'Amra und Amir: Abschiebung in eine unbekannte Heimat' von Maria Braig
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Neben dem alltäglichen Überlebenskampf muss sie sich schon bald auch mit ihrer eigenen Identität auseinandersetzen: Ist sie mehr Amra oder mehr Amir? Mehr Frau oder mehr Mann? Oder muss sie sich vielleicht gar nicht entscheiden?
Anleser:
Bevor ich das Auto des Nachbarsjungen reparierte, woraufhin mein Onkel ausrastete und mir erklärte bzw. erklären ließ, dass er mich schnellstmöglich verheiraten würde, hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, was es für mich bedeutete, als Frau im Kosovo leben zu müssen. Ich hatte wohl bemerkt, dass die Frauen und Mädchen um mich herum keinen Fuß auf den Boden brachten, wenn sie nicht, mit welchen Tricks auch immer, einen Mann auf ihrer Seite hatten. Aber das hatte ich nie mit mir und meinem eigenen Leben in Verbindung gebracht. Ich war auch hier im Kosovo die selbständige und coole Amra. Frauen, die Unterstützung brauchten, waren andere.
Mich verheiraten zu wollen war für mich zunächst nur eine irre Idee meines Onkels. Sie ängstigte mich nicht, denn ich bestimmte über mich immer noch selbst, davon war ich überzeugt. Aber es riss mich doch aus meiner ignoranten Lebensrealität, die ich mir geschaffen hatte: Nichts sehen, nichts hören und auf bessere Zeiten warten.
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Labels: Maria Braig, Neu, Roman
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