10. Juli 2019

'Das Kleid der Highlanderin' von Emilia Doyle

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Leah erhält eine geheimnisvolle Nachricht ihrer Großmutter aus den schottischen Highlands. Mit gemischten Gefühlen macht sie sich auf den Weg. Zuletzt war Leah ihr als Kind begegnet. Sie ahnt nicht, dass es kein Zurück gibt.

Kaum schlüpft sie für ein Foto in das Kleid der Highlanderin, wird sie zu ihrem Entsetzen ins achtzehnte Jahrhundert katapultiert.

Ihr Schicksal ruht nun in den Händen von Laird Cedric MacArthur. Trotz ihrer Ängste übt der stolze und charismatische Highlander eine beeindruckende Faszination auf sie aus.

Nach einer Liebesnacht schwebt Leah auf Wolken, doch Cedric verhält sich eigenartig reserviert. Hat sie sich in ihm getäuscht? Zudem muss sie sich fragen, ob Cedric womöglich in Gefahr schwebt. Ein Clansmann setzt Leah unter Druck, welchen Plan verfolgt er?

Leseprobe:
Leah hatte die präsentierten Kleider fast alle durchstöbert und war gewillt, dem Vorschlag der Fotografin zu folgen, als sie in der hinteren Ecke, verdeckt durch einen wollenen Umhang, den Zipfel eines hellen cremefarbenen Stoffes hervorlugen sah. Sie wusste nicht, was sie antrieb, ausgerechnet dieses Kleid hervorzuziehen. Ihre Entscheidung fiel in dem Moment, als sie den Stoff berührte. Zufrieden hielt sie das Gewand vor sich und betrachtete sich eingehend im Spiegel. Ein beinah euphorisches Gefühl erfasste sie. Daniel würde Augen machen, wenn er später das fertige Bild sah, und hoffentlich bereuen, dass seine Eitelkeit ihm im Wege gestanden hatte, sich mit ihr zusammen fotografieren zu lassen.
Das Kleid war auf der Vorderseite mit silbernen, vorwiegend quadratischen Elementen verziert und wirkte wie ein Überwurf auf einem weißen Unterkleid. Die Ärmel, bis zum Ellenbogen eng, fielen danach wie Kaskaden den Unterarm hinab.
Telefonierend kehrte die Frau zurück, zufrieden lächelnd drückte sie die Auflegetaste. »Meine Schwägerin kommt in ein paar Minuten herüber. Sie arbeitet in der Kantine, sie kann eine Weile auf den Laden aufpassen, damit ich mich uneingeschränkt um Sie kümmern kann. Im Augenblick ist dort nicht viel los, sodass ihre Kollegin alleine zurechtkommt.«
»Oh, das ist ja nett.« Leah lächelte und präsentierte freudig die Wahl ihres Kleides. Sie wusste nicht, warum sie in dem Moment so aufgeregt war.
Verwundert kam die Schwarzhaarige näher. »Seltsam, ich habe es noch nie gesehen. Darf ich mal …?« Sie ergriff den Bügel und betrachtete das Kleidungsstück. »Ein sehr schönes Modell, wo haben Sie es denn entdeckt?«
Ein wenig irritiert zeigte Leah ihr, wo es zuvor gehangen hatte.
»Hm ...« Nachdenklich schaute die Frau die anderen Kleider auf dem Ständer an. »Es scheint das Einzige dieser Art zu sein. Ich frage mich, warum mein Vater mir nichts von der Bestellung erzählt hat.«
»Sicher hat er es einfach nur vergessen«, half Leah aus.
»So wird es sein!« Sie lachte. »Ich werde ihn später danach fragen. Möchten Sie schon mal in die Umkleide gehen, ich bereite in der Zwischenzeit die Kamera vor.« Höflich hielt sie den dicken grauen Vorhang zurück und ließ Leah eintreten.
»Wenn Sie Hilfe benötigen sollten, ich bin in wenigen Augenblicken zurück, dann gehöre ich ganz Ihnen«, sagte die Verkäuferin und entfernte sich. Das Bimmeln der Eingangstür hatte weitere Kundschaft angekündigt.
Nachdenklich schälte Leah sich aus der hautengen Jeans. Warum war sie nicht längst aus eigener Initiative in die Highlands gekommen? Sei es, um die Großmutter kennenzulernen, die immerhin ein Teil ihrer Familie war, oder zumindest, um sich an der faszinierenden Landschaft zu erfreuen? Zufrieden lächelnd zog sie ihr Oberteil über den Kopf. Egal, wie der Besuch bei der Großmutter ausfallen sollte, ihren nächsten Urlaub würde sie in Schottland planen. Nach Daniels Andeutung war sie sicher, dass sie ihn von der Idee überzeugen konnte, auch wenn sie sich dafür wieder ausgedehnten Wandertouren aussetzen musste.
Der letzte gemeinsame Trip war ihr unangenehm in Erinnerung geblieben. Sie hatte sich extra teure Wanderschuhe gekauft und sich dennoch Blasen an den Füßen geholt, sodass sie die zweite Tour absagen mussten. Daniel hatte zwar Mitgefühl gezeigt, aber die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Zudem hatte er ihr, in schöne Worte verpackt, unter die Nase gerieben, dass man zum Wandern niemals nagelneue, nicht eingelaufene Schuhe trägt.
Das Kleid der Highlanderin passte wie angegossen. Weich fließend schmiegte es sich ihrer Figur an. Mit den Handflächen fuhr Leah behutsam über den fein gewebten Stoff. Aus einem Impuls heraus griff sie sich an den Hinterkopf und löste den lockeren Knoten, den sie sich am Morgen gemacht hatte, um ihr langes Haar wegen des Windes zu bändigen. Für das Foto erschien es ihr passender, das Haar offen zu tragen. Mit den Fingern fuhr sie hindurch, um es zu entwirren, anschließend schüttelte sie einmal kräftig den Kopf, damit es schön fiel.
Mit einem Schlag verschwamm alles um Leah herum, drehte sich, als würde sie immer noch heftig ihren Kopf schütteln. Dieses Gefühl wollte nicht aufhören. Die Schwingungen schienen ihren gesamten Körper in Mitleidenschaft zu ziehen. Erschrocken wollte sie nach etwas fassen, sich festhalten, doch sie griff ins Leere. Ein Schrei sammelte sich in ihrer Kehle, aber kein Laut kam über die Lippen. Währenddessen nahm das unsichtbare Karussell um sie herum an Geschwindigkeit zu. Formen und Farben lösten sich in diesem Strudel in ein Nichts auf. Leah fühlte die drohende Ohnmacht kommen und hatte dennoch keine Kraft, etwas dagegen auszurichten. Die Welt um sie herum versank in einer tiefen schwarzen Leere.

Im Kindle-Shop: Das Kleid der Highlanderin.
Mehr über und von Emilia Doyle auf ihrer Facebook-Seite.

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