'Timmie Beck und der Geisterflug' von Leon Lindemann
Kann ein Zwölfjähriger eine todgeweihte Boeing 777 retten - und so zum Helden werden?
Stell dir vor, ein Blitz trifft deinen Ferienflieger. Die Piloten sind plötzlich bewusstlos, und du bist der Einzige, der die Boeing jetzt noch halbwegs sicher zu Boden bringen kann – weil du seit Jahren am PC Flugsimulation spielst...
Der zwölfjährige Timmie Beck ist das glatte Gegenteil von einem Helden. In der Schule wird er gemobbt, und er steht kurz vorm Sitzenbleiben. Beim Sport ist er eine Niete. Nur eins kann er wirklich gut: Sein Lieblings-Computerspiel „Flugsimulator“. Das allerdings ist ziemlich cool: Echte Piloten benutzen solche Programme wie seins, um im Training zu bleiben, weil es das Fliegen verblüffend realitätsnah nachahmt.
Und dann geschieht es: Auf einer Flugreise nach New York durchzuckt ein mysteriöser Lichtblitz krachend die Boeing 777. Im nächsten Augenblick liegen sieben Passagiere im Koma – und alle drei Piloten!
Das Flugzeug ist führerlos und steuert in den sicheren Tod!
Timmie steht unter Schock. Doch dann kommt ihm der rettende Gedanke: Er hat die Boeing 777 schon oft im Simulator geflogen. Er ist der Einzige, der das Flugzeug jetzt noch halbwegs sicher landen kann! Und so nimmt eine Reihe von Ereignissen ihren Anfang, die völlig unerwartete Wendungen liefern und sein Leben komplett auf den Kopf stellen.
Auf den ersten Blick „nur“ ein rasanter Action-Roman mit einer überraschenden, halsbrecherischen Entwicklung. Doch dahinter verbirgt sich mehr: Timmies Geschichte dreht sich um die emotionalen Wechselbäder, die Jugendliche umtreiben - Angst und Mut, Selbstvertrauen und Selbstzweifel, Verzagen über den eigenen Körper, Anerkennung, Freundschaft und erste Liebe. Timmie muss lernen, mit den Krisen und Prüfungen eines (fast) ganz normalen Jugendlichen fertig zu werden und seinen Platz im Leben zu finden – und entdeckt einen viel versprechenden Weg voll von neuen Erfahrungen und Herausforderungen...
Gleich lesen: Timmie Beck und der Geisterflug
Leseprobe:
Immer wieder dachte Timmie diesen einen Gedanken und konnte ihn nicht fassen: Niemand steuert das Flugzeug, dachte er wieder, wir werden sterben!
Außer...
Plötzlich kam Timmie ein Gedanke, und zwar mit solcher Wucht, dass er beinahe zusammen zuckte: Wir werden sterben, außer: Jemand anders landet das Flugzeug! Jemand, der zwar kein Pilot ist, der aber ungefähr weiß, wie das geht, weil er jeden Tag Flugsimulator spielt...
Timmie setzte sich aufrecht in seinen Sitz. Er wollte diesen Gedanken konzentriert zu Ende denken. Konnte er das? Konnte er ein Flugzeug steuern und landen? Ein echtes Flugzeug? Tatsache war, dass er die Boeing 777- 200 ER schon oft geflogen hatte – im Simulator. Und Tatsache war auch, dass es immer hieß, dass der Flugsimulator sehr realitätsnah sei. Aber hieß das auch, dass er ein echtes Flugzeug steuern und landen konnte?
Nein, dachte er, das hieß es natürlich nicht. Im Gegenteil: Das war ein gewaltiger Unterschied, und bestimmt gab es in der Realität eine ganze Menge Dinge zu beachten, an die er gar nicht dachte – an die er gar nicht denken konnte . Nein – es war unmöglich, dass er diese Flugzeug landete. Das war eine verrückte Idee, mehr aber auch nicht.
Timmie sah aus dem Fenster. Er sah auf die Welt hinab – vielleicht zum letzten Mal.
Aber... Moment mal, dachte er. Wenn es tatsächlich so war, dass die Piloten bewusstlos waren und dass sie alle mit Sicherheit sterben würden: Musste er dann nicht wenigstens versuchen, das Flugzeug zu landen? Weil es die einzige Chance war, die sie alle hatten? Er, Jule und all die anderen Menschen in diesem Flugzeug... war es nicht vielleicht sogar seine Pflicht, es wenigstens zu versuchen?
Timmie dachte diesen Gedanken mehrmals nacheinander, vom Anfang bis zum Ende.
Und dann stand er auf.
„Lass mich mal bitte durch“, sagte er zu Jule. „Ich muss zum Klo.“
Jule schaute ihn verdutzt an und stand dann auf, um ihn durchzulassen.
„Sei vorsichtig“, sagte sie.
„Klar“, sagte Timmie und dachte, dass er wirklich besser vorsichtig war, wenn er das tat, was er vorhatte.
Timmie ging nach vorne, Richtung Toiletten. Aber die ließ er links liegen. Stattdessen schlüpfte er durch den Vorhang. Dahinter hatte er Lucy zuletzt verschwinden sehen. Und tatsächlich stand sie hier zusammen mit ihrer rothaarigen Kollegin. Offenbar beratschlagten sich die beiden.
„Kann ich dir helfen?“, fragte Lucy.
„Ich glaube, ich kann dieses Flugzeug landen.“
Die beiden Stewardessen schauten sich verwirrt an.
„Bestimmt!“, sagte Lucy dann. „Aber es ist besser, wenn du dich jetzt wieder hinsetzt und anschnallst. Soll ich dich zu deinem Sitz begleiten?“
„Ich meine das ernst. Ich kann dieses Flugzeug landen. Das ist eine Triple-Seven 200 ER. Ich habe diesen Typ schon hundertmal im Simulator geflogen. Ich kann das Flugzeug mit GPS-Navigation nach New York fliegen und dann mit ILS landen. Ich weiß, wie die wichtigsten Instrumente aussehen: Höhenmesser, Variometer, Fluglage-Anzeiger, Geschwindigkeits-Messer. Ich weiß, was der Unterschied zwischen indicated air speed und true airspeed ist und wie man den Autopiloten bedient. Ich...“
„Okay, okay, okay“, sagte Lucy, „ich bin ehrlich beeindruckt. Trotzdem müssen wir dich bitten, dass du dich wieder auf deinen Platz setzt.“
„Im Moment fliegen wir mit Autopilot, und die Piloten sind bewusstlos, stimmt's?“, fragte Timmie. „Wenn die Piloten nicht wieder wach werden, bedeutet das, dass wir alle sterben werden. Und wenn wir keinen richtigen Piloten an Bord haben, dann bin ich die einzige Chance, die wir alle haben, weil ich dieses Flugzeug zumindest theoretisch landen kann.“
Ziemlich verdattert tauschten die Stewardessen Blicke.
„Wir müssen dich jetzt wirklich bitten...“, setzte Lucy an, aber die Rothaarige unterbrach sie.
„Moment mal... wie heißt du?“, fragte die Rothaarige.
„Timmie. Timmie Beck.“
Sie selbst stellte sich unhöflicher Weise nicht vor, aber Timmie las auf ihrem Namensschild: Petra.
„Also, Timmie. Sag mal bitte, was würdest du jetzt als nächstes tun, wenn du der Pilot wärst?“
„Ich würde erst mal die Instrumente ansehen und Geschwindigkeit, Fluglage und Kurs ablesen. Dann würde ich die Flugsicherung anfunken...“
„Das Funkgerät ist defekt“, sagte Petra.
„Pssst“, machte Lucy streng in Petras Richtung. Und dann, an Timmie gewandt: „Das Funkgerät ist selbstverständlich in Ordnung!“ Timmie sah sie einen Moment lang an und fuhr dann fort:
„... dann würde ich per GPS feststellen, wo wir gerade sind. Ich würde wie geplant weiterfliegen nach New York, weil die Treibstoffmenge für diese Entfernung berechnet ist. Ich würde per GPS Richtung New York steuern, und zwar wie geplant zum John F. Kennedy Airport, und würde dann rechtzeitig mit dem Sinkflug anfangen. Je nach der Flughöhe würde ich ungefähr bei 120 Seemeilen vor dem Flughafen den Schub reduzieren und warten, bis wir nur noch mit einer Geschwindigkeit von 250 Knoten fliegen. Und dann, bei ungefähr 110 Meilen vor New York würde ich in den Sinkflug anfangen, und zwar mit einer Sinkrate von ungefähr 1700 Fuß pro Minute...“
„Okay, das reicht“, sagte Petra. „Ich weiß zwar nicht, wovon du da genau redest, aber da kamen ein paar Wörter vor, die ich tatsächlich schon mal bei unseren Piloten gehört habe... Lucy, das ist vielleicht unsere einzige Chance – wie Timmie gesagt hat!“
„Du bist verrückt“, sagte Lucy.
„Das klingt doch alles ganz vernünftig, was er sagt. Ich glaube, der weiß, wovon er redet.“
„Jetzt mal ernsthaft“, sagte Lucy. „Glaubst du wirklich, ein... vielleicht elfjähriger Junge...“
„Zwölf!“, unterbrach sie Timmie.
„Also gut... glaubst du wirklich, dass ein Zwölfjähriger ein Flugzeug fliegen kann?!“
„Ich glaube, so wie es aussieht, ist das die einzige Chance, die wir haben. Und wenn ich die Wahl habe zwischen a) ganz sicher sterben und b) vielleicht überleben, dann würde ich auf jeden Fall b) wählen!“
Lucy blickte abwechselnd zu Timmie und Petra. Eine Weile lang sprach niemand etwas. Dann sagte Lucy:
„Okay, wir gehen ins Cockpit, und du erzählst uns ein bisschen was darüber, was du weißt. Und dann sehen wir weiter.“
„Okay...“, sagte Petra. Timmie nickte, und dann gingen die drei zum Cockpit.
Im Kindle-Shop: Timmie Beck und der Geisterflug
Labels: Abenteuer, Jugend, Leon Lindemann
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