19. Februar 2014

'Sophias Krieger' von Dana Graham

Ein historischer Liebesroman. Die junge Kaufmannswitwe Sophia Marwood ist verzweifelt: Ihr intriganter Schwager Marcus macht ihr das Handelshaus streitig, seit Monaten verschwinden Waren aus ihrem Lager am Hafen und ihre jüngere Schwester verweigert sich allen Heiratskandidaten. Was Sophia dringend bräuchte, wäre ein rettender Engel, doch in einer Gewitternacht kommt Duncan zu ihr – ein geheimnisvoller Krieger aus den Bergen, der durch einen alten Bluteid an die Familie Marwood gebunden ist.

Schon bald empfindet Sophia mehr als nur Faszination für den gut aussehenden Kämpfer mit dem aufbrausenden Temperament, und auch diesem ist sie trotz zahlreicher Auseinandersetzungen keinesfalls gleichgültig. Aber Duncan darf seine Treue nur einem Mann der Familie schwören: Marcus. Und Marcus hat seine finsteren Pläne gegen Sophia längst nicht aufgegeben …

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Leseprobe:
„Du musst ihn nicht lieben, du musst ihn nur heiraten!“ Sophia Marwood sah ihre jüngere Schwester Eleanor streng an. Sie standen in dem großen Esszimmer im ersten Stock ihres Hauses, das auch als Empfangsraum für wichtige Handelspartner diente. Doch im Augenblick waren sie alleine, und Sophia versuchte, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Wie oft hatte sie diese Diskussion in den letzten Monaten mit ihrer Schwester geführt? Aber Ellie schien den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben! In kerzengerader Haltung stand sie neben dem schweren Tisch in der Mitte des Raumes und funkelte Sophia böse an. Ihr trotzig gehobenes Kinn zeigte deutlich, dass sie auch dieses Mal nicht gewillt war, nachzugeben.
Trotz ihres Ärgers musste Sophia sich ein Lächeln verkneifen. Ellie war ihr in vielen Dingen so ähnlich! Wäre die Farbe ihrer Augen und Haare nicht unterschiedlich, könnte man sie für Zwillinge halten: Sie waren gleich groß, besaßen dieselbe schlanke Figur und feine, ebenmäßig geschnittene Gesichtszüge – und hatten leider auch den gleichen Starrsinn. Um Ellies Widerstand nicht weiter zu verstärken, setzte sie eine Spur freundlicher hinzu: „Er ist ein äußerst ehrenwerter Mann.“
„Er ist ein Langweiler“, antwortete Ellie ungerührt und fuhr mit den Fingern an der kunstvoll gedrechselten Lehne eines Stuhles entlang.
Sophia klopfte mit der Fußspitze auf den Boden. „Nein, das ist er nicht, sondern ein guter Buchhalter und Kaufmann“, hielt sie ihrer Schwester entgegen, und ihre blaugrauen Augen blitzten.
„Ah, daher weht der Wind!“ Ellies Brauen gingen in die Höhe. „Du willst ihn für dein Handelshaus.“
„Ja“, gab Sophia zu, denn sie wollte ihre Schwester nicht anlügen. „Wir brauchen dringend einen verlässlichen Mann, der sich um unsere Angelegenheiten am Hafen kümmert. Wenn er zur Familie gehört, können wir ihm vertrauen.“
Ihre Schwester schüttelte heftig den Kopf, sodass der geflochtene Zopf aus hellbraunem Haar auf ihrem Rücken wild hin und her schwang. „Ich will aber nur aus Liebe heiraten, so wie du!“
So wie ich. Sophia sah auf den schmalen Goldring an ihrer linken Hand, und die Trauer schlug wie eine gewaltige Woge über ihr zusammen und nahm ihr fast den Atmen. Ellie hatte recht. Sie hatte Lucas aus Liebe geheiratet, und ihre Liebe zu ihm machte es ihr jetzt so schwer. Es gab keine Nacht, in der sie sich nicht in den Schlaf weinte und ihn zu sich zurücksehnte. Die Geborgenheit seiner Nähe, seine Zuversicht, sein Lachen: All das war nun nicht mehr. Lucas war tot. Und es war ihre Schuld, nicht mit ihm gestorben zu sein. Warum nur war sie an diesem schicksalhaften Tag nicht mit ihm in die Kutsche gestiegen? Jetzt war sie zu einem Leben in Einsamkeit verdammt, denn einen Mann wie Lucas würde sie nie wieder finden.
Rasch wischte sich Sophia die Tränen aus den Augenwinkeln, damit Ellie ihren Schmerz nicht bemerkte. Hätte sie Lucas nicht aus Liebe geheiratet, ihre geschäftlichen Probleme wären nach seinem Tod dieselben – aber dieses beständige Gefühl, als sei ein Teil ihres Herzens herausgerissen, würde sie nicht immerzu quälen. Lucas fehlte ihr schrecklich, und Tag für Tag versuchte sie vergebens, über seinen Verlust hinwegzukommen: Sie schlief, sie aß, sie arbeitete, sie besuchte Versammlungen der Kaufmannsgilde und Bankette, doch ihr Inneres war leer, ihr Körper nichts weiter als eine Hülle. An dem Tag, an dem sie Lucas beerdigt hatte, hatte sie auch ihre Gefühle zu Grabe getragen. Das Einzige, was sie jeden Morgen wieder aufstehen ließ, war die Verantwortung für Ellie und der Wunsch, das Handelshaus erfolgreich weiterzuführen, um Lucas‘ Andenken zu wahren. Doch in beiden Angelegenheiten war sie mehr oder weniger erfolglos. Sophia spürte die Hand ihrer Schwester auf ihrem Oberarm und sah auf.
„Es tut mir leid“, sagte Ellie. Sie trat auf Sophia zu und strich ihr eine Strähne kastanienbraunes Haar aus der Stirn, die sich aus dem schlicht aufgesteckten Knoten gelöst hatte.
Sophia blickte ihre kleine Schwester liebevoll an. Sie wusste genau, wie groß Ellies Sorge um sie war. Lucas war nun zwei Jahre tot, und sie trauerte immer noch wie am ersten Tag. Ellie konnte das nicht verstehen, und so ließ Sophia es sich selten anmerken, wie sehr sie weiterhin litt. Sie versuchte, sich unbeschwert zu geben, doch sie merkte, wie hart und zynisch ihr Tonfall und wie gezwungen ihr Lachen geworden war.
„Sophia, ich werde diesen Buchhalter nicht heiraten“, beharrte Ellie. Vorsichtig setzte sie hinzu: „Wenn er dir so wichtig ist, könntest du selbst …“
Sophia verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich heirate nicht mehr“, erwiderte sie gepresst. Sie atmete tief durch und versuchte, den Schmerz in ihrem Inneren zu unterdrücken. Als sie schließlich weitersprach, war der Kummer aus ihrer Stimme verschwunden und Entschlossenheit zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. „Und selbst wenn ich wieder heiraten wollte: Für ihn wäre ich zu alt, ich bin immerhin schon sechsundzwanzig. Aber dir läuft die Zeit davon, Ellie. Du bist letzten Monat neunzehn geworden, du musst dir schnellstens einen Mann suchen – solange du jung bist und unser Handelshaus noch einen guten Namen hat!“
Doch ihre Schwester blieb standhaft. „Nein, ich habe meine eigenen Vorstellungen“, erwiderte Ellie mit fester Stimme. „Ich will mir meinen Gemahl selbst aussuchen, und außerdem …“ Weiter kam sie nicht, denn auf der Treppe erklangen schwere Schritte, und im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. Ein Mann Ende zwanzig trat ein, stämmig, mit kurzen roten Haaren und wässrig blauen, dicht beieinanderstehenden Augen. Er durchmaß mit großen Schritten den Raum, und eine verschüchterte Dienstmagd schloss eilig die Tür hinter ihm. Vor Sophia und Ellie blieb er stehen und musterte sie mit herablassender Miene.
Beim Anblick des Mannes verhärteten sich Sophias Gesichtszüge. Marcus Marwood war Lucas‘ jüngerer Bruder, doch mit ihrem verstorbenen Ehemann hatte er weder äußerlich noch charakterlich irgendwelche Gemeinsamkeiten. Das Einzige, was sie und Marcus miteinander verband, war ihre gegenseitige Abneigung seit dem Tag, als Sophia Lucas kennengelernt hatte. Sie seufzte. Wenn Marcus so zu ihnen hereinstürmte, konnte das nichts Gutes bedeuten. Aufgrund seiner Unhöflichkeit verzichtete sie auf jede Begrüßung. „Was führt dich in mein Haus, Marcus?“, fragte sie kühl.
„In dein Haus, Schwägerin?“, erwiderte er spöttisch. „Wir wissen doch alle, mein Bruder hat dieses Haus gekauft. Du warst bettelarm, bevor du ihn vor sieben Jahren vor den Traualtar gelockt hast.“
Bei seinen beleidigenden Worten verfinsterte sich Sophias Miene weiter. „Was willst du?“, wiederholte sie in eisigem Tonfall.

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