohnt reizbar und abweisend.

Doch gerade als Lexa diesen Rätseln auf den Grund gehen will, belagern Terroristen das Berghotel, um einen Schlag gegen die Schattenwelt zu führen. Einmal mehr gerät Lexa zwischen die Fronten und setzt beim Versuch die Attentäter zu stoppen, nicht nur ihr Leben aufs Spiel, sondern auch ihre Liebe.

Gleich lesen: Vampire Expert Guide: Der Liebe auf den Zahn gefühlt (Vampire Guides 3)

Leseprobe:
„So nachdenklich“ murmelte Dave und gähnte. „Was vermisse ich da gerade?“
Lexa lachte und drehte sich zu ihm um. Normalerweise fragte sie das. „Verpassen, Dave. To miss ist verpassen. Vermissen tut man wen, wenn er fehlt.“
„Sorry. Wie konnte ich übersehen, dass du da bist“, grinste Dave und zog sie enger an sich.
Lexa wurstelte sich aus ihrer Decke und rutschte unter Daves. Glücklich schmiegte sie sich an seine Brust und lauschte dem gleichmäßigen Schlag seines Herzens.
„Die Party gestern war great.“ Daves Lippen bewegten Lexas Haar und kitzelten sie. „Du warst great. Ich bin so froh, dass ich dich habe.“
„Wieso? Ich hab doch gar nichts gemacht.“
„Doch“, widersprach Dave. „Du tanzt so leicht zwischen den Welten. Gehörst zum Volk vom Hospital genauso wie zu den Werewolves, verstehst dich mit Mary, Jannis und Klaus …“
„Na, der versteht sich ja mit jedem, die alte Tratschtante.“
„Trash?“ Dave schüttelte irritiert den Kopf.
„Traaaatsch“, korrigierte Lexa. „Gossip.“
„However. Es ist gut, dass du wieder mit den Leuten sprichst. Vor ein paar Monaten warst du kompliziert.“
Lexa seufzte und ignorierte Daves Hände, die sich ausgehend von ihrer Taille zielstrebig in entgegengesetzte Richtungen fortbewegten. „Ich war überfordert. Diese Vampirifizierung ist nicht so einfach. Du verstehst das nicht. Du bist ja als Werwolf geboren.
„Trotzdem zeigt es sich erst im Teenager-Alter. Genau dann, wenn du mit dir selbst genug Probleme hast. Ich verstehe dich gut.“
Er kniff sie neckend in den Po. „Sonst hätte ich dich auch schon längst erschlagen.“
Die Antwort hierauf erstickte Dave mit einem innigen Kuss, der Lexa erregt und etwas außer Atem zurückließ. Ungeduldig lenkte sie ihre Aufmerksamkeit in die Richtung von Daves Boxershorts.
„Nun bist du mehr in Balance“, sprach Dave augenscheinlich ungerührt von ihren Bemühungen weiter. „Das ist gut, denn wir brauchen wirklich einen Physio für das Team. Mit dem Camp nächste Woche geht es los. Fitness in den Bergen. Ich freue mich schon.“
Lexa beschloss, sich lieber an den kleinen Wolf zu wenden, der eindeutig williger war, sich mit ihren unmittelbaren Bedürfnissen zu befassen. Sanft schlossen sich ihre Finger und begannen mit einer behutsamen Massage. „Physio“, gurrte sie. „So in etwa?“
„Oh no, that’s special“, flüsterte ihr Dave ins Ohr und warf sie mit Schwung herum, um nach oben zu kommen. Sie legte ihre Hände an seine Brust. So ging der Sonntag gut los.

Im Kindle-Shop: Vampire Expert Guide: Der Liebe auf den Zahn gefühlt (Vampire Guides 3)

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4. März 2015

'LINNEN. Das Grabtuch Mysterium' von Norman Nekro

Sünden sollen vergeben werden ... aber kann das so weit gehen dass der Vatikan ausgerechnet einen Auftragskiller anheuert, das geraubte Turiner Grabtuch zurückzuholen?

Ein bis an die Zähne bewaffneter Kommandotrupp ist nachts in den Turiner Dom eingebrochen und mit dem weltberühmten Linnen unerkannt verschwunden. Der mit absoluter militärischer Präzision ausgeführte Überfall stellt nicht nur die Polizei vor ein unlösbares Rätsel. Auch der Vatikan setzt alles daran, das kostbare Artefakt wieder in den Besitz der Kirche zu bringen.

Der international tätige Berufskiller Hagen von Trondberg soll das von Millionen Gläubigen als wundertätig verehrte Tuch im – allerdings absolut inoffiziellen – Auftrag des Heiligen Stuhls aufspüren. Obwohl er keinerlei Unterstützung aus Rom bekommt, stößt der Undercover-Ermittler bald auf die Aktivitäten einer milliardenschweren Finanzierungsgesellschaft, hinter der die auch heute noch viele Schalthebel in Politik und Wirtschaft kontrollierenden Nachfolger der Tempelritter stecken.

Überraschende Angriffe einer ebenso fanatischen wie brutalen Kampfgruppe, die der offiziellen Kirche seltsamerweise näher zu stehen scheint als es die Blutspur hinter ihr vermuten lässt, wecken in dem Vatikanagenten nicht nur Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Auftraggeber. Denn noch bevor sich eine amerikanische Satanistensekte ebenfalls in die Jagd nach der vermeintlichen Reliquie einmischt, stellen ihn die ermittelten harten Fakten vor die alles entscheidende Frage: Ist das Turiner Linnen wirklich das echte Grabtuch Christi?

Ein Templer-Thriller ohne simple Schwarzweißmalerei: Einfach nur "Gut gegen Böse" war gestern!

Gleich lesen: LINNEN. Das Grabtuch Mysterium

Leseprobe:
Languedoc (Südfrankreich), im Jahre des Herrn 1307
»Wann ist das Werk vollbracht, Bruder Josquin?«
Der hochgewachsene Ritter mit dem grau melierten Vollbart läuft nervös in der dämmrigen Turmstube auf und ab. Sein weißer Ordensmantel, der ein auffälliges rotes Tatzenkreuz auf der Schulter trägt, wischt im Rhythmus der hastigen Schritte an den wuchtigen Tisch aus schwarzbraunem, durch jahrzehntelange Nutzung blankpoliertem Nussbaumholz.
Abwesend schweift der Blick des Ruhelosen über die mächtige Tischplatte, deren Ausmaße fast die Hälfte des engen kreisrunden Raumes einnehmen. Wie ein einsamer Leuchtturm inmitten der stürmischen See ragt darauf ein bronzener Kerzenständer aus einem wirren Sammelsurium verschiedenfarbig befüllter irdener Tintenfässchen und zerschlissener Schreibfedern in die Höhe. Ein gutes Dutzend zusammengebundener, aufgeschnürter und teilweise auch achtlos ausgebreiteter Pergamentrollen komplettiert, mit listigem Eigensinn im Luftzug des Mantelsaums sanft hin- und herwippend, das Chaos.
»Ich musste volle zehn Tage stramm reiten von Paris bis hierher«, fährt der Graubärtige mit wachsender Ungeduld fort. Seine Stimme, die offenkundig gewohnt ist, Befehle zu erteilen, hat sich merklich im Ton verschärft. Mit einer unwirschen Bewegung rückt er das vom Straßenstaub bepuderte weiße Barett zurecht, unter dem eine ungebändigte Flut lang herabwallender, ebenfalls grauer Haare hervorquillt.
»Wie gesagt, zehn lange Tage. Und das in meinem Alter!«, setzt der Ritter knurrend hinzu. »Unten im Hof bin ich eben vor Erschöpfung fast aus dem Sattel gekippt. Trotzdem habe ich mir nicht mal ein Glas Wein zur Erfrischung gegönnt, sondern Euch unverzüglich aufgesucht. Nun spannt mich nicht länger auf die Folter, Kaplan. Sagt mir, wie es um die Sache steht.«
Die auf den Karsthochebenen des Languedoc auch zum Herbstbeginn noch mit unverminderter Kraft vom Himmel brennende Nachmittagssonne zeichnet die Form des schmalen Rundbogenfensters perspektivisch verzerrt als gleißend helle Fläche auf dem grob gefliesten Steinboden nach. Das Lichtareal vermag aber nicht den übrigen Raum aus seinem diffusen Halbdunkel zu reißen. So bleibt auch der Gesichtsausdruck des jungen, in eine perfekt geschneiderte Kukulle aus schilfgrünem Samt gekleideten Geistlichen dem gereizten Besucher zunächst verborgen. Um so intensiver mustert dieser das in feiner bordeauxroter Seide gestickte Tatzenkreuz auf der linken Brustseite seines Gegenübers.
Der Kaplan deutet eine knappe Verbeugung an.
»Der Ägypter ist seit zwei Monaten Tag und Nacht in der Krypta am Werke, Monseigneur. Als ich ihn gestern sprach, schien er zuversichtlich, bis zum Fest des heiligen Magnus seine…«, Josquin räuspert sich vernehmlich, »…Arbeit beenden zu können.«
»Das wären noch drei Tage«, murmelt der Mann im weißen Mantel grüblerisch vor sich hin. »Und das müsste reichen...« Vier hastige Schritte in Richtung Fenster, dann wendet er sich mit mühsam gezügelter Energie betont langsam um. »Ich gewinne den Eindruck, Bruder Josquin, dass Euch die Anwesenheit des Ägypters schwer auf der Seele lastet«, bemerkt der Ritter eher beiläufig. Scheinbar tief in Gedanken versunken, rückt er mit akribischer Sorgfalt den Verschluss seines Schwertgürtels zurecht.
Einige Sekunden lang vergiftet lähmende Stille die Atmosphäre zwischen den beiden Männern. Dann zuckt der graubehaarte Schädel wie der einer Viper beim Angriff nach vorn. »Was ist es, bei allen Teufeln«, brüllt der Alte völlig unvermittelt los, »das ausgerechnet dem Kaplan dieser Komturei, die unseren heiligsten Schatz hütet, an meiner Anordnung missfällt?«
»Haltet zu Gnaden, Monseigneur. Auch ich habe mich, wie alle Brüder, bei meinem Eintritt in unseren ehrwürdigen Orden für ein Leben in persönlicher Armut entschieden und dazu absolute Demut und Gehorsam gelobt...«
»...zunächst einmal«, bellt der Graubärtige dazwischen, »zeigen mir nicht nur Euer aus wahrlich edlem Stoff und von überaus kundiger Meisterhand gefertigtes Habit, sondern auch der noble Goldring mit dem prächtigen Smaragden an Eurer Hand, dass Ihr die einst gelobte Armut durchaus erträglich zu gestalten verstanden habt.« Wütend stampft sein rechter Fuß auf den rauen Steinboden.
»Mit Verlaub, Demut und Gehorsam dem Orden und seinen Oberen gegenüber sind mir heilige Pflichten«, wiederholt der Kaplan in stoischer Unbeirrbarkeit. »Und ich konnte sie bislang an jedem Tag, den Gott mir geschenkt hat, mit freudigem Herzen erfüllen. Aber dass ein Ungläubiger«, von einer Sekunde auf die andere schlägt Josquins Stimme in offenen Hass um, »noch dazu ausgerechnet ein von allen Erzengeln verabscheuter mohammedanischer Heide, unser Allerheiligstes nicht nur betreten, sondern darin auch – auf Euren ausdrücklichen Befehl! – seine teuflischen Künste ausüben darf, während uns Hütern des größten Schatzes der Christenheit seitdem jeder Blick in die Krypta verwehrt ist, lässt mich inzwischen an Demut und Gehorsam zweifeln!«
Der junge Mann im schilfgrünen Ornat zittert plötzlich vor Erregung am ganzen Körper. Mühsam, fast stöhnend bricht es aus ihm hervor: »Verzeiht meine direkten Worte, aber Eure Anweisungen sind sowohl nach den Regeln der heiligen Kirche als auch nach denen unserer Gemeinschaft eine ... Gotteslästerung!«
Im Eifer des jähen Gefühlsausbruchs hat der Kaplan den schützenden Dämmerschatten verlassen und sich seinem Gegenüber fast auf Körperkontakt genähert. Seine Schultern zucken zitternd auf und ab, während sich die unter den weiten Samtärmeln hervorschlängelnden bleichweißen Hände konvulsivisch öffnen und schließen. So, als ob er seine Finger gleich um den Hals des hageren Ritters krallen wollte.

Im Kindle-Shop: LINNEN. Das Grabtuch Mysterium

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3. März 2015

'Danach: Das Echo' von Scott Nichsolson

Eine gewaltige Sonneneruption hat die technologische Infrastruktur der Erde ausgelöscht und Milliarden von Menschen getötet. Die wenigen Überlebenden müssen feststellen, dass sich einige von ihnen verändert haben ...
Sechs Wochen nach dem Schock. Die Rauchfahnen am Horizont sind dünner geworden und Rachel Wheeler ist gemeinsam mit ihren beiden Gefährten auf dem Weg in die Berge, wo ihr Großvater Franklin ein Überlebenscamp errichtet hat. Die »Zapphirne« genannten Mutanten scheinen sich von blutrünstigen Mördern zu etwas noch viel Bedrohlicherem zu verändern. Eine geheime militärische Anlage könnte der Kern eines Wiederaufbaus der Zivilisation sein, aber Franklin traut den Absichten der Soldaten nicht.

Und die Zapphirne passen sich schneller an die neue Welt an als die menschlichen Überlebenden, die um ihren Platz in einer Zukunft kämpfen müssen, in der sie womöglich keine Rolle mehr spielen.

Gleich lesen: Das Echo: Ein postapokalyptischer Thriller (Danach 2)

Leseprobe:
Die Septembersonne brannte sich ihren Weg durch die Baumkronen wie ein Kaleidoskop aus Gold, Scharlachrot und Violett – Letzteres so weltuntergangsdüster, dass es an einigen Stellen schien, als ob der Wald unter Blutergüssen litt.
Die Luft war rein, der Dunstschleier befand sich zum größten Teil hinter ihnen, wo Charlotte und Winston-Salem völlig heruntergebrannt waren. Man hatte vergessen, die Vögel darüber zu informieren, dass es mit der Welt zu Ende gegangen war, weshalb ihre Lieder und ihr Gezwitscher von den hohen Ästen herabklangen. Insgesamt fühlte es sich für Rachel Wheeler nur an wie ein weiterer gewöhnlicher Tag im Danach.
Wenn man nicht an die Toten und an die Befallenen denkt. Und daran, dass uns der nächste Sonnensturm in den Wahnsinn schmoren könnte.
Ihre Beine schmerzten, obwohl sie mit den Meilen kräftiger geworden waren. DeVontay Jones, der dunkelhäutige Mann mit dem Glasauge, der hinter ihr ging, konnte kaum Schritt halten. Oder vielleicht ließ er sich auch nur Zeit, damit Stephen wie ein normaler Junge seinem Forscherdrang freien Lauf lassen, hier eine Blume pflücken und dort mit einem Stecken in einer Schlammpfütze herumspielen konnte. Gerade wirbelte er die ersten gefallenen Herbstblätter auf und freute sich über die lauten, schlurfenden Geräuschen, die seine Schuhe in ihnen verursachten.
»Wie lange noch?«, fragte DeVontay.
»Du hast die Landkarte.«
»Ich interessier’ mich nicht für Zahlen«, sagte er mit dem für die Einwohner von Philadelphia typischen Akzent, obwohl der in den sechs Wochen, seit die Sonneneruptionen alle Abgrenzungen ausgelöscht hatten, schon schwächer geworden war. »Wie viel von unserem Leben müssen wir noch im Wald herumspazieren?«
»Den Rest unseres Lebens«, antwortete Rachel. Da Stephen außer Hörweite war, konnte sie hinzufügen: »Was vielleicht nicht mehr lange sein wird.«
»Fräulein Optimismus«, sagte DeVontay voller Sarkasmus. »Was ist aus den aufmunternden Worten geworden, aus den Gebeten und dem Glauben?«
Rachel wollte sich nicht mit dem Glauben auseinandersetzen. Irgendwo unterwegs hatten die Leichen, die Gemetzel und der andauernde Schrecken ein schartiges Loch in die Wand ihres Herzens gerissen. Das wenige Licht, das sich noch darin befunden hatte, war mit der gleichen traurigen Unvermeidlichkeit entflohen wie Luft aus einem löchrigen Ballon. Nachdem der Glaube das Weite gesuchte hatte, hatte sich die Hartnäckigkeit das Kreuz aufgebürdet und sie vorwärts in die Berge getrieben.
Als die Hoffnung gestorben war, war die Wut in die Schlachtreihe getreten.
»Ich glaube noch«, sagte sie und schämte sich nicht wegen der Lüge. Sie glaubte nun einfach an etwas Anderes. An das Überleben.
»Nun, ich glaube, wir sollten mal für ’ne Minute Pause machen«, erwiderte DeVontay. »Du weißt vielleicht, wo wir sind, aber ich würde trotzdem gerne mal einen Blick auf die Karte werfen.«
»Mach jetzt nur keine Witze über Frauen am Steuer«, warnte Rachel.
»Würde mir nich’ mal im Traum nicht einfallen.« Er versuchte zu zwinkern, aber das Augenlid senkte sich nur halb über sein Glasauge, wodurch eher der Eindruck eines unheimlichen, lüsternen Blicks entstand.
»Stephen!«, rief Rachel.
Der Junge war in den Bäumen verschwunden und hatte damit gegen ihre Regel verstoßen, immer in Sichtweite voneinander zu bleiben. Nicht, dass Rachel sich Sorgen machte. Seit sie vor fünf Tagen das Farmhaus verlassen hatten, waren sie auf der Straße durch den Wald geblieben und hatten nur gelegentlich eine Schnellstraße gekreuzt oder ein Haus gesehen. Während dieser Zeit war ihnen kein Zapphirn begegnet, auch wenn der Wind manchmal seltsam glucksende Geräusche aus der Ferne zu ihnen trug.
»Der Junge hat Probleme mit den Ohren«, sagte DeVontay.
Rachel bemerkte, dass ihm unbehaglich zumute war, denn er ließ den Riemen seines Gewehrs von der Schulter auf seinen Arm hinabgleiten, um die Waffe einsatzbereit zu haben. »Wir sind hier draußen in Sicherheit«, verkündete sie. »Es gibt nichts, das die Zapphirne jagen könnten.«
Sie verdrängte die Erinnerung an die Zapphirne, denen sie in Charlotte begegnet war und die sich auf die Überlebenden gestürzt hatten. Sie taten dies, weil sie dazu getrieben wurden, alle lebendigen Wesen zu zerstören, auf die sie trafen. Aber die Zapphirne – eine Bezeichnung, die von einfallsreichen Bloggern in der Frühphase der Sonnenstürme geprägt und dann von den Massenmedien aufgegriffen wurde – waren in erster Linie in den Wohngebieten geblieben. Rachel führte es auf die Unterdrückung ihrer Intelligenz zurück: Weil sie keinen direkten Grund für das Umherwandern hatten, blieben sie dort, wo ihre Gehirne durchgeschmort waren. DeVontay hingegen vertrat eine andere Theorie: Dort war es leichter, Beute zu finden.

Im Kindle-Shop: Das Echo: Ein postapokalyptischer Thriller (Danach 2)

Mehr über und von Scott Nichsolson auf seiner Website.

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2. März 2015

"Die Nanolithografie: Wissenschaftsthriller" von Thomas Biehlig

Eine beängstigende Verschwörung im Rahmen des weltweiten Cyber-War. Ein Szenario das morgen durchaus Realität werden könnte. Detailliert und brutal beschreibt der Autor wie die Supermächte versuchen die Welt 2.0 zu kontrollieren und zu beherrschen.

Marc Jansen arbeitet als Spezialist für Halbleitertechnologie für das Unternehmen Technology News Research. Während er für die auf internationales Patentrecht spezialisierte Kanzlei von Victor Navarro eine Marktanalyse für Netzwerkchips erstellt, erfährt er von einem Informanten, dass der berühmte Wissenschaftler Orlando Lopez tot in einem Kanal in Bangkok gefunden wurde. Angeblich hat er eine wissenschaftliche Entdeckung mit in sein nasses Grab genommen.

Als Marc Jansen ein Angebot von der Kanzlei Navarro für eine Zusammenarbeit bekommt, ändert sich sein bis dahin eher langweiliges Leben schlagartig. Als Partnerin bekommt er die geheimnisvolle Lana de Vries an seine Seite. Der erste Auftrag besteht darin, für ein internationales Konsortium an der Stelle weiter zu ermitteln, wo seine erste Analyse endet, beim Tod von dem Wissenschaftler Lopez. Es beginnt ein bizarres Wettrennen um die angebliche Entdeckung von Lopez. Der Strudel, in den Marc und Lana geraten, besteht aus Mord, Korruption und Intrigen und reicht bis in die höchsten Schaltstellen der internationalen Mächte.

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Leseprobe:
Lopez hockte knietief im Fäkalienschlamm eines Abwasserkanals in Bangkok. Er hörte kaum etwas anderes als das monotone Dauerprasseln des Monsunregens. Neben ihm schwamm der Unrat der Megamillionenstadt. Über ihm befanden sich ein altes Metallgitter, links und rechts dreckige Betonwände. Sollte das sein letzter Anblick auf Erden sein, ein alter, faulig stinkender Kanalschacht?, fragte er sich, als er seine Verfolger wieder ausmachen konnte. Dabei hatte alles so gut begonnen. Als Wissenschaftler beim berühmten Massachusetts Institute of Technology leitete er eine eigene Forschungsabteilung für Quanteninformatik. Ziel seiner Abteilung war es, einen Computer zu entwickeln, der auf Basis sogenannter QBits in der Lage wäre, komplexe Rechenoperationen auszuführen. Ein Nebenprodukt seiner Forschung war dabei die Schaffung einer Verbindung in die bisherige, alte digitale Welt der Nullen und Einsen.
Irgendwann war ihm jedoch alles entglitten. Seine Familie, seine Freunde und sein Job. Anfangs lockte ihn die Aussicht auf viel Geld. Er sollte dafür nur gewisse Informationen weiterleiten und ab und zu sein Expertenwissen einbringen, natürlich parallel zu seinem eigentlichen Forschungsauftrag. Wer seine Auftraggeber waren, interessierte ihn zunächst nicht, solange die Bezahlung stimmte und der Aufwand erträglich war. Doch die Dinge änderten sich im Laufe der Zeit und er wurde erpresst. Ihm wurde damit gedroht, dass seiner Familie etwas angetan werde, falls er nicht wie gewünscht abliefere. Das ging sogar so weit, dass er Kollegen ausspionieren und einschüchtern sollte, um an das gewünschte Know-how zu kommen. Er war in einen Teufelskreis geraten, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu entkommen.
Jäh wurde er in seinen Gedanken unterbrochen, als er die Stimmen seiner Verfolger hörte, die versuchten, den Geräuschpegel des Starkregens zu übertönen. Sie suchten ihn, den Verräter.
Dann hörte er Schritte über sich. Vorsichtige Schritte, aber das quatschende Geräusch nasser Schuhe verriet ihm, dass sie ihm verdammt dicht auf den Fersen waren. Er war extra nach Thailand geflogen, um sich unauffällig am Rande einer Fachkonferenz für Chipdesign mit einem Vertreter des US-Kongresses zu treffen. Er wollte aussteigen; sein altes Leben zurück. Er wollte alles einfach nur noch beenden, sich jemandem anvertrauen. Aber es kam anders. Während er auf der Terrasse des luxuriösen Hotels „Riverside“ wartete, um sich mit seinem Kontakt zu treffen, sah er auf einmal den Lauf einer Pistole in der Nacht aufblitzen. Geistesgegenwärtig sprang er in den dunklen, trüben Fluss. Dort schwamm er, so schnell er konnte, und nutzte dabei die leichte Strömung am Ufersaum. Zu seinem Pech hatten die Verfolger blitzschnell reagiert, und nicht nur starke Taschenlampen für die Suche parat, sondern auch ein Boot und mehrere Männer, die offenbar vor nichts zurückschreckten. Ihm gelang es gerade noch, sich rechtzeitig in einen der zahlreichen Abwasserkanäle zu flüchten, bevor ihn die Scheinwerfer des Bootes erfassten. Unglücklicherweise gelang es seinen Verfolgern trotzdem, ihn über Land, auf dem Uferweg zu verfolgen. Er ahnte instinktiv, dass er jetzt nur noch wenige Möglichkeiten hatte, am Leben zu bleiben. Eine Option wäre es, tiefer in den Abwasserkanal zu waten. Eine andere, zu versuchen, den Fluss halb tauchend und halb schwimmend komplett zu überqueren. Wenn nur nicht das Boot wäre, dachte er völlig verzweifelt. Er überlegte gerade fieberhaft, was er noch tun könnte, als ihn unverhofft ein extrem starker Wasserschwall aus dem Kanalinneren erfasste und ihn mit in Richtung Flussmitte riss. Panisch schlug er mit seinen Armen wild um sich, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Nach gefühlten fünf Minuten im reißenden Strom schaffte er es endlich, wieder nach Luft zu schnappen. Ein erster Blick verriet ihm, dass er an dem Boot vorbei war und zu einem guten Drittel den Fluss überquert hatte. Da die Oberflächenströmung allerdings in Richtung Flussmitte immer stärker wurde, übermannte ihn jetzt auch noch die Angst, er könnte einfach ertrinken. Nie wieder der stinkenden Kloake entkommen, sich in dem Müll verfangen, der überall trieb, oder von den Booten, die immer noch recht zahlreich fuhren, überfahren werden.
Seine Gedanken rotierten, seine nasse Abendgarderobe behinderte ihn und zog ihn immer wieder unter Wasser. Er merkte, wie seine Kräfte anfingen nachzulassen und er suchte nach etwas, an dem er sich festhalten konnte. Dann tanzten auf einmal wieder die Scheinwerferlichter seiner Verfolger auf der Oberfläche. Nur noch wenige Meter und sie würden ihn sehen. Dann war es zu spät. Ein starker Lichtstrahl erfasste ihn. Die Motorengeräusche des Bootes kamen unweigerlich näher. Verzweifelt mobilisierte er die letzten Kräfte und schwamm abermals um sein Leben. Er hörte seine Verfolger schon aufgeregt rufen, dann war das Boot bei ihm. Er spürte, wie ihn ein Bootshaken an seinem Sakko erwischte und ihn immer näher an das Boot zerrte. Er hatte keine Chance zu entkommen und ließ sich beinahe willenlos heranziehen. Seine Verfolger packten und hoben ihn mit starken Armen aus dem Wasser. Brutal schleuderten sie ihn auf das Deck und begannen, ihn mit Fußtritten und Faustschlägen zu traktieren. Er krümmte und wand sich, aber es gab keine Deckung. Nachdem er fast bewusstlos geschlagen wurde, sagte ein Mann mit einer guten englischen Aussprache: „Genug! Wir müssen wissen, wem er möglicherweise noch etwas verraten hat.“
„Alles klar O…ähhh, Boss meine ich“, entgegnete eine zweite Stimme und sie ließen von ihm ab. Stattdessen wurde er mit Kabelbindern an Händen und Füßen gefesselt und sie stopften ihm einen alten, nach Öl und Benzin schmeckenden, nassen Lappen in den Mund. Ihm tat alles weh und er vermochte sich nicht mehr zu bewegen, so stark waren seine Schmerzen. Er hörte noch, wie einer der Männer fragte: „Boss, wollen wir in den alten Schuppen?“ Dann wurde der Motorenlärm so stark, dass nichts anderes mehr zu hören war.
Nach einer kurzen Fahrt legten sie schließlich an einem alten, verlassenen Steg an und Lopez wurde wie ein Sack aus dem Boot gehievt und in einen dunklen Schuppen geschleift. Dort schmissen sie ihn zu Boden. Als das Licht anging, versuchte Lopez einen Blick auf seine Peiniger zu erhaschen, aber er war einfach zu geschwächt, um sich umzudrehen. Dafür hörte er wieder den gebildeten Mann: „Ich glaube, er ist reif zum Reden. Fesselt ihn an den Pfeiler und verbindet ihm die Augen!"
Danach sprach ihn der Mann, den sie als Boss bezeichneten, zum ersten Mal direkt an: „Lopez, was haben Sie sich bloß dabei gedacht? Dachten Sie tatsächlich, dass Sie einfach so aus unserer Organisation aussteigen könnten? Wir haben Sie gewarnt, aber Sie wollten ja nicht hören. Jetzt bekommen Sie die Konsequenzen zu spüren.“
Er lachte schäbig und trat Lopez mit einem gezielten Karatetritt plötzlich mitten ins Gesicht. Es krachte heftig und Blut spritzte in Fontänen aus seiner zerschmetterten Nase.
„Hoppla“, sagte der Mann. „Ich glaube, das war jetzt zu viel des Guten. Aber eine Chance wollen wir ihm noch geben.“
Lopez spürte, wie ihm der Knebel aus dem Mund gerissen wurde und ihn jemand hochzog.
„Wenn du uns noch etwas mitteilen willst, dann tu es jetzt, vielleicht lassen wir dich dann am Leben!“
Lopez versuchte krampfhaft etwas zu sagen, aber mehr als ein klägliches: „Icccchhh … „, brachte er nicht hervor und seine Stimme erstarb in einem erneuten Schwall aus Blut, das sich nun ungehindert seinen Weg ins Freie gesucht hatte. Aber es war zu spät. Sein Nasenbein hatte sich so tief in sein Gehirn gebohrt, dass er nicht mehr in der Lage war, sich zu artikulieren.

Im Kindle-Shop: Die Nanolithografie: Wissenschaftsthriller


Mehr über und von Thomas Biehlig auf seiner Website zum Buch.

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