23. Oktober 2017

'Der Teufel in uns' von Nico Seelinger

Richard ist am Ende: Seit einem halben Jahr tappt er im Dunkeln. Die Mädchenleichen, die sie im Schwarzwald finden, häufen sich, und er hat nicht den Hauch einer Spur. Auch privat steht sein Leben am Abgrund. Seine Ehe ist kaputt und sein Kind wird sterben. Claire soll Richard bei den Ermittlungen unterstützen. Ihre Seele ist allerdings so schwarz wie die des Mörders.

Eine Jagd am Rande des Wahnsinns beginnt …

Gleich lesen: Der Teufel in uns - Thriller

Leseprobe:
Er sah ihre Seele an den Rändern ihrer Pupillen. Beim Anblick seiner Augen wollte sie aufspringen und um ihr Leben rennen, doch ihr entblößter Körper gehorchte nicht. So sehr sie in ihren Gedanken auch schrie, ihre Muskeln nahmen die Impulse nicht wahr. Aber noch schrecklicher war der Blick, mit dem er durch ihre kleine Seele blätterte wie durch ein Buch. Durch all die Erinnerungen und Emotionen, die in ihr geschrieben standen. Sie würde nichts spüren, redete sie sich schließlich ein, als die Klinge näher kam. Sie würde keine Schmerzen empfinden. Vincent, flüsterte ihr Kopf. Er hatte es geliebt, an ihrem Haar zu riechen. Manchmal hatte er erst sekundenlang seine Nase in ihren Strähnen vergraben, bevor er sie endlich geküsst hatte. Er hatte das geliebt. Und sie wollte zurück in seine Arme. Da drang die Klinge in ihren Magen ein und spaltete die Haut, die ihn beschützte. Fleisch kam zum Vorschein. Sie fühlte nichts. Fragmente ihrer Vergangenheit blitzten in seinen Augen auf. Augen, die keine Farbe hatten. Sie hatte nie an Übernatürliches geglaubt. Jetzt tat sie es. Sie fühlte nichts, blutete. Wie ein Künstler sein Werk bearbeitete er sie und schien dabei jede Bewegung ihrer Augen zu genießen, als wären das Licht und die Geschichten in ihnen eine Droge. Sie fühlte nichts, blutete – starb. Das dachte sie zumindest, als ihre Sinne sie verließen. Doch es dauerte nicht lange, da kamen sie wieder. Und mit ihnen der Schmerz. Sie schrie auf, als sie ihn spürte. Ihr Körper wurde auseinandergerissen. Panisch tastete sie mit den Händen ihren Bauch ab und fand Blut und rohes Fleisch. Sie schlug um sich, doch nichts geschah, sie hatte keinen Raum, um sich zu bewegen, keinen Platz zum Atmen. Sie zitterte. Sie hatte Angst. Sie flehte um Licht. Doch die Dunkelheit blieb. Und sie stank nach Tod. Aber ein kleines Stück ihrer Seele hatte noch Hoffnung. Ein winziger Funke, der in ihrem Herzen entfacht und in die Höhe geschleudert wurde. Dieser Funke trieb sie dazu, sich ihre Haare auszureißen und so lange am Holz über ihr zu kratzen, bis sich Hunderte Splitter unter ihre Fingernägel getrieben hatten. Doch auch dieser Funke wurde schwächer. Und während mit ihm auch ihre Hoffnung erlosch, dachte sie noch einmal an Vincent und daran, wie er sie immer an sich gedrückt hatte. Als der Funke schließlich auf den kalten Boden traf, schrie sie seinen Namen. Doch er hörte sie nicht. Niemand konnte das. Dieser Sarg war ihre letzte Ruhestätte.

Im Kindle-Shop: Der Teufel in uns - Thriller

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