5. Januar 2018

'Love beats faster 2' von Josie Charles

MMA-Fighter Alex hat gemeinsam mit seiner großen Liebe Alessia Chicago hinter sich gelassen und wagt einen Neuanfang. Doch dann verliert er mit einem Schlag alles, was ihm wichtig ist. Alessia ist tot. Sie sagen, es war ein Unfall, aber er weiß, dass es keiner war. Für Alex gibt es nur noch ein Ziel: Er will Rache, blutig und gnadenlos. Er wird die Schuldigen finden und Vergeltung üben. Aber dann durchkreuzt eine unerwartete Begegnung seine Pläne …

Für Alex beginnt ein neuer Kampf – der erste in seinem Leben, den er nicht allein mit seinen Fäusten gewinnen kann.

Die Love-beats-faster-Dilogie ist hiermit abgeschlossen.

Gleich lesen: Love beats faster 2

Leseprobe:
Alex
Ich gehe in die Hocke und lege die Blumen auf der hellgrauen Steinplatte ab. Es sind Rosen. Achtunddreißig Stück – alle, die in dem kleinen Beet auf der Plantage noch übrig waren. Alle bis auf eine.
Lange starre ich die Blumen an und muss dabei an ein Gespräch denken, das ich vor ewiger Zeit geführt habe, mit meinem Onkel Harley Jones, als ich 14 war.
Ich weiß, dass sich der Gedanke, Rache zu nehmen, gut anfühlt, hat er damals gesagt. Aber dir muss eins klar sein. Eine Sache, die du nicht vergessen darfst. Rache bringt uns die, die wir verloren haben, nicht zurück. Niemals. Hast du mich verstanden, Dale?
»Alex«, murmle ich in die Stille des Friedhofs hinein. Das habe ich ihm damals geantwortet, mehr nicht. Denn Dale, der kleine Junge, der ich einst war, ist in Chicago geblieben. In einer Zeit vor dem ganzen Chaos, der Mafia, dem Zeugenschutz, den neuen Identitäten, die sie uns verpasst haben. Dale hätte Harley vielleicht geglaubt, hätte sich vorstellen können, dass Rache keine Lösung, kein Ausweg ist. Dass es besser ist, die Vergangenheit ruhen zu lassen und neu anzufangen, immer und immer wieder.
Doch Alex glaubt nicht an diesen Bullshit.
Ich spüre, wie ich den Stiel der verbliebenen Rose viel zu fest packe, sodass sich die Dornen in meine Handfläche bohren. Warmes Blut quillt zwischen meinen Fingern hervor und tropft auf die Grabplatte, die noch sauber und frisch ist, aber schon bald alt und vom Wetter grau sein wird, so wie all die anderen Gräber hier, auf dem Friedhof von Arecibo.
Auf einmal vernebeln Tränen meine Sicht und ich wische sie hektisch fort.
Sie soll mich nicht heulen sehen. Sie soll nicht sehen, dass ich …
Ich schüttle den Kopf und lache, kurz und hart, als mir klar wird, was für ein Blödsinn dieser Gedanke ist. Egal, was ich tue, sie sieht es nicht. Vollkommen egal, was ich sage: Sie hört es nicht.
Sie ist tot. Sie ist nicht hier. Unter dieser Steinplatte ist nur ein Sarg, der schon bald verrottet sein wird. Und Alessia, die Frau, die ich liebe – die Einzige, die ich je geliebt habe – von ihr ist nichts übrig.
In den letzten Tagen habe ich mir oft eingeredet, dass es vielleicht anders ist. Ich war nie gläubig, doch ich habe versucht mir zu sagen, dass sie jetzt dort oben ist oder ein Teil von ihr vielleicht noch an den Orten, an denen wir gemeinsam waren.
In unserer Wohnung zum Beispiel. Ich habe probiert, sie mir vorzustellen, wie sie morgens aus dem Badezimmer kommt, ihre langen Haare nass und wirr, oder wie sie abends auf der Fensterbank sitzt, mit einer Tasse in den Händen, wie sie runter auf die Straße sieht und mir von den Orten erzählt, die wir alle noch gemeinsam besuchen werden. Von ihrer alten Heimat in Rom hat sie besonders oft gesprochen und ihre dunklen Augen haben dabei geleuchtet wie …
Ich schüttle die Erinnerung ab. Es hat nicht funktioniert. Die Wohnung ist leer. Es ist nichts mehr von ihr da außer ihren Sachen, die sie nie wieder berühren, benutzen oder anziehen wird.
Das ist die Wahrheit, das ist das Einzige, was der Tod eines Menschen bedeutet: Leere.
Und wenn man diesen Menschen geliebt hat, wirklich geliebt, dann bedeutet sein Tod Leere für immer. Eine Leere, die sich anfühlt wie ein schwarzes Loch, die sich ausbreitet und nur Wut und Hass zurücklässt.
Und den Wunsch danach, andere dasselbe spüren zu lassen. Diejenigen, die schuld sind.
Ich hebe den Blick und zwinge mich, die Inschrift auf der Grabplatte zu lesen. Goldene, geschwungene Buchstaben. Kein Geburts- oder Sterbedatum, nur die Dinge, die wichtig sind. Ein Name und ein Versprechen:

Hier ruht Alessia Calliari
Die Liebe hört niemals auf.


Auch wenn mir Gott und die Bibel nach wie vor egal sind, bekomme ich diesen einen Absatz, aus dem auch die Inschrift stammt, seit Alessias Tod nicht mehr aus dem Kopf. Tag und Nacht geistert er durch meine Gedanken: Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.
Nein, das wird sie nicht, und sie tut sogar noch mehr. Sie hält mich aufrecht, sie lässt mich die Schuldigen finden. Sie sorgt für Gerechtigkeit.
Die Liebe tötet, wenn es sein muss.
Und das muss es.
Minuten- oder vielleicht stundenlang starre ich die Worte an. Dann stehe ich auf. Ich sage nichts, denn es ist niemand hier, der mich hören würde. Doch ich schwöre mir selbst etwas.
Von jetzt an werde ich mein Leben einer Toten widmen. Ich werde alles dafür tun, dass sie nicht umsonst gestorben ist. Ich werde herausfinden, wer dafür verantwortlich ist und machen, was ich am besten kann.
Rache nehmen.
Ob ich mich dadurch besser fühlen werde? Sicher nicht.
Ob meine Vergeltung mir Alessia zurückbringen wird? Ich wäre ein Idiot, so etwas zu glauben.
Aber eines ist sicher. Diejenigen, die sie mir genommen haben, werden mit ihrem Leben dafür bezahlen. Und das reicht mir schon.
Das ist alles, was ich noch will.
Ich wende mich von Alessias Grab ab und gehe ein paar Meter weiter über den menschenleeren Friedhof. Vor dem zweiten frischen Grab bleibe ich stehen und lege die einzelne, blutige Rose darauf ab. Noch einen Moment lang halte ich inne, dann verlasse ich mit entschlossenen Schritten den Friedhof.
Wer auch immer für das hier verantwortlich ist, hat mir das Herz aus der Brust gerissen.
Es ist Zeit, ihnen zu zeigen, wozu ein Mann ohne Herz fähig ist.

Im Kindle-Shop: Love beats faster 2

Mehr über und von Josie Charles auf ihrer Facebook-Seite.

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