'Leide!' von Siegfried Langer
Jemand ist hinter dir her. Er will dich leiden sehen.
Observierungen untreuer Ehemänner und Kaufhausüberwachungen sind die Hauptgeschäftsfelder der Privatdetektivin Sabrina Lampe. Auch der Auftrag einer schrulligen, alten Nachbarin sieht zunächst sehr nach Routine aus. Doch im Zuge ihrer Recherchen wird Sabrina Teil eines grausamen Spiels, dessen Ursachen weit in der Vergangenheit liegen.
Ihr teuflischer Kontrahent zwingt Sabrina an ihre Grenzen - und darüber hinaus!
Gleich lesen: Leide! (Privatdetektivin Sabrina Lampe 1)
Leseprobe:
Der Stubenfliege waren drei Beine und ein Flügel verblieben. Immer wieder stolperte sie im Kreis herum.
Sven gluckste vor Freude. Mit großer Faszination beobachtete er ihr Martyrium. Ihr Flügel vibrierte und das verzweifelte Brummen stimmte ihn glücklich.
Die bunten Legosteine, in deren Mitte er saß, interessierten ihn nicht mehr. Ebenso wenig sein Lieblingsteddy; Zotty thronte auf einem Hocker, so drapiert, dass er Sven beim Spielen zusehen konnte. Zotty fehlte ein Ohr, an mehreren Stellen hatte ihn Svens Mutter bereits geflickt.
Für Sven existierte nur noch die Fliege.
Vorsichtig stupste er sie mit der Fingerspitze an. Die Fliege veränderte ihre Laufrichtung, vollendete dann aber wieder ihre Kreise.
Sven wusste, dass sie verloren war. Dass es in seiner Macht lag, ob sie lebte oder starb und ob der Tod schnell kam oder langsam.
Er selbst hatte keine Eile. Er genoss ihre Qual.
Mit dem Zeigefinger schob er sie ein, zwei Millimeter nach links, dann wieder nach rechts. Jetzt drückte er leicht auf ihren Körper, damit er das Vibrieren spüren konnte. Seine Zungenspitze glitt in seinen Mundwinkel und verharrte dort. Er presste stärker. Das Brummen hörte auf, die Fliege verhielt sich ruhig, abwartend.
Er verringerte den Druck, die Fliege befreite sich. Bald wackelte sie wieder ihre kreisförmigen Bahnen.
Eine Herausforderung für Sven, mit zwei Fingern während ihres Laufs ihren Flügel zu greifen. Schließlich gelang es ihm. Er hob sie an und hielt sie direkt vor sein Gesicht. Sie versuchte weiterhin zu fliegen. Wie dumm von ihr! Es hatte lediglich zur Folge, dass sich nun ihr kleiner Körper hin und her bewegte.
Sven hielt sich die Fliege ans Ohr. Es klang panisch, verzweifelt. Nie zuvor hatte er ein so wunderbares Geräusch gehört. Danach setzte er sie zurück auf den Boden, folgte mit seinen Blicken erneut ihren Kreisbewegungen.
Wieder und wieder.
So oft, bis ihm langweilig wurde.
Er beschloss, sie weiter einzuschränken. Er wollte herausfinden, wie sie darauf reagierte.
Zwischen Zeigefinger und Daumen der einen Hand hielt er nun ihren Körper, zwischen Zeigefinger und Daumen der anderen den verbliebenen Flügel.
Keine große Kraftanstrengung. Dennoch ließ er sich Zeit.
Ganz langsam zog er. Zuerst dehnte sich der kleine Insektenkörper, dann riss der Flügel ab.
Sven ließ die Fliege zu Boden fallen.
In Schlangenlinien krabbelte sie in Richtung des kleinen, bunten Hauses, das Sven aus Legosteinen gebaut hatte.
Bislang in seiner eigenen Welt gefangen, hörte Sven nun ein weiteres Geräusch.
Etwas näherte sich.
Nur leicht drehte er seinen Kopf, um die Fliege nicht aus den Augen zu verlieren.
Mimi. Die Katze.
In geduckter Haltung schlich sie heran. Ihre Augen fixierten die Fliege, deren Brummen sie angelockt hatte. Ohne Sven auch nur eines Blickes zu würdigen, näherte sie sich.
Sven erkannte eine Schwester im Geiste – doch auch eine Konkurrentin.
Mimi machte sich sprungbereit, wackelte bereits mit dem Hintern, zielte.
Doch die Fliege gehörte ihm, sie war sein Opfer!
Ehe die Katze losspringen und ihr Werk verrichten konnte, schnellte seine Hand nach vorn; mit einer raschen Bewegung zerquetschte er die Fliege unter seinem Daumen.
Triumphierend sah er zur Katze. Er glaubte, ihre Enttäuschung spüren zu können. Auch dies befriedigte ihn.
Verlegen begann die Katze, sich zu putzen.
Da fiel Svens Blick auf ihre Ohren, ihren Schwanz, ihre Beine …
Und in seiner Fantasie überschlugen sich die Ereignisse.
Er streckte seine Hand nach der Katze aus.
Im Kindle-Shop: Leide! (Privatdetektivin Sabrina Lampe 1)
Mehr über und von Siegfried Langer auf seiner Website.
Labels: Siegfried Langer, Thriller
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