8. Mai 2014

'Danach: Der Schock' von Scott Nicholson

Ein postapokalyptischer Thriller. Eine gewaltige Sonneneruption hat die technologische Infrastruktur der Erde ausgelöscht und Milliarden von Menschen getötet. Während die wenigen Überlebenden damit beschäftigt sind, sich anzupassen und zu überleben, müssen sie feststellen, dass sich einige von ihnen verändert haben. Rachel Wheeler ist auf sich allein gestellt in einer Stadt, in der gewalttätige »Zapphirne« in den Straßen herumziehen, um zu zerstören und zu töten. Rachels einzige Hoffnung ist, die Berge zu erreichen, in denen ihr Großvater, ein legendärer Überlebenskämpfer, als Vorbereitung auf den Weltuntergang einen sicheren Rückzugsort gebaut hat.

Auch andere Überlebende wollen aus der Stadt fliehen, aber die Zapphirne sind nicht die einzige Gefahr. Skrupellose Gruppen von Soldaten versuchen, in den bröckelnden Ruinen der Zivilisation ihre eigene Ordnung zu errichten. Als Rachel einen zehnjährigen Jungen entdeckt, schwört sie sich, dass sie sich um ihn kümmern wird, auch wenn sie dabei ihr Leben riskieren muss.

Gleich lesen: "Danach: Der Schock -Ein postapokalyptischer Thriller" von Scott Nicholson

Leseprobe:
Marvin der Marsmensch wird eindeutig unterschätzt.
Campbell Grimes hatte den gesichtslosen kleinen Außerirdischen der Looney Tunes immer bewundert. Jeder liebte Bugs Bunny. Bugs war ein Hase für alle Lagen, aber genau wie Tweety, Sylvester und Schweinchen Dick zog Bugs manchmal den Kürzeren. Wile E. Coyote musste für seine Hartnäckigkeit und seinen Erfindungsreichtum bewundert werden, aber diesem stifthalsigen Road Runner gelang es immer, das Blatt zu wenden.
Campbell hasste den Road Runner, weil ihn der Zeichentrickvogel an Sonny Stanton erinnerte, den Würdigen Meister seiner Studentenverbindung damals an der Universität. Stanton hatte die Gewohnheit, sich von hinten an andere heranzuschleichen und seine nasale Version des Road Runner »meep meep« zum Besten zu geben. Was hätte Campbell nicht für einen patentierten ACME Arschloch-Auslöscher gegeben.
Während Wile E. Coyote ein hilfloser Sklave seines Verlangens war, hatte Marvin ein kultivierteres Gespür für die universelle Ordnung. Für die gesichtslose kleine Ameisenkreatur mit dem Besen auf dem Helm war die Zerstörung nur eine ästhetische Entscheidung.
Nun, als er über die tote Weite der Autobahn und die wie Kinderspielzeug darauf verstreuten, reglosen Fahrzeuge blickte, dachte er, dass dies ein geeigneter Moment sei, einen von Marvins Sprüchen anzubringen.
»Wo bleibt das große Wumm?«, erkundigte er sich mit näselnder Zeichentrickfigurenstimme.
»Was?«, fragte Pete, der nicht zugehört hatte.
»Ich hatte mehr Wumm erwartet.«
»Ja, mit einem Asteroiden am Tag des Jüngsten Gerichts hätte man wirklich mehr Eintrittskarten verkauft. Die Welt endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern, nicht wahr?«
»Du hast Literatur studiert. Bei dieser Angelegenheit, bei der es um Leben oder Tod geht, wirst du nicht sonderlich von Nutzen sein, oder?«
Pete nahm einen Schluck warmen Busch-Biers und schob sich die dunklen Locken aus dem Gesicht. »Hey, ich bin hier – im Unterschied zu einer Menge anderer Leute. Ich denke, dafür sollte ich Pluspunkte bekommen.«
»Nun«, meinte Campbell, »du hast wahrscheinlich deine Kappe aus Alufolie getragen, als das große Brutzeln begann.«
Pete nahm einen weiteren Schluck und warf die leere Dose auf den begrünten Mittelstreifen, wo sie aufprallte und in einem Meer verstreuter Kleidung zu liegen kam. »Ich bin nicht derjenige, der Marvin den Marschmenschen zitiert, Alter.«
»Treffer.«
Campbell klappte den Ständer seines Zehngangrads aus und schüttelte den Staub von den Ärmeln seiner Lederjacke. Sie hatten ihre Auswahl im Triad Radladen getroffen. Während Pete sich für ein Mountain Bike mit Noppenreifen entschieden hatte, war Campbells Wahl auf ein Tourenrad mit Drahtkorb gefallen. Es hatte sogar einen kleinen »Made in America«-Anhänger am Korb. Pete hatte versucht, ihn aufzuziehen, indem er ihn »Cheesy Rider« nannte, aber Campbell hatte einen Korb voller Essen und Ausrüstung, während Pete nur das hatte, was in seinen Rucksack passte.
Was im Augenblick vor allem Bier war.
Campbells Körper fühlte sich von der langen Fahrt wie durchgeschüttelt an. In den letzten drei Stunden hatten sie zwanzig Meilen geschafft, wobei sie mitunter durch Ansammlungen von Fahrzeugen gezwungen gewesen waren, die Straße zu verlassen. Sie hatten die Nacht in einem verlassenen VW-Bus auf einem Zeltplatz verbracht und nicht gewagt, Feuer zu machen. Es war ihr sechster Tag, seit sie Chapel Hill verlassen hatten, und eine Woche, nachdem alles zum Stillstand gekommen war. Einem Verständnis dessen, was eigentlich passiert war, waren sie keinen Schritt näher gekommen.
Keine Anzeichen für intelligentes Leben, dachte Campbell in seiner Marvin-der-Marsmensch-Stimme. Was nicht unbedingt schlecht ist. Nein, überhaupt nicht.
»Willst du welche von diesen Autos unter die Lupe nehmen?« Pete akzentuierte seine Frage mit einem tiefen Rülpser.
»Mein Korb ist voll.«
»Vielleicht finden wir was Nützliches: eine Pistole, getrocknete Rindfleischstreifen, mehr Bier.«
»Ich hab schon eine Waffe.«
Pete deutete auf den Revolver, der in Campbells Gürtel steckte. »Willst du nichts Besseres?«
»Der genügt.« Campbell hatte sich für Kaliber .38 entschieden, weil er die Trommel sehen wollte. Er dachte, dass es so einfacher sein würde zu wissen, wie viele Kugeln er noch hatte, falls er ihn überhaupt wirklich benutzen musste. Pete hatte sich eine Glock geschnappt und schien große Freude an dem Klick zu haben, die sie von sich gab, wenn er das Magazin einschob. Die Waffen hatten sie einem Outdoor-Shop zu verdanken. Der war zwar schon ein wenig ausgeplündert gewesen, aber offenbar war die Anzahl der Überlebenden so gering, dass das Angebot die Nachfrage bei Weitem übertraf.
»Was ist, wenn in diesen Autos noch jemand am Leben ist?«, fragte Pete.
»Unwahrscheinlich.« Campbell unterzog die Autobahn einer genaueren Prüfung, weil ihn der Gedanke beunruhigte.
»Könnte jemand wie wir sein. Einer von den Glücklichen.«
»Glücklich bedeutet etwas anderes.«
»Vielleicht hätten wir an der Uni bleiben sollen. Wenn irgendjemand herausfinden kann, was eigentlich los ist, dann sind es unsere guten alten Wissenschaftler.«
»Und wenn schon!« Campbell fühlte sich zunehmend genervt und begann, wütend zu werden, was ihm nicht behagte. Weil es vermutlich mit den anderen genauso angefangen hatte, als die Drähte schmolzen und das Gehirn zu kochen begann. Als sie anfingen, zu denen zu werden.
»Vielleicht können sie einen Impfstoff entwickeln.«
»Es ist kein gottverdammter Tripper, Pete. Und wie willst du die Durchgeknallten dazu bringen, mitzumachen? Willst du sie mit deinem hochexplosiven Weltraummodulator sprengen?«

"Danach: Der Schock" im Kindle-Shop

Mehr über und von Scott Nicholson auf seiner Website.

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