28. April 2022

'Sonnenvogel' von Anna Kleve

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Anna Kleve
In die Welt der Toten gebracht, um keine Bestie zu werden, muss Balan Jahre dort verbringen.

Nach langer Zeit kehrt er mit dem Drachen Ceara in die Welt der Lebenden zurück, wo er Prinz Amoury – einen Kindheitsfreund – in Gefahr findet und rettet. Selbst nicht erkannt, erfährt Balan von Amoury, dass dieser seine Schwester sucht, die wiederum auf der Suche nach dem mächtigen Sonnenvogel ist, um die magische Dürre zu besiegen, die ihr Land im Griff hat. Leider scheinen ihre Gefühle füreinander und gefährliche Gesetzlose noch die kleinsten Probleme zu verursachen.

Wie werden sich die Ereignisse auf ihre Zukunft und die ihres verfluchten Landes auswirken?


Anleser:
Mit großen Augen starrte ich zum Schloss hinauf. Die dunklen Marmormauern glühten und schienen von lavanen Fäden durchzogen, ohne das Gestein anzugreifen. Rotgoldene Funken tanzten über die gewaltigen Mauern. Bei mir zu Hause hatten manche behauptet, dass sie das Funkeln der gefangenen Seelen verstorbener Drachen wären und der Gedanke jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Manch einer war verrückt genug gewesen, diese Seelen befreien zu wollen und dabei ums Leben gekommen.
Mir hatte man bereits die Wahrheit gesagt. Diese tanzenden Funken stammten von der Magie, die im und um das Schloss gewirkt wurde. Unter gewöhnlichen Bedingungen hätte ich mir dieses Schloss mit Begeisterung angesehen, aber an diesem Tag wirkte es nur finster und bedrohlich, weil es alles verkörperte, was gerade auf mich lauerte. Immerhin stand ich kurz davor, alles Bekannte hinter mir zu lassen, mein Zuhause zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. Für etliche Jahre. Meine Stimmung war düster und ich fragte mich, was mich erwarten würde. Dieser Gedanke bescherte mir ein beängstigendes Magendrücken, stärker als Heimweh. Doch all das wurde durch die Müdigkeit gedämpft, die der lange Weg verursacht hatte und ich begrüßte es, dadurch nicht so viel zu fühlen wie sonst. Auch das unangenehme Gefühl der viel zu warmen und kratzigen Wollstrümpfe. Mutter stand mit mir vor der hohen Außenmauer.
Sie hatte mir erst kurz zuvor erklärt, dass unzählige Stufen dahinter zur Pforte des Schlosses emporführten. Darüber hätte ich mich nie gefreut. Nur an diesem Tag. Es gab mir einen Aufschub, eine Galgenfrist. Und während wir auf die Wachhabenden warteten, betrachtete ich weiter das Äußere des Schlosses. Ein Gebäude, das nach Osten ausgerichtet war. Ein großer Teil der Fenster ging auf die Drachenfelder hinaus. Die Rückseite lehnte sich in die Felswand im Westen hinein. Die größten Türme ragten hoch auf, verdeckten zur Hälfte die Klauenspuren des Urdrachen in den Felsen. Das Schloss erstreckte sich soweit über die Felsen der Wand, dass ich nicht sicher sein konnte, wie viele Stockwerke es waren. Beängstigend riesig auf jeden Fall. Und überall waren kleinere Türme, unglaublich viele Landeplattformen für die Drachen, ungezählte Wehrgänge – das alles in die unterschiedlichsten Richtungen führend und ragend. Die Bleiglasfenster funkelten im sonderbaren Licht dieser fremden Welt.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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