29. Juli 2015

"Der Pakt mit dem Wolf" von Regine Sommer

Johanna will frei sein. Dies ist ein schwer zu erreichendes Ziel als junge Frau im Mittelalter. Sie geht daher einen gefährlichen Weg und lebt in ständiger Angst vor Entdeckung. Unfreiwillig wird sie dabei von unheimlichen Kräften in ein Spiel um Macht und Liebe gezogen. Wem kann sie vertrauen? Erik, dem charismatischen Krieger aus dem Norden, oder dem Herzog, der unheimliche Fähigkeiten zu haben scheint und ihr Geheimnis aufzudecken droht?

Johanna entdeckt eine geheimnisvolle Welt, den Nebelwald. Dort leben Kreaturen, die einer längst vergangen Zeit entstammen und ihre Macht zurückgewinnen wollen. Dafür brauchen sie Johanna und sie setzen alles daran, sie auf ihre Seite zu ziehen. Es scheint kein Entrinnen für Johanna zu geben. Welchen Weg wird sie wählen, um sich ihre Freiheit zu bewahren?

Dieser historische Fantasy-Roman spielt im Norddeutschland des Mittelalters und greift Sagen der Wikinger auf.

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Leseprobe:
»Prügel, Prügel.«, riefen die Kinder im Chor und lachten. Johann krümmte sich zu einer Kugel zusammen, um sich vor den Schlägen des größeren Jungen zu schützen. Unbarmherzig wurde er in den Schlamm des Burghofes gedrückt. Er war zu klein und zu schmächtig, um sich gegen Otto, den Sohn des Schmieds, zu wehren, obwohl dieser jünger war als er.
»Jetzt schlag ich dich grün und blau, du Feigling.«, drohte Otto und die anderen Kinder feuerten ihn weiter an.
Es war nicht das erste Mal, dass Otto ihn verprügelte. Johann war schon häufig mit einem zugeschwollenen Auge und blauen Flecken in die Schreibstube zurückgekehrt. Doch diesmal war es besonders schlimm.
Johann wimmerte und Tränen der Demütigung und des Schmerzes liefen ihm die schmutzigen Wangen hinab.
»Er heult wie ein Mädchen.«, rief eines der älteren Kinder schadenfroh und die anderen grölten vor Lachen. Sogar Anna, die kleine Küchenmagd, mit der Johann so gerne ein paar Worte wechselte, lachte mit.
Zwei der anderen Jungen mischten sich ein und begannen, auf Johann mit den Füßen einzutreten. Langsam fühlte er, wie er das Bewusstsein verlor. Ob sie ihn diesmal umbringen würden? Wen würde es stören? Den Grafen Lothar? Bestimmt nicht. Meister Rainald? Der würde sich nur ärgern, dass er die Arbeit nun allein erledigen musste.
Gerade als ein besonders harter Tritt seinen Kopf traf, bemerkte Johann, dass das Grölen der Kinder plötzlich aufhörte.
Otto wurde von ihm heruntergezerrt und wie ein lästiges Insekt zur Seite geworfen. Er landete im Dreck des Burghofes.
Johann hörte wie die anderen Kinder vor Angst aufkeuchten und mit schnellen Schritten davonstoben.
Hustend versuchte Johann sich aufzurichten. Seine Nase blutete und er wischte sie mit dem Ärmel seiner Kutte ab.
Blinzelnd schaute er zu seinem Retter auf. Der Dreck, der in seine Augen gedrungen war, und die Tränen nahmen ihm die Sicht. Er bemerkte nur eine große Silhouette, die sich vom grauen Himmel dieses kalten Frühlingstages abhob.
»Du solltest lernen, wie man ein Messer benutzt.«, meinte eine ihm unbekannte Stimme mit einem seltsamen Akzent und ihm wurde eine große Hand hingehalten.
Johann blinzelte wieder und langsam schärfte sich sein Blick. Über ihm stand ein großer, junger Mann mit ungewöhnlich langem, weißblondem Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel. Die Kleidung des Fremden war staubig, als hätte er eine Reise hinter sich. Und plötzlich erinnerte sich Johann. Dies war ein Nordmann. Der Sohn eines Adeligen, der als Pfand für einen Pakt zwischen seinem Vater und dem Grafen Lothar auf der Burg leben sollte. Johann hatte gehört, dass er in diesen Tagen ankommen sollte.
»Willst du nun aufstehen oder weiter im Dreck hocken?«, fragte der junge Mann mit spöttischer aber nicht unfreundlicher Stimme. Johann ergriff die Hand, die ihm noch immer hingehalten wurde und mit dem Ruck eines kräftigen Arms wurde er auf die Füße gezogen. Stöhnend richtete er sich auf. Jeder einzelne Knochen tat ihm weh.
»Danke für Eure Hilfe, mein Herr.«, murmelte er schüchtern und wischte sich mit dem Ärmel seiner Kutte verstohlen Schlamm und Tränenspuren vom Gesicht.
»Es ist feige, jemanden zu schlagen, der kleiner ist und am Boden liegt.«, meinte der Fremde. »Zumindest außerhalb einer Schlacht.«, fügte er noch hinzu und musterte Johann neugierig. »Bist du ein Mönch?«
»Nein, ich bin der Lehrling von Meister Rainald. Er ist der Schreiber und Kopist von Graf Lothar.«, murmelte Johann während er sich seine schmerzende Seite rieb. Alles tat ihm weh, doch aus irgendeinem Grund wollte er vor diesem blonden Riesen keine Schwäche zeigen. »Ein Schreiber. Also deshalb weißt du nicht, wie du dich wehren kannst. Du hast so kleine, zarte Hände, fast wie ein Mädchen.« Er lachte. »Daher nützt es dir nichts, dich im Faustkampf zu üben. Du musst mit einem Messer kämpfen und zwar auf die unfaire Art. Flink und schnell wie ein Wiesel. Nur so kannst du überleben.«
Johann starrte sein Gegenüber an. Der Riese hatte gut reden. Wie sollte er lernen, mit einem Messer umzugehen? Dafür war er zu schwach und zu tollpatschig. Er wollte dem Nordmann sagen, was er über seinen Vorschlag dachte, doch er hielt inne und gab sich einen kurzen Moment der Vorstellung hin, wie er mit einem Messer den fiesen Otto piekte. Ach, wäre das schön.
»Du dienst hier auf der Burg?«, fragte der Nordmann und riss Johann aus seinen Gedanken.
»Ja, in der Schreibstube.« Verlegen schaute er auf den Boden vor sich, während sich ein drückender Schmerz in seinem Kopf bemerkbar machte. Johann schüttelte leicht den Kopf. Jetzt nicht, dachte er. Ich kann jetzt keine Kopfschmerzen gebrauchen. Mit aller Macht drängte er den Schmerz zurück. Er wollte vor dem Fremden keine weitere Schwäche zeigen.
Der junge Nordmann musterte Johann mit gerunzelter Stirn. Einen kurzen Moment blitzten seine Augen überrascht auf, doch es ging so schnell, dass Johann glaubte, es sich nur eingebildet zu haben.
»Ich lebe jetzt auch hier.«, fuhr der Fremde mit bitterer Stimme fort. »Mein Vater hat es so gewollt.«

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28. Juli 2015

"Racherausch" von Michael Linnemann

Er ist ein Meister der Magie. Seine Tricks sind ebenso faszinierend wie tödlich. Kaum jemand kann seiner Rache entkommen. Nora und Tommy sehen sich einem unsichtbaren Gegner gegenüber. Wie sollen sie einen Mörder stoppen, der offenbar durch Wände gehen kann?

Erst als eines der Opfer wie durch ein Wunder überlebt, schöpfen die Göttinger Hauptkommissare wieder Hoffnung. Doch ob das Wunder wirklich ein Segen oder doch eher ein Fluch ist, soll sich erst noch herausstellen …

Racherausch - Der zwölfte Fall für Nora und Tommy.

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Leseprobe:
Der Mörder breitete die Folien aus. Dann legte er die Steinplatte bereit und griff zum Spaten. Bevor er ihn in die Erde rammte, sah er sich zur Vorsicht noch einmal um. Niemand durfte ihn bei seiner Vorbereitung sehen. Sonst wäre alles schon vorbei, ehe es überhaupt richtig angefangen hätte.
Da er keine Menschenseele sehen konnte, nickte der Mörder zufrieden. Er konnte seinen Plan ungestört in die Tat umsetzen. Für ihn gab es kein schöneres Gefühl auf Erden. Nach so langer Zeit der Planung und Ungeduld fühlte er sich in diesem Moment endlich befreit. Obwohl nun der schwierigste Teil seiner Mission vor ihm lag, fielen ihm mehrere Steine vom Herzen. Das mochte paradox wirken, doch es passte zum arroganten Charakter des Mörders. Er plante seine Schritte immer so genau, dass er schon zu Beginn der Umsetzung siegessicher war. Sobald sein Plan erst einmal stand, ließ er sich durch nichts mehr aus der Ruhe bringen. Er beging keine Fehler, hatte keine Angst vor der Polizei. Er dachte nicht einmal an die Möglichkeit, eines Tages im Gefängnis zu landen. Aus seiner Sicht war das völlig abwegig.
Ein genialer Plan kann gar nicht schiefgehen.
Im trüben Mondschein ließ er den Spaten hinabsausen. Mit voller Wucht bohrte er ihn in die Erde, hob ihn dann an und beförderte die erste Fuhre auf eine der ausgebreiteten Folien. Dabei gab er sich Mühe, nicht allzu viel Lärm zu machen. Immerhin war es möglich, dass ein Nachbar unter Schlaflosigkeit litt oder dass ein verirrter Spaziergänger plötzlich in der Nähe auftauchte. Daher blickte sich der Mörder noch einmal um. Er nahm jeden Fleck genau in Augenschein. Die Büsche. Die Bäume. Die Beete. Erst als er sich vollkommen sicher war, noch immer unbeobachtet zu sein, stieß er den Spaten wieder in die Erde. Er grub immer schneller, begann schon nach kurzer Zeit zu schwitzen. Doch das konnte ihn nicht mehr aufhalten. Er grub sich in einen Rausch. Auch das passte perfekt zu ihm. Hundertprozentige Hingabe. Ganz oder gar nicht.
Nach zwanzig Minuten hielt er inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete sein bisheriges Werk. Etwas enttäuscht setzte er sich auf den Rasen und schüttelte den Kopf. Er hatte sich das Graben einfacher vorgestellt. Der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Seine Arme taten ihm bereits weh, doch das Loch war noch nicht einmal einen halben Meter tief. Wenn das so weiterging, würde es mehrere Nächte dauern, um den ersten Schritt seines Plans zu vollenden. Zwar hatte er zeitlich genug Spielraum einkalkuliert, aber seine Kraft würde durch das Graben merklich schwinden.
Komm schon, Junge. Was sein muss, muss sein.
Seufzend raffte er sich wieder auf und faltete die Folien samt Erde zusammen. Dann warf er sie nacheinander über seine Schulter und schlurfte davon. Natürlich hatte er sich schon einen geeigneten Ort ausgeguckt, wo er die Erde sicher abladen konnte. Er würde keine verräterischen Spuren hinterlassen.
Allzu leicht will ich es den Bullen schließlich nicht machen.
Wenig später stand er wieder vor seinem geschaufelten Loch und breitete erneut die Folien aus. Die Steinplatte lag noch an ihrem Platz. Der Spaten wartete auf seinen nächsten Einsatz. Vor ein paar Tagen hatte der Mörder ihn benutzt, um ein Grab zu schaufeln. Diesmal hatte er jedoch eine wichtigere Aufgabe für ihn vorgesehen. Diesmal würde er etwas Größeres graben.
Und etwas Nützlicheres.

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27. Juli 2015

"Kruento - Der Anführer" von Melissa David

Mord gehört zu Sams Alltag, denn die junge Frau ist Detective bei der New Yorker Polizei. Und so wickelt sie auch ihren neuesten Mordfall routiniert ab - bis sie herausfindet, dass ihr Ex Leyton die Finger im Spiel hat. Während sie ihren Ex beschattet, trifft sie in einem Nachtclub auf den charismatischen Darius. Zu ihm fühlt sie sich auf mysteriöse Weise hingezogen, obwohl sie noch etwas für Leyton empfindet. Als ihre beste Freundin verschwindet, muss Sam alle Hebel in Bewegung setzen, um sie zu finden.

Abermals läuft ihr Darius über den Weg, doch nicht nur er hütet ein düsteres Geheimnis. Auch Leyton scheint ihr gegenüber nicht ganz ehrlich zu sein.

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Leseprobe:
„Entschuldigung“, hörte sie eine tiefe männliche Stimme, die ihr ein Schaudern über den Körper jagte. Abrupt drehte sie sich um und starrte eine breite, männliche Brust an. Als sie daran hochblickte, sah sie in saphirblaue Augen. Die Welt schien für einen Moment stillzustehen, und Sam hatte das Gefühl, in diesem unglaublich leuchtenden Blau zu versinken. Sie musste sich förmlich zwingen, woanders hinzusehen. Unwillig gestand Sam sich ein, dass sie beim Anblick dieses Mannes weiche Knie bekam. Das war ihr ja noch nie passiert!
„Ich wollte dich nicht anrempeln“, entschuldigte er sich nochmals mit seiner samtweichen Stimme. Der Mann war so groß, dass sie ihren Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzublicken. Die kinnlangen Haare umspielten das ebenmäßige, männliche Gesicht. Er hatte eine gerade Nase und schmale Lippen, die gerade zu einem unwiderstehlichen Lächeln geformt waren. Sam zitterte leicht, als sie mit aller Gewalt ihren Blick von dem Gesicht des Fremden löste und den Rest betrachtete. Er trug ein einfaches, schwarzes T-Shirt, das sich über seine breite Brust und die muskulösen Oberarme spannte. So wie er aussah, konnte er mit jedem Bodybuilder in Boston konkurrieren. Die festen Oberschenkel steckten in einer abgetragenen Jeans. Nur die teure Uhr und die dunkelbraunen Schuhe passten nicht so recht zu diesem legeren Outfit.
„Nichts passiert!“, murmelte sie irritiert und hoffte, dass sie ein Lächeln zustande brachte.
„Darf ich dich als Wiedergutmachung auf einen Drink einladen?“
„Gern“, hörte sie sich antworten, ehe sie darüber nachdenken konnte. Sie erschrak über sich selbst und spürte, wie ihr die Situation Stück für Stück entglitt.
„Ich bin Darius.“
Sam erschauderte leicht, als seine Finger sie berührten und er sie sanft Richtung Bar dirigierte. Jeder Gedanke, die leise warnende Stimme in ihrem Kopf, alles war wie weggeblasen.
„Sam. Ich bin Sam“, stammelte sie leise. Oh Gott, das war doch nicht sie. Mit ihren siebenundzwanzig Jahren hatte sie gedacht, endlich einigermaßen erwachsen zu sein und nicht beim Anblick eines gut aussehenden Mannes gleich in die Verhaltensweisen eines pubertierenden Teenagers zurückzufallen.
„Sam. Ein sehr schöner Name", raunte Darius in ihr Ohr. Beim Klang ihres Namens stellten sich ihre Nackenhaare auf. Er sprach ihn seltsam fremd aus, was ihr gut gefiel.
Sie waren an der Bar angekommen, und Darius bestellte für sie einen Cocktail. Es dauerte nicht lange, bis der Barkeeper fertig war. Sam war dankbar, sich am Glas festhalten zu können, und folgte Darius, der sie zu einer freien Sitzgruppe führte.

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24. Juli 2015

"Feuerhelix" von Ela Feyh

Lucy führt ein entspanntes und manchmal langweiliges Leben als Hexe in einem Forschungsinstitut, bis sie ihrem alten Schulfreund Aaron über den Weg läuft. Dieser versucht mit allen Mitteln seine entführte Schwester zu finden und zwingt Lucy zu halsbrecherischen Einsätzen. Dabei gelangt sie aber nicht nur immer tiefer in Bereiche der Zauberei, welche sie sich geschworen hatte zu meiden, sondern muss sich auch noch gegen Aaron behaupten.

Denn er verschweigt Lucy ein wichtiges Detail, das zum Lösen des Falls unentbehrlich ist: seine wahre Identität.

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Leseprobe:
Vollkommen fertig sackte ich auf dem grauen, schon in die Jahre gekommenen Sofa zusammen, das ich soeben mit Alina – eine meiner neuen Mitbewohnerinnen – ins Wohnzimmer geschleppt hatte. Während ich komplett erschöpft auf dem Sofa lag, tanzte sie schon wieder leichtfüßig zurück in den Flur, als ob sie nur eine Einkaufstüte oder etwas in der Art getragen hätte, um die restlichen Sachen aus dem Laster zu holen. Die unerschöpfliche Ausdauer und Kraft der Frau beneidete ich wirklich – besonders jetzt. Egal wie schwer die Arbeit war, Alina kam nie aus der Puste. Kein Wunder bei ihrem Elfenblut!
»Den kleinen Sessel möchte ich in der Küche haben. Dann muss ich meine Lektüre nicht immer durchs Haus tragen«, rief ich ihr hinterher.
»Kein Problem«, flötete sie fröhlich. »Farblich passt er ohnehin nicht in die gute Stube.« Stimmt, blau passt überhaupt nicht in die türkisgraue Welt hier, dachte ich stirnrunzelnd und massierte meinen schmerzenden Nacken.
»Oh, ihr seid ja fast fertig! Der Fernseher kommt dann gegenüber an die Wand«, bestimmte Eva, meine andere Mitbewohnerin, die aus dem Nichts im Türrahmen erschienen war und das Zimmer musterte. Wo war sie die vergangenen Stunden gewesen? Mitgeholfen hatte sie zumindest kaum, was ich niederträchtig fand. Alina und ich waren ja nicht ihr Hauspersonal!
»Einen anderen Platz gibt’s auch nicht mehr«, merkte ich genervt an, wandte den Blick von der schlanken, hellblond gelockten Frau ab und ebenfalls dem Raum zu. Das eher kleine Wohnzimmer war überfüllt von den Möbeln dreier Personen: Auf meinem Sofa, welches die gesamte Wand rechts neben der Fensterfront in Anspruch nahm und vor dem ein alter Tisch sowie zwei türkisfarbene Sessel standen, saß ich gerade; links von meinem Ungetüm quoll Alinas uraltes Bücherregal bereits vor Büchern und anderen Krimskrams über. Die Elfe stellte gerade den Flachbildschirm auf eine von Eva beigesteuerte Kommode neben der Tür, sodass nur noch die Fensterfront frei von Gegenständen war. Aber dies würde sich auch schnell ändern, wenn ich mein Gemüse davorstellte. Auf Evas Gesichtsausdruck freute ich mich jetzt schon. Grünzeug verabscheute die Frau zutiefst, weswegen sie dennoch mit mir zusammenzog, war ein für mich ungelöstes Rätsel.
»Räumst du mal die Küche auf? Sonst kann ich die restlichen Kartons nicht reinstellen«, rief Alina, deren zierlicher Körper kurz im Türrahmen erschien und sofort wieder verschwand.
»Bin schon dabei!« Dass sie mir nicht einmal eine Pause gönnte! Mir waren im Gegensatz zu ihr keine Superkräfte zu eigen. Seufzend stemmte ich mich vom Sofa hoch und ging in die gleich neben dem Wohnzimmer liegende Küche, an deren Türschwelle ich beinahe über eine Kiste stolperte. Wo kamen die vielen Kartons auf einmal her? Geradeso konnte ich den mit Tüten und Pappkisten beladenen Küchentisch in der Mitte des Kochtempels erkennen – eines der wenigen Mitbringsel meinerseits. Auch die übereck verlaufende Marmorarbeitsplatte an der rechten Wand stand voll mit Kräutertöpfen, Kochutensilien und Verpackungen. Hatte ich das alles so chaotisch abgeladen? Ich sollte wirklich dringend etwas gegen meine Unordentlichkeit unternehmen. Ich war leider schon immer schludrig gewesen, nur bei der Arbeit hielt ich meinen Platz penibel sauber – was blieb mir auch anderes übrig? Eine falsche Zutat, und das ganze Haus könnte in die Luft fliegen!
Nach und nach belud ich die Regale an der linken Wand sowie die Schränke über und unter der Arbeitsplatte, aber die Kisten schienen nicht leerer zu werden.
»Machst du mal was zu essen? Ich hab ’nen Bärenhunger«, fragte Alina, die im Türrahmen erschienen war, zögerlich. Hatte sie Angst, ich könnte Nein sagen? Mir war von Anfang an klar gewesen, dass ich hier den Kochlöffel zu schwingen hatte, was ich auch gerne tat.
»Klar. Was darf’s denn sein?« Ich steckte den Kopf in den Vorratsschrank und anschließend in die Kühl-Gefrierkombination.
»Ich kann dir Nudeln mit Nudeln und Nudeln anbieten.«
»Dann nehm ich die Nudeln, aber davon viel«, lachte sie und musterte die vielen Kisten, wobei sie sich mit der linken Hand durch die kurzen, schwarzen Haare fuhr.
»Wir sollten dringend einkaufen gehen«, bemerkte ich und kramte in einem besonders tiefen Karton nach einem großen Topf.
»Das mach ich morgen früh, bevor wieder alles leer gekauft ist«, antwortete Alina grinsend und verschwand in Richtung ihres Zimmers.

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23. Juli 2015

'Das Schweizer Herz: Die Reise nach Süden' von Enzio Abaeterno

Die im Entstehen begriffene Schweiz erfuhr im September 1515 sehr drastisch, welche Gefahren es mit sich bringen kann, in internationale Allianzen eingebunden zu sein, die sich von heute auf morgen ändern können. Am Beispiel einer Familie in Wassen/Uri erfährt der Leser von den Lebensumständen in dieser Zeit. Den Gotthard benützende Reisende bringen neues Wissen aus entfernten Gegenden bis in das kleine Bergdorf.

Einer der Söhne dieser Familie kommt als Reisläufer bis ins Tessin, nach Mailand, Venedig und Rom. In der Garnison Bellinzona sowie auf Kriegszügen erhält er Einsicht in die politischen Verhältnisse Norditaliens zu einer Zeit, wo selbst Leute wie Machiavelli damit rechneten, aus der Schweizerischen Eidgenossenschaft könnte eine europäische Großmacht vom Burgund übers Elsass bis zum Bodensee und vom Rhein bis ans Mittelmeer werden.

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Leseprobe:
Der Lärm weckte ihn. Das dumpfe, näherkommende Grollen hörte sich für Alois an wie der Rigodon einer auf der Trommel geschlagenen Tagwacht: "Rum-rum-tata-rata-rum-rum-rum", ad libitum wiederholt. Der gleichzeitig aufkommende Wind rüttelte heftig an den Fensterläden. Er blies feinsten Schneestaub ins Innere und heulte durch die Ritzen des Granitdachs. Alois glaubte sogar, die Melodie zu hören, die er auf dem Schweitzerpfeiff zu spielen gelernt hatte.
Mindestens dreimal wiederholte er in Gedanken das Motiv. Darauf folgte unheimliche Ruhe. Die Entschigtal-Lawine war zum Stillstand gekommen. Sie versperrte beide Wege zum Dorfkern von Wassen: jenen, der vom Egghüüssli, dem Wohnhaus der Familie Truttmann, in zahlreichen Kehren hinunterführte, aber insbesondere auch die Gotthardstraße und damit die Talverbindung von der Werkstatt her entlang der Reuß. Sie blieb fortan unpassierbar.
Von unterhalb des Hauses bis in die Gegend der Arbeitsstätte zog sich eine Waldschneise. Es gab auch einen Saumpfad, der sie – seiner vielen Schlaufen wegen – wie die Schlange auf der Abbildung eines Äskulapstabs durchkreuzte. Im Sommer und im Herbst, wenn genügend Laub lag, rutschten die Männer in alten Zwillich-Sennenhosen den Durchhau hinunter. Im Winter und Frühling fuhren sie auf einplätzigen Hornschlitten, die sie abends wieder hinaufschleppen mussten. Darum zogen sie es oft vor, Schneeschaufeln als Untersatz zu verwenden. So wie Alois gezählt hatte, stak diesmal die Lawine immerhin nicht im Steilhang fest. In Jahren, wo solches geschah, warnte man davor, die Talstraße zu begehen, weil jederzeit Schnee, Eis, Holz oder Geröll nachzurutschen drohten.
Das Egghüüssli lag südwestlich über dem Tal, außerhalb des Dorfes, auf einer Wiese am Fuß eines Schutzwaldes. Es schmiegte sich an einen aus einer Halde aufstrebenden Felsen. Der ein Stück weit auf diesem errichtete Dachstock überragte und deckte – außer den umbauten Monolithen – das restliche Gebäude, samt den darunter befindlichen übrigen Hausteilen. Platzverwöhnte Stadtmenschen würden an den niedrigen, aufs Nötigste beschränkten Unterkünften das Beengende bemängelt haben. Aber kleine Räume ließen sich im Winter leichter heizen. Die Sonnenstunden verbrachte die Familie ohnehin die meiste Zeit im Freien.
Wer das Haus von dessen Fuß aus betrachtete, hatte zu ebener Erde vor sich den Ziegenstall. Darüber, nur links im Hang von draußen her erreichbar, gab die Außentür in einen winzigen Vorraum, die Stube und das elterliche Schlafgemach. Auf gleichem Boden, zum Felsen hin, lagen die Küche und der Abort. Eine Innentreppe führte zum Dachstock mit der Kammer der drei Brüder. So hoch im Steilhang genügte es, den Fenstersims zu übersteigen, um direkt auf den Weg zum Meiggelenstock zu gelangen, der bergseits am Egghüüssli vorbeiführte. Die Werkstatt im Talgrund, unweit der Reuß von Alois’ Ahnen gebaut, stand auf einem Landstrich den – wie oben am Berg das Wohnhaus –, Felswände und Bannwald vor Lawinen schützten. Dem Standort unmittelbar an der Gotthardstraße verdankte sie einen Großteil des Zulaufs an Auftraggebern. Diese schätzten Vater Truttmann und seine Söhne wegen ihres vielseitigen Könnens als Holz verarbeitende Handwerker. Ein Steinwurf davon nach Norden entfernt aber lag das Gebiet, wo vom Entschigtal her die Lawine alljährlich niederging. Es reichte bis ans Ufer der Reuß. Der Lawinenkegel aus Schnee, Eis, Felsbrocken, Geröll, Baumstrünken und Fallholz, wo sich vereinzelt auch Tierkadaver, ja tote Menschen fanden, versperrte fortan für Wochen den Weg nach Wassen. Wer dennoch ins Dorf oder talaufwärts Richtung Wattingen und Göschenen gehen wollte, konnte dies nur mühevoll, unter Aufwand zusätzlicher Kräfte und nicht ohne Gefahr.
Erst im Spätfrühling schmolz die Sonne das Hindernis genügend ab, um den Männern der Gegend für ein ungefährdetes Aufräumen Zutritt zu gewähren. Schnee, Eis, Holz und Schutt galt es wegzuführen, einzelne Felsbrocken anzustoßen, damit sie noch gänzlich ins Flussbett hinunterrumpelten. Dann war die Gotthardstraße Richtung Göschenen für Mensch und Tier wieder begehbar. Die im ausapernden Gelände weggeräumten Gesteinsbrocken, das Geschiebe und Fallholz füllten dutzendweise Schlitten oder Fuhrwerke, zweispännige von Ochsen gezogene. Erst auf gesäuberten Wiesen wuchs bis im Juli genügend Gras, um damit Vieh zu sömmern und damit Wildheuen sich lohnte. Nach dem Getöse der niedergehenden Lawine: Totenstille.
Nur die Trommel, das hölzerne, mit zwei Kalbsfellen und einem Hanfseil bespannte Schlaginstrument auf der Truhe am Kopfende von Alois’ Lager, antwortete auf die Wärme- und Feuchtigkeitsunterschiede durch Flüstern: Sie knackte leise und es folgte ein schwaches Singen der Zarge, des Resonanzkörpers.
Ein leichter Luftzug hatte die steile Treppe hinaufgeblasen und der kurze Schimmer einer Kerzenlaterne an der Wand des schmalen Treppenhauses seltsam verzerrte Schatten vertrauter Dinge geworfen. Vater Leonhard Truttmann war ins Freie getreten, um nachzusehen, ob das Haus irgendwelche Schäden aufwies. Das schien nicht der Fall, denn er ging danach seinen üblichen Beschäftigungen nach. Jetzt, im Winter, folgten sich die von den Menschen im Freien verursachten Geräusche selten unmittelbar zusammenhängend: Zwischen dem Zuschlagen der Haus- und dem Knarren der geöffneten Stalltür – gefolgt von kurzem Ziegengemecker – schluckte der Schneeteppich die Schrittgeräusche gänzlich. Erst das aus der Entfernung hörbare Schippen mit der Schaufel vermochte Alois wieder auszumachen. Dann der satte Klang der eiskalten, aber trockenen Holzscheite, die Leonhard unter dem geschützten Vordach zu einer handlichen Bürde schichtete, um sie ins Haus zu tragen. Alois bekreuzigte sich, dankte Gott, der das Egghüüssli einmal mehr beschützt hatte, und Maria Schnee, weil ihre Legende zu den Lieblingsgeschichten seiner Jugend gehörte.
Vater Truttmann klopfte die Holzschuhe aus, ehe er hineinkam und die Scheite zum Herd brachte. Dort schickte er sich an, die Glut mit dürrem Reisig, trockenen Spänen und Föhrenzapfen wieder zu entfachen. Dies heizte den Sitzkachelofen in der guten Stube gleich mit, der ebenfalls von der Küche her befeuert wurde. Das Knistern der auflodernden Flammen und der Geruch des brennenden Holzes verstärkten das Gefühl der sich jetzt verbreitenden wohligen Wärme noch.

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20. Juli 2015

"Die Inseln" von Peter Caprano

Haben Sie nicht auch schon einmal davon geträumt, wie es wäre, wenn ein großer Unbekannter dafür sorgen würde, daß alle Ihre Wünsche wahr werden? Besonders in Momenten, wo Ihr Leben halb oder ganz aus den Fugen geraten ist?

Genau das passiert dem Protagonisten dieser Erzählung. Erst das mit dem Leben und den Fugen, dann das mit den Wünschen.

Irgendwo da draußen im Nebel liegen die Inseln. Die Inseln, auf denen die Wünsche wahr werden. Ein Paradies? Vielleicht ...

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Leseprobe:
Unten am Strand stand Martin und sah zur Höhle hinauf, zu Dragons Lair. Im Höhleneingang erschien ein riesiger Drachen, schritt zum Rande des Plateaus und streckte seine gewaltigen Flügel. Erschreckend war er in der Präsenz seiner Kraft und Macht, aber gleichzeitig von einer berauschenden Ästhetik. Seine Schuppen schillerten in allen Farben, Muster bildend, die er von alten keltischen Abbildungen kannte. Mit elegantem Schwung hob der Drache ab vom Plateau. Ihn in der Luft zu sehen war ein Erlebnis ohne gleichen. Wenn der Begriff ‚Herrscher der Lüfte‘ auf etwas zutraf, dann auf dieses Wesen. Mit wenigen Flügelschlägen hatte er sich in die Höhe geschraubt, als wolle er sich einen Überblick verschaffen. Klein wie ein Spielzeug kreiste er da oben, ohne dabei etwas von seiner machtvollen Ausstrahlung zu verlieren. Jetzt kippte er über einen Flügel ab und schoss wie ein Pfeil nach unten, direkt auf Martin zu.
Merkwürdigerweise spürte der dabei keine Spur von Angst. Mit einem kurzen Ausbreiten der Flügel stoppte der Drache ab und landete sanft am Strand, direkt vor Martin. Der gewaltige Kopf beugte sich herab und die goldenen Augen fixierten ihn. Diese Augen schauten direkt in Martins Seele, direkt in sein Herz.
Minutenlang standen sie sich so gegenüber und dann geschah etwas Merkwürdiges. Der Hals des Drachens streckte sich und für den Bruchteil einer Sekunde legte er seinen Kopf an Martins Wange. Dann, als sei er selbst erschrocken darüber, zuckte der Drache zurück, schwang sich in die Lüfte und verschwand im Nebel vor dem Kap.

Martin schoss aus dem Schlaf hoch, saß senkrecht im Bett, fasste mit der Hand an seine Wange, spürte immer noch die zarte Berührung des Drachens. Hatte er das wirklich geträumt?

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"Das Leben und Sterben der Antonia Larcius" von Ulla Schmid

Als Stefanos und Aglaia, griechische Mediziner im alten Rom, zu einer Todkranken gerufen werden, ahnen Sie nicht, in welche gefährlichen Verstrickungen sie alsbald geraten sollten. Ist Antonia Larcius ein weiteres Opfer der in Rom grassierenden Seuche oder steckt mehr dahinter? Stefanos und Aglaia sind davon überzeugt, dass die Senatorengattin ermordet wurde und machen sich daran, den Mörder zu finden.

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Leseprobe:
Doch zunächst einmal sollte alles ganz anders kommen. Es hatte den Anschein von Harmlosigkeit, als Stefanos, seine Arztkollegen und Aglaia zu Kranken mit Magenverstimmungen gerufen wurden. Die Kranken klagten über Übelkeit, Magenkrämpfe, Brechen und Durchfall. Dann waren mehrere Menschen, die nicht sehr widerstandsfähig und robust waren oder auch nur zu lange gewartet hatten, bis sie den Arzt geholt hatten, der Krankheit erlegen. Aus den Einzelfällen wurde bald eine Epidemie, da die Krankheit ansteckend war. Mangelnde Hygiene war der Grund für den Ausbruch der Krankheit. In den ärmeren Vierteln Roms warfen die Bewohner ihren Abfall einfach aus dem Fenster und ziemlich oft gelangte der Inhalt des Nachttopfes in den Tiber, aus dem wiederum das Trinkwasser gewonnen wurde.
Die Epidemie machte auch bei den reichen Bürgern Roms nicht halt und Stefanos und Aglaia wurden zu Antonia und Julius Larcius gerufen. Antonia lebte noch, aber sie konnten sie nicht mehr retten. Dieser sterbende Mensch glich in nichts mehr der schönen Senatorengattin. Sie waren von Julius, der sehr besorgt war, zu ihr gerufen worden. Antonia hatte die normal-üblichen Symptome der Magen-Darmverstimmung, die in Rom schon mehrere Menschen das Leben gekostet hatte. Sie krümmte sich und kotzte sich die Seele aus dem Leib mit gleichzeitigem blutigem Durchfall, was bei Stefanos und Aglaia auch zu Brechreiz führte. In dem Sterbezimmer stank es bestialisch. Dabei waren sie doch solche Dinge gewohnt. Sie bemerkten nicht gleich, dass bei Antonia etwas anders war als bei den anderen Patienten, zu denen sie gerufen worden waren. Das rührte auch daher, dass sie müde, leer und ausgebrannt waren. Antonia röchelte nur noch und aus ihrem Gemurmel konnte niemand schlau werden. Die Kranken, zu denen sie gerufen worden waren, hatten zwar Durchfall, aber keinen blutigen.

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17. Juli 2015

"Unvollkommen Glücklich" von Katja Kramer

Vier Paare, drei Liebesgeschichten, eine Familie.

Nach dem Mauerfall begegnet die sanfte Luise dem wohlhabenden, aber verbittert wirkenden Tom und versucht mit Geduld und Leidenschaft, sein Vertrauen zu gewinnen. Doch beide verschweigen Geschehnisse ihrer Vergangenheit voreinander, und als Luise auf das Geheimnis seiner Familie stößt, hat das auch Folgen für ihr eigenes Leben.

Die offene Marit verliebt sich in Toms selbstbewussten Sohn Paul, der zwar gern mit ihr zusammen ist, sich aber keine Freundin im Rollstuhl vorstellen kann. Er sieht sie eher als perfekte Frau für seinen besten Freund: Den zurückhaltenden Michael, querschnittgelähmt und wie Marit trotzdem fest im Leben stehend.

Jette, das fröhliche Nesthäkchen der Familie, verliebt sich in Michael, als sie ihn während ihrer Studienzeit wiedertrifft. Doch kann diese Liebe überhaupt Bestand haben?

Drei Generationen einer Familie, die sich alle auf ihre Weise mit den körperlichen Einschränkungen eines der jeweiligen Partner auseinandersetzen und ihr Glück suchen.

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Leseprobe:
Luise hielt ihm die Haustür auf, neben der sein BMW parkte. Sie atmete die kühle Luft ein, die ihr einen klaren Kopf bescherte, bevor sie ihm die Tasche reichte.
Er räusperte sich. »Verraten Sie mir, wie Sie den Abend verbringen werden?«
Sie überlegte, ob sie ihn anlügen, ihm von einer tollen Party oder einem Mann erzählen sollte, der bereits an einem gedeckten Tisch auf sie wartete. »Ich glaube, ich lege mich ins Bett und lese noch ein paar Seiten in einem guten Buch.«
»Klingt ein bisschen einsam, finden Sie nicht?«
»Sie arbeiten sicher noch.« Luise zeigte auf seine Tasche, die wie üblich von einer teuren Marke war.
Tom öffnete die Beifahrertür, um sie auf den Sitz zu stellen. »Kennen Sie das Gefühl der Einsamkeit?« Er wandte seinen Blick wieder zu ihr.
Sein Gesicht lag im Schatten der Laterne auf dem Hof, und sie bemühte sich vergeblich, in seinem Gesicht zu deuten, ob er dieses Gefühl kannte. »Nein«, erwiderte sie schließlich.
»Sie sind eine schlechte Lügnerin, Luise. Und danke, dass Sie mir die Tasche getragen haben.«
Sie erschrak über den ernsten Ton in seiner Stimme.
Luise stand noch immer auf demselben Fleck, obwohl der schwarze BMW den Hof längst verlassen hatte. Ja, sie war eine miserable Lügnerin, schon seit ihrer Kindheit. Unvermittelt tauchte sie in eine Erinnerung ein und sah sich selbst als junges Mädchen, wie sie im Schlafzimmer ihrer Großeltern mit Herzklopfen das knarrende Schubfach der Holzkommode aufzog und sich zwei Schokoladenriegel nahm, zwei von der Sorte, die es nur in diesem Geschäft in Berlin gab, dessen angenehm süßlicher Seifengeruch ihr noch heute in der Nase hing. Einen schenkte sie Ferdinand, dem Sohn des Pförtners im Werk ihres Großvaters, weil er sie auf dem Weg zur Schule immer auf dem Gepäckträger seines Fahrrads sitzen ließ. Ihre Oma schenkte ihr die Schokolade gern nach einer guten Zensur oder wenn Luise wieder der alten Zielinski vorgelesen hatte. Die grimmig dreinschauende Frau war die Deutschlehrerin ihrer Mutter gewesen, doch seitdem die Demenz ihr Gehirn erobert hatte, saß sie nur noch auf der Bank vor ihrem Haus, um den lieben langen Tag die Bushaltestelle gegenüber anzustarren. Luise bedauerte sie, weil das furchtbar langweilig sein musste, schließlich fuhr der Bus nur einmal in der Stunde. So hatte sie damit begonnen, ihr zwischen zwei Bussen aus ihren Kinder- und Jugendbüchern vorzulesen. Jedes Mal, wenn sie das tat, strich sich die alte Frau mit den Händen über ihre geblümte Kittelschürze und ihre Mundwinkel hoben sich, ein Gesichtsausdruck, der wie eingefroren noch weitere zwei Busse anhielt. Fuhr ein Fahrradfahrer mit einer scheppernden Milchkanne oder eine Dorfbewohnerin mit einem vollen Einkaufsnetz an ihnen vorbei, nickten sie Luise anerkennend zu oder legten ihr einen Bonbon auf den Schulranzen.
Jedenfalls hatte ihre Mutter sie wegen der Schokoriegel zur Rede gestellt, und wenn Luise nicht gestottert und ihr die Röte nicht ins Gesicht geschossen wäre, hätte ihre Großmutter ganz sicher geglaubt, sich verzählt zu haben. So hatte sie als Kind beschlossen, nur noch im Notfall zu lügen und nie wieder zu stehlen, denn der Eindruck der knusprigen Waffelstücke in der zartschmelzenden Schokolade war viel schneller verblasst als die einen Tag andauernde Enttäuschung ihrer Großmutter. Nur sich selbst belog sie erfolgreich, zumindest was einen Menschen betraf, aber an den wollte sie jetzt unter keinen Umständen denken.

Im Kindle-Shop: Unvollkommen Glücklich

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14. Juli 2015

"Mein Ideengarten: Wie Sie als Autor das kreative Chaos für sich arbeiten lassen" von Christine Spindler

Ideen lauern immer und überall, doch sie sind so flüchtig wie Pusteblumen in einem Sommersturm. Zudem weiß man nie, ob eine Idee, die im Moment unbrauchbar erscheint und die man einfach weiterwehen lässt, später nicht doch als Grundlage für ein solides kreatives Gewächs herausstellen könnte. Aber soll man wirklich alles aufheben? Und wie denn nur, ohne jegliche Übersicht zu verlieren?

Der Ideengarten ist eine bewährte Methode, die Autoren hilft, alle Einfälle auf unkomplizierte Art so zu archivieren, dass sie im Verborgenen heranreifen und bei Bedarf jederzeit geerntet werden können.

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Leseprobe:
Der Stoff, aus dem Geschichten sind

Ideen landen nicht nur aus heiterem Himmel bei uns, sondern entstehen oft als Nebenprodukte, wenn wir an etwas arbeiten. Diese Ideen sind dann besonders schwer festzuhalten, weil wir sie automatisch aussortieren – sie passen ja nicht zu dem Projekt, das gerade unsere volle Aufmerksamkeit beansprucht.
Die meisten Romane entstehen nicht linear und schon gar nicht in einem schönen, gleichmäßigen Schreibfluss. Sie wachsen organisch, zusammengestoppelt aus vielen kleinen Denkansätzen und winzigen Inspirationsfetzen, die allmählich zu einer Einheit verschmelzen.
Manchmal sind die Personen zuerst da, manchmal ist die Handlung der Einstieg, oft von allem ein bisschen. Eine Idee führt zur anderen, die neue Idee verändert den Ursprungsgedanken, manche Ansätze führen in die Irre … es ist sehr spannend, aber zuweilen auch extrem verwirrend.
Und so entstehen auch Ideen, die nicht passen und die darum als wertlos empfunden werden. Im Gehirn eines kreativ arbeitenden Menschen herrscht oft ein Wildwuchs, der jeden Gärtner verzweifeln lassen würde.
Auch diese Wildwuchs-Ideen sollten unbedingt schnell und ohne viel Aufhebens archiviert werden, ohne dass dabei der Arbeitsfluss am aktuellen Projekt verloren geht. Hier zeigt der Ideengarten, was für eine wertvolle Hilfe er in jeder Schaffensphase ist.

Im Kindle-Shop: Mein Ideengarten: Wie Sie als Autor das kreative Chaos für sich arbeiten lassen

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13. Juli 2015

"Gottessöhne" von Tyra Reeves

Kate Wilson, eine junge Frau von 26 Jahren, will in der Großstadt New York ihren Traum von der Karriere als Malerin verwirklichen. Doch wie so oft im Leben, ist der Weg zum Ziel voller Steine und sie wird gezwungen einen langweiligen Bürojob anzunehmen. Das Leben erscheint ihr hohl und sinnlos, bis eines Tages ein bemerkenswert gut aussehender Mann in ihr Leben tritt. Von nun an ist nichts mehr wie bisher. Kate wird in einen uralten Kampf zwischen den Mächten der Dunkelheit und des Lichts, der seinen Ursprung in den antiken Zeiten der Bibel hat, hinein gezogen.

Ihre Willensstärke und ihre junge Liebe zu dem schönen Fremden werden auf eine harte Probe gestellt.

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Leseprobe:
Sie wusste nicht, wo sie sich befand, und zu allem Überdruss konnte sie sich nicht bewegen. Riemen, die sie an eine harte Unterlage fesselten, schnürten sich in ihre Oberarme und Schienbeine. Ihre Hände strichen über eine kalte und glatte Oberfläche. Es fühlte sich wie Stein an. Ja, Stein, wie kühler, polierter Marmor. Anscheinend lag sie auf einer marmornen Platte.
Sie öffnete die Augen und sah nichts außer: Grau. Undurchdringlicher Nebel hüllte sie ein. Sie drehte den Kopf nach rechts und links, doch der graue Dunst gab ihren Blick nur für einen Meter frei. Dann hob sie ihren Kopf, und sah an sich herunter. Es war genauso, wie sie vermutet hatte. Sie war mit ledernen Riemen an Armen und Beinen auf einer dunklen Marmorplatte gefesselt. Gefesselt wie ein Opfertier, das auf das todbringende Ritualmesser wartet.
Etwas eisig Kaltes kroch ihr linkes Schienbein hinauf. Was war das? Eine Schlange? Sie begann an ihren Fesseln zu zerren, ihr Oberkörper wollte sich aufbäumen, doch die Lederriemen gaben keinen Millimeter nach. Das kalte Unbekannte schob sich weiter hinauf, hinauf bis zu ihrem ungeschützten Schoß. Voller Ekel und Panik schrie sie auf, als das eisige Etwas in sie eindrang und von ihrem Unterleib Besitz nahm.
Ein Blitz schoss vom Himmel auf die Erde hinab, gefolgt von tiefem Donnergrollen. Alles um sie herum erzitterte. Mit lautem Knirschen und Dröhnen zerbrach die steinerne Platte unter ihr und sie war frei.
Der Nebel löste sich auf. Um sie herum standen dicht an dicht Laubbäume, deren Blätter sich im Wind hin und her wiegten, als wollten diese sie tiefer in den Wald hinein locken. Unter ihren Füßen spürte sie Gras und der Waldboden gab bei jedem ihrer Schritte federnd nach.
Ein Lichtstrahl, der sich seinen Weg durch das dichte Grün der Bäume bahnte, erregte ihre Aufmerksamkeit. Dort, ein paar Meter vor ihr, auf einem auf dem Boden liegenden Baumstamm, wurde hell das Sonnenlicht reflektiert. Irgendetwas lag da.
Neugierig näherte sie sich dem Baum und erblickte darauf ein Schwert. Um die dunkle Lederscheide war eine silberne Kette, in Form einer Schlange, geschlungen. Die roten Steinaugen des Reptils schienen sie verschwörerisch anzufunkeln und neben dem Schlangenkopf lag ein metallenes Amulett: ein Hexagramm in dessen Mitte ein Ziegenkopf, mit gedrehten Hörnern und spitzem Maul, prangte. Ihr Blick wanderte hinauf, zu dem Griff des Schwertes. Dort ruhte ein fein gearbeitetes Schmuckstück in Form eines Engels, dessen gezücktes Schwert direkt auf den Kopf der Schlange zielte.
Um sie herum herrschte Totenstille. Der Wind hatte sich gelegt. Die Äste und Blätter der Bäume waren wie zu Eis erstarrt.
Aus weiter Ferne ertönte ein undefinierbares Grollen. Es hörte sich an, als würden Steine über den belaubten Waldboden gerollt, die sich immer näher auf sie zu bewegten. Das Geräusch wurde lauter und lauter.
»Guten Morgen, Sie hören die Sieben-Uhr-Nachrichten. Wir möchten, dass sie heute gut in den Tag kommen. Und denken Sie immer an mein Motto: Vergib Deinen Feinden, aber vergiss niemals ihre Namen…«

Im Kindle-Shop: Gottessöhne
Hier für Tolino und ePub-Reader

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10. Juli 2015

"Mord(s)geflüster" von Karin Büchel

Kurzgeschichten, in denen Hass, Verzweiflung, Eifersucht, Gier, Zufall, aber auch Liebe im Fokus der Verbrechen stehen. Häufig führen unerklärliche Wege zum Ziel, Menschen um ihr Glück kämpfen oder auch nicht, kaltblütige Verbrechen geschehen und skurrile Begegnungen zu überraschenden Situationen und Wendungen führen. Lassen sie sich mitnehmen in eine Welt der heiklen Verbrechen.

Mörderische Geschichten. - Kurios, amüsant, spannend und (fast) immer tödlich!

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Leseprobe aus "Und plötzlich tot!"
Nichts!!! - Absolut nichts hasste ich mehr als die gemeinsamen Abende mit meinem Mann vor dem Fernseher.
Er saß in seinem dunkelbraunen, abgewetzten Ohrensessel. In grauer Jogging-Hose und seinem Wohlfühl-Pullover, mindestens achteinhalb Jahre alt war dieser. In ihm drückten sich die Fettrollen seiner Wampe durch und ließen sogar die einzelnen Bauchfalten erkennen. Gelb- blaue Blockstreifen und einen Rundhals-Ausschnitt. Er war fein gerippt, aus 100 Prozent Polyacryl.
Seine geschwollenen Füße, eingecremt mit einer stinkenden Pferdesalbe steckten in Frottee-Pantoffeln, klein-kariert und mit Gummisohle, rutschfest. - Eine Dose Cashewnüsse in der linken Hand, ein Glas Wein in der anderen Hand. Die Flasche stand vor ihm auf dem Tisch.
Ich hatte Salzstangen zum Knabbern, die setzten nicht so an, schließlich achtete ich auf meine Figur. Größe 38 konnte ich mit meinen fast sechzig Jahren noch immer tragen, schon mal waren die Shirts etwas spack, wie man zu sagen pflegt, aber es ging. Dazu hatte ich ein Gläschen Prosecco.
Der Abend zog sich hin wie Kaugummi: Lang und immer länger. Warf Blasen die platzten und fand kein Ende.
Zuerst kam die Tagesschau mit Jan Hofer im feinen Zwirn. Meine Güte, was hatte der für schöne Augen. Dann wurde umgeschaltet. Es kam Derrick, dem folgte der Alte und zum guten Schluss noch eine Wiederholung vom Tatort aus den achtziger Jahren mit Kriminalhauptkommissar Schimanski, dem Helden von Duisburg.
Dabei hörte ich das unentwegte Zermalmen der Cashewnüsse und das Glucksen nach einem Schluck Wein.
Fürch – ter – lich!
Ich versuchte ruhig durchzuatmen. Erst tief in den Bauch ein und dann durch die Nase aus. Sollte helfen, hatte mir die Hebamme vor vielen, vielen Jahren gesagt ...

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9. Juli 2015

"Einfach nur ICH ... ich habe überlebt" von Daggi Geiselmann

Ein Buch über ein abenteuerliches Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Schonungslos offen und ehrlich erzählt. Erfahrungen auf die ich teilweise liebend gerne verzichtet hätte, aber sie gehören nun einmal zu meinem Leben. Nicht immer leicht, keine schöne Geschichte, keine schönen Erfahrungen, einfach nur ICH, mit allen Ecken, Kanten, Fehlern und guten Seiten. Keiner hat dieses Leben für mich gelebt und keiner wird es mir abnehmen und für mich weiterleben.

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Leseprobe:
Bis zu einem gewissen Alter hatte ich eine ganz normale Kindheit, wie viele andere Kinder auch. Ich wurde 1963 als fünftes Kind in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Was vielleicht nicht ganz normal daran war, ist die Tatsache, dass meine Mutter bereits drei ledige Kinder hatte, ehe sie meinen Vater heiratete. Mit ihm bekam sie meine um vier Jahre ältere Schwester und mich. Vater hatte schon eine Ehe hinter sich, aus der aber keine Kinder hervorgegangen waren. Das alles war für die damalige Zeit vielleicht nicht ganz üblich, jedoch keine Besonderheit, die in irgendeiner Weise rechtfertigt, was dann in meinem Leben geschah.
Dafür bin ich allein verantwortlich.
Meine älteste Halbschwester ist 1952 geboren, mein Halbbruder 1955 und meine dritte Halbschwester 1957. Für die damalige Zeit war es schon ein Hammer, drei uneheliche Kinder zu haben, wie ich mir gut vorstellen kann. Noch dazu, wenn man, wie meine Mutter, ein Findelkind war. Die Ziehmutter nahm nach und nach drei Findelkinder in der Familie auf, weil sie dachte, dass sie außer der einen leiblichen Tochter keine weiteren Kinder bekommen kann. Entgegen dieser Erwartung gebar sie aber doch zwei weitere eigene Kinder. So wuchs meine Mutter, die 1932 geboren ist, mit fünf „Geschwistern” auf. Sie erzählte uns, dass ihre Ziehmutter nie irgendwelche Unterschiede zwischen den leiblichen und den angenommenen Kindern gemacht hatte. Vielleicht führte das bei meiner Mutter dazu, dass es auch in unserer Familie keine Unterschiede zwischen den Kindern gab. Weder von ihrer Seite, noch vonseiten meines Vaters. Er war immer der Papa für uns alle. Ich schaue jetzt beim Schreiben die Worte Halbschwester und Halbbruder doof an, weil mir alle meine Geschwister ganz nahe sind und ich sie nicht als „halb“ empfinde. Das ist eine Tatsache.
Wir waren also eine ganz normale Arbeiterfamilie. Mein Papa war gewöhnlicher Hilfsarbeiter auf dem Bau und später dann Kraftfahrer bei einer Plattenlegerfirma im Nahverkehr. Geld war bei uns immer knapp, aber am Notwendigsten fehlte es nie. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, jemals hungrig ins Bett gegangen zu sein. Aber ich erinnere mich an einige Male, wo meine Mama „keinen Hunger“ hatte. Das fällt mir jetzt erst auf, weil ich diese Ausrede meinen Kindern gegenüber schon verwendet habe.
Ich bin die Jüngste und wurde als Nesthäkchen von allen geliebt und verwöhnt, bis ich zehn Jahre alt war. Dann passierte etwas, das meine, bis dahin ganz normale, Kindheit doch ein bisschen abnormal werden ließ.
Meine Schwester Marion war gerade 16 Jahre alt und schwanger. Ich denke, meine Mutter wollte ihr das Dasein als ledige Mutter, welches sie selbst ja erlebt hatte, ersparen. Kurzerhand arrangierte sie die Verlobung von Marion mit dem Vater des Kindes, der 12 Jahre älter als sie war. Nur schade, dass der nette Mann zwei Monate nach der Verlobung, als sie im dritten Monat war, von der Polizei verhaftet wurde. Er war Unterhaltsverpflichtungen gegenüber zwei anderen ledigen Kindern und zwei verschiedenen Müttern nicht nachgekommen. Außerdem wurden ihm noch kleinere Betrugsdelikte vorgeworfen. Das war für meine Mutter natürlich Anlass genug, die Verlobung sofort zu lösen, was auch meiner Schwester recht war. Meine Mutter kannte solche Situationen nur zu gut, denn auch die Väter meiner Halbgeschwister hatten sich stets in Luft aufgelöst, wenn es um Unterhaltszahlungen ging.
Meine älteste Schwester (ich sage ab jetzt nicht mehr Halbschwester, weil ich das Wort nicht mehr sehen kann) und Marion haben denselben Vater. Zwischen den beiden wurde noch mein Bruder geboren, der einen anderen Erzeuger hatte. Ja, meine Mutter hatte sich damals entschieden, ihren ersten Liebhaber nicht zu heiraten, weil er ein Hallodri war, wie sie ihn immer nannte. Dann trat der Vater meines Bruders in ihr Leben, den sie auch nicht geheiratet hat, als ihr klar wurde, dass er meine älteste Schwester nicht mochte. Das wäre kein schönes Leben für das Kind geworden. Irgendwann tauchte dann wohl ihr erster Liebhaber wieder auf. Sie klammerte sich an den Strohhalm, doch noch ein normales Leben mit ihm führen zu können und versuchte es noch einmal mit ihm. Ergebnis: Eine weitere Tochter und immer noch derselbe Hallodri, von dem sie sich dann endgültig trennte.
Ich behaupte und bestätige trotz allem, dass unsere Mutter stets für ihre Kinder gelebt hat und heute noch lebt. Es kommt später in den Aufzeichnungen durch eine weitere Tatsache zum Ausdruck, welcher ich jetzt aber noch nicht vorgreifen möchte.
Als wir Mädels im richtigen Alter waren, erzählte meine Mutter oft von ihrem Spießrutenlaufen der ledigen Kinder wegen, vom Einsatz, den sie aufbrachte, um sie zu ernähren. Sie arbeitete in einer Näherei, die Kinder gingen zuerst gegen Bezahlung tagsüber in eine private Pflege, weil ihre eigene Ziehmutter auch in diesem Betrieb arbeitete. Aber Mutter hatte nie auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, die Kinder zur Adoption freizugeben. Nur eines sagte sie immer wieder: „Wenn es damals die Pille schon gegeben hätte, dann hätte ich bestimmt keine unehelichen Kinder gehabt. Ihr wisst ja gar nicht, Mädels, wie leicht und wie schön ihr es heute habt. Uneheliche Kinder müssten nicht mehr sein!”
Das sagte sie auch meiner Schwester Marion, als sie merkte, dass sie in einer Beziehung zu diesem Gauner und Unterhaltspreller stand. Zur Antwort bekam sie: „Aber hör mal, Mama, wir wissen genau, was wir tun.” Als es dann so weit war, und Marion ihr in Tränen aufgelöst gestand, schwanger zu sein, sagte meine Mutter: „So, und nun habt ihr genau gewusst, was ihr getan habt?”

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8. Juli 2015

"Fogwood" von Sandra Eckervogt

Scarlet zieht zu ihrem Adoptivvater nach Pembroke. Dort angekommen findet sie sofort Anschluss bei fünf Mädchen, die alle lustig und lieb zu ihr sind. Leider lernt sie auch den Rabauken Johnny kennen, der ihr ab dem ersten Schultag zu schaffen macht. Ein anderer Schüler ist der geheimnisvolle Luis, der von allen nur Silence genannt wird, weil er nie ein Wort sagt. Aus ihm wird Scarlet eine Zeit lang nicht schlau …

Merkwürdigerweise hat Scarlet plötzlich seltsame Visionen und irgendwie hat Luis mit all dem zu tun, oder?

Fogwood, ist ein rätselhafter Wald, über den man sagt, er beherberge angeblich böse Wölfe, die ihr Unwesen treiben und auf Erlösung warten.

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Leseprobe:
„Aua … Mist!“, rief Ted und fiel im nächsten Moment zu Boden. Er rieb sich den Knöchel und verzog schmerzhaft das Gesicht.
Scarlet blieb stehen und sah nach dem Jungen. „Hey, was ist passiert?“
„Mist, ich habe mir den Knöchel verstaucht … aua!“
Sie bückte sich. „Lass mal sehen.“
Ted zog seine Hose vorsichtig hoch und Scarlet konnte einen sehr großen, blauen Fleck erkennen. Der Knöchel war auch leicht angeschwollen.
„Hm? Das sieht nicht gut aus“, stellte sie besorgt fest. Die Gruppe blieb stehen. „Was ist denn los?“
„Ted hat sich den Knöchel verstaucht!“, rief Scarlet ihnen zu.
„Oh Mann, wir liegen so gut in der Zeit … der hält uns doch nur auf!“, quengelte ein Schüler.
„Geht ihr doch schon vor, ich bleibe bei Ted. Es reicht doch, wenn ihr die Truhe findet, oder?“, schlug Scarlet ihnen vor.
„Du willst hier alleine bleiben?!“, rief Pixie entsetzt.
„Ach was, geht ihr ruhig gemeinsam weiter. Ich habe doch die Taschenlampe. Wenn ihr die Truhe gefunden habt, kommt ihr zurück oder sagt einem Ranger Bescheid“, versuchte Ted die Gruppe zu überreden.
Scarlet winkte seine Worte ab. „Ach was, ich lasse dich doch nicht allein zurück. Pixie, du gehst mit der Gruppe, wir werden euch folgen. Ich kann Ted stützen.“
Weil keiner der Gruppe Lust hatte, den Schatz wegen Ted nicht zu finden, nahmen sie den Vorschlag von Scarlet an und verschwanden hinter dem nächsten Hügel.
Ted war schwerer, als er aussah, und Scarlet kam ins Schwitzen, als er sich auf ihre Schulter stützte.
„Geht’s so?“, fragte Scarlet und fühlte, wie sich der Schweiß über ihren Rücken in Richtung Popo bewegte. Ted nickte und humpelte durch das Geäst. „Können wir da vorne eine Pause machen?“
Sie ließ sich auf einen kleinen Felsen fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihr Blick huschte durch die Gegend. „Hm? Ich glaube, wir sind falsch? Die Gruppe muss irgendwo abgebogen sein.“
„Glaubst du wirklich?“, kam es besorgt über seine Lippen.
Sie hörte ein Geräusch und sah sich um. Nichts, sicherlich ein Tier. Oh, hoffentlich gab es hier keine Wölfe.
„Da war doch was, oder?“ Ted zeigte hinter einen anderen Felsvorsprung.
Scarlet stand auf und ging langsam zu dem Punkt. „Hm … ich kann nichts sehen.“
Plötzlich erklang ein seltsames Geräusch, so als würde jemand knurren. Sie hielt kurz inne und wagte sich dann weiter zu dem Felsen.
„Sei vorsichtig, Scarlet!“, warnte Ted sie und was Scarlet nicht sehen konnte, war sein dämliches Grinsen.
Dann ging alles ganz schnell. Jemand schoss hinter dem Felsen hervor und ehe Scarlet sich versah, drückte ihr jemand ein weißes Taschentuch auf Mund und Nase. Sie wehrte sich und versuchte zu schreien.
Ein süßlicher Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und sie kämpfte damit, ihre Lider offen zu lassen. Doch ihre Augen wurden immer schwerer, das Letzte was sie sah, war eine schwarze Maske.

***
Luis verspürte wie aus heiterem Himmel einen Stich in seiner Brust. Er blieb auf der Stelle stehen und atmete tief aus.
„Es ist passiert“, flüsterte er ängstlich.
Phil sah sich nach allen Seiten um. Ihre Gruppe fluchte über den dämlichen Schatz und dass sie keine Lust mehr hatten, ihn zu suchen.
„Und? Kannst du was Genaueres sehen oder spüren?“
Er schloss die Augen und versuchte sich auf Scarlet zu konzentrieren, doch er schaffte es nicht. Er bekam kein klares Bild zu sehen. „Nein! Mist! Ich bin bestimmt zu weit weg von ihr.“
Er lief einfach los, Phil folgte ihm so gut er konnte.
„Ey, wo wollt ihr denn jetzt hin?!“, schrie ihnen der Gruppenführer hinterher, als die beiden plötzlich in eine ganz andere Richtung rannten. Doch er bekam keine Antwort.
„Ach lass sie doch … wenn sie sich verirren, ist das nicht unser Problem!“, meckerte eine Schülerin und sie gingen weiter. „Den Schatz finden wir eh nicht!“
„Warte mal! Hey … Luis!“ Phil blieb außer Atem stehen. Luis drehte sich zu ihm um. „Was ist?“
„Du hast wohl vergessen, dass ich nicht deine Fähigkeiten habe“, grinste er und hechelte nach Luft.
„Oh ja, entschuldige bitte. Alleine bin ich schneller … geh du zum Camp zurück und informiere Chris. Sobald ich was finde, melde ich mich bei euch, okay?“ Er nickte ihm zu und ehe Phil antworten konnte, war Luis verschwunden.
„Toll, einen Schattenwolf müsste man haben.“

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4. Juli 2015

"Das Erbe der Arverner" von Igan Mich

Das »Erbe der Arverner« erzählt die Geschichte der jungen Xama, die schon früh Mutter und Vater verlor und sich alleine durchs Leben kämpft. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag wird Xama von merkwürdigen Albträumen heimgesucht. Und da ist dieses mysteriöse Zeichen, das auf einmal ihrer Stirn erscheint. Es lässt sich nicht entfernen und nach und nach erkennt Xama, dass es nur der Beginn einer unglaublichen Veränderung ist. Eine Veränderung, deren Ursprung in ihrer Vergangenheit liegt, die aber auch bedeutsam für ihre Zukunft sein wird.

Schritt für Schritt bringt Xama Licht ins Dunkel. Sie erfährt, dass sie etwas in sich trägt, das nicht nur ihrem Leben eine neue, geheimnisvolle Wendung gibt sondern auch das Interesse anderer weckt. Gemeinsam mit ihren Gefährten geht Xama einen Weg, der ihr allen Mut abverlangt, der Gefahren birgt, aber auch Hoffnung und Zuversicht. Doch wo wird ihr Weg enden?

Gleich lesen: Das Erbe der Arverner

Leseprobe:
Ein immer stärker werdendes Brennen in meinen Armen brachte mich aus der Bewusstlosigkeit zurück ins schmerzhafte Jetzt. Vorsichtig öffnete ich die Augen, in Erwartung, etwas wahrzunehmen. Nichts passierte. Getrocknete Tränen, die wie Klebstoff wirkten.
Wo war ich? Was war los mit mir?
Gedankenblitze, in einer Geschwindigkeit, in der ich sie nicht verarbeiten konnte, hämmerten von innen gegen meinen Kopf. Die Augen entgegen dem Widerstand aufgerissen – ich fühlte Schmerz. Im Gegensatz zu dem was ich mir erhoffte, sah ich nichts – Dunkelheit. Ein Pulsieren in den Armen, das schneller wurde, bis es brannte.
Jemand versuchte, die Kontrolle über meinen Körper und meinen Verstand zu bekommen. Krampfhaft wehrte ich mich dagegen.
Sei stark, Sofie – du musst stark sein, motivierte ich mich selber!
Vaters Lebensweisheit, obwohl ich sie hasste, in diesem Moment war sie das Einzige, was mir Halt und Hoffnung gab – danke, Dad. Meine Suche nach Antworten wurde durch das intensive Brennen in meinem rechten Arm abgewürgt. Langsam drehte ich mich in die Richtung, aus der die Schmerzen kamen. Etwas hielt mich fest, meine Drehbewegung verstärkte den schmerzhaften Zustand. Wie kochendes Wasser floss es durch die Adern meines rechten Arms und trat gefühlt in der Ellenbeuge aus. Reflexartig schloss ich wieder die Augen. Biss die Zähne zusammen. Ein knirschendes Geräusch wurde von meinem eigenen Stöhnen übertönt, das durch meinen geschlossenen Mund, zwischen den Zähnen hindurch, einen Weg in die Freiheit suchte. Einen Augenblick lang glaubte ich, dass das Brennen nachließe. Konzentriert auf den Schmerz, der zweifelsfrei aus meiner rechten Ellenbeuge stammte, bemerkte ich, wie Tränen sich in meinen Augenwinkeln sammelten.
Verdammt, was geht hier ab?
Sehr langsam drehte ich den Kopf noch weiter nach rechts. Die Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Was ich sah, waren Schattierungen. Die Muskeln im rechten Arm kontrahierten, mit dem Ziel, ihn anzuheben. Das Ergebnis, das ich erzielte, war ein stärkeres Brennen. Ich wollte nicht aufgeben und versuchte, meinen Arm vom Bett abzudrücken, bemerkte jedoch, dass etwas mein Handgelenk zurückhielt. Panisch versuchte ich, alle Gliedmaßen auf einmal zu bewegen. Da war nichts – keine Reaktion. Ein Gefühl der Hilflosigkeit, überlagert von unendlicher Angst, umhüllte erst meinen Körper, dann meinen Verstand.
Jemand hatte mich an dieses Bett gefesselt und etwas verursachte höllisch brennende Schmerzen in meiner rechten Ellenbeuge.
Warum bin ich so kraftlos? So müde ... wo bin ich nur?
Es war deutlich zu hören, keine Einbildung, kein Hirngespinst, jemand rief meinen Namen, immer wieder und immer lauter.
Ich muss antworten, egal wie – ich muss antworten.
Alle Versuche, zu rufen oder zu schreien, waren erfolglos. Angst schnürte mir die Kehle zu, in meiner Vorstellung sah ich große Hände meinen Hals umklammern. Sie drückten und drückten und hörten nicht auf. Je intensiver ich versuchte zu schreien, desto weniger Luft bekam ich. Nichts war zu hören – kein Laut, dass Einzige, was ich spürte waren Tränen, die rechts und links an meinem Gesicht hinunterliefen.
Du musst deine Angst überwinden, Sofie. Nun zählt es, stark zu sein!
Wie oft hörte ich von Dad diesen Spruch, wie oft dachte ich ...
Das ist es! Dad gab mir Anweisungen, jedes Mal, wenn er es sagte. Lebensweisheiten, wie man in extremen Situationen handeln konnte. Ich holte tief Luft und hielt meinen Atem an, fing an zu zählen. Dad hatte mich öfter dazu gezwungen. Seiner Meinung nach war es eine Möglichkeit, Stärke zu zeigen. Was er wirklich meinte, war Ängste zu überwinden.

Im Kindle-Shop: Das Erbe der Arverner

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