'Humor und Hausverstand erwünscht' von Brigitte Teufl-Heimhilcher
Wenn auch Thessas Chef gelegentlich Anstoß an ihrem sorglosen Outfit nimmt, sie ist doch mit sich und der Welt zufrieden. Sie mag ihren Job, liebt ihren Sohn Nicky und hat mit dessen Vater Wolfgang eine angenehme, wenngleich nicht besonders aufregende Beziehung.
Doch Dinge ändern sich: Zwar wird das Verhältnis zu ihrem Chef täglich besser, dafür kommt Nicky langsam in die Pubertät, und Wolfgang hat ein Verhältnis mit seiner jungen Praktikantin.
Mit Humor und Hausverstand gelingt es Thessa dennoch, den Alltag zu meistern, doch Judith, Michaels intrigante Geschäftspartnerin, bringt Thessas Seelenfrieden ganz schön ins Wanken.
Gleich lesen: Humor und Hausverstand erwünscht
Leseprobe:
Zeit der Veränderung
Der Montagmorgen begann grau und regnerisch. Thessa war es egal. Sie eilte singend ins Bad, verwöhnte die verspannten Muskeln erst mit heißem Wasser, ehe sie die morgendliche Dusche mit einem kalten Guss beendete, und gönnte sich dann ein gemütliches Frühstück, mit allem, was dazugehört: duftender Kaffee, frisch gepresster Orangensaft, knuspriges Brot, Butter, Käse, ein Ei und Honig.
So ein Frühstück alleine hat doch auch Vorteile, dachte sie, und aß mit gutem Appetit, während ihre Gedanken zu ihrem Sohn wanderten. Sicher schlief er noch. Obwohl, man konnte nie wissen. In den Ferien war Nicky ja deutlich aktiver, und wenn er sich bei seinem Vater im Forsthaus aufhielt, erst recht. Sicher würde er jeden Moment genießen – und vor Ende August nicht freiwillig nach Wien zurückkommen. Sie war ja froh, dass die beiden sich so gut verstanden, dennoch seufzte sie. Sie hatte mit Nicky immer nur den Alltag, Wolfgang immer nur die Ferien.
Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, stellte sie sich vor den Kleiderkasten und überlegte, was sie an ihrem ersten Arbeitstag anziehen sollte. Ihr zukünftiger Chef war ihr beim Vorstellungsgespräch wahnsinnig elegant erschienen, auch seine Sekretärin schien ziemlich durchgestylt, also würde ein Kostüm wohl angemessen sein. So ein Blaues für alle Fälle musste doch da noch irgendwo sein. Ob das noch passte? Sch…wanenbraten!
Der Rock kniff und die Jacke ließ sich auch nur noch mit Mühe schließen. Jetzt blieb nur noch das Jägerleinene, das sie zu Ostern gekauft hatte. Wolfgang hatte es gut gefallen, aber was verstand Wolfgang schon von Mode? Egal. Schließlich sollte sie nicht als Model arbeiten. Hoffentlich konnte sie in ein zwei Tagen zu ihren gewohnten Jeans zurückkehren.
So wenig, wie sie sich für Kleider interessierte, so wenig interessierte sie sich normalerweise für ihre Frisur und ihr Makeup.
Nicht, dass sie eines gehabt hätte – ihre Wimpern waren von Natur aus dicht und dunkel, die Augenbrauen ebenso - ein wenig Lippenstift am Morgen, das musste für den Tag reichen.
Und Frisur – mein Gott. Das dichte brünette Haar wurde regelmäßig gewaschen und zu einem Pferdeschwanz gekämmt.
Früher hatte sie es manchmal offen getragen, aber dann hatte ihre Mutter immer auf sie eingeredet, dass sie es in Form föhnen solle. Aber das war ihr meistens zu mühsam gewesen, so war es eben beim Pferdeschwanz geblieben.
Normalerweise war sie mit sich zufrieden, doch seltsamerweise blickte sie heute schon zum zweiten Mal in den Spiegel, während sie auf Dr. Hausner wartete. Nervös zupfte sie an ihrer Trachtenbluse herum. Komisches Teil. Vielleicht hätte sie …
„Frau Magister Bachmann …“
Ein letzter Blick in den Spiegel.
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Labels: Brigitte Teufl-Heimhilcher, Familie, Frauen, Humor
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