13. Dezember 2018

'Sweet & Spicy: Liebe REWIND' von Lisa Torberg

Kindle (unlimited)
Ein Wolkenkratzer, ein attraktiver Mann und eine undurchsichtige, eiskalte Frau … Manchmal sollte "mann" die Vorzeichen richtig deuten und einen Rückzieher machen, anstatt die Kontrolle über sein Hirn zu verlieren. Aber gegen die Libido ist offenbar kein Kraut gewachsen.

Der Edinburgher Wirtschaftsanwalt Gordon Strange ist erfolgreich, attraktiv und – zufrieden. Zum Glücklichsein fehlt ihm die richtige Frau. Samantha, seine Londoner "Freundin mit Privilegien" für einsame Stunden hat ihn bereits vor Monaten abserviert. Nur zwei Tage vor seinem vierzigsten Geburtstag überkommt ihn Torschlusspanik. Als er in der luxuriösen Hotel-Lounge des höchsten Wolkenkratzers Europas einer undurchsichtigen Frau mit eisblauen Augen begegnet, die ihn zugleich anzieht und abstößt, trifft er eine verhängnisvolle Entscheidung …

Dieser Kurzroman ist in sich abgeschlossen. Die Lektüre erfordert keine Vorkenntnisse von "Sweet & Spicy: So schmeckt Liebe", in dem der Protagonist dieser Geschichte erwähnt wird.

Leseprobe:
Cynthia Jenkins genoss ihren Auftritt. Innerlich. Denn nach außen hin wirkte sie an ihrer Umwelt desinteressiert. Sie näherte sich einem Tisch an der Fensterfront, warf den Kamelhaarmantel, den sie bereits im Lift ausgezogen hatte, auf einen der beiden Stühle und warf einen Blick nach draußen auf die Londoner City. Das schwarze, zu einem lässigen Chignon im Undone-Look hochgeschlagene Haar wurde von einem Steckkamm aus Perlmutt gehalten. Einige gewollt unordentliche Haarsträhnen, die ihr asymmetrisch ins Gesicht fielen, strich sie mit einer sinnlichen Bewegung hinters Ohr, als sie sich setzte. Der knielange Tweedrock rutschte etwas nach oben und gab den Blick auf einen Teil der schlanken Oberschenkel und die knochigen Knie frei, die von schwarzen blickdichten Strümpfen bedeckt wurden. Die klassischen Stiefel derselben Farbe, deren hohe Bleistiftabsätze wie Waffen wirkten, umschlossen ihre mageren Waden bis zu den Kniekehlen. Sie legte die Beine eng aneinander, richtete die Füße seitlich des Körpers perfekt parallel aus und zog mit den unwahrscheinlich schlanken langen Fingern den Saum des eng anliegenden Pullovers nach unten. Die mehrfach um den Rollkragen geschlungene Kette aus roter Koralle war der einzige Farbtupfer ihres schwarzen Outfits.
Den attraktiven, auffallend blonden Mann in dem Alter, das sie als genau richtig bezeichnete, hatte sie nicht nur unmittelbar nach ihrem Eintreten in die Lounge bemerkt, sondern den Tisch direkt neben ihm bewusst gewählt. Sie nahm die Brille mit den dunkel getönten Gläsern ab, die weder in den geschlossenen Raum noch zur Tageszeit passte, und warf einen betont gelangweilten und beiläufigen Blick zum Nebentisch. Ihre schmale Nase und die perfekt geschwungenen Augenbrauen ließen jeden Betrachter unwillkürlich an Audrey Hepburn denken, bis er nicht von ihrem stechenden Blick getroffen wurde. Cynthias Augen waren von einem so hellen Blau, dass die Bezeichnung Eiskristall die Farbe besser beschrieb als jede andere. Und sie waren kalt. Eiskalt.

Gordon fröstelte unwillkürlich, als ihn die Augen der extrem schlanken und elegant gekleideten Frau streiften. Vom Haar bis zur Kleidung war fast alles an ihr schwarz, bis auf die auffallende Halskette, die lackierten Fingernägel und den geschminkten Mund. Korallenrot, fast blutrot, eine nahezu absurde Kombination mit den stechenden, blassblauen Augen. Feuer und Eis.
Es gab nur ein Wort, das sich ihm aufdrängte, als sie dem herbeieilenden Kellner mit tief vibrierender Stimme ihre Wünsche mitteilte. Gefährlich.
Doch als ihn sein Unterbewusstsein dringlich warnte, war es bereits zu spät. Anstatt auf sein Zimmer zu gehen, wie er vorgehabt hatte, hob er die Hand und bestellte ein weiteres Kännchen Tee.

Mit geübtem Blick hatte Cynthia den Mann bereits beim Hereinkommen abschätzend betrachtet, bevor sie beschloss, in seiner Sichtweite Platz zu nehmen. Wäre das ideale Opfer nicht hier gewesen, hätte sie die Lounge verlassen und wäre mit dem Lift ein paar Stockwerke weiter nach oben gefahren. Der Zweireiher war teuer, jedoch keine Maßarbeit. Das Gleiche galt für Hemd und Schuhe. Der Inhalt hingegen lag über dem Durchschnitt. Das blonde dichte Haar und die azurblauen Augen in Verbindung mit den symmetrischen, ausgeprägten Gesichtszügen ließen auf eine nordische Abstammung schließen. Sie selbst war für eine Frau mit einem Meter achtundsiebzig überdurchschnittlich groß. Er musste etwa zehn Zentimeter größer sein, hatte ausgeprägte breite Schultern und einen muskulösen Körperbau. Wie ein Wikinger, dachte sie und warf einen raschen Blick unter die offene Anzugjacke. Kein Gramm Fett, aber gut modellierte Körpermasse. Wahrscheinlich trainierte er mehrmals die Woche in einem Fitnessstudio, denn ein Läufertyp war er nicht. Er mochte Skandinavier sein oder Amerikaner, obwohl es ihr eigentlich egal war. Das Einzige, was für sie zählte, war, dass er nicht unvermögend war. Und davon konnte man bei den Menschen, die sich die Preise des Hotels Shangri-La leisten konnten, ausgehen. Sobald sie auf Beutefang war, achtete sie stets zuerst auf einen entsprechenden Hinweis, wie die Magnetkarte, die vor dem Unbekannten auf dem Tisch lag. Alter, Familienstand und Aussehen waren unwichtig. Obwohl ein Sahneschnittchen wie der Typ am Nebentisch ihre Arbeit angenehmer machte. Ein leises Lächeln umspielte ihren Mund, als sie mit abgespreiztem kleinem Finger nach der Tasse griff, diese an ihre roten Lippen ansetzte und einen Schluck des Lapsang Souchong nahm, den sie nur bestellte, da ihrer Meinung nach das Aussprechen des Namens auf ihr gehobenes Niveau hinwies. Dass sie zu Hause aus Kostengründen Teebeutel vom Discounter verwendete und ihr deren Inhalt komplett egal war, ging niemanden etwas an.

Sie war sicher kein Hotelgast, eher eine Dame der gehobenen Londoner Gesellschaftsschicht. Wahrscheinlich wartete sie auf eine Freundin, dachte Gordon, während er gedankenverloren hin und wieder von seinem Tee trank und die schlanke, fast magere Frau mit den eisblauen Augen unauffällig observierte. Er schätzte sie auf Mitte dreißig und verheiratet, auch wenn sie keinen Ehering trug. Aber das bedeutete heutzutage nichts mehr. Viele Männer und auch Frauen in seinem Bekanntenkreis verzichteten auf dieses äußere Zeichen, das den Familienstand symbolisierte. Außer der auffälligen Korallenkette und einer Armbanduhr mit einem metallenen Band, wahrscheinlich aus Weißgold oder Platin, die unter dem Ärmel des schlichten Angorapullovers hervorblitzte, trug sie keinen Schmuck. Doch wirkte sie nicht so, als ob sie es nötig hätte, zu arbeiten, eher wie die gelangweilte Ehefrau eines viel beschäftigten Mannes. Bei dem Gedanken seufzte er auf.

Im Kindle-Shop: Sweet & Spicy: Liebe REWIND.
Mehr über und von Lisa Torberg auf ihrer Website.

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