20. Februar 2017

'Rosen für Erkül Bwaroo' von Ruth M. Fuchs

Erkül Bwaroo hat einen für einen Elfen ziemlich ungewöhnlichen Beruf – er ist Privatdetektiv. Der Elf mit dem stattlichen Schnurrbart und dem belgischen Akzent löst seine Fälle stets mit Hilfe seiner kleinen grauen Zellen und je größer das Rätsel, desto mehr ist er bestrebt, die Wahrheit zu finden. Meist geht es dabei um Mord.

Dieses Mal ist es Königin Titania persönlich, die ihn mit der Ermittlung in einem Mordfall beauftragt. Bwaroo ist darüber nicht sehr glücklich, denn die Hauptverdächtige ist seine eigene Tante – und die ist alles andere als gut auf ihn zu sprechen. Trotzdem begibt er sich mit seinem treuen Diener Orges an den Tatort: ein Filmset.

Lichtspiele sind der neueste Schrei! Filmschauspieler zu sein bedeutet Ruhm und Verehrung – oder Tod. Denn eine der Schauspielerinnen wurde mitten in einer Szene vergiftet. Bwaroo muss erkennen, dass in der Filmwelt Eifersüchteleien, Lügen und Intrigen praktisch an der Tagesordnung sind. Bald gibt es mehr Verdächtige, als ihm lieb sind, denn die Ermordete hatte mit fast jedem Streit und jeder hat irgendetwas zu verbergen.

Und die Uhr tickt - denn Bwaroo hat nur eine Woche Zeit, um die Wahrheit von der Lüge zu trennen und den wahren Täter finden.

Gleich lesen: Rosen für Erkül Bwaroo (Erkül Bwaroo ermittelt 5)

Leseprobe:
„Sind Sie sicher, dass wir weiterdrehen sollen?“
„Natürlich! Warum denn nicht?“ Hagestolz Bingler sah Rennfeld verständislos an.
„Es kommt mir irgendwie falsch vor. Unanständig – immerhin ist Klarissa hier gestorben,“ Rennfeld blickte unsicher drein.
„Klarissa hätte gewollt, dass wir weitermachen“, beschied ihn der Regisseur jedoch. „Dies wird ihr größter Film sein.“
„Es war ihr erster.“
„Die Nachwelt wird sich an sie erinnern als die schöne, verheißungsvolle Schauspielerin, die alles gab, um ihrer Rolle gerecht zu werden!“
„Na ja, eigentlich starb sie ja nicht, weil sie sich verausgabt hatte, sondern ...“
„Das ist egal“, schnitt Bingler seinem Assistenten das Wort ab. „Außerdem haben wir fast alle Szenen mit ihr schon gedreht und bei dem Rest lässt sich schon was deichseln. Apropos: Sind die Mädels schon da, die einspringen sollen?“
„Fünf Blondinen sind gekommen. Aber sie müssen berücksichtigen, dass wir ja eigentlich nur im Dorf und im Nachbarort ...“
„Jaja, schon gut“, winkte Bingler ungeduldig ab. „Wo sind sie?“
Rennfeld wies mit dem Finger auf eine Gruppe Mädchen, die ein wenig abseits stand. Alle waren blond. Abgesehen davon hätten die Unterschiede in Sachen Körperbau und Größe kaum größer sein können.
„DAS sind sie?“ Der Regisseur war entsetzt.
„Wie ich schon sagte, wir haben eigentlich nur im Dorf und ...“ Rennfeld verstummte, als Bingler ihm einen eisigen Blick zuwarf. „Wenn wir in der 'Zeiten' inserieren würden ...“ schlug er zaghaft vor. „oder vielleicht besser in 'Freundin der Frau' und 'Palastblick' ...“
„Dann können wir gleich an die große Glocke hängen, dass Klarissa tot ist.“ Bingler wedelte ungehalten mit den Händen. „Nein, dass soll möglichst geheim bleiben. Das ist werbewirksamer.“
Rennfeld schüttelte unmerklich den Kopf. Das war doch sicher ohnehin schon alles bekannt. Die Polizei, die Bewohner ringsum und nicht zuletzt diese Mädchen hatten schließlich alle Familie und Freunde. Und denen erzählt man doch so eine Neuigkeit, die mal ganz was anderes ist als der übliche Trott. Aber der Assistent kannte seinen Chef gut genug, um zu wissen, dass er diese Gedanken besser für sich behalten sollte.
„Tja, also …“ Bingler besah sich die jungen Damen kritisch aus der Ferne. Dann traf er eine Entscheidung: „Wir nehmen die schlankeste und werden sie nur von hinten filmen. Hol mir die Verantwortliche für die Garderobe von Klarissa ...“
„Die sitzt im Gefängnis.“
„Was?“ Einen Moment lang war der Regisseur aus dem Konzept gebracht. Doch dann schüttelte er nur ungeduldig den Kopf. „Dann eben das Weib, das für die restlichen Kostüme zuständig ist. Die wird ja wohl auch mit Klarissas Kleidern zurecht kommen. Sie soll jedes dieser Mädel in eins davon stecken und alles an blonden Perücken mitbringen, was sie finden kann. Meine Güte, was für ärmliches Haar die eine da hat. Aber wenigstens ist sie nicht so fett wie die kleine daneben ...“ Er riss sich von dem Anblick los und wandte sich Rennfeld zu. „Wir müssen das Drehbuch umschreiben. Schick mir Holster. Und dann brauche ich noch Hummelflug ...“
„Sie meinen Meister Deamus Hummelbus“, warf Rennfeld ein.
„Ja, genau. Wo steckt der eigentlich? Hab ihn seit Tagen nicht gesehen.“
„Er schläft.“
„Was? Immer noch? War doch nur ein kleiner Zauber!“
„Ein ganzes Schloss erscheinen zu lassen ist ein großer Zauber.“
„Na ja, von mir aus.“ Bingler wedelte den Einwand fort. „Weck den Kerl auf. So einen kleinen Zauber wie eine von den Weibsbildern dort annähernd wie Klarissa aussehen zu lassen, wird er ja wohl noch hinkriegen.“
Rennfeld hatte da seine Zweifel. Doch er nickte nur. Als er sich auf den Weg machen wollte, Binglers Anordnungen weiter zu geben, sah er einen Fremden eilig herankommen. Er hob die Hand über die Augen um besser sehen zu können.
„Verdammich“, stieß er hervor. „Der hat uns gerade noch gefehlt.“
„Was ist los?“ Bingler drehte den Kopf, um zu sehen, wer gemeint war.
Rennfeld wurde einer Antwort enthoben, denn inzwischen hatte der Mann die beiden erreicht.
„Berger, mein Name“ rief er enthusiastisch und ergriff Binglers schlaff herabhängende Hand, um sie energisch zu schütteln. „Ich vertrete die ‚Freundin der Frau’ und möchte Sie zum Tod von Klarissa Ronaard befragen, dem aufgehenden Stern in der Filmwelt.“

Im Kindle-Shop: Rosen für Erkül Bwaroo (Erkül Bwaroo ermittelt 5)

Mehr über und von Ruth M. Fuchs auf ihrer Website.

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