'Blinde Vergeltung' von Bettina Büchel
Sie sind am Ziel Ihres persönlichen und beruflichen Erfolgs angelangt! Perfektes Aussehen, reichlich Geld auf dem Konto und Eigentümer eines florierenden Finanzunternehmens. Das Leben meint es gut mit Ihnen. Nichts und niemand kann Sie jetzt noch aufhalten. Doch von einem Tag auf den anderen gerät Ihr vermeintlich perfektes Leben völlig aus den Fugen. Eine unangemeldete Prüfung durch die Aufsichtsbehörde, Verdacht auf Veruntreuung von Kundengeldern zur persönlichen Bereicherung, und zu guter Letzt ein Toter, der in engem Kontakt zu Ihnen steht. Was glauben Sie, wem können Sie in dieser Situation jetzt noch trauen …
Eine großangelegte Intrige entwickelt sich um den erfolgreichen Investment-Banker Marc Binder. Ein spannender Thriller – und ganz nebenbei erfahren Sie einiges über die dunklen Ecken der Finanzwelt!
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Leseprobe:
Hongkong war eine aufregende Stadt. Auf engstem Raum lebten Millionen von Menschen unterschiedlichster Rassen miteinander. Ein ungewöhnlicher Mix aus Reichtum und Armut. Im Kern der Stadt ragten die modernen Glastürme sämtlicher internationaler Banken und Investmentunternehmen in unermessliche Höhen. Hier wimmelte es während des Tages nur so an Geschäftsleuten in ihren schwarzen Business-Outfits und noblen Kostümen. Es gab kaum eine andere Stadt, in der man eine so immense Geschäftigkeit und Hektik erleben konnte. Nur wenig außerhalb sah man im Kontrast dazu die halb verfallenen Wohnhäuser der einheimischen Bevölkerung, deren Fassaden immer mehr abbröckelten und langsam aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit zu verschimmeln drohten.
In den heißen Monaten von Juni bis Oktober lag der Smog so unbarmherzig über der Stadt, dass man das Meer kaum noch erkennen konnte. Eine wahre Dunstglocke legte sich über die Innenstadt. Aber das störte Daniel nicht, er liebte diese rastlose Geschäftigkeit und den Lebensstil der Menschen, die hier seit Langem lebten. Sogar an die teilweise sehr intensiven Gerüche hatte er sich gewöhnt, die davon rührten, dass die hiesigen Metzgereien es mit dem Ausstellen der geschlachteten Hühner und Truthähne in den Schaufenstern nicht so genau nahmen.
Aber vor allem das Nachtleben sagte ihm zu, denn diese Stadt schlief niemals. Natürlich waren viele Bars und Clubs sehr touristisch ausgelegt, denn an Touristen mangelte es hier zu keiner Jahreszeit. Trotzdem hielt er sich gerade dort gerne auf, um sich zwischendurch wieder mit westlichen Charakteren austauschen zu können. Er musste sich jedoch auch eingestehen, dass ihn vor allem die asiatischen Mädchen, die sich in diesen Pubs aufhielten, um sich einen westlichen Mann zu angeln, reizten. Im Gegensatz zu den etwas üppig gebauten Antiguanerinnen waren hier die Mädchen sehr zierlich gebaut. Vielleicht etwas zu zierlich, aber dafür von einer Liebenswürdigkeit, von der die Männer in anderen Ländern nur träumen konnten. Er ließ keine Gelegenheit aus, sich von der Hingabe der Asiatinnen immer wieder verwöhnen zu lassen.
Die Firmengründung war nahezu ein Kinderspiel. Nur die Suche nach geeigneten Büroräumlichkeiten entpuppte sich schwerer als erwartet, da das Immobiliengeschäft in Hongkong extrem boomte. Außerdem suchte er von Beginn an nach einem repräsentativen Geschäftsumfeld direkt im Zentrum, um bei wichtigen Partnern den gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Kleine Brötchen zu backen war er nicht gewohnt und wollte dies auch in Zukunft nicht.
Hartnäckig verfolgte er sein Ziel, bis ihm ein für seinen Zweck ausgezeichnetes Objekt inmitten des Finanzdistrikts von Hongkong angeboten wurde. Nicht billig, aber auch nicht unverschämt. 500 qm im 22igsten Stockwerk eines bekannten Hongkonger Bürogebäudes war durchaus ein guter Start. Jetzt war es an der Zeit, auch die richtigen Mitarbeiter für sein Vorhaben zu finden. Er brauchte junge, attraktive Menschen, die mit vollem Elan und Enthusiasmus für ihn arbeiteten. Den Israeli, den er vor Kurzem in einer der hippen Bars im Central kennengelernt hatte, konnte er schon fast davon überzeugen, bei ihm einzusteigen. Er war Jude und somit, was das Gespür für gute Geschäfte anging, sicherlich ein Volltreffer. Zudem war er sehr wortgewandt. Er konnte derart überzeugend seine Meinung äußern, dass man gar nicht anders konnte, als ihm zuzustimmen.
Normalerweise war das doch seine Spezialität, dachte er.
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Labels: Bettina Büchel, Krimi, Romane
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