'Wenn du wieder gehst: Eine Liebesgeschichte' von A.D. WiLK
Kindle (unlimited) | Taschenbuch |
„Hast du nie an mich gedacht?“
„Nein.“
„Nein?“
„Nein. Es hätte mich umgebracht.“
Fast vier Jahre ist es her, seit Lucy das letzte Mal den Sand zwischen den Zehen spürte und Tapas im Strandkorb auf der Terrasse des kleinen Spaniers aß. Nun kehrt sie zurück, um einem alten Freund einen Gefallen zu tun. Dabei ist Niklas nicht einmal mehr das, ein Freund.
Aber warum reißt sein Anblick dann alte Wunden auf und wirft ihre Gefühlswelt aus der Bahn? Sie hatte geglaubt, all das hinter sich gelassen zu haben. Die Trauer, den Schmerz, die Hilflosigkeit. Und die Liebe. Doch je mehr Zeit sie in der fremden Vertrautheit verbringt, umso klarer wird ihr, dass sie sich etwas vorgemacht hat. Und dann ist da noch Ben ...
Leseprobe:
„Hey!“
Sie erstarrte. Warum hatte sie keine Schritte gehört? Kein Auto? Wie konnte er so unbemerkt den Raum betreten haben, das Haus, das Grundstück? War sie so tief in ihren Gedanken versunken gewesen? Wie lange stand er schon dort? Hatte er sie beobachtet? Was hatte sie gemacht? Darauf war sie nicht vorbereitet. Wie konnte das sein? Seit Tagen hatte sie an nichts anderes gedacht als an diese Begegnung. Aber eigentlich stimmte das nicht. Sie hatte diese Gedanken seit Tagen unterdrückt, anstatt darüber nachzudenken, wie sie ihm gegenübertreten würde. Adrenalin schoss in ihre Adern und die Aufregung war zurück. Aber das sollte er nicht merken. Sie riss sich zusammen und setzte ein entspanntes Lächeln auf. Zumindest hoffte sie das, denn ihr Körper war noch immer wie erstarrt, während in ihrem Innern alles auf Hochtouren lief. Ihr Herz raste und ihr Hormonsystem sendete Botenstoffe aus, die im Wechsel ihren Fluchtinstinkt aktivierten und Euphorie weckten.
„Hey!“ Sie drehte sich zu ihm, ohne ihn anzusehen. Ihre Stimme überschlug sich fast und sie klang alles andere als sicher.
„Seit wann bist du hier?“ Seine Stimme klang sicher. Und entspannt. Warum war er so entspannt?
Sie atmete tief durch. Langsam, damit er es unmöglich sehen konnte. „Seit etwa zwei Stunden? Und du?“ Besser. So langsam kam die Fassung zurück. Sie ging zu ihrer Tasche, um ihre Wasserflasche zu holen und ihrem Körper eine Aufgabe zu geben. Es waren nur zwei Schritte, aber sie musste sie behutsam gehen. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Die Tasche stand auf ihrem alten Schreibtisch zwischen Stiften, Notizblöcken und, tatsächlich, einem Algebra-Buch. Warum hatte ihr Vater dieses Zimmer nie umgeräumt? Ihr Blick fiel auf ein Lineal, auf das mit einem Permanent-Marker unverständliche Buchstabenkombinationen geschrieben waren. Für jeden anderen unverständlich, aber sie wusste, was sie bedeuteten. Und er wusste es auch.
„Ich bin gerade angekommen. Hattest du einen guten Flug?“ Wieder riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken. Ihn zu hören, zu sehen, seine Anwesenheit, das Haus und die Holztreppe, all das warf sie aus der Bahn. Diese ganze Situation. Dieser Ort. Es zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie klammerte sich mit der einen Hand an die Flasche und stützte sich mit der anderen auf dem Schreibtisch ab, um das Zittern in ihren Beinen auszugleichen. Ihre Hände waren feucht und sie rutschte von der Holzplatte.
„Ja, ähm, keine Turbulenzen. Und deiner?“ Sie war nie gut in Small-Talk gewesen. Und nie hatte es sich so lächerlich angefühlt wie jetzt. Sie zwang sich, ihn anzusehen, von unten nach oben: keine Schuhe, ausgewaschene Jeans, ein graues T-Shirt, blaue Augen, nasse Haare. Hatte er geduscht? Seit wann war er hier?
„Ich bin nicht geflogen.“ Ein zartes, kaum wahrnehmbares Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Sie hörte es mehr, als dass sie es sah. Es amüsierte ihn, wie ungeschickt sie sich bei diesem Wörter-Ping-Pong anstellte. Er wusste, dass sie es hasste. Natürlich wusste er das. Zog er sie auf? Fast wurde sie wütend. Sie öffnete die Flasche, hob sie an die Lippen und sah, wie seine Mimik sich veränderte. Der leicht belustigte Ausdruck verschwand und sein Blick wurde ernst. Im nächsten Moment wusste sie, warum. Mist.
Im Kindle-Shop: Wenn du wieder gehst: Eine Liebesgeschichte.
Mehr über und von A.D. WiLK auf ihrer Website.
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