30. August 2015

"Affäre ... oder doch Liebe?" von Hailey J. Romance

Nachdem Sophie von ihrem Mann schmählich wegen einer jüngeren Geliebten verlassen wurde, versucht ihr bester Freund David, sie auf andere Gedanken zu bringen und stellt ihr seine Bandkollegen vor.

Anfangs wenig begeistert kommt Sophie unverhofft Luca näher, jedoch anders als gedacht - denn er geht gleich aufs Ganze! Überrumpelt lässt sie sich darauf ein und in Abgründe sexueller Spielarten ziehen, an die sie niemals zuvor auch nur dachte.

Immer wieder befreit sie sich, denn sie wünscht sich eine normale Beziehung, um sich dann doch wieder auf Luca einzulassen, der ebenso zu schwanken scheint wie sie. Was verbirgt sich hinter seinem seltsamen Benehmen? Meint er es wirklich ernst, als er vorschlägt, es doch mal miteinander zu versuchen?

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Leseprobe:
Eine duftende Brise frischen Kaffees steigt mir in die Nase. Meine Augen zu öffnen, fällt mir allerdings noch ziemlich schwer. Ich höre David in der Küche mit Geschirr klappern, vernehme seine Schritte in meine Richtung und schon hält er mir eine heiße, dampfende Tasse vors Gesicht.
„Guten Morgen, du Schnapsdrossel.“
„Hmmmm“, brumme ich leise.
„Ich habe hier was für dich.“
Meine Lider nach oben zu ziehen, dürfte ich gerade noch so hin bekommen. In Davids linker Hand befindet sich das heiße Getränk, nach dem ich mich gerade so sehr sehne, und in der Rechten mein Schlafshirt.
Oh mein Gott! Plötzlich fällt mir alles wieder ein. Der Abend, dann diese Nacht ...
Sichtlich belustigt schwingt er mein Shirt hin und her. „Sag mal, du warst aber ganz schön angeheitert gestern und warum zur Hölle liegt dein Shirt auf meinem Ofen?“
Meine Gesichtsfarbe wird fahl. „ÄHM ... ja ...“
Ich zucke mit den Schultern. Lügen zählt nun nicht gerade zu meinen Stärken, noch dazu in diesem Zustand, in dem mein Gehirn noch auf Minimalleistung arbeitet.
David ist mein bester Freund, ihn anzulügen, beschert mir einen kalten Schauer auf dem Rücken. Allerdings kann ich ihm nicht sagen, was gestern Nacht in seiner Wohnung, seiner Küche passiert ist. Noch nicht zumindest.
Nach seiner Reaktion gestern im Rock-Club würde er mir nach dieser Aktion vermutlich den Hintern versohlen.
Ich schlage mir die Hände vors Gesicht. Ein großer Schwall Scham steigt in mir auf. Mein kleiner fieser Teufel zeigt lachend mit dem Finger auf mich.
David quetscht sich neben mich. „Hier, jetzt trink erst mal in Ruhe deinen Kaffee und vor allem zieh dir was an.“
„Danke.“ Mein Blick gleicht dem eines reumütigen Welpen.
„Es ist bereits Mittag und ich werde dich, sobald du fertig bist, nach Hause fahren. Du hast sicher noch einiges für die Schule morgen vorzubereiten.“
Ja, da hat er wohl nicht ganz unrecht. Eine Stunde später sitzen wir bereits in Davids Auto. Ich freue mich innerlich sehr, der Stadt der gelben Taxis vorerst Lebewohl sagen zu können. Mein grüner Stadtteil dieser riesigen Metropole erscheint mir dagegen nahezu wie ein Erholungsgebiet. Genau das habe ich gerade auch nötig.
„Du solltest wieder mal mitkommen, Sophie, nun kennst du ja alle. Vor allem aber schienst du sehr gelöst zu sein und hast ab und an sogar gelächelt.“ David wirkt zufrieden.
Nun kenne ich alle, von wegen. Das war gerade mal die Hälfte seiner Band und die beiden haben mir voll und ganz gereicht.
„Ja, mal sehen, bestimmt irgendwann mal wieder.“ Diese Antwort erscheint mir momentan am besten, am wenigsten auffällig und dürfte somit keine Diskussionsgrundlage bieten.
„Es freut mich, dass es dir gefallen hat.“ Er grinst. „Dann komm doch nächsten Samstag zu unserem Auftritt in die Musik-Bar, dann lernst du auch gleich noch die anderen Bandkollegen kennen.“

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28. August 2015

'Einfach nur ICH ... und ich lebe immer noch' von Daggi Geiselmann

"Stimmt, ich lebe immer noch und das sehr gerne, obwohl ich manchmal allen Grund gehabt hätte, an meinem Leben zu verzweifeln. Wer meine Biografie „Einfach nur ich … ich habe überlebt“ gelesen hat, weiß schon warum. Für diejenigen, denen Teil 1 unbekannt ist, fasse ich als Einführung kurz zusammen, was ich dort berichtet habe. Was erwartet Sie in Teil 2? Mir ist klar geworden, dass ich im 1.Buch vieles unbewusst und manches bewusst verschwiegen habe. Mein Gedanke war damals, dass es unglaubwürdig klingen könnte und die Leser dächten, so viel kann ein normaler Mensch doch gar nicht erleben."

"Aber da ich kein „normaler Mensch“ sondern einfach nur ich bin, habe ich mich nun dafür entschieden, auch das noch nicht Erwähnte preiszugeben und einige Lebensabschnitte genauer zu beschreiben. Außerdem ging mein Leben nach der Buchveröffentlichung ja noch weiter,wurde nicht einfacher und ich werde Sie in dieser Fortsetzung auf den neuesten Stand bringen."

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Leseprobe:
Ich wurde 1963 als Jüngste von 5 Kindern geboren, bin in einer Kleinstadt am Bodensee in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, und hatte bis zu meinem 15. Lebensjahr eine ganz normale Kindheit.
Davor gab es nichts, was mich von anderen Kindern unterschied, außer der Tatsache, dass wir Geschwister nicht alle denselben Vater hatten. Meine Mutter brachte drei uneheliche Kinder in die Ehe mit meinen Vater mit und bekam von ihm zwei Mädchen. Eines davon bin ich.
Nach zwei schlechten Erfahrungen mit dem sogenannten starken Geschlecht, die ich schlichtweg als Vergewaltigungen eines Teenagers bezeichne, wurde ich etwa ein Jahr danach erneut von der Männerwelt enttäuscht. Enttäuscht? Nein, damals empfand ich es nicht so. Es war normal für mich. Ich dachte, es gehört dazu, dass Männer nur das EINE wollen. Nur welcher Mann es dieses Mal war, das war ganz und gar nicht normal, so viel hatte ich doch kapiert.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich darüber berichten soll, und habe es bisher bewusst verschwiegen, niemand weiß davon. Aber jetzt will ich auch diese Erlebnisse erwähnen. Mich daran zu erinnern, ist nicht einfach, denn ich kann heute nicht mehr genau nachvollziehen, wie es dazu kommen konnte, wie es anfing. Vielleicht hilft es mir, wenn ich analysiere, wie die Verhältnisse in meiner Familie waren, um selbst zu verstehen.

Meine Mutter, eine dominante Frau, sehr darauf bedacht, dass es ihren fünf Kindern an nichts fehlte, obwohl die finanziellen Verhältnisse nicht rosig waren. Meine drei Schwestern und mein Bruder hatten großen Respekt vor ihr. Es gab Themen, über die wir mit ihr nicht reden konnten und es gab Themen, bei denen sie uns gerne zuhörte und mit Rat und Tat zur Seite stand. Aber wir wussten auch, dass bei ihr immer alles im Rahmen bleiben musste. „Die Kirche im Dorf lassen“ nannte sie das. Das war ihre Antwort, wenn jemand von uns mal etwas Außergewöhnliches machen wollte oder über etwas sprach, das ungewöhnlich war.
Mein Vater war ein Mann, der jede Verantwortung für die Familie meiner Mama überließ und dachte, es würde reichen, wenn er brav jeden Monat seinen Lohn an sie aushändigt. Dass er für sich heimlich einen Teil einbehielt, erfuhr ich erst, als ich nicht mehr zuhause lebte.
Die Ehe meiner Eltern würde ich heute als nicht gerade glücklich beschreiben, doch wir waren Kinder, bekamen das nur am Rande mit und machten uns weiter nichts daraus. Es gab oft Streit und wie das eben so ist, hilft man als Kind meist zu demjenigen, der Vorteile bringt. Und das war Mama. Zu Papa half ich nur, wenn ich etwas von ihm wollte. Und was wollte ich? GELD, denn das war immer knapp bei uns. Als ich anfing zu rauchen, wollte ich Zigaretten, die ich mir nur selten selbst kaufen konnte.

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"Mit deinen Augen" von Jana Zenker

Dunkelheit, schwarz, ewige Nacht ... Helena tappt durch Pauls Welt, wie Paul durch die Welt der Sehenden. Als sie beginnt, die Blindheit ihres Freundes zu akzeptieren, ist es beinahe zu spät für ihre Beziehung.

Die Studentin Helena verliebt sich nach einer unerfüllten Beziehung in den blinden Physiotherapeuten Paul. Er erwidert ihre Liebe, doch ihr Mitleid und ihre wohlgemeinte - doch erdrückende - Fürsorge überschatten diese Liebe und so kommt es nach einer Auseinandersetzung zum Bruch. Kurz darauf stellt Helena fest, dass sie schwanger ist.

Sie entscheidet sich für das Kind und während sie mit Paul - gezwungenermaßen - die Zukunft des ungeborenen Kindes plant, kommen sie sich wieder näher und sind diesmal in der Lage die Ansprüche und Erwartungen des jeweils anderen wahrzunehmen und zu akzeptieren.

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Leseprobe:
Marc und ich kannten uns, seit wir fünfzehn waren. An einem Spätsommermorgen – ich war gerade aus Dublin und Marc aus einer Kleinstadt im Norden nach Berlin gezogen – hatten wir nebeneinander vor dem Sekretariat des Gymnasiums gestanden, hoch konzentriert die Risse im Anstrich der geschlossenen Tür betrachtet und uns gewünscht, die Erde würde sich unter uns auftun. Die Direktorin schickte uns in dieselbe Klasse, und der Lehrer dort setzte uns auf dieselbe Bank, wo wir wochenlang miteinander schwiegen.
Obwohl mir Marc eigentlich gefiel. Er war etwas größer als ich, was klein bedeutete für einen Jungen, doch er war äußerst schlank, was ihn groß wirken ließ. Und er war äußerst höflich, nicht so laut wie die anderen Jungen. Nach der Disco am Schuljahresende küssten wir uns zum ersten Mal, und nach einer wilden Party an der Uni, in der wir uns nach dem Abitur eingeschrieben hatten, schliefen wir zum ersten Mal miteinander.
Am nächsten Morgen – ich konnte mich kaum erinnern, was in der Nacht zuvor passiert war - beschlossen wir zusammenzubleiben, und jetzt war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun und in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Was bedeutete, dass ich zu Marc ziehen würde. Seine Wohnung war geräumiger und heller als meine, und außerdem musste er, der Medizinstudent, sich auf Prüfungen vorbereiten und hatte keine Zeit, Kisten zu packen und Möbel auseinanderzuschrauben. Den Umzug hatten wir für die letzte Woche der Semesterferien geplant, davor flogen wir nach Portugal ins Ferienhaus seiner Eltern.
Ich hatte mich auf die Generalprobe für unser Glück gefreut. Ich hatte mich darauf gefreut, mit Marc am Strand zu liegen, neben ihm einzuschlafen, und neben ihm aufzuwachen, ihm das Frühstück ans Bett zu bringen, in seinen Armen auf das Meer zu schauen. Ich hatte mich auf Romantik gefreut, auf Intimität und zärtlich geflüsterte Worte.
Und dann saß ich am Strand und beobachtet die Jungen, die ihren Freundinnen den Rücken eincremten, während ich selbst mir die Arme verrenken musste, ging alleine zu Bett und stand alleine wieder auf, drängelte ihn jeden Morgen, wenigstens für eine Weile seine Bücher zu vergessen und sich zu mir zu setzen.
Einen Tag vor unserer Abreise jedoch besann er sich darauf, dass er sich mit mir im Urlaub befand, griff mich bei der Hand und zog mich übermütig lachend zum Pool. Auf einmal wollte er Spaß. Mit weit aufgerissenen Augen stürzte er sich auf mich und merkte nicht, dass ich ihm auswich, dass ich mich panisch wehrte, als er mich unters Wasser tauchen wollte. Am Abend konnte ich meinen Hals nicht mehr bewegen, und zurück in Berlin bekam ich rasende Kopfschmerzen.
Das würde schon wieder, sagte Marc, der angehende Arzt, und drückte mir Tabletten in die Hand, von denen das Dröhnen hinter meinen Schläfen noch unerträglicher wurde. Und nachdem ich eines Morgens das Frühstück wieder ausgebrochen hatte, suchte ich einen richtigen Arzt auf, der mir anstelle der Tabletten Massagen verschrieb.
Mit der Visitenkarte einer Physiotherapiepraxis in der Hand stand ich danach auf dem Gehsteig und schluckte das bittere Gefühl herunter, das mich seit Portugal nicht mehr verlassen hatte. Doch eigentlich hatte Marc ja recht: Er hatte wirklich Prüfungen, er musste wirklich viel lernen, und er hatte sich wirklich nur aus Spaß auf mich gestürzt. Und ich hätte mich nicht steif zu machen brauchen. Und Romantik würde sich einstellen, wenn wir erst einmal richtig zusammenleben würden. Zurück in meiner kleinen, schattigen Hinterhofwohnung, die ich mit Pit, einem angehenden Krankenpfleger, teilte, wählte ich die Nummer auf der Visitenkarte, um einen Termin zu vereinbaren, obgleich sich alles in mir gegen Massagen sträubte. Ich hasste das Gefühl fremder Hände auf meiner Haut. Ich hasste es, ausgeliefert dazuliegen, und mich von fremden Augen betrachten zu lassen. Marc war der einzige Mensch, der meinen Körper jemals nackt gesehen hatte, dem ich meinen Körper jemals anvertraut hatte.
„Sie können sofort vorbeikommen“, klang eine junge, freundliche Stimme aus dem Telefon. „Paul macht von eins bis zwei Mittag, danach hätte er Zeit für sie.“
Paul, dachte ich, auch noch ein Mann ...
„Was ist?“, drängte die Stimme. „Soll ich sie buchen?“
„Okay“, erwiderte ich geschlagen. „Um zwei also ...“
Papier raschelte, dann wurde ich ermahnt, bitte pünktlich zu erscheinen, und dann erstarb die Leitung. Ich sah auf die Uhr - noch genau eine Stunde.
Im Bad streifte ich mir die Shorts und das Top ab und betrachtete mich im Spiegel. Ich war dünn. Und ich war weiß. Kein Wunder, dass Marc mich nicht so behandelt hatte, wie die Jungen ihre braun gebrannten, vollbusigen Freundinnen am Strand von Praia de Rocha. Seufzend wandte ich mich ab und stellte mich unter die Dusche. Ich mochte meinen Körper nicht. Das Einzige, was ich an mir mochte, waren meine dichten Haare, die mir bis zum Hintern reichten. Sie waren der Schleier, den ich mir für gewöhnlich über Brust und Schultern fallen ließ, wenn ich männliche Blicke auf mir spürte - der Schleier, den ich zu einem Knoten binden musste, als ich mich, pünktlich um zwei, auf der Liege in der Praxis präsentierte.

Im Kindle-Shop: Mit deinen Augen: Eine Liebesgeschichte
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27. August 2015

'Der Spinswitcher: In der nahen Zukunft einer parallelen Wirklichkeit' von Matthias Töpfer

Schon in naher Zukunft, in einer parallelen Wirklichkeit, die der unseren zum Verwechseln ähnlich ist, stößt der australische Gehirnforscher Aldo Effetti auf einen Algorithmus, der ihm Einfluss auf Schicksal und Materie verleihen könnte. Doch seine Arbeit wird von einer unbekannten Organisation überwacht und noch in derselben Nacht mutwillig zerstört. Effetti rettet, was zu retten ist und flieht illegal nach London, wo er beginnt, sein Wissen in Form von Programmen für Smartphones zu vermarkten: den sogenannten Wünsch-dir-was-Apps.

Werden ihm die Mächtigen der Welt das durchgehen lassen? Welche Rolle spielt die Schiffsmechanikerin Stephanie Viper in dieser Angelegenheit? Und welches erschütternde Ereignis dokumentiert der Kameramann Desmond Labaru am Freitag dem 13. hautnah, live und in Farbe für das weltweite Publikum der BBC?

Der Spinswitcher ist ein sozialkritischer, aber mit Fantasie, Ironie und Action geladener Thriller, der mit einer Prise Science Fiction versucht, auf amüsante Weise eine Brücke zwischen Wissenschaft und Magie zu schlagen.

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Leseprobe:
London, Freitag der 13. September 2024 10:20

Heute war ihr erster Urlaubstag. Ruth Oasis hockte in ihrem Lieblings-Schlabbershirt und einer gemütlichen, extraweiten grauen Jogginghose aus dicker Baumwolle an der Theke ihrer schicken Wohnküche. Die patente Postbotin war gerade erst fünfunddreißig Jahre alt geworden. Sie war sportlich schlank und klemmte ihr kastanienbraun schimmerndes, schulterlanges Haar gerne elegant hinter die Ohren. Das brachte ihre markanten Wangenknochen besser zur Geltung, fand sie.
»Ach nö, nicht schon wieder!«, schimpfte sie genervt und starrte missmutig auf das Display ihres Smartphones. »Epli Incorporated«, stand da. »Eine neue Softwareaktualisierung ist verfügbar. Download: ›Ja?‹ Oder ›Weiter?‹«
»Zum Teufel, nein! Ich will kein Update! Ihr blinden Tunnelaffen! Ich - will - es - nicht! Zum Kuckuck. Wo habt ihr denn den Abbrechen-Button versteckt?«
Ratlos vergrub sie das kleine Gerät in ihren Händen und ließ es frustriert in den Schoß fallen. Sie starrte durchs Fenster – defokussiert – weit hinaus über die lange Reihe historisch anmutender Londoner Hinterhofdächer. Noch feucht vom Regen der Nacht, reflektierten diese das flach einfallende Sonnenlicht wie matte Spiegel und trugen es gleißend hell und spätsommerlich warm bis hinein in Ruths putzige, mit Blümchen bemusterte Mansardenwohnung. Links an der Wand, gegenüber dem dunkelroten Sofa aus Schweden, flimmerte das Vormittagsprogramm über ihren betagten Flachbildfernseher. Der Ton war sehr leise eingestellt. Ausnahmsweise interessierte sich Ruth nur am Rande dafür, was gesprochen wurde. Es ging ihr mehr darum, nebenbei am Geschehen da draußen in der Stadt teilzuhaben, ohne irgendetwas Wichtiges zu verpassen.
Sie sah erneut aufs Display ihres Smartphones. »Na gut, du Quälgeist, du gibst ja doch keine Ruhe. Aber wehe, es funktioniert später wieder irgendetwas nicht, was vorher wunderbar mitgemacht hat!« Sie drückte auf dem Touchscreen den Button für ›Weiter‹. Ein grüner Balken tat sich auf. »Download läuft. Noch 25 Minuten.«
»Sooo lange? Bist du noch ganz sauber in der Birne?« Ruth legte das Handy verächtlich auf den Tresen und ließ es tun, was nicht zu verhindern war. Dann goss sie sich etwas heißen Tee nach. Immerhin: Der war köstlich. Ein Lord Phi Highland Spezial, erste Pflückung. Ein Geschenk ihres vierzehn Jahre älteren Freundes.

Und da war sie wieder: diese stechende Sehnsucht. Das Herz tat ihr weh, wenn sie an ihren Noah dachte. Was war aus ihm geworden? Das letzte Mal hatten sie sich auf ein Bier getroffen, sehr spät am Abend, in ihrer Stammkneipe am Queensway 112. Ganz kurz nur. Er war in schlechter Verfassung gewesen und hatte von Problemen gesprochen, die er nicht im Griff habe. Er hatte gehetzt gewirkt, angetrunken und dennoch sehr um sie besorgt. Hoch und heilig hatte er ihr versprochen, sich bald wieder bei ihr zu melden. Das war vor drei Monaten gewesen. Eine viel zu lange Zeit, wie sie fand. Warum rief er sie nicht an?
Im Streit waren sie nicht auseinandergegangen. Ganz im Gegenteil. Sie hatten sich sehr zärtlich voneinander verabschiedet. Die Trennung sollte nur vorübergehend sein, hatte er damals beteuert, nur für wenige Tage. – Irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
Als sie gleich am Montag darauf in seiner Straße gewesen war, um die Post auszutragen, war ein hoher Bauzaun vor seinem Haus gestanden – mit einer Plane als Sichtschutz. Der unfreundliche Polizeibeamte davor, hatte sie weggejagt, weil sie einen Blick dahinter werfen wollte. Und es hatte dort seltsam gerochen. Nach Zitronenaroma. Daran erinnerte sie sich noch. Ruth war besorgt. Wo er sich jetzt wohl herumtrieb?

Sie spülte den Kloß in ihrem Hals mit einem weiteren Schluck des köstlichen Tees hinunter und starrte auf das Fernsehgerät. Unter dem eingeblendeten Newsticker zeigten die Kameras des Senders polizeiliche Einsatzfahrzeuge, pulsierendes Blaulicht und Polizisten beim Absperren irgendeiner Stelle, die nach Hyde Park aussah. Gesichter fassungslos umherblickender Menschen waren zu sehen. Was war denn da los? Ruth wollte nach dem Handy greifen, um mit dem zuständigen App den Fernsehton laut zu drehen.
Ach natürlich, das lud ja immer noch dieses leidige Update herunter. Besser in Ruhe lassen. Wo hatte sie gleich noch die Fernbedienung hingelegt? Sie kramte ihre Küchenschubladen durch. Ah, da war sie ja. Sie zielte mit dem Infrarotsender auf den Monitor und drückte auf ›Lauter‹. Aber es tat sich nichts. Der Ton blieb weiterhin unhörbar. Lag das vielleicht an den alten Batterien? Na ja, die Fernbedienung war ja auch seit Monaten nicht mehr benutzt worden. Mit dem App ging es eben wesentlich komfortabler.
Wie weit war denn das Smartphone inzwischen? Schwarzer Bildschirm … tot? Nein. Das Betriebssystem fuhr gerade wieder neu hoch. Gott sei Dank. Der erlösende Jingle erklang und im nächsten Moment erschien auch die Eingabemaske für den Pincode. Eilig tippte sie ihn ein.
Und was war das jetzt? Ruth traute ihren Augen nicht. Sie kreischte: »Seid ihr kirre?« Ihre Stimme klang so – und so schaute sie auch drein, als hätte man zu ihr gesagt: »Ihr Baby ist im Kreißsaal leider vertauscht worden.«
Und irgendwie war dieses Gerät ja auch so etwas wie ihr Baby. Nun war es ihr fremd geworden. Die Bedienungsoberfläche sah ganz anders aus als vor dem Update. Das machte Ruth zu schaffen. Sie schüttelte angewidert den Kopf.
»Was ist denn das für eine Scheiße? Was habt ihr getan? Ohne mich zu fragen. Warum? Es war doch alles gut!« Ruth blätterte ungläubig durch die Icon-Sortimente und verstand die Welt nicht mehr. Epli hatte das komplette Design geändert. Der vertraut-kindlich und wohlig anmutende Look, der Ruth so charmant an ihre Puppenstube aus Kindertagen erinnert hatte, war gegen eine kalte, flache Businessoberfläche ersetzt worden. Keine Ledereinfassung mit putzigen Nähten um den Notizblock mehr. Die Datenbank für Adressen und Kontakte sah nicht mehr aus wie ein niedliches aufgeschlagenes Buch. Stattdessen waren die Icons nun quietschbunt, flach und schattenlos, als würden sie nicht vom renommiertesten Smartphone-Hersteller der Welt stammen, sondern zu irgendeinem chinesischen Billighandy gehören, das man sich für fünf Pfund aus dem Wühltisch ziehen konnte.
Doch der eigentliche Schock kam ja erst: Es benahm sich nicht mehr wie gewohnt. Ruth hatte Ihre geliebten Wünsch-dir-was-Apps längere Zeit nicht benutzt. Und als sie jetzt auf die entsprechenden Icons tippte, passierte … gar nichts. Es war, als gäbe es die Programme nicht mehr. Die neue Version des Betriebssystems hielt es nicht einmal für nötig, eine Fehlermeldung anzuzeigen. Ruth probierte es immer wieder, aber der Effekt war gleich null. Inzwischen saß sie gekränkt auf ihrer Couch vor dem Fernseher und es kullerten ihr richtig dicke Tränchen aus den Augen.
Wenn doch bloß Noah wieder da wäre. Er hätte ihr bestimmt geholfen. Schließlich war er der Schöpfer dieser ganz besonderen Apps. Als wäre es gestern gewesen, sah sie ihn vor sich. So sympathisch besorgt war er um sie an dem Tag, als sie einander kennenlernten. Er redete völlig unverständliches Zeug, aber er roch gut und seine warme Stimme berührte ihr Herz, als sei in ihrem Inneren der Button für ›Weiter‹ gedrückt worden.

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25. August 2015

"Das Reich des Johannes: Buch 1 - Pela Dir" von Philipp Schmidt und Martin Pfeil-Schmidt

Ban Rotha – das Land der Fischer – ist in Gefahr. Ein gigantisches Heer von Nordländern sammelt sich unter dem Banner einer rachsüchtigen Magierin. Ihre ehemaligen Schwestern, die Herrinnen Ban Rothas, rufen in ihrer Not Helden aus den unterschiedlichsten Zeiten und Kulturkreisen zu Hilfe. Elf Männern, die bereit sind als Champions für sie einzutreten, gelingt es, ihrem Ruf zu folgen.

Einer ist Cuchulainn, ein mächtiger Kriegsherr aus dem mystischen Eire, ein anderer Johannes, ein beinahe gewöhnlicher Mann des 21. Jahrhunderts. Zwei Helden, die unterschiedlicher nicht sein könnten.Um die Streitkräfte des Südens erfolgreich in die Schlacht zu führen, müssen sie und die anderen Champions trotz aller Gegensätzlichkeiten ihre Differenzen überwinden.

Der Zauberer Thoran, der letzte seiner Zunft, weiß, dass dabei nicht nur die Zukunft Ban Rothas auf dem Spiel steht, sondern das Schicksal aller Welten. Die Invasion muss um jeden Preis abgewehrt werden, aber die Hexenköngin hat ebenfalls einen Champion an ihre Seite befohlen: Ein Wesen aus dem Totenreich, ein Gestalt gewordener Alptraum, ein scheinbar unbezwingbarer Feind …

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Leseprobe:
Nebelverhangen sind die Küsten Eiras zu dieser Jahreszeit. Rot zeichnete sich die Steinküste im ersten Sonnenlicht des neuen Tages ab. Und auf noch etwas legte die Sonne tastend ihre warmen Finger: Von ihren Booten aus gewahrten grimmige Männer an der Spitze der sie erwartenden Heerschar die Umrisse eines hünenhaften Kriegers. Seine Silhouette schälte sich langsam aus der felsigen Küste, auf die sie mit eisigen Mienen zuhielten. Es waren allesamt entschlossene Kämpfer, die ihren Mut in vielen Schlachten unter Beweis gestellt hatten, dazu geschickte und erfahrene Seefahrer, und doch standen ihnen die Strapazen der Reise in die bärtigen Gesichter geschrieben. Die Vorboten der Herbststürme hatten sie über die Meerenge getrieben, fünf Mann hatte Mannanan, der Herr der Fluten, zu sich geholt.
Maredudd, der Befehlshaber der kleinen, einlaufenden Flotte, fühlte den alten Hass gegen die Bewohner dieses Landes in sich aufsteigen. Je mehr die Sonne von der Insel preisgab, umso grüner und lieblicher wurde sie. Und mit der steigenden Sonne wuchs seine Kampfeslust. Maredudd und seine Mannen kamen aus Cymru, das später einmal Walisien heißen sollte. Die Klippen, die er jetzt aufmerksam beobachtete, erhoben sich viele hundert Fuß über der Landzunge, an welcher er gedachte, die Insel zu betreten. Dennoch erblickte sein scharfes, kaltes Auge eine weitere Gestalt, die sich zu dem Riesen gesellte.
Es war Mortiana, Hohepriesterin der großen Mutter und Beraterin des Mannes, der in einen Fellmantel gehüllt, lässig auf seinen Speer gestützt, dem Treiben der gefürchteten Räuber zusah. »Wie ich vorhergesagt habe, Cuchulainn. Die Welt rückt zusammen. Schon lange haben sich die Cymraeg nicht mehr an unsere Küsten gewagt.« Die Worte wurden einem Raunen gleich an das Ohr des Kriegers getragen. Da sein Blick auf die landenden Kampfverbände gerichtet war, war er sich nicht sicher, ob die Priesterin beim Sprechen die Lippen bewegt, oder sich dabei ihrer magischen Kräfte bedient hatte. Nun wandte er sich zu ihr um. Bis auf einen Umhang aus Rabenfedern war sie nackt, was aber kaum auffiel, da ihr ganzer Körper von unzähligen Symbolen in blauer und weißer Farbe bedeckt war. Mitten auf der Stirn glühte das Zeichen ihrer geistigen Erkenntnisstufe, ein schwarzer Sichelmond. Auch diesmal war sie wie aus dem Nichts aufgetaucht. Einem Fremden, der die grüne Insel besucht hätte, wären vornehmlich männliche Würdenträger begegnet, doch die wahre Macht lag bei den Frauen. Selbst Cuchulainns König, Conchobjar Mac Nessa, folgte in allen großen Entscheidungen nur einem Willen: dem Mortianas und ihren Schwestern.
»Lugh zum Gruße«, erwiderte Cuchulainn, der stets darauf bedacht war, das der Priesterklasse gebührende Zeremoniell strikt einzuhalten. Und nach der Begrüßungsformel fügte er leiser hinzu: »Ihre schmutzigen Stiefel auf Eiras heiligen Boden zu setzen, wird der letzte Fehler ihres unbedeutenden Lebens sein. Da die Welt zusammenrückt, wie du sagst, müssten sie wissen, dass hier nichts auf sie wartet, außer der Spitze meines Speers und ein schneller Tod.«
Ein Windhauch erfasste sein Haar und flüsterte ihm Mortianas Antwort, die sich bereits zum Gehen anschickte, ins Ohr: »Lehre sie Respekt vor der Inselmutter, Beschützer von Ulster.«
Schon war sie verschwunden und er wieder allein mit seinen Gedanken. Mit Respekt lehren meinte sie, dass er die Fremden vernichten sollte. Niemand vermochte so harmlos und beiläufig vom Töten zu sprechen wie Mortiana. …

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14. August 2015

'Asitor10 - Asitor (Band1)' von Simon Savier

Wenn es darum geht, das Geheimnis einer Jahrtausend alten Schriftrolle zu enträtseln, rekrutiert man schlichtweg einen verrückten Haufen fachidiotischer Spezialisten. Genau das, was es braucht, um mal mit Verstand, mal mit Glück, ein nicht minder verrücktes Abenteuer zu bewältigen.

Diese Art von Abenteuer bedeutet Gefahr, Qual, Heldentum, Angst, Aufopferung, Freundschaft und unzählige Herausforderungen, die das Team um Mel Boone in bizarrer Manier bewältigen muss, ohne zu wissen, was tatsächlich alles in ihnen steckt.

Mit den spärlichen Informationen der Schriftrolle, machen sie sich auf, unbekannte Energiequellen auf vier ebenso unbekannten wie gegensätzlichen Planeten aufzuspüren, deren Entschlüsselung epische Konsequenzen heraufbeschwören…

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Leseprobe:
Mel Boone arbeitete gerade unter einem original-1967-Shelby Mustang GT 500, als ihm drei Herren in seiner Baracke einen Besuch abstatteten. Nicht sehr höflich und schon gar nicht behutsam rissen sie ihn unter dem unbezahlbaren Auto hervor.
Mit einem Blick, als hätten sie ihm die Hose heruntergezogen, fragte Boone mit ölverschmiertem Gesicht die Männer. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Ohne erkennbaren Ausdruck im Gesicht antwortete einer der schwarz uniformierten Männer. »Boone? Professor Mel Boone?«
Ein mulmiges Gefühl kam in ihm auf, denn nicht nur, dass sie ihn schroff aus seiner Arbeitskonzentration rissen und seinen Namen kannten, nein, sie waren auch alle bewaffnet. Unscheinbar, trotz allem furchteinflößend, zeichneten sich die Umrisse dreier Waffen unter ihren Uniformjacken ab. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, setzte sich auf und antwortete souverän… »Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun, meine Herren?« …in der Hoffnung, dass sein Name nicht ausschlaggebend war, deren Waffen sprechen zu lassen.
Einige Augenblicke lang gab es keine Reaktion auf seine Antwort, doch dann wurden die Gesichter des düsteren Triumvirates noch ernster, dass sogar der Shelby überlegte, den ersten Gang einzulegen und abzuhauen. Tiefe Falten bildeten sich auf deren Stirnen.
»Wir möchten Ihnen ein Angebot unterbreiten. Genauer gesagt möchten wir Sie in ein Projekt einweihen, das der höchsten Geheimhaltungsstufe unterliegt. Sollten Sie diesen Vorschlag aus irgendeinem Grund ablehnen, versteht es sich von selbst, dass sie nachfolgende Informationen nie erhielten, genauso wie Sie uns nicht kennen und auch noch nie von uns gehört haben. Haben Sie mich verstanden?«, betete er wie auswendig gelernt herunter, immer begleitet von einem drohenden Unterton.
Boone sah suchend nach links, nach rechts und an den drei merkwürdigen Besuchern vorbei, ob er irgendwo versteckte Kameras entdeckte und stellte mit hochgezogenen Brauen scherzend die Frage: »Müssten Sie mich sonst erschießen?« Einer der drei Salzsäulen starrte ihn mit gefährlich blitzenden Augen an. Der Shelby machte sich fluchtbereit. »Schon gut, schon gut, ich habe verstanden.« Nachdem er die Schrecksekunde verdaut hatte, versuchte er seine Gedanken zu sammeln und stand auf. Dabei hinterließ er einen öligen Handabdruck auf dem Boden. »Wer sind Sie überhaupt? Woher kommen Sie? Und was zum Teufel wollen Sie von mir?« Boone nahm einen dreckigen Fetzen vom Regal und wischte sich damit das schwarze Gold und deutliche Zeichen seiner Arbeit von Händen und Gesicht. Vielleicht hätte er besser mit der Säuberung seines Gesichtes beginnen sollen. Denn als er sich über sein Antlitz wischte, verteilte der Ölprinz das schmierige Schwarz dank seiner mangelhaft gereinigten Hände gleichmäßig darauf. »Erzählen Sie mir endlich, worum es sich handelt.«
Die beiden Flankenmänner konnten ein minimales Grinsen nicht unterdrücken.
Im Gegensatz zu ihnen reagierte er – er wies sich als Commander Jason Croz aus – abgeklärt. Seine glattpolierte Glatze gab ihm einen Hauch von Verwegenheit und ließ ihn etwas älter aussehen als er war. Sein wahres Alter betrug vierundvierzig. »Hören Sie genau zu!«, warnte ihn der offensichtliche Vorgesetzte der beiden. »Ich bin der SC des ISV von der VfW.«
Boone versuchte erst gar nicht, sich zurückzuhalten. Er wusste, er hatte keine Chance gegen sein Alter Ego. »Und ich bin TAV des UA von der DNV.«
Die erste Regung in Jason Croz’ Gesicht kam zum Vorschein. Er war verdutzt. »Ich verstehe nicht«, gab der Commander zu.
Boone klärte ihn auf. »Ich bin Total A ngepisst Von Unnötigen Abkürzungen, Die Niemand Versteht.«
Wieder mussten Croz’ Begleiter grinsen. Diesmal brachte der Commander sie mit einem scharfen Seitenblick zur Räson, bevor er sich an Boone wandte. »Ich bin der Sicherheitschef des Interstellaren Sicherheits-Verbands der Vereinigung freier Welten. Wir kommen von der Raumstation Varius-3 und haben Sie aufgesucht, weil wir auf Ihre Fähigkeiten angewiesen sind. Es handelt sich um einen Auftrag höchster Dringlichkeit und betrifft die interstellare Sicherheit. Das hört sich vielleicht ein wenig theatralisch an, aber Sie müssen unseren Worten Glauben schenken.«
Boone unterließ für einen Moment das Atmen und starrte ihn mit seinen dunkelbraunen Augen an. Wilde Weltraumschlachten fuhren wie Blitze durch seinen Kopf. Doch diese Bilder verdrängte er gleich. So ein Unsinn!

Im Kindle-Shop: Asitor10 - Asitor (Band1): inkl. Bonus - Rekrutierungen
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13. August 2015

"Einbahn durch die Zeit: Es gibt nur einen Weg zurück!" von Reinhard Kratzl

Brian, ein Programmierer bei Global-Etech, aktiviert sein Projekt: Alpha 16 – Global. Die Aktivierung löst eine ungewollte Kettenreaktion aus, welche das Ende der Menschheit zur Folge hat.

Gerettet von den Kyrasiten - einer außerirdischen Spezies, reist er mit ihnen in die Vergangenheit. Er bekommt eine zweite Chance: Die Ausrottung von nahezu 9,50 Milliarden Menschen, zu verhindern.

Dort angekommen, wird er von Cynaria - einer menschenähnlichen und sehr attraktiven Außerirdischen, davon in Kenntnis gesetzt, dass seine vermeintlichen Retter, der eigentliche Feind der Menschheit sind ...

Gleich lesen: Einbahn durch die Zeit: Es gibt nur einen Weg zurück! (Die Rettung der Menschheit 1)

Leseprobe:
Als Brian langsam seine Augen öffnete, spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Kopf. »Was zur Hölle?«, fluchte er laut und blickte sich um. Ihm war nicht klar, wo er sich gerade befand. Das Letzte an das er sich erinnerte, war, dass er in seinem Büro am Computer saß und die letzte Sequenz des Codes für das Projekt: Alpha 16 – Global, eingab.
Die Programmierung war vollständig, endlich - und alles was er noch zu tun hatte, war den Upload zu starten, der wenn er vollständig übermittelt wurde, Alpha 16 – Global aktivierte.
Sein Finger schwebte über der Maustaste. Nur noch ein Klick und es wurde eine neue Ära der Menschheit eingeleitet, doch Brian zögerte … sollte er es wirklich machen? Konnte er mit ruhigem Gewissen das wohl gewaltigste Ereignis auslösen, das es je auf diesem Planeten gab?
Brian schloss die Augen, atmete tief ein und ließ noch einmal alles vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Die bisherigen Tests in kleinem Rahmen, liefen alle ohne nennenswerte Zwischenfälle ab. Doch dieses Mal ging es um das Ganze, dieses Mal gab es kein zurück mehr. Einmal aktiviert, konnte das Projekt nicht mehr gestoppt werden, egal was passierte.
Noch einmal überlegte Brian, ob er alles richtig programmiert, ob er alle Eventualitäten berücksichtigt hatte . »Ja, er war sich sicher!« Brian nahm all seinen Mut zusammen und klickte. Als er seine Augen wieder öffnete konnte er sehen, wie der Upload initialisiert wurde. Zehn Sekunden später war es dann soweit, Alpha 16 Global wurde gestartet …

Während Brian´s Blick umherschweifte, erblickte er hinter sich eine Art Computerkonsole mit zahlreichen Knöpfen, auf denen sich obskure hellblaue Zeichen befanden, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Der Raum selber war diffus beleuchtet, in einer Art blauem Licht. Die Wände, wie auch der Boden, schienen aus einem glatten, glänzend silbrigen Metall zu bestehen. Brian legte vorsichtig seine Hand auf das Metall und es fühlte sich ausgesprochen kühl an. »Eigenartig!«, dachte Brian. Doch ehe er noch länger darüber nachdenken konnte, zuckte er zusammen. Er vernahm einen kurzen und zischenden Laut von rechts und in der glatten Wand öffnete sich eine Luke.
Kurz danach zeichnete sich eine kleine und merkwürdig aussehende Gestalt in der Luke ab, die kurz inne hielt und Brian direkt in die Augen schaute. Große schwarze und ausdruckslose ovale Augen, starrten Brian an. Er wagte kaum zu atmen, und musterte die Gestalt von oben bis unten. Sie war maximal einen Meter sechzig, hatte einen außerordentlich großen Kopf, auf dem kein einziges Haar zu sehen war, schmale Schlitze, die vermutlich die Nase darstellten und dazu einen schlitzförmigen kleinen Mund, ohne erkennbare Lippen. Der gewaltige Kopf wirkte dank dem schmalen Körperbau mit den dünnen Armen und Füßen, fast schon etwas belustigend. Dieses Geschöpf hatte offensichtlich keinerlei Kleidung an und seine aschgraue Haut erinnerte Brian an Leder.
So ein Wesen hatte er noch nie zuvor gesehen und somit wusste Brian nicht so recht, was er davon halten sollte. Vor allem machte ihm diese absolute Stille Angst, es war ganz und gar nichts zu hören, außer seinen eigenen schnellen Atemgeräuschen. Dann wie aus dem Nichts hörte Brian plötzlich die Worte: »Hab keine Angst, du bist hier in Sicherheit!«
»Woher kam diese Stimme, die sich offensichtlich direkt in seinem Kopf zu befinden schien.«, fragte er sich. Das Wesen schien seine Gedanken zu lesen und antwortete: »Wundere dich nicht, wir, das Volk der Kyrasiten, kommunizieren ausschließlich auf telepathischem Wege.«
»Ich verstehe! Aber wie genau komme ich hier her und wo befinden wir uns eigentlich?«, sagte Brian mit lauter Stimme. Als das Wesen darauf nicht antwortete, wurde ihm bewusst, was er gerade in seinem Kopf gehört hatte und er kam sich etwas dumm vor. Erneut stellte Brian seine Frage, aber dieses Mal dachte er einfach nur daran. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
»Du befindest Dich auf der Brücke eines Raumschiffes, der Yrag-Klasse, direkt im Orbit deines Planeten. Wir beobachten die Menschheit schon tausende von Jahren, und studieren die Entwicklung der menschlichen Rasse. Besonders in Bezug auf die Technik, die Ihr entwickelt und nutzt. Als Ihr vor fünfzehn Jahren begonnen habt, an dem von euch als Projekt: Alpha 16 - Global bezeichnet, zu arbeiten, wussten wir sofort wie gefährlich das für die Menschheit sein konnte. Daher entschieden wir uns – entgegen dem Befehl des Hohen Rates der Galaxien, einzugreifen, falls es notwendig werden sollte.«
»Aber … aber wir haben doch alles exakt berechnet, alle nur erdenklichen Vorkehrungen zur Sicherheit getroffen.«, dachte Brian.
»Das mag sein, aber Ihr habt einen wichtigen Punkt, zu sehr vernachlässigt. Die immense Kraft eurer Sonne, die mit eurem Verständnis und dem Stand eurer Technik, unmöglich genau zu berechnen war.«
»Was soll das bedeuten?«, schoss es Brian durch den Kopf.
»Das soll bedeuten, dass exakt als euer Projekt gestartet wurde, eine enorme Sonneneruption statt fand, die all eure Berechnungen zunichte machte und das Verhängnis nahm seinen Lauf.«
»Verhängnis? Welches Verhängnis?«, dachte Brian, und ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit.
»Folge mir, und ich werde es dir zeigen.«, hörte Brian in seinem Kopf, als sich das Wesen zu der Konsole bewegte, einige Knöpfe betätigte, welche die glatten Wände vor ihnen, transparent werden ließ.
Brian ging einen Schritt nach vorne und blickte erstmalig in seinem Leben hinab auf den blauen Planeten, seine Heimat. Aber was er sah, war so gar nicht das Bild, welches er zu sehen erhoffte. Im Gegenteil. Anstatt blau, wirkte der ganze Planet leicht rötlich – fast so, als ob er brennen würde. »Was zum Teufel ist das …«, dachte er und ihm wurde flau im Magen. Er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
»Das was du hier siehst, ist dein Planet. Nach Aktivierung des von dir geleiteten Projektes, gab es durch diese Sonneneruption eine Kettenreaktion – die innerhalb einer Stunde, alles Leben auf deinem Planeten, auslöschte.«
»Waaas ??? Das kann unmöglich passiert sein!« Brian sackte zusammen. Tränen brachen hervor und er wünschte sich, selbst gestorben zu sein. Wie sollte er mit dieser Last leben? Wie sollte er weiter leben mit dem Wissen, knapp 9,50 Milliarden Menschen auf dem Gewissen zu haben?

Im Kindle-Shop: Einbahn durch die Zeit: Es gibt nur einen Weg zurück! (Die Rettung der Menschheit 1)

Mehr über und von Reinhard Kratzl auf seiner Website.

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'Break It Up' von E.M. Tippetts

Kyra ist dabei, ihr Leben umzukrempeln. Eine Veränderung ist, dass sie nicht mehr jeden Typen ran lässt, der ihr schöne Augen macht. Sie setzt ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft an erster Stelle. Als die aufstrebende Fotojournalistin die Chance ihres Lebens bekommt, die internationale Boy Band-Sensation Triple Cross zu begleiten, kann sie diese Gelegenheit nicht ausschlagen. Das Problem ist nur, dass sie in eines der Bandmitglieder verliebt ist. Gleichzeitig muss sie die Avancen eines anderen abwehren und ihre turbulente Vergangenheit geheim halten.

Triple Cross sind „die netten Jungs von nebenan“, von allen Eltern der Welt akzeptiert, haben aber gerade ihre langjährige Managerin gefeuert, die ihr sauberes Image und ihre Medienauftritte mit eiserner Faust kontrolliert hat. Als Zach Wechsler, Kyras Objekt der Begierde, ebenfalls Interesse zeigt, muss sie äußerst vorsichtig sein.

Sicherlich kann ein einzelnes Mädchen keine Band zerstören, die seit über zehn Jahren zusammen ist… oder? Kyra weiß, dass sie nur eine falsche Entscheidung davon entfernt ist, alles zu ruinieren wofür sie so hart gearbeitet hat – und mit sich die heißeste Band ihrer Generation zu Fall zu bringen.

Spin-Off der "Nicht mein Märchen"-Reihe von E.M. Tippetts.

Gleich lesen: 'Break it Up' (Nicht mein Märchen 2.5)

Leseprobe:
Als ich den Aufzug verlasse, zieht er vielsagend die Augenbraue hoch. „Darf ich dich zu deinem Zimmer begleiten? Oder traust du mir immer noch nicht genug?“
Meine Wangen werden heiß. „Das ist keine Vertrauensfrage.“ Ich mache einen weiteren Schritt und die Aufzugtüren schließen sich hinter mir.
„Nein?“
„Ich nehme diesenJob wirklich ernst und ich möchte professionell wirken. Ich will nicht wie irgendein Groupie aussehen, das sich seinen Weg in—“
„Ein Groupie, wie?“ Er lacht.
Was meine Wangen noch mehr brennen lässt. Er denkt, die Idee dass ich mich wie ein Groupie benehme sei so absurd, offensichtlich kennt er mich überhaupt nicht. Und wieder mal weiß ich nicht, wie ich die Dinge richtigstellen soll. „Hey, vor einem Jahr hätte ich sofort mit allen dreien von euch geschlafen“, schießt mir durch den Kopf, aber ich kann mich nicht dazu bringen, es zu sagen.
Wenigstens nicke ich nicht zustimmend, was er mit Humor nimmt, während er an meinem Hemdärmel zupft. „Entspann dich mal, Armijo. Ich verspreche, dich gegenüber deinem Boss nicht schlecht aussehen zu lassen. Niemand wird denken, dass ich dir diesen Job besorgt habe. Obwohl, weißt du, ich könnte ein paar Strippen in gewissen Entertainmentkreisen ziehen. Solltest du jemals einen Job in—“
„Nein. Ich würde nie—“
Er bricht in Gelächter aus. „Immer ehrenhaft. Okay, okay.“
Wow. Seine falsche Vorstellung von mir ist ziemlich fest verwurzelt. Die Lügen stapeln sich, aber ich bin zu müde um sie klarzustellen. Angesichts seines Auftretens werden wir wahrscheinlich nur sitzen und noch ein bisschen quatschen, obwohl ich ihm eine korrektere Vorstellung vermitteln könnte, wenn ich ihm die Klamotten mit meinen Zähnen vom Leib reißen würde. Der Gedanke lässt mich lächeln und gleichzeitig den Kopf schütteln. Die ganze Situation ist hoffnungslos. Ich lasse meinen Blick von ihm abgewendet. Als würde ich seinen bekleideten Körper nichtsowieso schon auswendig kennen.
Wir kommen zu meiner Tür und ich schiebe die Keycard mit einem Klick hinein. Er tritt trotzdem heran, um mir die Tür zu öffnen. Sobald ich eingetreten bin, fragt er: „Darf ich?“, und kommt mir nach, wobei er mit einer Hand das Licht anmacht und mit der anderen die Tür hinter uns schließt.
„Tut mir leid, das Zimmer ist nicht ganz so nett wie deins.“
„Das hier ist die Art Zimmer, an die ich gewöhnt bin. Lass mich wissen wenn dir das alles zu viel wird, du weißt schon, mit dem Glamour und so.“ Er sieht mich an, als würde er etwas von mir erwarten.
Hätte ich lachen sollen?
Wir stehen beide noch an der Tür. Ich frage mich, welchen Hinweis ich nicht verstehe. „Mach schon“, sagt er. „Putz dir die Zähne. Zieh deinen Pyjama an.“
Häh? denke ich. Was soll das heißen? Sollte ich etwa zu hoffen wagen, dass dies einen Wandel in unserer ‘Freundschaft‘ bedeutet? Ich gehe ins Badezimmer und lasse das Wasser laufen. Ich brauche ein paar Minuten, um mir das Gesicht zu waschen, die Zähne zu putzen und meine Trainingshose anzuziehen. Ich habe angefangen in Trainingshosen zu schlafen, als ich mich entschied, kein leichtes Mädchen mehr zu sein. Es schien einfach gut zu meinem neuen Lifestyle zu passen, aber es ist alles andere als ideal, wenn Zach Wechsler auf meinem Bett sitzt. Ich stecke den Kopf aus der Tür und er lächelt mich an.
Ja, das reicht nicht. Ich ducke mich zurück ins Bad und flechte mein Haar zu Zöpfen. Mehr kann ich nicht tun, um mein Image etwas aufzumöbeln. Als ich ganz nach draußen trete, wartet er auf mich, die Schuhe ausgezogen und seine Füße auf meinem Bett, faulenzend. Als ich näher komme, steht er auf und zieht die Bettdecke für mich zurück. „Mylady.“
Direkt ins Bett?

Im Kindle-Shop: 'Break It Up' (Nicht mein Märchen 2.5)

Mehr über und von E.M. Tippetts auf ihrer Facebook-Seite und auf Twitter.

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12. August 2015

"366 kreative Schreibimpulse" von Laura Martin

Du liebst das Schreiben oder möchtest es ausprobieren? Du würdest gern öfter etwas schreiben, doch Dir fehlen die Ideen für den Anfang?

Vielen Menschen, die Freude am Schreiben haben, geht es ähnlich. Doch wie lässt sich diese Ideenblockade überwinden? Die Antwort ist einfach - mit Schreibimpulsen. Sie sind fiktive Ideengeber und Story Starter zugleich.

Nutze sie, um Einfälle zu generieren, um Charaktere zu erschaffen, Szenen auszuarbeiten, Stories zu entwickeln, Dein Lieblings-Genre zu bedienen, Deine Kreativität auszuleben, Deine Schreibfähigkeiten auszubauen und nebenbei viel Spaß zu haben.

Gleich lesen: 366 kreative Schreibimpulse: Ein Jahr voller Ideen für Geschichten, Bücher, Blogs, Artikel und mehr

Leseprobe:
Du liebst das Schreiben oder bist neugierig darauf, es auszuprobieren? Du würdest gern viel öfter etwas schreiben, doch oft fehlen Dir die Ideen für den Anfang? Meist bleibt das Blatt vor Dir dann weiß und leer. Damit stehst Du nicht allein da. Vielen Menschen, die Freude am Schreiben haben, geht es ähnlich. Selbst die ganz großen Schriftsteller kennen Phasen in ihrem Leben, in denen ihnen keine Idee kommen will, die es wert wäre, schriftlich weiter ausgeführt zu werden. Doch was kann man dagegen tun und wie lässt sich diese Ideenblockade überwinden?
Manche unter uns werden vielleicht aufgeben wollen, weil sie denken, wenn ihnen schon der Funke fehlt, der das Feuer entfacht, wie soll dann erst eine tolle Story entstehen? Andere werden sich quälen, unbedingt etwas zu Papier bringen zu müssen, weil sie Angst vor der allgegenwärtigen Schreibblockade haben. Doch ist die Schreibblockade wirklich eine solche? Am Schreiben selbst liegt es oft gar nicht. Ich habe festgestellt, dass es sich in den meisten Fällen eher um die schon erwähnte Ideenblockade handelt. Die Initialzündung für unsere Schreibarbeit fehlt ganz einfach. Doch bedeutet das auch gleich, dass wir nicht kreativ genug für das Schreiben sind? Natürlich nicht.
Ich bin der festen Meinung, dass jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, kreativ zu sein. Manchmal tief verborgen, steckt sie dennoch in uns. Kreativität ist ein großer Motivator. Sie lässt uns Spaß haben an dem, was wir tun. Kreativität macht die Dinge, an denen wir arbeiten, erst spannend. Sie treibt uns voran. Das Schreiben selbst ist letztendlich eine Form des kreativen Ausdrucks. Es wäre also schade, wenn Du mangels zündender Ideen mit dem Schreiben aufhören würdest. Viele tolle Geschichten stecken in jedem von uns. Sie würden dann niemals das Licht der Welt erblicken. Lass Dir mit diesem Buch von mir auf die Sprünge helfen.
366 Kreative Schreibimpulse liefern Dir ein Jahr lang Ideen für Geschichten, Bücher, Blogs, Artikel und mehr. Den Rest überlassen wir dann getrost Deiner Kreativität. Wollen wir gemeinsam beginnen?

Kapitel 1 Schreibimpulse
Was genau brauchst Du nun für Deine zukünftigen Stories? Eigentlich nicht viel mehr, als einen kleinen Gedankenanstoß. Oder gleich ganz viele, da Du vermutlich über einen längeren Zeitraum schreiben möchtest. Diese Aufgabenstellung habe ich mir zu Herzen genommen und für Dich 366 Schreibimpulse in Form verschiedener Schreibaufgaben zusammengestellt. Diese ermöglichen es Dir, Dich ein Jahr lang auf das Schreiben selbst zu konzentrieren. Dieses Buch bietet Dir eine Fülle von Ideen, Charakteren, Sichtweisen, Schauplätzen, Handlungen, Kombinationen und Aufgaben, an denen Du arbeiten und wachsen kannst. Mit ihrer Hilfe musst Du Dir nicht den Kopf darüber zerbrechen, worüber Du schreiben könntest. Nutze die Impulse und leg einfach los. Meine Ideen können und sollen Dich zu Stories, Essays, Büchern, Songs, Gedichten, (wöchentlichen) Blogs, Hörspielen, Drehbüchern oder journalistischen Artikeln inspirieren. Viele gute Stories begannen als Impuls und wuchsen später zu einer ganzen Geschichte heran.
„Was bitte ist ein Schreibimpuls“, magst Du Dich nun fragen? Schreibimpulse, im Englischen auch Writing Prompts genannt, sind Stichwort und Sprungbrett zugleich. Sie helfen Dir, Dein Gehirn und Deinen Stift in Bewegung zu setzen. Sie dienen als kreativer Einstieg. Für Anfänger, wie auch für Schreibprofis. Sie können Dich in Fahrt bringen, solltest du den roten Faden inmitten eines Projekts oder Buches verloren haben. Sie können auch Pausenfutter sein, für eine Story neben der Hauptstory. Ein Impuls mag ausreichen, um das Eis zu brechen und das Einmalige aus Dir herauszuholen. Im besten Fall entzünden die Schreibimpulse Dein ganzes schriftstellerisches Potential. Wäre das nicht genial?

Im Kindle-Shop: 366 kreative Schreibimpulse: Ein Jahr voller Ideen für Geschichten, Bücher, Blogs, Artikel und mehr

Mehr über und von Laura Martin auf ihrer Website.

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10. August 2015

'Jeder liebt auf seine Weise' von Maria Resco

“Träum nicht von einem, den du nicht haben kannst“, ist jener gutgemeinte Rat der Mutter, der Lisa immer wieder auf die Palme bringt, denn tief in ihrem Innern ahnt sie, dass die Mutter recht hat. Dennoch hofft sie weiter auf ein Happyend für ihre Liebe zu dem Franzosen Daniel, an den sie schon in frühester Jugend ihr Herz verliert. Jahre der Sehnsucht vergehen, bis sie begreift, dass ihre Mädchenträume weiter nichts als Illusionen sind.

Sie heiratet den gutsituierten Manfred und beginnt mit ihm, ein gemeinsames Leben aufzubauen. Dann plötzlich taucht Daniel auf.

Gleich lesen: Jeder liebt auf seine Weise





Leseprobe:
Mit siebzehn hat man noch Träume heißt es in einem Lied. Die Melodie kam Lisa sofort in den Sinn, als sie nach Jahren zurückkehrte an jenen Ort an der Côte d’Azur, an dem alles begonnen hatte. Nichts hatte sich verändert, die Dünen, das Gestrüpp, die Felsen, die Pinien, alles war genau wie früher.
Damals war sie siebzehn, und sie hatte wirklich Träume. Sie hatte nicht gewusst, dass es auch Träume gab, die niemals Wirklichkeit wurden. Ihre Liebe zu Daniel war offenbar eine solche Illusion.
Sie hockte sich auf einen Fels und sah hinaus aufs Meer. Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie dachte an Paris, an seinen Brief, an sein Adieu, an die erste Nacht mit ihm hier an diesem Strand.
Er hatte nie gesagt, was sie immer von ihm hören wollte: Je t’aime. Was war so schwer daran?
Ich könnte es dir x-mal sagen, und dennoch muss es nichts bedeuten. Alle sagen es, weil es irgendeiner hören will. Gefühle werden nicht allein durch Sprache ausgedrückt, sie wirken einfach nur durch ihr Vorhandensein. So wie du allein durch deine Anwesenheit den Raum um mich herum erhellst.
Wundervolle Worte, innig, poetisch, romantisch, aber kein Je t’aime. Hätte ihr das zu denken geben müssen? War es überhaupt ein Glück, ihm begegnet zu sein?
Lisa erhob sich, ging die wenigen Schritte zum Wasser, streifte die Sandalen ab und ließ die sanften Wellen über die Füße schwappen. Es hatte sich kaum abgekühlt, obwohl es fast schon Mitternacht war.
Wie hingerissen sie von seinem Anblick war, als sie ihm zum ersten Mal gegenüberstand, wie charmant er sie begrüßt und wie schön er ihren Namen ausgesprochen hatte, Lisà, mit der Betonung auf dem A. Da konnte sie ja gar nicht anders, sie musste sich in ihn verlieben.
Genau genommen hatte sie es Adele, ihrer Jugendfreundin, zu verdanken, dass sie ihm begegnet war. Ohne sie wäre sie in jenem Sommer nie auf die Idee gekommen, nach Frankreich zu reisen. Auslöser für den spontanen Entschluss war ein Streit, in dem Adele sich mehr als unfair verhalten hatte. Lisa, zutiefst verletzt, war daraufhin der Einladung ihrer französischen Brieffreundin nach Clermont-Ferrand gefolgt, anstatt die Ferien mit ihr zu verbringen.
Aus Adeles Sicht hatte das ihrer Freundschaft jedoch keinen Abbruch getan; sie war in keiner Weise nachtragend. In regelmäßigen Abständen war ihre schillernde Gestalt in Lisas Leben wieder aufgetaucht und hatte sich gekonnt in Szene gesetzt, genau genommen schon vom ersten Tag an.

1972

„Ist das jetzt modern?“, frotzelte Adele. Wie eine Trophäe hielt sie den Rosenkranz in die Höhe, den sie gerade aus Lisas Etui gezerrt hatte. Neugierig gesellten sich ein paar Mädchen aus der Klasse dazu.
„Gib den her!“ Lisa schnappte nach der Kette.
Adele aber wandte sich blitzschnell um, legte den Rosenkranz um ihre Hände und faltete sie in theatralischer Manier wie zum Gebet Richtung Himmel: „Heilige Maria Mutter Gottes, lass es bitte endlich Mittag werden, damit ich mir eine Pommes Mayo holen kann! Ich sterbe vor Hunger.“ Dann sackte sie auf dem Stuhl in sich zusammen wie eine elendig Sterbende und schoss gleich darauf gackernd in die Höhe.
Natürlich lachten die anderen Mädchen mit, obwohl es überhaupt nichts zu lachen gab, fand Lisa. Der Rosenkranz war ein Geschenk der Großmutter, sie hing an ihm, nicht, um damit zu beten, sondern weil er mit seinen edlen weißen Perlen und dem filigranen Kreuz ein wunderschönes Schmuckstück war. Im Gegensatz zu all den anderen hier besaß sie nämlich Sinn für Schönheit.
Zum Glück betrat Frau Wieshaupt, die Lehrerin, das Klassenzimmer und alle verzogen sich flott auf ihre Plätze. Kommentarlos schob Adele den Rosenkranz über den Tisch zu Lisa, die verstaute ihn sorgsam im Etui, warf Adele einen bösen Blick zu und rutschte so weit wie möglich an den äußeren Rand ihrer gemeinsamen Bank, um zu demonstrieren, dass sie für derlei Scherze ganz und gar nichts übrig hatte.
Erst wenige Tage zuvor zum Beginn des neuen Schuljahres hatten die Mädchen sich kennengelernt. Eigentlich mochte Lisa ihre Tischnachbarin, sie war lustig, alberte im Unterricht herum, schnitt Grimassen und imitierte die Lehrer, wenn sie der Klasse den Rücken zuwandten. Sie hatte sogar schon geglaubt, Adele könne ihre Freundin werden. Aber wenn sich einer so gemein über sie lustig machte, hörte für Lisa der Spaß auf.
„Sollen wir zusammen die Bio-Aufgaben machen?“, fragte Adele nach Schulschluss ausgerechnet sie. „Bei mir ist keiner zu Hause, da können wir die Bude auf den Kopf stellen.“
Lisa reagierte nicht. Schnurstracks marschierte sie auf ihr Fahrrad zu.
„Wir können Musik hören und tanzen. Ich habe alle Platten aus der Hitparade.“
Lisa wurde hellhörig und blieb stehen. „Ehrlich?“
„Na klar. Juliane Werding, Christian Anders, Middle of the Road, hab ich alle da.”
„Wirklich? Auch Sacramento?“
„Klar.“
Lisa befand sich in der Zwickmühle. Sacramento war ihr absolutes Lieblingslied. Doch es würde Ärger geben, wenn sie nach der Schule einfach nicht nach Hause käme. „Gut. Ich fahre schnell heim und danach komme ich gleich zu dir.“

Im Kindle-Shop: Jeder liebt auf seine Weise

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"Der blaue Club" von Claudia Kuhn

Zu Unrecht gerät Peter Fechter, ein Polizist einer Spezialeinheit, ins Visier der Frauen des „Blauen Clubs“, die in Stuttgart ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen: Sexualstraftäter mit einer Kastration unschädlich machen! In letzter Sekunde rettet ihn die junge Krankenschwester Valeria Aydin, ausgerechnet die Frau, deren Hund Peter bei einem früheren Polizeieinsatz versehentlich erschossen hat.

Peter beginnt, auf eigene Faust gegen den Blauen Club zu ermitteln, Valeria hilft ihm widerwillig. Gemeinsam kommen sie den Täterinnen auf die Spur …

„Der hat morgen sicher Rückenschmerzen“, schnaufte Vier.
„Das dürfte sein kleinstes Problem sein, elendes Vergewaltiger-Schwein."
Sieben packte ein Bein des Bewusstlosen und schleuderte es in den Laderaum.

Gleich lesen: Der blaue Club: Kriminalroman

Leseprobe:
Von einem Schrei wurde er wach. Ruckartig fuhr sein Kopf hoch. Unglaublich, aber er hatte tatsächlich am Esstisch geschlafen. Die Arme als Kissen auf der Holzplatte verschränkt, war er wie ein Halbstarker in der Schulpause eingenickt. Valeria starrte ihn mit bestürzter Miene von der Tür aus an. Sie war es auch, die den Schreckenslaut von sich gegeben hatte. Kein Wunder. Er in diesem Raum. Und das schlafend. Wo war Leo?
Peter wusste beim besten Willen nicht, was er sagen sollte. Am liebsten wäre er vom Erdboden verschluckt worden. Leo musste die Sache klarstellen. Wo war der verdammte Kerl nur?
Als hätte sie seine Gedanken erraten, trat Valeria einen Schritt zurück in den Flur und rief nach der Person, die für diese Situation verantwortlich war. Keine Antwort. Scheiße! Dann fiel ihm wieder ein, was Leonhard ihm im Krankenhaus erzählt hatte.
Valeria war zwischenzeitlich mit gerunzelter Stirn ins Esszimmer zurückgekommen und fixierte ihn fragend.
„Er hat irgendwas erzählt, dass er mit einem Simon essen möchte“, krächzte Peter unbehaglich. Wie konnte der Idiot ihn hier nur allein lassen?
„Du meinst Sven?“
„Ja, stimmt.“ Er stütze die Arme auf und schirmte seine Augen mit den Händen ab. So eine beknackte Situation. Und jetzt bekam er auch noch Kopfschmerzen. Sollte er Max anrufen? Sein Handy lag noch vor ihm auf der Tischplatte. Er sah unmöglich aus mit seinen blauen Haaren! Hatte Valeria auch Angst vor ihm wie die Frau im Aufzug?
„Was machst du hier?“, riss Valeria ihn mit der alles entscheidenden Frage aus seinen Gedanken.
Sein Blick tat anschaulich kund, dass er das selbst nicht so genau wusste. Sie beharrte nicht auf einer Antwort, sondern bemerkte entschieden: „Du gehörst ins Krankenhaus.“
Peter begann langsam zu glauben, dass sie recht hatte. Er blinzelte und sah wieder nach unten.
„Ich weiß genau, dass ‚zur Beobachtung‘ in der Patientenakte stand. Frau Dr. Franke macht so etwas nicht zum Spaß …“
Die Frage, woher sie wusste, was diese Ärztin angeordnet hatte, und die Tatsache, dass sie auch in diesem Hospital arbeitete, ließ das Pochen in seinem Schädel stärker werden. Hatte Valeria ihn etwa im Krankenhaus gesehen?
Das Geräusch des Türschlosses unterbrach den unangenehmen Gedanken. Valeria hatte es auch gehört und eilte in den Flur. Peter entschied sich, Max anzurufen und griff nach seinem Handy. Während er im Telefonbuch die eingespeicherte Nummer seines Kollegen suchte, hörte er von nebenan Bruchstücke aus der Unterhaltung zwischen Valeria und Leo. Aus dem Themenkomplex diverser Geisteskrankheiten waren von der Frau, die deutlich Temperament zeigte, zahlreiche Begriffe zu hören. Unter Max‘ Nummer meldete sich nur die Mailbox. Mist!
Gerade als Peter dabei war, bei seinem Kumpel zu Hause anzurufen, vernahm er die Worte „… die spinnt doch!“. Dann tauchte die Sprecherin im Türrahmen auf und steuerte, ohne auf Peter zu achten, die Verbindungstreppe im angrenzenden Wohnzimmer an. Mit offenem Mund verfolgte er, wie die Frau barfuß die Stufen erklomm und sich oben erfolglos gegen die Klappe stemmte.
„Ja, Münzinger“, meldete sich eine weibliche Stimme am Apparat.
„Hi! Ich bin’s, Peter …“ Den Blick noch immer an Valeria geheftet, stammelte er weiter: „Kann ich bitte Max sprechen? Ich bin sein Kollege, Pe.“
Unkonzentriert lauschte er der Antwort der Frau, die angab, Max sei im Einsatz. Während Valeria wieder zur Tür rauschte, murmelte er: „Danke, vielleicht versuche ich es später noch mal auf dem Handy. Ist nicht so wichtig. Tschüss.“ Aufstöhnend ließ er den Kopf auf die Tischplatte sinken. Nicht so wichtig. Es ging ja bloß um sein Leben.
Draußen war inzwischen eine neue Stimme hinzugekommen. Karo. Es wurde Zeit, dass er von hier wegkam. Peter erhob sich und tappte zum Flur. Die drei Bewohner standen beim Eingang und sahen in seine Richtung. „Mensch, Peter.“ „Wo willst du hin?“ „Jetzt sieh ihn dir doch mal an.“ Alle sprachen durcheinander.
„Es ist wohl besser, wenn ich verschwinde“, murmelte er und versuchte, sich an dem Grüppchen vorbeizudrücken.
„Wo willst du denn hin?“, fragte Leo nochmals und stoppte ihn mit seiner Hand. „Hast du einen Kumpel gefunden, zu dem du gehen kannst?“
„Ich probier‘s nachher nochmal bei einem Freund …“
„Und was machst du bis dahin?“
Peter trat einen Schritt zur Seite, um an dem schmächtigen Kerl vorbeizukommen. „Vielleicht ein Hotel …“ Die Idee klang nicht gerade überzeugend. Unter einer Brücke oder in seinem Auto zu nächtigen, kam eher in Betracht. Dort würde ihn wenigstens niemand sehen. Immerhin besaß Peter mindestens zwei Kapuzenjacken und mehrere Kapuzenpullis. Bei fast dreißig Grad im Schatten war diese Kleidung zwar nicht unbedingt ideal, würde ihm aber trotzdem helfen.
„Valeria, jetzt sag du mal etwas. So kann er doch unmöglich rumlaufen.“
„Die Leute werden einen Herzkasper bekommen“, prophezeite Karo.
„Ich sage schon die ganze Zeit, dass er ins Krankenhaus gehört“, brachte Valeria knapp hervor.
„Die schicken ihn doch schon morgen wieder heim. Damit ist auch nichts gewonnen“, ereiferte sich Leo. „Peter, du kannst bei mir bleiben.“
Überrascht stellte Peter einen Moment das Atmen ein. Leonhard, der die skeptische Miene seines Gegenübers sah, erklärte mit wenigen Worten, dass er vorübergehend bei seinem Freund wohnen könne, er habe das vorhin beim Essen geklärt.
„Du spinnst wohl!“ Das kam von Valeria.
Auch Karo sah unsicher zu ihrer Mitbewohnerin hinüber, die rot anlief.
Leo sagte: „Jetzt sei nicht so! Gestern riskierst du deine Haut für ihn und jetzt lässt du ihn hängen … Sieh ihn dir doch an! So werden sie ihn lynchen. Mir ist auch klar, dass wir die Sache mit dem Blauen Club noch klären müssen.“
Peters Verwirrung nahm zu. „Was meinst du damit?“
„Die Mädels müssen schon wissen, warum der Blaue Club dich für einen Vergewaltiger hält.“
Peter sah von Leo zu Valeria und machte noch einen Schritt Richtung Wand. „Ich versteh nicht …“
„Ich glaub, er weiß gar nicht, was gestern Nacht hier los war“, mutmaßte Karo.
„Ich dachte, du hättest den Krankenwagen gerufen, Karo …“, stotterte Peter.
„Valeria hat mitbekommen, dass bei dir oben was nicht stimmt. Wegen der lauten Musik. Eigentlich wollte sie hochgehen, um dir den Kopf abzureißen …“ Karo überlegte kurz und lächelte dann: „Wenn man‘s genau nimmt, hat sie dir die Eier gerettet.“
Während Peter noch bemüht war, den Sinn dieser Worte zu verarbeiten, stieß er mit dem Rücken gegen die Wand.
„Mensch Karo!“, stieß Leo vorwurfsvoll aus.
„Er sollte wenigstens die Möglichkeit haben sich zu bedanken“, gab seine Mitbewohnerin patzig zurück.
Peter wurde schwindlig. Halt suchend presste er sich gegen den Rauputz. Hunderte von Fragen blockierten sein Gehirn und er stammelte das einzige Wort, das ihm einfiel.
„Danke.“

Im Kindle-Shop: Der blaue Club: Kriminalroman

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9. August 2015

'Das Eulenrätsel' von Ghila Pan

Was ist wirklich ‚wirklich‘? Diese Frage stellen sich auch Lisa und Alwin Richard. Eigentlich wollen die beiden einen entspannten Urlaub auf Hawaii verbringen. Doch plötzlich befindet sich Lisa, die einen unveröffentlichten Roman geschrieben hat, wieder mitten in ihrem Buch – und an seinem Schauplatz, den schottischen Highlands. Ihre Romanfiguren gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf und beginnen ihr Leben maßgeblich zu beeinflussen, bis Lisa und ihr Mann in ein gefährliches Abenteuer geraten.

Aber Lisa ist keine gewöhnliche Frau. Sie kann sich drehen und Flügel wachsen lassen. Auch ahnen vorerst weder Elester Claw, die Flohspinne Tarantilli, noch der BMS- (Bird-Message-Spatz) Posi, dass ihre Verbannung gemeinsam mit weiteren Romanfiguren Lisas in ein ‚Nichtiges Reich‘ – irgendwo über den Wolken Schottlands – ein Ende haben soll.

Nicht nur für Eulalia Birdwitch, die in ständiger Angst vor dem Tod lebt, wäre der Blick in seelische Abgründe und Welten monströser Wesen ein anderer gewesen, hätte sie etwas mehr gewusst …

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Leseprobe:
Schmal war der Pfad, der Boden fühlte sich warm an unter ihren Füßen, den einzigen Spuren im Sand. Hibiskusblätter streiften Lisas Schultern, sie stapfte ein paar Meter die Anhöhe hinauf. Vor ihr lag eine Bucht, ganz anders als die Strände zu Hause in New Jersey. Immer schon hatte Lisa geheime Orte gesucht, in der Natur genauso wie in ihrem Inneren. Doch während sie die äußeren Orte von den Zwängen der lärmenden Städte abschirmten, verliehen ihr die inneren manchmal Flügel. Dieser Ort hier schien beides zu versprechen; eine versteckte Bucht, durch Dünen von den anderen Stränden getrennt. Niemand könnte sie hier sehen.
Warmer Wind durchwühlte Lisas Haar, blähte ihr Gewand auf wie eine sanfte Hand. Sie schmunzelte und ging zum Meer hinab. Ob Alwin schon vom Einkauf aus dem Dorf zurückgekommen war? Sie wünschte, er möge sich Zeit lassen, sich keine Sorgen um sie machen. Er machte sich so viele Sorgen. Vor allem seit sie das Buch geschrieben hatte.
Sie sah zum Horizont und lauschte der Brandung. Als sie tief einatmete, wehte schwarzes Haar durch ihr Bewusstsein, dann ein lächelndes Kindergesicht: Maracella, das Südseemädchen! Ihre allererste Titelheldin. Lisa tat es heute noch leid, dass sie ihre eigenen Geschichten damals als Achtjährige verbrannt hatte. Die Erinnerung daran war wie ein Stich in die Seele.
Doch Maracella war trotzdem hier. Gegenwärtig, in Lisas Geist atmend. Behutsam legte Lisa die Arme um ihre Schultern und sah aufs Meer hinaus. Schließlich setzte sie sich langsam. Maracellas Kinderblick, ihre großen Augen, sahen Lisa an, so erwartungsvoll und forschend. Es war, als wäre Maracella hier neben ihr und musterte sie unverhohlen. Solches Haar in den Farbschattierungen von Eierschalen hatte Maracella wohl noch nie gesehen. Aber es gab viel, was ihre kleine Titelheldin noch nie gesehen hatte, obwohl sie alles andere als jung war. Lisa dachte noch darüber nach, warum diese Figur einer ihrer Kindergeschichten jetzt so präsent war, als sie eine helle Mädchenstimme fragen hörte, „Wer kennt dein Buch?“ Die Frage war so klar, dass Lisa sich umsah, doch nichts als Dünen, Sand und Meer waren um sie. Maracella lächelte sie an.
„Alwin!“, antwortete Lisa der Brandung nach einer Weile. Maracella hatte verstanden und sah ebenfalls zum Meer hinaus. Da saß Lisa nun, ihr Lächeln verband sie mit einem verlorenen Glück aus Kindertagen.
Weit draußen auf dem Ozean fuhren große Schiffe vorbei – aber was war das?
Lisa beobachtete, wie Maracella aufsprang und in die sich brechenden Wellen hüpfte. Als Lisa ebenfalls etwas in der Gischt auftauchen sah, ließ sie sich plötzlich rücklings in den Sand fallen. Mit einem Auge lugte sie auf Maracella. Als hielte das Mädchen einen sakralen Gegenstand in ihren Händen, musterte die Kleine das Treibgut.
„Da steht etwas geschrieben, unter dem Seegras und den Muscheln…!“, flüsterte Maracella geheimnisvoll.
„Ach ja, ein verschimmeltes Holzteil mit irgendwelchen Hyroglyphen, heißt vermutlich ‚Oliventransport’ auf Hawaiianisch, chinesisch oder makrobiotisch!“, sagte Lisa laut und schloss die Augen. Warum sagte sie das so laut und schnell? Doch wohl nicht, um mit der Vision ihrer kleinen Titelheldin zu kommunizieren? Lisa hätte sich am liebsten im warmen Sand vergraben.

Das letzte Jahr war so vielseitig gewesen. Und dann hatte sie diesen Traum. Ein Traum, der sie veranlasste wieder zu schreiben. Nach all den Jahren! Und sie schrieb und schrieb und schrieb… dieses Buch. Nicht für sich selbst oder für Alwin, das war von Anfang an klar. Und es würde sich niemals veröffentlichen lassen. Das war auch von Anfang klar. Aber sie musste es schreiben, sie hatte keine Wahl.
Warum spürte Lisa plötzlich ihr Herz heftig klopfen?
Die Antwort war wie ein sanfter Schlag. Gut, dass Lisa schon im Sand lag.
Sie existierten! Woher sie das wusste, konnte sie nicht sagen. Lisa sah sie nicht, so wie sie Maracella neben sich am Strand sah. Aber sie fühlte, dass sie lebendig waren.
Schweigend legte Maracella ihren Fund neben Lisa in den Sand.
„Und? Was steht da geschrieben?!“, fragte das Südseemädchen schließlich vorsichtig.
Lisa setzte sich auf und sah auf das Treibgut, das sie gut mit beiden Händen umfassen konnte. Salzig schmeckte der Geruch. Für einen kurzen Moment hatte Lisa den Eindruck, sie selbst wäre wie eine der Muscheln, die an dem Gegenstand hafteten: herausgerissen aus ihrem Element und zuhause in der Tiefe des Meeres.
„Ein Korken, er muss schon länger im Wasser geschwommen sein. Wahrscheinlich ist es ein Stück von einem Lebensmittelfass, irgendeine Werbung oder sonstige Beschriftung! Schwer zu lesen, man müsste das Seegras und die Muscheln ablösen...“, sagte Lisa leise zu sich selbst.
„Das ist kein Teil von einem Fass!“, drängte sich Maracellas Stimme in Lisas Gedanken.
Lisa seufzte und schüttelte den Kopf. Warum war sie nur so naiv und ließ sich von ihrer kleinen Titelheldin dazu verleiten, auf ein Stück Treibgut zu starren? Sie wusste die Antwort einen Augenblick später. Weil das Treibgut nicht unbedeutend war, und eine andere Titelheldin fiel ihr ein. Bela Petty. „Ach, das ist doch bedeutungslos!“ Oh Gott, jetzt sprach Lisa schon zu sich selbst. Ob sie sich überzeugen konnte?
Das Mädchen streckte den Oberkörper. Ihre dunklen Augen blitzten angriffslustig.
„Aber das könnte doch auch eine Botschaft sein...!“ Mit einem lauten Stöhnen ließ sich Lisa wieder in den Sand fallen.

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7. August 2015

"Verlorene Sehnsucht" von Ute Jäckle

Die neunzehnjährige Kolumbianerin Elena versucht verzweifelt, ihre erste große Liebe, Rico, zu vergessen. Seine kriminelle Vergangenheit bei der Mafia belastete ihre Beziehung schwer. Desillusioniert wieder zu Hause begegnet sie Lorenzo, einem sexy Womanizer, der nichts anbrennen lässt. Er hilft ihr zurück in ihr altes Leben, und sie fühlt sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unbeschwert.

Derweil trifft Rico aus Liebe zu Elena einen folgenschweren Entschluss und beschwört damit Ereignisse herauf, die auch Elena in höchste Gefahr bringen. Denn die Mafia vergisst nicht. Und bald weiß Elena nicht mehr, wem sie noch trauen kann und wen sie liebt.

Gleich lesen: Verlorene Sehnsucht




Leseprobe:
»Lasst mich sofort los, aua! Nein, ich geh da nicht rein!«, kreischte es laut durchs Lager. Erschrocken fuhr Rico von seiner Hüttenwand auf, wo er den Vormittag über gedöst hatte. Mittlerweile stand die Sonne schon hoch am Himmel. Der Regen hatte aufgehört, die schwüle Luft legte sich wieder über das Lager und brachte alle zum Schwitzen.
Interessiert betrachtete er das Treiben am Eingang des Camps und trat ein paar Schritte vor, um alles besser im Blick zu haben. Auch Torres kam, durch den Lärm angelockt, aus seiner Hütte und stellte sich in einem wild gemusterten Seidenhemd neben ihn. Offensichtlich wollte er sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen lassen, während die Wächter bereits zu ihren Gewehren griffen. Mit einer kurzen Handbewegung beschwichtigte er die Leute.
Zwei Männer zerrten soeben eine wild um sich schlagende schreiende junge Frau herein.
»Loslassen! Nehmt eure dreckigen Pfoten von mir!«
»Verflucht«, brüllte einer, dem sie in die Hand gebissen hatte. »Hör auf mit dem Theater, sonst kriegst du 'ne Tracht Prügel, du Luder!« Er verdrehte ihren Arm auf dem Rücken und schob sie weiter voran. Darüber geriet sie noch mehr in Rage, trat nach ihm und erwischte ihn dieses Mal am Schienbein. »Ihr könnt mich mal! Glaubt ihr im Ernst, ich komm einfach mit euch mit?!«
»Ruhe jetzt, sonst setzt es was! Den ganzen Weg über machst du schon so einen Aufstand! Ich hab die Schnauze voll!« Der andere schnappte sich ihre Beine und gemeinsam trugen sie das sich heftig wehrende Bündel weiter.
»Sag Córdoba, ich will ne Gefahrenzulage«, flüsterte Rico und beobachtete fasziniert den ungleichen Kampf. Zäh war sie, das musste er ihr lassen. Obgleich sie völlig chancenlos gegen die beiden breitschultrigen Männer war, gab sie nicht auf.
Torres lachte, seine Augen waren glasig. »Für die braucht man ein Betäubungsgewehr. Gut, dass du dich um sie kümmern wirst.«
»Das kann ja heiter werden.« Alle Hoffnungen Ricos auf einen einfachen Auftrag verflogen in diesen Sekunden. Hier war ein Raubtierbändiger vonnöten.

Im Kindle-Shop: Verlorene Sehnsucht

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"Solange wir uns erinnern" von Sebastian Haberland

Sarah ist seit einem Jahr tot. Noch immer hat Gregor den Verlust seiner Frau nicht überwunden, und obwohl seine Therapeutin ihm davon abrät, geht er an Sarahs erstem Todestag in den Park, in dem sie sich einst kennenlernten.

Johanna ist seit fünfundzwanzig Jahren alleine. Ihr Mann wurde als politischer Gefangener in der DDR hingerichtet, und seit ihrer eigenen Inhaftierung hat sie auch die gemeinsame Tochter nie wieder gesehen. Um die Erinnerung an die Familie am Leben zu erhalten, besucht sie den Park, in dem sie früher mit ihrem Mann und ihrer Tochter spielte.

Als Gregor und Johanna auf einer Bank ins Gespräch kommen, ahnt keiner von beiden, dass sie viel mehr verbindet als der Verlust eines geliebten Menschen.

Gleich lesen: Solange wir uns erinnern (Kindle Single)

Leseprobe:
Der kühle Wind wirbelte die trockenen Blätter durch den Park, und der frische Duft des nahenden Winters lag in der klaren Luft. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein feiner Nadelstich. Gregor war das gerade recht. So konnte er den Schmerz ein wenig betäuben, der seit einem Jahr sein ständiger Begleiter war. Eingemummelt in Schal und Parka saß er in dem Park, in dem er Sarah beim Joggen zum ersten Mal begegnet war. Es war der neunte November, der Tag, der sein Leben ebenso verändert hatte wie das Schicksal des deutschen Volkes. Die Erinnerung brannte in seinem noch immer entzweiten Herzen. Seine Therapeutin riet ihm seit Wochen davon ab, diesen Tag alleine zu verbringen. Doch auch dieses Mal konnte er nicht anders. Gregor war nie der Typ gewesen, der seine Wunden leckte. Aber an diesem Tag wollte er einfach nur alleine sein. Im Park sitzen und sich den Kopf freipusten lassen. Leider lockte die Sonne, die sich in den letzten Wochen rar gemacht hatte, etliche Menschen in den Park. Sollten sie doch dahin gehen, wo sie hingehörten - nach Hause zu ihren Familien, ins Büro oder in den Urlaub. Gregor wusste, dass er den Menschen keinen Vorwurf machen konnte. Er war es, der nicht mehr in der Lage war, am sozialen Leben teilzunehmen. Vielleicht sollte er zumindest den zweiten Ratschlag seiner Therapeutin befolgen und Rudi besuchen, um sich mit ihm auszusprechen. Doch Gregor weigerte sich seit jenem Tag, auch nur ein Wort mit seinem ehemals besten Freund zu wechseln. Der Schmerz brannte viel zu tief in seiner Seele. Ein Schwarm Krähen erregte Gregors Aufmerksamkeit. Wie aus dem Nichts erhoben sich die Vögel von einem der Bäume in die kalte Luft. Lärmend zogen sie ihre Kreise, ehe sie sich, nach Nahrung suchend, auf der Wiese niederließen, um die ein Rundweg mit zahlreichen Bänken führte. Eine der Krähen entdeckte in einem Mülleimer etwas Essbares und machte die anderen schreiend darauf aufmerksam. Bald waren die Vögel zu einem einzigen, schwarz pulsierenden Haufen verschmolzen. Einzelne Tiere konnte man nur noch erahnen. Seltsam, dass sogar Krähen mittlerweile Schwärme bildeten. In Gregors Erinnerung waren sie eher Einzelgänger gewesen. Wahrscheinlich war ihm das Sozialverhalten der Tiere aber bisher ganz einfach deshalb entgangen, weil er ohne den Unfall niemals auf die Idee gekommen wäre, sich alleine in einen Park zu setzen und Vögel zu beobachten. »Elegante Tiere, nicht wahr?«
Gregor zuckte zusammen. Er hatte keine Ahnung, wann die Frau sich neben ihn gesetzt hatte. Bevor er aufstehen, die Hände in den Taschen vergraben und mit gesenktem Kopf davonstapfen konnte, legte sie ihm ihre runzlige Hand auf den Oberschenkel. »Bleiben Sie doch noch eine Minute. Ich bin den ganzen Tag alleine.« Ihre traurigen Augen wurden von dem faltigsten Gesicht umrahmt, das Gregor jemals gesehen hatte. »Ich bin kein guter Zuhörer«, sagte er und wandte sich demonstrativ ab.
Gregor hatte keine Lust darauf, sich von einer alten Dame volltexten zu lassen. Andererseits konnte er nicht einfach aufstehen und die Frau mit den traurigen Augen alleine lassen. »Das macht nichts«, unterbrach sie lächelnd seine Gedanken. »Dafür bin ich eine gute Erzählerin. Außerdem sitzen Sie genau auf der Parkbank, die ich seit fünfundzwanzig Jahren am neunten November aufsuche.« Erstaunt drehte Gregor sich zu ihr um. Was brachte einen Menschen dazu, diesen Park seit einer halben Ewigkeit zu besuchen? Und dann auch noch im November, wo sämtliche Blumen verblüht und fast alles Grün verschwunden war. Ganz abgesehen davon, dass Berlin, weiß Gott, schönere Parkanlagen zu bieten hatte. Die Frau ließ ihre Hand auf seinem Oberschenkel ruhen, als sei es das Normalste der Welt. Gregor wusste, dass er nicht mehr kommentarlos gehen konnte. Er hatte den Absprung verpasst. Nun würde er eine Ausrede oder Notlüge erfinden müssen, die ihm spontan nicht einfiel. Das Holz der Bank knarrte in seinem Rücken, als er sich seufzend zurücklehnte. Selbst als ihre kalte, runzlige Hand die seine ergriff, protestierte er nicht. So saßen sie eine ganze Weile schweigend da, ehe seine Sitznachbarin in ruhigem Ton zu erzählen begann.

Mit zwanzig Jahren habe ich zum ersten Mal einen Menschen verloren. In dem Alter ist der Tod das Letzte, mit dem man sich auseinandersetzt. Und so traf das Schicksal meinen Mann Karl und mich völlig unvorbereitet. Als die Krankenschwester an jenem kühlen Augusttag in mein Zimmer stürmte, umwehte sie eine Aura, die nichts Gutes verhieß.
»Edith ist … ich meine … Ihre Tochter«, stammelte sie außer Atem. Ihre feuchten Augen verrieten, was sie sich nicht zu sagen traute.
»Edith hat sich entschieden, nicht mehr aufzuwachen«, stellte ich sachlich fest. Die Krankenschwester nickte nur. Tränen liefen ihre eingefallenen Wangen hinunter. »Es tut mir so leid«, sagte sie mit belegter Stimme und ließ uns alleine.
Seit ihrer Geburt war Edith ein ungesund zartes Kind gewesen. Eigentlich hätte ich es von Anfang an wissen können, doch bei der ersten Geburt fehlt einem die Erfahrung, ein dem Tode geweihtes Kind als solches zu erkennen. Nach neun Monaten war ich froh, die Schwangerschaft endlich hinter mir zu haben. Glücklicherweise war die Geburt leicht gewesen, was wohl vor allem Ediths Gewicht von nur tausendachthundert Gramm und ihrer geringen Körpergröße zu verdanken war. Ich war so stolz und so voller Liebe, dass ich am liebsten die ganze Welt umarmt hätte. Nach etwa einer Woche stellten die Ärzte einen schweren Herzfehler fest. Edith musste fortan starke Medikamente nehmen, entwickelte sich aber gut, nahm stetig zu und wuchs rasch. Ich war für ein paar Tage zu einer Freundin aufs Land gefahren, als Karl mich eines Abends aufgeregt anrief.
»Sie weigert sich zu essen.«
»Was heißt das?«, fragte ich besorgt. »Hast du schon versucht, ihr Honig unter den Brei zu rühren?«
Ab und zu kam es vor, dass Edith von einem Tag auf den anderen ihren Brei nicht mehr essen mochte. Dann spuckte sie die Nahrung aus und begann vor Hunger zu weinen. Lange hatte ich ihr in solch einem Fall die Brust gegeben, doch ein paar Wochen zuvor fanden wir heraus, dass wir sie mit Honig austricksen konnten. Ich weiß noch, wie wir darüber scherzten, was für ein Schleckermaul unsere Tochter doch war. »Ich habe alles versucht«, beteuerte Karl. »Honig, Zucker, Sirup. Aber seit heute Morgen hat sie keinen Bissen zu sich genommen.«

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