9. Januar 2012

'Verrat' von Brigitte Tholen

In diesen Kriminalgeschichten dreht sich alles um den Verrat durch Personen, die die Liebe und das Vertrauen missbraucht haben.

Lesermeinung: "Es macht Spaß, die Geschichten zu lesen und man ist tatsächlich in jeder Story so gut gefangen, dass man einen Moment braucht, bis man wieder da ist."

Anais Nin sagt: „Die Liebe stirbt nie einen natürlichen Tod. Sie stirbt, weil wir das Versiegen ihrer Quelle nicht aufhalten, sie stirbt an Blindheit und Missverständnissen und Verrat. Sie stirbt an Krankheiten und Wunden, sie stirbt an Müdigkeit. Sie siecht dahin, sie wird gebrechlich, aber sie stirbt nie einen natürlichen Tod. Jeder Liebende könnte des Mordes an seiner eigenen Liebe bezichtigt werden.“

Gleich lesen: > > > Auf dem Kindle

Leseprobe:
Aus "Das Labyrinth der Puppen"

Es sah wie getrocknetes Blut aus neben der Klinge, die zwischen den Schulterblättern steckte. Tim wich einen Schritt zurück. Beates Mundwinkel zuckten leicht. Sie trug einen lilafarbenen Hut, der über und über mit rosa Blüten besetzt war. Das Kleid wiederholte in quadratischen Mustern beide Farben.
"Alles wirkt so echt." Tim starrte noch immer auf die lebensgroße Puppe.
"An dieser Figur arbeite ich gerade. Zum Schluss wird der fertige Körper mit Latex besprüht." Sie hob den Arm der Puppe hoch. "Die Gliedmaßen sind beweglich angesetzt."
"Du hattest damals schon die verrücktesten Einfälle."
"Ich bin Künstlerin." Sie zeigte in die Runde. Das Labyrinth ist das Ergebnis einer eintägigen Performance, an der viele aus dem Ort teilgenommen haben. Tausende von Berberitzen habe ich dafür gekauft." Beate strich sanft über die Seiten der Hecke. "Als Kulisse für meine Werke."
"Verstehe. Hast du noch mehr schauerliche Dinge in deinem Labyrinth?"
"Da vorne, die Dame im Abendkleid. Sie war mein erstes Exemplar. Ist sie nicht entzückend?"
Eine zierliche, rothaarige Frau in hautengem, schwarzem Kleid stand dort. Ihr Gesicht war von Sommersprossen übersät, und die blauen Augen blickten den Besucher an. Der schmale Mund war leicht geöffnet. Die linke Hand lag auf der Hüfte.
Zwischen den Fingern der rechten steckte eine Zigarette, als warte die Dame darauf, dass man ihr Feuer reiche. Unter dem Daumen klebte ein Pfennig.
Tim konnte sich nicht sattsehen. "Warum hat sie die Münze in der Hand?"
Beate spielte mit ihrem Ohrring. "Vor Jahren, als es die D-Mark noch gab, habe ich Glückspfennige gesammelt, jetzt sind sie mein Markenzeichen."
"Originell. Die Frau erinnert mich an jemanden."
"Tatsächlich?"
"An…"
"An wen?"
"Ach, niemand Besonderen."
Beate wickelte eine Locke ihres blonden Haares um den Finger. "Natürlich erkennst du sie, nicht wahr? Hieß sie nicht Kia?" Tim senkte den Kopf und sah zu Boden. "Es ist lange her. Du hast mir immer noch nicht verziehen? Als du anriefst, habe ich mich gefreut, ich dachte, wir könnten …"
Beate sah ihn ruhig an. "Komm weiter."
Stumm gingen sie durch das Labyrinth, die Berberitzenhecken entlang, deren Früchte in der Abendsonne blutrot leuchteten. Es duftete herb nach dem Grün des Dorngebüsches.
Es war vielleicht doch keine gute Idee, hierher zu kommen, dachte Tim.
Sie hatten einen Platz erreicht, auf dem eine Holzbühne stand. Auf dem Podium saßen drei junge Frauen, die sich zu langweilen schienen. Beate blieb stehen, während Tim sich ihnen näherte.
"Die Drei, erinnerst du dich? Du kannst sie nicht vergessen haben."
Tim drehte sich ihr zu. "Was soll das, Beate? Hast du auch eine Nachbildung von mir?"
"Ich arbeite daran."
"Warum machst du das? Warum nimmst du gerade uns als Vorlagen?"
Beate lächelte.

Im Kindle-Shop: Verrat: Kriminalgeschichten

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