17. Dezember 2015

'Franzl und der grüne Stern' von Katharine Loster

Der Wichteljunge Franzl hat mit seinen Geschwistern gewettet, wer das beste Abenteuer erleben wird. Dabei ist er sich nicht sicher, ob er wirklich ein Abenteuer erleben will. Was macht man in so einem Fall? Man macht sich auf den Weg zu seinem besten Freund um die Angelegenheit zu besprechen und genau das macht auch Franzl. Kaum bei seinem Freund Moritz angekommen, trifft er auf Rufus einen Rattenjungen, der in Schwierigkeiten steckt.

Mit seinen Freunden Moritz, Paul und Rufus gerät Franzl in einen Strudel lustiger, aufregender und magischer Ereignisse.

Franzl und der grüne Stern ist der 2.Teil der Kinderfantasy-Geschichten von Katharine Loster. Das Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren und zum gemeinsamen Lesen für Kinder ab 6 Jahren ideal.

Gleich lesen: Franzl und der grüne Stern (Kinderfantasy-Geschichten von Katharine Loster 2)

Leseprobe:
AUFREGUNG IM HAUS MÄUSEBRUMM

Amalie Mäusebrumm trippelte voraus in die Küche!
„Mooooooritz, Mooooooooritz….Franzl ist da!“
„Franzl, möchtest du auch etwas essen? Ich habe Haselnusspfannkuchen gebacken“, fragte die Mutter seines besten Freundes. Schon stand auch ein Teller mit drei köstlich duftenden Haselnusspfannkuchen mit Brombeergelee vor Franzl.
„Mmmpf, maampf- mmallmoooo“, sagte Moritz, er hatte die Backen vollgestopft, aber Franzl konnte sich denken, dass Moritz eigentlich ‚Hallo‘ gesagt hatte.
Franzl lief das Wasser im Mund zusammen und nach einem kurzen ‚Servus Moritz‘, hatte auch Franzl schon den Mund vollgestopft mit den herrlichen Nusspfannkuchen. Niemand konnte die so gut zubereiten, wie Moritz‘ Mutter.
„Kinder, ich muss los zu den Hasel- und Brombeersträuchern. Esst in Ruhe fertig! Den Brief von Theresa muss ich dann am Abend lesen, ich bin schon spät dran.“ Sie gab Moritz noch einen Kuss auf seine Haselmausstirn, strich Franzl über die blonden Haare und schon war sie …tripp, tripp, trappel, hinausgewuselt.
…Schleck, wisch, putz, reib … Moritz schleckte sich seine Mäusepfötchen und putzte sich nach Mäuseart sein Gesicht.
“Schön, dass du zum Spielen gekommen bist. Ich hätte sonst sicher zum Nüsse- und Brombeersammeln mitgehen müssen und darauf habe ich überhaupt gar keine Lust“, piepste Moritz.
Moritz‘ Pfötchen wuschen emsig weiter das kleine Mäusegesichtchen.
„Moritz, ich brauche deine Hilfe, ich habe heute keine Zeit zum Spielen. Ich habe mit meinen Geschwistern gewettet, dass ich das beste Abenteuer erleben werde, dabei habe ich keine Ahnung, wie ich überhaupt ein Abenteuer finden soll.”
Moritz stoppte abrupt sein Gesichtswaschritual und blinzelte erstaunt durch seine kleine, runde, goldene Brille. Die Zungenspitze hing noch ein kleines Stück aus seinem Mäuseschnäuzchen und er wackelte fassungslos mit seinen kleinen Haselmausohren. Das machte er immer, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte.
„Äh – hm…“, piepste Moritz.
…………tschlipfz …mzmazm…Jetzt hatte Moritz seine Zunge wieder unter Kontrolle und fragte Franzl: „Wieso MUSST du ein Abenteuer erleben? Das ist ja ganz ganz ganz ganz ganz ganz furchtbar“, Moritz schüttelte es.
Vor Entsetzen stellten sich sogar die Haare von seinem Pelz auf. Jetzt sah Moritz wie ein Ball aus Fell aus. Seine Schnurrbarthaare zitterten.
„Wer verlangt denn so etwas von dir?“, fragte Moritz erbost.
„Hahaha…“, Franzl lachte laut. „Das ist doch nicht wirklich schlimm Moritz. Es ist nur so, dass ich nicht weiß, welches Abenteuer ich erleben soll und schon gar nicht, wie ich das beste finden soll.“
Franzl erzählte Moritz von der Wette mit seinen Geschwistern. Mit aufgerissenen Augen und immer noch zitternden Schnurrbarthaaren hörte Moritz zu.
Haselmäuse sind von Natur aus sehr scheue, furchtsame Geschöpfe. Moritz, als der jüngste und kleinste seines Wurfes, bildete da keine Ausnahme. Er war nicht gerade ein Feigling, aber alles was auch nur im Entferntesten gefährlich werden könnte, kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Ein Held war Moritz sicher nicht, aber er besaß ein großes mitfühlendes Herz genau wie Franzl. Er war auch sehr klug, auch wie Franzl. Darum waren die beiden auch so gute Freunde, sie verstanden einander einfach.
So saßen die beiden nun am Küchentisch der Mäusebrumms. Beide hatten den Kopf auf die Hände gestützt und dachten nach.
..Tick, tack, tick, tack…
Es war so still, so mucksmäuschenstill, dass man die Uhr im Wohnzimmer ticken hörte.
…Rums, polter, bang, paff, bumm… QUIIIIEEEEEK…………!
Ein lautes Poltern und Quietschen hallte durch die Räume.
„Arrh-Ah“, vor Schreck purzelte Moritz von seinem Stuhl. Franzl, der vor Schreck von seinem Sessel aufgesprungen war, fiel über Moritz drüber.
..Schieb, zerr, schubs….
„Geh runter von mir!“, fiepste Moritz und strampelte mit seinen Pfötchen. Franzl tastete nach seiner Brille, die ihm von der Nase gerutscht war und …rappel, krabbel, entwurrl….jetzt hatten die beiden es geschafft und sich wieder hochgerappelt. Vorsichtig schlichen sie zur Tür.
„Los Moritz, klettere rauf!“, rief Franzl und hielt ihm seine ineinander verschränkten Hände als Räuberleiter hin.
„Immer ich“, maulte Moritz und wackelte ordentlich, während er versuchte durch das Guckloch in der Tür zu schauen.
„Jetzt mach schon, was siehst du denn?“, drängte Franzl.
In dem Versuch einen besseren Halt zu finden, tapste Moritz mit seinem linken Fuß in Franzls Gesicht herum.
Taps, Mmmpf…
„Bäh!…Moritz nimm deine stinkige Flosse aus meinen Gesicht!“
Mit einem Rumps rutschte Moritz ab und beide krachten schon wieder auf den Boden.
„Was hast du gesehen?“
„Nichts, Franzl, du hast mich ja nicht ordentlich gehalten, du hast so gewackelt.“
Jetzt reichte es Franzl aber: „Ist ja gar nicht wahr! Und ich schaue jetzt nach. Ärgerlich blinzelte Franzl durch seine verrutschte Brille und riss auch schon die Tür auf.
Moritz lugte über Franzls Schulter und seine zitternden Barthaare kitzelten Franzl.
„Was schaut ihr denn so blöd?“
Vor Moritz und Franzl stand der kleine weiße Rattenjunge Rufus und versuchte grimmig dreinzuschauen, was ihm aber überhaupt nicht gelang. Das weiße Fell war komplett verstrubbelt und seine noble schwarze Weste war aufgerissen. Er hatte außerdem ein verschwollenes blaues Auge, blutete an der Wange und schluchzte leise vor sich hin.
Rufus drehte sich um und wollte schnell ins Nachbarhaus verschwinden. Er zitterte aber so stark, dass er mit dem Schlüssel nicht ins Schlüsseloch fand.

Im Kindle-Shop: Franzl und der grüne Stern (Kinderfantasy-Geschichten von Katharine Loster 2)

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16. Dezember 2015

"Das Geheimnis des Briefes" von Annette Hennig

Das Finale der großen Familiensaga um Liebe, Leid und Leidenschaft.

Argentinien 1945: Arthur Weimann flieht in ein neues Leben, ein fremdes Land, fern seiner Heimat. Er bekommt eine zweite Chance, heiratet eine Tochter aus reichem Hause und wird dennoch nicht restlos glücklich. Die Vergangenheit überschattet die Ehe mit seiner blutjungen Frau und er schreibt sich in einem Brief an seine große Liebe alles von der Seele. Erst 70 Jahre später treffen seine Zeilen ein, die Empfängerin ist, genau wie er, längst verstorben.

Nun ist es an seinen Nachfahren, das Geheimnis aufzudecken, das er ihnen hinterlassen hat. Werden seine Kinder und Kindeskinder ihn verstehen oder werden sie ihn verurteilen? Können sie ihm vergeben?
Eine fesselnde, dramatische Liebesgeschichte - geheimnisvoll und spannend erzählt!

Gleich lesen: Das Geheimnis des Briefes

Leseprobe:
Frankfurt, Deutschland 2014
Der Winter war schnell vorübergegangen, viele kalte Tage hatten sie nicht erlebt.
Nina saß mit ihrer Mutter das erste Mal in diesem Jahr auf der Terrasse bei einer Tasse Kaffee. Sie hatte ihre Enkeltochter Laurie von der Schule abgeholt, auf dem Weg hierher ein paar Stücke köstlichen Kuchen gekauft und nun genossen die Frauen die ersten warmen Sonnenstrahlen, die der März zu bieten hatte.
„Herrlich“, sagte Elisa und hielt das Gesicht Richtung Sonne.
„Ja, herrlich“, wiederholte Nina und schob sich eine weitere Gabel, beladen mit dem leckeren Kuchen in den Mund.
„So einen richtigen Winter hatten wir ja nicht“, bemerkte Elisa.
„Hmm. Brauch ich auch nicht wirklich“, nuschelte Nina mit vollem Mund. „Es ist schön wieder hier sitzen zu können“, setzte sie mit einem Blick in den weitläufigen Garten hinzu, in dem bereits die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge ihre Köpfe keck in die Frühlingssonne reckten.
„Wenn wir Pech haben kommt der Winter noch. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ostern Schnee läge“, sinnierte Elisa.
„Verschrei es nicht, Mama! Wir wollen froh sein, am ersten März hier sitzen und unseren Kaffee genießen zu können. Das haben wir nicht oft!“
„Wollte Alexa nicht auch noch kommen?“
„Sie kommt noch, Mama. Du kennst ja deine Enkelin, sie ist immer zu spät.“ Nina lachte mit vollem Mund.
„Dann sollte sie sich beeilen, bevor vom Kuchen nichts mehr übrig ist“, sagte Elisa mit einem Blick auf Nina, die sich bereits das dritte Stück auf ihren Teller lud.
„Sie isst sowieso keinen Kuchen. Alexa ist mal wieder auf Diät.“
„Immer noch? Sonst hat sich das doch spätestens Ende Januar erledigt!“
„Hmm, ich weiß auch nicht, was sie dieses Jahr hat“, überlegte Nina.
„Diese jungen Frauen!“, stöhnte Elisa, „und dabei ist sie gar nicht zu dick, nicht mal pummelig.“ Elisa schüttelte den Kopf, verdrehte die Augen und gedankenverloren schaufelte auch sie sich das nächste Stück Kuchen auf den Teller.
„Oma!“, hörte Nina ihre Enkeltochter rufen.
„Ja Laurie?“
„Kann ich mit Othello ein Stück spazieren gehen?“
Othello, der elfjährige Schäferhund des Nachbarn war inzwischen ein eher gutmütiges Schmusetier als der Wachhund vergangener Tage. Das machte es möglich, das kleine Mädchen mit dem großen Hund ohne Sorge kurze Runden drehen zu lassen. Laurie liebte es mit ihm ihre Spielchen zu treiben, ihn zu knuddeln und an den Ohren zu packen. Othello ließ alles ohne knurren stoisch über sich ergehen.
„Hast du Herrn Biller gefragt?“
„Ja, er hat es erlaubt.“
„Gut, aber geh nicht so weit. Bleib in der Nähe und schau auf deine Uhr! Wie spät ist es jetzt?“
Es dauerte eine Weile bis Nina eine Antwort bekam.
„Halb drei, Oma! Der kleine Zeiger steht zwischen der zwei und der drei und der große Zeiger steht auf der sechs“, führte Laurie aus.
„Richtig Laurie. Wenn der große Zeiger auf der drei steht und der kleine Zeiger zwischen der drei und der vier, dann bist du wieder da. Hast du verstanden?“
Wieder eine Weile Stille.
„Also viertel nach drei!“, rief Laurie.
„Ja, gut gemacht Laurie. Du bleibst nur hier in der Siedlung, hörst du!“ ordnete Nina an.
„Ja, ja“, hörten sie Laurie murmeln, dann war sie auch schon um die Hausecke verschwunden.
„Falls sie auf die Uhr schaut, könnte es klappen“, sagte Elisa und lachte.
„Das klappt schon.“
„Ich glaube, du erwartest zu viel von dem Kind, Nina. Sie war gerade sechs und du bringst ihr schon wieder bei die Uhr zu lesen. Denk mal daran, was für einen Krach du mit Alexa hattest, als Laurie von dir das Lesen lernte, noch bevor sie in die Schule ging“, gab Elisa zu bedenken.

Im Kindle-Shop: Das Geheimnis des Briefes

Mehr über und von Annette Hennig auf ihrer Website.

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14. Dezember 2015

'Stunde der Rache' von Tim Vogler

Menschen ohne Namen, Ermittler mit dunkler Vergangenheit. Ein Skandal, der bis zum Kanzler reicht und für eine ganze Stadt zum Albtraum wird …

Ein gekreuzigter Politiker und weitere rätselhafte Morde stürzen die Hauptstadt in den Ausnahmezustand. Der Mafiapate entgeht nur knapp einem Sprengstoffanschlag, ein hoher Berater des Kanzlers wird gekreuzigt. Die Ermittler der »Abteilung A« verstehen erst nach und nach, dass die Morde nicht nur in die höchsten Kreise aus Wirtschaft und Politik reichen. Sie bedeuten auch für jeden der drei Hauptermittler eine Reise in das dunkelste Kapitel der eigenen Geschichte …

Mit Illustrationen des italienischen Malers Cosimo Miorelli.

Gleich lesen: Stunde der Rache: Ein Berlin-Metropolis-Thriller

Leseprobe:
Weiße Wände
Im Fokus der Kühlschrank-Sensoren: Staatswohnung für Bedienstete, Normalstadt

Status der Wohnung: Für Personen der Klasse D 13

Besonderheiten: Möbel auf Wunsch entfernt 

Bilder an der Wand: 0

Anzahl der Fitnessgeräte: 9

Perez blieb in der Mitte seines unmöblierten Zimmers stehen. Sie hatte Maxim nach Hause gefahren und, während er im Auto noch in den möglichen Optionen nach einer guten Verabschiedung gesucht hatte, war sie schon aus dem Wagen gestiegen und hatte ihn durch die Scheibe angesehen, als sei er schwer von Begriff.
Nun stand sie in seinem Zimmer, blickte auf die komplett weißen Wände, das Schachbrett aus Holz neben der auf dem Boden liegenden Matratze und dachte an die vage Diagnose, die ihr Rat Siebenstein, der Chef von Berater Brandt, nach dessen überraschenden Tod zugespielt hatte. Verdacht auf schizoide Persönlichkeitsstörung, depressiver Charakter mit autistischer Wahrnehmungsverzerrung oder zumindest eine tiefgreifende Kontaktstörung, hervorgerufen oder verstärkt durch den frühen Tod der Eltern und eine schlimme Jugend. Durch den Verlust der Geschwister und nahezu aller Leute, die er kannte. Durch das Aufwachsen ohne Bezugspersonen, die mit Kompensationsbegabungen ausgefüllte Einsamkeit in einer für ihn völlig ungeeigneten Umgebung. Mit dem alten Schachbrett der Eltern und dem Boxsack als einzigen Begleiter im härtesten Militärinternat des MV.
Sie trat in den Durchgang zum nächsten Zimmer, in dem ein Fitness-Parcours vor der Glaswand aufgebaut war, hinter der die Lichter der Stadt falsche Sterne unter den wolkenverhangenen Himmel hängten.
»Warum keine Bücher, wenn du das so gerne mochtest?«, fragte sie und zeigte auf das Schachbrett.
»Waren verboten«, flüsterte er und war so nervös, dass er bald nicht mehr wusste, ob er das gedacht oder laut ausgesprochen hatte. Er überlegte, was er ihr noch erklären durfte. Was er von sich zeigen konnte, ohne sie zu verschrecken und merkte in seiner Angst nicht, dass sie sich längst entschieden hatte. Langsam kam sie auf ihn zu, strich über seine Brust, maß ihn mit Händen und Augen und zog ihm sein T-Shirt über die Schultern.
Spärliches Licht fiel aus dem Flur auf seinen Körper, dieses lebensfeindliche Relief aus Muskeln. Die Tätowierungen an beiden Armen und an den Rippen. Die Zerbrechlichkeit, mit der er da stand und die Erinnerung an seine Explosivität während der Kämpfe. Das paradoxe Bild eines Mannes, der im Ring zur Bestie wurde und nun komplett erstarrte, weil er nirgendwo seine Traurigkeit verstecken konnte.
Wieder fuhr sie seinen Körper mit den Fingern ab, merkte die Abwehrspannung ebenso wie die Gänsehaut, die ihre Berührungen hervorriefen. Die Zerrissenheit eines Kindes, das in dem Körper eines Mannes steckte und sich fragte, wie sehr es sich zeigen durfte. Wie man sich verhielt, wenn man lieben wollte, aber Liebe niemals gelernt hatte.
Ihre Finger fuhren über die Male an der rechten Körperseite und blieben an dem einen schlimm vernarbten Komplex unterhalb des Herzens stehen.
»Wo bekommt jemand wie du solche Narben her?«, flüsterte sie und er wusste, dass sie keine Antwort erwartete. Obwohl oder weil sie ahnte, dass die Narbe etwas mit den aktuellen Verwicklungen zu tun haben könnte. Weil sie ohnehin etwas anderes von ihm erwartete als solche Antworten und er es ihr geben wollte, obwohl er sich nicht vom Fleck rühren konnte.
Irgendwann löste sie sich von den alten Wunden. Sie legte die Hände auf seine Schultern und ließ sie dort so lange, bis er sie senkte.
»Wer bist du?«, flüsterte sie an seinem Hals und er wusste nicht, was sie meinte. Sah auf die weißen Wände, die Stadt hinter den leeren Zimmern und stöhnte auf, als sie in seinen Schritt griff. Als sie die Frage beiseite stellte, wer er in seiner Welt war, und ihn in ihre holte. Zu sich auf die pochende Weichheit ihrer Brüste. Die süß-feuchte Wärme ihres Schoßes. Die Wildheit ihres Atems, die auch von ihm Lebendigkeit forderte. Antworten, Besitznahme und Neuanfang. Die Bereitschaft, der zu sein, den sie in ihm sah und nicht das, was die Jahre aus ihm gemacht hatten. Der Wille, neu anzufangen, der ihm die Tränen in die Augen trieb, als er unter ihren Bewegungen versank und für einen Moment die Vergangenheit abschüttelte. Sich auf sie rollte und den Atem rasseln ließ. Verwundert die Schweißtropfen auf seinen Armen bemerkte und sie sofort wieder vergaß. Nur noch sie sah. Ihre Augen, die ihn wie Teleskopgreifer festhalten wollten. Die schlanken Arme, die nach hinten auf die Matratze sanken. Zu denen er niedersank, als der Schrei verhallt war. Als es wieder kalt wurde und er sich fragte, wie er bei ihr bleiben konnte – wie er ihr erklären konnte, warum er so leer war.

Im Kindle-Shop: Stunde der Rache: Ein Berlin-Metropolis-Thriller

Mehr über und von Tim Vogler auf seiner Website.

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12. Dezember 2015

"Quick: Drei Monate Leben" von Norbert Böseler

18 Stunden nach der Empfängnis bringt Janine Huber ein Kind zur Welt. Nick entwickelt sich unglaublich schnell, denn er altert an einem Tag um ein Jahr. Die Hebamme Diana Rieschel nimmt sich des Jungen an und weicht fortan nicht mehr von seiner Seite. Die beiden geraten in die Fänge eines dubiosen Wissenschaftlers, der skrupellos seinen Machenschaften nachgeht. Als Falcao, das Wesen aus dem Ei, auftaucht, kommt es zu einem dramatischen Wendepunkt in Nicks Leben.

Unter ständiger Bedrohung lebend, schreitet seine Zeit unaufhaltsam voran. Kann die Prophezeiung Rettung bringen?

Quick ist ein spannender Wettlauf mit der Zeit. Die Geschichte vereint Dramatik und Horror zu einem außergewöhnlichen Thriller.

Gleich lesen: Quick: Drei Monate Leben

Leseprobe:
Abgeschnittene Fingernägel lagen wahllos verstreut auf dem alten Tisch. Wie verendete Mehlwürmer verteilten sie sich auf der zerkratzten Holzplatte. Einige befanden sich auch auf dem verblichenen Dielenboden, direkt neben einem Büschel grauer Haare. Fein säuberlich aufgereiht standen zwischen den Fingernägeln sechs Patronen. Silbern glänzten sie im ersten Tageslicht. Mit zitternder Hand nahm der alte Mann die erste Patrone von links und führte sie zu der geöffneten Trommel seines handlichen Revolvers. Seine unruhige Hand verfehlte zunächst das kleine Ladeloch. Beim zweiten Versuch drückte er die Kugel ohne Probleme in die gähnende Leere der Aufnahme. Nach und nach lud er die restlichen fünf Patronen ein, schloss die Trommel, und legte die Waffe auf den Tisch ab.
Ihm war kalt. Nur mit T-Shirt und Jeans bekleidet, saß er vor Kälte bibbernd auf einem wackeligen Holzstuhl. Seine nackten Füße steckten in Sandalen. Die Zehennägel hatte er nicht abgeschnitten. Er würde es später nachholen, wenn es noch ein Später gab.
Obwohl es mitten im Sommer war, hatte es sich in der Berghütte die Nacht über merklich abgekühlt. Jetzt am frühen Morgen schienen aber schon die ersten Sonnenstrahlen durch das verschmutzte Butzenfenster. Eine leichte Windböe drang durch die zum Teil lückenhafte Verbretterung ins Innere und wirbelte Staub auf, der im jungfräulichen Tageslicht durch die Luft tanzte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne hoch über dem Berg stand und mit ihrer strahlenden Kraft die Hütte erwärmte. Solange musste der alte Mann hier ausharren, wahrscheinlich noch länger. Hoffentlich nicht noch eine Nacht. Er wusste nicht, ob er eine weitere Nacht bei eisiger Kälte überleben würde. Sowieso beschäftigte ihn die Frage nach dem nahenden Lebensende. Sein Körper hatte in den letzten Tagen doch rapide abgebaut. Geistig war er nach wie vor fit, aber die Müdigkeit, die sich in seine maroden Glieder schlich, bereitete ihm große Sorgen. Die Altersflecke in seinem Gesicht und auf den Armen vermehrten sich täglich und übersäten seine sonnengebräunte leicht runzelige Haut. Seine Haare und der Bart wurden mit der Zeit immer grauer, was er aber nicht als störend empfand. Die langen Haare hatte er zu einem Zopf zusammengebunden, so konnte er sie einfacher abschneiden, wenn sie zu lang wurden. Es war noch gar nicht lange her, da hatten seine Haare die Farbe von Ebenholz. Erstaunlicherweise verfügte er über makellose Zähne, noch befanden sich alle an Ort und Stelle, was er sehr verwunderlich fand. Sonderbar waren nicht nur die Zähne des alten Mannes.
Er hieß Nick, wurde aber von bestimmten Leuten, die ihn nur als Wunder der Natur betrachteten, Quick genannt. Seine Mutter hatte er nie kennengelernt. Auf seinen Vater wartete er jetzt. Wie sein Erzeuger hieß, wusste er nicht, wahrscheinlich Luzifer, denn er schien direkt aus den Tiefen der Hölle zu kommen.
Quick war drei Monate alt und wartete.

Im Kindle-Shop: Quick: Drei Monate Leben

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11. Dezember 2015

'Der Vergangenheit dunkle Zeiten' von Ulrike Eschenbach

In dieser autobiografischen Erzählung begleiten Sie Rike durch die schwierigen Situationen ihres Lebens. Schon im Babyalter von der Mutter verlassen, verbrachte Rike ihr erstes Lebensjahr in einem Kinderheim. Zur Adoption freigegeben erlebte sie in den folgenden Jahren bei ihren Adoptiveltern statt Liebe und Geborgenheit eine brachiale Erziehung, sowie Demütigungen und Schuldzuweisungen. Als sie mit zwölf Jahren die Wahrheit über ihre Herkunft erfuhr, brach ihre Welt endgültig zusammen.

Ungerechtigkeiten und Traumatische Erlebnisse bestimmten ihre Jugend sodass sie mit 18 Jahren die Flucht ergriff und nach weiteren 3 Jahren endlich das Haus der Adoptiveltern verließ. Doch statt nun Ruhe zu finden, wurde sie mit neuen Schicksalsschlägen konfrontiert.

Gleich lesen: Der Vergangenheit dunkle Zeiten: Die wahre Geschichte eines Adoptivkindes

Leseprobe:
Ein wunderschöner, lauer Spätsommertag neigte sich dem Ende zu. Die untergehende Sonne verschwand als rot glühender Ball langsam hinter dem Horizont. Die letzten roten Streifen, die durch die grauen Abendwolken schimmerten, verliehen dem Ganzen ein Gefühl des Friedens. An Gerda, die gedankenversunken am Fenster ihres kleinen, notdürftig eingerichteten Zimmerchens stand, zog dieses Naturschauspiel jedoch unbemerkt vorüber. Zu sehr war sie mit sich und der bevorstehenden Geburt ihres zweiten Kindes beschäftigt. Zudem machten sich unendliche Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in ihr breit. Warum nur, dachte sie, hatte sie diesem Mann noch einmal Glauben und Vertrauen geschenkt? Warum noch einmal an seine Lügen geglaubt? Schon einmal hatte er sie betrogen und belogen. Sie unmittelbar nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes verlassen. Verlassen wegen einer anderen Frau, die noch dazu einst ihre beste Freundin gewesen war.
Einige Monate später kam er um Verzeihung bittend wieder zu ihr zurück. Er machte ihr überzeugend glaubhaft, nur sie und seinen Sohn zu lieben. Von der anderen Frau, behauptete er, hätte er sich endgültig und für immer getrennt. Gerda liebte diesen Mann mit allen Fasern ihres Herzens und stellte somit alles mit ihm negativ Er lebte in den Schatten. All seinen Schwüren und Versprechungen glaubend begann sie eine erneute Partnerschaft mit ihm.
Er war zu ihr zurückgekommen, was für sie bedeutete, dass er seine kleine Familie doch sehr liebte. Gerda genoss diese neu auflebende Liebe und Gemeinsamkeit in vollen Zügen. Überaus glücklich und zufrieden schwebte sie auf rosa Wolken. Doch die Realität sollte sie sehr bald einholen. Gerda wurde zum zweiten Mal schwanger. Sie bekam das zweite Kind von diesem Mann. Dieses Mal verließ er sie schon währen der Schwangerschaft. Lapidar erklärte er ihr, sie nicht mehr zu lieben. Kalt und herzlos offenbarte er ihr dann noch, diese andere Frau, wo er mittlerweile auch Vater eines Sohnes sei, zu heiraten. Sein letzter Satz, bevor er ging, war: „Gerda, du musst nun zusehen, wie du alleine klarkommst! Da ich nun selbst eine Familie habe, kann ich dich auch nicht mehr unterstützen.“
Was war dieser Mann für ein Mensch? Unendlicher Hass gegen ihn brodelte in ihr. Er hatte sich für diese andere Frau, ihre einst beste Freundin entschieden und somit auch gegen sie und ihre beiden Kinder. Warum nur ließ er sie mit den beiden Kindern einfach im Stich? Warum? Zählte bei seiner Entscheidung Gut und Geld? Sie selbst war arm wie eine Kirchenmaus, die Freundin jedoch kam aus einer gut situierten Familie. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Wie sollte ihr Leben nun weitergehen? Von was sollte sie ihre Kinder ernähren? Sie bewohnte im Anbau eines Bauerhofes ein kleines Zimmerchen, ausgestattet nur mit dem Notdürftigsten. Eltern, die ihr hilfreich zu Seite stehen könnten, hatte sie nicht mehr. Die Mutter starb an Krebs, als sie 13 war, der Vater kam aus dem Krieg nicht mehr zurück. Ihre große Schwester Marianne, bei der sie bis zum siebzehnten Lebensjahr lebte, konnte und wollte sich ihrer nicht mehr annehmen. Marianne hatte sich zwischenzeitlich gut verheiratet und lebte in Norddeutschland. Gerda, die durch den Krieg in das über 500 Kilometer entfernte Bayern verschlagen worden war, musste hier nun ihr Leben mutterseelenalleine meistern. Außerdem wurde in dieser Zeitepoche ein uneheliches Kind, jetzt würden es dann sogar noch zwei sein, als eine große Schande angesehen, mit der sich Marianne, ihre Schwester, auf keinen Fall behaften und belasten wollte. Auch waren die Zeiten mehr als karg, sodass jede Familie zusehen musste, ihre hungrigen Münder satt zu bekommen. Der Krieg war zwar schon seit drei Jahren zu Ende, doch der erhoffte Aufschwung noch lange nicht in Sicht. Die erfolgte Währungsumstellung tat ihr Übriges, für die all und überall herrschende Not.
Gerda empfand mit ihren knapp einundzwanzig Jahren nur noch Hoffnungslosigkeit und Angst vor der Zukunft. Ihre Gedanken kreisten beständig um das eine – kein richtiges Zuhause, keine Arbeit, nichts zu essen und dann noch die alleinige Verantwortung für zwei Kinder. Um jedoch weiter mit dem Schicksal zu hadern oder weiter über das vergangene Leben nachdenken zu können, blieb Gerda keine Zeit mehr. Die Wehen setzen ein. Die Geburt ihres zweiten Kindes stand bevor. Eine kleine Seele drängte an das Licht der Welt. Am 1.9.1948 um 20:33 erblickte ich in einem kleinen Ort in Bayern das Licht der Welt. Ich erhoffte mir in diesem Dasein Liebe, Harmonie und Geborgenheit. Wünsche, die jede kleine Seele unbewusst mit auf Erden bringt. Die Hebamme legte mich meiner Mutter mit den Worten „ein zierliches, aber gesundes Mädchen“ in die Arme. Aber oh Gott! Was war das, was ich da fühlte? Liebe, Geborgenheit? Freude über meine Geburt – über mein Dasein? Nein!

Im Kindle-Shop: Der Vergangenheit dunkle Zeiten: Die wahre Geschichte eines Adoptivkindes

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10. Dezember 2015

'Der Todmaler' von Mark Franley

Nürnberg, im Jahre des Herrn 1502 …
Es sind traumatische Ereignisse, die in Aarons Seele wüten und seinen weiteren Lebensweg bestimmen. Alles, was ihm noch bleibt, ist die Perfektionierung seiner Leidenschaft und die Suche nach dem, was ihm entrissen wurde.

In einem Strudel aus verstörenden Erlebnissen und erotischen Begegnungen wandelt er bald auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Ohne Mitgefühl überschreitet er jede Grenze von Menschlichkeit und wird zum gnadenlosen Rächer seines Schicksals.

Ein packender Roman vor mittelalterlicher Kulisse.

Gleich lesen: Der Todmaler


Leseprobe:
Es war der erste Abend des siebten Monats im Jahre des Herrn 1502. Am Horizont, über den Dächern der stetig wachsenden Stadt, begann sich zu entladen, was sich schon den ganzen Tag angekündigt hatte. Dunkle Wolkenfetzen wurden vom Regen wie die Fahnen eines herannahenden Heeres nach unten gezogen und starke Windböen beugten das schon hochgewachsene Korn. Die Sonne war gerade untergegangen und das verbliebene Licht gab den aufziehenden Gewitterwolken eine noch bedrohlichere Farbe. Nicht wenige Nürnberger blickten an diesem Abend ängstlich zum Himmel und hofften darauf, dass Gott sie verschonen möge.
Der erste Blitz entlud sich ohne jede Vorwarnung. Zielsicher zog sich das schmale Band aus gleißendem Licht quer über die Dächer der Stadt und explodierte schließlich an der Spitze des höchsten Kirchturms. Zwei Sekunden später hatte der wie ein harter Schlag klingende Donner auch das Anwesen der Rieters erreicht.
Die werdende Mutter stieß einen heiseren Schrei aus. Feine Staubwolken lösten sich zwischen den Holzbalken der kleinen Schlafkammer, rieselten auf Evas Gesicht und vermischten sich mit den unzähligen Schweißperlen.
Immer wieder trat Georg Gottschläger an das kleine Fenster ihrer Gesindestube und starrte hinaus in das diffuse Licht, doch von der Hebamme war noch immer nichts zu sehen. Hinter ihm öffnete sich die Tür zu der Schlafkammer und das erschöpfte Gesicht einer schon etwas betagteren Magd schaute heraus. »Ich brauche frisches Wasser!« Mit diesen Worten reichte sie dem werdenden Vater die Schüssel hinaus und verschwand wieder.
Verärgert über diese Anweisung, überlegte er, die Schüssel einfach wegzustellen, doch seine Eva brauchte das Wasser und mit der Magd würde er am nächsten Tag noch ein paar Worte über ihr herablassendes Verhalten reden. Noch bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte, ertönte das ersehnte Klopfen an der Tür.
»Ja!«, brüllte er gegen das Grollen des Gewitters an, worauf sich die Eingangstür öffnete und den Blick auf eine unansehnliche alte Frau freigab.
»Na endlich«, stellte Georg barsch fest und wies auf die Tür zur Schlafkammer. »Sie ist da drin.«
Auch wenn man es ihr nicht ansah, die Amme war eine intelligente und erfahrene Frau. Vor ihr stand nicht der erste werdende Vater und sie wusste, dass diese meist aufgeregter waren als ihre gebärenden Frauen, daher gab sie nicht allzu viel auf die unhöfliche Anrede und kam stattdessen gleich zum Geschäftlichen. Unverblümt streckte sie ihm die faltige Hand entgegen. »Einen Taler jetzt und einen danach.«
Mit zittrigen Fingern zog Georg das geforderte Geldstück aus seiner Hosentasche und trieb die Alte an: »Hier … und jetzt geht endlich hinein.«
Doch die Amme rührte sich noch immer nicht und sah sich stattdessen fragend um. »Habt ihr noch nicht einmal Wasser abgekocht?«
»Nein«, stammelte der sonst so schlagfertige Georg kleinlaut, fasste sich dann aber und blaffte zurück: »Die Magd wollt ja nur kaltes.«
»Ich brauche abgekochtes Wasser in einer sauberen Schüssel«, wies ihn die Alte an und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, in die kleine Schlafstube. Keine zwei Atemzüge später kam die Magd heraus und verschwand wortlos über die Holztreppe, die in den Hof hinunterführte.
Während das Wasser langsam auf dem mäßig flackernden Feuer zu kochen begann, zuckte eine ganze Salve von Blitzen vom Himmel und der dazugehörige Donner verhinderte, dass Evas Schreie bis zu ihrem Mann vordrangen. Auch als die Amme das Wasser holte, erfuhr Georg nichts über den Zustand seiner Frau, wollte aber auch nicht allzu aufgeregt wirken und fragte daher nicht weiter nach.

Im Kindle-Shop: Der Todmaler

Mehr über und von Mark Franley auf seiner Website.

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9. Dezember 2015

"Sonnenwarm und Regensanft - Elfenstern" von Agnes M. Holdborg

Als Lena die unglaubliche Wahrheit über ihre Schwester Anna und deren Freund Viktor erfährt, gerät für sie die Welt aus den Fugen. Kann Sentran, ein Elitewachmann des Elfenkönigs Vitus, ihr dabei helfen, Annas Fähigkeiten und die der Elfen zu akzeptieren? Wer ist der Fremde, der das Geheimnis um die Welt in einer anderen Dimension lüften will? Und was hat die schöne Kirsa aus dem Norden damit zu tun?

Gleich lesen: Sonnenwarm und Regensanft - Band 3: Elfenstern








Leseprobe:
Sie sehnte sich nach ihrem himmlisch weichen eigenen Bett. Ohne Marius! Dieses Bett stand zwar in einem Zimmer, das sie sich mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Anna teilte, aber Anna war zurzeit bei ihrem Freund Viktor zu Hause. Weit weg! Sehr weit weg!
Lena Nell presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, als sie daran denken musste, wie weit weg Anna sich in der Tat aufhielt. Doch dann schüttelte sie den Kopf, um die beunruhigenden Gedanken daraus zu vertreiben. Das wiederum war allerdings gar nicht gut für die stechenden Kopfschmerzen, ganz genauso wie die dusselige Lounge-Musik in dieser grellen Bar, in die Marius sie direkt nach Feierabend geschleppt hatte. Auch taten ihr die Finger von den ganzen Haarwäschen, Kopfmassagen, Strähnchen ziehen und, und, und immer noch höllisch weh, genau wie der Rücken.
Mist! Heute kommt aber auch alles zusammen, dachte sie mürrisch und schlürfte missmutig an dem viel zu süßen rosafarbenen Cocktail, den Marius ihr bestellt hatte. Angewidert verzog sie das Gesicht. Sie teilte zwar seine Vorliebe für Altbier nicht, aber an solch klebrigen Getränken wie diesem hier fand sie auch keinen Gefallen.
Wäre ich doch bloß sofort nach Hause gefahren, schimpfte sie sich selbst.
„Hey, Marius an Lena! Jemand zu Hause? Haaallooo!“ Große dunkelbraune Augen, umrahmt von dichten Wimpern schauten Lena unter breiten hochgezogenen Brauen über einem Altbierglas hinweg an.
Typisch Marius, dachte Lena zerknirscht und stellte zum wiederholten Male fest, dass es wohl nur einen Mann hier in ganz Düsseldorf gab, der gleichzeitig reden und trinken konnte. Dass der sich dabei nicht verschluckt, überlegte sie.
Wie aufs Stichwort fing sie in diesem Moment selbst heftig an zu husten, weil ihr ein Körnchen vom dicken Kristallzuckerrand des Glases in die falsche Röhre geraten war. Froh, dass ihr die süße Plörre nicht gleich wieder zur Nase herauskam, holte sie tief Luft und zog aus der Handtasche ein Papiertaschentuch, um sich die aufsteigenden Hustentränen abzuwischen und ein drohendes Mascara-Fiasko abzuwenden.
„Na, du bist heute aber schräg drauf“, kommentierte Marius den Hustenanfall.
„Oh, vielen Dank auch für dein Feingefühl, Marius. Das ist genau das, was ich jetzt brauchen kann“, gab sie spitz zurück.
„Weißt du, Lena, ich hätte erwartet, dass du heute ein bisschen netter zu mir bist, wo du mich gestern schon versetzt hast.“
„Ich habe dich nicht versetzt, Marius. Wie oft muss ich dir das eigentlich noch erklären?“ Sie verdrehte entnervt die Augen. „Das war gestern ganz einfach ein gemütlicher Familien-Spiele-Abend nur unter uns Nells, verstehst du?“
Lena gab sich ganz souverän, obwohl ihr die Erinnerung an diesen Familienabend mit ihren Eltern und beiden Geschwistern immer noch einen Schauer über den Rücken jagte. Sie wollte aber nicht darüber nachdenken, nicht jetzt und auch nicht später.
„Nein, versteh ich eben nicht“, gab Marius patzig zur Antwort und strich sich dabei eine pechschwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.

... Sein Haar war immer ein wenig störrisch und wollte nie so wie er. Gerade sein Haar fand Lena ganz besonders anziehend an ihm. Schließlich war sie Friseurin, zwar noch in der Ausbildung, aber da kannte sie sich aus. Und sein fast schon blauschwarzes Haar hatte es ihr von Anfang an angetan.
Damals, als sie mit Steffi im „Sunny-Club“ war und er sie dort ansprach, hatte er es sich auch ständig aus der Stirn streichen müssen und sie fand das einfach süß. Außerdem sah er ja wirklich sehr gut aus. Ein attraktives Gesicht, tolle Figur, rundherum eine Sahneschnitte. Das hatte jedenfalls Steffi seinerzeit gemeint. Heute war ihre beste Freundin allerdings nicht mehr ganz so gut auf Marius zu sprechen, denn seit Lena mit ihm zusammen war, bekamen sich Steffi und sie kaum noch zu Gesicht.
Er wäre halt mehr ein Familienmensch, hatte er sich letztens erst verteidigt, und so hielten sie sich auch tatsächlich sehr viel bei ihr zu Hause oder in seiner Wohnung in Düsseldorf auf. Seine Familie allerdings hatte sie bislang noch nicht kennengelernt, weil die in einem kleinen Örtchen bei Hannover wohnte.
Ohne weitere Umschweife gelangten ihre Gedanken nun wieder direkt zu ihrer eigenen Familie. Wie konnte das alles nur möglich sein? ...

Im Kindle-Shop: Sonnenwarm und Regensanft - Band 3: Elfenstern

Mehr über und von Agnes M. Holdborg auf ihrer Website.

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'Drecksnest' von Stefan Barth

Sie nennen ihn Dante Sangue Freddo. Dante mit dem eiskalten Blut. Weil er töten kann, ohne zu fühlen. Das einzige, was er fühlt, ist die Liebe zu Francesca.
Als ihm die genommen wird, will er das Töten und die ehrenwerte Gesellschaft, die Mafia, den Klan von Aldo La Sila, hinter sich lassen. Ein Autounfall zwingt ihn zum Zwischenstopp in einem kleinen Kaff, irgendwo in der Weite von Mecklenburg-Vorpommern. Drecksnest haben Jugendliche über den Namen auf dem Ortsschild gesprüht.

So wahr. Denn ausgerechnet hier, in der ostdeutschen Einöde, gerät Dante in genau die blutigen Machenschaften, die er eigentlich hinter sich lassen wollte. Zwischen den Fronten muss er sich für eine Seite entscheiden. Und zum ersten Mal in seinem Leben ist es die Richtige. Auf den einsamen Straßen vom Drecknest tritt Dante Sangue Freddo zum letzten Kampf an.

Gegen alte Freunde und neue Feinde. Blut wird fließen.

Gleich lesen: Drecksnest

Leseprobe:
Rocco wirft einen genervten Blick auf seine Uhr.
Eine Rolex. Gefälscht. Aber das weiß er nicht. Der Fettsack glaubt, das Ding ist echt. Dabei sollte er es wirklich besser wissen. Hinter seinem Rücken machen sich alle darüber lustig, aber niemand sagt es ihm. Irgendwann kriegt er es mit, und dann fliegen die Fäuste, soviel steht fest. Wenn man ihn verarscht, wird der Dicke zum Tier.
– Weißt du, was ich mehr hasse als warten? Warten auf blöde Kanaken.
Dante erwidert nichts. Starrt durch die Windschutzscheibe auf die mit Graffiti beschmierten Betonpfeiler. Rocco hat recht. Die Albaner sind spät dran. Sie warten jetzt bereits fast eine halbe Stunde hier unter der Brücke. Aber was spielt das schon für eine Rolle?
Für Dante jedenfalls keine.
Er steckt sich eine Kippe zwischen die Lippen und zündet sie an. Ein routinierter Prozess, der abläuft, ohne dass Dante sich dessen wirklich bewusst ist. Dabei hätte er beinahe mit dem Rauchen aufgehört.
Für Francesca.
Im Gegenzug wollte sie die Finger vom Kokain lassen. Sie hatten ihren kleinen Deal mit einem Handschlag besiegelt. Einem leidenschaftlichen Kuss. Einer leidenschaftlichen Nacht. An einem Freitag. Der Deal sollte ab Montag gelten. Am Wochenende dazwischen durften sich beide noch einmal ihren Schwächen hingeben, so war die Abmachung. Ein Wochenende, das alles verändert hatte.
Jetzt gilt der Deal nicht mehr.
– Ich versteh nicht, warum Aldo sich mit den Muftis einlässt. Sind doch alles Terroristen. Mieser Abschaum.
Sagt der Abschaum, denkt Dante, aber hält den Mund.
– Wer weiß, vielleicht finanzieren die Wichser mit Aldos Kohle den nächsten Terroranschlag. Dann machen wir uns mitschuldig.
Schon interessant, wenn einer wie Rocco plötzlich moralische Gedankengänge anstellt. Nicht, dass Dante sich für einen besseren Menschen hält, aber zumindest ist er kein Psychopath wie Rocco. Töten gehört zu ihrem Leben. Aber die Freude am Töten, die Freude daran, andere zu quälen, so wie Rocco sie empfindet, die fehlt Dante. Im Gegenteil. Wenn Dante tötet, fühlt er nichts. Absolut gar nichts.
So ist das eben mit der Moral in ihrem Geschäft. Die legt sich jeder selbst zurecht.
Dante raucht schweigend weiter. Er fährt das Fenster des BMW ein Stück nach unten, damit der Rauch abzieht. Nasskalte Herbstluft strömt in den Wagen, trägt den Geruch von fauliger Erde und brackigem Wasser mit sich.
Roccos Wurstfinger trommeln unruhig auf dem Lenkrad herum. Jede Wette, gleich reißt er wieder das Maul auf.
– Hast du das von Francesca gehört?
Dante erstarrt. Ihr Name ist wie ein Schlag in seine Magengrube. Jeder Muskel in seinem Körper verkrampft sich. Er nimmt einen tiefen Zug von der Zigarette.
Rocco lässt nicht locker:
– Hast du?
Dante bläst den Rauch aus. Nickt. Sieht Rocco nicht an. Starrt nach vorn, durch die Windschutzscheibe, in die verregnete Nacht.
– Ja.
Bitte halt die Fresse, denkt Dante. Red nicht weiter. Halt einfach die Schnauze.
Aber den Gefallen tut Rocco ihm nicht.
– Hab gehört, sie ist von ihrem eigenen Scheißbalkon gefallen. Total zugedröhnt. Wie immer.
Er schnauft verächtlich.
– Die blöde Fotze.
Dante denkt an die Waffe in seiner Jacke. Er könnte sie ziehen und Rocco die Mündung an die Schläfe halten. Abdrücken und zusehen, wie sein Gehirn durch den Wagen spritzt. Auch wenn es da nicht viel gibt, was spritzen könnte. Dann müsste er sich wenigstens nicht mehr von diesem Scheiß anhören:
– Nicht, dass ich 'nen Dreck um die Hure gebe, aber ich mochte ihre Titten. Ehrlich, Alter, ihre Titten waren der Hammer.
Dantes linke Hand legt sich auf den Griff der Beretta. Die Entscheidung ist gefallen. Ziehen, abdrücken. Rocco für immer das Schandmaul stopfen.
– Da sind sie. Wurde auch Zeit.
Rocco zeigt durch die Windschutzscheibe auf die Scheinwerfer, die plötzlich auf der anderen Seite der Brücke in der verregneten Nacht leuchten. Sie kommen näher. Dante nimmt die Hand vom Griff der Waffe. Rocco hat keine Ahnung, wie knapp er mit dem Leben davongekommen ist.
Ein Mercedes rollt aus der Regenwand unter die Brücke und hält an. Etwa zehn Meter von ihnen entfernt. Dante kann vorne zwei Gestalten ausmachen und eine dritte auf dem Rücksitz. Er wirft die Kippe durch den Fensterschlitz nach draußen, dann beugt er sich nach hinten und holt den Aktenkoffer vom Rücksitz. Rocco hat die Fahrertür bereits aufgestoßen und kämpft sein Übergewicht schnaufend aus dem Sitz.
Die drei Albaner klettern aus dem Mercedes. Dante kennt nur Tito, den kleinen Kerl in dem zu großen schwarzen Ledersakko. Die beiden anderen sind jung. Der eine ist Anfang zwanzig, muskelbepackt und steckt in einem violetten Jogginganzug – 50 Cent auf Albanisch –, der andere Ende dreißig, trägt Jeans und Bomberjacke.
Dante öffnet die Tür und steigt aus, den Koffer in der Hand. Rechts von ihnen gluckert die Spree, über ihnen rollt und brummt der Verkehr auf der vierspurigen Stadtautobahn.
Die Albaner bauen sich nebeneinander vor dem Mercedes auf. Tito hält einen Koffer in der Hand. Einen schmalen Samsonite. Er sieht Dante an.
– 'tschuldigung. Standen in Stau.
Natürlich kann Rocco nicht anders:
– Scheiße, Stau. Man lässt Aldo La Sila nicht warten.

Im Kindle-Shop: Drecksnest

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8. Dezember 2015

"Aus dem Leben eines Teufels: Die Prüfung" von Andreas Herteux

Ein Teufel hat es nicht leicht, denn auch die Hölle kennt soziale Auf- und Abstiege. Ein Weg, dem Elend zu entkommen, ist es, sich der satanischen Unterhaltungsbranche zu verschreiben, mit deren Hilfe die Wesen der unheimlichen Sphären mit Geschichten aus der Menschenwelt erfreut werden. Zu diesem Zweck dürfen geeignete Kreaturen in die Welt der Menschen heraufsteigen, um dort "Beiträge" zur Zerstreuung der Höllenbewohner zu generieren. Dass dieses nicht immer zur Erheiterung der Menschheit geschieht, dürfte sich von selbst verstehen, spielt aber keine Rolle, denn jene soll ja auch nur bedingt dadurch erheitert werden.

Unser bislang namenloser Beelzebub ist jedoch noch ein blutiger Anfänger. Für eine bestimmte Probezeit in die Menschenwelt entsendet, stellt er sich nun zitternd der Prüfung seiner Ergebnisse. War es eine gute Idee, die Spielregeln so zu ändern, dass ein einfacher Mensch plötzlich die Zeit anhalten konnte? War es richtig, Materie zu beleben? Einen Schneemann frieren zu lassen? Sterne vom Himmel zu holen? Jemanden durch die Hölle zu jagen? In der Weihnachtsnacht auf dem Friedhof zu verweilen oder die Augen für eine merkwürdige Liebe zu öffnen?

Ja, der Höllenbewohner hat so manches Chaos erzeugt, doch findet es Gefallen? In wenigen Minuten wird sich das große Tor öffnen und die Prüfung, die sein Schicksal entscheidet, kann beginnen.

Gleich lesen: Aus dem Leben eines Teufels: Die Prüfung

Leseprobe:
Guten Abend. Mein Name tut nichts zur Sache. Nur Schall und Rauch und weit stehend hinter meinem Tun. Sie müssen mir zuhören. Sie werden mir zuhören. Sie hörten mich schon immer. Sie glauben meinen Worten nicht? Nun, das ist keine Glaubenssache, sondern die Realität. Doch genug schwadroniert! Ich möchte ihnen eine Geschichte erzählen. Eine kleine Erzählung von den Übeln, die alle in sich tragen und für die man stets andere verantwortlich macht. Die Schwächen, deren Benennung Empörung erzeugt und Betroffenheit kaschiert. Ja, ja, ich kenne sie. Ich kenne euch alle. Doch, kommen wir zu meiner kleinen Geschichte!
Es war eines schönen Tages im Mai. Die Sonne strahlte, die Natur pulsierte, aber wen interessiert das schon? Immerhin scheint es ständig Mai zu sein. Das ist doch nichts Besonderes. Obwohl, wusstet ihr schon, dass die Zahl der Wonnemonate, welche die Menschen erleben werden, doch recht kümmerlich begrenzt ist? Nicht? Aber ich schweife ab.
Nun, es war Mai und da sah ich, in einer kleinen Großstadt, einen jungen Mann auf der Straße dahinschreiten. Die Gewöhnlichkeit stach geradezu aus ihm heraus und bedrohte mich anzufallen. Nicht klein, nicht groß. Nicht schön, nicht hässlich. Nicht dick, nicht dünn. Er hatte nicht mehr Grund Trübsal zu blasen, als jede andere Seele auch. Doch der Blick des jungen Mannes war leer und müde. Irgendetwas stimmte nicht und das weckte meine Neugier. Ich folgte ihm. Nein, keine Sorge, man entdeckt mich nicht.
Dafür bin ich zu geschickt, ein unscheinbarer Schatten, der selbst der weiterlaufenden Himmelsscheibe perfide folgen könnte. Richtig, ein unerhörtes Beispiel, ich rede ja zu euch, da macht das wenig Sinn. Wie dem auch sei, der gute Mann trug den Namen Thorsten Müller und war Student der Medizin. Von dem Fachgebiet bin ich übrigens weniger begeistert. Verzögert es doch nur jenes, was die Natur von allen verlangt. Doch, zurück zu unserem Müller. Schnell merkte ich, dass sein Leben einem monotonen Rhythmus folgte:
Die Woche über besuchte er Vorlesungen und den Rest des Tages verbrachte er in seiner Studentenwohnung, die aus nichts mehr als einem kargen Zimmer bestand. Ganz alleine. Ich habe es beobachtet, denn dort hängt ein Spiegel und unsereins fällt es sehr leicht, die Menschen von der anderen Seite der Spiegel zu beobachten. An den Wochenenden fuhr er nicht nach Hause, das kannte er ja schon, sondern er versuchte auszugehen und Anschluss zu gewinnen. Jedoch war er dabei nicht wirklich erfolgreich. Müller selbst wunderte sich darüber, war er zu Hause doch, seit Kindertagen, ein gern gesehenes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, wenn er auch weniger an den Übungen, dafür jedoch am Stammtisch und den Festen regen Anteil nahm. Letzteres fehlte ihm, die Eltern eher weniger. Alles in allem nichts was herausragte, denn so mag es vielen gehen, die gerade erst aus dem Nest gefallen waren und sich nun in einer neuen Umgebung zurechtfinden mussten.
An diesem Punkt begann mich die ganze Sache bereits zu langweilen. Alles so gewöhnlich und ohne jeglichen Reiz. Durchschnitt, der irgendwann anderen Durchschnitt kennenlernen würde. Aus deren Vereinigung entsteht dann weiterer Durchschnitt und wird in die Welt getragen.
Das weiß ich, aber der gute Thorsten wusste das nicht und so bildete er sich ein, unter einer gewissen Isolation zu leiden. Jeder Mensch reagiert auf solche Situationen auf seine individuelle Art und Weise und bei ihm war es der Selbstbetrug, der die Annahme in ihm zur Reife brachte, dass das, was am Zwischenmenschlichen fehle, durch ein tieferes Studium der Medizin kompensiert werden könnte. Nicht, dass er übermäßig begabt oder fleißig gewesen wäre, auch hatte er das Lernen gerade erst aufgenommen und noch keinerlei Einblick oder Verständnis für den Stoff, aber was sollte er sonst tun, um unverbindlich erste Kontakte zu knüpfen? In den knapp zwei Jahrzehnten des Dorflebens musste er sich kein Umfeld suchen, denn es war bereits da oder wuchs mit ihm. Der Preis der Fremde war erst einmal das Alleinsein. Irgendwann hätte Müller zweifellos den Anschluss gefunden, schließlich war er ein Durchschnittsmensch und kein natürlicher Außenseiter. Für den Moment aber, machte der gewählte Weg unseren Thorsten für die wenigen Studienkollegen, die er regelmäßig in den Vorlesungen traf, es waren keine kleinen Räume und selten saßen die gleichen Personen nebeneinander, nicht gerade attraktiver, denn eine Beschränkung menschlicher Interaktion auf reine Sachthemen kann gar vollkommen langweilig sein. Der ewige Kreislauf der Beschränktheit.
Hundertmal gesehen, hundertmal gelacht.
Thorsten jedoch tangierte das kaum, hatte er sich doch in seinen Wünschen selbst beschränkt. Tiefer traf ihn ein Vorkommnis, das die Mauern seines Rückzugortes, sein Studium, kurz erschütterte. Es war an einem Tag, an dem vieles schon nicht funktionierte: Der Wecker, der Rasierer – es war wohl Stromausfall gewesen und auch die Straßenbahn musste, aufgrund einer getigerten Katze, die sich auf den Schienen niedergelassen hatte, eine deutliche Verspätung hinnehmen. Die Katze war übrigens ein guter Freund von mir und erfreut sich noch immer ihres Lebens, wie auch ich es tue.
Wie dem auch sei, der brave Student kam zu spät in die Vorlesung seines Professors. Wilhelm Klastermann war der Name. Eigentlich kein unsympathischer Bursche, aber wie das Leben so spielte, war der Höhepunkt seines Tages bisher der Abschiedsbrief seiner Ehefrau gewesen, die ihn für einen Älteren verlassen hatte. Eine Demütigung. Im Besonderen für einen, der sich den 60 Lenzen näherte. Man muss doch verstehen, dass sich derartiges auf die Laune niederschlägt. Aber das interessiert ja nicht. Eigentlich ist es kurz erzählt. Unser Student war zu spät und nicht gerade leise, als er in den Vorlesungsraum hineinstolperte, und der gute Professor Klastermann fühlte sich dadurch provoziert. Was kann da so ein armer Professor schon tun? Er holte den Störenfried an die Tafel und demütigte ihn, in dem er ein Stoffgebiet abfragte, das noch nicht Teil der Vorlesung war. So ungefähr eine halbe Stunde lang. Hinterher tat es Klastermann leid. Nie zuvor hatte er so etwas getan, aber geschehen ist geschehen. Die Umstände eben. Die schlimmen Umstände. Nicht zu vergessen die schreckliche Kindheit. Nächsten Freitag wollte er sich entschuldigen. Nicht direkt, aber mit dem Hinweis auf seinen Irrtum über den durchgenommenen Stoff. So wäre das Gesicht gewahrt, dachte Klastermann.
Gut, es hat mich amüsiert und manch bösen Studenten auch, was man am Gelächter klar erkennen konnte. Doch gab es auch genug, die sich über den Professor empörten und Mitleid mit Thorsten Müller empfanden. Das wusste unser Student jedoch nicht. Er sah sich gedemütigt und hörte nur das Lachen. Das Entsetzen fühlte er nicht. Wie auch immer, dieses Erlebnis hatte keine neue Situation geschaffen, sondern nur die bestehende verschärft und so saß Thorsten wenig später wieder in seinem Zimmer und dachte, ohne jedoch wirklich zu reflektieren, und mit einer Überdosis Selbstmitleid intus, über sich und seine kleine Welt nach. Wie gerne hätte er dem Professor erwidert, doch wer erwartete schon so eine Situation?
Überhaupt, verband er mit dem Namen „Klastermann“ bislang nur Gutes, denn auch in seinem Heimatort, einem kleinen Dorf namens Rodringbach, gab es diesen Familiennamen. Einer der Klastermänner betrieb sogar eine Firma, kurz KAMA genannt, die zu den größten Arbeitgebern der Region zählte. Selbst sein Vater war dort beschäftigt und das Unternehmen gehörte zu den fleißigsten Sponsoren des Feuerwehrfestes. Besagte Menschen waren zwar, und das verrate ich hier ganz frank und frei, nicht verwandt mit dem Professor, aber ein Grund mehr dafür, warum Thorsten in dieser besonderen Situation förmlich überrumpelt und kaum zu einer Reaktion fähig war. Überhaupt sind solche Erlebnisse oft Schleusentore, denn generell war natürlich auch bei unserem jungen Studenten nicht alles im Reinen. Weg war er von zu Hause. Die Eltern erwarteten den Erfolg. Ausreden zählten nicht. Die wollte niemand hören. Mittel bekam Müller genug, glücklich war er nicht. Unser Student jammerte, wollte das Paradies für sich und bettelte, bei welchen Göttern auch immer, um absolute Sorgenfreiheit. Jetzt und sofort. Wehleidiger Mensch. Waschlappen! Was haben Menschen schon durchgemacht? Man möchte ihn anschreien: Dir ist doch gar nichts Schlimmes widerfahren! Alles liegt noch vor dir und auch du wirst deinen Durchschnitt in deiner eigenen Welt verankern. Mochte man, tat ich aber nicht, sondern unsereins beschloss, die Spielregeln leicht zu verändern.

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7. Dezember 2015

"Nalavalmid" von Peter Caprano

Als Robert Leichtlein während einer Bergwanderung einen sterbenden Greis findet, ahnt er noch nicht, welchen Rätseln er da auf die Spur gekommen ist.
- das exotische Aussehen des Alten mit seinen roten Augen
- ein geheimnisvolles Amulett
- Aufzeichnungen in einer Hieroglyphenschrift
- ein Tagebuch, das fast zweihundert Jahre alt ist
- ein Ort namens Nalavalmid
... und nicht zu vergessen
- die letzten Worte des Mannes: „Es hat sich gelohnt, ich habe den Himmel gesehen“

Doch das Vermächtnis des Greises wird sein ganzes Leben verändern, Nalavalmid der Mittelpunkt seines neuen Lebens werden.

Gleich lesen: Nalavalmid

Leseprobe:
Jetzt allerdings wurde seine volle Aufmerksamkeit benötigt, denn ein Steilstück lag vor ihm und er musste auf jeden Tritt achten. Prüfend warf er einen Blick voraus, um zu sehen, ob er auch die richtige Route wählte, dem günstigsten Pfad folgte.
Gerade wollte er vorangehen, als etwas seineAufmerksamkeit erregte.
Ein ganzes Stück weiter oben winkte eine Hand über der Kante eines Felsens.
Er schüttelte den Kopf, das konnte nicht sein. Wer mochte zu dieser frühen Zeit hier unterwegs sein und weshalb sollte er ihm zuwinken. Sicher hatte er nicht richtig hingeschaut und es war etwas anderes gewesen, ein Vogel zum Beispiel. Genau, so musste es gewesen sein, ein Vogel und er hatte das für eine winkende Hand gehalten. Zufrieden ging er weiter, ertappte sich aber immer wieder, wie er den Felsen im Auge behielt.
Und er war keine zehn Meter weit gekommen, da war die Hand wieder da. Und dieses Mal gab es keinen Zweifel, das war eine Hand und sie winkte. Robert war sofort alarmiert, denn wenn jemand so abseits vom Weg winkte, dann konnte es sich nur um einen Notfall handeln. Auf der Stelle änderte er Richtung und Tempo, hastete zu der Stelle, wo die Hand jetzt nicht mehr zu sehen war. Nach ungefähr einer Viertelstunde hatte er eine Strecke zurückgelegt, für die sonst mindestens eine halbe Stunde benötigt hätte. Total außer Atem kam er an dem Felsen an, umrundete ihn und tatsächlich, da lag ein Mensch. Ein Mann um genau zu sein, ein sehr alter Mann, der älteste Mann, den Robert je persönlich gesehen hatte.
Der Greis lag mit dem Rücken an den Felsen gelehnt, hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Sofort entledigte Robert sich seines Rücksacks, kniete sich neben den Greis, fasste vorsichtig seinen Kopf und drehte das Gesicht zu sich hinüber. Was für ein Gesicht! Schmal, von tausend Falten zerfurcht und mit einem unwirklich olivfarbenen Teint. Darüber seidendünne graue Strähnen, die die Kopfhaut nur notdürftig bedeckten und die Ohren frei ließen. Und was für Ohren! Groß, abstehend und oben liefen sie spitz zu, wie auf Fantasiebildern von Elfen. Wen hatte er da nur gefunden?
In diesem Augenblick öffnete der Greis seine Augen, leuchtend rote Augen.
„Ich habe versagt, ich werde Nalavalmid nicht finden, werde nicht zurückkehren.“, flüsterte er.
„Es darf alles nicht umsonst gewesen sein. Bitte suchen Sie weiter, Sie müssen Nalavalmid finden.“
Ganz drängend und beschwörend waren die gestammelten Worte des Alten.
„Alle Unterlagen finden Sie in der Tasche. Ich war ganz nahe dran, die ganze Zeit ganz nahe dran. Aber ich habe versagt.“ Er machte eine Pause, um Luft zu holen. Aber nicht lange, denn es wollte aus ihm heraus, musste aus ihm heraus. „In der Tasche, alle Unterlagen, Sie werden Nalavalmid finden, müssen Nalavalmid finden. Sonst war alles umsonst.“
Sein Kopf fiel wieder zurück und die Augen schlossen sich. Ganz still lag er plötzlich.
Robert hatte das sichere Gefühl, dass der Alte tot war.
Gerade wollte er sich wieder aufrichten, da öffnete der Greis noch einmal die Augen und schaute ihn lächelnd an.
„Es hat sich gelohnt, ich habe den Himmel gesehen.“
Diesmal blieben die Augen offen, aber es war kein Blick mehr in ihnen.
Wer immer dieser Mann gewesen war und was er gewollt hatte, jetzt war er tot.
Und was immer Nalavalmid war, er hatte es nicht gefunden.

Im Kindle-Shop: Nalavalmid

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2. Dezember 2015

'Mit mörderischem Kalkül' von Janette John

"Wenn du glaubst, du könntest deine Vergangenheit einfach so hinter dir lassen, dann hast du dich geirrt! Sie ist wie ein Geschwür, entweder sie frisst dich auf oder du lernst mit ihr zu leben." (Janette John)
Westberlin 1966. Die tragischen Ereignisse einer jungen Frau, die ihr Kind bei der Geburt unter mysteriösen Umständen verloren hat, erschüttern die Stadt. Doch die Dinge überschlagen sich und mit ihnen die Nachrichten in den Zeitungen. Während die einen von einem verhängnisvollen Unfalltod sprechen, zerreißen sich die anderen die Mäuler und schreien Mord. Doch nichts scheint, wie es ist!

Konstanz heute. In einem luxuriösen Seniorenstift wird einer der Heiminsassen tot aufgefunden. Das Alter des Mannes sowie die äußeren Umstände sprechen für Herzversagen. Sein Tod jedoch, ausgelöst durch Schlangengift, entpuppt sich als perfider Plan.
Berlin heute. Auf offener Straße wird ein alter Mann kaltblütig überfahren, nur vom Täter fehlt jede Spur. Die junge Polizistin Nadine Andres und ihr neuer, etwas unfreiwillig ermittelnder Chef Rudolf Hufnagel geraten in einen Strudel dunkler Geheimnisse mit Wurzeln, die bis zurück in die Sechzigerjahre reichen. Bei ihren Ermittlungen decken sie düstere Familienzerwürfnisse auf: Mord und Korruption sind hier keine Tabus.

Der erste Krimi der Reihe 'Kripo Bodensee', von der bisher fünf Titel erschienen sind.

Gleich lesen: Mit mörderischem Kalkül: Thriller (Fall für Fall 1)

Leseprobe:
»Aktennotiz?«, las Nadine überrascht. »Mehr gibt es nicht … als eine Aktennotiz? Die Sache liegt zwanzig Jahre zurück. Gott, wie haben die damals ermittelt? Allerdings steht hier, dass Anne-Marie von Billstedt während einer Autofahrt durch Australien durch eine Schlange, die sich in ihre Tasche verirrt hatte, getötet wurde.« Sie sah Hufnagel mit hochgezogenen Augenbrauen an, »Wie bitte!?«, sagte sie mehr zu sich selbst denn zu ihm. »Hören Sie sich das mal an, Chef: Sie wurde von einem Inlandtaipan gebissen.« Wieder blickte sie kurz in sein Gesicht: »Kommt Ihnen das nicht bekannt vor?«, um sich dann wieder der Akte zu widmen: »Warten Sie, es geht noch weiter. Dieser Taipan ist trotz seiner hohen Giftigkeit nicht aggressiv oder beißwütig. Beim Zusammentreffen mit dem Menschen beißt das Tier nur dann zu, sofern es sich direkt bedroht fühlt. Die Annahme, sie sei aggressiv, beruht auf einem Missverständnis und hat der Schlange den Spitznamen Fierce Snake (wütende Schlange) eingebracht. Sie lebt in wenig bewohnten Gebieten Australiens und ist recht scheu, Bissunfälle sind daher relativ selten.«
»Außergewöhnlich, finden Sie nicht? Wieder die gleiche Schlangenart und wieder ein Mitglied der Familie von Billstedt, nur dass dieser Unfall oder Mord zwanzig Jahre zurückliegt …«, bemerkte Hufnagel.
»… und wir nicht mehr beweisen können, ob es tatsächlich Mord war«, beendete Frau Andres seinen Satz.
»Wieso? Wir könnten sie doch exhumieren lassen«, entgegnete Hufnagel schroff, stemmte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und schloss die Hände.
»Chef!«, erwiderte sie. »Nein, der Leichnam wurde verbrannt. Aber was darüber hinaus seltsam ist, diese Schlangenart ist ziemlich groß und kann eine Länge von circa zwei Meter erreichen. Fazit: Sie ist schwer, und da frag ich mich, wie gerät so ein Teil in eine Handtasche … von selber … wohl eher nicht … wenn Sie mich fragen, hat da jemand nachgeholfen.«

Im Kindle-Shop: Mit mörderischem Kalkül: Thriller (Fall für Fall 1)

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1. Dezember 2015

'Burglinde' von Ulla Schmid

Im ersten Jahrhundert nach Christus: Rom ist auf dem Höhepunkt seiner Macht und hat seine weiteste Ausdehnung seit seiner Stadtgründung. Das Leben für die meisten Menschen dieser Zeit ist kurz, rau und ruppig. Nur einigen wenigen ist vergönnt, ein Leben in einem ungeheuren Luxus zu führen. Viele Menschen aus allen Ecken der Welt machen sich auf den Weg nach Rom um dort ein besseres Leben führen zu können. Sie wissen nicht: Die meisten Römer leben auch erbärmlich.

Burglinde aus dem Chattenland schließt sich einem Handelszug an, um nach Rom zu gelangen. Siegbert, ein Werkzeugmacher, und seine Familie fahren auch mit und nehmen Burglinde unter ihren Schutz, da so eine Reise für ein alleinreisendes, junges Mädchen sehr gefährlich ist. Giselher – Burglindes große Liebe – will in seinem Dorf im Chattenland bleiben.

Nach ihrer Ankunft in Rom gelingt es Burglinde durch einen glücklichen Zufall, eine Stellung bei einem reichen Senator und dessen Frau zu erhalten. Giselher reist ihr hinterher und ihr Glück ist perfekt. Doch dann scheint sich alles zum Schlechten zu wenden.

Gleich lesen: Burglinde

Leseprobe:
Endlich war es soweit: Burglinde konnte die Kinder ins Bett bringen, gab ihnen einen Gute-Nacht-Kuss und verabschiedete sich schnell. Eine Gute-Nacht-Geschichte gab‛s dieses Mal auch nicht. Die Kinder waren mehr als enttäuscht.
„Ich weiß gar nicht, was ich euch heute erzählen soll“, murmelte Burglinde verschämt. „Aber morgen Abend fällt mir bestimmt wieder etwas ein.“
Sie rannte schnellstens aus der Haustür und sah sich suchend um. Giselher trat auf sie zu und nahm sie einfach in seine Arme. In diesem Moment tauchte Lucilla auf, die mal wieder eine kranke Verwandte besucht hatte. Burglinde und Giselher fuhren auseinander. Lucilla runzelte die Brauen. Doch dann traf Giselher ein interessierter Blick Lucillas, was Burglinde und Giselher in ihrer Euphorie nicht bemerkten. Sie hatten keine Ahnung, dass Lucilla Gedanken bezüglich Giselher hegte, die ihnen nicht behagen mussten. Sie warteten bis sich Lucilla ins Haus begeben hatte, und endlich konnten sie sich erneut in die Arme nehmen, und endlich konnten sie sich begrüßen.
„Giselher, wie kommst du denn hier her?“, fragte Burglinde freudig erregt.
„Auf die gleiche Weise wie du“, grinste Giselher. „Ich habe mich einem Handelszug angeschlossen. Ich wollte dort sein, wo du bist.“
„Seit wann bist du denn schon hier und wie hast du mich gefunden?“, fragte Burglinde zurück.
„Ich bin schon ein paar Tage hier. Ich habe mich auf dem Forum Romanum umgehört. Es war für mich ein Leichtes, dich zu finden. Ich habe nicht nur nach dir sondern auch nach Siegbert und seiner Familie gefragt. Siegbert hatte ich bald gefunden. Er hat es auch geschafft, sich hier eine Existenz aufzubauen. Siegbert hatte auch erfahren, dass du hier eine gute Stellung angetreten hast. So wusste ich, wo ich die finden konnte. Ich durfte dann bei ihm übernachten, auch wenn sie sehr beengt leben. Ich hoffe nur, dass ich bald eine andere Unterkunft finde, denn die Gastfreundschaft des Siegbert möchte ich nicht mehr lange in Anspruch nehmen. Er hat mir gesagt, dass ich so lange bei ihm bleiben kann, wie ich möchte. Er hat mir auch gesagt, dass es nicht ratsam sei, bei Nacht in dieser Stadt unterwegs zu sein“, erzählte Giselher euphorisch. So kam es, dass sich Burglinde und Giselher in der Zeit vertan hatten, und er nachts wieder seinen Heimweg antrat. Vier Kerle stellten sich ihm in den Weg.
Er wurde von ihnen bedroht: „Na schau mal, wen wir da haben“, lachten drei der vier Kerle roh. Dazu leuchteten sie ihm mit einer Fackel ins Gesicht. Giselher hatte keine Ahnung, wen er da vor sich hatte. Allerdings war ihm klar, dass er mit dem Erdenleben fertig war. Einer von ihnen hatte ihm schon das Messer an die Kehle gesetzt.
„Du scheinst ein Germane zu sein. Was für ein hübscher Kerl du bist. Es ist ja richtig schade um dich. Nun mach schon, Markus! Du willst doch zu uns gehören. Jetzt kannst du zeigen, dass du unserer würdig bist“, stichelte einer. Er schien der Anführer der Bande zu sein.
Giselher bemerkte, dass dieser Markus sehr nervös war. Seine Hand mit dem Messer zitterte und Giselher spürte, dass diese Hand von kaltem Schweiß nass war. Dieser Junge hatte große Angst.
„Welcher normale und anständige Mensch wollte zu solchen Typen gehören“, mochte Markus wohl denken. So etwas war nicht seine Sache. Das wusste er jetzt, aber er konnte nicht mehr zurück. Er sollte einem Menschen, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte, die Kehle durchschneiden.

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Bezugsquellen für die Printversion: Amazon + + + Beck-Shop Fachbuchhandlung + + + Hugendubel + + + eBook.de + + + Book Depository + + + Thalia + + + Buch-Café Peter & Paula + + + RavensBuch + + + BSL Berufsschule Lenzburg

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