7. November 2017

'Feenella: Ein Wintermärchen' von Alexandra Richter

Wundersames kann in einer Winternacht geschehen, wenn Schneemänner auf Reisen gehen.

Die besondere Schneeflocke Sommerschnee erweckt die Schneemänner Cas und Nic zum Leben, aber die Freude währt nur kurz, denn Cas bemerkt, dass Nic erkrankt ist. Auf der Suche nach Doktor Eisenbeiß durchwandern sie den Kaspaladawald und geraten in eine andere Welt voller merkwürdiger Wesen.

Die Wölfe der Nordflotte, die von der Schneefee Feenella ausgesandt wurden, um das magische Licht Nabor zu finden, brauchen ihre Hilfe. Nur eine gute Stunde bleibt ihnen für diese Mission, bevor der letzte Eisfederbaum sterben wird ...

Eine zauberhafte Geschichte für Leser aller Altersklassen.

Gleich lesen: Feenella: Ein Wintermärchen

Leseprobe:
„Guten Tag noch eenmal.“ Das Schneemonster zog imaginär seinen Hut vor ihnen und warf ihnen dabei einen blinzelnden Blick zu. Als würde er sie mit diesem geheimbündlerischen Augenzwinkern brüderlich begrüßen wollen.
„Ich bin Fynn von Flares, Sohn von Elimor, der wiederum war ein Sohn von Rigomor Flares. Meene Omama gab mir den Spitznamen Fender.“ Freundlich streckte er Cas seinen langen, affenartigen Arm, mit einer Hand so groß wie ein Essteller, entgegen.
Cas ergriff mit etwas Mühe Fynns kleinen Finger und schüttelte ihn zur Begrüßung. Kaum ging sein Name brühwarm über seine Lippen, hörte Cas, dass dieser Unbekannte mit seinem gänzlich fremdartigen Dialekt nicht aus dieser Gegend stammte, sondern von außerhalb kommen musste, oder?
„Huch, du hast aber kalte Fingerchen“, sagte Fynn.
Peinlich berührt, stellte Cas beim Händeschütteln fest, dass Fynn zwei Finger fehlten. Locker könnte er nur mit einer Hand einen Baum ausreißen und ihn meilenweit schleudern. Oder, wenn er sich lang genug streckte, könnte er über die Wipfel der Bäume sehen und dem Mond einen Gutenachtkuss geben, dachte er. Für Cas war es unmöglich, Fynns Alter zu bestimmen.
„Bist du dieser Winterriese Krehti?“, wollte Nic wissen.
Cas stupste Nic an und räusperte sich. „Nic meint, vielleicht bist du Plethi, der Schneedäumling?“ Er sah ihn schief von der Seite an.
„Ich bin weder dem eenen, noch dem anderen begegnet. Doch ihr seed doch Schneemänner!? Hab‘ ich recht? Eure Körpertemperatur liegt unter null Grad Celsius, und Gerüchten zufolge liebt ihr eure Nasen über alles. An ihnen erkenne ich alleen eure Familienähnlichkeet. Wer von euch ist denn der Ältere?“
Cas und Nic trauten ihren Ohren nicht. „Nein. Er ist mein Freund!“, antworteten sie gleichzeitig.
„Ah so, ziemlich beste Freunde? Zwee Seelen und een Gedanke. So verschieden und trotzdem fließt ähnliches Blut. Alle Schneemänner sind von Geburt an gleech. Andere Wälder, andere Flockenmänner. Pups drauf. Gegensätze ziehen sich an. Plitz Bots, äh, ich meen Pots Blitz! Da solln mir doch auf der Stelle gleech Schneehörner wachsen. Een echter schokoladiger Schneemann. Du hast bestimmt eene weete Reese hinter dir. Du siehst aus wie …“ Nachdenklich fuhr er sich über sein Kinn. „Erst gestern bin ich im Wald dem Seefer begegnet. Der fraß gierig eenen süßen Schokoladenweehnachtsmann.“
Mittlerweile verstand Cas, dass Fynn kein „Ei“ sprechen konnte. „Wer ist denn dieser Seifer?“, fragte er nach.
„Der Seefer ist een Eesbär. Er ist een Eenzelgänger und war in eenem Zirkus die Attraktion. Die Leute dort haben ihn vor jeder Vorstellung mit Seefenlauge abgefüllt. Seen Kunststück war dann, dass er Seefenblasen rülpste. Irgendwann ist er von dort getürmt. Een Überbleebsel aus seener Gefangenschaft sind seene vielen Seele, die immer noch um seenen Hals hängen.“
„So etwas tun Menschen wirklich?“, fragte Nic ungläubig und schüttelte seinen Kopf.
„Joh. Seed vorsichtig vor diesem Blutbären.“
„Was? Heißt das, er hat schon einen gekillt?“, wollte Nic wissen.
„Bee eenem, so viel ich weeß, ist es bee seenem Ausbruch leeder nicht geblieben.“
Nic gefiel diese Information überhaupt nicht und er hielt sich die Hand vor seinen Mund. Langsam bekam er Angst, denn sicher ist dieser Fynn auch hungrig. Sein Blick zu Cas, der auch nicht gerade begeistert dreinschaute, bestätigte seine Vermutung.
„Sogar die Samojeden machen eenen Bogen um ihn.“
„Meinst du diese Schlittenhunde, die Rentierherden hüten?“, stellte Cas eine Frage.
„Joh. Sprecht in seener Gegenwart neemals über Seefe! Ich komm mit ihm aus, aber bee ihm weeß man nie. Wie behauptet wird, hat er seen Schloss in den Wolken. Er soll es aus seenen letzten Seefenblasen errichtet haben. Seen Name ist Achaz.“
Nic wiederholte den Namen leise und respektvoll: „Achaz.“
Cas dagegen tat so, als hauche er Seifenblasen aus und wedelte mit seiner Hand, als hätte er sich verbrannt.
„Vielleecht gefällt euch das?“, fragte Fynn und zog ein Dutzend Schneebälle und Eiszapfen heraus und warf sie hintereinander in die Luft. Dann begann er zu jonglieren. Die zwei Schneemänner verfolgten Fynns kurzzeitiges Kunststück mit Applaus.
„Ich bin een Nordnoorländer und ich komme von den Vorkreeserbergen, kennst du die?“, fragte er und schaute zu Nic.
„Wieso soll ich die Reiserzwerge kennen?“, wollte Nic wissen. Aus irgendeinem Grund hatte Nic die Vorkreiserberge total falsch verstanden.
Der weiße Riese beugte sich zu Nic hinunter und runzelte seine Nase. „Was ist mit dir? Du Köhler-König dampfst ja wie frischer Espresso.“ Ohne Luft zu holen, sprach er weiter: „Deen Schwert, Erdenkind, gegen mich zu richten, is‘ überflüssig. Ich tue keener Fliege etwas zuleede.“ Und nun richtete er sich an Cas. „Jüngelchen, setze nicht so leechtfertig deene eene Nase aufs Spiel!“ Dabei streichelte er voller Stolz über den Kopf der alles kritisch betrachtenden Schnee-Eule. „Darf ich euch meene Rosine vorstellen?“

Im Kindle-Shop: Feenella: Ein Wintermärchen

Mehr über und von Alexandra Richter auf ihrer Facebook-Seite.

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