9. Februar 2022

'Was ist Philosophie? Eine ganz kurze Einführung' von John-Stewart Gordon

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website John-Stewart Gordon
Das vorliegende Buch ist eine verständliche und kompakte Einführung in die Grundfragen der Philosophie. Dabei geht es weniger darum, alle wichtigen Themen abzudecken, sondern gezielt einige grundlegende Fragen anzugehen, die in der Geschichte der Philosophie einen besonderen Platz einnehmen. Grundsätzlich richtet sich das Buch an alle philosophisch interessierten Personen, ganz gleich ob sie absolute Laien sind oder bereits einen ersten Kontakt mit Philosophie hatten. Es sind keine Fachkenntnisse erforderlich, da alles in verständlicher Weise erklärt wird. Die Kapitel geben jeweils einen kurzen Überblick über einige der spannenden Fragen der Philosophie und sollen dabei zum Mit- und Weiterdenken anregen.

Wenn Sie nur wenig Zeit haben und dennoch wissen möchten, was eigentlich Philosophie ist und was Philosophen tun, dann hilft Ihnen dieses Buch weiter. Es ist auch für Schüler und Studienanfänger geeignet, die einen verständlichen, soliden und leichten Zugang zu komplexen Themen in der Philosophie suchen.

Anleser:
(…) Der griechische Begriff „philosophia“ setzt sich aus zwei unterschiedlichen Ausdrücken zusammen. Das Wort „philos“ bedeutet so viel wie Freund und „sophia“ kann man am besten mit Weisheit übersetzen. Demnach ist der Philosoph der Freund oder Liebhaber der Weisheit. Er ist, wie bereits der berühmte Philosoph Platon - ein Schüler des Sokrates - konstatiert hat, nicht bereits im Besitz der Weisheit, sondern lediglich ein danach Strebender. Nur Gott - oder die Weisen selbst (wenn es sie denn gibt) - sind im Besitz der Weisheit. Philosophie bedeutet demnach Liebe zur Weisheit.
Darüber hinaus gibt es natürlich eine Vielzahl von Motiven, warum man zu philosophieren beginnt. In der Geschichte der Philosophie hat es eine Reihe von Gründen dafür gegeben wie zum Beispiel das Staunen (Aristoteles), die existentielle Sinnfrage des menschlichen Lebens oder der Wille zur Aufklärung (Sophisten).
Diesbezüglich sollte man sich aber immer vor Augen führen, dass es zu Homers Zeiten (er wurde um 750 v. Chr. geboren) üblich war, zum Beispiel Erklärungen für naturwissenschaftliche Ereignisse wie Erdbeben oder Überschwemmungen im Willen der Götter zu suchen. Homer war ein Gigant der Literaturgeschichte, der Schöpfer der Ilias und Odyssee (die beiden wichtigsten Werke in der frühen griechischen Geschichte) und damit der Begründer der griechischen Geistesgeschichte und des griechischen Denkens. Ohne seine Schriften kann man das antike Griechenland nicht verstehen.
Neben Homer ist der berühmte Dichter Hesiod (um 750- 650 v. Chr.), ein weiteres Schwergewicht des frühen Griechenlands, maßgeblich für den Kurs der griechischen Geistesgeschichte verantwortlich. Mit seinem Werk Theogonie hat er die Grundlage der griechischen Götterwelt geschaffen, ihre Herkunft (Genealogie) beschrieben und damit das gesamte Glaubenssystem des antiken Griechenlands für viele Jahrhunderte nachhaltig geprägt.
Der Wandel vom Mythos zum Logos hat sich ganz allmählich vollzogen. Üblicherweise wird in diesem Zusammenhang auf Thales (um 626-545 v. Chr.), den ersten Philosophen, verwiesen, der ein bedeutender Naturphilosoph war und versucht hat, die Geschehnisse in der Natur nicht mehr im Rekurs auf die Götter zu erklären, so wie es noch die Dichter taten.
Im 5. Jahrhundert v. Chr. folgten die sogenannten Sophisten, die Weisheitslehrer, die sich endgültig vom Mythos lossagten und versuchten, alles vermittels des Denkens (Logos) zu erklären. Demnach war die Ursache des Donners nicht mehr der grollende Zeus, sondern auf bestimmte Phänomene in der Natur zurückzuführen. Auch wenn die Sophisten in der Antike nicht den besten Ruf hatten (sie waren teils sehr hoch bezahlte Wanderlehrer und moralisch „flexibel“ etc.), bleibt jedoch zu konstatieren, dass sie wichtige Aufklärer waren und etliche von ihnen herausragende Denker wie Protagoras von Abdera (um 481-411 v. Chr.) und Gorgias von Liontinoi (um 480-380 v. Chr.) gewesen sind.
Der Übergang vom Mythos zum Logos gilt spätestens zur klassischen Zeit der Philosophie (Sokrates, Platon und Aristoteles) als abgeschlossen. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine echte Auseinandersetzung um die Deutungshoheit zwischen den Dichtern wie Aristophanes (446-386 v. Chr.), die immer noch an den traditionellen Erklärungsversuchen festhielten, und den Philosophen, wie Sokrates (470-399 v. Chr.), gehandelt hat (vgl. das Theaterstück Die Wolken von Aristophanes).
Es ging um sozialen, moralischen und politischen Einfluss in der Polis, dem antiken Stadtstaat. Es stand viel auf dem Spiel. Wie sollte die Polis eingerichtet sein? Wie sollte man leben? Der Einfluss der Philosophie und der Siegeszug ihrer nachvollziehbaren Argumente konnte jedoch nicht mehr aufgehalten werden. Damit gewann die Philosophie ihren ersten großen Battle.
Warum gibt es etwas und vielmehr nicht Nichts? Was ist der Mensch? Was können wir wissen? Gibt es einen Gott? Wie soll man sich verhalten? Was ist der Sinn des Lebens? Haben wir einen freien Willen? Diese und ähnliche Fragen sind ihrer Natur nach philosophische Fragen, die uns als Menschen in der Regel besonders interessieren. Einige dieser Themen werden wir im Folgenden kennen lernen.
(…)
Im Folgenden werde ich Ihnen einige dieser „Athleten“ und eine Auswahl der bedeutendsten philosophischen Fragen vorstellen. Die aktive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen philosophischen Themen wird Sie als Leser/In hoffentlich in die Lage versetzen, besser zu verstehen, was wir Philosophen eigentlich tun und warum unsere Arbeit gesellschaftlich so bedeutsam ist.
Nur eine aufgeklärte Gesellschaft ist eine starke Gesellschaft, die sich erfolgreich gegen jedwede soziale Widrigkeiten und extremistische Tendenzen zur Wehr setzen kann. Gehen wir es an!

Blick ins Buch (Leseprobe)

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