13. Februar 2019

'Bähmulle: Morgen ist alles gut 2.0 oder Rheuma? Na und ...' von Mignon Kleinbek

Kindle | Tolino | Taschenbuch
In BÄHMULLE schreibt Mignon Kleinbek die im Jahr 2015 veröffentlichte Autobiografie NACH OBEN fort. Sie gibt Einblick in ein Leben mit rheumatischer Erkrankung - mit all seinen Höhen und Tiefen.

Die Erfahrungen, lebhaft geschildert mit einem kleinen Augenzwinkern und dem gewohnten Schuß Ironie, nehmen den Leser mit hinein in ihr Dasein - in anrührende Alltagserlebnisse mit Familie und engen Freunden, den mannigfaltigen Erfahrungen mit der Erkrankung und auch - nicht zuletzt - ihrem immer wieder erlebten Glauben an Gott.

Die Geschichte informiert auf unaufdringliche Weise. Sie weckt Verständnis für ein 'ganz normales' Leben mit chronischer Erkrankung. Unterhaltsam und real - manchmal komisch, manchmal traurig - doch immer zu Herzen gehend und berührend.

BÄHMULLE richtet sich nicht nur an Betroffene, sondern ebenso an deren Partner und Angehörige, die mehr über ein Leben mit Rheuma wissen möchten. Informativ, gut recherchiert, amüsant und mit Tiefgang.

BÄHMULLE schließt die Lücke zwischen medizinischen Ratgebern über rheumatische Erkrankungen und dem wahren Leben. Die Geschichte inspiriert und sie macht Mut! Sie zeigt, dass ein Leben mit Rheuma schön und erfüllend sein kann - von einfach war nie die Rede ...

Leseprobe:
Lesen gefährdet die Dummheit
oder
Ein Haus ohne Bücher ist wie ein Kopf ohne Gedanken


Ich liebe Vorworte.
Ich liebe Prologe, Epiloge und selbstverständlich auch das, was dazwischen steht.
Ich liebe Bücher.
Sie finden sich überall in unserem Haus. Zu Türmchen gestapelt auf den Treppenabsätzen, in der Wohnstube und im Dachstudio – die aktuellen Lektüren auf unseren Nachttischen im Schlafzimmer; überall in allen Räumen. Selbst auf dem stillen Örtchen. Dort steht ein gut bestückter Lesekorb und so mancher, der da sitzt, kommt eine lange Weile nicht heraus. Der Korb beinhaltet Geozeitschriften, das neueste PM (sofern es mein Großer nicht gerade in seinem Zimmer bunkert), die Zeitschriften unserer Kirche und das zerlesene Journal des Europäischen Jugendtages der NAK. Meine Freundin und Nachbarin Sandra versorgt uns regelmässig mit Bild der Wissenschaft und Natur + Kosmos. Außerdem liegen meine Lieblingsgedichtbände von Joachim Ringelnatz und Erich Fried’s Was bist du mir? Gedichte von der Liebe, eine Sammlung Luthersprüche und ein kleines Büchlein mit deutschen Balladen darin.
Unser Haus ist ein Bücherhaus, ein Wortehaus - voll von Geschichten. Ich finde, erst dadurch wird es richtig gemütlich. Die Bücher blieben, als die Erkrankung mich einschränkte, mich verlangsamte und mir andere, liebgewonnene Tätigkeiten, nahm.
Ich lese nicht nur, nein, ich absorbiere Bücher von der ersten bis zur letzten Seite. Ich trinke sie zur Neige aus, bis auf den letzten Tropfen und bleibe doch durstig. Ich bin ein Bücherfreak, eine nimmersatte Geschichtenfresserin, eine Papierratte, ein Bücherwurm… ein buchstabensammelndes Worteeichhörnchen.
Ich mag Bücher, Geschichten, Erzählungen, die mich in andere Welten entführen und mein Kopfkino in Gang setzen. Sie gehen mit mir über Grenzen, stehlen meine Zeit und schenken mir dafür etwas Wundervolles: Gedankenfreiräume, ein Sich-davonmachen aus dem Alltag, lachen und weinen. Lernen aus den Erfahrungen anderer Menschen.
Ich gehöre zu denen, die so nach Seite 50 kurz nach hinten blättern, um zu erfahren, wie es wohl ausgehen mag. Einen guten Schluss lese ich gerne ein zweites Mal. Ein gutes Buch ebenfalls.
Es gibt Bücher, die mich gefangennehmen. Die ein Gefühl des Bedauerns in mir hinterlassen, wenn die letzte Seite gelesen ist und der Buchdeckel sich ein allerletztes Mal um die gute Geschichte schließt. „Schade, dass es vorbei ist“, denke ich dann mit Wehmut. Ich bin noch nicht bereit, mich auf eine neue einzulassen; tagelang verdorben für die nächste Lektüre. Zu angefüllt von den vertraut gewordenen Personen und ihrem Tun, das ich erst verdauen muss, bis endlich wieder genug Raum für neue Protagonisten und neue Erlebnisse in mir ist.

Der Schimmelreiter von Theodor Storm ist eine solche Erzählung. Sie fasziniert mich. Diese düstere Geschichte ist großartig ge16 schrieben, in einfachen und dennoch gewaltigen Worten. In gutem, geradem und klarem Deutsch. Ich ritt mit Hauke auf seinem fahlen Geisterpferd über die Deiche, fühlte den kalten Sturmwind an mir zerren und die Nordseewellen um meine Füße spülen. Elke Haien brach in ihrer wortlosen Not mein pubertäres Jungmädchenherz. Den Schimmelreiter muss man einfach gelesen haben!
Der Herr der Ringe gehört dazu - ich las die Trilogie erstmals mit 15 Jahren und seitdem weitere vier Male. Jetzt bin ich 52. Ich denke, so ungefähr alle neun Jahre geht das in Ordnung.
Ich frage mich immer wieder erneut: Wie kann ein Mensch sich ein derartig faszinierendes und komplexes Universum ausdenken? Ein so fantastisches und dennoch überzeugend realistisches Universum erschaffen? Mit eigenen Sprachen, die nicht wenige Menschen sogar studieren, obwohl die von J.R.R. Tolkien erfundene Welt überhaupt nicht existiert. Herrn Tolkien gehört ein eigenes Regal in meiner Bücherwand und alle seine Werke stehen da, auch die unbekannteren. Erst kürzlich bekam ich von meiner Freundin Biggi Herr Glück geschenkt. Diese kleine Geschichte, die er für seine Kinder verfasste, ist einfach entzückend. Genauso liebenswert wie die Briefe für den Weihnachtsmann. Jeden Dezember schnappe ich mir dieses schmale, abgegriffene Bändchen und falle lustvoll damit auf die Couch. Tauche für zwei selbstvergessene Stunden ab – hinein in die Briefe eines liebenden Vaters an seine drei Kleinen und in die wunderschönen, handgezeichneten Illustrationen. Ich reise mit zum Nordpol, hin zum Polarbären und den Elfengehilfen mit ihren ulkigen Hüten, die allerlei Unfug anstellen, bis der Weihnachtsmann endlich durchstarten kann. Herrlich fantastisch und unglaublich verrückt gut.
Meine Lieblingsfigur aus Herr der Ringe ist Boromir von Gondor. So zerrissen zwischen Verpflichtung, der Hingabe an die gute Sache und seiner Gier nach der Macht des elenden Rings. Sein Tod rührt mich jedes Mal aufs Neue zu Tränen. Die Parallele der Erzählung zum Nationalsozialismus und seiner unsäglich menschenverachtenden Knechtschaft haucht mich beim Lesen stets kalt an. Beim dritten Mal Miterleben und Mitwandern, (ich besitze seitdem neben der klassischen Klett- Cotta-Ausgabe im grünen Papierschuber auch eine wunderschöne gebundene), zeichnete ich die Reise der Gefährten mit einem Tuscheschreiber auf der Landkarte von Mittelerde in dunklem Königsblau nach.
So eine bin ich …

Im Kindle-Shop: Bähmulle: Morgen ist alles gut 2.0 oder Rheuma? Na und ....
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Mignon Kleinbek auf ihrer Autorenseite bei tredition.



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