'Katjuscha' von Jean P.
Kindle | Tolino | Taschenbuch |
Nachdem Interpol die Suche aufgegeben hat, beginnt Svetlanas Freund Boris zusammen mit einer Reporterin der Sache auf eigene Faust nachzugehen. Die Spur führt ihn über Istanbul, Sewastopol, Saudi-Arabien bis nach Moskau – mitten hinein in ein dunkles Familiengeheimnis. Mehr und mehr breiten sich Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aus. Doch Boris und Svetlana verbindet eine unglaubliche Fähigkeit ...
Lesermeinung: "Der Autor nimmt sich eines Themas an, welches nur in die Schlagzeilen gerät, wenn etwas Spektakuläres passiert. Frauenhandel – ein Thema mit vielen Grauzonen und eines, welches zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor und von der Politik und Wirtschaft oft tabuisiert und doppelmoralisch diskutiert wird. Es ist ein fiktiver, spannender dramatischer und subtiler Psycho-Thriller, einer, der mich nicht zur Ruhe kommen ließ und mich auch des Nachts noch beschäftigte."
Leseprobe:
Da war noch etwas dahinter. Hinter der Dunkelheit. Kälte war da jenseits der absoluten Schwärze, die sie umgab. Zittern durchfuhr sie. Es war das Zittern des Erschreckens. Was war da? Sie war so unendlich müde. Da stimmte etwas nicht. War das ein Traum?
Verdammt, ich will aufwachen! Aber ich bin zu müde dazu. – Schlaf doch und lass dich fallen. – Nein, ich will nicht fallen. Ich will ... Ich will ... – sei vernünftig und wehr dich nicht. – Aber der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.
Das Ungeheuer! Jetzt war es wieder da. Es hatte sie ... Warum war sie nur so unendlich müde? Die hatten ihr was gegeben! Die? Ja, es waren mehrere gewesen. Jetzt tauchten sie wieder auf. Die Erinnerung sickerte bröckchenweise in ihre Gedanken. Aber dachte sie wirklich? Träumte sie nicht vielleicht doch?
Ich muss das herausfinden. Wie find‘ ich das heraus? – Versuch, dich zu bewegen. Dreh dich um, das ist die beste Methode aufzuwachen. – Aber ich bin so müde ... – Reiß dich zusammen, es ist deine einzige Chance!
Aber da war etwas dahinter, hinter dem Dunkel. Als ob sie etwas fesselte, fixierte. Was war das? Dieser Druck auf ihren Augen! Es war, als ob ... Sie bekam die Augenlider gar nicht auf. Von ganz hinten her wuchs das Erkennen: Ihre Augen waren verbunden! Ja, jetzt war sie sich sicher.
Nein, keine Panik, bleibe ruhig, denk nach und beweg dich!
Die Schwärze entstand also durch die verbundenen Augen. Hinter dem Dunkel war das, was sie nicht sehen konnte. Sie spürte nur, dass es kalt war.
Beweg dich endlich! – Und wenn das Ungeheuer ... – Es gibt kein Ungeheuer! Du hast geträumt!
Vorsichtig, aber mit großem Kraftaufwand, wie es ihr erschien, bemühte sie sich, die rechte Hand zur Faust zusammenzuballen. Da war etwas im Weg. Was war das? Fühlte sich kalt an, wie Metall. Metall? Prüfend versuchte sie es noch einmal, jetzt auch mit der linken Hand. Sie war so kraftlos. Aber ... Nein! Doch, jetzt war sie sich sicher. Das war ... Das waren ...
Nimm dich zusammen! Rüttele daran!
Tatsächlich, das waren Ketten. Es rasselte! Schlagartig jagte die Panik Lebensenergie in sie zurück. Die hatten sie in Ketten gelegt! Der verzweifelte Schrei, der sich über ihre Lippen zu drängen suchte, katapultierte die nächste Erkenntnis empor: Sie war auch geknebelt!
Wie ein Blitzgewitter wurden jetzt die weiteren Reize zu bewussten Wahrnehmungen, die in der Gewissheit der absoluten Ausweglosigkeit ihrer Lage gipfelten. Ihr Herz pochte, dass es weh tat. Der kalte Angstschweiß machte alles klebrig. Klebrig?
Wieso klebt alles?
Als ob sie an irgendetwas festklebte! Der Rücken, die Arme, der Po, die Oberschenkel, die Unterschenkel, die angeketteten Füße. Sie klebte an einer kalten, glatten Fläche fest! Wieso spürte sie das? Warum ...? Das konnte doch gar nicht sein! Das war unmöglich!
Nein ...! Hilfe! Nein ...
Jäh ließ der Fluchtreflex sie aufbäumen. Aber es half nichts. Sie klatschte zurück wie ein nasser Sack.
Im Kindle-Shop: Katjuscha.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Jean P. auf seiner Website.
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