18. Februar 2022

'Seelenfeuer' von Isabella Mey

Kindle | Tolino | Taschenbuch
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Die Wahl deiner Seele kannst du erkennen, wenn du in den Augen des anderen dein eigenes Leuchten wiederfindest.

Was würdest du aber tun, wenn du plötzlich durch die Augen eines Menschen sehen könntest, aber keine Ahnung hast, wer er ist?

Nach der Begegnung zwischen Hanna und Alex passieren aufregende wie beängstigende Dinge, die weit über die normalen Seelengefährtenphänomene hinausgehen. Hinzu kommt, dass ein Unbekannter versucht, die beiden gegeneinander aufzuhetzen, und ihnen aus unersichtlichem Grund nach dem Leben trachtet.

Abenteuerlicher Liebesroman angereichert mit Magie, gewürzt mit Romantik, empfohlen ab zwölf Jahren.

Anleser:
»Das kann doch wohl nicht wahr sein! Warum ausgerechnet ins Gully?«, flucht Alex.
Sein Keuchen setzt jede Menge Wasserdampf aus seinem Mund frei, der sich mit dem Dampf aus dem Abwasserkanal vermengt. Außerdem hat ihn der Schnee zwischenzeitlich mit einem leichten Flaum bedeckt. Ich lehne mich gegen die Hauswand, der einzige Halt, den ich in dieser unwirklichen Situation finden kann.
»Was ist? Jetzt helfen Sie mir doch wenigstens! Ich muss …« Er schaut flüchtig zu mir auf, um den Blick hastig wieder abzuwenden. »… meine Sachen unbedingt wiederbekommen«, ergänzt er den Satz, als wäre nichts gewesen.
Ist denn etwas gewesen? Warum hat er so schnell wieder weggeschaut?
»Äh …«, ich räuspere die dicke Kröte in meinem Hals fort, »… was ist denn hineingefallen?«
»Einfach alles!«, schnaubt er, während er die Finger nun abermals durch die Streben steckt. »Meine Mitarbeiterkarte und die Hausschlüssel … Das Handy ist auch kaputt.«
Er schüttelt das lädiert aussehende Gerät und tippt entnervt darauf herum. »Das ist eine absolute Katastrophe!« Alex zieht mit aller Kraft, der Deckel bewegt sich jedoch kein bisschen, dann lässt er keuchend locker.
Aus eigener leidvoller Erfahrung weiß ich, dass diese Dinger auch ohne Eis höllisch schwer zu heben sind. Ohne Brechstange geht da gar nichts, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Ich tippele vorsichtig auf ihn zu, nicht dass sich meine Knie schon wieder verabschieden. Aber dieses Mal knicken sie nicht ein, dafür nimmt das Kribbeln meines Körpers zu, je näher ich ihm komme. Ich bin nervöser als vor meiner praktischen Fahrprüfung und das will was heißen. Während Alex noch immer gebückt vor dem Gully hockt, schaue ich zu ihm herab, beziehungsweise an ihm vorbei, durch die Löcher in den Schacht hinein. Man kann entfernt etwas erkennen, das an einen Schlüssel erinnert, Karte sehe ich aber keine.
»Ich glaube, das wird nichts mehr«, erkläre ich kopfschüttelnd. Alex rauft sich die Haare.
»Heute geht irgendwie alles schief«, schnaubt er, »ich schätze, ich bin einfach überarbeitet. Aber ohne Schlüssel komme ich nicht in meine Wohnung, ohne Karte nicht in die Firma und ohne Handy kann ich weder den Schlüsselnotdienst anrufen noch sonst jemanden.«
Darauf weiß ich nichts zu antworten. Ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm lösen und bin froh, dass er mich nicht ansieht, sonst wäre das wohl ziemlich peinlich. Er erhebt sich und jetzt schaut er mich doch an. Der Blick seiner graublauen Iris zuckt wie ein heißer Blitz durch mich hindurch, während eine transparent rötliche Flamme zwischen uns in die Höhe zuckt. Alex blinzelt verdattert.
»Was war das?«, frage ich heiser. »Haben Sie das auch gesehen?«
»Wieso? Was meinen Sie?« Er klingt alarmiert.
Besser, ich spreche nicht weiter darüber.
Er hat den Blick wieder abgewandt und kramt etwas aus seiner Tasche hervor.
»Wenigstens der Autoschlüssel ist noch da. Ich muss unbedingt mal telefonieren. Können Sie mir vielleicht Ihr Handy leihen?«, erkundigt er sich, schaut dabei aber die Straße entlang, als suchte er etwas oder jemanden.
Inzwischen ist es menschenleer und auch in den Firmen brennt kaum noch ein Licht hinter den Fenstern.
»Ich habe leider kein Handy. Ich könnte Ihnen höchstens anbieten, von mir zu Hause aus anzurufen.« Es kostet mich ziemlich viel Mühe, diesen Satz so herauszubringen, dass er normal klingt, weil ich immer noch schrecklich aufgeregt bin. Und da bin ich doch wieder Objekt seiner Neugier geworden, denn er starrt mich abermals fassungslos an, was sich jetzt in einer Salve kleinerer Feuerblitze entlädt. Alex blinzelt, als habe er einen Fremdkörper im Auge.
»Sie haben wirklich kein Handy? Wie kann man in der heutigen Zeit ohne Handy auskommen?«, fragt er kopfschüttelnd.
Ich zucke stumm mit den Schultern. Um ehrlich zu sein, besitze ich tatsächlich noch ein uraltes Handy zu Hause, allerdings mit gesperrter SIM-Karte, doch bin ich viel zu geplättet für ausführliche Erklärungen. »Wenn ich nur meine Karte noch hätte, könnte ich vom Büro aus anrufen …«, seufzt er und schaut sich dann auf der Straße um, wo außer uns jedoch niemand mehr zu sehen ist. Dann richtet er seinen Blick tief durchatmend gen Himmel, was ihm ein paar kalte Flocken im Gesicht beschert.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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