'Der Sündencode: Thriller' von Livia Pipes
Kindle (unlimited) | Taschenbuch |
In den idyllischen Weinbergen Stuttgarts wird an einem heißen Sommertag der bestialisch zugerichtete Leichnam eines Unbekannten gefunden. Aufgeschlitzt und ausgeweidet. Das Team um Kommissarin Kati Lindberg ist schockiert. Nach der auffälligen Inszenierung des toten Körpers am Tatort, stößt Gerichtsmediziner Hettkamp im Schlund des Opfers auf eine mysteriöse Nachricht des Täters, die alle Beteiligten vor ein Rätsel stellt. Bevor das Team dazu kommt Recherchen anzustellen, wird am selben Tag ein weiteres Opfer aufgefunden …
Stuttgarts Einwohner zittern und Kati jagt ein Phantom, das Inszenierungen fast so liebt, wie das Töten.
Livia Pipes' neuer Thriller lädt Sie auf eine Reise ein. Eine Reise in die schwärzesten Abgründe der menschlichen Seele. Voll von Rätseln und Inszenierungen …
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Leseprobe:
Die Hitze hatte zusätzlich zum Verfall beigetragen. Sie flirrte über dem Asphalt und gaukelte ihm Pfützen auf der Straße vor, die sich schnell in Luft auflösten, wenn er näherkam. Fasziniert starrte er nach vorn. Wie lange hatte er so etwas schon nicht mehr erlebt? Er fuhr ein Stück weiter und näherte sich dem Ort, an dem es stattfinden würde.
Sein Fest. Der Auftakt zu etwas ganz Großem. Etwas, das er schon Monate – nein Jahre – geplant hatte. Lächelnd hielt er an, stellte den Motor ab und stieg leichtfüßig aus der Fahrerkabine. Fast 40 Grad Hitze empfingen ihn wie die Glut einer leidenschaftlichen Frau. Er öffnete die Türen des Kleintransporters und warf einen Blick auf die blasse Sau, die schwitzend vor ihm auf der Ladefläche lag. Fett. Prall. Nur der Kopf war von der Wärme rot angelaufen. Er leckte sich die Lippen. Der Gedanke an das Bevorstehende ließ sein Herz schneller schlagen und das Kribbeln in seinem Bauch wurde mit jeder Sekunde stärker.
Etwas störte ihn. Die Lider des Schweins zitterten. Nur leicht, doch für ihn war es das Zeichen zu beginnen. Er ging zu dem kleinen Häuschen, das sich idyllisch an den Hang schmiegte, und holte die Schubkarre. Er hatte sie bei der Suche nach einem passenden Schauplatz gefunden. Genauso wie die alte Badewanne, die früher als Wasserspeicher gedient haben mochte. Er stellte die Schubkarre direkt vor dem Transporter ab und brachte den leblos anmutenden Körper am Kopf ziehend, trotz enormer Kraftaufwendung nur ein winziges Stück nach vorne. »Verdammter Mist!«, schrie er entnervt.
Er spürte, wie ihn die Schweißperlen auf der Stirn kitzelten, und wischte sie fort. »Du fettes, mieses Stück Scheiße!« Das Schwein gab grunzende Geräusche von sich, rührte sich aber nicht. Gut so.
Er hatte schon vorhergeahnt, dass es nicht leicht werden würde. Doch dass dieses Vieh so schwer zu bewegen war ... Wie sollte er diesen riesigen 190 kg-Fleischkoloss nur in die Schubkarre bekommen?
Er ließ seinen Blick über die Weinberge schweifen und dachte nach. Die Sau allein dort herunterzuwuchten, konnte er vergessen. Es blieb ihm keine andere Möglichkeit, als sie zu wecken. Das Schwein musste auf eigenen Beinen zur Wanne laufen.
Er lief nach vorne zur Fahrerkabine, um eine Wasserflasche zu holen und überprüfte, ob sich nicht doch ein hitzeresistenter Weinbauer in der Nähe herumtrieb. Es war niemand zu sehen. Um das Monstrum ins Hier und Jetzt zurückzuholen, schüttete er den Inhalt der 1,5-Liter-Flasche über den kahlen Schädel. Die Reaktion kam wie erwartet. Prustend und nach Luft schnappend schüttelte das Schwein den Kopf hin und her und fing an zu brüllen. Der dreckige Stofffetzen, der als Knebel in seiner Schnauze steckte, verhinderte jedoch übermäßig laute Geräusche.
»Willkommen zum letzten Gericht«, sagte er laut.
»Hm, hm, hm«, versuchte sich der fettleibige Mann zu äußern, und sah ihn dabei mit seinen weit aufgerissenen Schweinsäuglein an. Ein zu einem fetten Schwein mutierter Mann.
Er lächelte großherzig. »Ja, du hast recht. Das wird spannend werden. Nicht so, wie ich es früher gemacht habe, aber man lernt ja dazu. Wird weise.« Er zückte sein Messer, führte es zum Gesicht des hilflos Gefesselten und fuhr mit der scharfen Klinge sachte am Hals entlang. Fast zärtlich liebkoste das Messer die blasse, mit zahllosen grauen Bartstoppeln bedeckte Haut des alten Mannes. In Höhe der Halsschlagader erhöhte er den Druck. Die Schneide ritzte die Haut leicht ein und ein kleiner Blutstropfen erschien. Schlimmeres verhinderte die dicke Fettschicht fürs erste.
»Hm! Hmm!!«, beschwerte sich der Mann vor ihm, ohne sich nur einen Millimeter bewegen zu können. Ganz im Gegensatz zu seinen Schweinsäuglein, die vor lauter Angst aus den Höhlen zu springen drohten.
Er sah für eine Sekunde weg und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Oh Gott! Es war so verführerisch, jetzt gleich zu beginnen. Das Kribbeln in seiner Magengegend griff auf die Brust über, doch er zügelte sich in letzter Sekunde. Der Plan in seinem Kopf musste korrekt umgesetzt werden.
Er riss sich zusammen und entfernte das Messer vom Hals des Kolosses. »Los! Hoch mit dir. Umdrehen! Und dann raus hier aus dem Wagen. Wir wollen doch nicht, dass du hier den Hitzetod stirbst!«
Mühsam setzte sich der nackte, gefesselte Fleischberg vor ihm in Bewegung, wälzte sich nach seinem Empfinden im Zeitlupentempo um die eigene Achse und versuchte, sich selbst in eine sitzende Position zu bringen. Nach drei Fehlversuchen riss ihm der Geduldsfaden; er zog ihn mit Hilfe des Stricks an den Händen nach oben und riss ihn gleich weiter, sodass der Mann schließlich auf der asphaltierten Straße stand. Die Hitze ließ ihn von einem Fuß auf den anderen trippeln.
Er schnitt den Kabelbinder an den Fesseln durch. »Los jetzt! Ich habe nicht ewig Zeit! Rüber da zu dem Haus. Du darfst ein Bad nehmen. Ich verspreche dir, du wirst es genießen.« Jedenfalls den ersten Teil, fügte er im Geiste dazu …
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Labels: Bücherbord, Livia Pipes, Thriller
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