17. Oktober 2018

'Wem Ehre gebührt: Kriminalroman' von Rainer Kottke

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Spätherbst 2016 - Weihnachten steht vor der Tür: Diesen Auftrag hat Jo Buskohl unmöglich ablehnen können - erstmals ermittelt der Detektiv auf internationalem Parkett.

Zusammen mit Partnerin Constanze ist Jo unterwegs an die französische Opalküste. Sie wollen den abgetauchten Schwiegersohn des Bürgermeisterkandidaten Siefken zur Rede stellen. Der junge Mann hat Fotos der verstorbenen Tochter des Politikers veröffentlicht. Private Fotos. Online und außerordentlich unanständig …

Zur selben Zeit fliegen daheim in Ostfriesland Tortenstücke durch die Luft. Präzise geschleudert, treffen die sahnigen Geschosse Bestsellerautor Nikesch ins Gesicht. Dessen Auftritt im Leeraner Modehaus Göttberg findet ein jähes Ende.

Was zunächst nach Routine aussieht, eskaliert innerhalb von Tagen. Blut fließt. Als Jo nicht ausschließen kann, durch seine Ermittlungen einen Mord ermöglicht zu haben, ist endgültig Schluss mit lustig.

Leseprobe:
Wie gelähmt klebte Jo eine Weile im Ledersitz des Camaros.
Die ersten Minuten bereute er, zu King ins Auto gestiegen zu sein. Auf dessen Hinweis, dass sie das Lovemobil nicht wieder blockieren und das Mädchen von der Arbeit abhalten konnten, hatte der Detektiv spontan keine Erwiderung gefunden. Dem Zuhälter eine Spritztour im klapprigen Bandbus vorzuschlagen wäre kaum infrage gekommen.
Jo schielte ins Cockpit des Chevrolets. Die Tachonadel kratzte an 210 und das Instrument reichte noch rauf bis 330. Sie flogen über den nassen Asphalt Richtung Oldenburg.
Jo räusperte sich zweimal, bevor er tonlos hervorpresste: »Bin seit dem Sommer nicht mehr schneller als 120 gefahren.«
»Ohne Scheiß?« King zog die Oberlippe herauf bis an die sich kräuselnde Nase und präsentierte eine Kauleiste, die dem Ermittler keineswegs original erschien.
»Ganz ohne Scheiß«, antwortete Jo etwas fester.
»Soll ich langsamer fahr’n?«, fragte der Zuhälter belustigt.
»Bin bei einer Verfolgungsjagd von der Straße gerempelt worden«, erklärte Jo.
»Alter! Is’ doch geil!«
»Nee, eigentlich gar nich’.«
Der Detektiv berichtete in kurzen Sätzen vom furiosen Showdown in seinem letzten Fall. Während er sprach, spürte er, dass die Beklommenheit nachließ.
King forcierte noch einmal das Tempo. 220. 230.
Jo fragte sich, ob der Kauf des wenig spritzigen Citroën Jumpys nicht ein Fehler gewesen sei.
Unerwartet trat der Zuhälter brachial auf die Bremse und nahm im allerletzten Moment die Ausfahrt kurz vor Westerstede.
»Wir besuchen eben ’nen Kumpel. Is’ mir zwei Riesen schuldig, der Gute«, kommentierte King trocken, während Jo beim Hineinflug in die lang gezogene Kurve Mühe hatte, dem speckigen Luden nicht auf den Schoß zu rutschen.
An der Querstraße bog King rechts ab. Sie folgten einer von Eichen gesäumten Straße durch das im Dezember trostlose, flache Land. Es war kurz nach vier, der Himmel, schmutzige Pampe, erschien zum Greifen nah und es dämmerte bereits.
»Schlimme Sache, das mit Miriam«, tastete sich Jo an den Grund seines neuerlichen Treffens mit Ecki King heran.
»Wenn wir gleich da sind, dann steigst du aus, lässt die Tür offen stehen und stellst dich gut sichtbar vor ’n Wagen. Aber setz dich ja nich’ auf die Motorhaube!«
»Also, hör mal, King ...«, versuchte Jo zu protestieren.
Der Zuhälter schnitt ihm das Wort ab. »Bleib mal einfach geschmeidig. Ich brauch dich nur als Zeugen. Damit die Jungs nich’ auf so dumme Ideen kommen.«
Jo schluckte seinen Ärger herunter und startete einen zweiten Anlauf, das Gespräch auf den Vermisstenfall zu bringen. »Wer ist eigentlich der Vater von Miriams Kind? Gibt’s den noch?«
»Quatsch! Hat’s auch nich’ gegeben. Also, drei Minuten oder was hat’s den natürlich wohl gegeben«, feixte King. »Das war ’n Betriebsunfall von ’er Kleinen. Und abtreiben wollt sie nich’. Die Mädels waren damals beide voll von ’er Rolle, haben sich gegenseitig verrückt gemacht, die beiden. Die eine hatt’ nur noch Heiraten im Kopp gehabt und die andere wollt auf mal ’n Balg großziehen.«
Sie erreichten ein winziges Kaff, eine rumpelige Straße mit ein paar Häusern drum herum.
»Ist der Nikesch Miriams Kunde gewesen?«
»Ich hab dir und dem Bullenkumpel neulich schon gesagt, dass ich null Schimmer hab, warum sie diese Tortensache angestellt hat. Stammgast war der Nikesch nich’. Da hätt ich garantiert was von mitbekommen.«
King bog in einen Schotterweg ein. Sie fuhren auf eine frei stehende, ehemals landwirtschaftlich genutzte Scheune zu. Durch das offene Tor im brüchigen Ziegelsteinbau konnte Jo eine Hebebühne erkennen. Zwei mächtige Kerle in Overalls traten heraus, noch bevor der Zuhälter den Wagen auf dem großen Vorplatz abgestellt hatte. Die beiden Männer mochten vom Alter her Vater und Sohn sein. In den Händen hielten sie kiloschwere Schraubenschlüssel, die Jo eher zur Mähdrescherreparatur geeignet erschienen als zum gängigen Inventar einer Schrauberwerkstatt gehörend.
Der Zuhälter ging breitbeinig auf die Männer zu. Sie begannen sofort zu streiten. Aus der Entfernung konnte Jo verstehen, dass die Mechaniker Ratenzahlung verlangten.
Wie vereinbart hatte sich der Detektiv vor dem Camaro in Position gebracht.
[...]

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Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Rainer Kottke auf seiner Website.



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