8. April 2014

'Die letzte Lektion' von Friedrich Wulf

Ein Krimi mit Humor. Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden. Und wer hätte nicht einen Pauker im Keller seiner grausamsten Fantasien?

Ist es da also verwunderlich, dass es auch einmal Lehrer trifft? Dass sie vom Leben befreit werden, sollte allerdings nicht allzu ernst genommen werden, denn ohne Humor wäre das Leben ein Irrtum.

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Leseprobe:
„Mord. Am Michaelskloster wurde doch ein Lehrer ermordet. Schwerdtfeger oder Schwerdtegger oder so ähnlich. Jetzt ist ein weiterer Pauker - ist in die ewige Unterrichtsstunde geschickt worden“, sagte Janine.
„Hu, hu, hu“, sagte er. „Sieht ganz nach einem Schwärmer aus. Ein auf den Kopf gestellter Gutmensch. Gut, gut! Kuck ich mir an.“
Horst wurzelte in seinem Büro herum, um seinen Textfetzen zu präparieren, einen zweiminütigen Report für Die Welt um eins. Aber er langweilte sich so sehr dabei, dass er ein unerquickliches Telefonat vorzog.
„Tut mir leid, es gibt nichts hinzuzufügen zur offiziellen Erklärung“, sagte der Polizeisprecher.
„He Männeken, hier spricht Horst Krock, also nicht so vorlaut“.
Pressesprecher waren noch schlimmer als grüne Redakteure. Sie masturbierten auf unterstem journalistischen Niveau.
Wer, fragte sich Horst mit ehrlichem Ekel, als er den Hörer fallen ließ, würde Pressesprecher werden, wenn er das Zeug zum echten Journalisten hätte. Pressesprecher salbaderten über Instinkt und Spürnase und über gute Schreibe und dann ging ihr Leben auf in so großartigen Wiederholungen wie: „kein Kommentar.“ Elende Gartenzwergsammler und Sockenbügler.
Missmutig wandte Horst sich wieder der Meldung zu, die nur ein paar Einzelheiten enthielt. Ein Biolehrer war tot aufgefunden worden, aber nichts über sein Privatleben, kein Hinweis auf mögliche Verdächtige.
Horst rief noch einmal bei der Polizei an, ließ sich dieses Mal aber nicht mit dem Pressesprecher abspeisen. Anders als der Pressesprecher begrüßte ihn der Polizeipräsident herzlich.
„Horst, was machen die Zähne?“
Horst fragte nicht, woher er das wusste, das war schließlich der Polizeipräsident, weshalb er gleich zum Punkt kam.
„Schweigen ist Gold wie, oder warum kriegt man von Ihren Jungs nichts zu -, die Öffentlichkeit ist beunruhigt, sie haben ein Recht auf …
„Offiziell oder unter uns?“
„Offiziell, unter uns, wie es beliebt, Hauptsache Fleisch ist dran und nicht nur Knochen.“
„Also gut.“
Die Meinung des Polizeipräsidenten über Horst schwankte. Manchmal meinte er, er könne ihm vertrauen, meist aber war er skeptisch. Horst Krock war so vertrauenswürdig wie ein Kettenhund, der ausgebüxt war und sich jetzt als Straßenköter einen Namen machte.
„Tatsache ist, wir glauben ein Fanatiker, ein Verrückter ist da am Werk. Der letzte Mord ähnelt dem am Lehrer des Michaelsklosters. Er hinterlässt Briefe am Tatort.“
„Was steht drin?“
„Hier, hör zu.“ Der Polizeipräsident raschelte durch seine Papiere. „Diesen ließ er auf der Lehrerleiche des Michaelsklosters: „So soll es allen humorlosen Tafelfüllern und Rechenmaschinen gehen, die meinen auf diesem Wege die Welt zu erkennen. Wir aber wollen die Feinheit und Strenge der Mathematik in alle Wissenschaften hineintreiben, um damit unsere menschliche Relation zu den Dingen festzustellen. Die Mathematik ist nur das Mittel der allgemeinen und letzten Menschenkenntnis.“
„Und was soll das heißen?“, fragte Horst.
„Find’ es heraus und sag es mir. Und dies ist von heute morgen, lag auf dem Biolehrer: „Und so ergeht es den Lauten, den Schreihälsen, die durch die Macht ihrer formalen Autorität herrschen wollen. Was den berühmten Kampf ums Überleben angeht, er ist damit zu Ende. Auch in die Klasse geschrien, ist der Kampf ums Überleben einstweilen mehr behauptet als bewiesen. Wo gekämpft wird, kämpft man um Macht.“
„Leck mich am Arsch“, sagte Horst.
„Genau. Und wir wollen nicht, dass das rausgeht, weil …“
„Weil es genug Pavianärsche gibt, die fünf Minuten berühmt sein wollen und ihr dann nicht wisst, woran ihr seid“, endete Horst für ihn. Das war das übliche Verfahren, wenn sie es mit Mördern zu tun hatten, keine Details herauszugeben.
„Gut, steckt schon in meinem Tresor, klappe zu“, sagte Horst und bedankte sich beim Polizeipräsidenten. Das war zum Sichbesaufen, weil Horst herzlich wenig der gelangweilten Welt um ein Uhr zu berichten hatte, aber zumindest kannte er jetzt den Grund fürs offizielle Schweigen. Er machte sich auf den Weg zum Studio und war dabei Sätze, ja ganze Absätze in seinem Kopf vorzuformulieren. Viel zu sagen, ohne etwas zu sagen, darin lag die ganze Kunst unter solchen Umständen. Er musste grinsen, als er an sein Vorbild dachte. Es war erst 12.15 Uhr, als er im Studio ankam, aber es gab keinen Grund zu warten.
„Lass es uns aufnehmen“, sagte er zum Toningenieur, verantwortlich fürs Drehen und Schieben von Knöpfen und Reglern. Gerade bei Horst war seine Ingenieursgenialität gefragt, er musste dafür sorgen, dass seine Ansager und Reporter, dass insbesondere Janine und Horst nüchtern klangen.
Um diese Zeit war das meist noch kein Problem und so hatten sie beim ersten Anlauf eine passable Aufnahme.

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1 Kommentare:

Am/um 8. April 2014 um 14:44 , Anonymous Friedrich Wulf meinte...

Den Krimi gibt es auch im epub-Format bei allen Anbietern von E-Books.
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Friedrich Wulf

 

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