4. März 2021

'Tod einer Autorin' von Christian Wagnon

Kindle (unlimited)
Website Christian Wagnon
Schreibcoach Nadia Sheen hat einen Bestseller geschrieben. Acht Wochen später ist sie tot, erschlagen an einer Baustelle in der Nähe ihrer Wohnung.

Der Tat dringend verdächtigt: Hendrik Sheen, ihr Bruder, Spieler, der mit ihr kurz vor der Tat einen heftigen Streit um Geld hatte. Aber hat er wirklich seine Schwester auf dem Gewissen? Kommissar Jan Giesel ist eigentlich überzeugt. Aber irgendwas passt nicht zusammen. Kommissar Giesel taucht ein in die illustre Welt der Buchblogger, Literaturagenturen, Autoren und Schreibcoaches und in den Hype um 'Blackwell's Fleet', der ihn sogar bis ins heimische Schlafzmmer verfolgt ...

Ein spannender, außergewöhnlicher Krimi über die Macht der literarischen Bilder, die Kraft der Suggestion und ein Verbrechen, das die Literaturszene erschüttert.

Anleser:
Henrik Sheen log wie gedruckt. Er log, wenn er nur den Mund aufmachte, und wenn man ihm das Gegenteil bewies, log er weiter, als sei nichts geschehen, kam mit irgendeiner neuen obskuren Geschichte, von der man ihm auch sofort bewies, dass sie nicht wahr sein konnte. Jan Giesel hatte noch nie einen Verdächtigen vor sich gehabt, der so unbeirrt die Unwahrheit sagte.
Hendrik Sheen log, wie andere Leute atmeten.

Alles wäre einfacher, dachte Jan Giesel, wenn die Handschuhe da wären. Die Handschuhe, von denen er annahm, dass Hendrik Sheen sie getragen hatte, als er das Kantholz nahm und seiner Schwester von hinten über den Schädel zog. Er musste Handschuhe angehabt haben, denn es gab keine Spuren an seinen Händen, die ein solches Holz notwendigerweise hinterließ, wenn man es kräftig packte und damit zudrosch. Vor allem, weil es an diesem Januartag eiskalt gewesen war und er das Holz in den bloßen Händen gehabt haben musste. Falls er keine Handschuhe getragen hatte.
Es gab Faserspuren, Blut und Haare an dem Holz, das sie an der Baustelle gefunden hatten, aber natürlich keine Fingerabdrücke. Und dann war da noch die Sache mit der Handtasche.
Jan Giesel seufzte. Er hatte Hunger, es war Zeit zum Mittagessen.
»Bringen Sie ihn in die Zelle zurück«, sagte er.

Es war zum Auswachsen. Nicht, dass er Mattis ständig um Rat fragen wollte, es war eher eine liebe Gewohnheit, auch für den Fall, dass er gar nicht fragen wollte, zu wissen, dass der Freund erreichbar war. Und nun war er das nicht, denn er war sozusagen aus der Welt. Mit seinem Hund auf die Insel gereist. Wahrscheinlich war die Insel längst eingefroren, und wahrscheinlich war das auch, was Mattis beabsichtigte. Abzutauchen …
Es war auch kein so spektakulärer Fall, unter den Totschlagsdelikten im Jahr nichts Außergewöhnliches. Die Insel war das Zauberwort, wie eine Reise zu einem anderen Stern, und das Wort bedeutete vor allem eins: bin unerreichbar, auch wenn die Welt untergeht. Und Jan Giesel hütete sich, sich zu melden. Kein Grund, die jahrzehntelange Freundschaft aufs Spiel zu setzen, nur weil ein Verdächtiger log wie gedruckt.

»Ich gehe essen«, sagte er zu der jungen Kriminalassistentin im Nebenzimmer, die gerade in einem Buch las, einem enormen Wälzer mit dem Titel »Blackwell's Fleet«, dessen sperrige Seiten sie mit ihrem Ellbogen auf der einen Seite herunterdrückte, damit das Buch nicht zusammenklappte.
»Jan, muss ich es weiterlesen?« fragte sie.
»Ja«, sagte Giesel. »Unbedingt.«
»Und warum?«
»Weil wenigstens einer von uns hier es ganz gelesen haben sollte. Schließlich geht's um dieses Buch. Ich meine, um die Tantiemen für dieses Buch.«
»Vielleicht wird es verfilmt«, sagte sie. »Dann bringt's mehr.«
»Ist die Story so interessant?«
»Ist nicht so meines. Aber es wird doch jeder Scheiß verfilmt heutzutage. Romance mit Science fiction und Fantasy und das Ganze dann irgendwann später auch noch animiert. Derjenige, der davon die Tantiemen bekommt, hat ausgesorgt.«
»Leider gibt es keine Fortsetzung«, sagte Giesel. Der Tod schrieb keine Trilogien oder Fortsetzungsromane.

Blick ins Buch (Leseprobe)

Labels: ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite