21. Juni 2021

'Summerlove: Als die Delfine Amor spielten' von Lisa Torberg

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Wenn Liebe das ist, woran du gar nicht denkst … und sie dich einer Welle gleich überrollt.

Stella verschlägt es den Atem, als nach Jahren plötzlich Romeo vor ihr steht – und sie nach ihrem Namen fragt. "Nicht interessiert", faucht sie und lässt ihn stehen. Und das meint sie so. Denn nichts ist ihr wichtiger, als endlich die beiden Meeresschildkröten ans Meer zu bringen, die sie aus dem Unilabor entführt hat.

Romeo ist Wissenschaftler mit Leib und Seele. Sein Denken und Tun gelten der marinen Forschung und seiner Zukunft im Miami Seaquarium an der Seite seines Großvaters Nino. Doch als ein geplantes Luxusresort die unberührte Natur in ihrer alten Heimat zu zerstören droht, überlegt er nicht lange und fliegt nach Sizilien. Nur erwarten ihn nicht kalte Fakten, sondern Delfine, die ihn in einer lauen Sommernacht ins Wasser locken – und eine Frau, die im silbrigen Schein des Vollmonds seine Gefühle anheizt.

Achtung, die Lektüre fördert Urlaubssehnsucht! Romantischer Liebesroman mit Kuschelfaktor und Happy-End-Garantie.

Anleser:
Die Beifahrertür wird aufgerissen und ich schrecke auf.
»Ist ja nur gut, dass du erst eingeschlafen bist, als du schon hier warst!« Meine Schwester Luna schüttelt den Kopf und ihre geglätteten Haare, die von himbeerfarbenen Strähnen durchzogen sind, fliegen wie Spaghetti hin und her. »Du hast den Abdruck des Lenkrads auf der Wange, pesciolino.«
»Nenn mich nicht pesciolino, nanerottolo.«
Wir grinsen uns an und beginnen zu lachen. Mio Dio, fühlt sich das gut an! Zwar bin ich kein Fischchen und sie ist längst kein Zwerglein mehr, obwohl sie größenmäßig die Kleinste von uns dreien ist, aber dieses geschwisterliche Foppen ist es, was mir fehlt, wenn ich fort bin. Denn dass ich mich vor dem Haus befinde, in dem ich aufgewachsen bin, erkenne ich nach einem Blick aus der Windschutzscheibe sofort.
»Weißt du zufällig, wann ich angekommen bin? Ich hab irgendwie einen Filmriss, Luna.«
»Vor fünf Minuten, hat Mamma gesagt. Ich hab dich nicht gehört, weil ich oben in meinem Zimmer war. Aber ich bin selbst erst vor zehn Minuten zurückgekommen und da stand dein Auto noch nicht da.«
»Eigenartig. Mir scheint, ich werde alt.«
»Red keinen Quatsch, du Küken. Was soll denn dann ich sagen? Ich bin eindeutig alt geworden. Mir tut nämlich das Kreuz weh, weil ich in dieser gebeugten Haltung stehen muss, um dir ins Gesicht zu schauen, während du gemütlich in deinem Auto sitzt.«
»Steig halt auch ein.«
»Steig du lieber aus, sorellina. Du hast ja das ganze Auto vollgestopft, da pass ich nicht mehr rein.« Sie deutet auf den Rücksitz und in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. Plötzlich runzelt sie die Stirn und zeigt mit dem Zeigefinger auf die Styroporbox. »Hast du tatsächlich Eis aus Palermo mitgebracht? Wenn Papà das sieht und es sich nicht um eine absolut innovative Geschmacksrichtung handelt, bekommst du von ihm Hausverbot im Sunset.«
Ich verdrehe die Augen. Ich hasse diesen idiotischen Namen für unser Tramonto, das Lokal, das es als Trattoria bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gab. Sole, die schon seit Jahren im Ausland lebt und in ihrem Job vorwiegend mit Millionären und arabischen Scheichs zu tun hat, die untereinander auf Englisch kommunizieren, hat unseren Vater davon überzeugt, den Namen des Lokals zu ändern. Sie ist nämlich der Meinung, dass wir uns hier anpassen müssen, wenn wir ein Stück vom Kuchen abbekommen wollen. Aber welcher normale Mensch will das? Wir brauchen diese Schickimicki-Urlauber nicht, die mit ihren übertriebenen Ansprüchen und nicht selten spleenigen Wünschen ihren Reisezielen die Natürlichkeit und Identität rauben, aber das ist ihr offenbar nicht bewusst.
»Hat Papà den Namen immer noch nicht zurückgeändert?« Meine Stimme klingt genauso traurig, wie ich mich fühle.
Luna verneint mit den Augen und legt sich den Zeigefinger senkrecht an die Lippen. Ich seufze auf. Das wird diesen Sommer eine meiner Missionen. Wäre doch gelacht, wenn ich unseren Vater nicht zur Vernunft bringen könnte, vor allem, da Sole in einem dieser schrecklichen Wolkenkratzerhotels in Dubai arbeitet und frühestens im Oktober eine Woche Urlaub nehmen kann.
Luna stupst meinen Oberarm an. »Steigst du jetzt endlich aus, Stella? Wäre vielleicht sinnvoll, bevor das Eis komplett geschmolzen ist.«
Irgendwie ist mein Gehirn heute überfordert, denn ich versuche zu begreifen, wovon sie spricht, als sie die Arme ausstreckt und nach der Styroporbox greift.
»Vorsicht!«, schreie ich laut.
Sie dreht ruckartig den Kopf in meine Richtung. »Sag, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Mit mir schon. Aber mit den beiden nicht, wenn du sie durchschüttelst.«
Jetzt ist es Luna, die nicht begreift. Allerdings dauert der Zustand maximal zwei Sekunden. Kein Wunder. Sie ist ja meine Schwester und somit nicht dumm, denn sonst wäre ich es auch.
Prompt stellt sie also mit zwei Worten die einzig mögliche Frage: »Welche Tiere?«
»Caretta caretta.«
»Warum wundere ich mich nicht?« Murmelnd greift Luna nach der Box und stellt sie vorsichtig auf den Beifahrersitz. Dann hebt sie den Deckel ein wenig an und schaut hinein. Ein Lächeln zupft an ihren Mundwinkeln, bevor sie den behelfsmäßigen Transportbehälter wieder schließt und den Kopf anhebt.
»Hast du die aus Favignana mitgebracht?«
»Nein. Die habe ich gestern Abend aus dem Labor der Fakultät mitgenommen.«
Sie schaut mich stirnrunzelnd an. Wahrscheinlich überlegt sie, ob ich scherze. Das dauert aber nur den Bruchteil einer Sekunde.
»Du bist ja verrückt, Stella. Das ist Diebstahl!«
Na bitte. Sie hat die richtige Schlussfolgerung gezogen, was ja nicht anders zu erwarten war. Immerhin ist sie meine Schwester.
»Bin ich nicht!« Ich würde mit dem Fuß aufstampfen, geht aber nicht, da ich ja immer noch im Auto sitze. »Wenn man es genau nimmt, kann es sich nicht um Diebstahl handeln, da die beiden keine Inventarnummern aufweisen. Bestenfalls könnte man von Entführung sprechen. Da ich jedoch weder vorhabe, ein Lösegeld einzufordern, noch daran denke, sie wieder in das schrecklich kleine Aquarium zurückzubringen, gibt es keinen benennbaren Tatbestand.«
»Entweder hast du zu viel Sonne erwischt oder deine juristisch ausgebildeten WG-Mitbewohner haben dich mit irgendeinem Virus infiziert.« Luna schaut von mir zur Box und wieder zurück, bevor sie mich neugierig fragt: »Und was hast du mit den beiden jetzt vor?«
»Freilassen natürlich, was denkst du denn?«

Blick ins Buch (Leseprobe)

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