7. August 2018

'Kein Horizont ohne Licht' von Michelle Schrenk

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Hanna ist glücklich. Meistens. Außer wenn sie sich Erinnerungen an Josh erlaubt – ausgelöst durch den Klang einer Gitarre, den Geruch von Leder oder wenn Lichter die Dunkelheit erhellen. Doch von Josh will sie nicht mehr träumen. Fast zwanzig Jahre ist es her, dass der Junge, der damals die Welt für sie bedeutete, sie in den Scherben ihres jungen Lebens zurückgelassen hat.

Ihm zu verzeihen, kommt also überhaupt nicht für sie infrage. Wäre da nicht Mo, der Mann, der wie ein Vater für Hanna und Josh war und der die beiden auf eine Reise in ihre Vergangenheit mitnimmt – bis sie erkennen, wie wichtig es ist, das Licht am Horizont nicht zu verlieren.

Emotional und warmherzig. Eine berührende Geschichte über den Wert der Erinnerungen und der Suche nach dem Glück.

Kein Horizont ohne Licht ist ein in sich abgeschlossener Roman. Fans von „Kein Himmel ohne Sterne" dürfen sich jedoch auf ein Wiedersehen mit den vorherigen Protagonisten freuen.

Leseprobe:
Jeder Mensch besitzt seinen ganz persönlichen Erinnerungsschatz, diese Momente, die man nicht verlieren möchte. Die Augenblicke, die einem aus der Dunkelheit helfen, wenn alles um einen herum darin zu versinken droht. Das dachte ich zumindest immer, und so habe ich in den letzten Jahren viele davon gesammelt.
Während ich am Boden sitze, scheinen sie überall in diesem Raum zu kleben. An meiner Kleidung, die noch ein bisschen nach seiner riecht, nach Leder und frischer Wäsche. An dem Sweater, der über dem Stuhl hängt und den er vergessen hat. Sie starren mich von der Pinnwand an, von der Landkarte, die dort hängt und auf die wir mit kleinen Nadeln unsere Wünsche geheftet haben. Sie sind in dem kleinen Herz, das er draußen auf dem Dach zusammen mit den Anfangsbuchstaben unserer Vornamen in einen Ziegel geritzt hat, während wir dem Sonnenuntergang zusahen und die letzten Strahlen uns wärmten.
Ich betrachte das Foto in meiner Hand, meine Augen haften darauf. Es ist am See entstanden. Wir haben herumgealbert und uns geküsst. Ein Mann, der zufällig vorbeikam, hat das Bild für uns geknipst. Es sollte für die Ewigkeit sein.
Sofort spüre ich wieder seine Lippen auf meiner Wange und streiche mit den Fingerspitzen darüber, als könnte ich so den Augenblick festhalten. Doch dann schlucke ich. Denn die Gedanken daran tun weh, und irgendwann weiß ich, dass ich das alles nur noch vergessen will. Den Duft seiner Lederjacke in meiner Nase, das Gefühl von Wärme in seinen Armen, den Geschmack der Küsse. Niemals wieder will ich daran denken müssen.
Denn das, was war, ist nicht mehr. Das Foto ist nichts als eine flüchtige Aufnahme. Ich streiche über das Glas des Rahmens, doch es ist kalt und der Moment dahinter, der einst so sehr geleuchtet hat, erfroren.
Tränen brennen in meinen Augen, während ich die fremden Menschen darauf ansehe, die einst wir waren. Josh und Hanna. Ein Paar, das so viele Träume hatte, so viel Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
All das ist vergangen. Erloschen in dem Moment, als wir in das Auto gestiegen sind. Zersprungen wie das Glas der Fensterscheiben, als der Aufprall alles mit sich gerissen hat. Verloren gegangen, als er mir sagte, dass er gehen und nicht wiederkommen würde.
Ich streiche erneut über die kühle Glasfläche und spüre die Traurigkeit. Sie vermischt sich mit seinen Worten: »Du hast etwas Besseres verdient, Han, einen Mann, der stark ist und dich liebt. Einen Mann, der dir alles schenken kann, was du dir wünschst. In mir ist zu viel Dunkelheit, aber ich will, dass du strahlst …«
Zum wiederholten Male rauschen die Worte durch meinen Kopf, aber ich verstehe sie noch immer nicht. Wie auch – wenn doch alles, was mich zum Leuchten brachte, er war.
Hat ihm das alles nichts bedeutet?
Während ich noch immer auf das Bild starre, suche ich nach Antworten auf die vielen Fragen. Doch dann nimmt die Wut in mir überhand. Die Wut darüber, wie feige er ist, dass er einfach aufgibt.
Ich schleudere das Bild gegen die Wand. Augenblicklich zerspringt das Glas, der Rahmen bricht, und die Erinnerung an uns liegt in Scherben am Boden. Zerbrochen – wie alles, was wir erlebt haben.
Ja, es gibt diese Momente, die man nie vergisst. Doch was bedeuten sie noch, wenn man den Menschen, mit dem man sie verbindet, verloren hat?
Gerade jetzt bedeuten sie nichts. Nichts als Dunkelheit.

Im Kindle-Shop: Kein Horizont ohne Licht (Himmelslichter 2).
Mehr über und von Michelle Schrenk auf ihrer Website.



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