'Schatten' von M.D. Grand
Ceryan ist einer der neun Generäle des Königs und gleichzeitig dessen bester Kämpfer - kein Wunder also, dass Zenox ausgerechnet ihn aussendet, um den sagenumwobenen Stein des Kairoan zu finden, der dem Herrscher endgültig zum Sieg über das Nachbarland Velmar verhelfen soll. Widerwillig zieht der Schattenfürst aus, um dem Wunsch seines Herren gerecht zu werden und mehr über die Legende herauszufinden. Was er jedoch letztendlich findet, ist weit mehr als nur ein Hinweis auf den Ort, an dem sich der Stein befinden soll ...
Sarkastisch, böse und alles andere als freundlich: SCHATTEN bietet dem Leser ein außergewöhnliches Lesevergnügen, mit Phantasie und Abenteuer und originellen Charakteren, die vor allem durch ihren Facettenreichtum überzeugen.
Gleich lesen: Schatten (Das Schicksal der Südlichen Lande 1)
Leseprobe:
„Ceryan?“ Leam lag am Waldboden und starrte in die dunklen Baumkronen empor.
„Was ist?“ Ich lag neben ihm, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und hatte die Augen geschlossen.
„Habe ich Euch geweckt?“
Ich schlug die Augen auf. „Nein.“
„Wieso nehmt Ihr nie Eure Kapuze ab?“
„Ich nehme sie doch ab.“ Im diesem Moment etwa hatte ich sie nicht auf, er konnte es bei all der Dunkelheit bloß nicht sehen.
„Ich meine wir reiten durch einen einsamen Wald, ich sehe keinen Grund, sie tagsüber zu tragen.“
„Ich sehe keinen Grund, es nicht zu tun.“
„Was verbirgt sich unter Eurer Kapuze?“
Ich grinste. „Mein Gesicht.“
Er richtete sich auf und versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. Meine Augen zeigten mir jedes Blatt, jede Bewegung in der Finsternis und ich war froh, dass Leams Sinne des Nachts beinahe unbrauchbar waren. Ich fragte mich, wie er wohl reagiert hätte, wenn er meine Gesichtszüge als die des Prinzen aus seinen Büchern erkannt hätte.
Ich wusste, von welchem Bild er letzte Nacht gesprochen hatte. Es war von einem Maler angefertigt worden, der sein Handwerk verstand. Durchaus anzunehmen, dass Leam mich darauf erkennen würde. Nur gut, dass die Bücher nicht alle Geheimnisse preisgaben.
„Hast du Angst vor mir, Leam?“, fragte ich schließlich langsam.
„Habt Ihr vor, mich zu töten?“, kam die Gegenfrage.
Ich lachte leise. „Nein. Außer du nennst mir einen guten Grund dafür.“
„Dann weiß ich nicht, wieso ich Euch fürchten sollte.“
„Ich diene König Zenox.“
„Aber Ihr handelt nach Eurem Gewissen.“
„Tue ich das?“ Ich blickte hinauf zu den Baumkronen, die das Licht des Mondes fern hielten. Ich wusste es nicht...
Plötzlich hörte ich in einiger Entfernung Schritte.
„Ceryan, Ihr…“ Ich hielt Leam jäh den Mund zu und er protestierte lautlos.
„Jemand ist uns auf den Fersen!“, zischte ich und zog den Jungen auf die Beine. „Sei leise, hörst du?“
Leam nickte und ich löste vorsichtig meine Hand von seinen Lippen.
Ich lauschte einen Moment angestrengt – es waren sieben Verfolger, das konnte ich nun erkennen. Sie bemühten sich offensichtlich, leise zu sein, denn obwohl sie recht nah waren, vernahm ich kaum die Geräusche, die sie verursachten.
Ich schob Leam zu seinem Pferd, doch noch bevor ich Erym erreicht hatte, waren die Verfolger bereits gefährlich nahe. Ich griff auf meinen Rücken und mit einem schneidenden Geräusch zog ich das Schwert aus der Scheide.
Einen Moment später traten sieben vermummte Gestalten hinter den Bäumen hervor und bildeten einen Kreis um uns. Sieben Fackeln flammten auf und erleuchteten die kleine Lichtung, auf der wir unser Lager aufgeschlagen hatten.
„Was wollt Ihr?“, fragte ich. Meine Stimme klang drohend.
Die Gestalten nickten sich kurz zu, dann zogen sie ihre Schwerter. Jetzt, wo ich ihren Geruch wahrnehmen konnte, war ich mir beinahe sicher, dass es sich um Dimashquai handelte – Kopfgeldjäger der übelsten Sorte.
Statt einer Antwort stieß eine der Gestalten ein grollendes Brüllen aus und sie stürmten auf uns zu. Ich duckte mich geschwind unter dem ersten Schlag hinweg, den zweiten parierte ich einwandfrei und beim dritten sank der erste Angreifer tot zusammen. Blieben noch sechs. Ich hörte Leam hinter mir keuchen.
„Leam!“ Er schaute kurz zu mir. Panik lag in seinen Augen. Ich warf ihm das Schwert des Toten zu, er fing es geschickt auf.
„Kannst du damit umgehen?“, fragte ich, während ich herumwirbelte und einem der Angreifer das Schwert in den Brustkorb stieß.
„Nein…?“
Ich duckte mich, um einem Schwerthieb auszuweichen, im nächsten Moment sprang ich über eine Klinge hinweg. Ich rollte mich zur Seite ab, packte währenddessen ein weiteres Schwert, welches einer der Dimashquai fallen gelassen hatte, und hielt nun in jeder Hand eine Waffe.
Mit der Linken stieß ich das Schwert nach hinten – es durchbohrte etwas Weiches – und mit der Rechten schwang ich die Waffe herum und köpfte einen der Jäger. Dann überbrückte ich schnell die Entfernung zwischen mir und dem Jungen.
„Was zum Teufel treibst du da?“, fragte ich verwirrt und beobachtete einen Moment lang fassungslos, was Leam mit dem Schwert veranstaltete: Er ließ es soeben auf eine Art und Weise, die ich in meinem gesamten Leben noch an niemandem beobachtet hatte, auf den Kopf eines Dimashquai krachen, der mit einem dümmlichen Grunzen die Augen überdrehte und schließlich bewusstlos zu Boden sackte.
„Ich sagte doch, ich kann das nicht!“
Die zwei restlichen Gestalten teilten sich nun auf. Einer wandte sich Leam zu, der andere kam mir entgegen gestürmt. Mit einem lauten, metallischen Geräusch prallten unsere Schwerter aufeinander. Wir lieferten uns einen erbitterten Kampf, doch plötzlich hörte ich hinter mir ein ersticktes Japsen, eine halbe Sekunde darauf das Klirren eines zu Boden fallenden Schwertes. Das kalte Lachen eines Dimashquai. Ich fuhr herum.
Leam lag am Boden, das Schwert etwa drei Meter von ihm entfernt, der Kopfgeldjäger direkt über ihn gebeugt. Im nächsten Moment durchzuckte mich ein kalter, brennender Schmerz. Ich keuchte überrascht. Das Schwert meines Gegners hatte in einem Moment der Unachtsamkeit meine Rippen durchbohrt. Mit einem Aufschrei schwang ich herum und tötete den Angreifer.
Leam war inzwischen so weit wie möglich zurückgewichen, den Rücken an einen Baum gepresst. Das Schwert sauste auf ihn nieder und in letzter Sekunde warf er sich zur Seite.
Der Angreifer zögerte nicht lange, zog mit einem Fluchen das Metall aus dem Holz und schlug abermals nach seinem Opfer. Der Junge riss erschrocken die Augen auf, denn nun konnte er nicht mehr ausweichen. Er schloss die Augen, um den Todesstoß zu empfangen.
Im Kindle-Shop: Schatten (Das Schicksal der Südlichen Lande 1)
Mehr über und von M.D. Grand auf ihrer Website.
Labels: Fantasy, M.D. Grand, Sonar
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