'Annie, so schreibt das Leben!: Schuld und Düne' von Marlies König
Als Robert sie von jetzt auf gleich verlässt, zieht sich Annie de Vries, eine erfolgreiche Autorin von Liebesromanen, enttäuscht und von Liebeskummer gepeinigt, in ihr Haus auf der Nordseeinsel Texel zurück. Mit im Gepäck: ihre Hündin Scheila und eine ausgewachsene Schreibblockade. Wird sie jemals wieder schreiben? Kann ihre Freundin Gerti Süntrup ihr helfen die Trauer zu überwinden oder spielt sie vielleicht sogar ein ganz falsches Spiel mit Annie?
Als dann gleich zwei wundervolle Männer in ihr Leben treten und sie wieder beginnt zu schreiben, nimmt ihr Leben plötzlich eine spektakuläre Wendung. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch dann taucht Robert plötzlich wieder auf und wirbelt ihre Gefühlswelt erneut ordentlich durcheinander. Wird sie ihm vergeben oder eine neue Liebe finden?
Der Liebesroman von Marlies König bietet alles, was das Herz begehrt: große Gefühle, Spannung, Intrigen, eine ordentliche Prise Urlaubsfeeling und Meer!
Gleich lesen: Annie, so schreibt das Leben!: Schuld und Düne
Leseprobe:
Tief in ihrem Inneren, und wenn sie ganz ehrlich zu sich war, tat es immer noch weh. Er war einfach von einem auf den anderen Tag aus ihrem Leben verschwunden und hatte nichts als eine große, inhaltslose Leere in ihr zurückgelassen, an der sie fast zerbrochen wäre.
In unzähligen Büchern und Erzählungen, hatte sie darüber geschrieben, ihre Protagonisten Trauer und Einsamkeit spüren lassen, aber dass es sie einmal ähnlich hart treffen würde, das hätte sie niemals für möglich gehalten. Doch im Gegensatz zu den Figuren in ihren Romanen, gab es für sie kein Happyend. Das Einzige was ihr von Robert geblieben war, war ein zerknitterter kleiner Zettel mit den Worten:
Es tut mir leid. Ich muss gehen.
Verzeih mir.
In Liebe,
Robert
Noch immer versetzten ihr diese drei Zeilen einen Stich, wenn sie sie, begleitetet von den immer gleichen unbeantworteten Fragen, aus der Tiefe des Vergessenwollens, an die Oberfläche steigen ließ.
Warum verdammt noch mal hatte er sie verlassen und war so plötzlich und ohne irgendeine Spur zu hinterlassen aus der Welt, aus ihrer gemeinsamen Welt, verschwunden?
Er war einfach gegangen, von jetzt auf gleich. Ohne Vorwarnung. Sein Facebook-Profil gelöscht, die Website seines Unternehmens offline. Annie de Vries konnte sich nach all der Zeit der Fragen nicht einmal mehr erinnern, was es genau für eine Firma gewesen war, die Robert geführt hatte. Irgendetwas mit Sicherheit. Sicherheitstechnik oder Security. Genau wie er und die Internetseite war auch die Firma verschwunden. Restlos leergeräumte und klinisch reine Büroräume hatten sie erwartet, als sie endlich die Kraft gefunden hatte, in die Siegerstraße 13 zu fahren, um ihn zur Rede zu stellen. Kopfschüttelnd hatte sie vor dem Gebäude auf dem großen Hof gestanden und durch die Fenster hinein gestarrt - und hätte beinahe angefangen an ihrem Verstand zu zweifeln, hatte sich gefragt, ob es ihn, den Mann ihrer Träume, überhaupt jemals wirklich gegeben hatte oder ob er vielleicht auch nur eine der fiktiven Figuren aus einer ihrer Geschichten gewesen war.
Scheila hatte sie damals aus ihrer Lethargie heraus und wieder ins Leben zurückgeholt. Die kleine, dreifarbig gefleckte Mischlingshündin, hatte die Hoffnung in ihren trostlosen Alltag zurück gebracht - und Annie letztendlich auch endlich wieder schreiben lassen.
Nach über zwei Jahren hatte sie sich, nach einem langen Standspaziergang, einen Milchkaffee gekocht und war, die Hände behutsam um die wärmende Tasse mit dem übergroßen, geschwungenen Henkel gelegt, ziellos und unstet durch ihr, mitten in den Dünen Texels, der 23,7 mal 9,6 Kilometer messenden und damit größten der fünf bewohnten holländischen Waddeneilanden, liegendes Haus gelaufen und hatte plötzlich, zum ersten Mal seit langem, wieder dieses unverkennbare Kribbeln verspürt, das ihr signalisierte, dass eine Geschichte in ihrem Inneren bereit war freigelassen und auf Papier gebracht zu werden.
Noch immer etwas unsicher betätigte sie die Einschalttaste ihres Apple Laptops, der augenblicklich zum Leben erwachte, gerade so, als ob er nur auf sie gewartet hätte. Als die Anzeige auf dem Startbildschirm sie aufforderte ihr Passwort einzugeben, verspürte sie einen weiteren Stich. Sie zögerte. Verdammt. Sie schnaufte, rieb sich mit den Handballen über die Augen und versuchte so, die in ihr aufsteigenden Tränen zurück zu drängen.
Sie hatte das Passwort nicht vergessen. Sie würde es nie, nie vergessen. Ganz im Gegenteil. Es hatte sich geradezu in ihr Herz eingebrannt, so wie ein Brandzeichen auf der Flanke eines Mustangs. Ein Anflug von Traurigkeit drohte sie erneut zu übermannen und in die Tiefen von Untätigkeit und Lethargie zurückzuschleudern, als sie plötzlich den warmen Atem und das Gewicht eines felligen Kopfes auf ihrem rechten Knie spürte. Ihre Hand wanderte hinunter und streichelte den Kopf ihrer treuen Begleiterin, ihrer unerschöpflichen Kraftquelle in dunklen Zeiten. Und auch diesmal spürte sie es, spürte sie, wie eine Welle der Zuversicht durch sie hindurch floss. Sie fasste sich ein Herz und gab die Kombination aus kleinen und großen Buchstaben und Zahlen ein:
rOBERT1207
Der Laptop erwachte nun endgültig zum Leben und ihr Schreibprogramm öffnete sich, wie von Geisterhand, automatisch. Die Angst des Dichters vor dem leeren Blatt Papier mischte sich mit der freudvollen Erwartung, die sie jedes Mal überkam, wenn sie mit einem neuen Buch anfing. Annie de Vries nahm einen weiteren Schluck des mittlerweile fast erkalteten Milchkaffees, sah Scheila tief in die Augen, atmete zweimal tief durch und tippte, nach über zwei Jahren der Untätigkeit, die ersten Zeilen ihres neuen Bestsellers in den Computer …
Im Kindle-Shop: Annie, so schreibt das Leben!: Schuld und Düne
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Labels: Liebe, Marlies König
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