'Käthe ermittelt: Ein Krimi vom Land' von Silvia Nagels
Kindle Edition | Taschenbuch | Gmeiner Verlag |
Um ihn von diesem Verdacht reinzuwaschen, ermitteln Käthe und ihr Nachbar Knut Sörensen auf eigene Faust. Bald brauchen die beiden die Unterstützung des ganzen Dorfes …
Leseprobe:
Nebelschwaden trieben zwischen den Bäumen des Barkenholter Wäldchens. Die Dämmerung ging in die Nacht über, der Herbst zeigte sich von seiner unangenehmsten Seite. Feuchtigkeit tropfte kalt von den wenigen Blättern der Bäume auf den Kopf eines zerlumpt aussehenden Mannes, der durch den Wald schlich. Bei jedem seiner Schritte stieg der Modergeruch des nassen Laubs vom Boden auf. Der alte, zerrissene Armeeparka schlotterte um seine hagere Gestalt, und der Saum der abgetragenen, fleckigen Arbeitshose war ebenso nass wie das lange graue Haar und der zottelige Vollbart. Von Zeit zu Zeit bückte sich der Mann und ließ das Licht einer Taschenlampe aufblitzen.
Er bewegte sich in Richtung des kleinen Angelsees und erschreckte eine Maus, die raschelnd durch das feuchte Laub flüchtete. Das leise Krächzen eines Käuzchens erklang, als es tiefer in den Wald flatterte.
Ein fernes Motorengeräusch durchbrach die nächtliche Stille. Scheinwerferlicht zerriss die Dunkelheit, das Geräusch wurde lauter.
Der Mann erstarrte, dann suchte er eilig Deckung hinter einem großen Busch in Ufernähe und beobachtete das näher kommende Licht.
Ein schwarzer SUV bog zum See ein und rollte langsam auf eine offene Grasfläche zwischen Waldrand und Uferböschung. Das Auto hielt, der Motor wurde abgestellt und die Scheinwerfer abgeblendet. Ein schmächtiger, schwarz gekleideter Mann stieg aus. Er schloss die Tür, lehnte sich an die Motorhaube und schien auf etwas zu warten.
Hinter seinem Gebüsch verborgen beobachtete der andere den Neuankömmling aufmerksam.
Plötzlich trat eine zweite Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Ein bulliger Mann mit Glatze, ebenfalls in Schwarz, trug einen Aktenkoffer in der einen und eine Taschenlampe in der anderen Hand und stellte sich vor die Motorhaube.
Die beiden Männer unterhielten sich. Erst ruhig und freundlich, doch dann wurden ihre Gesten hektisch, wütend und aggressiv. Der Mann mit der Figur eines Türstehers griff in seine Tasche und zog ein Handy hervor. Er ging zur Seite, um ungestört zu telefonieren. Anschließend kehrte er zu dem Wartenden zurück.
Erneut entflammte zwischen den beiden eine Diskussion. Gereizt griff der Schmächtige nach dem Aktenkoffer, um ihn dem anderen zu entreißen.
Der versteckte Beobachter verfolgte, wie die beiden Männer um den Koffer stritten und schließlich ein Kampf entbrannte.
Nach einem Faustschlag in den Unterleib ging der Fahrer des SUV zu Boden. Der Glatzköpfige ergriff den Aktenkoffer. Im Licht der Scheinwerfer blitzte es in seiner rechten Hand. Er beugte sich über die am Boden liegende Gestalt und stieß zu. Dann durchwühlte er die Jackentaschen seines Gegners, zog einen Umschlag hervor und steckte ihn ein.
Der Mann im Gebüsch bewegte sich, ein Ast zerbrach unter seinen Füßen.
Der Glatzköpfige hielt inne, hob den Kopf und sah sich um, dann fasste er den Aktenkoffer und verschwand im Unterholz. Lautes Knacken und Rascheln erklang, wurde schwächer, je weiter er sich vom See entfernte.
Nach einer Weile war nichts mehr zu hören, See und Parkplatz lagen da, als ob nichts geschehen wäre. Einzig der von den Scheinwerfern angestrahlte reglos am Boden Liegende zeugte von dem, was sich ereignet hatte.
Zögernd trat der Beobachter hinter dem Gebüsch hervor. Meter für Meter näherte er sich dem Kampfplatz, bis er den regungslosen Mann erreichte. Er streckte seine Hand aus und legte sie dem anderen auf die Schulter. Als er keine Bewegung spürte, fasste er sich ein Herz und drehte ihn um. Leblose Augen und ein grotesk verzerrtes Gesicht blickten ihm entgegen.
Erschrocken zog er seine Hand zurück, schien zu überlegen, ob er flüchten sollte. Er riss sich zusammen und untersuchte den Mann auf Lebenszeichen. Als er an der Halsschlagader keinen Puls spürte, glitt seine Hand hinunter zur Brust. Tastend fuhr sie über den Oberkörper des anderen, auf der Suche nach einer Geldbörse oder Ähnlichem. Doch er fand nichts. Das Einzige, was seine Finger ertasteten, war eine klebrige Nässe. Der Mann zog seine Hand zurück und betrachtete im Licht der Scheinwerfer das Blut, mit dem sie besudelt war.
Entsetzt wischte er sie an seinem Parka ab und rannte wie vom Teufel gejagt davon. Atemlos blieb er erst stehen, als er den halb verfallenen Bauwagen mitten im Wald erreicht hatte, der ihm als Wohnung diente.
Der Landstreicher Jens Martins, ein in Barkenholt altbekannter und von allen liebevoll »Strothmann« genannter Zeitgenosse, der im Wald nur seine Kaninchenschlingen hatte kontrollieren wollen, atmete erleichtert auf.
Nu ’n ornlichen Sluck Koorn op de Schock, denn gaht mi dat bald wedder bannig goot, dachte er und stieg die Stufen zum Bauwagen hinauf.
Er öffnete die Tür und erschrak.
Auf seiner Schlafstätte saß der bullige Kerl vom See und versorgte seine Wunden, die er im Handgemenge davongetragen hatte. Der Aktenkoffer sowie der Umschlag, den er dem Toten abgenommen hatte, lagen neben ihm.
Im Kindle-Shop: Käthe ermittelt: Ein Krimi vom Land.
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Labels: Bücherbord, Krimi, Silvia Nagels
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