30. Juni 2016

'Kampfstoff: Parasiten' von Albert Karer

Die Dresdner Polizisten Sabine Lemko und Chris Engel ermitteln in einem Mordfall, der immer größere Kreise zieht: von einer Forschungsanlage in Sachsen bis zu einem geheimen Labor bei Aleppo in Syrien. Eine Spur führt zum Parasiten-Experten Andy Kuhl in Konstanz. Der legt nicht alle Karten auf den Tisch und wird bald gründlich von seiner Vergangenheit eingeholt. Als ein Anschlag auf Deutschland bekannt wird, muss er sich entscheiden: Hält er sich heraus oder setzt er alles aufs Spiel?

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Leseprobe:
Montag, 28. Juli 2014

„Feigling!“
„Ich bin kein Feigling.“
„Bist du doch!“ Jonas ließ den rostigen Maschendrahtzaun los und baute sich vor dem um einen Kopf kleineren neunjährigen Elias auf. Elias’ Augen waren gerötet, er sah aus, als würde er jeden Moment losheulen. Der Heuschnupfen forderte im Moment sein Immunsystem gehörig heraus.
„Wenn du zur Bande gehören willst, musst du die Mutprobe machen.“ Lukas, Robin und David, die anderen aus Jonas’ Bande, alle um die zehn Jahre alt, nickten und feixten.
„Wir waren alle da drin“, sagte Lukas. „Wir warten am Fenster, du gehst die Treppe runter in den Keller. Kriegst auch meine Taschenlampe.“
„Was ist das für eine Mine?“, fragte Elias und zeigte auf ein Schild am zweiten Zaun in etwa zwanzig Meter Entfernung. „Achtung Minen! Gesperrt! Lebensgefahr!“ Das Schild war nicht zu übersehen.
„Da ist ’ne Bombe im Boden und wenn du drauftrittst, explodiert die“, Robin grinste.
Jonas verdrehte die Augen. „Oh Mann, du bist wirklich ein Schisser. Also pass auf. Früher war die russische Armee hier. Deswegen darf man nicht rein.“ Auf einem verwitterten Schild keine fünf Meter von ihnen stand auf schmutzig-weißem Untergrund in schwarzen Buchstaben: „Militärisches Sperrgebiet. Betreten verboten! Achtung! Schusswaffengebrauch!“
„Mein Alter hat hier noch als Soldat Wache geschoben. Unten bei der Pension Kalkbreite waren die Baracken von den Wachsoldaten. Da vorne, beim Pfeiler, da war ein Wachturm. Zwischen den beiden Zäunen hier sind die Wachen gelaufen. Mein Alter hat gesagt, Minen gab es damals schon keine mehr. Ganz früher aber schon, die haben einfach die Schilder hängen lassen. Also kein Grund, Schiss zu haben.“
Jonas griff nach dem Maschendraht und zog ihn wieder hoch. Er zwängte sich durch die Öffnung, Lukas, Robin und David folgten ihm auf dem Trampelpfad, der durch das hohe Gras zum zweiten Zaun führte. Elias gab sich einen Ruck und schlüpfte hinter ihnen durch den Zaun.
Im zweiten Zaun mussten sie nur eine verbeulte, schiefe Gittertür mit einer rostigen Kette öffnen. Das Warnschild mit schwarzem Kleeblatt auf gelbem Grund sagte den Kindern nichts, sie hätten es so oder so ignoriert, wie die anderen Schilder zuvor. Gleich darauf kletterten sie über eine Betonmauer, die etwa einen Meter hoch und zwei Meter breit war und einen zweistöckigen quadratischen Backsteinbau ringförmig umschloss.
Die Türen und Fenster des Hauses waren zugemauert. Die Jungen scheuchten zwei Katzen auf, die faul in der Sonne lagen, lautlos verschwanden die Tiere um die Hausecke. David und Robin fingen sofort an, Holzkisten von der Hausmauer wegzuschieben, Jonas legte Elias eine Hand auf die Schulter.
„Das ist die Rückseite. Vor dem Haus und da drüben standen früher noch ein paar Baracken.“ Er zeigte auf Betonfundamente mit Rissen, in denen Gras wuchs.
Inzwischen hatten David und Robin alle Kisten zur Seite geschoben. Vor ihnen klaffte ein Loch in der Hauswand. Ein Kellerfenster, das einmal zugemauert gewesen war. Lukas lag schon auf dem Bauch davor und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinunter auf die Treppenstufen.
„Buuhh, das stinkt vielleicht. Vor zwei Wochen hat es noch nicht so gestunken.“ Lukas zog den Kopf aus der Öffnung zurück und grinste. „Bestimmt ’ne tote Ratte.“ Er reichte Elias die Taschenlampe.
„Du gehst die Treppe runter. Dann kommt ein Gang, da sind links und rechts ein paar Räume. Da unten liegt jede Menge Gerümpel rum, du schnappst dir was und bringst es uns.“
„Irgendwas?“, fragte Elias nach.
„Was aus Metall“, sagte Jonas. „Da liegt ein Haufen Papier rum. Kein Papier!“
Elias nickte nur, drehte sich um und ließ sich rückwärts durch die Öffnung gleiten, bis er auf einer Treppenstufe ankam. Das Kellerfenster war nun direkt über seinem Kopf. „Oh, das stinkt.“ Mit der linken Hand hielt er sich die Nase zu und lief los.
„Hast du die Zeit genommen, Jonas?“
„Klar, jede Wette, der braucht keine dreißig Sekunden, so viel Schiss, wie der hat.“ Jonas hielt seinen Arm hin, damit die anderen auch auf die Uhr schauen konnten.
„Dreißig sind vorbei“, kommentierte Robin.
„Ich hör noch nichts“, Lukas streckte den Kopf in die Öffnung und zog ihn gleich wieder zurück. „Das kann keine Ratte sein, so wie das stinkt.“
„Eine Minute fünfzehn.“
„Er kommt“, sagte Lukas. Gleich darauf streckte Elias die Hand mit der Taschenlampe nach oben und Robin und David zogen ihn hoch.
„Und, was hast du mitgebracht?“ Jonas streckte auffordernd die Hand aus.
Elias war aschfahl und zitterte, er griff nach hinten, zog eine Pistole aus dem Hosenbund und drückte sie Jonas in die Hand.
„Mensch, wo hast du denn die her? Verdammt, da ist ja Katzenscheiße dran!“
„Die ist von dem Mann, der da unten liegt“, stammelte Elias. „Er hat ein Messer in der Brust.“

Im Kindle-Shop: Kampfstoff: Parasiten

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29. Juni 2016

'Flammentanz I - Funken' von Isabella Mey

Inea sieht Dinge, die andere nicht sehen können, und hält sich deshalb für verrückt. Alles ändert sich jedoch, als zwei rätselhafte Männer auftauchen und ihr bisheriges Leben damit komplett auf den Kopf stellen.

Gefühlvoller Fantasy-Liebesroman.

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Leseprobe:
Starke Finger packen meine Handgelenke und ziehen mich mit übermenschlicher Kraft und einem solchen Schwung in die Höhe, dass ich regelrecht auf meinen Retter zu fliege. Er fängt mich auf, hält mich fest. Ich liege in seinen Armen, spüre seinen Körper dicht an meinem und sofort durchflutet mich eine Wärme, wie ich sie nie zuvor gefühlt habe. Meine Knie verwandeln sich in Wackelpudding, was mich unwillkürlich dazu bringt, mich an ihm festzuklammern, meine Arme um ihn zu schlingen. Verwirrt und benebelt von diesem unbekannten Gefühl, verharre ich in völliger Unfähigkeit, mich zu bewegen. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, im Gleichklang zu seinem, dessen Wummern ich ebenfalls spüren kann.
Weshalb nur fühlt sich die Umarmung eines völlig Fremden dermaßen himmlisch an?
Im nächsten Augenblick jedoch löst sich der Mann von mir, hält mich an den Armen fest und mustert kritisch mein Gesicht. In seinen Pupillen lodert das dunkle Feuer eines schwarzen Turmalins.
Oh Gott, es ist der gruselige Typ, der mich vor dem Schiff angestarrt hatte!
Mir wird schwindelig.
«Wer bist du?», will er wissen.
Seine Stimme vibriert in meinem Inneren, der Ton seiner Worte bringt eine Melodie in mir zum Klingen.
Was ist das? Um Gottes Willen, wer ist dieser Mensch und was macht er mit mir?
Seine Erscheinung sollte mich ängstigen, aber da ist keinerlei Furcht, im Gegenteil, noch nie habe ich mich so geborgen gefühlt, wie in seiner Nähe. Völlig überwältigt von diesen Emotionen, versagt meine Stimme. Ich starre ihn nur an, wie einen Alien. Der Fremde mustert meinen Hals, schüttelt dann ungläubig den Kopf.
«Verdammt, wer bist du?»

Im Kindle-Shop: Flammentanz I - Funken

Mehr über und von Isabella Mey auf ihrer Autorenseite bei Amazon.

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28. Juni 2016

'Die Hüterin der Welten' von Sabine Schulter

Die Weltenuhr ist ein mystisches Gebilde, das die unterschiedlichen Welten und den Schleier, der sie voneinander trennt, im Gleichgewicht hält. Die Hüter in Loreen wissen das, doch Néle, die ein völlig normales Leben auf der Erde führt, ahnt davon nichts. Doch der Schleier wird immer dünner und fremde Krieger wollen sich der anderen Welten bemächtigen.

Völlig unverhofft findet sich Néle in Loreen wieder, wo sie auf Menschen trifft, die ihre Hilfe brauchen. Denn nur sie scheint die Gabe zu besitzen, den Schleier wieder zu festigen und die Welten vor der vollständigen Vernichtung zu retten.

Nun ist es an ihr, sich zu entscheiden, ob sie ihr Schicksal annimmt oder nicht.

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Leseprobe:
Zu ihrem Glück lag der Tunnel nicht vollkommen im Dunkeln, sondern Lampen erhellten ihn in regelmäßigen Abständen. Dafür war er aber mit Schotter ausgelegt, der ihr den Weg erschwerte, was ihre angekratzten Nerven nur noch mehr reizte. Wenn sie herausfand, wer dafür verantwortlich war, würde sie ihn bei lebendigem Leibe häuten, das schwor sie sich.
Aber niemand kam.
Sie lief einfach nur immer weiter den Tunnel entlang. Nach etwa einer Stunde tauchte vor ihr ein grünes Licht auf und als Néle es erreichte, taten ihr bereits die Füße weh. Vor ihr unterbrach eine Metalltür die Eintönigkeit der kahlen Tunnelwände. Darüber leuchtete ein Schild mit der Aufschrift: Exit.
„Wie praktisch“, seufzte sie und drückte die Klinke.
Es überraschte sie, dass sie nicht abgeschlossen war und sich ohne Probleme öffnen ließ. Dankbar von diesem Schotter herunter zu kommen, betrat sie den Gang, der dahinter begann. Er bestand vollkommen aus Beton und war nur zweckmäßig hergerichtet. Auch hier zeigten ihr mehrere Lampen den Weg.
Eine Weile folgte sie ihm und als sie bereits überlegte, eine Pause zu machen, sah sie vor sich ein anderes Licht als das der Glühbirnen. Neugierig trat sie darauf zu und stellte fest, dass es sich um einen Ausgang handelte. Es war eine halbrunde Öffnung und Néle erkannte dahinter das helle Grün frisch ausgetriebener Bäume.
Dieser Anblick befremdete sie, denn eigentlich war es Herbst und die Blätter sollten in allen Rottönen leuchten.
Von dieser Tatsache abgelenkt, bemerkte sie nicht, dass sich der Boden veränderte. Erst als sie über einen Stein stolperte, blickte sie hinab und sah felsigen Untergrund. Von Beton und menschlicher Arbeit war nichts zu erkennen. Atemlos wirbelte sie herum, aber der Tunnel befand sich nicht mehr hinter ihr.
„Nein!“, rief sie und hörte ihre Stimme zittern.
Das durfte doch nicht wahr sein. Halluzinierte sie vielleicht oder träumte doch noch? Sie ließ ihre Sachen fallen und eilte zu der Wand zurück, durch die sie eigentlich gerade erst getreten war. Aber sie blieb massiv und undurchdringlich. Néle konnte es sich einfach nicht erklären.
Misstrauisch blickte sie über die Schulter zu dem Ausgang der Höhle. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Also nahm sie ihr Gepäck wieder auf und trat hinaus.
Ein wundervoller Tag empfing sie. Vögel zwitscherten in den blühenden Bäumen, die ihr saftigstes Grün zur Schau stellten. Frühlingsblumen standen zuhauf zwischen den Stämmen und die Sonne warf zauberhafte Lichtspiele auf den Boden, die sich beständig im lauen Wind veränderten. Es hätte nicht schöner und idyllischer aussehen können, wenn Néle nicht noch immer die Tatsache beunruhigt hätte, dass es eigentlich Herbst sein sollte.
Vielleicht ein Wurmloch, dachte sie mit einem Schnauben.
Sie musste unbedingt eine Straße finden, um hier wegzukommen und ihrer Schwester Bescheid geben, dass sie später kommen würde. Sie zog ihr Handy aus der Rocktasche und stand der nächsten Überraschung gegenüber: Sie hatte keinerlei Empfang.
„War ja klar“, seufzte sie resignierend, steckte das Handy wieder weg und machte sich auf den Weg. Hier rumzustehen, würde sie auch nicht weiterbringen. Vor allem da sie sich beeilen musste. Die Sonne hatte bereits den Horizont erreicht und sie wollte nicht die Nacht im Wald verbringen. Allein bei dem Gedanken verzog sie angewidert den Mund.
Sie lief und lief, aber ein Ende des Waldes war nicht zu sehen.
„Das ist heute mit Abstand der schlimmste Tag meines Lebens“, rief sie aus und ließ ihre Tasche fallen.
Ihre Schultern taten weh, genauso ihre Füße. Zudem hatte sie Durst und auch Hunger. Wenn sie jedoch eine Pause machte, würde sie in einer halben Stunde im Dunkeln sitzen, ohne weitergekommen zu sein. Aber zumindest trinken konnte sie etwas.
Sie zog eine der Flaschen hervor und wollte sie gerade aufdrehen, als ein tiefes Knurren hinter ihr ertönte. Vor Schreck erstarrte sie.
„Oh bitte, lass es kein unheimliches Tier sein“, flüsterte sie und sah über die Schulter, um gleich darauf laut zu schreien.

Im Kindle-Shop: Die Hüterin der Welten

Mehr über und von Sabine Schulter auf ihrer Website.

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27. Juni 2016

'Stigmata' von Silvia Maria de Jong

Was tut eine Frau und Mutter, wenn sie erfährt, dass der Mann, der ihr das Leben gerettet hat und in den sie sich gerade zu verlieben beginnt, ein Mörder ist? Kann eine solche Beziehung eine Chance haben? Darf sie einen Mann mit einer solchen Vergangenheit überhaupt lieben? Und wird diese Liebe sie letztendlich töten?

Thierry und Liliana, beide vom Schicksal schwer gezeichnet, begegnen einander am Wendepunkt ihres Lebens. Thierry kehrt nach einer neunjährigen Haftstrafe zurück in seine Heimat, konfrontiert mit Anfeindungen und Verleumdung. Eine zarte Bande der Freundschaft entspinnt zwischen den Beiden. Er hilft Liliana, die nach dem Tod ihres Mannes dem Alkohol verfiel, wieder auf die Beine.

Eine Begegnung die auf den ersten Blick für Lilianna lebensrettend ist, auf dem Zweiten aber ebenso tödlich sein kann …

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Leseprobe:
Sie stand mit dem Rücken an die Autotür gelehnt. Ihre Haltung drückte Anspannung aus.
Die intensiven grünen Augen funkelten in den sonst totenbleichen Gesichtszügen.
Als er sie so dort stehen sah, durchfuhr ihn ein Gedanke.
„Du weißt es“, sagte er heiser, unbewusst die vernichtenden Worte laut aussprechend.
Liliana starrte ihn an, fast so, als suche sie nach jenem Mahnmal, das sie bisher übersehen hatte, welches aber doch für jeden anderen scheinbar ersichtlich war.
„Lia, ich...“er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie hob sogleich abwehrend die Hände, den Blick ängstlich auf den Hammer gerichtet, der noch immer in seiner Hand lag.
„Bleib...bleib wo du bist.“
Heißer Schmerz durchlief ihn. Sie hatte Angst. Angst vor ihm. Behutsam ließ er das Werkzeug zu Boden sinken.
„Liliana, lass mich erklären...“
„Jetzt? Warum ausgerechnet jetzt? Du hattest tagelang Zeit mir deine Version der Geschichte zu erzählen. Aber du...du hast es ja vorgezogen zu schweigen. Aus gutem Grund, nehme ich an.“ Ihre Worte klangen hart und anklagend, unterspült von Furcht und Trauer.
„Nur aus einem Grund“, sagte er leise. „Ich wusste nicht wie du reagieren würdest, wenn ich dir von meiner Vergangenheit erzähle. Schließlich kennen wir uns kaum...“
„Dann stimmt es...du hast deine Frau ermordet.“ Das war keine Frage, sondern einen nüchterne Feststellung. Ihre Stimme klang atemlos.
Sein zögerndes nicken ließ sie, auch wenn es kaum möglich schien, noch eine Spur stärker erblassen.
So als befürchte sie jeden Moment einen Anschlag seinerseits, drückte sie sich mit dem Rücken fester gegen die Autotür. Ihre Handtasche hielt sie wie ein Schutzschild an die Brust gepresst, um sich vor einem möglichen Kugelhagel zu schützen.
„Du bist direkt aus dem Gefängnis hierher zurückgekehrt?“ Unglaube lag in ihren Augen.
„Warum?“
In leiser Verzweiflung hob er beide Hände, die Handflächen zum Himmel gerichtet.
„Weil dies mein zu Hause ist. Es ist für mich unvorstellbar wo anders zu leben.
Die letzten neun Jahre waren unfassbar hart und nur der Gedanke daran, nach Oleron zurück zu kehren, hat mich aufrecht gehalten.“
Sie schnaubte verächtlich: „Kann ich mir vorstellen, dass die Jahre in der Strafanstalt kein Zuckerschlecken waren…Nach allem was man hört, hast du dir den Aufenthalt ja wohl selbst zuzuschreiben.“
Ihre Verachtung traf ihn. Dabei war er sich so sicher gewesen, dass sie anders war, als all jene, die ihn ungehört verurteilten. Mit dem richtigen Einfühlungsvermögen und ausgewählten Worten, hatte er ihr von den Geschehnissen erzählen wollen. Natürlich wäre sie erschüttert gewesen, vielleicht hätte auch eine Zeit lang Unverständnis in ihren Augen gestanden, aber sie hätten zumindest die Chance gehabt, ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten, vielleicht sogar zu vertiefen.
Mit einer Handbewegung, die seine tiefe Verzweiflung ausdrückte, wischte er sich den, noch immer fallenden Regen vom Gesicht.
„Das habe ich wohl..., dennoch hätte ich nie vermutet, dass du mich so schnell vorverurteilst.“
„Vorverurteilst? Thierry, du hast neun Jahre in einer Haftanstalt verbracht, als verurteilter Mörder! Wie kann ich dich da vorverurteilen? Das sind Tatsachen.“
Ihre Stimme hatte sich, während sie sprach, um einige Oktaven erhöht. Vermutlich ein Anzeichen aufsteigender Hysterie.
„Liliana, schenke mir eine Stunde deiner Zeit...dann wird dir klar...“
„Nein! Nein, hörst du. Ich will keine Erklärungen. Du hast dich in mein Leben gedrängt und viel schlimmer, du hast Elise Vertrauen im Handumdrehen gewonnen. Versuchst dich, “ sie deutete mit der linken Hand auf die bereits reparierten Fensterläden, „unentbehrlich zu machen. Und während du mit uns zusammen bist, entlockst du mir jedes meiner Geheimnisse, ohne jedoch auch nur das Geringste von dir Preis zu geben.“ Sie unterbrach sich kurz, um zitternd Luft zu holen.
„Gott, ich hätte meinem Gefühl trauen sollen. Von Anfang an habe ich gespürt, dass mit dir etwas nicht stimmt. Du, du warst zu glatt. Eine Spur zu hilfsbereit, eine Spur zu nett, zu verständnisvoll..., meine Güte, wenn ich nur daran denke, was ich dir alles anvertraut habe..., “
Ein Hauch von Abscheu zog über ihre schönen Gesichtszüge. Regentropfen verfingen sich in den langen dunklen Wimpern, rannen über ihre Wangen und tropften von ihrem Kinn.
Thierry senkte den Kopf und schloss gequält die Augen. Warum hatte er nicht längst mit ihr gesprochen?
Die Antwort darauf kannte er nur zu gut. Weil er eben dieses Reaktion ihrerseits befürchtet hatte. Sein schlimmster Albtraum wurde gerade Wahrheit.
Als er die Augen öffnete, bemerkte er das Blut an seinen Händen.
Verflucht, es ging wieder los. Es war immer dasselbe, wenn der emotionale Druck zu hoch wurde. Ohne jede Vorwarnung, platzte eine Ader und ein nicht unerheblicher Blutstrom floss aus seiner Nase.

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25. Juni 2016

'Ein Jahr ohne dich' von Rachel Parker

Ein Stipendium in Boston eröffnet Conny völlig neue Möglichkeiten. Geprägt durch die Krankheit ihrer Mutter kann sie in den USA völlig losgelöst neue Erfahrungen sammeln. Sie lernt neue Freunde kennen und eines Abends auch den attraktiven Paul, der ihre Gefühlswelt innerhalb von Sekunden völlig auf den Kopf stellt.

Während Conny sich in Amerika schnell wohlfühlt, hadert ihre Mutter Christin in Deutschland mit ihrem Schicksal und der Vergangenheit. Geplagt von Selbstzweifeln zieht sie sich immer weiter zurück, bis eine zufällige Begegnung ihr neuen Lebensmut einhaucht. Gerade als ihre Tochter sich auf die Heimreise machen will, wird Boston von einem Erdbeben erschüttert …

Ein Roman über die heilende Kraft der Liebe und die Prüfungen des Lebens.

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Leseprobe:
Eine Staubschicht überzog mich und ich kauerte am Boden meines Zimmers auf dem Campus. War das eben wirklich geschehen? Totenstille um mich herum. Überall lagen meine Sachen verstreut – die halb gepackten Koffer zwischen Kleidungsstücken und zerbrochenem Geschirr, ebenso die Bücher und Bilderrahmen. Das große Regal neben der Zimmertür war sogar umgestürzt. Gestern wurde die Bevölkerung über Fernsehen, Radio und wir Studenten zusätzlich während der Vorlesungen gewarnt. Eben noch erwartete man ein Erdbeben der Stärke 5,0 bis 6,0 in der Stadt und in weiten Teilen des Bostoner Umlandes, nun war es geschehen. Wenige Minuten verstrichen. Ich wagte kaum zu atmen oder mich zu bewegen. Wo hielt sich Paul während dieser schrecklichen Minuten auf? Von draußen hörte man Sirenen von Krankenwagen. Menschen schienen panikartig über den Campus zu laufen, ihre Schreie drangen bis zu mir ins Zimmer. Auf unserem Gang war es jedoch beängstigend still. Auch unser Studentenwohnheim bebte und zitterte fürchterlich während des Erdbebens. Meine Fensterscheiben hatten Sprünge, waren aber zum Glück nicht zerborsten, weshalb ich unverletzt blieb. Die Zimmerdecke wies Risse auf, und Putz löste sich. Ich war von Kopf bis Fuß mit grauem Staub bedeckt, dieser rieselte noch immer auf mich herab. Nach dem ersten Schock und der Starre breitete sich nun Angst in meinem Innern aus. Ich machte mir große Sorgen um Paul. Er befand sich auf dem Weg zum Bahnhof, um unsere Tickets für die Heimreise zu kaufen. Danach wollte er zu dem Reisebüro, um die Flugzeiten für den Flug nach Frankfurt bestätigen zu lassen. Hatte er noch rechtzeitig eines der Gebäude verlassen können? Vorsichtig robbte ich zum Schreibtisch und suchte zwischen den staubigen Studiensachen nach meinem Handy. Endlich! Hier war es. Ich wählte seine Nummer, aber die Leitung war tot. Oh mein Gott, das darf doch nicht wahr sein! Panik erfasste mich. Ich rief wie von Sinnen nach Hilfe. Da erinnerte ich mich an meine Freundin Mara und all die anderen auf meinem Stockwerk.
»Mara, wo bist du? Bist du verletzt?«, schrie ich verzweifelt.
»In meinem Zimmer, Conny! Nein, nur total staubig und hier herrscht das absolute Chaos. Ich versuche gerade, meine Zimmertür zu öffnen, aber der Schrank liegt davor.«
»Warte, ich komme sofort zu dir!« Vorsichtig, denn die Angst saß mir immer noch im Nacken, öffnete ich meine Tür. Auf unserem Korridor war an vielen Stellen der Putz von der Decke gebrochen und da, am Ende des letzten Raumes, klaffte ein riesiges Loch. Oh mein Gott, hoffentlich war Nick während dem Beben nicht in seinem Zimmer! Er war ein liebgewonnener Kommilitone. Ich begann zu zittern, und Tränen liefen mir über das Gesicht, währenddessen ich zu Maras Schlafraum stürzte.
»Mara, ich stehe vor deiner Tür und stemme mich dagegen, du ziehst dann am Schrank. Okay?«, rief ich mit weinerlicher Stimme.
»Ja, ist gut Conny. Ich habe solche Angst!«
»Dann zieh, damit wir so schnell wie möglich hier rauskommen!«
Vereint befreiten wir sie in wenigen Minuten und fielen uns weinend, aber glücklich, um den Hals.
»Schnell, Mara, nix wie weg! Am Ende des Korridors klafft ein riesiges Loch. Von der Decke fällt immer wieder Putz. Gibt es nicht auch Nachbeben?«
Panikartig eilten wir zum Treppenhaus, rannten die Treppen hinunter ins Freie und direkt in die Arme des Katastrophenschutzteams.
»Bitte begeben sie sich sofort zum Sammelplatz an der Mensa. Wir erwarten ein Nachbeben! Haben sie noch jemanden im Innern gesehen?«
Wir schüttelten nur unsere Köpfe, und schon waren die Männer im Gebäude verschwunden.
Auf dem Weg zur Mensa fragte ich: »Funktioniert dein Handy, Mara? Meines ist tot.«
»Ja, hier. Ich habe vorhin Jens vom Zimmer aus angerufen, bei ihm ist alles okay. Er war während des Bebens in der U-Bahn und rettete sich ins Freie.«
Ungeduldig wählte ich Pauls Nummer. Immer noch tot. Ich fing bitterlich an zu weinen.

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24. Juni 2016

'#FolgeDeinemHerzen' von J. Vellguth

Jung, engagiert und auf dem besten Weg, eine erfolgreiche New Yorker Tierärztin zu werden, hat Sara beschlossen, ihrer besten Freundin das ultimative Geburtstagsgeschenk zu machen.

Die Sache hat dummerweise einen Haken – als Gegenleistung muss sie sich auf ein Date mit dem berühmten Vlogger und Frauenheld BigJake einlassen. Was für andere der Hauptgewinn wäre, ist für Sara ein Stelldichein mit ihrer größten Angst. Was steckt hinter ihren Gefühlen und kann sie nach der Begegnung mit Jake tatsächlich einfach weitermachen wie bisher?

Eine moderne Sommer-Romanze mit quirligen Vierbeinern, Cupcakes im Central Park und einem legendären Sonnyboy – Liebe inbegriffen.

Gleich lesen: #FolgeDeinemHerzen: Liebesroman

Leseprobe:
Wenn sie das Tierheim retten wollte, musste sie das gute Wetter unbedingt ausnutzen. Denn sobald im Mai die Sonnenstrahlen warm genug wurden, um die New Yorker aus ihrem Winterschlaf zu wecken, strömten die Menschen scharenweise in das frische Grün des Central Parks.
Sara schob sich schwer atmend durch die Menge. Eine dicke Schweißperle lief ihr den Nacken hinunter und verschwand unter ihrem braunen Zopf in der türkisfarbenen Bluse. Mit der linken Hand hielt sie das eine Ende eines Klapptisches, über ihrer Schulter hing eine riesige Tasche gefüllt mit Cupcakes und mit der rechten hielt sie die Leine fest, an der ein wuscheliger Collie gemächlich hinter ihr hertrottete.
Sie hätte lieber Rocky mitgenommen. Junge Hunde funktionierten einfach immer, wenn es um Spendensammlungen ging, auch wenn ihr jüngster Hund schon über sechs Monate alt war. Doch leider war Rocky viel zu schreckhaft und sein Training machte keine wirklichen Fortschritte. Kaum verwunderlich, wenn man bedachte, dass im Heim-für-Hunde chronische Unterbesetzung herrschte. Sie musste unbedingt noch öfter Zeit finden, um den armen kleinen Kerl familientauglich zu machen. Nicht auszudenken, was sonst unweigerlich früher oder später mit ihm passieren musste. Aber jetzt wurden erst einmal Spenden gesammelt. Brachte schließlich niemandem etwas, wenn Rocky Manieren bekam, aber er kein Dach mehr über dem Kopf hatte oder kein Futter mehr in seinem Napf fand.
»Sind wir bald da?«, schnaufte Cherry.
Sara hätte am liebsten auch gleich hier an Ort und Stelle ihren Stand aufgebaut, aber sie hatte eine Mission. »Lass uns lieber noch ein bisschen weitergehen. Wir müssen eine Stelle finden, wo möglichst viele Leute vorbeikommen.«
Mit einem Seufzen bewegte Cherry sich tapfer weiter.
Ohne sie hätte die ganze Aktion gar nicht stattfinden können. Denn sie hatte es tatsächlich geschafft, ihren Arbeitgeber zu überreden, fast 100 Cupcakes zur Verfügung zu stellen, um potenzielle Spender anzulocken. Als Gegenleistung mussten sie lediglich ein Werbeplakat für SweetCakes aufhängen.
Zum millionsten Mal war Sara unendlich dankbar für so eine Freundin. Was für ein Glückstreffer, dass sie ausgerechnet bei ihr auf der Schwelle gestanden und nach einer Bleibe gesucht hatte, als sie vor über fünf Jahren nach New York gezogen war. Kurz nach der Schule, kurz nach …
Sara zuckte, als das Handy in ihrer Gesäßtasche summte. Die Tasche mit den Cupcakes rutschte von ihrer Schulter und plumpste schwer in ihre Armbeuge. Sie stöhnte. »Alles okay?«, kam es von vorne.
So ein Mist, wieso gerade jetzt?
»Ja, sicher«, beteuerte Sara.
Das war bestimmt eine Mail. Vielleicht nur Werbung, aber vielleicht auch endlich die Mail, auf die sie schon so lange wartete.
Am liebsten hätte sie alles fallen gelassen und gleich nachgeschaut, aber sie konnte nicht riskieren, dass Cherry misstrauisch wurde.
Die schnaufte immer noch. »Sara, wenn wir noch viel weiter gehen, dann werde ich zur Pfütze. Schweißpfützen sammeln sicher keine Spenden. Meinst du nicht, wir könnten hier aufbauen?«
»Wir müssen irgendwohin, wo viele Leute sind«, sagte Sara bestimmt.
»Aber hier sind viele Leute. Und wenn ich noch einen Schritt gehen muss, breche ich zusammen.«
»Okay, dann lass uns aufbauen.«
»Echt?«, fragte Cherry überrascht.
»Hier kommt jeder vorbei, der zum Brunnen will.«
Sara legte den Klapptisch ab und entledigte sich der Tasche mit den Cupcakes. Die Ecken der Schachteln hatten tiefe Abdrücke in ihrem Fleisch hinterlassen. Der Collie wuselte sofort zu der Tasche und schnupperte mit wedelndem Schwanz daran. »Aus! Diego, mach Platz«, forderte Sara und der Collie gehorchte. Nicht so klein und niedlich wie Rocky, aber dafür unglaublich brav und gehorsam. Er würde sicher keine Probleme haben, eine Familie zu finden.
Cherry stellte ebenfalls ihren Beutel ab, machte sich an dem Klapptisch zu schaffen und Sara griff so unauffällig wie möglich in ihre Hosentasche. Ihre Finger zitterten vor Aufregung.
Kein Absender, den sie kannte.
Ihr Herz klopfte schneller.
Ob sie die Verlierer auch benachrichtigen?
Vielleicht eine weitere Standard-E-Mail. Hiermit bestätigen wir Ihre Teilnahme an der Verlosung blabla.
Sara strich mit dem Finger über den Bildschirm, um ihn zu entsperren. Die E-Mail-App zeigte ihr den Startbildschirm.
Ob sie tatsächlich gewonnen hatte?

Im Kindle-Shop: #FolgeDeinemHerzen: Liebesroman

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23. Juni 2016

'Zero‘s Reise zum Zentrum des Universums - Heft I: Zero vs. Company' von Michael Morhardt

Science-Fiction, Lucha Libre und Rock‘n’Roll: 2110 hält die omnipotente Company die intergalaktische Musikindustrie fest in ihren Händen. Freie Musiker, die wie Jason ‚Zero‘ Zerovski nicht nach den etablierten Regeln spielen wollen, fristen ein mehr oder weniger erfolgloses Dasein zwischen gelegentlichen Auftritten in Altersheimen und der Fließbandarbeit im Raumhafen von Android Mechanics.

Rebellen droht die berühmt-berüchtigte Behandlung: die Auslöschung ihres kompletten Outputs und in seltenen Fällen der Musiker selbst. Doch Zero plagen noch ganz andere Probleme, als dem unteren Ende der künstlerischen Karriereleiter zu entkommen, ohne eine Lobotomie zu riskieren: Die Zeichen stehen auf Sturm, doch keiner außer ihm scheint die Vorboten der Apokalypse zu erkennen.

Aber das Ende allen Seins passt so gar nicht in seinen Plan, wenn er entgegen aller Widrigkeiten doch noch einen Plattenvertrag an Land ziehen will. Und so tut er, was jeder verzweifelte Musiker tun würde: Er widersetzt sich der Company, fordert die Hölle zum Duell und bricht zum Zentrum des Universums auf, um sich auf eigene Faust einen Namen zu machen.

Wie gut, dass er in einem mexikanischen Kloster die hohe Kunst des Lucha Libre erlernt hat.

Gleich lesen: Zero‘s Reise zum Zentrum des Universums, Heft I: Zero vs. Company

Leseprobe:
Nach einer halben Stunde wusste es Zero genau: Earl of Eden waren tatsächlich immer noch scheiße. Zugegeben, der Sound und die Lichtshow waren unglaublich, doch die Earls, allesamt in seltsam fluoreszierende Jagdmäntel gekleidet, waren eindeutig noch nie auf einer dermaßen großen Bühne gestanden. Ihre Songs klangen alle gleich und der wenige Biss, den sie damals im Paradise noch gehabt hatten, war ihnen inzwischen auch verloren gegangen. Aber jedes Bandmitglied trug unverhohlen den Tauglichkeitsstempel der Company auf der Stirn.
Sein Handy wies ihn mit einem schwachen Vibrieren auf eine neue Nachricht hin, doch gebannt von der mehr als mäßigen Musik, zu der das Publikum trotzdem völlig ausrastete, ignorierte er es weiter, auch beim darauf folgenden Brummen. … und dem nächsten.
„Du solltest rangehen. Manchmal kann sowas dein ganzes Leben verändern.“
Die Stimme klang so klar an sein Ohr, als wären er und die weißhaarige Dämonin alleine auf einem fernen Planeten und nicht Gäste bei einem Konzert. Er fuhr zu ihr herum und kreischte. Ein kleiner Teil von ihm merkte enttäuscht an, dass sie im Gegensatz zu seinen Albträumen nicht nackt vor ihm stand, sondern eine hochgeschlossene Lederkombi trug, während der Rest seinen Körper Richtung Ausgang nötigen wollte.
„Was machst du denn hier?“, brachte er keuchend heraus. „Ich dachte, ich hätte noch jede Menge Zeit?“
Die Dämonin lächelte spöttisch:
„Die hast du, wenn auch nicht jede Menge. Aber du hast mit deinem Starrsinn mächtig was losgetreten. Mein Boss ist sauer, weil sich ein kleines Menschlein wie du zwischen uns und die Apokalypse stellt. Obwohl ja am Ausgang unseres Kampfes kein Zweifel bestehen dürfte, n’est pas?“
„Ach ja?“, geiferte Zero wütend. „Ich habe einige Zeit in einem mexikanischen Kloster die Kunst des Lucha Libre erlernt. Ich bin eine tödliche Kampfmaschine!“
„Oh bitte, du bist damals mit einer Ringermaske und einer Flasche Tequila vor den Mauern zusammengebrochen.“
Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
„Auch wenn du jetzt denkst, du bist der Mittelpunkt des Universums, Jason, du kannst die Hölle nicht besiegen.“
Earl of Eden spielten jetzt tatsächlich eine Ballade und als die Menge ihre Feuerzeuge zückte, wünschte sich Zero die Apokalypse für einen Moment lieber früher als später herbei.
„Warum willst du diese bemitleidenswerten Kreaturen überhaupt retten? Sieh sie dir an! Sie haben nicht einmal einen eigenen Willen. Du sagst ihnen, was sie toll finden sollen, und sie folgen dir wie die Lämmer, nicht ahnend, dass sie in Wirklichkeit zum Schlachthof geführt werden.“
Zero nickte, bevor er ihr mit einem traurigen Lächeln direkt in die schwarzen Augen sah.
„Weißt du, du hast ja mit allem, was du sagst, gar nicht mal so Unrecht. Aber ich weiß von einer guten Freundin, dass es auch noch andere gibt. Komm schon, wir Menschen haben inzwischen das halbe Universum kolonialisiert, glaubst du nicht, dass es da eine Handvoll gibt, die es zu retten lohnt? Außerdem will ich immer noch einen Plattenvertrag.“
Die Dämonin trat mit einem Mal so nahe an ihn heran, dass er den Duft ihrer Haare riechen konnte: Kardamom und Vanille. Mit einem Seufzen schlang sie die Arme um seinen Hals und legte ihren Kopf auf seine Schulter, bevor sie sich im Takt der Musik mit ihm zu bewegen begann.
Zero riss überrascht den Mund auf und wollte sie anbrüllen, wegstoßen, doch sein Körper hatte andere Pläne als das bisschen Stolz, das ihm die vergangenen Stunden noch gelassen hatten. Zögernd legte er seine Hände auf ihre Hüften. Ihre Haut war warm und weich.
„Okay, ich tanze mit einer Dämonin, die mich gerne umbringen würde, zum Lied einer Band, die ich gerne umbringen würde“, nahm er auf der rein logischen Ebene seines Verstands wahr. Auf der rein verbalen Ebene seines Mundwerks krächzte er nur: „Was soll das denn jetzt?“
„Schhhh!“, gebot sie ihm zu schweigen. „Jetzt kommt meine Lieblingsstelle.“
Zero verdrehte angesichts des drohenden Klaviersolos die Augen, ließ die Dämonin jedoch trotzdem nicht los.
„Die Mucke ist immer noch scheiße.“

Im Kindle-Shop: Zero‘s Reise zum Zentrum des Universums, Heft I: Zero vs. Company

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18. Juni 2016

'Wolkenblüte: Ein Engel zum Verlieben' von Alisha April

Immer wieder träumt Hannah diesen Traum. Nur dass dieser stets ein gutes Ende nimmt. Ganz anders aber ist ihre Realität. Ein Vorfall, der Hannahs bisheriges, heiles Leben von einer Minute auf die andere verändert und abrupt zerstört. Für lange Zeit ist ihr Glaube an Liebe und Glück verloren. Bis Raphael in ihr Leben tritt. Ein wunderbarer, mitfühlender Mann und auf den ersten Blick ganz normal. Kein Christian Grey, kein Milliardär, sondern Angestellter einer Bank. Sie ist fasziniert von ihm, doch dann gesteht ihr Raphael sein Geheimnis. Kann ihre Liebe dennoch weiter bestehen …?

Die Geschichte einer Liebe, die nicht sein darf, einer Liebe gegen alle Vernunft. Ein himmlisch-romantischer Liebesroman mit einer großen Portion Fantasy und Happy End.

Dies ist der 1. Band der Angellovestory-Reihe von Alisha April. Weitere Bücher werden folgen, die alle unabhängig voneinander gelesen werden können.

Gleich lesen: Wolkenblüte: Ein Engel zum Verlieben

Leseprobe:
Prolog
„Wenn du ein braves Mädchen bist, kommst du später in den Himmel. Wenn du zum Beispiel … immer schön deine Suppe aufisst!“
„Wie sieht es denn im Himmel aus, Mama?“
„Nun ja, dort wohnen der liebe Gott und … und die Engel. Es gibt viele verschiedene Engel und jeder Engel hat einen Namen.“
„Meiner heißt Schutzengel, nicht wahr, Mama?“
„Ja, Liebes. Einen Schutzengel haben wohl alle Menschen, zumindest manchmal.“
„Gut, Mama. Dann werde ich jetzt ganz fix meinen Teller leer essen und hoffen, dass mein Schutzengel mich davor beschützt, noch mehr Suppe essen zu müssen.“
„Das tut er sicher. Er wird immer bei dir sein und dich behüten. Auch vor zu viel Suppe …“

Die fünfjährige Hannah lachte zurückhaltend und angepasst, den Erwartungen ihrer Mutter entsprechend. Dann sprang sie auf und lief in den Garten, um die Wolken, die sich am Himmel blütenförmig aneinanderreihten, zu verfolgen und hoffte, es würde ein kleiner Engel irgendwo dazwischen auftauchen. Doch Hannah wartete vergeblich …

Kapitel 1
Manchmal währt die Liebe ewig, manchmal nur einen Flügelschlag

Siebenundzwanzig Jahre später:

„Nein!!!“ Hannah fuhr schweißgebadet im Bett hoch. Ihre Hände umklammerten krampfhaft die Bettdecke. Ihr Puls raste und ihr Schrei dröhnte ihr noch in den Ohren. Mit aufgerissenen Augen starrte sie panisch in die Dunkelheit. Allmählich realisierte sie, wo sie war. Ihre schmalen Finger tasteten zur Nachttischlampe und knipsten sie an. Vertrautheit umgab sie. Sie lag wie immer im Schlafzimmer ihrer Zweieinhalbzimmer-Dachterrassenwohnung und das Bett neben ihr war leer. Leer wie jede Nacht. Jede einzelne, verdammte Nacht! Seit Jens vor einem Jahr und elfeinhalb Monaten gegangen war, hatte kein anderer Mann mehr ihre Bettkante berührt. Die Trennung war nervenaufreibend. Hannah hatte seine Bettwäsche seit jenem Tag nicht gewechselt und manchmal meinte sie sogar, noch einen Hauch von Jens’ Geruch zu verspüren, wenn sie ihre Nase tief genug ins Kissen steckte. Eben aber hatte sie wieder dieser Albtraum geplagt, der sie von Zeit zu Zeit heimsuchte und sie so unbarmherzig hochschrecken ließ. Ein Albtraum, der dennoch schreckliche Realität war und der letztlich zum Zerwürfnis von Hannah und Jens geführt hatte …

* * * * *

Drei Jahre zuvor an einem verschneiten Samstagnachmittag Ende Januar:

„So, kleine Prinzessin. Nun noch das Krönchen aufgesetzt, dann sind wir fertig!“ Hannah malte ihrer vierjährigen Nichte Laura ein dickes rotes Herz mit Faschingskreide auf die Wange und schminkte ihre kleinen Lippen mit rosa Lippenstift. Hannahs Schwester Tessa hatte Hannah gebeten, den Fahrdienst zu übernehmen, da sie ausgerechnet heute eine erkrankte Kollegin aus der Firma vertreten musste und daher nicht abkömmlich war. Laura saß auf einem Stuhl in der Diele und zeigte mit dem Finger auf Hannahs Strickpullover. „Da ist dein Baby drin!“ Hannah nickte lächelnd und strich über ihr schon leicht gewölbtes Bäuchlein. Dann hielt sie ihr mit Blick auf die Armbanduhr die warme Daunenjacke hin. Laura schlüpfte etwas umständlich hinein. Anschließend zog Hannah ihr die Stiefel an. „Wir müssen uns beeilen! In fünfzehn Minuten beginnt Josephines Party.“ Josephine war Lauras Freundin aus der Elefantengruppe des Kindergartens, den die beiden Mädchen besuchten. Josephines Mutter hatte eine Faschingsfeier bei sich zuhause organisiert, zu der auch Laura eingeladen war. Sie fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss des modernen und architektonisch etwas abseits der Norm gestalteten Wohnblocks und stapften die wenigen Meter bis zum Parkplatz vor dem Haus durch den Schnee. Während Hannah ihrer Nichte den Gurt anlegte, fragte das Mädchen: „Wann kommt dein Baby?“ Hannah schob mit der Hand ihre Wollmütze hoch. „Wenn es Sommer ist.“ Laura begnügte sich mit dieser Antwort und biss herzhaft in einen Keks, den sie zuvor aus der Schachtel auf der Kommode stibitzt hatte.
„Freust du dich denn ein kleines bisschen darauf, Laura? Onkel Jens freut sich auch ganz fest!“
„Hm.“ Laura nickte kauend. Hannah setzte sich nun ans Steuer und rangierte aus der Parkbucht. Nach wenigen Minuten verließen sie die Stadt und fuhren auf der Landstraße Richtung Seedorf. Die Schneekristalle auf den Feldern links und rechts der Fahrbahn glitzerten wie kleine Diamanten. Hannah kniff die Augen zusammen, denn die tief stehende Wintersonne blendete sie.
Es passierte in einer Rechtskurve. Hannah hatte die voluminöse Schneewehe nicht rechtzeitig gesehen, die mit einer Windböe kurz zuvor auf die wenig befahrene Straße geweht worden war. Sie stieß einen Schrei aus und bremste scharf, doch in dem Moment schleuderte ihr BMW bereits und geriet auf die Gegenfahrbahn. Ein entgegenkommender Audi konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Dann ging alles ganz schnell. Es kam zu einem Zusammenstoß. Hannah verlor die Besinnung …

Im Kindle-Shop: Wolkenblüte: Ein Engel zum Verlieben

Mehr über und von Alisha April auf ihrer Website.

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16. Juni 2016

'Traubenblut: Ein Bremen-Krimi' von Tanja Litschel

Die Studentin Malena Norden verbringt im Rahmen ihrer Forschungen eine Nacht allein in den Gewölben des Bremer Ratskellers. In den frühen Morgenstunden wird sie leblos aufgefunden. Es scheint, als sei sie buchstäblich vor Schreck gestorben. Die Ursache hierfür bleibt rätselhaft.

Als ihre Zwillingsschwester Tamara daraufhin nach Bremen zurückkehrt, hat die Polizei die Ermittlungen bereits eingestellt. Doch Malenas mysteriöser Tod lässt Tamara keine Ruhe. Sie beschließt, den Fall auf eigene Faust zu lösen. Lange Zeit tappt sie im wahrsten Sinne des Wortes völlig im Dunkeln. Bis sie herausfindet, dass nichts im Leben ihrer Schwester so war, wie es scheint …

Gleich lesen: Traubenblut: Ein Bremen-Krimi

Leseprobe:
Tamara schubste ihr Handy auf dem blank polierten Holztisch herum und kämpfte gegen den unerklärlichen Drang, eine ganz bestimmte Nummer anzurufen. Zwar war es mitten in der Nacht, genau genommen 23:13 Uhr hier in Schottland, also kurz nach Mitternacht in Deutschland. Aber sie glaubte nicht, dass es eine Rolle spielte. Vielmehr hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie das Gespräch nach so langer Zeit des Schweigens überhaupt beginnen sollte. »Hallo, ich bin’s, wollte nur mal hören, wie’s dir geht«, würde jedenfalls nicht sonderlich glaubhaft rüberkommen. Auch wenn es ziemlich dicht an der Wahrheit kratzte. »Ich hatte einen Albtraum. Du bist in Gefahr. Was auch immer du vorhast, tu´s nicht!«, brachte die Sache schon eher auf den Punkt. Allerdings klänge diese Art von Dramatik wie der dumme Scherz einer Betrunkenen und sie war sich nicht ganz sicher, ob sie nach dem dritten Bier noch überzeugend das Gegenteil behaupten konnte. Zu allem Überfluss erschien wie durch Geisterhand ein Glas mit goldfarbenem Whisky vor ihrer Nase.
»Trink das, du siehst aus, als hättest du es bitter nötig«, sagte Jonathan und setzte sich zu ihr an den Tisch. »Und anschließend rufst du ihn an. Ich bin nämlich nicht länger in der Lage, dich derart leiden zu sehen.«
»Was?« Einen Moment lang wusste Tamara wirklich nicht, wovon er sprach.
»Deinen Lover. Oder Ex. Was weiß denn ich? Es ist ziemlich schwierig, bei dir auf dem Laufenden zu bleiben. Zumindest was die armen Kerle anbelangt. Warum hast du ihm dieses Mal den Laufpass gegeben? Bevorzugt er Bourbon statt Scotch? Oder hört er Musik, die du nicht ausstehen kannst?«
Etwas skeptisch forschte Tamara in seinem wettergegerbten, kantigen Gesicht nach etwas, das ihr bislang entgangen war. Jonathan hatte sie schon häufig bei ihren Recherchen für das New Planet-Magazin begleitet. Tamara schrieb die Texte, er sorgte für brillantes Fotomaterial. Zusammen bildeten sie ein unschlagbares Team. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob mehr daraus entstehen könnte.
»Nun mach schon. Bitte, tu’s für mich«, drängelte er, hob das Telefon vom Tisch auf und hielt es ihr entgegen.
»Es ist nicht so, wie du denkst.« Sie ignorierte seine Geste und sah ihm direkt in die Augen.
»Sondern?«, fragte er mit einem leicht gereizten Unterton.
»Es geht um meine Schwester. Malena. Ich kann einfach nicht aufhören, an sie zu denken.«
»Aha«, entgegnete er nur und lehnte sich zurück. »Ich dachte, du hättest keine Familie mehr.«
»Habe ich auch nicht. Sie sind alle tot. Es gibt nur noch Malena, aber wir haben uns vor langer Zeit zerstritten.«
»Warum wundert mich das nicht?«
»Oh, besten Dank. Fast hätte ich schon geglaubt, du seist auf meiner Seite.« Sie hob ihr Whiskyglas und trank es in einem Zug leer. »Aber was soll’s, ich wollte sowieso gerade gehen.«
»Du meine Güte, seit wann bist du so empfindlich?« Jonathan ergriff ihre Hände und hielt sie fest. »Es tu mir leid, okay? Erzähle mir von deiner Schwester. Wie ist sie so?«
»Sie ist perfekt.« Tamara versuchte ein Lächeln, was nicht so richtig gelingen wollte.
»Niemand ist perfekt.« Er zog die Augenbrauen in die Höhe und betrachtete Tamara, als sähe er sie zum ersten Mal.
»Du kennst sie nicht. Jede Wette, dass du dich auf der Stelle in sie verlieben würdest. So ergeht es nämlich jedem Mann. Und jeder Frau. Malena versteht es, die Menschen zu bezaubern. Sie ist voller Empathie für jedermann, bildschön, klug, gebildet, kreativ, sanft, freundlich. Sie ist einfach zu gut für diese Welt.«
»Blödsinn. Sie kann unmöglich so schön sein wie du.«
»Netter Versuch. Aber ich konnte ihr noch nie das Wasser reichen. Einmal, als wir noch Kinder waren, haben wir einen verletzten Hund am Straßenrand gefunden. Ein Auto hatte ihn angefahren und übel zugerichtet. Der Tierarzt, zu dem wir ihn brachten, räumte ihm eine Überlebenschance von 1:100 ein. Ich konnte den Anblick des halb zerfetzten Körpers nicht ertragen und flehte den Mann unter Tränen an, das Tier von seinem Leiden zu erlösen. Malena schob mich einfach beiseite, drückte mir ein Päckchen Papiertaschentücher in die Hand und versicherte dem Doktor, dass unsere Eltern die Rechnung auf Heller und Pfennig bezahlen würden. Wenn er nur sein Möglichstes täte, den Hund zu retten. Du kannst dir vorstellen, wie die Geschichte weiterging.«
»Das Hündchen wurde wieder gesund und verbrachte noch viele glückliche Jahre im Kreise der Familie Norden.«
»Ganz genau. Ich wollte, dass ihn der Arzt tötet. Malena hat ihm das Leben gerettet. Verstehst du jetzt, was ich meine?«
»Ja, so ungefähr. Aber das ist nicht der Grund, warum du deine Schwester ausgerechnet jetzt anrufen willst.«
»Nein natürlich nicht. Ich habe einfach nur so ein mieses Gefühl. Es hat mich aus heiterem Himmel gepackt und weigert sich, wieder verschwinden. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.«
Jonathan nickte bedächtig. »Wenn das so ist, kann ich dir nur einen einzigen guten Rat geben: Schlafe eine Nacht drüber. Morgen früh bei Sonnenschein sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Und wenn dir der Sinn danach steht, kannst du nach dem Frühstück immer noch mit ihr sprechen.«
»Du hast Recht, ich gehöre ins Bett.« Tamara stand auf und hauchte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange. Schon jetzt stand fest, dass sie Malena auf gar keinen Fall anrufen würde, weder heute Nacht noch morgen früh. Tamara hatte ihrer Vergangenheit vor langer Zeit den Rücken gekehrt um ein eigenes Leben zu führen. Sie gedachte nicht, sich durch einen bloßen dummen Traum aus der Bahn werfen zu lassen.

Im Kindle-Shop: Traubenblut: Ein Bremen-Krimi

Mehr über und von Tanja Litschel auf ihrer LovelyBooks-Autorenseite.

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2. Juni 2016

'Till Türmer und die Angst vor dem Tod' von Andreas Klaene

Till Türmer ist ein Journalist, der sein Leben bestens im Griff zu haben scheint. Sogar das seiner sehr speziellen Auftraggeber bringt er wieder in Spur, indem er in geheimer Absprache Briefe für sie verfasst. Bei all seiner Offenheit für verrückte bis aussichtslose Lebenssituationen meidet er die Themen Tod und Sterben allerdings wie eine ansteckende Krankheit. Zu Hause ist er an der ostfriesischen Nordseeküste, dort, wo die Endlichkeit in der unendlichen Weite des Landstrichs unterzugehen scheint. Doch ausgerechnet einer wie er verliebt sich - nichts Finsteres ahnend - in Sarah, eine Frau, die ihr Geld mit dem Tod verdient.

Dieser Roman erzählt vom Tod - und das mit Lebensfreude und einer dicken Portion Humor.

Gleich lesen: Till Türmer und die Angst vor dem Tod

Leseprobe:
Nie erfuhr jemand, wie seine Briefe entstanden. Ihre Vorgeschichte war ein Geheimnis, das zwei Menschen behüteten. Der eine war Till Türmer, der andere sein jeweiliger Auftraggeber. Und in dessen Namen schrieb er. Männer wie Frauen trugen ihre sehr speziellen Wünsche an Till heran, Menschen aus allen Schichten und von überall her. Sie fanden ihn im Internet oder kamen durch diskrete Empfehlung mit ihm in Kontakt. Jeder von ihnen führte etwas anderes im Schilde. Nur eines hatten sie alle gemeinsam: ein Problem, das ihnen schmerzhaft schon viel zu lange unter den Nägeln brannte. Manchen raubte es regelrecht den Lebenswillen.
Sie alle hatten versucht, ihre Not mit eigenen Mitteln aus der Welt zu schaffen. Aber sie waren gescheitert. Ihnen fehlten die Worte, mit denen es möglich war, die Ehefrau oder Geliebte zur Rückkehr zu bewegen, dem mächtigen Konzern einen stattlichen Schadensersatz zu entlocken oder die ehelichen Fehltritte so zu erklären, dass ein Gleichschritt wieder möglich wurde.
Till Türmer hatte diese Worte, aber sie standen nicht für ihn griffbereit wie die Bücher in seinem hellen, puristischen Arbeitszimmer. Dort stand ganz hinten neben dem Fenster ein kleiner Schreibtisch mit Beinen aus Metallstangen. Auf der schwarzen Glasplatte duldete er nichts außer seinen Laptop und ein Heft für Notizen. Was er sonst noch für seine Arbeit brauchte, holte er sich aus der ostfriesischen Weite, in der er zu Hause war. Bevor er zu schreiben begann, stellte er Fragen. Entweder bei einem Besuch in der Wohnung seines Kunden oder in der anonymen Atmosphäre einer Hotellounge. Meistens aber am Telefon. Für seine Fragen nahm er sich die Zeit, die er brauchte. Es war ihm wichtig, sich ein möglichst klares Bild von seinem Auftraggeber zu verschaffen und zu begreifen, was der Empfänger des Briefes für ein Mensch war.
Manchmal dachte er, wenn ich etwas besser kann als andere, dann höchstens dies: Menschen erkennen, auch ihre geheimnisvollen, dunklen Seiten durchschauen. Sein Talent schützte ihn vor beruflichen Halsbrüchen. Äußerst selten kam es vor, dass sich diese Gabe aus dem Staub machte.
Solch eine dunkle Seite erahnte Till auch, als er sein erstes Telefonat mit einem angeblich wohlhabenden Unternehmensberater aus München hatte. Nach nur ein paar Worten des Anrufers witterte er nichts Gutes. Nicht, dass er dessen Namen gekannt oder damit etwas Negatives verbunden hätte. Dennoch schlug etwas in ihm Alarm, als der Fremde sich mit Marco Grossanter meldete. Denn er begnügte sich nicht damit, seinen Namen lediglich zu nennen, er zelebrierte ihn. Silbe für Silbe. Seine dunkle Stimme kam so weich herüber wie ein wertvoller Cognac. Gleichzeitig intonierte er Vor- und Zuname wie die Hymne eines Giganten, ganz dezent untermalt mit der Melodie charmanter Gerissenheit. Till war das zu viel Inszenierung, um noch an Seriosität glauben zu können. Dann zog Grossanter das nächste Register, indem er versuchte, ihn bei seiner Eitelkeit zu packen.
„Ich habe lange gesucht und mir so einige Profis angeschaut“, sagte er, „auch so ein Pressemensch vom Bayerischen Rundfunk war dabei. Aber die haben mich alle nicht überzeugt.“
Bei Till kam das allerdings anders an, als Grossanter glaubte. Er stand am Fenster mit dem Telefon am Ohr und verzog sein Gesicht wie einer, der in Faules biss. Diese Aussage war eine Beleidigung, wenn der Mann glaubte, sein Gesprächspartner sei naiv genug, um sie für bare Münze zu nehmen.
Trotzdem hörte er sich an, was Grossanter von ihm wollte, was allerdings dazu führte, dass er Tage später Zweifel an seinem Einschätzungsvermögen bekam. Zuerst sprach der Anrufer nur vage von einer Familienangelegenheit. Till musste mehrmals nachhaken, bekam aber kaum eine konkretere Antwort. Da die meisten ihn kontaktierten, weil ihre Beziehung in die Brüche gegangen war, fragte er schließlich, ob es um seine Frau gehe, und der Mann sprang umgehend darauf an. Damit war Till aber wenig geholfen. Ihm kam es so vor, als hätte er Grossanter mit seiner Frage erst die Idee für ein gar nicht vorhandenes Problemthema gereicht, das er nun einfach weiterzuspinnen brauchte. Er erzählte dann, dass seine Frau ihn verlassen habe. „Verstehe das, wer will“, sagte er. „Jahrelang habe ich ihr alles, was ihr Herz begehrt, auf `nem goldenen Tablett serviert.“
Till stellte noch ein paar Fragen, um die Geschichte fürs Erste ein wenig besser einschätzen zu können, und ließ sich schließlich darauf ein, einen nächsten Telefontermin zu machen.
Zwei Tage später tat er mit dem Münchner Unternehmensberater, was er vor Beginn seiner eigentlichen Arbeit mit jedem Auftraggeber tat. Höflich aber unmissverständlich sagte er ihm: „Ich bin bereit, eine Menge Zeit in Ihre Sache zu investieren. Aber nur, wenn Sie bereit sind, auf meine Fragen ehrlich zu antworten. Auf alle! Ich akzeptiere, wenn Sie über irgendetwas nicht sprechen wollen. Dann sagen Sie mir das! Aber verzichten Sie auf Unwahrheiten! Dann würde unser Schuss nämlich nach hinten losgehen, und dafür ist mir meine Zeit zu schade.“
Unmittelbar nach diesem Hinweis glaubte Till am anderen Ende der Leitung eine Spur Unsicherheit zu bemerken. Marco Grossanter, der bisher mit aufgeblasener Souveränität geredet hatte, schwieg etwa zwei Sekunden. Dann kam ein Räuspern. „Ist mir schon klar“, sagte er, „aber mit der Ehrlichkeit ist das ja so eine Sache.“
„Was für eine Sache?“
„So manche Ehrlichkeit wirkt halt hochexplosiv. Das kennen Sie doch auch.“

Im Kindle-Shop: Till Türmer und die Angst vor dem Tod

Mehr über und von Andreas Klaene auf seiner Website.

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1. Juni 2016

'Guten Appetit MS' von Caroline Régnard-Mayer

Lust einmal etwas Besonderes und Gesundes zu kochen? Dann sind Sie hier genau richtig. Das andere Kochbuch - keine Diäten oder sonstige Neuheiten! Die Autorin hat Rezepte niedergeschrieben, die aus ihrer vegetarischen und veganen Ernährung resultieren, die aber jederzeit für Fleischesser ergänzt werden können. Essen muss schmecken, auch wenn man an einer chronischen Erkrankung wie der Multiplen Sklerose leidet. „Kleine Sünden in Form von Kuchen und Desserts gönne auch ich mir.“ schreibt die Autorin. Jeder Genießer wird in diesem Kochbuch fündig, ob für Singles, für die Familie oder für Gäste gekocht wird.

Nach dem Motto:
Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen. (Winston Churchill)

Probieren Sie es aus!

Gleich lesen: Guten Appetit MS: Ein alltagstaugliches Kochbuch für ernährungsbewusste Feinschmecker mit und ohne Multiple Sklerose.

Leseprobe:
Einleitung, Hinweise und Tipps
Wer mich und meine Bücher noch nicht kennt, ich bin eine alleinerziehende Mutter von zwei fast erwachsenen Kindern. Überwiegend arbeite ich von Zuhause aus, was auch mich manchmal in eine Notsituation bringt. Schnell und einfach muss das Mittagessen gezaubert werden. Da viele denken, ich sei ein Multitasker von Natur aus, weil ich als Frau geboren wurde, die irren sich an dieser Stelle. Durch meine Erkrankung Multiple Sklerose bin ich zum „Onetasker“ mutiert, was mich aber nicht hindert, immer wieder neue Rezepte und neue Kreationen auszuprobieren.

Sie finden in meinem Kochbuch Rezepte meiner Großmutter und Mutter, eigene Kreationen, vegetarische und vegane Rezepte, leckere Kuchen und Torten, Fisch- und sehr wenige Fleischrezepte. Aber all meine Rezepte kann man mit Fleisch kombinieren. Ich selbst bevorzuge die vegetarische und vegane Küche. Ich bin überzeugt, dass meine Nahrungsumstellung vor vielen Jahren eine gewisse Stabilität in meinen Krankheitsverlauf gebracht hat.

Da ich Kinder habe, schrieb ich auch unsere Rezepte auf, die wir Drei schon zusammen gekocht haben, als die Kinder noch klein waren. Meine Tochter kocht und backt heute wie eine Eins, nur mit der Geduld hat sie es nicht, da ist sie mir doch sehr ähnlich.
Mein Sohn spielt immer den Handlanger, übernimmt das Ausräumen der Spülmaschine oder hilft bei Kleinigkeiten, zu welcher wir beiden Damen keine Lust haben. Er hat die Ruhe weg und wenn er alleine kocht, genießt er die stressfreie Zeit und kreiert seine Mahlzeiten selbst.

Kochen macht mir Spaß, manchmal koche ich zum Entspannen oder Nachdenken. Ich koche oft ein vegetarisches Gericht für mich und für meinen Sohn gibt es dann die Fleischvariante. Da wir alle drei unsere gemeinsame Mahlzeit als Treffpunkt zum Austausch von Alltäglichem sehen, wird ein gutes Essen bei uns zelebriert. Tischdecke oder -sets, Kerzen und Blumen und das entsprechende Essservice gehören zu einem Dinner genauso dazu, wie ein guter Wein und frische Zutaten.

Kündigen sich Gäste an bzw. habe ich mir Gäste eingeladen, dann wird es bei mir hektisch. Tage vorher plane ich und meine Nerven liegen ein paar Stunden vor dem Eintreffen der Gäste mehr oder weniger blank. Was früher ein Genuss war, wird heute zum Parkourlauf.

Meine Rezeptanleitungen sind mit Tipps versehen, denn manche Zutaten habe ich ein anderes Mal ausgetauscht oder ergänzt. Sie werden keine schlauen Anmerkungen finden, der folgende Text hilft Ungeübten, sich in meiner Kochwelt zu Recht zu finden. Manch geübter Koch findet für sich Anregungen, um mal etwas anderes auf den Tisch zu zaubern.
Hier möchte ich zum Verständnis darauf hinweisen, dass das Kochbuch gesunde Rezepte enthält, die ich durch die Umstellung meiner Erkrankung koche und backe. Da ich sehr gerne esse und koche, auch für mich alleine, befolge ich gewisse gesunde Regeln, die mir gut tun. Ich bin überzeugt, dass Madame MS sich aus diesem Grund etwas im Zaum hält. Ich esse fleisch- und wurstlos, manchmal vegan, viel Obst, Gemüse und Salate, wertvolle Öle und deswegen tausche ich selbst bei meinen Rezepten manchmal die Zutaten.

Meine Rezepte gelten für 4 Personen, ansonsten habe ich dies extra vermerkt. Bei entsprechend kleinerer oder größerer Anzahl der Personen sollte man sie selbstverständlich entsprechend abändern.

Genug geredet bzw. geschrieben, lassen Sie sich inspirieren, verführen und motivieren von meinem Back- und Kochbuch. Legen Sie nicht alles auf die Goldwaage. Essen Sie bewusst und kleine Sünden gönne auch ich mir. Viel Spaß beim Nachkochen.

Guten Appetit MS!

Im Kindle-Shop: Guten Appetit MS: Ein alltagstaugliches Kochbuch für ernährungsbewusste Feinschmecker mit und ohne Multiple Sklerose.

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