2. August 2018

'Verkäuferdeutsch : Ein Dolmetscher für den mündigen Kunden' von Peter Waldbauer

Kindle (unlimited)
In 14 Kapitel informiert dieses Buch auf satirische Weise über verschiedene Aspekte des Verkäuferberufes. Der Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die Situation im klassischen Einzelhandel, wo das Verkaufsgespräch im Laden stattfindet. Aber auch spezielle Verkaufsgespräche wie Hardselling oder Telefonverkauf werden behandelt.

Der letzte Teil - das kleine Verkäufer-ABC – behandelt in Stichwortmanier über 80 häufig verwendete Begriffe, deren jeweilige Bedeutung „durch den Kakao gezogen“ wird. Zur Abrundung findet sich am Ende des Buches ein kleiner Test, mit dem der Leser das neuerworbene Wissen „überprüfen“ kann.

Leseprobe:
Außendienst: Militärische Vorhut eines Unternehmens. Die Infiltrationskräfte werden meist mittels eigener Fahrzeugkolonne (Firmenauto) in fremden Kundenland abgesetzt. Durch monetäre Indoktrination (Umsatzprovsion) sind sie motiviert, an wildfremden Haustüren zu klingeln oder Ihnen bisher unbekannte Firmenchefs sprechen zu wollen. Zur Standardausrüstung der Nahkämpfer gehören Verkaufsmappe, Auftragsblock, Laptop und Warenmuster. Häufig wird der Außendienst durch den firmeneigenen Innendienst logistisch unterstützt. Dieser ist dann zuständig für Feindaufklärung in Form von Terminvereinbarung und Gesprächsvorbereitung. Verharmlosend wird die soldatische Tätigkeit des Außendienstes auch Kundenbesuch genannt.

Auswahl: Maßlose Sortimentsausweitung in Lebensmittelmärkten mit dem Ziel vom Hundersten ins Tausendste zu kommen. Ziel ist es, den Kunden während seines Einkaufes mit einem größtmöglichen Input an Eindrücken und Informationen zu bombadieren. Sind die Kundensinne erst völlig vernebelt, tritt bald die mentale, psychische und körperliche Erschöpfung ein (Einkaufsburnout-Syndrom). Dies geschieht durch das Anbieten von 24 Sorten Schokolade mit Erdbeergeschmack in 33 Packungsgrößen und 57 Farbabstufungen.

Call Center: Auch Kundentelefon genannt. Call Center befinden sich meist in Ostdeutschland, in der Mongolei oder in der Antarktis. Kunden, die zu ihrem neu gekauften Produkt Fragen haben, landen in einer Art telefonischem Auffangbecken und werden, nachdem sie ein zweistündiges Sprachmenü absolviert haben, in einer Endloswarteschleife gelagert. Wird versehentlich zu einem unfreundlichen Kundenberater durchgestellt, hat dieser noch weniger Ahnung von der Materie als der Kunde selbst und hangelt sich erkennbar an einem Gesprächsleitfaden entlang.

Einkaufswagen: Transportwagen in der Größe eines Familien-Vans, die der Verkäufer bereitstellt, um die logistischen Prozesse seiner Kunden zu unterstützen. Die Einkaufswagen in Kingsize-Format sollen bei Kunden, die wenig Ware darin liegen haben, Unterlegenheitsgefühle gegenüber Mitkunden hervorrufen, die ihren Wagen bis zur Oberkante vollpacken. Meist erfolgt die Abgabe an den Kunden nur gegen Hinterlegung einer horrenden Kaution (Ein-Euro-Münze). Im Idealfall befindet sich die überdachte Sammelstelle für die blockierenden, quietschenden und sperrigen Einkaufswagen noch innerhalb desselben Stadtviertels.

Fachberater: Persona grata. Jemand, der zumindest über einen Sonderschulabschluss verfügt und in der Lage ist, ein Minimum an Fachkenntnis glaubhaft vorzutäuschen. Verdrückt sich entweder zum Privatplausch mit Kollegen in die hinteren Verkaufsräume oder ins Lager und ist für ratsuchende Kunden so schwer auffindbar, dass er zur Fahndung ausgeschrieben werden muss. Oder er lässt sich im wichtigen Moment durch verpickelte Jugendliche vertreten, die gerade ein Schülerpraktikum machen, erst seit zwei Tagen im Betrieb sind und sich im Laden noch ständig verlaufen.

Struki: Mitarbeiter eines Strukturvertriebes. Wenn Sie ein Unbekannter an der Bushaltestelle, beim Friseur oder in der Kneipe anhaut, ob Sie Lust haben, nebenberuflich Geld zu verdienen, handelt es sich um einen Strucki. Sie erkennen ihn am Businessanzug, an den blank gewienerten Schuhen, am dezenten Goldkettchen ums Handgelenk, an der Sonnenbankbräune und daran, dass er Ihnen seine Visitenkarte schneller zusteckt als Sie Stopp sagen können. Der Struki wird Sie solange vollmundig umgarnen, bis sie nachgeben. Kann er sie nicht als Mitarbeiter gewinnen, dürfen Sie mit Anrufen am frühen Sonntagvormittag rechnen zwecks Terminierung. Was Ihnen dabei verkauft werden soll, ist zweitrangig. Strukis beherrschen den Dummenfang branchenübergreifend. Egal ob Verunsicherung und Vermögensverbratung, Steuerhinterziehungs- und Baudeppenmodelle, Verunreinigungsmittel oder Krankheits- und Dickmacherprodukte.

Strukturvertrieb: Auch Schneeballsystem, Pyramidensystem, Multi-Level-Marketing, Netzwerk-Marketing oder Network-Marketing genannt. Geschäftsmodell das darin besteht, dass Kunden gegen Provision Kunden werben. Dies findet meist im Freundes- und Bekanntenkreis statt. Ist dieser abgegrast, brechen die Umsätze ein und zugleich kommen die zuerst geworbenen Kunden dahinter, dass man sie über den Tisch gezogen hat. Verdienen tun in erster Linie die Leute an der Spitze der Pyramide, die Iniatoren des Schneeballsystems. Unten ist es am gefährlichsten. Scheidung, gekündigte Freundschaften, Schulden und Abgabe der eidesstattlichen Versicherung. Besonders intelligent verhält sich, wer seinen regulären Job kündigt, um mehr Zeit dafür zu haben, schnell und mühelos reich zu werden.

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Mehr über und von Peter Waldbauer auf seiner Amazon-Autorenseite.



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