10. April 2017

'Sonnenliebe – Napoli per sempre' von Lisa Torberg

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Chiaras geliebte Urgroßmutter vertraut ihr auf dem Sterbebett ihr altes Tagebuch an. Als sie beginnt, die abenteuerliche Lebensgeschichte zu lesen, erfährt die junge Frau, dass sie in Neapel noch Verwandte haben muss. Prompt lässt Chiara ihr Leben in Boston – und ihren Verlobten – hinter sich und fliegt nach Italien, um Nachfahren ihres verschollenen Großvaters zu finden.

Auf ihrer Suche begegnet sie dem gutaussehenden Ari und verfällt seinem Charme. Erst am nächsten Morgen erfährt sie seinen Nachnamen, Di Martino. So hieß auch Chiaras Urgroßmutter. Aus Angst davor, mit Ari verwandt zu sein, läuft Chiara davon. Wird ihr dieses Abenteuer das Herz brechen?

Leseprobe:
»Den Job hast du jetzt und eine Unterkunft auch. Eine andere zu finden, ist aus den Gründen, die wir bereits besprochen haben, so gut wie unmöglich. Du bist jung, gesund und in Neapel, wie du wolltest – und Single. Vergiss den Rest, vor allem deinen Ex-Verlobten, der dich nicht verdient hat, und beginne zu LEBEN!« Das letzte Wort schreit sie so laut, dass die Menschen um uns herum ihre Schritte verlangsamen und uns anstarren.
»LA VITA È BELLA. Das Leben ist schön«, ruft sie, hebt die Arme über den Kopf und dreht sich wie ein Kreisel um die eigene Achse. Sie trällert Nicola Piovanis bekannteste Melodie, den Soundtrack des Films von Roberto Benigni. Die Leute applaudieren, manche lachen, ein paar fallen mit erstaunlich guter Stimme in Cosimas Gesang ein. Ihre schwarzen Locken fliegen durch die Luft und mit dem roten Kleid wirkt sie wie eine Flamencotänzerin. Sie packt mich an einer Hand, reißt mich an sich, meine Tasche rutscht von der Schulter und fällt zu Boden.
»Komm, tanz mit mir«, singt sie und zieht mich in einen wilden Taumel. Halbherzig wehre ich mich, doch sie hält mich fest und dreht sich mit mir in einem improvisierten Walzer, hier, mitten in einem Einkaufszentrum. Sie bewegt sich immer rascher, ihre Hände liegen an meiner Hüfte, meine um ihren Nacken, und plötzlich werde ich leicht wie eine Feder. »Pfeif auf alles«, singt sie, und mit einem Mal sind das kleine Zimmer, die gelben Vorhänge und die Nachrichten von Doug, in denen er im Vierundzwanzigstundentakt beteuert, dass er mich liebt, unwichtig. Ein Glucksen kommt aus meiner Kehle, wird zum Lachen, das laut und glockenhell widerhallt. Cosima stimmt ein, verlangsamt ihr Drehen, wir torkeln wie betrunken, halten einander fest, plumpsen gemeinsam zu Boden. Mein Atem wird kürzer, der Herzschlag rascher, mein Puls pocht an meinem Hals, Schweißperlen rinnen über meine Stirn und zwischen meinen Brüsten. Doch so eigenartig die Situation – von außen betrachtet – sein mag, ich fühle mich zum ersten Mal seit langer Zeit frei, lebendig, fantastisch.
»Danke«, keuche ich und sehe meiner Freundin in die Augen, denn das ist sie, auch wenn ich sie erst seit Kurzem kenne. Sie strahlt so viel unbändige Lebenslust aus, dass sie mich damit angesteckt hat.
»Di niente, wofür denn?«, antwortet sie, rappelt sich vom spiegelglatten Marmorboden auf und reicht mir ihre Hand. Doch noch bevor ich sie ergreifen kann, umfassen lange, schlanke Finger mein Handgelenk und ziehen mich hoch.
Ein Mann! Und was für einer ...!
Noch nie habe ich solche Augen gesehen! Grau und grün funkeln sie, umrahmt von einem dichten Wimpernkranz, den sich jede Frau wünscht, und einem Netz feiner Lachfältchen, die ihn noch attraktiver machen, als er schon ist. Ich stehe vor ihm, den Kopf in den Nacken gelegt, und schaue hinauf. Von mir aus gesehen, befinden sich die schwarz glänzenden, gewellten Haare, die ihm eine Spur zu lang ins Gesicht fallen, in schwin­ delerregender Höhe. Mein Blick gleitet über die schmale, aris­ tokratische Nase zu den Lippen. Was für ein einladender Mund, denke ich, da werde ich schon von den beiden Wangengrüb­ chen abgelenkt, die sich immer tiefer eingraben, weil sich sein Lächeln vertieft. Fasziniert starre ich auf seine Mundpartie, die weißen Zähne, die im Kontrast zu seiner natürlichen Bräune stehen, als er die Hand hebt und mir etwas hinhält.
»Gehört die Ihnen?«
Diese Stimme! Tief und rauchig und sexy ... Schmetterling­ salarm! Meine Knie werden weich.
»Chiara, deine Tasche!«
Cosima holt mich auf den Boden der Wirklichkeit zurück, dem ich sowieso immer näher komme, gemeinsam mit der Tasche, die runterfällt, als ich meine Hand danach ausstrecke. Und schon knie ich, fange den davonrollenden Lippenstift ein, greife nach der Haarbürste und höre über mir geflüsterte Worte, ohne sie zu verstehen, aber mein Hirn erfasst alles.
Er spricht mit IHR! Niemals, denke ich. Nein, DER gehört MIR!
MIR!
So rasch ich kann, und sicher mit hochrotem Kopf, stehe ich auf, strecke mich zu meiner vollen Länge von eins sechs­ undsechzig und hebe die Nase, um IHN anzusehen. Und ja, er schaut MICH an! Und geht er dabei nicht ein wenig in die Knie, um mir näher zu sein? JA!
»Danke«, nuschele ich.
»Wofür denn?«
Dieser Ton, ist der nicht verboten? Darf ein Mann eine solche Stimme haben? Eine, die genau den Punkt in meinem Bauchraum trifft, der dieses Prickeln startet, das mein Luxus­ vibrator mit keinem seiner zehn Programme zustande bringt?
»Meine Tasche«, seufze ich.
»Das war doch selbstverständlich. Sie und Ihre Freundin haben so selbstvergessen getanzt, da wollte ich nicht riskieren, dass sie Ihnen abhandenkommt.«
Mein Ritter in der silbernen Rüstung!
»Ja, natürlich.«
Ob er bemerkt, dass ich nicht mehr als zwei zusammenhän­ gende Wörter herausbekomme, weil er mir so nahe ist?
»Wollen wir endlich was trinken gehen?« Cosima unterbricht mein Ansinnen, mir die Rüstung – und den Inhalt – genauer anzusehen. Unwillig wende ich meinen Kopf ihr zu.
»Trinken?«
»Cocktail, bunt, Schirmchen? Erinnerst du dich?« Lachend greift sie nach meiner Hand.
»Ich ... ich habe ... mich noch nicht bedankt«, stottere ich.
»Doch, hast du«, kontert Cosima. »Aber wenn du meinst, es noch einmal tun zu müssen ... Haben Sie Lust, uns bei einem Aperitif Gesellschaft zu leisten?«, fragt sie IHN über meine Schulter hinweg.
Mein Herz stellt auf Zeitlupe um. Zwischen dem einen Schlag und dem nächsten verstreichen gefühlte zehn Sekunden, in denen absolut nichts passiert! Doch dann spüre ich einen warmen Lufthauch an meinem Ohr.
»Wollen Sie, dass ich mitkomme?« Das leise, rauchige Flüstern raubt meinen Beinen schon wieder das Stehvermögen, aber noch bevor ich einknicken kann, stützt ein starker Arm meinen Ellenbogen. »Also?«

Im Kindle-Shop: Sonnenliebe – Napoli per sempre

Mehr über und von Lisa Torberg auf ihrer Website.

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