3. Oktober 2019

'Die Odyssee der Vigilanten' von Giuseppe Alfé

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
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Das Hexagon ist in Gefahr! In ihrem Bemühen, der Bedrohung durch die außerirdischen Glooms entgegenzutreten, haben die Vigilanten um Solijon und Captain Matthew Miles die Stellaren Streitkräfte ihrer Heimatwelten gegen sich aufgebracht.

Nur knapp entkommen sie einer Falle und begeben sich in entlegene, unerforschte Gebiete des Universums. Ihre Odyssee ist gekennzeichnet durch Verrat, neue Erkenntnisse und eine gefahrvolle Heimkehr, die sie mit schockierenden Neuigkeiten konfrontiert. Als Solijon dann im Alleingang das verborgene Reich der Glooms aufsucht und die Vigilanten von einem geplanten Großangriff ihres Feindes erfahren, ist das Chaos komplett. Doch auch aus dem Herzen des Hexagons droht eine aufkeimende Gefahr. Die Hones, künstlich erschaffene Supersoldaten im Dienste der Menschen, begehren gegen ihre Herren auf und fordern ihre Freiheit ein. Es droht ein galaktischer Großkrieg an mehreren Fronten ...

Der dritte Teil des Solijon-Zyklus.

Leseprobe:
Von der Spitze des Kuppelturms der Mondbasis bot sich Victor ein ungestörter Blick auf das sonnenbeschienene Tarvia. Mit jedem Tag, den er und der Marshal auf ein Zeichen ihrer Freunde warten mussten, schwand allerdings seine Hoffnung ein bisschen mehr, Next jemals wieder verlassen zu können. Seit Wochen belagerte die Kriegsmaschinerie der Menschen den grünen Mond, und es war utopisch zu glauben, dass sie freiwillig wieder abzogen, bevor die alten Machtverhältnisse wiederhergestellt waren. Victor und Keokk waren zwar deklarierte Gäste der Hones, aber genau genommen waren sie Gefangene, denen es gestattet war, diesen Turm zu besuchen, in der Kombüse abseits der stets bewaffneten Hones zu speisen oder die im Überfluss verfügbare Zeit in ihrem gemeinsamen Quartier totzuschlagen. Alle anderen Trakte der Basis waren für sie gesperrt, und stets behielten die Hones die beiden Vigilanten im Auge.
Selbst Block bekamen sie nur äußerst selten zu Gesicht. Ihr ehemaliger Weggefährte war sehr beschäftigt und legte großen Wert darauf, dass die anderen Hones seine Loyalität zu Vega nicht in Frage stellten. Entsprechend vermied er es, seine Freunde übertrieben oft zu besuchen, zumal er als Rebell dringendere Pflichten wahrnehmen musste. Auf Dauer war all dies für Victor und den Markkisianer ein nur schwer auszuhaltender Zustand. Sie saßen in einer Falle, doch immerhin schwebten sie im Gegensatz zu ihren Freunden derzeit nicht in unmittelbarer Gefahr. Doch dies konnte sich schnell ändern.

Je nachdem, wie weit entfernt die belagernden Schiffe des Astroflotte ihre Bahnen um den grünen Mond zogen, waren sie entweder als wandernde Lichtpunkte oder als mit bloßem Auge klar erkennbare Miniaturen von Raumschiffen auszumachen. Dort oben kreisten auch Troop Carrier, bemannt mit Leuten, die Victor früher als Kameraden bezeichnet hätte. Inzwischen behielten sie einen Feind im Auge, zu dem jeder gehörte, der freiwillig in der Gesellschaft der Hones von Next weilte.
Der Ex-Söldner wurde es allmählich Leid, untätig herum zu sitzen und die Tage zu zählen. Es war nicht nur die bloße Warterei, die in nicht zur Ruhe kommen ließ. Menschen, die ihm sehr wichtig waren, trieben sich weit, weit vom tarvianischen System entfernt herum und riskierten ihr Leben. Und Victor konnte nichts ausrichten. Er dachte oft an Alice und Ulysses, und hoffte, dass wenigstens Havoc halbwegs in Sicherheit war. Victor blieb nur die Spekulation, denn auch die Netzwerke der Hone-Rebellen vermochten es nicht, ihn mit neuen Informationen zu versorgen.
Der Kuppelturm ragte nur fünf Meter über dem Boden einer steinigen Wüste heraus. Die Panoramafenster waren lang und sehr schmal, als wären es Schießscharten. Zwei Hones wachten permanent auf der Plattform des Turmdachs, suchten mit Feldstechern ständig die öde Ebene nach möglichen Feinden ab. Eine schmale Metalltreppe schlängelte sich im Zickzack auf der Innenmauer des Turms bis zu der Plattform. Victor hörte, wie Tritte auf der Treppe ihre schmalen Stufen leicht erzittern ließen. Jemand kam zu ihnen hinauf, doch es war kein Hone.
„Der Marshal.“, dachte Victor, der dem Treppenabsatz abgewandt stand.
Er behielt Recht.
Schon trat eine Gestalt in den Raum, grüßte brummend die Hones und krächzte mittels des Translators: „Du wirst nicht müde, deine Welt anzustarren, was?“
Victor wandte sich dem Marshal halb zu, den rechten Ellbogen weiterhin auf dem schmalen Sims des Fensters gestützt. „Es ist das Einzige, was ich hier anstarren kann.“
Marshal Keokk schlenderte zu ihm herüber. Dann spürte Victor die klopfende Pranke des Markkisianers auf seiner linken Schulter. „Sie werden zurückkommen und uns abholen.“
„Und dann?“
„Dann kämpfen wir. Was besser ist, als ständig darauf zu warten.“
Victor fiel ein, dass Marshal Keokk am frühen Morgen ein längeres Gespräch mit Vega gehabt hatte und sprach seinen Freund darauf an.
Der Marshal senkte seine Stimme, damit die beiden Hones sie nicht belauschen konnten. Doch die waren ohnehin auf ihre Aufgabe konzentriert.
„Vega weicht nicht von seinem Entschluss ab. Er will abwarten. Die Gloom–Bedrohung interessiert ihn nicht.“
„Glaubst du ihm das?“
Marshal Keokk blickte verstohlen zu den Hones, schüttelte den Kopf: „Er erwartet Verstärkung von weiteren Hone-Verbänden, die auf dem Weg hierher sind.“
„Noch mehr Hones? Next wimmelt doch bereits von ihnen; fast das gesamte Kontingent der tarvianischen Hone-Troops ist hier bereits versammelt.“
„Eine Viertelmillion, um exakt zu sein. Die Hones, die noch kommen werden, stammen aus Markkis IV und I – fünfzigtausend Mann.“
Beinahe hätte Victor laut gezischt. „Fünfzigtausend? Was hat er mit ihnen vor?“
Marshal Keokk antwortete nicht, sondern nickte nach vorne durch die Scheibe, wo Tarvia lag.
Victor verengte seine Augen. „Er will Tarvia angreifen?“
„Mir gegenüber hätte er das nie zugegeben. Die Regierung rechnet überhaupt nicht damit, sondern denkt, dass Vega jede Hone-Division mit seiner Idee unterwandern möchte, die noch nicht in die Rebellion involviert ist, um sie nach Next zu locken und um den Mond weiter zu halten.“
Nachdenklich blickte der Söldner auf den Planeten. „Stattdessen setzt er im Machtzentrum an, mit all seinen Truppen. Dann hat er ganz gewiss Tronic City ins Auge gefasst.“ Er staunte über seine eigene Feststellung.
Marshal Keokk sah ihn ernst an. „Gestern hat die Astroflotte eine weitere Hone-Division abgefangen. Diese wird es nicht mehr nach Next schaffen. Ich fürchte, dass die Menschen allzu siegessicher sind. Sie denken, sie müssen nur noch die Rebellion auf Next eindämmen. Aber sie irren sich gewaltig.“
„Glaubst du, dass sie dies schon bald umsetzen wollen? Das wäre fatal und würde Tarvia schwächen.“
„Es wäre ein ungünstiger Zeitpunkt. Sieh doch, im Licht von Tarvia fliegen immer mehr Schatten umher. Etwas braut sich dort zusammen.“
Victor folgte dem Blick des Markkisianers. „Ob womöglich unsere Leute zurückkehren?“
„Das wäre zu wünschen.“ Keokk nickte zu den Hones und murmelte: „Hier geschieht nämlich vorläufig gar nichts mehr.“
Sie beendeten ihre verschwörerische Unterhaltung und verließen den Ausguckposten. Letztlich blieb es nur Spekulation, was Vega als Nächstes plante. Doch die Zeichen häuften sich, dass im Untergrund etwas schwelte und in nächster Zeit ausbrechen würde.

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