'Foy und der Ring des Mauren' von Katharina Münz
Düster, magisch, das Leben bejahend
Foy bedeutet ›Vertrauen‹, doch genau daran mangelt es der dunkelhäutigen Magd. Wer wird sich als ihr ›rettender Freund‹ erweisen?
Auf der Suche nach Ablenkung von den nächtlichen Nachstellungen ihres Herrn stolpert Foy auf dem Wormser Ostermarkt über einen ebenso gutaussehenden wie liebenswürdigen Fremden. In Erwartung einer heißen Liebesnacht schmuggelt sie den Dänen in die Kaiserpfalz – ohne zu ahnen, wen sie mit ihm ins Herz der Nibelungenstadt eingelassen hat. Wird es am Ende einer langen Reise ausgerechnet der widersprüchliche Wikinger sein, der Foy aus dem Strudel ihrer Gefühle befreit?
Ein modern erzählter historischer Fantasyroman über körperliche Anziehungskraft und das Wunder zart keimender Liebe in einer von Gewalt geprägten Welt.
»Um ehrlich zu sein, meine liebe Frau …« Der Fremde streicht sich eine schulterlange Strähne seines rotbraunen Haares aus der Stirn. »Als ich heute aufgestanden bin, habe ich nicht zu hoffen gewagt, der edlen Herrin der Kaiserpfalz meinen Arm zum Geleit reichen zu dürfen.« Er nickt, schaut mich weiter an, ohne auch nur einmal mit dem Lid zu zucken.
Was redet der Kerl für wirres Zeug, und für wen, um Himmels Willen, hält er mich? Ich lege den Kopf in den Nacken und lache lauthals heraus.
»Aber …?« Sein ratloser Blick tastet mich ab – blinzelt er denn nie? - und abermals streicht der Fremde über seinen Bart, wobei mir seine fremdartige Bekleidung ins Auge fällt.
»Ja leck!«, rutscht mir heraus, und ich ziehe die Nase kraus. »So, wie Ihr mich anschaut, könnte man meinen, der edle Siegfried hätte mir und nicht Gundahar die Tarnkappe geborgt. Seht Ihr denn nicht, was ich trage?«
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Leseprobe:
Mit geschlossenen Lippen verzieht er sein Antlitz zu einem Lächeln. Sein Widerhall haucht den feinen Fältchen um seine Augen Leben ein, aus denen mich ein grünlicher Schimmer trifft.
Ich starre auf seine Hand und dann so lange in sein Gesicht, bis er endlich loslässt. »Sucht Ihr etwas bestimmtes, mein lieber Herr?« Was für ein Glück, trotz des klopfenden Herzens lässt mein Mundwerk mich nicht im Stich!
»Um ehrlich zu sein, meine liebe Frau …« Der Fremde streicht sich eine schulterlange Strähne seines rotbraunen Haares aus der Stirn. »Als ich heute in der Frühe aufgestanden bin, habe ich nicht zu hoffen gewagt, der edlen Herrin der Kaiserpfalz meinen Arm zum Geleit reichen zu dürfen.« Er nickt, schaut mich weiter an, ohne auch nur einmal mit dem Lid zu zucken, und bietet mir mit der Andeutung einer Verbeugung seine Rechte.
Was redet der Kerl für wirres Zeug, und für wen, um Himmels Willen, hält er mich? Etwa für Frau Waldrada? Ich lege den Kopf in den Nacken und lache lauthals heraus.
»Aber …?« Sein ratloser Blick tastet mich ab – blinzelt er denn nie? – und abermals streicht der Fremde über seinen Bart, wobei mir seine fremdartige Bekleidung ins Auge fällt.
»Ja leck!«, rutscht mir heraus, und ich ziehe die Nase kraus. »So, wie Ihr mich anschaut, könnte man meinen, der edle Siegfried hätte mir und nicht Gundahar die Tarnkappe geborgt. Seht Ihr denn nicht, was ich trage?« Mit dem Handrücken wische ich mir die Lachtränen weg und deute auf meine nussschalengefärbte Tracht aus grober Wolle. »Entschuldigt, mein lieber Herr, aber Ihr müsst von sehr weit herkommen, wenn Ihr Euch so wenig mit fränkischen Gepflogenheiten auskennt. Denn hier gilt die Regel: Je edler die Geburt, umso feiner das Tuch.«
»Verzeih mir erneut, du musst mich für überaus dumm halten, denn dieser Sitte folgen wir auch in meiner dänischen Heimat. Aber deine Anmut blendete mich derart, dass ich keinen Blick für deine Kleidung erübrigen konnte.« Blitzt da Spott in den Augen des Dänen auf?
»Gebt Acht, mein lieber Herr«, versetze ich und recke das Kinn. »Oder kennt Ihr nicht die alten Sagen? Ein Mann sollte sich nicht vom Äußeren blenden lassen, ein jeder weiß doch, welches Geheimnis sich hinter Brunichildis holdem Antlitz verbarg.«
»Oha, die fränkischen Sagen! Bei den Göttern, der Ruhm und Reichtum eurer Kaiserpfalzen wird in ihnen zu recht besungen. Wenn du wirklich nur eine Magd sein sollst, wage ich kaum, mir die Schönheit deiner Herrin vorzustellen im Vergleich zu deiner Anmut.« Der Kerl neckt mich, sein Grinsen lässt keinen Zweifel daran, und doch schlägt mich die Art, wie seine Augen auf mir ruhen, in seinen Bann. Sie lassen mich an Moos denken auf einer von der Sonne geküssten Waldlichtung und gleichzeitig an feine, milchweiße Nebelschwaden, die einen Zauber weben, mich umhüllen wollen und einlullen.
Ich zwinkere. Sein loses Mundwerk sollte mich wütend machen, doch ich erröte aus einem anderen Grund. Denn mein Herz schlägt mit einem Mal doppelt so schnell wie sonst angesichts der unerwarteten Möglichkeit, die sich mir eröffnet.
Dieser Mann kommt von weit her. Von sehr weit her, da er die einfachsten fränkischen Regeln nicht kennt. Und als er mich gerade gehalten hat, nachdem ich gestrauchelt war …
Selten habe ich Stärke mit derart viel Rücksichtnahme vereint gespürt. Ich danke den Mächten, die mich mit dunkler Haut gesegnet haben. Denn so fühle ich zwar das Aufsteigen der Hitze in meine Wangen, doch ich kann sicher sein, der Fremde sieht nicht, was sein Blick in mir anrichtet. »Nun …« Ich versuche, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. »Wenn Ihr standesgemäße Begleitung wünscht, mein lieber Herr, dann solltet Ihr Euch beeilen.« Ich hebe die Hand und weise hinter mich. »Denn gerade jetzt versammeln sich alle edlen Damen des Wonnegaus drüben im Dom.«
»Jetzt spottest du mir. Was sollte ich in eurem Tempel?« Seine Augenlider zucken um keine Haaresbreite, während er mir erneut den Arm anbietet. »Euer Kult um den gekreuzigten Gott ist mir fremd.«
»Dann fürchtet Ihr das Unbekannte, mein lieber Herr?« Vorsichtig lege ich meine Linke auf seinen Arm, der sich fest und seltsam vertrauenserweckend unter meinen Fingern anfasst. Ach du liebes bisschen, fühlt sich so eine Edelfrau, die neben ihrem Ehemann einherschreitet? »Dann müsst Ihr es sein, der Siegfrieds Tarnkappe trägt, denn sie verbirgt Eure Ängstlichkeit aufs Beste.«
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Labels: Fantasy, History, Katharina Münz
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