'Nachtkalt' von Mark Franley
Warum? Immer wieder stellt sich die Medizinstudentin Anja Lange diese Frage. Scheinbar harmlose Vorfälle verdichten sich mehr und mehr zu einer Bedrohung, die sie langsam um den Verstand bringt. Nicht nur, dass es keinerlei greifbaren Grund dafür gibt, auch ihre Glaubwürdigkeit schwindet von Mal zu Mal. Als sich dann auch noch die Polizei gegen sie stellt, liegt ihre ganze Hoffnung auf Mike Köstner.
Kann er das tödliche Spiel beenden, oder ist doch alles anders, als es scheint?
Gleich lesen: Nachtkalt: Psychothriller (Mike Köstner 4)
Leseprobe:
Menzel liebte dieses nasskalte Wetter, und als sich um Punkt 14 Uhr die in der riesigen Gefängnismauer winzig wirkende Tür öffnete, gab ihm der kalte Regen einen zusätzlichen Schub.
Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, entdeckte er das alte, wartende Taxi etwas abseits stehend auf dem Besucherparkplatz. Es stand so, dass der Fahrer in eine andere Richtung blickte, und war, wie von D. versprochen, mit einem grellroten Aufkleber gekennzeichnet.
Der Mann hatte also Wort gehalten, was absolut nicht selbstverständlich war. In der zwangsläufigen Enge des Knastes wurden viele Schwüre geschmiedet, von denen sich die meisten hinterher in Luft auflösten. Echte Zweifel hatte er trotzdem nicht gehabt. D. war nicht irgendein Krimineller, er war mindestens so intelligent wie er selbst, und auch wenn er andere Ziele verfolgte, waren diese nicht weniger erregend.
Tief die frische Luft einatmend, ging er auf den Wagen zu, öffnete die Tür und setzte sich hinter den Fahrer. Ob man den Mann eingeschüchtert oder einfach nur gut bezahlt hatte, interessierte ihn nicht sonderlich. Auf jeden Fall machte dieser keinerlei Anstalten, einen Blick auf seinen Fahrgast zu werfen, und hatte sogar den Rückspiegel abgeklebt.
Die Fahrt dauerte eine knappe Stunde und endete in dem Innenhof einer alten Fabrikanlage, die wohl einmal ein Stahlwerk gewesen war. Wieder stellte der Fahrer den Wagen so ab, dass die Tür, durch die er offenbar gehen sollte, hinter ihnen lag und sein Fahrgast somit nicht an ihm vorbeimusste. Kaum ausgestiegen, beschleunigte das Taxi und verschwand hinter einer großen grauen Halle. Er schulterte seine alte Sporttasche, in der sich seine wenigen Habseligkeiten befanden, und wandte sich der Tür zu, die sich genau in diesem Augenblick öffnete.
Im Inneren der Wellblechhalle herrschte fast völlige Dunkelheit; trotzdem erkannte er den Schatten in der Tür.
Es kam nicht oft vor, doch nun verspürte er so etwas wie Vorfreude. Mit einem gewinnenden Lächeln, das er sonst nur bei Frauen zum Einsatz brachte, sagte er: »Du hast tatsächlich Wort gehalten!«
Der andere Mann trat einen Schritt in das trübe Tageslicht, musterte seinen Gast von oben bis unten, lächelte ebenfalls und stellte anschließend fest: »Du hast das restliche Jahr gut überstanden, man könnte denken, du kommst gerade aus dem Urlaub!« D. machte eine einladende Geste: »Aber jetzt komm erst einmal herein, dann können wir alles besprechen. Außerdem bist du bestimmt ganz schön ausgehungert. Im Keller habe ich ein kleines Willkommensgeschenk für dich vorbereitet.«
Zwei Stunden verbrachten die beiden in einem kargen, unverputzten Raum, der außer einem einfachen Tisch und zwei Stühlen nichts beinhaltete. D. erklärte seinem Jäger die technische Ausrüstung, gab ihm einige Unterlagen für die Wohnung, welche er für ihn angemietet hatte, und machte ihm deutlich, worauf es ihm ankam.
»Und wie kann ich dich kontaktieren?«, war die einzige Frage, die Menzel stellte, wobei er sich mit den Händen durch sein kurzes blondes Haar fuhr.
Es lag in der Natur von D., jedes Detail bedacht zu haben. Ein überlegenes Lächeln huschte über seine Lippen, dann zog er eine schlichte Armbanduhr aus seiner Jackentasche und erklärte: »Da wir uns vor dem Ende nicht wiedersehen werden, wird dieses Schmuckstück unsere einzige Verbindung sein. Alles, was du mir senden willst, kannst du hiermit übertragen.« Mit diesen Worten drückte er einen versteckt angebrachten USB-Stecker aus dem Armband. »Einfach in den Laptop stecken und den Anweisungen des Programms folgen, aber mach das auf jeden Fall nur an dem Laptop, der sich mit im Koffer befindet. Verwendest du, oder jemand anders, ein anderes Gerät, wird der Speicher der Uhr augenblicklich und unwiderruflich gelöscht.« Nun sah er Menzel in die blauen Augen. »Alles klar?«
Dieser nickte und hielt den Blickkontakt aufrecht. »Alles klar! Hast du einen Wunsch, was das Objekt betrifft?«
D. nickte. »Ich hatte ja etwas Zeit zum Nachdenken, und da kam mir unser alter Zellengenosse in den Sinn. Weißt du noch, wie er uns von seiner Familie erzählt hat?«
Menzel dachte kurz nach und antwortete dann gedehnt: »Keine blöde Idee! Hast du dich dort schon ein wenig umgesehen?«
»Es ist fast zu perfekt«, bestätigte D. und erzählte, was er bis jetzt herausgefunden hatte.
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Labels: Horror, Mark Franley, Thriller
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