23. August 2019

'Stark wie ein Schmetterling' von Silja Rima

Kindle (unlimited) | Thalia | Taschenbuch
»Er hat mich an meine Grenzen gebracht. Es gab Tage, da wollte ich nicht mehr leben.«

Laras Beziehung mit Max beginnt wie ein Märchen und endet in einem Albtraum. Trotzdem kommt sie nach der Trennung gegen die Sehnsucht nach ihm kaum an. Es deutet alles darauf hin, dass Max an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Lara sieht nun vieles, was sie in den letzten 14 Monaten erlebt hat, in einem anderen Licht und erkennt, wie sehr sie sich durch seine Manipulationen verändert hat. Sie versteht nicht, wie es so weit kommen konnte und warum sie all die Verletzungen ertragen hat. Ist sie gar nicht so stark und selbstbewusst, wie sie immer glaubte? Wird sie jemals wieder vertrauen und ohne Angst lieben können?

Lara braucht Antworten, wenn sie zu sich finden will. Als sich eine Möglichkeit auftut, diese Antworten zu bekommen, stellt sich für sie eine weitere Frage. Ist sie bereit, diesen Weg zu gehen?

Die Geschichte einer Frau, die schmerzlich erfährt, dass vergessen nicht reicht, um glücklich zu werden.

Leseprobe:
Prolog
Mit jedem Wort, das der Mann in das zarte Kindergesicht schmettert, scheint er größer zu werden. Sein Schatten legt sich wie eine eiserne Hand um die kleine Kehle und nimmt ihr die Luft.
Kinderaugen, in denen die Furcht schon lange zu Hause ist, schauen erstarrt zu dem Mann auf.
Angst.
Das Kind sieht die Speichelfäden, die aus dem Mund des Mannes spritzen, während er ihm die Worte entgegenspeit. Bösartige, hasserfüllte Worte, deren Sinn es nicht mehr erfassen kann. Zu sehr ist es damit beschäftigt, das Zucken zu unterdrücken, das seinen Körper bei jedem Ton durchfährt.
Jetzt beugt der Mann sich vor. Sein heißer, feuchter Atem schlägt dem Kind ins Gesicht. Instinktiv dreht es den Kopf zur Seite.
»SIEH MICH AN, WENN ICH MIT DIR REDE!«
Die Ohren des Kindes werden der Lautstärke nicht mehr Herr. Sie fangen an zu klingeln. Es blinzelt verwirrt. Tränen stehlen sich in seine Augen.
Nicht weinen!
Es weiß, dass es hören und sehen muss. Es braucht diese Sinne, um den ersten Schlag rechtzeitig zu erkennen und zu hören, wann die Wut überkocht. Außerdem würden Tränen den Mann nur noch wütender machen. Das weiß das Kind. Was dann passieren würde, wäre schlimmer. Viel schlimmer.
Bei diesem Gedanken beginnt der kleine Körper zu zittern. Das Kind ballt die Fäuste, bis sich die Fingernägel in seine Handflächen graben. Der Schmerz durchzuckt seine Hände und lenkt es ab. Das Zittern aber will nicht verschwinden. Dennoch hilft ihm das stechende Gefühl, sich zu konzentrieren, seinen ganzen Mut zusammenzunehmen und den Mann anzusehen.
Aus dem Augenwinkel sieht das Kind den Besen in der Ecke stehen. Der Schreck, der bis in seine Magengrube fährt, lässt das Zittern kurz ersterben. Für Millisekunden steht der kleine Körper wie eingefroren da.
Nicht hinsehen!
Aber die Augen gehorchen dem Kind nicht und wandern zum Besen. Ängstlich schnellt sein Blick wieder zu dem Mann.
Trügerische Hoffnung.
Ohne sich umzusehen greift der Mann nach dem Besen.
Zu schnell, um ausweichen zu können.
Ein Blitz durchzuckt den Kopf des Kindes. Dröhnender Schmerz. Es taumelt benommen. Aber nur kurz. Sein Körper reagiert wie von selbst. Die zarten Hände fliegen nach oben, und sein schmächtiger Körper duckt sich. Schutz. Den Kopf schützen.
Es hört das Pfeifen, das den nächsten Schlag ankündigt, der nur den Bruchteil einer Sekunde später sein Ohr trifft. Ein Schmerz wie ein Messerstich. Ein Schrei.
Nicht schreien!
Panisch presst das Kind die Lippen aufeinander. Es kann die Tränen nicht aufhalten. Sie fliehen aus seinen Augen. Es hört das Pfeifen nun nicht mehr. Zu schnell schlägt der Mann zu. Zu laut schreit er dabei weiter. Schmerzen durchzucken die Finger des Kindes, seine Knöchel, sein Fleisch.
Nicht schreien.
Wimmernd kauert das Kind am Boden.
Still! Sei doch still.
Es gibt kein Entrinnen mehr. Tiefer kann es sich nicht ducken.
Schmerzender Rücken.
Gehört er zu mir?
Warten.
Ein berstendes Geräusch.
Jetzt ist er kaputt. Sie wird mit mir schimpfen.

Im Kindle-Shop: Stark wie ein Schmetterling .
Mehr über und von Silja Rima auf ihrer Website.

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