24. März 2014

'Die schmutzigen Geschäfte in der Verlagsbranche' von Alice Stein

Dieser Ratgeber soll sowohl begeisterte Leser als auch angehende oder bestehende Autoren, sowie Schriftsteller über die Hintergründe der Verlagsbranche informieren. Die Autorin gibt dabei zahlreiche Informationen aus ihrer eigenen Erfahrung weiter. Ein ausführlicher Teil beschäftigt sich mit wichtigen Hinweisen für alle, die selbst schreiben: Stolperfallen in Verträgen, unfaire Geschäftspraktiken, Literaturagenten bis hin zu Selbstvermarktungsstrategien für das eigene Werk.

Außerdem gibt sie noch brisante Insiderinformationen, die jeder wissen sollte, der gerne und oft Bücher kauft. Für Leser, die einen Blick hinter die Kulissen der Verlagsbranche werfen möchten.

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Leseprobe:
Meine erste Buchpublikation lief noch ohne weitere Schwierigkeiten ab. Ich hatte mir zwar wesentlich mehr von der Vermarktung erwartet, aber zumindest hatte ich mit diesem Verlag sonst keine negativen Erfahrungen gemacht. Entgegen meinen Erwartungen war es für meine folgenden Publikationen nicht einfacher, einen Verlag zu finden, im Gegenteil - es schien immer schwieriger zu werden. Ich dachte, mit dem ersten Buch wäre der Bann einigermaßen gebrochen, und von da an würde es schneller gehen. Doch es stellte sich heraus, dass die Zeit, die ich für die Verlagssuche brauchte, bei meinem ersten Buch noch am kürzesten war. Das mag auch daran liegen, dass ich häufig das Genre gewechselt habe. Alle meine Bücher bei ein und demselben Verlag zu publizieren, war daher nicht möglich.
Zuschussverlage kamen für mich nicht in Frage, denn diesbezüglich hatte ich bereits sehr viele Warnungen gelesen. Solche Angebote habe ich sofort abgelehnt. Doch dann unterlief mir ein entscheidender Fehler bei meiner dritten Buchpublikation. Ich ziehe diese nun vor, da es sozusagen der Auftakt der eigentlichen Schwierigkeiten war, und ich in diesem Zusammenhang sehr viel erkennen musste, was in der Verlagsbranche so abläuft. Bald darauf gesellten sich Probleme mit meinem zweiten Buch und meiner Softwarepublikation dazu, die ich davor abgeschlossen hatte.
Aber nun zu meinem dritten Buch und dem Fehler meinerseits bei der Verlagsauswahl, die Probleme in einem Ausmaß nach sich zog, wie ich es nicht erwartet hätte.
Aufgrund meines Exposés von meinem dritten Buch (Manuskript), das ich an verschiedene Verlage geschickt hatte, bekam ich von einem Verlag eine Zusage, und sie teilten mir mit, dass sie mir den Vertrag zuschicken. Sie waren äußerst interessiert. Das ist schon einmal sehr ungewöhnlich, denn selbst wenn ein Verlag an einem Thema sehr interessiert ist, so trifft er nie eine endgültige Entscheidung aufgrund eines Exposés, wohlgemerkt noch ohne Leseprobe. Ich hatte es verschickt, da ich vorab ein Interesse am Thema abklären wollte, und gegebenenfalls hätte ich danach mehr geschickt. In dieser Phase bekommt man von einem seriösen Verlag noch kein Vertragsangebot. Das gab mir schon einmal zu denken, und ich hatte den Verdacht, dass es sich um einen Zuschussverlag handeln könnte. Mein Verdacht hatte sich bestätigt, sie wollten 3000 Euro von mir. Dies stand zwar nicht im Vertrag, aber in einem Begleitbrief. Obendrein wollten sie sich vertraglich die Rechte an nachfolgenden Werken zu den gleichen Konditionen sichern, und zwar für die Dauer von sechs Jahren. Das ist natürlich ebenfalls nicht in Ordnung.
Aufgrund dessen war das Thema für mich erledigt, und ich erteilte diesem Verlag per Mail eine höfliche aber deutliche Absage. Damit gaben sie sich jedoch nicht zufrieden, sie wollten dieses Buch unbedingt. Ich muss dazu sagen, dass die Thematik dieses Buches zu dem Zeitpunkt sehr aktuell war, gleichzeitig aber noch so gut wie keine Konkurrenzbücher der gleichen Art auf dem Markt waren. Letzteres macht es für die Verlage oft schwierig das Verkaufspotenzial einzuschätzen, weil keine Vergleichswerte vorliegen. Aber das Buch hätte durchaus Potenzial gehabt, das sah wohl auch dieser Verlag so. Telefonisch gingen sie mit mir die einzelnen Punkte im Vertrag durch, mit denen ich nicht einverstanden war, und versuchten mit mir zu verhandeln.
Doch ich blieb unnachgiebig auf meinem Standpunkt. Ich hatte ja nichts zu verlieren, denn ich hatte diesen Verlag bereits abgehakt. Nach kurzer Rücksprache mit der Verlagsleiterin gaben sie mir in allen Punkten nach, sicherten mir zu, die Finanzierung alleine zu tragen, und stellten mir eine schnellst mögliche Veröffentlichung in Aussicht. Der Vertrag wurde dementsprechend geändert. Die rasche Veröffentlichung war übrigens der einzige Punkt, den sie tatsächlich eingehalten haben, wenngleich auch mit einer kleinen Verzögerung. Da ich ein ungeduldiger Mensch bin und ohnehin bereits fast ein Jahr wieder auf Verlagssuche war, war ich damit leicht zu ködern. Obwohl ich eigentlich stolz darauf hätte sein können, dass ich gut verhandelt habe, war ich es nicht. Mein erster Gedanke war: "Jetzt habe ich keinen Grund mehr abzulehnen" - aber ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl. Eigentlich hätte ich immer noch gerne "Nein" gesagt, doch ich hatte keinen rationalen Grund mehr. Hätte ich bloß auf mein Gefühl gehört. Aber das tat ich nicht, denn ich wollte mein Buch so bald wie möglich veröffentlicht haben, also redete ich mir meine Entscheidung schön und verdrängte das negative Gefühl.

Im Kindle-Shop: Die schmutzigen Geschäfte in der Verlagsbranche

Mehr über und von Alice Stein auf ihrem Blog zum Buch.

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