23. Juni 2016

'Zero‘s Reise zum Zentrum des Universums - Heft I: Zero vs. Company' von Michael Morhardt

Science-Fiction, Lucha Libre und Rock‘n’Roll: 2110 hält die omnipotente Company die intergalaktische Musikindustrie fest in ihren Händen. Freie Musiker, die wie Jason ‚Zero‘ Zerovski nicht nach den etablierten Regeln spielen wollen, fristen ein mehr oder weniger erfolgloses Dasein zwischen gelegentlichen Auftritten in Altersheimen und der Fließbandarbeit im Raumhafen von Android Mechanics.

Rebellen droht die berühmt-berüchtigte Behandlung: die Auslöschung ihres kompletten Outputs und in seltenen Fällen der Musiker selbst. Doch Zero plagen noch ganz andere Probleme, als dem unteren Ende der künstlerischen Karriereleiter zu entkommen, ohne eine Lobotomie zu riskieren: Die Zeichen stehen auf Sturm, doch keiner außer ihm scheint die Vorboten der Apokalypse zu erkennen.

Aber das Ende allen Seins passt so gar nicht in seinen Plan, wenn er entgegen aller Widrigkeiten doch noch einen Plattenvertrag an Land ziehen will. Und so tut er, was jeder verzweifelte Musiker tun würde: Er widersetzt sich der Company, fordert die Hölle zum Duell und bricht zum Zentrum des Universums auf, um sich auf eigene Faust einen Namen zu machen.

Wie gut, dass er in einem mexikanischen Kloster die hohe Kunst des Lucha Libre erlernt hat.

Gleich lesen: Zero‘s Reise zum Zentrum des Universums, Heft I: Zero vs. Company

Leseprobe:
Nach einer halben Stunde wusste es Zero genau: Earl of Eden waren tatsächlich immer noch scheiße. Zugegeben, der Sound und die Lichtshow waren unglaublich, doch die Earls, allesamt in seltsam fluoreszierende Jagdmäntel gekleidet, waren eindeutig noch nie auf einer dermaßen großen Bühne gestanden. Ihre Songs klangen alle gleich und der wenige Biss, den sie damals im Paradise noch gehabt hatten, war ihnen inzwischen auch verloren gegangen. Aber jedes Bandmitglied trug unverhohlen den Tauglichkeitsstempel der Company auf der Stirn.
Sein Handy wies ihn mit einem schwachen Vibrieren auf eine neue Nachricht hin, doch gebannt von der mehr als mäßigen Musik, zu der das Publikum trotzdem völlig ausrastete, ignorierte er es weiter, auch beim darauf folgenden Brummen. … und dem nächsten.
„Du solltest rangehen. Manchmal kann sowas dein ganzes Leben verändern.“
Die Stimme klang so klar an sein Ohr, als wären er und die weißhaarige Dämonin alleine auf einem fernen Planeten und nicht Gäste bei einem Konzert. Er fuhr zu ihr herum und kreischte. Ein kleiner Teil von ihm merkte enttäuscht an, dass sie im Gegensatz zu seinen Albträumen nicht nackt vor ihm stand, sondern eine hochgeschlossene Lederkombi trug, während der Rest seinen Körper Richtung Ausgang nötigen wollte.
„Was machst du denn hier?“, brachte er keuchend heraus. „Ich dachte, ich hätte noch jede Menge Zeit?“
Die Dämonin lächelte spöttisch:
„Die hast du, wenn auch nicht jede Menge. Aber du hast mit deinem Starrsinn mächtig was losgetreten. Mein Boss ist sauer, weil sich ein kleines Menschlein wie du zwischen uns und die Apokalypse stellt. Obwohl ja am Ausgang unseres Kampfes kein Zweifel bestehen dürfte, n’est pas?“
„Ach ja?“, geiferte Zero wütend. „Ich habe einige Zeit in einem mexikanischen Kloster die Kunst des Lucha Libre erlernt. Ich bin eine tödliche Kampfmaschine!“
„Oh bitte, du bist damals mit einer Ringermaske und einer Flasche Tequila vor den Mauern zusammengebrochen.“
Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
„Auch wenn du jetzt denkst, du bist der Mittelpunkt des Universums, Jason, du kannst die Hölle nicht besiegen.“
Earl of Eden spielten jetzt tatsächlich eine Ballade und als die Menge ihre Feuerzeuge zückte, wünschte sich Zero die Apokalypse für einen Moment lieber früher als später herbei.
„Warum willst du diese bemitleidenswerten Kreaturen überhaupt retten? Sieh sie dir an! Sie haben nicht einmal einen eigenen Willen. Du sagst ihnen, was sie toll finden sollen, und sie folgen dir wie die Lämmer, nicht ahnend, dass sie in Wirklichkeit zum Schlachthof geführt werden.“
Zero nickte, bevor er ihr mit einem traurigen Lächeln direkt in die schwarzen Augen sah.
„Weißt du, du hast ja mit allem, was du sagst, gar nicht mal so Unrecht. Aber ich weiß von einer guten Freundin, dass es auch noch andere gibt. Komm schon, wir Menschen haben inzwischen das halbe Universum kolonialisiert, glaubst du nicht, dass es da eine Handvoll gibt, die es zu retten lohnt? Außerdem will ich immer noch einen Plattenvertrag.“
Die Dämonin trat mit einem Mal so nahe an ihn heran, dass er den Duft ihrer Haare riechen konnte: Kardamom und Vanille. Mit einem Seufzen schlang sie die Arme um seinen Hals und legte ihren Kopf auf seine Schulter, bevor sie sich im Takt der Musik mit ihm zu bewegen begann.
Zero riss überrascht den Mund auf und wollte sie anbrüllen, wegstoßen, doch sein Körper hatte andere Pläne als das bisschen Stolz, das ihm die vergangenen Stunden noch gelassen hatten. Zögernd legte er seine Hände auf ihre Hüften. Ihre Haut war warm und weich.
„Okay, ich tanze mit einer Dämonin, die mich gerne umbringen würde, zum Lied einer Band, die ich gerne umbringen würde“, nahm er auf der rein logischen Ebene seines Verstands wahr. Auf der rein verbalen Ebene seines Mundwerks krächzte er nur: „Was soll das denn jetzt?“
„Schhhh!“, gebot sie ihm zu schweigen. „Jetzt kommt meine Lieblingsstelle.“
Zero verdrehte angesichts des drohenden Klaviersolos die Augen, ließ die Dämonin jedoch trotzdem nicht los.
„Die Mucke ist immer noch scheiße.“

Im Kindle-Shop: Zero‘s Reise zum Zentrum des Universums, Heft I: Zero vs. Company

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