'Sirenennacht' von Stephanie Wittern
Was würdest du tun, wenn dein Leben eine einzige Lüge wäre? Wenn du niemandem vertrauen könntest und alle hinter dir her wären?
Diese Frage stellt sich Steff McArthur. Sie ist Polizistin in einer Kleinstadt in Lousiana, hat zwei Kinder und ist verheiratet. Als ihr Mann nach New York eingeladen wird, freut sie sich, endlich dem Kleinstadtleben entfliehen zu können. Doch warum ist Alaric Smith aufgetaucht? Wer ist dieser Mann, dessen Anziehungskraft sie sich kaum entziehen kann und warum meint sie ihn zu kennen?
Sie rechnet nicht damit, dass sowohl Alaric als auch der Aufenthalt in New York ihr Leben für immer verändern werden. Ein Geheimnis, eine Entführung, Hexen, Werwölfe, Elfen und Vampire. Das alles sorgt dafür, dass Steff McArthur stirbt und Gravity Anderson geboren wird.
»Sirenennacht« ist der erste Band der Buchreihe »Die Chroniken der Gravity Anderson«.
Gleich lesen: Sirenennacht (Die Chroniken der Gravity Anderson)
Leseprobe:
»Was zum...«, sagte ich und sprang auf. Neben dem Revier hatten wir einen Hubschrauberlandeplatz der noch nie benutzt wurde, zumindest nicht so lange ich hier arbeitete. Ernie und Lisa folgten mir nach draußen. Während die beiden mit offenem Mund dem Hubschrauber beim Landen zusahen, verschränkte ich genervt die Arme vor der Brust. Niemand hatte eine Hubschrauberlandung angekündigt und wer auch immer das war, hatte einiges zu erklären. Nachdem unser Besucher den Motor ausgestellt hatte und die Tür öffnete, fiel Lisa die Kinnlade herunter. Es stieg ein ein Meter neunzig großer, blonder Hüne aus dem Hubschrauber. Er hatte einen Seesack dabei und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Auf seltsame Art und Weise kam er mir bekannt vor, aber ich musste mich irren, denn zumindest vom Sehen her kannte ich alle Bewohner von Liberty Falls und woanders war ich noch nie gewesen.
Da sich meine Kollegen nicht trauten den Neuankömmling zu begrüßen, übernahm ich es. »Was verdammt nochmal soll das?«, fragte ich. »Sie können nicht einfach hier landen. Wer sind sie und was wollen sie hier?«
Er nahm seine Brille ab und lächelte mich etwas verkrampft an. Verdammt, hatte der blaue Augen.
»Also welche Frage soll ich zuerst beantworten?«, fragte er mich.
Oh, wie ich es hasste, wenn jemand mit einer Gegenfrage antwortete. »Sie können damit anfangen wer sie sind?«
»Mein Name ist Alaric...«, er überlegte, »...Smith.« Ich glaubte ihm kein Wort.
»Mr. Smith, dann können sie sich sicherlich auch ausweisen«, konterte ich.
Es schien ihn zu überraschen und er griff tatsächlich in seine Hosentasche. Verdammt, saßen die Jeans eng. »Tut mir leid, den muss ich zu Hause liegen gelassen haben«, gab er zurück.
»Sie wissen aber, dass ich sie in Gewahrsam nehmen könnte, bis sie sich ausweisen können.« Lisa und Ernie sahen zwischen Mr. Supermodel und mir hin und her. Smith trat dichter und verdammt, der war mindesten eineinhalb Köpfe größer als ich, was mich nicht einschüchterte, denn ich hatte in meinem Holster eine geladene Glock. Er sah mich mit seinen blauen Augen an. Irrte ich mich oder waren seine Nasenflügel aufgebläht?
»Ich würde es bevorzugen, wenn sie das nicht täten, Officer«, sagte er und seine Stimme schnurrte förmlich, so dass sich mir die Brustwarzen aufrichteten. Dieser Mann war purer Sex und ich hatte schon seit Wochen keinen mehr mit John gehabt. Beruhige dich, seinem schmutzigen Lächeln nach zu urteilen, wusste er genau wie er auf Frauen wirkte.
»Ich muss sie bitten, kurz mit mir zu kommen. Natürlich muss ich aufnehmen, dass sie hier unangekündigt gelandet sind und den Grund ihres Aufenthaltes erfahren. Reine Formalität«, sagte ich, was natürlich gelogen war. Dieser Mann strahlte Gefahr aus und ich wollte ihn so schnell wie möglich wieder los werden.
»Einen Moment, ich muss noch ein Telefonat führen, werde gleich bei ihnen sein, Officer.« Er holte ein Handy aus der Hosentasche.
Ich griff Lisas Arm und wir gingen in Richtung Eingang. Zu Ernie sagte ich: »Behalte ihn im Auge, er soll wirklich gleich rein kommen.«
»Hast du diesen Knackarsch gesehen?«, fragte mich Lisa. »Sicherlich könnte man darauf ein Spiegelei braten, so heiß ist er.« Sie sah in den Spiegel der neben der Tür hing und überprüfte ihr Haar. Bei meinen Locken war es unmöglich zu sagen, wann sie richtig saßen, denn das taten sie eigentlich nie. Also machte ich mir nicht die Mühe in den Spiegel zu sehen, außerdem wollte ich von dem Typen ernst genommen werden. Ich hatte die Erfahrung gesammelt, dass hübsche Frauen selten von Männern ernst genommen wurden, weswegen ich mich auch nie für die Arbeit schminkte.
Ich trat an meinen Schreibtisch und fuhr den PC hoch, als schon der Neuankömmling durch die Tür kam. Nein, das war falsch ausgedrückt, er dominierte die Tür. Ich glaube, dass ich noch nie jemanden gesehen hatte, der einen Raum so klein werden ließ. Sicherlich waren alle Augen auf ihn gerichtet, egal wohin er kommen würde. Verdammt, wurde mir heiß. Reiß dich zusammen, befahl ich mir innerlich. Er sah mich und setzte sich auf den winzigen Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand. Ich konnte nicht anders und musste grinsen. Er zog eine Augenbraue hoch.
»Sie sehen nur unglaublich komisch aus, wie sie hier so auf diesen mickrigen Stuhl sitzen, der unter ihren Gewicht droht zusammenzubrechen«, sagte ich wahrheitsgemäß.
»Zeit sich mal wieder auf die Waage zu stellen«, scherzte er. Ich öffnete einen neuen Ordner auf den PC und nannte ihn Smith, wobei ich nicht glaubte, dass es sein richtiger Name war.
»Bevor sie mit ihrer reizenden Befragung weiter machen, würde ich sie bitten in ihr E-Mail Postfach zu gucken. Ich denke, dort wird meine Ankunft angekündigt«, sagte er selbstgefällig.
Ich sah ihn kalt an. »Ganz sicher nicht, denn meine beiden Kollegen haben heute die E-Mails gecheckt und sie hätten mir als Wachhabenden gesagt, wenn wir eine Hubschrauberlandung zu erwarten hätten.«
Er stützte sich auf meinem Schreibtisch ab und lächelte. »Tun sie mir bitte den Gefallen«, schnurrte er.
»Bitte«, sagte ich wütend und tat wie er gesagt hatte. Es war tatsächlich eine E-Mail in dem Postfach fürs Revier. Ich öffnete sie und las sie quer. Es wurde die Landung eines Hubschraubers angekündigt und von einem Privatdetektiv namens Alaric Smith war die Rede, der auf der Suche nach jemandem war. Einzelheiten wurden nicht genannt. Ich schloss die Nachricht verärgert und warf Ernie, der gerade mit einem Donut beschäftigt war, einen bitterbösen Blick zu und dann Lisa, die auf ihre Fingernägel sah.
»Und?«, fragte Smith.
»Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Da habe ich wohl die Mail übersehen.« Ich knirschte mit den Zähnen.
»Sie sind also hinter jemanden her. Warum vermuten sie gerade, dass sich diese Person in Liberty Falls aufhält?«, fragte ich. Ich schloss auf den Rechner den Ordner, löschte ihn aber nicht.
»Ich denke ich könnte hier fündig werden, allerdings kann ich ihnen keine Details nennen, denn mein Klient wünscht Diskretion«, sagte er, damit ich auch ja nicht nachfragen konnte.
Ich lächelte süffisant. »Das ist ja in Ordnung, aber lassen sie sich gesagt sein: Das hier ist meine Stadt und ich will keinen Unruhestifter. Bisher ist hier nie etwas passiert außer ein paar Kneipenschlägereien. Ich wünsche, dass das so bleibt, Mr. Smith. Ich hoffe sie finden was sie suchen und verschwinden dann wieder.« Ich stand auf und sah auf ihn herunter, was nicht sehr weit war, da er mir im Sitzen fast in die Augen sehen konnte.
»Die Gastfreundschaft in dieser Stadt ist bemerkenswert«, sagte er und stand auf. Ich machte mir nicht die Mühe zu ihm hoch zusehen, sondern nahm meine Mütze und ging nach draußen. Vor Wut schlug ich gegen meinen Streifenwagen. Was für ein arroganter Mistkerl. Ich hatte nicht gemerkt, dass jemand hinter mich getreten war.
»Hat ihnen das Auto etwas getan?«, fragte Smith spöttisch und ich ärgerte mich noch mehr, dass er meinen Wutausbruch gesehen hatte. Ich wusste, dass ich rot im Gesicht war, was mich aber nicht daran hinderte mich um zudrehen.
»Gibt es noch was?«, platzte ich unfreundlich heraus.
Er lächelte wieder und ich wusste nicht ob das ein spöttisches Grinsen war oder freundlich sein sollte. »Ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mich zu einem Hotel mitnehmen würden. Ich kenne mich hier nicht aus. Es muss aber ein Apartment mit Kühlschrank sein.«
»Oh, auch hier in Liberty Falls haben wir Minibars in den Hotels. Ich denke, dass wird ihren Ansprüchen genügen.« Ich öffnete die Fahrertür und sah ihn an, als er keine Anstalten machte auf die Beifahrerseite zu gehen. »Brauchen sie eine Extraeinladung?«, fragte ich und deutete auf die andere Seite. Lächelnd ging er um Auto herum und ich stieg ein. Es war nicht weit zu Mollis Hotel und wir schwiegen bis wir da waren. Ich, weil ich wütend war und mich von ihm beobachtet fühlte und er, weil er scheinbar Schmerzen hatte.
Als ich es nicht mehr aushielt und wir gerade vor Mollis Hotel angehalten hatten, fragte ich ihn: »Geht es ihnen nicht gut?«
Er sah mich an und seine Augen waren noch blauer geworden oder war es schwarz und er schien zu überlegen, was er mir sagen sollte. »Geht schon«, sagte er durch zusammengepressten Zähnen und stieg so schnell wie möglich aus dem Auto aus. So als wäre das Auto ihm zu eng geworden.
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Labels: Fantasy, Stephanie Wittern, Vampire
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